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Schweinehunde unter sich - Star Trek / NCIS and so much more (later on)


Ein Augustabend in Washington ist toll. Da ist immer was los, weil die Temperaturen es noch gestatten, sich draußen aufzuhalten, auch, wenn es weit nach Mitternacht ist. Abygail Sciuto saß auf der großen Wiese, die gerade zwei Gehminuten von ihrer Wohnung entfernt lag. Hier hatte sie schon Zeit mit McGee verbracht, als er noch in Norfork arbeitete, hier hatte sie den Hund ausgeführt, hier hatte sie Vergleichsproben für Erdanalysen genommen – aber vor allem konnte man an diesem Ort wunderbar abschalten. Besonders, wenn es so angenehm warm war, wie zu diesem Zeitpunkt. Den Kopf in den Nacken gelegt, saß sie auf der Wiese, blickte nach oben zu den Sternen, die zahlreicher waren, als man sie durch die Lichtverschmutzung in Washington wahrnehmen konnte. Schade eigentlich.

Mit den Sternen war es sowieso eine faszinierende Sache. Das, was man auf der Erde sehen konnte, war alles – nur kein reales Abbild des Sternenhimmels anno 2011. Das Licht benötigte eine gewisse Zeit und wenn etwas hier auf der Erde beobachtet wurde, war es schon lange passiert. Sie wollte nicht wissen, wieviele dieser Lichtpunkte schon lange nicht mehr existierten, wieviele schon längt von schwarzen Löchern gefressen oder als Supernovae verglüht waren – sie wusste nur, dass sie, wenn sie ihren wissenschaftlichen Intellekt ausblendete, einfach nur ein wunderschönes Bild sah. Der Sternenhimmel – ruhig, klar und obwohl sich die Erde schnell bewegte, blieben die Sterne optisch an einem Punkt.

Wenn man von den Perseiden absah.
Die Perseiden sind ein Sternschnuppenregen, der scheinbar aus dem Sternbild des Perseus kommt – in Wirklichkeit sind es natürlich Kleinstkörper, Sternschnuppen oder Weltraummüll, der in der Erdatmosphäre verglüht. Kleine Lichtpunkte fielen und Abby hatte nie Schöneres gesehen. Schade, dass McGee nicht hier war, sie hätte sich mit ihm hier hinsetzen können und die Perseiden beobachten. Und so, wie sich die nächsten Minuten entwickeln würden, hatte sich Abby oft genug gewünscht, dass sie einen Zeugen gehabt hätte. Es ging alles mit einer Sternschnuppe los. Sie fiel nicht vom Sternbild des Perseus auf die Erde herab, sondern mehr westlich und machte sich auf den Weg über den Himmel zu fliegen..

„Gut“, schoss es Abby durch den Kopf, „Es soll ja auch ein paar Ausreißer geben.“
Ihr wissenschaftlicher Verstand flüsterte ihr zu, dass die Schnuppe inzwischen aber ziemlich lange zu sehen war und über einen leicht extremen Kurs verfügte, als sie über sie hinwegflog, kurz stehenblieb, beschleunigte und dann Richtung Horizont verschwand.
„Was… war das denn?“, schluckte Abby.




Cal straffte seine Gestalt, was ob der Handschellen kein leichtes Unterfangen war, und blickte Abby an: „W… was soll das gewesen sein? Ich meine, Sternschnuppen tun sowas in der Regel nicht.“
„So schlau bin ich auch, Captain. Sicher, dass Ihr damit nichts zu tun habt?“
Der Captain nickte: „Todsicher. Aber nur, um noch einmal sicher zu gehen.…“
Mit diesen Worten wandte er sich an Agatha: „Schatz, haben wir was damit zu tun?“
Kopfschüttelnd schaute die schöne XO ihn an.
„Siehste.“, sagte Cal, ging zu McGees Stuhl und wollte sich setzen, als er bemerkte, dass die Handschellen ihn doch ein wenig behinderten. Sein Blick wanderte zu Gibbs: „Hey, Boss, wie sieht es aus – hätten Sie was dagegen, mich loszumachen? Ich meine – ich würde gerne – ich bin nicht so der Freund von … erm…“
Er stockte, schaute zu Agatha: „Wenn ich jetzt ‚Fesselspiele’ sage, hab ich die komplette Belegschaft am Boden liegen, vor Lachen, oder?“
Die Angesprochene schloss die Augen, schüttelte den Kopf und schaute ihn dann wieder an: „Schatz, Du hast es gerade gesagt.“
„Und ganz so lustig ist es auch nicht.“, sagte Tony, woraufhin Ziva ihn anlächelte: „Aber ziemlich amüsant.“
Damit beugte sie sich vor und wisperte: „Aber ich kenn wen, der auf Fesselspiele steht, oder mein kleiner Pelzarsch?“
Tony wurde rot, Cal und Agatha schauten einander an, grinsten und sagten gleichzeitig: „Och ist das süß!“
Dann rollte der Captain mit seinen Augen und schaute wieder zu Gibbs: „Boss? Handschellen?“

„Mal sehen.“, sagte Gibbs mit einem leicht maliziösen Lächeln, ehe er zu Tony und Ziva herüberschaute. Er spürte wie kurz sowas wie Ärger in ihm aufbrodelte wie Sodbrennen, aber irgendwie hatten die beiden Starfleetoffiziere Recht. Es war schon süß zu sehen, wie Ziva mit Tony flirtete. Zwar hatte der Chefermittler keine Ahnung, was Ziva dem Halbitaliener ins Ohr geflüstert hatte, aber die Reaktion des Angesprochenen zeigte, dass es offenbar flirtend gemeint war.
„Grün.“, sagte Abby plötzlich und Cal schaute sie an: „Hä?“
„Das Ding, das ich gesehen habe… es war grün.“, erklärte die Frau.
Plötzlich war Agatha auf den Beinen, ging auf Abby zu und legte ihr beide Hände auf die Schultern: „Kannst Du versuchen, es genauer zu beschreiben?“
„Ich habe doch nur einen Lichtpunkt gesehen. Er war grün – mehr war da… nicht.“
Sie stockte kurz und schaute die XO verblüfft an: „Ich glaube… der Antrieb dieses Raumschiffes… irgendwie hat er grün geleuchtet.“


Donald Mallard schüttelte den Kopf.
Das Leichenteil lag vor ihm und er betrachtete die Maserung des Fleisches genau. Sie war kränklich fahl, bis gar nicht existent. Vielleicht lag es daran, wie dieses Stück in seine Obhut geraten war. In einer Pfanne gebraten zu werden, das war ein Schicksal, dass man nicht einmal seinem schlimmsten Feind wünschte. Ob das Wesen wusste, was ihm bevorstand, als es eingefangen und mit einem elektrischen Schock betäubt wurde? „Oh jeh.“, gab er in seiner alten, weisen Stimme von sich und schaute über den Rand seiner Brille den verschmitzt grinsenden Jimmy Palmer an, „Wissen Sie… in manchen Kulturen wird das Fleisch Verstorbener gegessen, weil man sich erhofft, die Seele dieser Person in sich aufnehmen zu können. Wenn wir uns an diese Kulturen halten…“

Damit warf er angewiedert einen Blick auf das parnierte Schnitzel auf dem Teller: „… würde ich mir hier vermutlich einen sehr zornigen Geist zuziehen. Es ist schon schlimm genug, dass das Tier sterben musste, damit wir etwas zu essen haben – aber dass es so totgebraten wurde, ist auch eine Zumutung.“ Damit deutete er mit der blitzenden Klinge seines Messers anklagend auf das Mittagessen, dass Palmer ihnen aus der Kantine geholt hatte. „Ich erwarte ja nicht viel – ich habe ja schon meine Erwartungen heruntergeschraubt, aber, hätte man das Schnitzel nicht medium braten können? Musste man es denn nochmal töten?“

Der Pathologe seufzte. Eigentlich war Essen für ihn ein Erlebnis, dass er mit allen Sinnen wahrnehmen wollte. Den Geruch der Beilagen, des Hauptgerichtes, die Farbe, mit der die Nahrung – in diesem Fall: Das Schnitzel – auf dem weißen Teller beinahe leuchtet, der Geschmack eines wirklich gut gebratenen Schinkens oder einer Sauce Holandaise…
Die Sauce Hollandaise. Idealerweise war die Farbe kräftig gelb, aber hier…
Ducky schüttelte erneut den Kopf.
„Wussten Sie, dass das, was wir als Sauce Hollandaise kennen, eigentlich gar nicht aus den Niederlanden kommt, sondern aus Frankreich?“, fragte Palmer in diesem Moment und wurde durch einen leicht genervten Blick des Älteren zum Schweigen gebracht.
„Diese Soße ist ja beinahe zu ungenießbar.“, stellte er fest und schüttelte dieses Mal nicht nur den Kopf, sondern sich selbst gleich mit., „Ich glaube, ich muss mal ein gründliches Wort mit dem Küchenchef reden.“
Gerade in diesem Moment erwachte der kleine Bildschirm zum Leben, über den sich Abby manchmal mit ihm unterhielt. Nur, dass dieses mal nicht Abbys Labor zu sehen war, sondern der ganze Bullpen.
„Was gibt es, Duck?“, ertönte Gibbs Stimme und Ducky schaute auf.
„Abgesehen von der Beleidigung meiner Zunge durch dieses tote Schnitzel – nicht viel. Ich möchte Dir raten, bleib von der Kantine fern. Das Essen hat sich seit der neue Küchenchef hier ist, drastisch verschlechtert. Ich frage mich ernsthaft, wie man mit so wenig Kenntnissen über die richtige – liebevolle –Zubereitung unterschiedlicher Gerichte diesen Beruf ergreifen kann.“

„Wem sagen Sie das, Doktor Mallard.“, meldete sich Cal zu Wort, „Unsere Replikatoren haben auch keine Se…“
Weiter kam er nicht, denn Agatha legte ihm schnell die Hand auf den Mund und zischte ihm etwas zu, das verdächtig nach „Klappe!“ klang.
Was Cal offenbar nicht sehen konnte, war, dass Gibbs ein kurzer Anflug, eine leichte Idee, eines Lächelns über das Gesicht huschte. Dann schaute er Ducky in die Augen, „ Sag mal Duck, was gibt es neues bei der Autopsie Stones?“

Auf dem Bildschirm konnte man sehen, wie Ducky kurz Luft holte und in die Runde blickte.
„Also, es ist so, wie ich es Anfangs vermutet habe. Die Tatwaffe ist ein Langschwert. Der Täter hat sein Opfer von hinten mit einem einzigen, schnellen Schlag ermordet und ihn dann so liegen lassen, dass man ihn sehen konnte.“
„Aber warum hatte man ihn nicht schon eher gefunden? Warum musste Petty Officer McConnaugh erst daher gejoggt kommen, um ihn zu finden?“, fragte Ziva und schaute entschuldigend zu Tim herüber, der, kaum, dass er den Namen gehört hatte, unmerklich zusammenzuckte.
„Hmpf hmpf hmmmmmmpf.“, machte Cal gegen die Hand von Agatha und schaute sie an. Kurz betrachtete sie ihn nachdenklich, warf dann einen Blick zu Gibbs, der ihr zunickte.

Dann ließ sie den Mund des Captains los, der sofort nach Luft japste und seine XO dann anschaute: „Danke.“
Er wandte sich an Ducky: „Könnte es sein, dass – ich weiß nicht – das Schwert erst…“
Abby schnitt ihm das Wort ab: „Tolle Idee, Capitano.“
„Woher wissen Sie, was ich für eine Idee habe?“, fragte Cal und Abby lächelte: „Ich hatte die Idee selbst vor ner knappen Stunde. Also – ich nehme an, was der Captain uns sagen will, ist Folgendes. Was ist, wenn das Schwert erst dann wirklich sichtbar ist, wenn die Sonne in einem bestimmten Winkel auf die Klinge scheint, sodass das Glitzern Neugierige Blicke anzieht?“

„Wenn ich wollte, dass jemand bestimmtes eine Leiche findet, würde ich genau so vorgehen.“, nickte Ziva und Abby strahlte, genau wie Cal. Dies zu sehen und ein leises „Was für ein Schleimer“ zu murmeln, war für Tony eine Handlung. Ziva bekam dies mit, lächelte aufreizend und lehnte sich wieder zu ihm herüber: „Was war das, Tony?“ Der Captain blinzelte, schien verblüfft ob der Charmeoffensive der Israelin zu sein und wandte sich an Agatha. „Sollten die Beiden jetzt schon so weit sein?“, raunte er ihr zu, was Agatha zu einem Schulterzucken hinriss, ehe sie wisperte: „Ich habe keine Ahnung. Eigentlich werden die Beiden ja erst in vier Jahren ein Paar, aber ich glaube, es macht nun keinen Nennenswerten Unterschied mehr, ob die Beiden jetzt zusammenkommen, oder erst in vier Jahren. Die Zeitlinie ist sowieso ziemlich durcheinander.“


Just in diesem Moment klingelte meldete sich lautstark Tony DiNozzos Handy zu Worte und brachte diesen dazu, es aufschnappen zu lassen.
„DiNozzo.“, identifizierte er sich und legte den Kopf lauschend schräg.
Die samtweiche Stimme, die aus dem Lautsprecher des Handys ölte brandete um Tonys Gehörgänge wie eine Flut der Erinnerungen.

Andrea. Vor zehn Jahren war sie noch eine recht junge Mitarbeiterin gewesen, die gerade frisch von der Polizeischule gekommen war – aber nachdem, was er so gehört hatte, war sie inzwischen das, was man als „tough as nails“ bezeichnete. Einen Moment lang überlegte er, sinnierte,woran es lag, dass er nur die Frauen, die wirklich tough waren, attraktiv fand. Das war es, was ihm bei Jeanne abgegangen war – sie war es einfach nicht gewesen. Kate, Ziva und eben auch Andrea jedoch waren die Sorte Frau, die er mochte.

Ein nostalgisches Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er sich daran erinnerte, wie er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Damals war sie – frisch von der Polizeischule - jemand, der es allen recht machen wollte. Damals hatte sie ihn noch an seine ersten Tage erinnert. Jetzt erinnerte sie ihn an seine letzten Tage im Baltimore PD. Vielleicht war sie seine 10 Jahre alte Reflektion?

„hey, DiNozzo.“, sagte sie und riss ihn damit aus den Gedanken, „Du wolltest doch wissen, ob wir `n paar Bekloppte haben, die sagen, dass sie Aliens gesehen hätten. Stell Dir vor, wir haben sie. Ich kann dir gerne Name und Adresse von einem nennen.“

„Danke.“, sagte er knapp und schrieb sich die Personalien auf, „Wir machen uns gleich auf den Weg.“
„Warum interessiert sich der NCIS neuerdings für Verrückte?“, fragte Andrea und – obwohl sie es nicht sehen konnte, zuckte Tony mit den Schultern: „Wir… haben unsere Gründe.“
„Na, wenn Du es mir nicht erzählen willst…“
„Ich lad Dich auf n Bier ein, Andrea.“, sagte er, „zum Dank, weißt du?“
„Klar, Ich komm vorbei.“, erwiderte sie und der Tonfall änderte sich. Sie klang nun wieder mehr wie die alte Andrea, die vor 10 Jahren aufs PD gekommen war.
„Gut.“, sagte der Agent und klappte sein Handy zu. „Stellt euch vor, wir haben einen Verrückten.“, sagte er in die Runde.



Es war irgendwie beruhigend, dass die Klischees nicht immer zutrafen. Schon, als sich Tony die Adresse aufgeschrieben hatte, war ihm klar gewesen, dass dies eine der besseren Gegenden Baltimores war. Er parkte seinen schwarzen Dodger an dem weißen Hochhaus und stieg – zusammen mit Ziva, Agatha und Cal – aus.
Der Captain blickte sich um.
„Hm – nett.“, sagte er und setzte sich eine Sonnenbrille auf. Er behielt sie nicht allzulange auf der Nase, da Agatha sie griff und in den Wagen zurückwarf, ehe sie die Tür schloss.
„Hey!“, machte der Captain und Agatha funkelte ihn an: „Benimm dich n bischen, okay?“
„Jaja, schon klar.“
„Ihr benehmt euch beide, sonst lassen wir euch hier.“, sagte Ziva und fuhr auf dem Absatz herum, um die beiden mit strengem Blick anzusehen.

Der Captain schaute sie an, nickte kurz und ging dann zur Türklingel.
„Hm.“, machte er und las die Namen der Mietparteien vor, die hier wohnten: „Croft, Foss, Tapping, Magnus, Carter, Zimmerman.“
Er stockte: „Zimmerman?“
Agatha schaute ihn an, zuckte mit den Schultern und fragte: „Meinst Du, es könnte ein Ahn von Lews Zimmerman sein?“
„Entweder das, oder aber ein Nachfahre vom Ei aus dem Colonia Duett.“, antwortete der Captain, was ihm ein „Witzbold.“ von seiner XO eintrug.
Ziva rollte mit den Augen und schaute Cal an: „Was hab ich gerade gesagt?“
Der Angesprochene hob abwehrend die Hände: „Jaja, schon gut.“



Die Tür öffnete sich und eine ungefähr 20 Jährige Blonde schaute sie mit geringschätzig-desinteressiertem Blick an. Ziva ahnte schon, was sie sagen würde, ehe sie es tatsächlich sagte. „Mom, die vier Bekloppten sind da! Ich bring sie zu Dad!“

Damit griff sie sich eine Jacke, zog sie sich über ihren in einen hautengen Pulli gequetschten Oberkörper und zog sich die Schuhe an. Kurz hörte man ein desinteressiertes „Jaja“ aus der Küche und Ziva hörte, wie Cal hinter ihr die Luft einsog.
„Was ist?“, fragte sie leise, woraufhin der Kommandant der Dragonfly mit dem Satz antwortete: „Ach – alles in Ordnung. Die Stimme kam mir nur sehr bekannt vor.“

Sie konnte, während sie sich umdrehte um der Blonden zu folgen, sehen, dass Agatha ihren Freund auch ein wenig mißtrauisch anblickte: „Woher willst Du die Stimme kennen?“
„Sie klang ein wenig wie Sam.“, erläuterte der Captain, was ihm erneut einen mißtrauischen Blick seiner Freundin eintrug: „Das is nicht zu fassen. Kaum im 21. Jahrhundert, schon willst Du zu Sam. Du kannst ihr ja bald sagen, das wir da sind.“
„Nein, das… das hat damit nichts zu tun, sie …“

„Miss Magnus.“, brach Tony die Unterhaltung ab und schaute die Blonde an – was diese ja nicht mitbekam, da sie vorausging. Doch nun stoppte sie, wandte sich um und schaute ihn an: „Ja?“
„Was macht Ihr Vater im Keller?“
Sie seufzte: „Wenn ich das mal wüsste. Es gibt Tage, da sagt er, das alles in Ordnung ist. Und dann gibt es Tage, an denen er mir einschärft, mich vor den Abnormen in Acht zu nehmen.“
„Den Abnormen?“, echote Cal.
Ziva räusperte sich. “Aliens, Cal”, flüsterte sie.
Dann betraten sie den Keller.



Agatha schaute sich um und sah, wie Cal dasselbe tat.
„Hm – typischer 90er Jahre Keller, oder?“, fragte er und deutete auf einen Gegenstand am Boden: „Sogar ein Waveboard haben die hier. Dabei sind die Dinger doch noch gar nich so uncool.“
„Du kannst ja gleich mal damit fahren.“, grinste Agatha, was Cal zu einem Schulterzucken hinriss, „Klar, warum nicht?“
Der plötzlich aufbrandende Knall ließ sie alle – ausser Miss Magnus Junior – zusammenzucken. Diese zuckte zwar auch - allerdings nur mit den Schultern – und mit einer Mimik, als habe sie das schon dutzende Male gehört, sagte sie: „Das war mein Vater. Er hat mal wieder seine Waffe abgefeuert.“
„Waffe?“
Cals Augenbraue war in die Luft gestiegen.
„Naja.“, sagte die hübsche Blonde, „Er hat – er denkt halt, dass überall gestaltwandelnde Aliens lauern. Deswegen hat er sich eine Pistole gekauft. Aber – keine Sorge, er verwendet nur Platzpatronen.“
„Die sind aber dennoch verdammt laut.“, meinte der Captain und zuckte erneut zusammen, als der nächste Schuss fiel. Dann wandte er sich an Ziva und Tony: „Wollt Ihr immer noch dahin gehen? Bitte, gerne, tut euch keinen Zwang an. Ich glaube, ich bleibe hier.“
Damit blieb er stehen und schaute zu Agatha.
Tony schüttelte den Kopf: „Komm schon, Cal. Das sind nur Platzpatronen.“
„Ich … mir ist nicht wohl dabei.“, stellte der Captain fest und schaute erneut zu Agatha – beinahe so, als wollte er sie bitten, hierzubleiben. Doch die XO folgte Ziva und Tony.



Die Schüsse wurden lauter und eine Art Schrei mischte sich in die Geräuschkulisse.
Je näher die Drei kamen, desto verständlicher wurde es und als sie kurz vor der Sperrholztür standen, die die Drei von dem „Wahnsinnigen“ trennten, konnte man deutlich hören, was Miss Magnus Mann zu sagen hatte: „Ihr kriegt mich nicht! Ich werde euch alle umbringen!“
Tony, Ziva und Agatha schauten sich an.
„Sympathischer Zeitgenosse.“, gab die XO von sich und Tony nickte. Dann klopfte er an die Tür: „Mister Magnus? NCIS, Bundesbehörde. Wenn Sie bitte rauskommen wollen, wir haben einige Fra…“
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment explodierte die Tür in lauter kleine Bretter. Ziva hatte noch Gelegenheit sich mit Tony zu Boden zu werfen, als sie hörte, wie eine Pumpgun erneut nachgeladen wurde.
„Mister Mag…“, brachte Agatha hervor, doch der nächste Knall übertönte das, was sie zu sagen hatte.
Die hübsche XO warf einen Blick zu Ziva und Tony herüber, die nickten. Daraufhin zog sie ihre Waffe, lugte kurz aus der Deckung und zog ihren Kopf wieder zurück als erneut eine Pumpgunentladung in ihre Richtung abgefeuert wurde. Sie spürte, wie einige Ihrer Haare versengt wurden.



„Verdammt.“, schoss es Ziva durch den Kopf, „Das war knapp.“
Dann sprang Magnus durch die spärlichen Überreste seiner Tür und rannte los.
„CAL!“, schrie Agatha, „CAL, PASS AUF!!!!!“ Dann waren sie auf den Beinen, rannten los. Doch gerade, als Ziva den Captain erreichte, sah sie, was passierte. Sie wirbelte herum, packte Agatha bei den Schultern und drängte sie zurück.
„Was ist los?”, fragte die XO mit einer Spur mehr Lautstärke, als es eigentlich nötig war.
Tony lugte um die Ecke und schluckte.



Der Typ kam auf den Captain zugerannt, warf die Pumpgun zur Seite und wurde noch schneller. Dann griff er in seinen Halfter, zog eine 9 Millimeter und zielte – im Laufen.
Der Captain wirkte extem ratlos, sein Gesicht zeigte eine einzige Frage: „Was mache ich nun?“
„CAL!“, Agatha erneut, „PASS AUF, VERDAMMT NOCHMAL!!!“
Magnus wirbelte herum, feuerte drei Schüsse auf die Stelle ab, von der die Rufe gekommen waren. Dann drehte er sich um und rannte wieder auf Cal zu, sein Gesicht eine einzige Maske des Irrsinns.
„Agatha….“, schien der Offizier zu keuchen und dann – wie unter Hypnose oder wie ferngesteuert, zog er seinen Phaser.
Der Typ kam näher. Noch näher.
„CAL!“, rief jetzt Ziva, „SCHIESS ENDLICH!“
Cal riss seinen Phaser hoch, doch drei Treffer ließen ihn zu Boden gehen. [/color]
 
Last edited:
Kapitel 15

Ginas Blick huschte besorgt zu Agatha
John Magnus war auf der Flucht. Was auch immer diese Gestaltwandler von ihm wollten – er hatte wirklich keine Ahnung – sie würden es nicht bekommen. Und wer auch immer die Aliens waren, er hatte keine Lust, es herauszufinden. Also nahm er die Beine in die Hand. Direkt vor ihm stand ein junger Mann, der ihn gerade ein wenig überfordert anstarrte. „CAL!“, hörte er die Stimme einer der beiden Frauen, die er da gerade überrascht hatte,, „SCHIESS ENDLICH!“ Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen.

Es war just heute gewesen, dass er sich mit einer Pumpgun und der dafür vorgesehenen Munition versorgt hatte, denn – nach den letzten UFO-Sichtungen über den Himmeln von Baltimore wollte er sich und seine Familie so gut beschützen, wie es ging. Also war zum nächsten Waffenhändler gegangen, dessen Geschäft den klangvollen Namen „I am-ur-nition“ trug. Magnus hatte mit den Augen gerollt. Nein, was war das kreativ. Wer auch immer das Geschäft betrieb, sagte mit diesem Namen gleich drei Dinge aus. Erstens, dass er in der Kunst der schlechten Wortspiele durchaus geübt war, zweitens, dass er der Waffen- und Munitionshändler sei, und nicht nur irgendjemand und drittens, dass Mister I-Am-Ur-Nition mit Grammatik absolut nichts am Hut hatte. Von diesem Händler hatte er allerdings die Pumpgun und die dazugehörigen Patronen erstanden und war dann nach Hause, in den Keller gegangen, um zu üben. Und dann klopfte es an der Tür und jemand sagte, er sei vom NCIS? Na klar – was hat die Navy mit Angelegenheiten des Weltalls zu tun? Nichts. Wenn es jemand von der NASA gewesen wäre, hätte er sich vielleicht täuschen lassen – aber die Navy ? Nicht in einer Millionen Jahre.

Und dann stellte sich ihm jemand in den Weg. Dieser Jemand wirkte mit der Situation überfordert und eigentlich hatte Magnus gehofft, er könnte ihn einfach überrennen, aber als die zwei Frauen ihn aufforderten, zu schießen, hatte der Typ seine merkwürdige Waffe gezogen. Magnus hatte also keine andere Wahl – und ehe er realisiert hatte, was passiert war, hatte er drei Schüsse auf den Typen abgegeben. Dieser war gegen die Wand getaumelt und daran heruntergesackt. Als er merkte, dass die Zeit wieder normal lief – oder besser gesagt: als er den Eindruck hatte, dass die Zeit wieder normal lief, denn er wusste, dass es nur seine persönliche Einschätzung gewesen war, dass sich der Ablauf der Zeit verlangsamt hatte – wusste er, dass er hier raus musste. Der Keller war nicht mehr sicher.

Er merkte, wie sein Atem schneller ging, als er sich Mühe gab, noch schneller zu laufen. Die Treppe? Ja – die Treppe hoch, dann raus auf die Straße und dann so schnell wie möglich von hier weg. Helen und Ashley? Sie waren leider ein Hindernis und ein Sicherheitsrisiko. Aber er würde sich ihnen später widmen müssen. Jetzt musste er hier raus. Die Treppe war steil und mindestens einmal stolperte er, aber der Adrennalinschub, der ihn in seinem Griff hielt, ließ ihn weiterlaufen. Er konnte sich später – wenn er in Sicherheit war – um die eventuellen Blessuren kümmern. Jetzt musste er weg. Hier war es nicht sicher – es war absolut nicht…



Agatha schrie.
Wut, Schmerz, Angst – all diese Emotionen brandeten in ihr auf.
Es war zwar nicht das Erste mal, dass der Captain schwer verwundet wurde, aber es war jedes Mal nie einfacher für sie. Würde er es schaffen? Sie würde am liebsten jetzt zu Cal eilen, ihn untersuchen, aber – der Verrückte war eventuell immer noch da. Sie blickte zu Ziva, die ihr zunickte und einen Blick aus der Deckung warf. „Die Luft ist rein.“, sagte sie. Der hübsche Rotschopf atmete erleichtert auf, warf sich dann aus der Deckung und eilte zum gefallenen Offizier. Dieser öffnete in diesem Moment die Augen und schaute sie an: „Das… tut weh.“

Agatha nickte: „Ja, Schatz, ich weiß. Du hast dir drei Kugeln eingefangen.“
Damit betätigte sie ihren Kommunikator. Wenn sie ihn jetzt auf die Dragonfly schaffte, hatte er eine Chance. Sie atmete schneller: „Silverbird an Dragonfly. Officer down. Ich wiederhole. Officer down. Captain Cat wurde schwer verletzt.“
„Bestätige.“, erklang die Stimme von Gina Intrupper, „Wir beamen euch jetzt…“
Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment ertönte von draußen Kampfeslärm.



Tony DiNozzos Instinkte waren von einem Moment auf den nächsten hellwach. Schließlich musste er Agatha und Ziva absichern, von denen die erste den Captain untersuchte und sich dann mit ihrem Raumschiff in Verbindung setzte. Nicht zu fassen – noch vor ein paar Stunden hätte er nie gedacht, dass er diesen Satz einmal sagen würde. Aber – er tat es. Das war doch irgendwie merkwürdig, wie schnell man sich mit selbst den unglaublichsten Gegebenheiten abfinden konnte. Als von draußen die Geräusche eines Kampfes ertönten, hatte Tony die Waffe gehoben und war langsam und vorsichtig auf die Tür zugegangen, die noch sperrangelweit offen stand und von der man ins Treppenhaus gelangte.

Von seiner Position aus konnte Tony einen Blick auf den oberen Treppenabsatz werfen, auch, wenn er nicht sonderlich viel sah. Lediglich ein Stück weiße Wand, das nun, durch die angeschaltete Treppenhausbeleuchtung extrem weiß wirkte. Und dann krachte John Magnus Körper gegen die Wand. Er rutschte an ihr herunter, wirkte benommen von der Wucht des Aufschlages und fand sofort in die Realität zurück. Augenblicklich schrie er, deutete mit panisch aufgerissenen Augen auf genau den Teil des Hausflures, den DiNozzo nicht einsehen konnte und schrie: „Er ist hier!“

„Wer?“, formte DiNozzo unhörbar die Frage und versuchte, anhand des Schattens, den man an der Wand sah, irgendwas zu erkennen. Gerade, als Magnus ihm antworten wollte, wurde er in einen roten Energiekokon eingehüllt und erschlaffte. Stille breitete sich aus, wie ein Leichentuch. Tony wusste zwar, dass das, was da gerade abgefeuert worden war, zur Waffengattung der Föderationsphaser gehörte, aber er wusste nicht, wer der Benutzer dieser Waffe war. Es konnte ja auch Traceless sein, der …

Die Gedanken des Halbitalieners rissen so abrupt ab, wie sie gekommen waren, denn er sah plötzlich, dass jemand die Treppe herunterkam. Und gerade, als man hätte erkennen können, wer es war, schaltete sich das Licht automatisch aus. DiNozzo erachtete sich selbst zwar nicht als Feigling, aber wenn jemand, willens war, sich mit diesem Irren zu prügeln, ihn zu entwaffnen und dann zu betäuben, die Treppe herunterkam, und wenn er das in absoluter Dunkelheit tat, dann musste man doch schon überlegen, ob man nicht besser Fersengeld geben sollte. Der Gedanke bestätigte sich, als plötzlich auf der Treppe ein greller Lichtstrahl aufblitzte. Verdammt, sein Gegenüber blendete ihn mit einer Taschenlampe, dessen war er sich sicher. Wenn es ein Laserstrahl gewesen wäre, wäre er vermutlich jetzt schon getroffen – und er fühlte sich ziemlich lebendig. Es musste also eine extrem helle Halogentaschenlampe sein. Das war irgendwie zwar nur halb so gruselig, aber ziemlich effektiv! Also ließ er sich zurückfallen – womit gemeint ist, dass er den Rückzug antrat. Er rannte auf Ziva zu, packte sie am Arm und zog sie mit sich.

„Aber Agatha…“, brachte die Israelin hervor und Tony schüttelte den Kopf. Dann presste er sie an die nächste Wand und ihr die Hand auf den Mund. Er schaute ihr tief in die Augen und – wenn er nicht in der Lage war, seine Anspannung zu verbergen, würde sie mitbekommen, dass er von lebensrettender Angst besessen war.
„Pssst.“, zischte er ihr zu und beugte sich aus dem Versteck.

Agatha kniete immer noch neben dem Captain und wurde in diesem Moment in das grelle Licht der Taschenlampe getaucht. Zwei Personen kamen auf sie zu und schauten sie an. Agatha schirmte sich mit ihrer Hand ab und schüttelte den Kopf: „Toller Auftritt. Aber könntest Du die Taschenlampe abschalten? Die Person mit der Taschenlampe schaltete sie aus und der Halbitaliener war erst einmal damit beschäftigt, die bunten Punkte, die er sah, durch kräftiges Blinzeln, zu verbannen. Als er wieder sehen konnte, erkannte er die Gesichter der beiden Fremden und erstarrte. Der Mann mit der Taschenlampe knirschte verlegen mit den Zähnen und schaute dann zu Tony.

„Tschuldigung. Ich wollte dich nicht erschrecken.“, sagte Calvin Nathan Cat und ging dann neben seinem eigenen, gefallenen Körper in die Knie. „Ich glaube, ich spinne.“, gab der Captain mit den Wunden von sich und der andere grinste schief: „Japp, hab ich auch gedacht, als ich mich sah. Keine Sorge – Du wirst wieder.“ Damit schaute er zu der knienden Agatha herüber: „Deswegen bin ich mit meinem Schatz hier. Um euren Platz einzunehmen.“ Die Agatha, die neben Cal kniete, stand auf und schaute ihr Gegenstück, das gerade den Keller betreten hatte, an: „Und – erfüllen sich all unsere Wünsche?“

„Manche ja – manche nein. Aber richte dich darauf ein, dass Du ein paar Wochen mit Cal auf dem Reha-Asteroiden verbringen wirst."
„Warum? Werde ich auch noch verletzt?“
Die andere Agatha zuckte mit den Schultern und legte ihrem Gegenstück die Hand auf den Bauch: „Naja – die Wunde. Sie meldet sich in ein paar Tagen.“
„Aber es ist doch nicht so schlimm, als dass ich zur Reha müsste.“

„Hast Du eine Ahnung.“, grinste die andere Agatha.
„Vielleicht sollten wir das später besprechen.“, meldete der kniende Captain und tastete nach dem Puls des Liegenden: „Der ist nämlich gerade ziemlich am Flattern.“
„Gut, ich verstehe.“, sagte die Agatha in Zivilkleidung und betätigte ihren Kommunikator.
„Notfalltransport. Gina, beam mich und Cal sofort auf die Krankenstation.“
Damit kniete sie sich wieder neben Cal, nahm seine Hand und tastete nach seinem Puls: „JETZT!“

Die Beiden dematerialisierten.
Der Captain in Sternenflottengaderobe schaute Tony lächelnd an: „Gerade noch im Reich der Bald-Toten, jetzt auf unserer Showbühne!“
Ziva trat aus den Schatten hervor und schaute zwischen den Uniformträgern hin und her: „Wieso konnte der Transporter euch von euren Gegenstücken unterscheiden?“
Tony wandte sich zu ihr: „Was? Von allem möglichen Quatsch dieser Situation, hängst du dich daran auf?“
Die hübsche Israeli zuckte mit den Schultern: „Ich glaube, ich hab mich daran gewöhnt. Ich meine – er wurde angeschossen, lag da, wird in die Zukunft gebeamt, operiert, verbringt ein paar Wochen in der Reha, beamt sich wieder runter, prügelt sich mit dem Typen der ihn angeschossen hat und ist wieder da. Wo ist das Problem?“
Drei verwirrte-dreinblickende Augenpaare schauten zur ehemaligen Mossad-Agentin, die erneut mit den Schultern zuckte und dann DiNozzo zuzwinkerte: „Komm drüber hinweg, mein kleiner Pelzarsch.“



In seinem Kopf pochte es.
Er hatte das Gefühl unter eine Dampfwalze geraten zu sein und gerade, als er wieder zu sich kam, wollte er genau das eigentlich nicht. Ihm wäre es am Liebsten gewesen, wenn er noch ein wenig in dieser herrlichen warmen, dunklen Umgebung hätte verweilen können, die man gerne „Morpheus Arme“ oder „Traumland“ nannte. Aber nein. John Magnus spürte, wie sein Verstand an die Oberfläche blubberte und – egal ob er es wollte, oder nicht – er kam wieder zu Bewusstsein.
Wenn ihn seine Erinnerung nicht trog, war er gerade an der Haustür angelangt, als ihn eine Stimme aus seiner Panik gerissen hatte. Er hatte sich umgedreht und sich gefragt, ob der Typ, den er im Keller über den Haufen geschossen hatte, eventuell einen Zwillingsbruder hatte. Dann hatte er seine Waffe gezogen, sie auf den Typen gerichtet, doch ehe er abdrücken konnte, war – wie aus dem Nichts – die Rothaarige aufgetaucht und dann war alles drunter und drüber gegangen. In einem Gewirr aus Fäusten, Beinen, Armen, Vor-und Rückhänden war es zu einer regelrechten Keilerei gekommen, in deren Verlauf er die beiden mindestens einmal zu Boden geschubst hatte, aber dennoch selbst niedergeschlagen wurde… und dann hatte der Typ ihn erschossen.

Magnus Augen öffneten sich und er blickte sich verdattert um. Er spürte, dass er auf einer Matraze lag und die Inneneinrichtung des Raumes, in dem er sich befand, kam ihm arg bekannt vor. Das sollte sie auch, denn es war sein eigenes Schlafzimmer. „Hallo, Schatz. Auch wieder wach?“, erkundigte sich die brünette Schönheit, die seine Frau Helen nun einmal war. Mit leicht britischem Akzent fragte sie ihn, auf ihn zukommend: „Möchtest Du einen Tee?“ Verwirrung ergriff Besitz von ihm: „Tee? Wieso, ich… wieso bin ich nicht…“
‚Das ist alles nur ein Trick, nur ein Trick, nur ein Trick!’“, schoss es ihm durch den Kopf und ehe er sich versah, war er auch schon auf den Beinen und aus dem Bett gesprungen. Kurz kollidierte er mit dem Türrahmen und taumelte ein paar Schritte nach hinten, ehe er einen klaren Blick auf seine Frau haben konnte, die sich das ganze kopfschüttelnd ansah.
„Es wäre besser, wenn Du dich hinlegen würdest.“, sagte seine Frau – war es seine Frau oder einer dieser Ausserirdischen?! – und John hob beide Hände in einer klaren Abwehrhaltung: „Bleib mir vom Leib!“
Damit stürzte er aus dem Zimmer und lief durch den Hausflur. Dem Wohnzimmer, das er passierte, schenkte er einen kurzen Blick, stockte und blieb dann ganz stehen, bevor er sich umdrehte und ins Wohnzimmer spähte.
„Ah. Sie sind wach.“, sagte ein Mann mit leicht-italienischem Akzent und grünen Augen: „Schön Sie zu sehen. Mister Magnus, wir haben auch nur zwei, drei, kleine Fragen.“
Neben ihm rührte eine hübsche Brünette in einer Tasse und blickte dann kurz auf, um ihn – John – zu mustern: „Sie sollten tatsächlich eine Tasse Tee trinken. Ihre Frau macht einen hervorragenden Earl Grey.“
„Und Ihre Tochter ist ziemlich gut auf der Wii.“, stellte der junge Mann fest, den John über den Haufen geschossen hatte, „Hat mich bei diesem komischem Ballerspiel zwei Mal in Grund und Boden geschossen. Und eigentlich bin ich gut.“
„In irgendwas musst du ja gut sein, Cal.“, ließ sich die Brünette vernehmen und der Angesprochene nahm nun ebenfalls eine Tasse, goss sich Milch ein und trank einen Schluck, ehe er die Frau anblickte: „Sehr lustig, Ziva.“
„Ich weiß.“, grinste sie und trank einen Schluck Tee.
Dann wandte sich ‚Cal’ an ihn und sagte: „Sagen Sie mal, hat es einen Grund, dass Sie mich über den Haufen geschossen haben?“

Ehe er etwas antworten konnte, tippte ihm jemand auf die Schulter: „Entschuldigung, kann ich mal durch?“
Damit zwängte sich die Rothaarige, die ihm gegen das Kinn getreten hatte, an ihm vorbei, klopfte an die Zimmertür Ashleys und sagte: „Danke. Top und Hose passen mir. Ich bring es dann bald zurück.“
„Gerne!“, gellte es aus dem Zimmer der jungen Blonden und die Rohaarige drehte sich zu der versammelten Gruppe, die den Wohnzimmertisch mit Beschlag belegt hatte, um. „Und, wie gefällt euch das?“
Damit drehte sie sich einmal um die eigene Achse.
Der Mann, den die Frau „Cal“ genannt hatte, stand auf, trat auf die Rothaarige zu und nahm sie in den Arm. „Sexy, mein Schatz. Mehr als nur heiß.“
Vielleicht lag es daran, dass sie die Kleidung seiner Tochter trug, aber John hatte irgendwie das Bedürfnis, den jungen Mann, der Cal hieß, zu packen und kalt abzuduschen.

Erneut legte ihm jemand die Hand auf die Schulter. Er drehte sich um und schaute ihn die Augen seiner Frau.
„Es ist alles in Ordnung. Sie haben nur ein paar Fragen und dann gehen sie wieder.“
John schaute seine Frau verblüfft an: „Ein … paar Fragen?“
Als sich John Magnus ihnen gegenübersetzte, glaubte Ziva, dass sie mit einer komplett anderen Person sprach. Die Körperhaltung, die Wärme und Freundlichkeit in seinen Augen – das alles war nicht der Mann, der sie über den Haufen gerannt und Cal über den selbigen geschossen hatte. Mit dem Captain würde sie noch ein paar Worte reden müssen und wenn sie ihn auf seinem eigenen Schiff so lange eine Simulation durchlaufen ließ, bis er gelernt hatte, im Zweifelsfall seinen Phaser einzusetzen – es war ihr egal. Dieser Junge war ja ein Risiko für das gesamte Unternehmen.

Allerdings schien er zu merken, wenn man über ihn sprach, oder zumindest nachdachte, denn kaum, dass sie den Gedanken, ihn zu trainieren, gefasst hatte, schaute er sie fragend an, was sie dazu veranlasste, den Kopf zu schütteln und sich wieder John zuzuwenden. Tony ergriff das Wort. Das tat er ja immer gerne und sie hatte sich bis jetzt nicht aufgeregt, warum sollte sie es also nun tun? Die hübsche Mossadagentin – oder besser gesagt: die ehemalige Mossad-Agentin - schaute ihn aus ihren nussbraunen Augen an, als er Luft holte, um zu beginnen. „Warum sind Sie abgehauen, Mister Magnus.“, fragte der Halitaliener und der ältere Herr betrachtete ihn kurz, ehe er sich räusperte und sagte: „Na ja, ich wusste nicht, auf welcher Seite sie stehen. Das weiß ich ehrlich gesagt, immer noch nicht.“

„Oh for crying out loud.“, murmelte Cal und schaute Magnus an, ehe er etwas lauter wurde : “Wir sind auf der Seite der Guten. Ist das nicht offensichtlich?“
„Nein, eigentlich nicht. Wenn man bedenkt, dass sie mich verprügelt und erschossen haben… übrigens, warum lebe ich noch?“
„Betäubungspfeile“, log Tony schnell und der Captain und seine XO schauten ihn verblüfft an. Der Halbitaliener zuckte mit den Schultern.



Die Luft in der Leichenhalle war einfach nicht schön. Da half nichts. Tim hatte sich überlegt, ob es nicht sinnvoll wäre, mal ein paar Raumerfrischer dort zu platzieren, allerdings hatte er den Gedanken schnell wieder verworfen. Der Geruch von – was auch immer hier vor sich hin verweste – gemischt mit dem Aroma von Erdbeeren oder Frühlingswiese ließ den Gedanken daran, hier Lufterfrischer aufzustellen „less than thrilled“ erscheinen. McGee konnte sich nicht helfen, sich innerlich die Frage zu stellen, wie es Ducky und Jimmy aushalten konnten, in dieser Atmosphäre auch noch zu speisen. Innerlich zuckte er mit den Schultern. Vermutlich waren sie abgehärtet. Aus dem Grund hatte Jimmy auch eine Leichenwäscherin als Freundin. Wenn man mit jemandem, der seinen Job liebt, zusammenlebt, sollte man auch damit klarkommen, wenn dieser Jemand plötzlich von seinem Beruf erzählte. Und wenn man dann jemand war, der die epischen Schilderungen einer Autopsie mit Doctor Mallard magentechnisch nicht vertrug – naja, es wäre alles andere als schön, dessen war sich Tim sicher.



Aus dem Grund bevorzugte er jemanden, der seine Hobbies teilte, weswegen Laura…
Dem Special Agent verrutschte das Gesicht. Laura… seine Laura… umgebracht von Ari.
Ein schwerer Seufzer entfuhr seiner Kehle und erweckte somit die Aufmerksamkeit Duckys, der ihn anblickte.
„Timothy“, lies er seine Stimme erklingen, „Was ist los?“
Der Special Agent schüttelte den Kopf: „Nichts, es ist… es ist nichts. Ich… ich wollte hier nur…“
Ducky nickte: „Natürlich – nimm Dir soviel Zeit, wie Du brauchst.“
Woher wusste der Schotte das jetzt wieder?
Offenbar war sein Gesichtsausdruck so eindeutig fragend, denn sein Gesprächspartner blickte ihn an und lächelte schief: „Abby. Sie hat mir gesagt, was los ist.“
Damit legte er ihm großväterlich eine Hand auf die Schulter: „Nimm Dir soviel Zeit, wie du brauchst.“
„McGee“, erklang plötzlich die raue Stimme Gibbs’ aus der Schiebetür, die die Leichenhalle vom Korridor und dem Aufzug trennte, „Du kannst Dich nachher verabschieden. Jetzt haben wir einen Fall zu lösen!“

Kurz spielte der Romancier mit dem Gedanken, so zu tun, als habe er Gibbs überhört und schaute, mit starrem Blick, auf die zugedeckte Leiche Lauras. Er spürte, wie seine Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen.
„Elfenkönig.“, rief Gibbs erneut und McGee merkte, wie er sich gegen seinen Willen umdrehte und seinen Chef anschaute. Mit einer leisen, beinahe unhörbaren Stimme, sagte er dieses eine Wort, das die ganze Situation definieren sollte: „Nein.“

Der Senior Special Agent schaute ihn an, hob in einer Mischung aus Überraschung und „Na, warte mal ab“ die Augenbrauen und in seinen Augen blitzte derselbe Emotionsmix auf: „Nein?“
„Boss“, sagte McGee, mit einer nun ihre Festigkeit wiederfindenden Stimme, „Nein. Ich kann es nicht tun. Ich kann so tun, als sei nichts passiert.“
Gibbs löste sich von der Tür und trat langsam auf ihn zu. In seinen Augen blitzte es erneut, dieses Mal mit einer Kombination aus Sorge und Wut. „McGee, Du wirst da oben gebraucht. Das ist keine Bitte.“
„Ich“, setzte der jüngere Agent an und man merkte, wie er mit jedem Wort wütender wurde, bis er die Letzten schrie: „Ich kann es NICHT, VERDAMMT!“
„Jethro, vielleicht solltest du…“, setzte Ducky an, doch selbst er verstummte, als Gibbs ihn anblickte: „Duck, vertrau mir.“

„Vertrauen.“, spie McGee aus, schaute ihn an und in seinem Blick funkelte eine unmenschliche Wut: „Vertrauen? Wir vertrauen darauf, dass wir hier sicher sind… und was passiert? Sagen Dir die Worte ‚America is under attack’ irgendwas? Wir vertrauen darauf, dass wir wenigstens im Hauptquartier des NCIS sicher sind. Was passiert?“ Damit deutete er anklagend auf den Körper Lauras: „Verdammt, ein Verrückter, der aus seiner Zeit in unsere katapultiert wurde, hat sie erschossen. Und niemand, nicht einmal die mächtige Sternenflotte, kann etwas dagegen tun.“ Gibbs schaute ihn nur an. Dies schien McGees Zorn weiter zu entfachen: „Du selbstgerechter Bastard. Du stehst hier und denkst, dass Du mich einschüchtern könntest, weil du mir, wenn ich nicht spure, eine Kopfnuss gibst, ja?“

„Special Agent McGee, Sie übertreten gerade ihre Kompetenzen.“, sagte der Grauhaarige scharf und blieb stehen, wich nicht einmal aus, als sich McGee mit einem „ICH SCHEISS AUF DIE KOMPETENZEN!“ gegen ihn warf. McGees Wut hatte ihren Siedepunkt erreicht. In den letzten Stunden hatte er eine konstante Kurve der Katastophen erlebt und dies brachte ihn zum Überschnappen. Als dieser selbstgerechte Bastard ihm mit „Kompetenzen“ kam, sah er einfach nur noch rot und warf sich gegen ihn. Ab da lief sein Körper auf Automatik. Die Fäuste fanden ihr Ziel und gerade, als er in den dunkelroten Schleiern der Wut zu versinken drohte, hörte er ein sehr lautes Wort.
„STOP!“
McGee hielt inne, schaute zu Gibbs, der sich gerade Blut von der Lippe wischte und fand wieder zu sich.
„Meine Güte, Boss, das… das tut mir…“
Obwohl es ziemlich schmerzhaft zu sein schien, zuckte ein kurzes Lächeln über Gibbs Lippen: „Niemals entschuldigen, McGee. Das ist ein Zeichen von Schwäche. Und nach dem, was Du gerade gezeigt hast, bist du alles, nur nicht schwach.“
Damit klopfte er ihm kameradschaftlich auf die Schulter: „Geht es Dir jetzt besser?“
Und damit war für ihn klar, was los war. Der Romancier warf einen Blick zu Ducky, der nickte: „Ja, ein Kampf ist ein sehr starkes Ventil für Emotionen.“ Plötzlich fühlte sich der Mann, als sei all seine unterdrückte Wut von ihm abgefallen und er schaute erneut zu Gibbs: „Aber… du hattest Doch gesagt…“
„Ich weiß.“
Erneut räusperte sich Ducky: „Aber du hättest die Wut in die Arbeit kanalisieren sollen, Timothy. So hast Du sie nur unterdrückt.“
Der Angesprochene nickte. Dann wandte sich Gibbs an ihn: „Und jetzt hoch, dein Typ wird verlangt.“
„Geht klar, Boss.“
Als McGee die Autopsie verlassen hatte, schaute Gibbs Ducky an: „Er wird langsam sehr erwachsen, oder?“
Der Schotte nickte: „Ja, er erinnert mich in einigen Aspekten sehr an dich. Obwohl auch Tony diverse Aspekte hat, die ihn dir Ähnlich sehen lassen. Und Ziva… Es dürfte daran liegen, dass Du die drei ausbildest.“
„Vermutlich.“, grinste Gibbs.
 
Es tat gut, wieder einmal in der alten Gegend zu sein, fand Tony und schaute sich um. Es hatte sich in den letzten zehn Jahren so einiges verändert, aber wenn man wusste, wonach man zu suchen hatte, stellte man fest, dass sich einige Sachen einfach nie ändern werden. Für Ziva, Agatha und Cal war es natürlich eine Entdeckungstour, für ihn selbst eine Reise in die Vergangenheit. Zugegeben, sein letzter Aufenthalt war gerade einmal ein paar Monate her, aber er hatte das Gefühl, viel länger fortgewesen zu sein. Aber wieder auf der Straße zu sein, die er als Polizist unsicher gemacht hatte, die Bars zu sehen, in denen er sich mit den Kolleginnen und Kollegen „die Kante gegeben hatte“, den Duft zu riechen, den jede Ecke verströmte, das alles traf ihn wie ein Vorschlaghammer und ließ ihn lächeln. Zugegeben, nicht an jeder Ecke roch es nach Rosen, aber das tat es in D.C. auch nicht. Er genoss nichtsdestotrotz jede einzelne Millisekunde, die ihnen zur Verfügung stand.


Es war faszinierend gewesen, was der gute Magnus so gesehen zu haben glaubte. Kaum, dass sie die Wohnung verlassen hatten, hatte sich Tony an die beiden Sternenflottenoffiziere gewandt: „Und, haltet Ihr das alles für Möglich?" Der Captain hatte mit den Schultern gezuckt: „Ich halte es nicht für unwahrscheinlich. In den letzten Jahren haben wir herausgefunden, dass die ziemliche Mehrzahl aller Raum-Zeit-Phänomene mit dem zwanzigsten – oder in diesem Fall – einundzwanzigsten Jahrhundert zu tun haben.“
„Und wenn man bedenkt“, hatte sich Agatha eingemischt, „dass wir schon ein ziemliches Chaos hinter uns haben, würde es mich nicht wundern, wenn es noch chaotischer werden könnte. Und wir müssen festhalten, dass die Beschreibung uns Johnnys ziemlich eindeutig war.“



Ziva David glaubte, ihr Herz setze aus. Sie schaute die beiden Offiziere an: „ Noch chaotischer? Ziemlich Eindeutig?“ Die hübsche XO zuckte mit den Schultern: „Ein altes, vulkanisches Sprichwort besagt: „Es gibt immer Möglichkeiten.“.“„Schatz, du klingst gerade ein wenig wie Willi.“, sagte Cal grinsend und zwinkerte ihr zu: „Ein altes Bienensprichwort sagt: Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden.“
Die XO seufzte: „Deine Scherze waren auch schon mal besser, Cal.“
Auch Ziva war nach Seufzen zu Mute – sie hatten definitiv andere Sorgen und der Captain nutzte jede Gelegenheit für einen schlechten Scherz. Sie fühlte sich, als habe sie die Aufsichtspflicht für einen zweiten Tony. Dabei kam sie mitunter nichteinmal mit dem Ersten klar. Gerade, als sie sich an diesen ersten Tony wenden wollte, bemerkte sie, dass er starr geradeaus schaute.

„Tony?“, fragte sie und schaute in die Richtung, in die auch der Halbitaliener blickte.
Dieser zuckte kurz zusammen und wandte sich dann, mit einem fragenden Gesichtsausdruck, an Ziva: „Was ist?“
„Alles in Ordnung? Du siehst ein wenig nachdenklich aus.“
„Es ist alles okay. Ich… ich habe nur gerade über meine Zeit beim BPD nachgedacht. Da war alles noch viel einfacher. Man wusste, die Bösen sind Böse, die Guten sind wir.“, sagte er mit einem leicht melancholischen Funkeln in den Augen, „Und jetzt? Schau uns an, Ziva. Ich liebe dich und selbst das ist nicht einfach.“
Ziva blinzelte: „Hast Du gerade gesagt, dass Du…“
„Frag mich nicht wieso.“, schoss Tony zurück und Agatha räusperte sich: „Vielleicht ist es die nette Aussicht auf den See Montebello?“
„Erm… will ja nicht meckern.“, gab Cal zu bedenken, „Aber – sollten wir nicht zurück nach DC fahren? Ich meine – Abby sagen, was los ist? Vielleicht kann die uns ja ne Flugroute dieses UFOS geben?“
Die XO seufzte und schaute den Captain an: „Manchmal hast Du die Emotionalität eines Holzklotzes.“
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sage, aber, ich glaube, Cal hat recht.“, sagte Tony in diesem Augenblick und nickte in die Richtung des Sternenflottencaptains, der ihm kurz dankbar zulächelte. Hatte ihm dieser Agent doch tatsächlich aus der Patsche geholfen? Der Captain atmete tief durch und schaute zu Agatha: „Komm, Schatz, wir müssen.“



Der schwarze Dodge fuhr so schnell, wie es die Geschwindigkeitsvorgaben und – begrenzungen erlaubten. Cal hatte seinen Tricorder aufgeklappt und es würde Ziva nicht wundern, wenn er gerade irgendwelche Daten an das Schiff sandte oder empfing. Das war einfach nur Wahnsinn. Sie hatte das Raumschiff zwar gesehen, sie hatte mit der Crew interagiert und sie hatte die Technologie ausprobiert – dennoch, es kam ihr einfach nur faszinierend vor, dass es Ausserirdische gab. Zwar hatte sie Tony gegenüber die harte Frau markiert, die damit klar kam, aber – wenn man bedachte, dass man in der Beziehung einen Partner brauchte, der stark war, und einen, der sich auf diesen starken Partner verlassen konnte… und Tony war momentan so gar nicht das, was man als stark bezeichnete. Sie blinzelte. Nein, dieser schlechte Wortwitz…
„Verdammt, DiNozzo“, fluchte sie in Gedanken, „jetzt habe ich Tony Stark im Kopf.“
Dieser Mann – DiNozzo, nicht Stark – war einfach nur eine Quelle unnützen Filmwissens und sie hatte das Gefühl, dass er sie damit ansteckte.
Sie seufzte.
Wie lange dauerte die Fahrt von Baltimore-Zentrum zum Navy Yard? Kurz überschlug sie die Geschwindigkeit, mit der Tony unterwegs war und die Entfernung (Knapp 40 Meilen) und kam zum Schluss, dass sie knapp eine Stunde hier mit diesem Mann und den beiden Starfleetoffizieren gefangen war.
Super.

Die rothaarige XO schaute aus dem Fenster, der braunhaarige Captain tat es ihr gleich und er presste, zu allem Überfluss, sein Gesicht so dicht ans Fenster, dass die Nase geplättet wurde. Agatha war sich dessen bewusst – sie liebte einen Mann, der körperlich zwar auf die Dreißig zuging, geistig aber irgendwo zwischen 8 und 18 stehengeblieben war. Sie seufzte und hörte, wie auch Ziva diesen Laut von sich gab. Kurz blickte sie sie an, merkte, wie die hübsche Israelin ihren Blick erwiderte und sie waren sich beide klar, dass sie dasselbe dachten. Ihre Männer waren einfach nur seltsam.

Langsam, aber sicher senkte sich wieder die Nacht über die vereinigten Staaten und Tony DiNozzo konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass dies wohl einer der längeren Fälle werden würde. Normalerweise brauchten sie nie länger als maximal 3 Tage, bis sie den Fall gelöst haten – aber nun brach, in knapp acht Stunden schon der nächste Tag an und sie hatten sich eigentlich nur mit der Sache mit Magnus aufgehalten. Hoffentlich gab es an der McGoogle-Boss-Front etwas Neues. Mit schnellem und routiniertem Griff schaltete der Halbitaliener das Radio ein. „Sie hören Baltimore 47,11“, erklang die Stimme des Moderators und Tony konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Baltimore 47,11“ war einer der besten Radiosender im gesamten Stadtgebiet und während der Moderator „Howling Mad Murdoc“ seine samtweiche Stimme über den Äther jagte, fühlte sich Tony erneut wie der junge Detective, der gerade frisch von der Polizeiakademie abgegangen war. Und dann fiel plötzlich das Radio aus.

„Erm….“, machte Tony und stockte, als der Wagen sich ebenfalls nicht mehr rührte.
„Was ist denn los?“, meldete sich verschlafen die Stimme Agathas und Tony warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Sie waren tatsächlich eine Halbe Stunde unterwegs gewesen. „Da kann man mal sehen, wie gut die Unterhaltung auf Baltimore 47,11 ist.“, grinste er und versuchte erneut, den Wagen zu starten. Und genau dabei blieb es auch. „Lass mich mal.“, murmelte Cal, der ebenfalls ein wenig verschlafen klang, und klappte seinen Tricorder auf, ehe er stockte, und auf das technische Wunderding blickte: „Hä? Wieso geht das Ding nich an?“
Und gerade als sich Tony umdrehen wollte, sah er es.



Agatha hatte gar nicht mitbekommen, wann genau sie in einen tiefen, ruhigen Schlaf gesunken war, sie hatte nur gemerkt, wie das sanfte, hypnotische Rauschen der Straße sie immer mehr einlullte und ihr Kopf immer schwerer und schwerer wurde. Das Gleiche galt für ihre Augenlider, die sich bleischwer anfühlten und immer wieder nach unten gezogen wurden, egal wie sehr sie versuchte, dagegen anzugehen. Kurz blickte sie zu Cal und stellte fest, dass es ihm nicht anders erging und dann, als der Wagen eine Kurve fuhr, sank der Körper des Captains gegen sie und sie legte einen Arm um ihn. Sein Kopf sank gegen ihre Schulter, sie lächelte und ließ sich dann ebenfalls fallen.

Und nun war sie aufgewacht – dadurch dass sich plötzlich die komplette Atmosphäre änderte. Zuvor hatte sie sich in diesem Auto sicher gefühlt – was, wenn man bedachte, wie gefährlich manche Autocrashs ausgehen konnten, ein großer Witz war. Aber jetzt, mitten auf diesem einsamen, verlassenen Stück Landstraße, konnte sie sich dem Gefühl nicht erwehren, eben nicht mehr sicher zu sein. Es war, als habe der Wald Augen und das Verrückte war, dass Agatha von sich überzeugt war, eigentlich eine sehr rationale Frau zu sein. Grundlose Panik war ihr normalerweise fremd. Doch hier war irgendetwas, dass ihr entgegenschrie, dass sie hier wegmusste. Kurz versuchte sie, ihren Atem zu kontrollieren, doch es gelang nicht. Wie durch Watte nahm sie die ratlose Frage des Captain wahr, warum sein Tricorder nicht funktionierte und dann …


Das Radio erwachte kreischend zum Leben. Es war nicht mehr die sanfte Melodie, die Tony gefunden hatte, es war etwas Anderes, das laut, hässlich, kreischend, schreiend aus dem Äther kam. Dieses Etwas hatte einen starken Einfluss auf die Starfleetoffizierin. Und nicht nur auf sie, denn plötzlich deutete der Captain auf die Windschutzscheibe, an Tony vorbei auf etwas, das sie nicht sehen konnte, nicht sehen wollte . Sie merkte, wie ihr Herz raste, hoffte, dass die Bundesagenten genug Willensstärke bewiesen, die ihr und Cal offenbar komplett fehlte, denn plötzlich spürte sie die Hand – die inzwischen vor Schreck eiskalte Hand – des Captains, die nach ihrer griff und sie festhielt. „C… Cal“, hauchte sie, wobei sie jede Unze an Willensstärke aufbringen musste, „Wir… wir sind Offiziere… wir dürfen… nicht…“ Der gellende Schrei des Starfleetcaptains unterbrach sie und plötzlich hatte er die Tür aufgerissen und versuchte zu fliehen. Leider hatte er immer noch den Sicherheitsgurt angelegt, weswegen er sich nicht erheben konnte.
„Sie haben uns gelähmt.“, schrie er, „Sie haben uns gelähhhmt“
Und dann sah sie das Wesen am Fenster.
Es starrte aus schwarzen, mandelförmigen, blicklosen Pupillen herein und in ihrem Kopf klickte es. Ihr Herzschlag beruhigte sich, sie holte tief Luft, griff nach Cals Gesicht und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.



Ziva wusste nicht, was erschreckender war – die entsetzliche Kakophonie, der schrille Missklang aus dem Autoradio, das gleißende Licht vor ihnen, aus dem sich Gestalten lösten und auf sie zu kamen, der gellende Schrei des Captains hinter ihr, der sie beinahe taub werden ließ oder der Fakt, dass Agatha dem Captain plötzlich eine scheuerte – wobei, letzteres wirkte fast schon wieder zu komisch. Sie wandte sich zum Beifahrerfenster, an dem gerade ein Wesen, ein Etwas aufgetaucht war, und sie leidenschaftslos anblickte.
„Ein Grey.“, schoss es ihr durch den Kopf, „Ich will verdammt sein. Es ist tatsächlich ein lebender Grey.“
Dann öffnete sich – ganz von alleine – die Tür und gerade, als das Wesen sie abschnallen wollte, stoppte es mitten in der Bewegung, legte den Kopf schief und blickte auf das wimmernde Häuflein Elend, das hinter ihr saß.
Es trat auf den Captain zu, schaute ihn an und begann, zu sprechen.
„Captain Cat.“


„Ich will verdammt sein.“, dachte sich Tony, „Der Typ kennt auch alle.“
Irgendwie wechselte gerade die komplette Situation – die zierlichen, aber dennoch furchteinflößenden Ausserirdischen schauten den Captain und seine XO an und warteten darauf, dass irgendetwas geschah.
Der Captain hob vorsichtig den Blick, schaute sich unsicher um und schnallte sich ab, ehe er – mit sehr staksigen Schritten – aus dem Auto taumelte und auf einen der Greys zustakste. Agatha folgte ihm, schaute die Beiden an und schüttelte den Kopf. Der Befehl war klar und – Aliens waren ja das Kerngeschäft der Sternenflotte. Also musste Tony den beiden Offizieren hier das Feld überlassen.
Die Lähmung fiel von ihm ab und er schaute zu Ziva.
„Sag mal, weißt du, was hier los ist?“
Ziva, deren Brustkorb sich sichtbar hob und senkte, schüttelte den Kopf. Dieser Anblick erschütterte Tony, denn er kannte Ziva als wirklich starke Frau, die nichts erschütterte – aber vielleicht war eine Beinahe-Entführung durch Ausserirdische etwas, das einem beim Mossad nicht unbedingt beigebracht wird.
Der Captain und die XO kamen zurück, ersterer immer noch mit Angsttränen in den Augen, letztere sichtlich ruhiger.
„Wir können.“, sagte sie und der Captain schnallte sich an, „Verdammte…“
„Cal, nicht fluchen.“, ermahnte sie ihn, beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr, was ihn in seinem Sitz zusammensacken ließ.
Ziva schaute sie durch den Innenspiegel an: „Das ist ein Trigger, oder?“
„Ja.“, nickte Agatha und deutete nach Oben, eine Geste, die der Israeli irgendwie nicht mehr so ganz behagte, „Gina hat … naja… ist vielleicht ein wenig kompliziert, das alles zu erklären.“
„Das interessiert mich auch gerade nicht.“, meinte Tony und schaute die hübsche Rothaarige an: „Mich würde mehr interessieren, was hier gerade passiert ist?“
„Das würde auch keinen Sinn mehr machen. Ich kenne das Standardprotokoll der Asgard. Lehnt euch zurück, das wird…“
Weiter kam sie nicht, denn das Geräusch, das während der kurzen Unterhaltung zwischen Agatha, Cal und den Aliens – den Asgard – leiser geworden war, verstärkte sich wieder. Es so unbeschreiblich unangenehm, dass Tony dem keine zwei Sekunden standhielt. Sein Kopf sackte nach vorne, er hörte Ziva noch stöhnend das Bewusstsein verlieren und dann wurde es dunkel.



„Mich würde mal interessieren, wo DiNozzo und die anderen stecken.“,murmelte Gibbs derweil und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Selbst, wenn man bei Magnus’s noch Kaffee und Kuchen zu sich nahm, was Gibbs den Agenten lieber nicht geraten haben wollte – sich auf Staatskosten bei einer Familie durchfüttern, wo gibt es denn sowas? – brauchte man doch nicht mehr als eine knappe Stunde von Baltimore bis nach DC. Und gerade, als er sein Handy aufschnappen lassen wollte, öffnete sich die Tür und Tony verließ den Aufzug.
„Wo kommst Du jetzt her?“, fragte Gibbs.
Tony stockte: „Wir hatten eine Panne.“
Der Chef konnte sich nicht helfen, irgendwie klang die Antwort fast schon mechanisch, wie auswendig gelernt oder wie in Trance aufgesagt.
„Und wo?“, fragte er daher, was Tony zu einem Schulterzucken nötigte: „20 Meilen vor Washington. Mitten im Nirgendwo.“
Erneut glitt die Tür des Aufzugs auf und Ziva, sowie Cal und Agatha verließen den Lift.
„Und, was habt Ihr herausgefunden?“
Ziva seufzte: „Er… na ja, er meint, etwas gesehen zu haben.“
„Korrektur.“, sagte Agatha, „Er hat etwas gesehen. Die Form, die er beschrieben hat, ist ziemlich eindeutig.“
Damit griff sie sich ein Blatt Papier und zeichnete, mit schnellen geschwungenen Linien etwas auf, das definitiv kein Flugzeug war.
Cal, der ihr über die Schulter schaute, grinste: „Steinstark, die kann malen, was?“
Damit nahm er das Blatt Papier, zeichnete, etwas weiter unten, etwas anderes auf.
„Darf ich vorstellen.“, sagte die XO anschließend, „Schiff und Pilot.“



Gibbs betrachtete sich das Gebilde und die Personenzeichnung, die Agatha und Cal abgeliefert hatten – wobei man bei der Zeichnung des Captains nicht viel von „Personenzeichnung“ sprechen konnte. Es war mehr eine grobe Form eines ovalen Gesichtes, mit ebenso ovalen, schwarzen Augen – fehlender Nase und einem ausdrucks- weil lippenlosen Mund. „Den können wir aber schlecht zur Fahndung ausschreiben.“, sagte Gibbs und Ziva schüttelte den Kopf: „Ist auch nicht notwendig. Die Asgard haben nichts mit der Sache zu tun. Sie sind nur auf der Suche.“ „Auf der Suche?“, echote Gibbs und Tony nickte: „Natürlich. Weißt Du, wie lange man braucht, um einen Planeten gründlich abzusuchen? Wir brauchten damals, als McGoogle beinahe ins Gefängnis gegangen wäre, weil man ihm einen Mord anhängen wollte, auch ziemlich lange, um die entsprechenden Kugeln zu finden. Und das war nur eine kleine Seitenstraße. Die Asgard sind ebenso gründlich.und bei einem Planeten braucht es halt ein paar Jahre.“ „Und wie lange suchen sie schon?“
In diesem Moment war Abby im Bullpen aufgetaucht und schaute zuerst zum Bild, dann zu Tony und Ziva, die so sprachen, als seien sie es gewöhnt, über Ausserirdische zu reden.
Cal räusperte sich: „Seit knapp 64 Jahren. Wisst Ihr, 1947 gingen damals nicht nur die Ferengi runter, sondern auch ein Asgard-Scout-Schiff.“
„Der Roswell-Zwischenfall?“, fragte Abby und Cal schüttelte den Kopf: „Nein, Miss Sciuto, das waren die Ferengi. Wo die Asgard abstürzten, ist unbekannt. Aber – sie haben nichts mit unserer Sache zu tun.“
„Das heißt, die komplette Sache war…“, setzte Tony an, was Agatha zum Nicken brachte: „Komplett sinnlos. Aber – gut das wir mal drüber geredet haben.“



Lieutenant Commander Jill Menacer arbeitete gerade an ihrer taktischen Konsole. Es war heute mal wieder einer dieser langweiligen Tage, an denen es so gut wie nichts zu tun gab – aber es war besser, wenn der Tag langweilig war, als, wenn viel zu viel zu tun hatte. Sie bevorzugte die Tage, in denen es nichts zu tun gab. Wann ergab sich schon einmal die Möglichkeit, in der Dienstzeit zu lesen? Gerade verfolgte sie mit Spannung die Aufklärung der Geschichte um den niederländischen Kommissar, der auf einem Campingplatz einen Mordfall aufklären sollte, als ihr Kommunikator ein Geräusch von sich gab.
„Cat an Menacer?“
Die hübsche Blonde mit den ebenmäßigen Gesichtszügen und dem frechen Funkeln in den Augen seufzte und betätigte die Brosche an ihrer Brust: „Menacer hier?“
„Pass auf, Jill, Agatha und ich kommen gleich wieder hoch. Wir bringen nochmal Gibbs, Tony, Tim, Ziva und Abby mit, also, wunder dich nicht, wenn gleich die Brücke ein wenig voll werden könnte.“
„Verstanden, Cal.“, sagte die hübsche Frau, doch sie hob überrascht die Augenbrauen, als sie erneut die Stimme des Captains wahrnahm: „Ach ja – und scann doch mal bitte nach einer Asgard-Ionenspur, die von Washington ausgeht. Ich möchte sie finden und verfolgen.“
„Sind die Asgard nicht unsere Alliierten?“

„Eigentlich schon, aber Alliierte greifen einander nicht an, oder was meinst Du?“
Jill wiegte ihren Kopf hin und her, ihr schweres, blondes Haar machte die Bewegung mit und als sie nickte, wippte es kurz nach vorne: „Ja, stimmt.“
Damit gab sie ein paar Befehle ein, betätigte eine Taste und meldete: „Schiff scannt nach Ionenspur. Wir beamen euch jetzt direkt auf die Brücke.“
Keine zehn Sekunden später erklang ein paar Meter neben ihr das typische, leise, singende Geräusch eines Transporters, der eine – oder in diesem Fall: Mehrere – Personen materialisieren ließ.



„Pass auf, Jill, Agatha und ich kommen gleich wieder hoch. Wir bringen nochmal Gibbs, Tony, Tim, Ziva und Abby mit, also, wunder dich nicht, wenn gleich die Brücke ein wenig voll werden könnte.“, sagte der Captain in das kleine Schmuckstück und Tim McGee riss überrascht die Augenbrauen hoch. Sie sollten nochmal auf die Dragonfly gebeamt werden? Hatte er da denn gar nichts zu zusagen? Offenbar nicht, denn Gibbs, Tony und Ziva stellten ihre unbeeindruckten Mienen zu schau, während neben ihm Abby begeistert auf und ab hüpfte, was ihre Pferdeschwänze wippen ließ.

„Oh Tim“, lachte sie, klatschte begeistert in die Hände und schaute ihn an wie ein Kind am Weihnachtsmorgen, wenn es der Geschenke ansichtig wurde, „Ich darf mit nach oben. Wie cool ist das denn?“ Die Antwort Tims, ein leichtes, gezögertes und gedehntes „jaaa“ bekam sie gar nicht mit, denn sie eilte zu Cal und fiel ihm um den Hals: „Danke schön.“

Dann machte sie sich los und umarmete auch Agatha, die mit einer Labortechnikerin, die sich einem selbst durch umarmen-und-nie-wieder-loslassen anoperiert hatte, ein wenig überfordert wirkte. Sie schenkte ihrem Freund einen Blick, der deutlich um Hilfe bat, ehe Tim sich ihrer erbarmte, und Abby die Hand auf die Schulter legte. „Komm, lass der armen Frau noch ein wenig Luft. Sie läuft ja schon blau an.“
Damit sprang Abby ihn an und er schüttelte den Kopf.
Irgendwie genoß er es ja sogar, wenn da nicht Laura wäre.
Okay, zugegeben, sie kannten sich erst seit ein paar Stunden und die Unterhaltung über Fanfiction, ihre Alias, die sie beide aus der Serie „Reporter Blues“ geklaut hatten, und über das Schreiben als Solches, war alles, was sie wirklich an Gemeinsamkeiten hatten, aber Tim hatte das Gefühl gehabt, dass es bei ihr gut laufen könnte.

Aber dennoch – das Gefühl der sich an ihn festkrallenden Laborgoth, ihr Parfum in seinen Nasenlöchern, die Wärme ihres Körpers an seinem, das brachte Erinnerungen hoch. Erinnerungen an Nächte voller Leidenschaft in einem … Sarg. Sie hatten tatsächlich in einem Sarg miteinander…
Das war merkwürdig, aber – irgendwie reizte es ihn immer wieder, und wann immer Abby wieder einen neuen Verehrer hatte, wie diesen großgewachsenen Typen, den Tony „Der Hulk“ genannt hatte, war da tatsächlich immer wieder Eifersucht.
Und gerade, als er Ihr sagen wollte, dass sie ihn jetzt loslassen könne, verschwamm die Welt um ihn und machte, für einen kurzen Sekundenbruchteil, alles umschlingener Dunkelheit Platz.



Du bist tot, Tim. , schoss es ihm durch den Kopf, Du bist tot, weil jemand die Welt ausgelöscht hat. Du bist mit Abby im Arm gestorben. Bei deinen Freunden. Es ist…
Durch die Dunkelheit seiner Gedanken schoss, wie ein heller, warmer Lichtstrahl, ein Gedanke auf ihn zu. Es waren nur drei lateinische Wörter, die ihm neuen Lebenswillen gaben. Cogito ergo sum. – oder für alle Nicht-Lateiner: Ich denke, also bin ich.
Er dachte. Er war in der Lage, die Erkenntnis, dass er tot sein musste, weil jemand die Welt ausgelöscht hatte, zu fassen, also war er nicht tot.
Und dann kehrte die Helligkeit zurück, schoss in seine Augen, Geräusche brüllten in seine Ohren und der Geruch von Abbys Parfum, das er eigentlich sehr gerne roch, schien plötzlich viel zu aufdringlich. Die Helligkeit, sein komplettes Bewusstsein, schlug mit der Gewalt einer Welle auf ihn ein, erreichte den Höhepunkt des Erträglichen und zog sich wieder zurück.
Plötzlich war alles wieder normal.
Das Parfum roch zwar immer noch stark, aber das lag daran, dass sie sich an ihn geklammert hatte und seine Nase sehr nah an ihrem Hals war. Das Licht war wieder erträglich und die Geräusche ebenfalls.
„Captain auf der Brücke.“, bellte neben ihm plötzlich eine weibliche, doch sehr gefasste Stimme und Tim wirbelte erschrocken zu ihr herum.
Der Captain hatte sich schon auf dem Platz, der ihm gehörte, niedergelassen und wandte sich zu der Frau um: „Danke, Jill. Weitermachen.“



„Tim“, flüsterte Abby ihm ins Ohr, „Das ist ja die Brücke der Voyager.“
„Nicht ganz.“, raunte der Informatiker zurück, „Das ist schon die Brücke der Dragonfly, aber sie ist ein Schiff der Intrepid-Klasse.“
Damit schaute er sich erneut um. Agatha ging, ihm und Abby beruhigend zulächelnd, an ihm vorbei und setzte sich neben Cal, auf den Platz des ersten Offizieres, während Gibbs, Tony und Ziva sich ebenfalls verblüfft umblickten.
„Vielleicht“, meinte Cal von seinem Sitzplatz her, drehte sich zu ihnen um und lächelte, „Wollt Ihr es euch bequem machen? Wir können euch ein paar Gästequartiere zuteilen. Ihr könnt auch meinen Bereitschaftsraum nutzen oder den Besprechungsraum? Tim weiß sicher, wo alles ist.“
Damit lächelte der Captain ihm zu: „Er hat ja Voyager gesehen, wie ich annehme. Ich muss Dich übrigens enttäuschen, Seven of Nine wirst Du hier nicht finden. Sie ist tatsächlich auf der echten Voyager.“
„Och, das macht nichts.“, grinste Abby plötzlich neben ihm, „Ich bin sicher, ich krieg ein genau so gutes Kostüm für mich hin.“
Der Informatiker schloss die Augen und hatte das Gefühl, als würden seine Schläfen gleich pochen. Hatte Abby etwa vergessen, dass er eine Person verloren hatte, die ihm wichtig hätte werden können?
Oder wollte sie ihn einfach nur aufheitern?

Er hatte keine Zeit, sich eine Antwort auszudenken, denn in diesem Moment griff Abby seinen Arm und lächelte: „Wollen wir uns ein wenig umsehen? Ich fände ja einen Besuch auf dem Holodeck klasse.“
„Oh, wartet, wir kommen mit.“, mischte sich plötzlich Ziva ein, griff Tony bei der Hand und eilte mit ihm zu Abby und Tim, woraufhin die vier im Turbolift verschwanden.
 
Als sich Tim und Abby von der Brücke entfernten, warf Agatha ihnen einen Blick nach. Sie grinste: „Das ist so typisch. Wir haben Transporter, wir haben Replikatoren, wir haben die fortschrittlichste Bibliothek im Umkreis von Lichtjahren und die Menschen des 21. Jahrhunderts besuchen immer zuerst das Holodeck.“

Der Captain nickte: „Das stimmt.“
Anschließend grinste er schief: „Wobei, wenn ich ehrlich bin – das Holodeck ist cool. Da kann man sich richtig schön entspannen.“
„Ich glaube nicht, dass Ziva und Tony ‚Entspannung’ im Kopf haben.“, raunte die XO und Cal schaute sie verblüfft an: „Wie kommst Du darauf?“
„Och, Tony hat mir gerade einen sehr vielsagenden Blick zugeworfen.“
Der Captain lächelte: „So eine Drecksau.“
Damit wandte er sich an Gibbs: „Und Sie? Wollen Sie hier rumstehen, oder…?“
„Eigentlich schon, wenn es nichts ausmacht?“
Gerade, als Cal etwas antworten wollte, fiel ihm Agatha ins Wort: „Aber nein, absolut nicht. Stellen Sie sich irgendwo dazu und schauen sie zu.“
„Gathy, hälst du das für eine gute Idee?“, raunte Cal, „Er könnte doch Traceless sein.“
Die XO zuckte mit den Schultern: „Dann haben wir ihn aber unter Aufsicht.“
„Das stimmt auch wieder.“, nickte der Captain.



Nach ein paar Minuten lehnte sich Cal in seinem Sessel zurück, lächelte Agatha zu und sagte leise: „Weck mich, wenn ich zu laut schnarche.“ Damit schloss er die Augen und war, mit einem der beklopptesten Grinsen auf diesem Erdball – und das will eine Menge heißen, wenn man sich im Weltall befindet – eingeschlafen. Agatha zuckte mit den Schultern, beugte sich vor und küsste seine Stirn, ehe sie sich mit den Berichten befasste, die seit ihrem Tripp auf die Erde darauf warteten, abgearbeitet zu werden.
Kurz hatte sie sich in einem Bericht vertieft, als sie den Blick Gibbs auf sich ruhen spürte. Sie schaute auf und wandte sich zu dem grauhaarigen Ermittler um, der gerade einen Blick auf Jills Konsole geworfen hatte.
„Stört das nicht?“, fragte er und deutete auf den schlafenden Captain neben ihr. Sie zuckte mit den Schultern: „Nein, das tut er öfter. Keine Sorge.“
Dann wandte sie sich an Jill: „Und, hast du die Ionenspur noch?“
„Ja, und sie wird stärker. In knapp einer Stunde müssten wir sie erreicht haben.“
Kurz pausierte sie und schaute ihre Chefin an: „Ich muss sagen, ich bin immer noch nicht ganz von der Sache begeistert. Es sind unsere Verbündeten, hinter denen wir her sind.“
„… die uns auch gefangen genommen hätten, wenn sie den Captain nicht durch seinen Besuch im SGC kennen würden. Vermutlich wollen sie keinen Trouble mit Jack haben.“
Jill zuckte mit den Schultern: „Das kann ich sogar irgendwie verstehen, und…“
Erneut pausierte sie, ehe sie ihren Kommunikator betätigte: „Menacer an Sato? Ich wiederhole, Menacer an Sato?“
Kurz war nichts zu hören, dann erklang eine leicht verschlafene Stimme mit einem nicht zu überhörenden, japanischen Akzent: „Sato hier, Commander.“
„Ran, ich habe dich ein paar Mal gebeten, dieses Diagnoseprogramm zu beenden.“
„Commander, ich … es ist ein wissenschaftliches Experiment, das ich dringend durchführen muss.“

Agatha schaute die taktische und Sicherheitsoffizierin fragend an. Ging es etwa schon wieder um das ominöse Projekt „Catsghost“, das die attraktive Asiatin durchführte? Sie hatte keine Ahnung, was das genau für ein Programm war, sie wusste nur, dass der Captain es abgesegnet hatte, nachdem er mit Jill und Gina über die möglichen Auswirkungen gesprochen hatte. Warum sich Gina in diese Unterhaltung eingemischt hatte, war ihr auch nicht bekannt, aber die Bordärztin hatte es getan. Sie erinnerte sich daran, dass Gina Ran an dem letzten Tag, bevor sie mal wieder aufgebrochen waren, kühn dorthin zu gehen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen war, auf die Erde in die Heimatstadt der hübschen Japanerin begleitet hatte. Als sie wiedergekommen waren, hatte sich Gina von der Architektur Tokyos begeistert gezeigt und danach stellte sie sich als starke Fürsprecherin des Projektes „Catsghost“ heraus, wenngleich auch ihr die eigentlichen genaueren Spezifikationen des Projektes nicht ganz geläufig waren. Aber sie…

„Ich stelle den Suchlauf für die nächsten paar Stunden ab.“, riss Rans Stimme, die aus dem Äther kam, Agatha aus ihren Gedanken und sie sah, wie Jill nickte: „Gut, tu das. Ich möchte Dich ferner bitten, den Suchlauf nur noch in der Nachtschicht laufen zu lassen. Das sind 8 Stunden, in denen die Sensoren dir voll und ganz zur Verfügung stehen.“ Die XO konnte förmlich hören, wie die Japanerin mit den Zähnen knirschte, ehe sie ein „Verstanden“ von sich gab. „Gut.“, sagte Jill und schloss den Kanal.



„Computer?“, erklang in Ran Satos Quartier die samtweiche, leicht exotische Stimme der Asiatin, „Pausiere Suchlauf und beende das Programm.“ „Bestätigt.“
Ran ließ sich wieder zurück in die samtweichen Kissen sinken, deckte sich zu und rollte mit den Augen. So würde sie das Ziel nie erreichen. Aber es brachte nichts, sich darüber aufzuregen. Jill war ihr gegenüber weisungsbefugt. Sie schloss die Augen und ließ sich von dem hypnotischen Summen des Antriebs, das sie deutlich hören konnte, in das Reich der Träume tragen.



Abby quietschte nahezu vor Vergnügen, während sie sich umblickte.
„Das ist ja …“, brachte sie hervor und eilte durch das große Schott, auf dem groß „Maschinenraum“ prangte. Tim folgte ihr – inzwischen vom Übermut und der Neugierde genau so infiziert – und er dachte sich nichts dabei, als sich ihnen plötzlich ein Kanten von einem Mensch in den Weg stellte. „Unbefugte haben hier keinen Zutritt.“, sagte er und schaute zu der schwarzhaarigen Goth herunter: „Sind Sie nicht Abigail Sciuto?“ „Ja.“, lachte sie, „Und wer sind sie?“ Nun ging der Kanten von einem Mann ein wenig in die Hocke, dass er sie ansehen konnte, ehe er breit grinste: „Mensch, dass ich Sie mal treffe, hätte ich nicht gedacht. Ich bin Sebastian Middlegate – aber bitte, nennen Sie mich Scotty.“
„Scotty?“, fragte Abby, „Wie … Montgomery Scott?“
„Ja.“, strahlte der Mann, wonach sein Strahlen ein wenig verrutschte, „Wenngleich ich nicht mit ihm verwandt bin. Aber… er hat mir damals – ich glaube, das war nach dieser gefährlichen Mission, wo sich die Brückencrew in einen Haufen wilder Kreaturen verwandelte – die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt ‚Es ist keine Enterprise, wenn kein Scotty im Maschinenraum ist.’“

Er lachte: „Ich habe ihn dann darauf hingewiesen, dass dies nicht die Enterprise sei und er hatte eine Grimasse geschnitten: ‚Und der Chefingenieur der neuesten Enterprise heißt auch LaForge. Legen Sie nicht jedes Wort von mir auf die Goldwaage, Junge. Sie machen diesen Job hier wirklich gut.“ Erneut strahlte er: „Ein größeres Kompliment hätte ich vom großen Scotty nie bekommen können.“
Die hübsche Goth schaute Scotty fasziniert an und nickte: „Stimmt – oder, was meinst Du, Tim?“
Kurz regte sich ein kurzer Unmut in McGee und er wollte schon sarkastisch fragen, ob er jetzt auf einmal wieder doch gut genug war, um mit ihm zu reden, aber – irgendwie konnte er die Neugierde Abbys verstehen. Das war wirklich alles – um es auf ein Wort zu subsumieren „cool“.
„Ja.“, sagte er knapp und näherte sich einer Konsole, „Ist das… jetzt sagen Sie bloß, dass ist die Warpkernkontrollkonsole?“
Scotty ging zu ihm, nickte und sagte: „Klar, was soll es sonst sein? Ich meine, das Ding misst das Mischungsverhältnis von Materie zu Antimaterie und den Energieoutput, den wir daraus erhalten, aufs Millicochrane.“


Abby musste lächeln, als sie sah, wie auch in Tims Augen die kindliche Begeisterung an die Oberfläche blubberte, die er vorher versucht hatte, zu unterdrücken. Ziva und Tony hatten sich schnell von ihnen getrennt und waren in einem Holodeck verschwunden – sie wollte gar nicht so genau wissen, was die Beiden darin so taten. Es reichte schließlich schon, dass sie wusste, das ihr Tiger das tun konnte, sie musste nicht auch noch wissen, dass er es tat. Und schon gar nicht mit ihrer besten Freundin. Gut – sie wusste, dass Ziva und Tony zueinander gehörten, das war ihr schon zu dem Zeitpunkt klar gewesen, als sie sie zum ersten mal miteinander gesehen hatte – aber es gab einfach Sachen die wollte sie nicht wissen und die gingen sie auch nichts an. Also war sie mit Tim auf eine Entdeckungstour gegangen. Schließlich drohte ihnen ja hier keine Gefahr. Das Raumschiff war doch sicher…



Kaum, das sie diesen Gedanken getroffen hatte, explodierte neben ihr eine Konsole und die Beleuchtung verdunkelte sich, wich einem beunruhigenden Scharlachrot. „Was ist das?“, fragte sie und Tim schaute sie an: „Na was schon. Alarmstufe rot. Ich nehme an, wir werden angegriffen.“ Das Beben, das in diesem Moment das Schiff durchschüttelte, korrespondierte mit der Meinung des Computerexperten, der in diesem Moment von den Beinen geholt wurde. Sein Kopf krachte gegen eine Verstrebung und er sank an ihr herunter. „TIM!“, schrie Abby, als das Beben erneut durch das Schiff ging und sie beinahe ebenfalls gefallen wäre.



„Bericht.“, sagte Agatha mit ruhiger Stimme, als sich ein verschlafen wirkender Cal neben ihr aufrichtete. „Was wird es wohl sein, wir werden angegriffen.“, murmelte der Captain und klang immer noch ein wenig schläfrig, als er auf den Bildschirm, und damit auf das Goa’Uld-Hatak deutete, dass sich ihnen dort entgegen stellte. „Lucianer-Allianz, oder echtes Goa’uld-Schiff, was meinst Du?“, fragte die hübsche XO und Cal zuckte mit den Schultern, ehe er einen Blick über seine Schulter warf: „Was sagt denn unsere Freund-Feind… oh Gott.“

Er stockte und schaute zu Gibbs, der sich gerade neben Jill aufrichtete.
„Ihr Puls ist stabil.“, sagte er mit der Selbstsicherheit eines Feldmediziners, der er ja eigentlich nicht war, „Aber… sie muss sich den Kopf angeschlagen haben. Ich würde vorschlagen, dass sie Ihre Bordärztin rufen.“ „Klar.“, nickte Cal, war sofort bei Gibbs und zog die gerade zu sich kommende Jill hoch.
Sie lächelte ihn an, wirkte ein wenig benebelt: „Hey, lass das nicht Agatha sehen.“
„Tut sie schon.“, sagte er und wandte sich an seine XO: „Schatz, du hast die Brücke, ich bring Jill eben in die Krankenstation.“

„Captain, Ihr Platz ist auf der Brücke.“, legte ihm Gibbs eine Hand auf die Schulter und Cal schüttelte den Kopf: „Special Agent, ich mache das immer so. Eine Frau, verletzt, auf meiner Brücke? Nicht wenn ichs verhindern kann. Agatha, du hast die Brücke und die Taktik.“ Damit drehte er sich um und geleitete seine benebelte taktische Offizierin in den Turbolift. Gibbs warf einen verblüfften Blick zu Agatha, die mit den Schultern zuckte: „So ist er. Da kann man nichts machen.“
Damit kam sie auf ihn und die taktische Konsole zu und lächelte ihn an: „Keine Sorge, wir sind Profis.“
„Offenbar nicht, wenn der Kapitän mitten in der Schlacht…“

Erneut bebte das Schiff, doch Agatha und Gibbs hielten sich an der Verstrebung fest, um nicht ebenfalls den Boden unter den Füßen zu verlieren. „Darüber reden wir gleich, okay?“, fragte sie und wandte sich der taktischen Konsole zu, ehe sie humorlos auflachte. ‚Agatha, du hast die Brücke`, immitierte sie Cal und schaute zu Gibbs: „Wissen Sie, Taktik ist zwar ein Steckenpferd von mir, aber… nicht gegen Goa’uld.“
„Mich brauchen Sie nicht zu fragen, ich kenn mich damit auch nicht aus.“, knurrte der Chefermittler und drehte sich verblüfft um, als die Turbolifttür aufglitt und zwei leicht derangiert-wirkende NCIS-Agenten auftauchten. „Wie seht ihr…“, setzte Gibbs an, doch er beschloss, dazu erstmal nichts zu sagen.
Erstmal musste man sie hier herausholen. Und so zuversichtlich, wie Ziva dreinblickte, hatte die hübsche Israeli einen Plan.





Das animalische Knurren Zivas drang durch all seine Fasern und das Verlangen etwas Bestimmtes zu tun, war beinahe überwältigend. Er lag unter ihr, sah wie hypnotisiert in ihre funkelnden, braunen Augen und war ganz hin und weg. Alles in ihm sehnte sich danach, sich ihr zu ergeben, damit sie mit ihm machen konnte, was sie wollte. Er konnte ganz deutlich sehen, dass sie ebenfalls diese Gefühle hatte. Ihr Brustkorb hob und senkte sich schnell, ihr Atem ging stoßweise. Er machte seinen Zug, stemmte sich ihr entgegen und hörte sie keuchen: „Schwerer Fehler, DiNozzo.“

Dann schlang sie ihre Arme um ihn und drückte zu.
Der Schmerz war höllisch und er verfluchte sich, dass er sich dazu hatte breitschlagen lassen, sich von ihr in Kampfsport auf den neuesten Stand bringen zu lassen. Das, von dem er sich eine gewisse erotische Komponente versprochen hatte, endete in bloßem Trainieren, bis die beiden Agenten durchgeschwitzt waren.

„Man muss auf alles vorbereitet sein“, hatte Ziva gesagt und mit ihm etliche Kampfsimulationen in unterschiedlichen Waffennutzungen durchgespielt. Am stärksten erinnerte sich Tony an das Bild einer Ziva, die mit pfeilgeradem Rücken, stolz aufgerichtet da stand, zwei Schwerter in der Hand haltend und einen Siegesruf ausstoßend.
„Können… wir eine kleine Pause einlegen?“, keuchte er und sah, wie sie nickte.
Gut.
Als sie sich gegen ihn sinken ließ, umarmte er sie, küsste ihre Stirn und streichelte ihre Flanke. Sie war noch ziemlich mitgenommen, hob den Kopf und schaute ihn an: „Ich verprügel Dich und du küsst mich?“
Er lächelte schief: „Ich weiß auch nicht… irgendwie steh ich auf Frauen, die…“
In diesem Moment bebte das Schiff und Tony rollte mit den Augen: „Wer immer fliegt, wird hoffentlich einen guten Grund dafür haben, dass er uns so durchrüttelt.“



Als sie die Kommandobrücke betraten, glaubten sie, ihren Augen nicht zu trauen.
Flog da wirklich eine Pyramide im Weltall? Und feuerte sie tatsächlich auf sie?
Den verwunderten Blick und die angesetzte Frage, wie sie aussähen, ignorierte Ziva und schaute zu der hübschen Rothaarigen, die ihr ein amüsiertes, beinahe wissendes Lächeln schenkte. „Darf ich mal?“, fragte die Israeli und Agatha nickte: „Bitte, bitte, bedien dich. Du kennst die Bedienung ja noch von unserem Shuttleflug.“ Ziva nickte, ging zur Konsole und ließ, mit flinken, zielsicheren Fingern die entsprechenden Gegenmaßnahmen einleiten. Auf dem Hauptschirm sah man, wie die Pyramide von einem grellorangen Lichtstrahl getroffen wurde, ein wenig schlingerte, aber dann wieder auf sie zukam und ebenfalls etwas abfeuerte.
Der Treffer ließ das Deck beben und Ziva hielt sich fest, um nicht zu stürzen.
Kurz überlegte sie, dann hob sie ihre Stimme: „Steuermann?“
Die Person an der Navigationskonsole drehte sich zu ihr um: „Ich heiß Alexander – oder Alex.“
Ziva nickte bestätigend: „Gut, Alex – ich kann gleich deine Hilfe gebrauchen.“
„Verstanden, Ma’am.“

Mit zielsicheren Fingern tippte Ziva wieder einen Befehl und Tony konnte sich nicht helfen, er sah sie bewundernd an. Sie erinnerte ihn gerade an eine Pianistin, die genau wusste, welche Taste zu drücken war, um welchen Ton zu treffen, damit das Publikum von ihrer Darbietung verzaubert wurde. Hier waren es allerdings keine Tasten, die einer Klaviatur Töne entlockten, sondern durchweg tödliche Befehle. Und Ziva traf die Tasten mit tödlicher Präzision.
„Alex, ich brauche jetzt deine Hilfe.“
„Und wie, Ma’am?“
Ziva lächelte.



Im Weltall musste die Szenerie ein wenig spektakulärer ausgesehen haben, als sie eigentlich war. Die Dragonfly mit ihrer beinahe Pfeilähnlichen Form schoss auf das Ha’tak zu, feuerte grell-orange Phaserstrahlen ab, die am Schutzschild wirkungslos zerstoben und ein paar grell-weiß-gleißende Quantumtorpedos, die das selbe Schicksal ereilte. Gerade, als das Pyramidenschiff eine Garbe oranger Feuerbälle auf die Dragonfly zuschickte, die in perfekt getimten Abständen hintereinander auf das kleine Föderationssschiff zurasten, drehte das Schiff sich aufeinmal um die vertikale Achse. Die Antriebsgondeln klappten hoch. Dann schien es plötzlich so, als seien zwei Dragonflys vor Ort. Die eine schien dort zu schweben, wo sie sich „auf den Bauch“ gedreht hatte, die andere „lag“ mit herunterklappenden Antriebsgondeln genau unter dem „Bauch“ des Hataks. Dann feuerte sie. Kurzzeitig passierte nichts, es war, als würde das Universum den Atem anhalten, um laut loszuschreien, als das Ha’tak plötzlich bebte. Orange Blitze umspielten die Pyramide, wärend Flammen aus ihr herausleckten.

An Bord der Dragonfly klopfte Gibbs Ziva auf den Rücken: „Gut gemacht.“
Die hübsche Israelin lächelte ihm zu, zuckte mit den Schultern und sagte: „Bedank dich nicht bei mir, sondern bei Captain Jean-Luc Picard.“
Alex drehte sich verblüfft zu ihr um: „Ich wusste doch, dass mir die Sache bekannt vorkommt. Das ist das Picard-Manöver, oder?“
Sie nickte.
Agatha drehte sich zu ihr um, lächelte schief und zuckte mit den Schultern: „Nun, ich glaube, ich werde Captain Picard mitteilen können, dass man selbst beim Mossad noch von ihm lernt.“
Gerade, als Ziva darauf etwas antworten wollte, piepste die Konsole an der sie stand.
Sie warf einen Blick auf den Text und schaute zu Agatha: „Ähm, ich glaube, wir haben sie wütend gemacht. Da kommt noch eine Pyramide auf uns zu.“
Und erneut erbebte das Schiff.
Ziva ließ ihre Finger wieder über die Konsole gleiten: „Ich intiiere Gegenfeuer.“
Dann warf sie einen Blick zu Alex, erneut auf die Konsole, und grinste dann. Ihr kam eine Idee. „Alex, auf Koordinaten 245 zu 358 zu 110 ist ein Nebel. Kannst Du uns dort hinbringen?“
Der Steuermann tippte ebenfalls mit der Präzision einer Maschine auf die Tastatur ein, nickte dann und wandte sich zu Ziva um: „Das ist ein Nebel der Mutara-Klasse.“
„Tatsächlich ein Mutara-Nebel, ja? Sehr gut.“
„Könnte ein wenig ungemütlich werden, „erklärte Alex, „aber ich kann uns reinbringen.“
Damit wandte er sich zu Agatha um, die mit den Schultern zuckte: „Mach mal.“
„Aye, Ma’ams.“, sagte Alex und das Schiff beschleunigte.
Durch die Trägheitsdämpfer bekam man davon natürlich nichts mit und Ziva konnte sich nicht helfen, die Technik der Zukunft zu bewundern.

Es war schon mehr oder weniger verrückt. Sie waren tatsächlich im Weltall, auf der Flucht vor einem Pyramidenschiff, das tödliche Energie in ihre Richtung aussandte. Und sie hatte diesen Nebel gefunden, in dem sie sich nun verstecken würden. Die einzige Möglichkeit, die Ihr zum reagieren blieb, war ein einfaches Kopfschütteln.



Jill Menacers Kopf schmerzte, als Gina sich über sie beugte und sie mit einem medizinischen Tricorder scannte. In den hübschen, wasserblauen Augen der Ärztin spiegelte sich kurz eine Mischung aus Sorge und Ärger, ehe sie den Mann anblickte, der neben ihr stand. „Cal, und wenn Du nackt um mich herumtanzt und die Geister der Schamanen anrufst, ich kann nicht schneller arbeiten. Schließlich hat der erste Treffer dieser verdammten Goa’uld und schon ein paar Verletzte eingebracht.“
Der Captain nickte, legte Jill eine Hand auf die Schulter und schaute sie an: „Geht es Dir gut? Soll ich Deinen Freund rufen?“
„Scotty hat im Maschinenraum sicher alle Hände voll zu tun, da kannst Du nix machen.“, erwiderte die Taktikerin und stöhnte einmal kurz schmerzerfüllt auf, als die CMO ihr ein Hypospray verabreichte.
„Das wird dich jetzt ein wenig schlafen lassen, Jill. Danach geht es Dir besser.“
„Ich verstehe.“, murmelte die Frau und merkte, wie sie immer müder und schläfriger wurde. Sie war schon eingeschlafen, ehe ihr Kopf auf dem Biobettenkopfkissen angekommen war.
Gina konnte merken, wie der Captain sie entsetzt anblickte.
„Was tust Du da, Gina?“, fragte er und sie legte ihm beide Hände auf je eine Schulter: „Cal, vertrau mir. Es ist nur zu ihrem Besten. Du kannst jetzt wieder auf die Brücke gehen.“
Sie sah ihm tief in die Augen, nickte nocheinmal bestätigend und sah, wie Cal sich von ihr löste.
„Kann mir jemand helfen?“, schrie plötzlich eine panisch-klingende Stimme aus dem Eingang. Gina und Cal fuhren herum und sahen eine – im Vergleich zu dem Mann, den sie stützte – kleine Abigail Sciuto, die einen benommen-dreinblickenden Tim McGee stützte.
„Ach du Schande.“, murmelte der Captain und eilte zu Abby, um ihr zu helfen: „Was ist denn passiert?“
„Das wüsste ich auch gerne. Aus irgendeinem Grund bebt dein Schiff, Capitano. Tim hat sich vermutlich nur den Kopf gestoßen, aber er wird immer wieder bewusstlos.“
Nun war Gina neben ihr, ließ ihren Tricorder aufschnappen und scannte den halb-ohnmächtigen Bundesagenten: „Hm … hab ich mir schon geedacht. Eine Gehirnerschütterung.“
Damit lächelte sie Abby zu: „Es ist nicht schlimm. Sowas behandel ich andauernd, ich werde mich gleich um ihn kümmern.“

Im nächsten Moment schnellten die Hände der Goth vor und griffen Gina am Ärztekittel. Gina fuhr überrascht herum und wollte gerade ihr Hypospray zum Einsatz bringen, doch da hörte sie die Frage Abbys, die in einer so sanften Stimme gestellt wurde, dass ihr einfach das Herz aufging. „Darf ich – hierbleiben?“, fragte Abby und in ihrer Stimme schwang Besorgnis und Angst mit, „Bitte. Ich kann sonst nichts machen, aber… ich kann hier bei Tim sitzen und wenigstens ihm helfen.“ Eigentlich wollte Gina der hübschen Goth sagen, dass es sinnlos wäre, schließlich würde McGee kurz schlafen und wenn er aufwachte, würde er wieder „auf Deck sein“, wie man so schön sagte, aber sie konnte es nicht übers Herz bringen. Also nickte sie: „Na gut. Sie können mir helfen, oder sich auf eines der Biobetten setzen, das liegt ganz bei Ihnen.“ „Was soll ich tun?“, fragte Abby und Gina konnte sich nicht helfen. Sie musste lächeln. Das war ein Einsatzwillen.



Tony hatte noch nie etwas Schöneres gesehen, als Ziva David, die sich gerade vor dem Hauptschirm zu ihm umdrehte. Der lilane Mutara-Klasse-Nebel, der hinter ihr schimmerte, verlieh der hübschen Israeli etwas beinahe Engelhaftes. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, was ihr einen verblüfften Blick entlockte. „Tony, reiß dich zusammen. Wir werden gerade von irgendwelchen Pyramiden angegriffen.“, sagte sie und ihm war klar, dass sie gerade absolut nicht in der romantischen Stimmung war. Der Special-Agent lächelte ihr amüsiert zu und wandte sich dann an Agatha: „Und wer sind die? Ich nehme nicht an, dass Ihr Trouble mit dem ägyptischen Raumfahrtprogramm habt.“

Agatha Silverbird blickte ihn kurz verblüfft an, blinzelte dann kurz und lachte: „Hey, der war gut.“
In diesem Moment glitt die Turbolifttür auf und Cal verließ den Aufzug.
Er atmete tief durch und schaute zu Agatha, die seinen Blick erwiderte und kurz fragte: „Alles in Ordnung?“
Erneut atmete Cal, nickte dann aber und lächelte: „Ist nur eine einfache Gehirnerschütterung.“
Damit wandte er sich an Gibbs: „Tim hats auch erwischt. Aber auch nichts Ernstes. Dasselbe wie bei Jill. Gina wird ihm gleich was gegen die Schmerzen geben, und wenn er aufwacht, is alles wieder in bester Butter.“

Das zu hören gefiel Tony irgendwie gar nicht. Auf dem Schiff des Captain hatte sich einer seiner besten Freunde so schwer verletzt, dass er einen Arzt aufsuchen musste, der ihm was gegen die Schmerzen gab und ihn damit betäubte? Vor ohnmächtiger Wut knirschte er mit den Zähnen, denn er wusste, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für einen Kampf zwischen ihm und Cal war. „Das ist gut zu hören.“, sagte Agatha, ehe sie sich an Tony wandte: „Übrigens, noch interessiert daran, wer die sind, die uns da angegriffen haben?“ Der Halbitaliener wusste, dass es die beste Möglichkeit war, sich abzulenken und nickte daher. Er konnte jetzt jede Ablenkung brauchen.
 
Im Konferenzraum der Dragonfly hatten sich die verbliebenden NCIS-Agenten, sowie Cal und Agatha versammelt. Der Captain stand, mit dem Rücken zu ihnen, da und blickte aus dem Fenster, auf den sich nähernden Nebel. „Ein Mutara-Nebel.“, stellte er fest und schaute zu Agatha: „Wessen grandiose Idee war das denn?“ „Meine.“, meldete sich Ziva, „Ich dachte mir, dass wir dort vielleicht ein wenig gleichwertiger wären.“ „Jetzt sag bloß, die Ereignisse, die im Tod Captain Spocks gipfelten, sind auch verfilmt worden.“, sagte Cal und Tony nickte: „Star Trek II – Der Zorn des Khan. Den kenn sogar ich.“

Das geknurrte „Na Toll“ von Cal ging in einem weiteren Treffer unter, der das Schiff beben ließ. Tony blickte zu Agatha: „Und wer sind die jetzt?“ „Entweder ist das die Lucianer-Allianz oder die Goa’uld. Die Goa’uld sind parasitäre Lebewesen, die sich irgendwann mal zu Göttern aufgeschwungen haben, beziehungsweise diese Rolle übernahmen. Die Lucianer-Allianz… das sind einfache Diebe. Nicht unbedingt die netteste Gesellschaft, aber – mit denen kämen wir besser klar, als mit den Goas.“

Damit wandte sie sich an Cal: „Übrigens, Schatz, hast Du gehört? Danielle Jackson, die Urgroßenkelin des berühmten Wissenschaftlers, hat die These postuliert, dass das Orion-Syndikat aus der Lucianer-Allianz hervorgegangen ist.“ „Na das is ja mal toll.“, sagte der Captain, der dabei jedoch jegliche Begeisterung missen ließ, „Wie kriegen wir die Kuh vom Eis und uns aus dieser Lage?“ „Masterton an Cat?“, erklang eine kräftige Männerstimme und Cal legte die Stirn in Falten. Masterton? Woher kannte er diesen Namen?
„Das ist Jills Stellvertreter.“, erklärte Agatha, die offenbar anhand seines Gesichts gesehen hatte, dass er gerade echt grübeln musste. Ein gewispertes „Danke“ seitens Cal und einen Kussmund seitens Agatha später, sagte der Captain: „Ja, Cat hier?“ „Captain, wir erhalten gerade einen Ruf. Er kommt von einem anderen Raumschiff, das sich unserer Position nähert.“
Cal rollte mit den Augen: „Toll, noch ein Goa’uld-Schiff?“
„Nein.“, erklang die Stimme aus dem Äther, „Es ist ein Erdenschiff. Sie übermitteln eine Kennung.“
Agatha konnte sehen, wie der Captain etwas stärker als normal einatmete und grinste: „Lassen Sie mich raten? Die George Hammond ?“
„Japp, es ist die Hammond. Sie nehmen den Ha’tak unter Feuer.“
Cal strahlte und plötzlich schien Lebenswillen von ihm Besitz ergriffen zu haben: „Dann wollen wir denen doch mal helfen. Schiff umdrehen und den Ha’tak anvisieren. Wir greifen an.“



Hätte es einen Beobachter gegeben, der im All zugegen gewesen wäre, hätte er gesehen, wie ein Raumschiff der Intrepid-Klasse eine beeindruckend-schnittige Wende um 180 Grad hingelegt hätte. Aus dem Flüchtling wurde ein Angreifer. Und er jagte auf den Punkt zu, aus dem er gerade gekommen war, dorthin, wo ein grellbuntes Farbspektakel einen harten Kampf verhieß.



Als sowohl das Hatak, als auch die Hammond in Sichtweite der Dragonfly waren, und Cal den Befehl gab, das Geschehen auf den Hauptschirm zu legen, stellte Ziva fest, dass ihr die Vokabeln fehlten, die sie benötigte um die Hammond akurat beschreiben zu können. Die Struktur des Schiffes erinnerte an einen Zerstörer, wie er auf der Erde die Weltmeere befuhr. Von eher gedrungener Statur, besaß es einen zentralen Rumpf, von dem aus drei seperate Bauten abgingen. So oder so ähnlich konnte man das Schiff vielleicht darstellen, aber, irgendwie ging der Beschreibung doch eine Menge dessen ab, was dieses Raumschiff eigentlich war – nämlich eine ziemlich effektive Kampfmaschine. Und diese Kampfmaschine legte sich gerade, mit einem dauerfeuernden Goa’Uld-Pyramidenschiff an. Cal richtete sich auf, deutete mit dem Finger auf die Position, auf der Jill normalerweise stand und setzte an: „Ji… ähm… ich meine… Masterton. Rufen Sie die Hammond.“

„Aye, Sir.“, erklang die Stimme des Offiziers und auf dem Bildschirm erschien das Bild einer wunderschönen Frau. Ziva trat neugierig einen Schritt zur Seite und sah, wie der Captain keine Chance hatte, um gegen das Grinsen anzugehen. Dann warf sie einen Blick auf den Bildschirm – natürlich, die Frau war hübsch, aber warum grinste Cal so? Und dann fiel es ihr auf. „Moment mal.“, sagte sie, machte einen Satz über die Brüstung, welche die Hintere von der vorderen Brücke trennte und ging zu Agatha, die sie verblüfft ansah. Dann deutete Ziva auf die Frau auf dem Bildschirm.
„Das ist doch Helen Magnus.“
„Bitte?“, fragte die Blonde auf dem Bildschirm und warf ihr einen Blick zu, in dem ehrliche Überraschung stand, „Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“
Cal rollte mit den Augen: „Erklär ich Dir gleich, Sam. Vielleicht sollten wir, bevor wir uns…“
„Wir sollten unsere Taktik abstimmen.“, schnitt ihm Agatha das Wort ab, und als er sie verblüfft anblickte, zuckte sie mit den Schultern: „Schatz, manchmal schweifst Du zu sehr aus.“
„Erm….“, machte Cal und klappte dann den Mund wieder zu.



Im Weltall war die Szene wirklich beeindruckend.
Orange Energiekugeln, die wie Ellipsoide wirkten, schossen vom pyramidalen Hatak auf die kleinere, gedrungen-wirkendere Hammond zu, wo sie wirkungslos an den Schilden verpufften und das Schiff in ein kurzzeitiges Energiegewaber hüllten. Gleichzeitig sandte das Erdenschiff Raketen und Rail-Gun-Salven auf den Hatak. Natürlich war auch der Hatak von Schilden geschützt und so verpufften die Schüsse der Hammond ebenso wirkungslos. Und dann sauste die Dragonfly peilgleich heran, schwenkte, zusammen mit dem von der Frau namens „Sam“ kommandierten Raumschiff der Erde auf eine bestimmte Position ein und eröffnete das Feuer. Zusammen mit Raketen und Rail-gun-Salven rasten grell-orange Phaser und grell-weiße Quantentorpedos auf das feindliche Schiff zu und tauchten es in ein immer stärkeres Lichtschauspiel. Dann richtete sich die Pyramide erneut aus und orange-rote Energieellipsoide schossen auf die Dragonfly und die Hammond zu. Das Föderationsschiff wurde getroffen und „taumelte“, wie ein Boxer, der einen Kinnhaken erhalten hatte. Funken sprühten von der Brückenbeleuchtung, als sich Agatha wieder aufrichtete. Der Treffer hatte das Schiff schlingern lassen und dann war die Manövrierfähigkeit ausgefallen. Direkt neben ihr hatte es eine Explosion gegeben und…

Sie wandte sich zur Seite und sah zu Ziva, die neben einem am Boden liegenden Cal kniete und seinen Puls tastete. „Nich schon wieder.“, schoss es ihr durch den Kopf..




Kurz vorher

Die wasserblauen Augen Samantha Carters sahen leicht abwesend nach vorne, dorthin wo das Nicht-Glas, eine Art von transparentem Aluminium, eine zuverlässige Barriere zwischen der Brücke der von ihr kommandierten George Hammond und dem Hyperraum bildete. Dorthin, wo eben jener Hyperraum sich als beinahe schon hypnotisierendes Leuchten präsentierte.

Normalerweise faszinierte es sie immer wieder, aber heute war sie einfach nur erschöpft. Bald würde sie zu Hause sein, könnte sich in ihren Sessel sinken lassen und Musik hören, ihre Augen entspannen. Entspannen. Dazu war sie in den letzten Wochen nicht gekommen, denn ein Trip durch den Hyperraum ist keine einfache Angelegenheit. Da kann einiges passieren – und niemand wusste es besser, als sie. Sie hatte schon so ziemlich jeden Fehler erlebt – vom Einfrieren der Zeit über eine Energiewelle, die sie ausgeknocked hatte, oder einen Replikatorangriff – der Hyperraum und die Technologie der Erdraumschiffe waren nichts, womit man leichtfertig umging. Deswegen waren ihre Nerven auch mit schöner Regelmäßigkeit bis zum Zerreissen gespannt.

Aber bald würde sie nach Hause kommen.
Zu Jack, dessen braune Augen sie jedes Mal treuherzig anblickten, der an ihr hochsprang und ihr die Hand ableckte. Ja, es war eine kleine Gemeinheit gewesen, den kleinen Rauhaardackel nach dem General zu benennen, aber der grinsende Archäologe, mit dem sie seit ein paar Monaten Tisch, Bett und Couch teilte, hatte es vorgeschlagen und als der General dies erfuhr, hatte er es mit Stil genommen.
Sie würde heim kommen.
Zu Daniel, der vermutlich genau in diesem Moment einmal mehr Homeworld Security anrief und Jack fragte, wie lange es noch dauern würde, bis die Hammond auf ihren Sensoren erscheinen würde. Sie konnte sich vorstellen, wie General O’Neill ein leicht ironisches Lächeln auf den Lippen hatte, sich zurücklehnte und sagte: „Danny-boy, ich bin sicher, wenn Du nochmal anrufst, kommt Sam gleich nochmal so schnell an.“

Zwar hatte Sam, als sie noch ihren Dienst auf Atlantis getan hatte, kurzzeitig eine Affaire mit Jack angefangen, aber beide hatten bald eingesehen, dass es keine gute Sache wäre. Gut – spätestens, seit Jack nichts tun konnte, als Woolsey und das IOA sie vom Posten der Leiterin der Atlantisexpedition abgesägt hatten, wusste sie nicht so ganz, ob der General die politischen Gründe nicht vorschob.
Mit Daniel war es erst recht spät losgegangen, aber – seit knapp 4 Monaten waren sie ein Paar. Und jedes Mal schien der Anthropologe wie gebannt zu sein, wenn sie aufstand und sich umzog. Sie hatte nie vor, sich bewusst verführerisch zu bewegen, aber Daniel schien jedes Mal…
„Colonel Carter?“, riss eine Stimme die hübsche Blonde aus ihren Gedanken und sie schaute zur Quelle dieser Stimme herüber. Airman Matthies – Alter 24 – erwiderte ihren Blick: „Ma’am, ich empfange gerade Waffenfeuer voraus.“
„Waffenfeuer?“, echote Carter und richtete sich in ihrem Sitz auf, „Aus dem Hyperraum gehen, schauen wir uns das mal an.“
Der Blick durchs Fenster veränderte sich. Konnte man vorher einen blauweißen Wirbel erkennen, wich dieser Wirbel nun der schwärze des Alls, sowie einem Schiff, dessen Konfiguration Sam erschreckend deutlich bekannt vorkam.
Ein Pyramidenschiff – ein Ha’tak.
„Ich empfange einen Transpondercode“, meldete Matthies und schaute sie erneut an, Verwunderung im Blick, „Es ist – ein Code, der in unserer Datenbank ist, aber schon ein paar Jahre nicht mehr verwendet wurde.“
Sam war sofort auf den langen Beinen und bei ihm:
„Ein älterer Transpondercode?“
Matthies spürte den warmen Atem seiner Kommandantin in seinem Nacken und nickte, ehe er auf seine Anzeige deutete: „Ja – hier, sehen Sie, Colonel?“
Sam runzelte die Stirn. Das war doch… das konnte doch gar nicht sein?
„Und das Ha’tak feuert auf die Quelle dieses Transpondercodes?“
Erneut nickte Matthies.
„Dann greifen wir ein.“, sagte Sam, ging zu ihrem Kommandosessel und setzte sich, mit einem Schwung und einer Dynamik, wie sie sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Ihre Jugend war dabei, sie einzuholen.
‚Und Du bist gerade erstmal 40.’, grinste sie innerlich, ‚Aber meine Spät-Zwanziger holen mich ein.’
„Lieutenant Peel? Stellen Sie eine Kommunikation zum Ha’tak her und anschließend klar, dass das Schiff, das sie angreifen unter unser Protektorat fällt.“, sagte sie und schaute dann zu Matthies, „Und Sie überwachen die Quelle, ich will wissen, ob irgendwelche Fluktuationen auftreten.“
Dann hieb sie auf eine Taste, die im Kommandoelement ihres Sessels befestigt war. „Hier spricht der Captain. An alle – wir gehen auf höchste Verteidigungsstufe.“
Die Beleuchtung veränderte sich, wurde eine Spur dunkler und ein enervierend-lautes Klaxon ertönte.
„Ma’am.“, drehte sich Lieutenant Tara Peel, eine attraktive Mitt-Dreißigerin mit brünetten Haaren, zu ihr um, „Das Ha’tak antwortet nicht.“
In diesem Moment ging ein Ruck durch das Schiff.
Sam rollte mit den Augen: „Ich glaube, wir haben die Antwort erhalten.“
Dann wandte sie sich an einen jungen Mann, der nur eine Armeslänge von ihr entfernt saß: „Mister Steed. Erwidern Sie das Feuer. Volle Rail-Guns und Klar bei Raketenabschuss.“
„Verstanden, Ma’am.“, erwiderte der Angesprochene und schaute sie kurz an: „Dürfte ich fragen, wen wir da retten?“
Sam lächelte: „Einen alten Freund.“
„Ma’am.“, meldete sich Matthies, „Die Transponderquelle hat umgekehrt und kommt nun frontal auf uns zu.“
„Ich messe eine starke Energiequelle, die auf das Ha’tak zusteuert. Sie hat direkten Kollisionskurs.“
Und dann explodierte etwas an den Schilden des Pyramidenschiffes.
Sam konnte sich nicht helfen und schüttelte den Kopf: „Unheil, dein Name sei Calvin Cat.“
„Ma’am?“, ließ nun Tara Peel ihre melodische Stimme erklingen, „Ich empfange einen Ruf des anderen Schiffes.“
„Es ist nun in relativer Nähe, sodass ich die Hüllensignatur erkennen kann.“, vermeldete Matthies: „U.S.S. Dragonfly – NCC 0815-A.“
Nickend seufzte Sam und wandte sich dann an Tara: „Ruffrequenzen öffnen. Bin gespannt, was sie zu sagen haben.“

Auf dem kleinen Bildschirm wirkte die Brücke der Dragonfly, die sie selbst ein paar Mal in der Realität gesehen hatte, unglaublich klein und beengend. Und es stimmte, dass das Fernsehen offenbar ein paar Pfunde zu dem tatsächlichen Gewicht addierte, denn der kurvenreiche Körper Agatha Silverbirds wirkte ein wenig verzerrt. Auch Cal, den sie als recht schlank in Erinnerung hatte, wirkte so, als habe er ein paar Süßigkeiten zu viel genascht. Wobei sie es sich bei diesem ‚Musterexpemplar’ eines Captains durchaus vorstellen konnte.



Eines ihrer berühmten 1000-Watt-Carter-Lächeln stahl sich über ihr Gesicht und sie sah, dass Cal sich ebenfalls ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Als sie dann eine exotische Schönheit über die Brüstung springen sah und hörte, wie sie sie – also Sam – als Helen Magnus bezeichnete, runzelte sie verwundert die Stirn und merkte, wie ihre Schultern straff gezogen wurden. Wie eigentlich immer, wenn sie versuchte, einer an sich sinnlosen Information etwas mehr Gehalt zu geben.

Gerade als Cal einen seiner langen Monologe anstimmen wollte – und Sam wusste dass der Captain das Vorrecht auf lange, endlose Monologe gern für sich in Anspruch nahm - vernahm sie erleichtert die samtene Stimme Agathas, die eine Quintessens dessen ablieferte, was Cal gerade sagen wollte.





Sie hatte dem Captain und seiner Crew nie gesagt, dass es eine Serie namens „Star Trek“ gab, er hätte es vermutlich nicht ganz verstanden. Dazu muss gesagt sein, das man eine sehr eigenwillige Regel gefunden hatte, dem Sternenflottencaptain Asyl zu gewähren. Zunächst wurde er, wie es bei allen anderen ausserirdischen Besuchern des Stargatecenters üblich war, im Cheyenne Mountain Complex untergrebracht – so verbrachte Cal das erste Jahr dort. Spätestens nach drei Monaten war er kurz davor gewesen, durchzudrehen, da ihn jedes Mal, kaum, das er sanft eingeschlafen war, ein dussliger Alarm, eine komplett unwichtige Durchsage oder sonst irgendwas weckte – ganz zu schweigen davon, dass die Feldbetten komplett unbequem, und die Feldbettdecken viel zu dünn waren.

Doch schon das erste Jahr als Beobachter brachte seine spannenden Momente mit sich. Da war zunächst mal die Situation mit den Za’tarc, die er nur am Rande mitbekam, da man ihm noch nicht genug traute wurde er ruhig gestellt, sprich betäubt. Die Sache mit der Zeitschleife nahm er relativ humorvoll. Als man ihm erklärte, was passiert sei, hatte er nur geschmunzelt: „Das passiert jeder Mission irgendwann mal – ich hab meinen Groundhog Day schon hinter mir. War ’ne lustige Sache.“ Problematischer lief es da, als Jack und Teal`C mit einem umgebauten Todesgleiter in die unendlichen Weiten des Weltalls herausgetrieben wurden. Sam hatte versucht, ihm zu erklären, warum sie Angst habe, doch Cal hatte sie angelächelt, ihr die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt „Das packst Du schon.“
Das war überhaupt seine Standardantwort auf alle Katastrophen, die ihnen im Laufe der Jahre über den Weg liefen.
„Ihr findet den Weg schon.“, alternativ auch „Das müsst ihr selbst herausfinden.“

Als Sam ihm eines Tages, das war, als er während seines zweiten Jahres auf der Erde des 21. Jahrhunderts, ein kompliziertes Problem mit nach Hause brachte, hatte Cal sie angelächelt und gesagt „Du wirst den Weg selbst finden. Ich weiß das.“. Sam hatte mit den Augen gerollt und eine zufällig anwesende Cassandra Fraiser hatte gelacht: „Dein Captain aus der Zukunft klingt gerade verdächtig nach einem Wächter des Lichts.“

Der Captain hatte die Stirn gerunzelt: „Einem was des Was?“
„Kommt gerade im Fernsehn – schau es Dir selbst an.“
Neugierig war Cal der jungen Ausserirdischen ins Wohnzimmer gefolgt, wo sie sich, zusammen mit ihrer Mutter Janet, eine Folge Charmed anschaute.
Als Leo Wyatt, der Wächter des Lichts, einen guten Tipp gab, hatte sich der Captain echauffiert: „So rede ich doch gar nicht, Cassandra!“
Cassie hatte ihm die Zunge rausgestreckt und Janet hatte zu ihm herübergeblickt und lakonisch gemeint: „Also – eigentlich doch.“


Das Zusammenleben mit einem Starfleetcaptain gestaltete sich sowieso für die entsprechenden Partizipanten, also die Teilnehmer, unterschiedlich schwierig. Daniel hatte es im ersten Jahr nach der Ankunft des Sternenflottenoffiziers im 21. Jahrhunderts noch mit Engelsgeduld versucht , ihn an die hiesigen Umgangsformen zu gewöhnen, was beispielsweise so kleine Dienste, wie Müll runterbringen, Kühlschrank nachfüllen und anderen Späßen beinhaltete. „Männerwirtschaft.“, nannte es Jack, „Du, Daniel, bist Felix Unger, Cal ist Oscar Madison.“

Übrigens auch Daniel verlor zwischendurch die Geduld, was meistens dann vorkam, wenn Cal einen wertvollen Stein nach der Untersuchung mit dem Tricorder nicht an den entsprechenden Ort zurückgelegt hatte, von wo er ihn genommen hatte. Aber eigentlich hatte Cal bei Daniel noch einen relativ einfachen Stand als Untermieter. Es hätte auch so weitergehen können – wenn da nicht der Zwischenfall mit den Kelownern gewesen wäre, der in einer radioaktiven Verstrahlung und einem zeitweisen Tod für den Anthropologen endete.

Sam, Jack und Teal`C waren überrascht, das sich Cal – dem sonst eigentlich alles relativ schnell zu Herzen ging – von der Nachricht, das Daniel tot war, kaum bis wenig betroffen zeigte. Was die drei Mitglieder des SG 1 nicht wissen konnten, war, das Cal natürlich wusste, das Daniel aufgestiegen war, das der Wissenschaftler diese Form jedoch nicht länger als ein Jahr beibehalten würde konnen, da er sich immer noch seinen Freunden verpflichtet fühlte und versuchte, ihnen zu helfen, was in einem Kampf Daniel Versus Anubis gipfelte, wodurch Daniel wieder zum Menschen wurden.


Im „Jahr ohne Daniel“, 2002/2003 also, wurde Cal zu Jack verlegt. In diesem Jahr waren übrigens einige sehr unschöne Sachen passiert – man hatte Jack beschuldigt, er habe einen Mordanschlag auf Senator Kinsey verübt und JUST als Cal von Nutzen gewesen wäre, hatte die Sternenflotte ihn auf eine Missionsbesprechung geschickt, die natürlich – wie sollte es anders sein – in der Zukunft stattfand.
Das hatte den Captain sehr gefreut, so war er wieder einmal mit seiner ersten Offizierin, Agatha Silverbird, dazu gekommen, ein wenig zu plaudern – aber Jack hatte er nicht helfen können.
Hätte er sowieso nicht gedurft – Einmischung in die erste temporale Direktive.
Doch in diesem Jahr waren auch andere Sachen passiert, es war ja nicht so gewesen, das NUR Katastrophen in 2003 passiert wären.
Nein – die Erde bekam den Vorläufer aller Schiffe der Föderation.
Die Prometheus, mit der Codenummer X-303.
Nicht sonderlich einfallsreich, wie Jack fand, weswegen er, sehr zu Cals Freude, versuchte, das Schiff in „Enterprise“ umbenennen zu können.


nd dann kam es Mitte 2003 zu DEM Ereignis, das Jacks Gefühlswelt erschütterte.
Abydos wurde von Anubis zerstört – und mit ihm auch Ska’ara, der Junge, der ihm mehr als nur am Herzen lag. Nach aussen hin verpackte der Colonel die Tatsache, das die Abydonier nicht wirklich tot waren, sondern alle aufgestiegen, recht gut – doch, innerlich war er relativ am Ende.
Doch das Auftauchen Daniels sollte die Sache ändern.



Dies war auch der Moment gewesen, an dem Cal wieder umzog – diesmal zu Samantha Carter, die sich über den Neuzugang in ihrer Wohnung – naja… freuen ist dann doch schon was anderes. Aber es war nicht so, das Cal komplett unwillkommen gewesen wäre – wenngleich Jack und Daniel ihr einige Schauergeschichten über den „Oscar Madison der Zukunft“ erzählt hatten. Doch Cal hatte aus seinen bisherigen WG-Abenteuern mit SG 1 gelernt und versuchte tatsächlich, sich so höflich und freundlich, wie es nur ging zu gebärden. Ob das damit zu tun hatte, das Sam nunmal eine Frau war? Oder ob es damit zu tun hatte, das sie Sam Carter war? Die Frau, von der Scotty Middlegate, sein Chefingenieur, ihn gebeten hatte, ihm ein Autogramm mit zu bringen? Das wusste die Majorin nicht und - wenn sie ehrlich war, wollte sie die Gründe über den merkwürdigen Charakterwandel Cals gar nicht so genau wissen.

Sie wusste nur eines, sie wusste, das Cal, wenn er denn glaubwürdig einen jungen Mann darstellen wollte, der im 21. Jahrhundert lebte, viel zu steif war. „Was soll ich denn machen?“, hatte Cal sie gefragt, die ihn an Cassandra verwiesen hatte, schließlich war sie eine Teenagerin und das sollte Cal ja nun verkörpern.
So hatte Cassandra ihm einen Crashkurs in „Benimm als Teenie“ verpasst und gesagt, dass „nackte Wände“ ja gar nicht gingen.

„Soll ich meine Wände anziehen?“, war Cals verständnislose Frage gewesen und Cassandra hatte mit den Augen gerollt: „Kauf dir ein Poster.“
„Ein … was?“
Cassandra hatte ihn an die Hand genommen, und – obwohl er sich extrem dämlich vorkam, mit 18 an der Hand einer 16 Jährigen durch die Innenstadt von Colorado Springs gezogen zu werden, ließ er dieses Prozedere über sich ergehen. Als Jack ihn am selben Tage besuchte, um den Rest von Cals „Krempel“ herzubringen und Sam Trost zuzusprechen, war er es, der nach einem Blick in Cals Zimmer mit einem „CARTER!!!“-Schrei in die Küche kam und ein wenig konstatiert dreinblickte.
Cal kam hinterher: „Was ist denn? Warum schreist Du so, Jack?“
„Colonel!“, berichtigte Jack – man war im „Jahr ohne Daniel“ nicht über die „Colonel-und-Du“-Ebene hinausgekommen.

„Was ich habe?“, fragte der Colonel daher, packte ihn und Sam bei jeweils einer Hand und zerrte sie in Cals Zimmer.
„DAS!“, keuchte er und deutete auf das Objekt der Anklage.
Auch Sam war ein wenig irritiert.
„Cal, hast Du das gekauft?“, fragte sie und der Captain runzelte die Stirn: „Ja.“
„Weißt Du, was du da hast?“
„Wieso? Cassie meinte, es sei der letzte Schrei.“

Als sie das hörte, musste Sam lächeln: „Sagte sie das, ja?“
„Ja.“, sagte Cal und schaute die Air Force Majorin verblüfft an: „Gut, ich wundere mich auch darüber, das sie einen halbnackten Mann an meiner Wand toll findet, aber – ich hab mir gedacht: „So sind diese Teenager halt.“.“ Das hören und in einen Lachflash ausbrechen war für Sam eines, während Jack ein wenig mehr um Fassung bemüht war, sich aber ein leichtes Grinsen nicht verkneifen konnte: „Soso – und du glaubst nicht, das ihr dieses Bild so gut gefallen hat, weil sie ein Mädchen ist?“ Cal schaute kurz zu Boden: „Daran – hab ich irgendwie nicht gedacht. Die Teenager hier sind so völlig anders als in meiner Zeit.“

„Wie sind denn die Teenies in deiner Zeit. Ich nehme nicht an, das die alle Sternenflottenoffiziere sind.“
Der Captain schüttelte den Kopf, sodass seine braunen Haare nach links und rechts flogen. „Nein, himmel, gott bewahre – das war bei uns n Zufall. Also – selbstgemachter Zufall, wir hatten ja diese Idee mit dem Raumschiff im Eigenbau… aber die meisten Teenager, wenn sie nicht gerade irgendwelche Flausen im Kopf haben, träumen von der Karriere als Sternenflottenoffiziere.“, erklärte der Captain h.c. und legte die Hände in den Rücken, „Wenngleich – ich gestehen muss, das ich da doch nicht ganz“, er hüstelte, „repräsentativ bin – gelinde gesagt.“
„Sehr gelinde.“, fuhr ihm Jack dazwischen, was ihm einen kurzen Lächler von Carter und Cal einbrachte.

„Ja – ich bin ein wenig… ich bin nicht mainstream. Daher – hab ich mich auch nie damit befasst, was jetzt andere Teenies in meinem Alter taten.“
Er lächelte schief und schaute dann zu dem halbnackten Mann an der Wand, beziehungsweise zum Poster des halbnackten Mannes.
„Ich glaube – wir nehmen doch etwas, was auch Männer an die Wand kleben dürfen.“, sagte Cal und schaute zu Jack: „Colonel?“
„Ja, Cal?“
„Bin knapp bei Kasse – würden Sie mich wohl freundlicherweise begleiten? Da können Sie mir auch gleich helfen.“

 


Und 2004?
Cal hatte sich im Kampf „Erde vs. Anubis“ vornehm zurückgehalten – hatte sich mit dem üblichen ‚Ich weiß, dass Ihr es schafft’ herausgeredet und hatte Sam lächelnd Glückwünsche gewünscht, als sie im SGC ankamen – ohne Jack. Dieser hatte das Wissen der Antiker im Kopf – mal wieder – und wurde auf Eis gelegt. Wortwörtlich. Eine Sam Carter, die sich gerade aus verständlichen Gründen nicht wirklich im Griff hatte, rammte Cal im Vorbeigehen die Faust gegen das Kinn, was ihn sich einmal um die eigene Achse drehen und dann gegen die Wand krachen ließ. „Ja, das tat gut.“, hatte sie gemurmelt und Cal selbigen Kommentar von sich gegeben. Nicht einmal das Essen, das Cal an dem Tage zubereitet hatte, hatte sie aufmuntern können, obwohl er die Küche nicht unter Wasser gesetzt und die Ente nicht in Alkohol ertränkt hatte.

Irgendwann hatte sich dann die Situation ein wenig gebessert, nicht zuletzt deswegen, weil es gelungen war, Jack aus dem Tiefschlaf zu befreien und sein Gehirn wieder auf den Stand ‚vor der Antiker-Erfahrung’ zu resetten. Sam war derweil von Replikatoren entführt worden – was Cal jetzt wiederum nicht sonderlich schmeckte. Da SG 1 unterwegs war, Sam von den Replikatoren zu retten und man ihn nicht mitgenommen hatte, war er Doktor Weir auf die Nerven gegangen. Nach einigen, sehr interessanten Abenteuern, die ihn unter anderem in das nette Kansas-Vorstädtchen „Smallville“ geführt hatten, wo er ein komplettes Jahr als amnesischer John Doe lebte, war er wieder gefunden worden und ein paar Wochen später hatte die Sternenflotte ihn wieder abgeholt. Das hatte für Sam den Vorteil, dass sie die Star Trek DVDs wieder hervorkramen konnte, die sie solange Cal da gewesen war, wohlweißlich versteckt hatte. Und sie musste sich an diesen Moment erinnern, in dem sie im Internet einen Star Trek Reviewer gehört hatte, der sagte, dass Captain Archer keine langen Reden halten konnte. Für Cal galt dies nicht – er konnte und er tat es verdammt gerne. Leider. Dagegen waren ihre analytischen Vorträge extrem kurz gehalten. Und wenn Agatha ihn nicht unterbrach…




Sam mochte Agatha Silverbirds logisches und analytisches Denken. Die Vorschläge, die sie machte, um das Ha’tak aufzuhalten, waren gut durchdacht, brilliant formuliert und gut umsetzbar. So hätte sie es auch gemacht. Die beiden Schiffe begaben sich in die entsprechenden Positionen und eröffneten das Feuer. Während die Phaserstrahlen der Dragonfly über die Schutzschilde leckten, konnte die Hammond die nötige Position beziehen, um eine komplette Salve an Raketen und Rail-gun-Schüssen auf das feindliche Raumschiff abzugeben.

Und dann sah sie, wie das Hatak sich neu positionierte und einen einzigen Schuss auf die Dragonfly abgab. Diese taumelte, begann plötzlich zu trudeln, während blaue Energieblitze den kompletten Rumpf umspielten, ehe sie sich wieder fing. Die Augen Colonel Carters waren weit aufgerissen. Was war das? Eine neue Geheimwaffe der Goa’Uld, eine, die Schilde durchdringen konnte?

„Colonel“, sicherte sich Steed plötzlich Aufmerksamkeit zu, „Der Ha’tak – er positioniert sich neu.“
Und damit wusste Sam, was passieren würde. Wenn ein Raumschiff aus der Zukunft dieser neuen Waffe keinen Widerstand entgegenbringen konnte, wie mochte es dann erst mit einem Raumschiff aus dieser Zeitebene sein?
Sie seufzte: „Schutzschirme verstärken.“
In diesem Moment ging ein Ruck durch das Raumschiff. Sam stolperte, versuchte sich festzuhalten, doch sie scheiterte. Das Schiff kippte einmal um 180 Grad und sie verlor wirklich den Halt. Dann war alles vorbei. Das Schiff war wieder ruhig, und sie spürte, wie ein leichter Schmerz durch ihre Seite schoss.
„Autsch.“, dachte sie und stand wieder auf.
King rappelte sich ebenfalls hoch und blickte sich zu Carter um: „Erlauben Sie mir einen One-Liner, Ma’am?“
„Schießen Sie los, Lieutenant King.“
„Das war erschütternd.“, grinste King, was ihr ein schiefes Lächeln von Carter einbrachte.
Dann wandte sie sich an Steed, der gerade auffallend still war.
„Alles in Ordnung, Steed?“, fragte sie und berührte sanft seine Schulter, was dazu führte, dass die Gestalt im gesamten nach vorne auf seine Konsole fiel.

In diesem Moment meldete sich die Krankenstation.
„Colonel Carter? Hier ist Schwester Eversprite-Leerenstadt“, erscholl eine leicht panisch, sehr jung klingende Stimme aus dem Funkgerät: „Doctor Smith und alle männlichen Patienten haben gerade das Bewusstsein verloren.“
Carter holte tief Luft, nahm das Funkgerät und aktivierte die Sprechfunktion: „Zählen Sie noch Captain Steed und Airman Matthies zu den Bewusstlosen. Und finden Sie raus, was sie gelähmt haben könnte.“
‚Obwohl ich schon einen ungefähren Plan habe, was dafür verantwortlich sein könnte.’, sagte Sam sich selbst. Allerdings beschloss sie, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Sie war Wissenschaftlerin und da hielt man sich an die Fakten.
„Ma’am.“, sagte Tara in diesem Moment und deutete auf das Fenster, auf dem gerade das Goa’uld-Schiff in den Hyperraum sprang.
King blickte Sam an und in ihren hübschen, grünen Augen funkelte Ratlosigkeit.
Auch der Colonel zuckte mit den Schultern, ehe sie in Richtung der Funkkonsole nickte: „Los, versuchen Sie die Dragonfly zu erreichen. Ich möchte wissen, ob es bei Ihnen genau so aussieht.“



Nach ein paar mehr oder weniger ergebnislosen Kommunikationsversuchen klärte sich das Bild auf und eine besorgt-dreinblickende Agatha Silverbird bettete gerade einen ohnmächtigen Alexander Strange neben Cal auf den Boden. „Schön, wenigstens euch zu sehen.“, sagte sie dabei und wandte sich zu der hübschen, exotisch-wirkenden Frau, die gerade neben einem Mann gekniet hatte, dem sie einen sehr liebevollen Blick zuwarf, ehe sie weiterging. „Tony und Gibbs sind auch ohnmächtig.“, stellte sie fest und wandte sich dann an Agatha: „Wenn ich das richtig sehe, hat dieser Treffer die gesamte männliche Crew ausgeknocked.“

„Das haben wir hier auch so erlebt.“, sagte Sam in diesem Moment, „Diese Waffe – was immer sie war – hat uns getroffen und als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, waren nur Lieutenant King und ich bei Bewusstsein. In der Krankenstation sieht es nicht anders aus.“ „Hm.“, machte Agatha und betätigte ihren Kommunikator: „Silverbird an Intrupper?“ „Übrigens.“, sagte Ziva in diesem Moment und schaute sie – also Sam – an: „Wenn wir uns an die Regeln halten, erscheinen Tage wie Stunden.“
„TWOK?“, fragte der Colonel und Ziva nickte: „Ich sehe, Sie verstehen.“
„Natürlich, Saavik. Aber meinen Sie, dass Khan immer noch da ist?“
Erneut nickte die hübsche Israelin: „Es wäre nur die logische Alternative. Der Weihnachtsmann möchte erstmal abwarten und dann sehen, ob er die Bescherung durchziehen kann.“
„Aber der Weihnachtsmann bringt die Geschenke doch niemals am Tage.“
„Dessen bin ich mir bewusst – hoffen wir, dass Santa Claus wartet, bis die Nacht hereinbricht. Ich würde vorschlagen, wir sprechen in 2 Tagen nocheinmal mit einander, okay?“
Nun war es an Sam, zu nicken: „Einverstanden, Lieutenant Saavik.“

Damit beendete sie die Kommunikation und lächelte zu King herüber: „Wer auch immer das ist, man kann ihr nicht abschlagen, dass sie verdammt clever ist.“
„Und worüber haben Sie sich gerade unterhalten, Ma’am?“, fragte die andere Frau, was Sam zu einem ihrer 1000-Watt-Lächeln brachte: „Haben Sie das nicht mitbekommen?“
„Nun, ich weiß zwar, dass Saavik eine Figur aus Star Trek ist und TWOK vermutlich „the wrath of Khan“ bedeutet, aber ich habe die Filme nie gesehen. Ich bin kein Science-Fiction-Fan.“
‚Was für eine Ironie’, schoss es der ehemals Blonden Air-Force-Colonel durch den Kopf, ehe sie sich an King wandte: „Okay, also – die Kurzfassung: Die Frau ruft uns in 2 Stunden wieder an. Ferner wurde darüber spekuliert, ob die Goa’uld – oder die Lucianer-Allianz – noch in der Nähe sind und einen weiteren Angriff planen.“

„Ah, ich verstehe.“, lächelte King und schaute sie an: „Aber darf ich Ihnen eine Frage stellen?“
„Natürlich, Lieutenant.“
„Warum nur ‚die Kurzfassung’?“
Erneut stahl sich ein Lächeln auf Sams Gesicht: „Wissen Sie, mein ehemaliger CO wollte immer, dass ich ihm nur die Kurzfassung erzähle. Ich glaube, das hat sich ein wenig eingebürgert. Ich weiß ja, dass sie mich noch von meinem Vortrag an der Air Force Academy kennen.“
„Ja, und irgendwie hatte ich mich auf eine Langfassung gefreut.“
Sam zuckte mit den Schultern, schaute sich um und sagte: „Nun, ich sage Ihnen was: Wir überprüfen, wieviel Schaden entstanden ist und – während wir die zwei Stunden totschlagen müssen, die die Dragonfly braucht, um bei sich eine Schadensinventur zu machen, erzähle ich Ihnen alles, was Sie wissen möchten.“
Kurz schien King zu überlegen, dann nickte sie: „Okay.“





Mit japanischen Schimpfworten und Flüchen, die wir hier ob der Altersfreigabe und des Bildungsauftrages nicht wiederholen wollen, robbte sich die schlanke Japanerin Fähnrich Ran Sato durch die engen Jeffriesröhren. Es war doch einfach nicht zu fassen. Der Treffer, der das Schiff hatte schlingern lassen, hatte kurzzeitig den Strom ausfallen lassen und – was noch schlimmer war – ihr Projekt lahmgelegt. Sie hatte versucht, es von der Stelle, an der es aufgehört hatte, weiterlaufen zu lassen, aber wie Projekte so sind, war es extrem stur und ließ sich absolut nicht zur Kooperation bewegen. Das war das erste Mal, dass sie geflucht hatte. Nun robbte sie durch die Jeffriesröhre, wobei sie gezwungen war, ihren schlanken Körper mehr als nur einmal zu verbiegen, da auch hier männliche Offiziere, die offenbar gerade irgendwelche Wartungsarbeiten erledigen sollten, kollabiert waren und ihr somit den Weg versperrten.

Das zweite Mal hatte sie geflucht, als sie in den Maschinenraum gekommen war und sah, wie die rechte Hand des Chefingenieurs, Lieutenant Commander Greta Kays gerade den über seiner Konsole zusammengebrochenen Sebastian „Scotty“ Middlegate in eine sitzende Position brachte. „Okay, was ist passiert?“, hatte sie gefragt und keine wirklich befriedigende Antwort erhalten.





„Hörst keinen Ruf, hörst keinen Schrei, Gentlemen, sie zieh’n vorbei, schauen durch dein Fenster rein, klopfen dann an…“ „Wenn sie anklopfen, bevor sie dich kaschen, solltest du die Tür schließen.“, sagte Ziva, während Agatha sich unter die taktische Konsole begeben hatte, ihre langen Beine an den Körper gezogen, und versuchte… Ziva war sich nicht so ganz sicher, was die XO da tat, sie wusste nur, dass in jeder Star Trek Serie, wann immer irgendwas am Schiff zerstört wurde, irgendwer unter irgendeine Konsole kroch und hoffte, mit einem billigen Prop – also einer toll aussehenden Requisite – die auf irgendeinen technogebabbleten Namen hörte irgendwas an der Kulisse zu reparieren. Was auch immer man da tat. Agatha schien ebenfalls zu dieser Sorte Menschen zu gehören.

Dann seufzte sie: „Ziva, ich versuche der Sache gerade eine unheilschwangere Note zu geben, in dem ich diesen Song von Buffy rezitiere. Ich meine…“
Ziva kroch ebenfalls unter die Konsole und schaute der XO in die Augen: „Mach dir keine Sorgen.“
„Ich mach mir keine Sorgen, ich weiß, dass wir mehr als nur fähig sind, allerdings haben wir nur die Hälfte der Crew zur Verfügung.“
Ein ironisches Lächeln schlich sich auf Zivas Lippen: „Wenn diese Hälfte genau so ‚fähig’ wie dein Freund ist, brauchen wir keine Panik zu haben, dass wir in irgendwelche Schwierigkeiten geraten könnten.“
Agatha schaute sie an, ihre grünen Augen wurden eine Spur heller und Amüsement funkelte in ihnen: „Stimmt schon – aber leider ist unser Chefingenieur ziemlich fähig.“



Abby Sciuto war vollkommen begeistert. Dieser Tricorder, den sie in den Händen hielt, funktionierte . Er funktionierte tatsächlich. Sie quietschte förmlich, vor Begeisterung, was ihr einen leicht verdatterten Blick von Gina eintrug. „Hey“, sagte die Forensikerin, „Ich kenn die Dinger nur aus dem Fernsehen.“
Die Chefärztin runzelte verblüfft die Stirn: „Fernsehen? Jetzt sag bloß, die Abenteuer der Dragonfly werden auf einem Privatsender ausgestrahlt.“
„Nein, aber die Abenteuer von Kirk, Picard, Sisko, Janeway und Archer.“, erklärte die Forensikerin, wirbelte einmal herum und schaute Gina dann an: „Du hast keine Ahnung, wie das für mich ist, hm?“
Kurz legte Gina überlegend den Kopf schief, tippte sich mit dem Zeigefinger an die Wange und grinste dann, ehe sie ein gut gelauntes „Aha!“ von sich gab: „Natürlich weiß ich, wie das für dich ist. Du scheinst ein riesen Fan dieser Sendungen zu sein, und jetzt bist du live dabei. Klar, das muss aufregend sein.“
Abby nickte: „Ja. Ich meine, das ist alles so … real.“
„Ich sag dir was.“, zwinkerte ihr Gina zu, „Wenn Du willst, kannst Du einen Tricorder behalten.“
„Aber geht das nicht gegen die temporale erste Direktive?“, fragte Abby und Gina zuckte gut gelaunt mit den Schultern: „Die hat Cal schon so oft gebrochen… allein schon das wir hier sind ist ein Bruch gegen die erste temporale Order. Von daher – was solls?“
Damit klopfte sie der Forensikerin gut gelaunt auf die Schulter, ehe kurz durchatmete und wieder ernst wurde.
„Also gut, nach dem das geklärt wurde, Abby, würde ich vorschlagen, dass wir uns mal darum kümmern, was hier passiert ist.“
Das Nicken der hübschen Laborgoth war so heftig, dass ihre beiden Rattenschwänze hin und her wippten.



Auf der Hammond saß Sam zwei Stunden später grübelnd, den Oberkörper nach vorne geneigt und den Kopf schwer auf die Faust gestützt, über dem Bildschirm, auf dem die Sicherheitsaufzeichnungen der letzten paar Minuten der Konfrontation liefen.
„Hmmmm.“; machte sie und schaute dann zu Tara und Emma herüber, die sich der Bordelektronik widmeten.
Ihre wasserblauen Augen wandten sich dann wieder dem Bildschirm zu. Mal sehen – was war passiert? Sie konnte sich sehen, wie sie sich auf den Einschlag der Waffe – was auch immer diese Waffe war – vorbereitete und dann, genau wie alle anderen zu Boden ging, als das Schiff ins Schleudern geriet. Warum waren nur die Männer langfristiger ohnmächtig?

„Eversprite-Leerenstadt an Carter?“, erklang plötzlich die Stimme der Schwester aus dem Funkgerät. Beruhigenderweise waren nun die Anzeichen von Panik, die sich in ihre Stimme geschlichen hatten, der Professionalität der Ärzteschaft gewichen.
Carter lächelte und berührte das Funkgerät: „Sprechen Sie.“
„Ich habe das Blut der Männer untersucht. Ich kann die genauen Gründe zwar immer noch nicht zuordnen, aber ich glaube, es ist eine Art Energiefeld gewesen, dass offenbar nur auf Y-Chromosome reagiert.“

Carter blinzelte. Verdammt, Janet hätte jetzt sicher genau gewusst, was zu tun gewesen wäre, aber leider war Dr. Fraiser vor Jahren bei einer Mission gefallen. Sie vermisste sie, besonders in Situationen wie dieser.
„Ist sowas möglich?“, fragte sie daher und sie war sich sicher, dass Schwester Eversprite-Leerenstadt gerade mit den Schultern zuckte: „Uns nicht. Soviel kann ich schon mal sagen. Wie es mit den Goa’Uld aussieht, das ist eine andere Sache.“

„Na.“, murmelte Sam und erhöhte anschließend ihre Stimme auf normale Gesprächslautstärke: „Wenn es ihnen möglich ist, Handmanschetten zu benutzen, die entweder heilen, hypnotisieren oder töten können, bin ich mir sicher, dass sie auch eine Waffe im Repatoire haben, die nur ein bestimmtes Chromosom angreift. Ich danke Ihnen, Schwester.“

Damit beendete sie die Kommunikation und wandte sich an King: „Es ist soweit. Stellen Sie Kontakt mit der Dragonfly her. Mal hören, was es von denen neues gibt.“
Die Augen wirkten größer.
Soviel konnte Ziva immer wieder feststellen, wenn sie mit jemandem auf dem großen Hauptschirm sprach. Das Bild Sam Carters war der Größe des „Main Viewers“ angepasst und verglich man nun dieses Abbild mit ihr selbst, so waren die Augen ungefähr so groß wie Zivas Hand, die sie gerade zur Faust ballte, als sie die Nachrichten hörte.
„Das ist… unheimlich.“, stellte sie fest und schaute dann wieder zu Agatha, welche gerade einen Blick auf die taktische Konsole warf und dann zu ihr blickte.
Dann zuckte die XO mit den Schultern: „Willkommen an Bord der Dragonfly, Ziva.“
Ein Lächeln.
Die hübsche Israelin wandte sich dann wieder Sam zu: „Sind schon Spuren vom Weihnachtsmann zu finden?“
„Nein“, schüttelte Carter den Kopf und zuckte dann mit den Schultern: „Irgendwie erwarte ich aber, dass er bald auftaucht. Schließlich ist es sinnfrei ein Schiff anzugreifen, es ausser Gefecht zu setzen und anschließend…“
„Sam, da tut sich was.“, meldete plötzlich Agatha, als ihre Konsole zu piepsen begann.
Und als wäre die Luft um Ziva herum ein lebendes, atmendes Wesen, war ihr als würde sie spüren, wie der Lufthauch um sie herum immer deutlicher zu spüren war. Erst nach ein paar Millisekunden merkte sie, dass sich ihr Atem beschleunigt hatte. Auch Sams Atmung beschleunigte sich, das konnte sie sehen. Beide – also Ziva und Sam – wandten sich einer Person zu und sagten: „Zeig es mir.“



Auf dem Bildschirm der Dragonfly wurde das Bild Sams ein wenig kleiner, während ein anderes „Bildschirmfenster“ aufpoppte. „Oh Gott.“, machte Agatha hinter ihr, als sie sah, was dort zu sehen war.
Drei Pyramidenschiffe – „Ha’taks“, korrigierte sich Zivas Unterbewusstsein – fielen aus dem Hyperraum und bewegten sich auf die beiden Erdenschiffe zu.
Sams Blick verengte sich, sie holte einmal Luft, schluckte dann und streckte ihren Hals – wie eigentlich immer, wenn sie nervös, verängstigt oder verärgert war. Durch dieses Strecken wurde ihr Körper ebenfalls angespannt und entspannte sich kurz danach wieder. Sie schaute aus kühlen blauen Augen auf die sich ihnen nähernden Schiffe.
King neben ihr schluckte einmal hörbar und Sam widerstand dem Drang, ihr beruhigend auf die Schulter zu klopfen. Vermutlich würde sie das nur noch mehr irritieren.

„Haben wir Schilde?“, fragte sie Lieutenant Peel, die sie anblickte. Auch in ihren Augen irrlichterte Angst. Und wenn sich Sam das alles so überlegte, war es alles andere als irrational, hierbei Angst zu empfinden. Doch die kommandierende Offizierin in ihr ließ nicht locker.
„Peel!“, schnappte sie und die hübsche Brünette zuckte erschrocken zusammen, „Haben wir Schilde?“
Dankbarkeit funkelte nun in den Augen Peels auf, sie riss sich los und betrachtete die Anzeigen: „Schildintensität bei 80 %. Einige Treffer können wir aushalten.“
Zuversicht ergriff Besitz von Sams Körper: „Dann wollen wir doch mal. Wenn die uns haben wollen, gehen wir nicht ohne einen Kampf, oder, Ladies?“
Sie ließ sich auf ihrem Sessel nieder und hieb auf die Kommunikationstaste: „Hier spricht Colonel Samantha Carter. Höchste Alarmbereitschaft. Ich wiederhole, höchste Alarmbereitschaft. Die Drei-Null-Zweier startklar machen. Ich wiederhole: Die Drei-Null-Zweier startklar machen.“
Und wenige Millisekunden später gellte ein lautes Klaxon, dass die Alarmbereitschaft des Schiffes signalisierte. „Drei-Null-Zweier sind startbereit.“, sagte King und schaute sie an: „Naja, die Hälfte des Geschwaders, das wir an Bord haben – um genau zu sein.“
Sam zuckte mit den Schultern: „Muss reichen.“
Die Zuversicht hatte sie deutlich ergriffen. Sie würde nicht weichen. Niemals.



„Zustand unserer Schilde?“, fragte Ziva und Agatha warf einen Blick auf die Taktik: „Knapp 90 %. Phaser und Photonentorpedos sind auch bereit.“ „Sehr gut.“, sagte die hübsche Israelin und schaute die Rothaarige direkt an: „Du bist sicher, dass ich nicht die Taktik übernehmen soll?“
Agatha nickte: „Dein letzter Plan war so klasse, davon brauchen wir mehr.“
„Aye.“, sagte Ziva und setzte sich dann auf den Platz, auf dem vorher Alex gesessen hatte, „Sag mir nur, wann ich loslegen soll.“
„Sag mir, wann es dir passt.“, grinste Agatha.
In diesem Moment ging ein Ruck durch das Raumschiff.



Hätte sich Ziva in einer echten „Star Trek“-Folge befunden, würde spätestens jetzt hektikgetriebene Musik einsetzen, der Captain würde sich heldenhaft aufrichten und sagen: „Miss Silverbird, rufen Sie sie." Aber wenn dieser Captain – sie schaute zu Cal – sich aufrichten würde, wäre vermutlich eher der Satz „Au, meine Birne, ich brauch n Asperin.“ zu erwarten. Sie schaute sich zu Agatha um, die gerade einen Blick auf ihre Konsole warf und dann zu Ziva schaute, ein vertrauensvolles Lächeln auf den vollen Lippen.
„Ziva, Du packst das, da bin ich sicher.“, sagte sie und zwinkerte ihr zu.
Sie atmete ein: „Wenn Du das sagst…“

Damit wandte sie sich um, betrachtete die Bewegungen der Feindschiffe und sagte dann, laut und klar: „Agatha, wenn ich ‚jetzt’ sage, feuerst Du auf das Schiff an Steuerbord.“ „Aye, Ma’am.“, lächelte die hübsche XO und wartete auf ihren Befehl. Ziva ließ währenddessen zielsicher ihre Finger über die Navigationskonsole gleiten, gab die notwendige Kurskorrektur und Geschwindigkeitsanpassung ein und dann flog die Dragonfly grazil und anmutig an der George Hammond vorbei, auf das erste Goa’uld-Schiff zu.

Dieses reagierte, indem es der Dragonfly orange Energieellipsoide engegenschleuderte. Die hübsche NCIS-Agentin ließ das Schiff eine Rolle um die Längsachse durchführen, sodass die Energiegeschosse die Dragonfly verfehlten. Dann drehte sie die Nase des Föderationsschiffes dem Angreifer zu und flog mit voller Impulsgeschwindigkeit auf das Zentrum des Schiffes zu.
Obwohl sie sicherlich fünf Meter voneinander entfernt waren, konnte sie Agatha Silverbirds aufgeregtes Atmen hören. „Ziva…“, keuchte sie, „Was tust du da?“
„Vertraust Du mir?“, fragte die hübsche Israeli, mit schnell gehendem Atem, „Dann feuer die Waffen jetzt ab.“
Agatha tat wie ihr geheißen und sah im nächsten Moment nur noch Weiß.



Sam richtete sich entsetzt auf der Brücke der George Hammond auf, als sie die Explosion mitverfolgte. Die Dragonfly war an der Hammond vorbei auf das Feindschiff Nummer 1 zugeflogen und plötzlich – wie es schien – explodiert.
Sie schluckte, schaute zu King, deren Konsole einen lauten Alarm von sich gab.
„Was ist das?“, schrie sie gegen den Lärm an und die andere Frau blickte, wie in Trance, auf ihre Konsole. Sam konnte die Langsamkeit dieser Reaktion nachvollziehen. Hatte sie gerade wirklich gesehen, wie die Dragonfly explodiert war? Hatte sie gerade das Ende einiger Freunde beobachtet?
„Ma’am, da ist eine Art Energiewelle, die auf uns zukommt.“, sagte King in diesem Moment, „Sie sollten sich lieber Festhalten.“
Beinahe kraftlos griff Sam nach der Lehne ihres Sessels, als der Treffer der Energiewelle das Schiff leicht schaukeln ließ.
Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie Cal und Agatha ihr zuwinkten und lachten.
Sie spürte, wie ein Tränenkanal die Arbeit aufnahm.
Dann piepte ein weiterer Alarm und Sam schaute zur Geräuschquelle.
Ein Ruf ging ein.

„Lieutenant Peel?“, fragte sie und die Angesprochene nickte: „Kanal sprechbereit.“

Sam richtete sich auf. Auf dem Bildschirm konnte man eine deutliche Szenerie erkennen. Ägyptische Innenarchitektur, ein imposanter Thron in der Mitte, mehrere knapp-bekleidete Männer, die vor diesem Thron standen und auf diesem Thron saß, in etwas, was eigentlich nur eine bessere Entschuldigung für einen BH und ein Höschen war, eine durchtrainierte Brünette.
Sam seufzte.
„Bastet?“, fragte sie, legte den Kopf schief und fragte, mit gespielter Höflichkeit nach: „Bist Du nicht tot?“
Die Angesprochene lächelte – beinahe schon nachsichtig: „Colonel Samantha Carter – ehemals SG 1. Warum hast Du dich in dieses Gefecht eingemischt? Meine Truppen hatten ein fremdes Raumschiff aufgegriffen, dass in unseren Sektor eingedrungen war.“
„Euren Sektor?“, echote Sam und merkte, wie sie erneut schlucken musste. Das klang beunruhigenderweise nach einem Widererstarken der Goa’uld.
„Wir haben uns das wiedergenommen, was einst uns gehörte.“, sagte die Goa’uld und lächelte erneut. Dieses Mal schien es, als sei allein schon ihr Lächeln giftig.
„Sag mir, welches Schiff wolltet Ihr beschützen? Mit wem habt ihr diese Allianz?“
Sam schwieg.
 
Das Licht schien viel zu hell und grell in ihre Augen.
Agatha Silverbird versuchte, die Sterne und Schmerzen, die – was immer Ziva da gerade gemacht hatte – bei ihr verursachte, wegzublinzeln.
Sie richtete sich auf, schaute zu Ziva, die gerade ebenfalls wieder zu sich kam.
„Okay.“, sagte sie, kam von ihrer Position auf Ziva zu und legte den Kopf neugierig schief: „Was war das?“
Die Israeli lächelte: „Hey, das hat ja tatsächlich geklappt.“
„Was hat geklappt?“
„Das erzähl ich dir gleich.“, sagte Ziva, drehte sich zu der Navigationskontrolle herum und betrachtete diese: „Hm… wir sind knapp 10 Lichtjahre vom Geschehen.“
„Da können uns die Anderen nicht finden.“, erklärte Agatha und klopfte Ziva auf die Schulter: „Gut gemacht. Aber was genau hast Du da gemacht?“
In diesem Moment öffnete sich die Turbolifttür und eine wütend dreinblickende Blondine verließ die Transportkapsel.
„Welcher Vollidiot hat gerade den Warpkern überlastet?“
Ziva hob, wie in der Schule, die Hand: „Das dürfte ich gewesen sein.“
Diesen Satz sprach sie, als wär es das Normalste auf der Welt.
Die Blonde funktelte sie an.
„Wissen Sie, was sie damit fast getan haben?“, fragte sie in einem leisen, beinahe gefährlichen Ton und Ziva nickte bekräftigend: „Klar, ich hätte uns beinahe umgebracht. Aber – eben nur beinahe.“
Sie stand auf, schaute die Blonde und dann Agatha an und zuckte mit den Schultern: „Das ist nicht gerade Starfleet-Taktik, aber die Colonials verwenden diesen Trick sehr gerne – sagt zumindest McGee.“
Damit schaute sie zu Agatha: „Durch die Überlastung des Warpkerns haben wir eine Art Strahlenwelle ausgeschickt.“
„Hm, in Kombination mit Phasern und Photonentorpedos dürfte das eine ziemlich beeindruckende Lightshow gewesen sein.“, sagte Agatha und schaute Ziva an: „Und wessen Trick war das?“
„McGee hat diese eine Serie gesehen - Battlestar GALACTICA. Darin hat Apollo … das soll er euch besser selbst erklären, wenn er wach wird.“, meinte Ziva und schaute dann zu der Blonden: „Tut mir leid, wenn ich Ihren Warpkern beschädigt habe.“
„So wie ich das sehe, haben Sie uns das Leben gerettet.“, sagte die Blonde und hielt ihr die Hand hin: „Greta Kays. Zweite Chefingenieurin.“
„Ziva David“, sagte die Israrli, „NCIS.“
„Sie sind aus dieser Zeit, hm?“, fragte Greta und grinste: „Hab ich mir gleich gedacht. Wir sind ja auch schon ein paar Wochen im All, die Neuzugänge hätten wir da schon kennengelernt.“
Plötzlich machte Agatha einen erschrockenen Laut und schaute zu Ziva: „Und was ist mit Sam? Ich meine, sie wird sich sicher Sorgen machen.“
Die Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Wir können ihr erstmal nicht sagen, was los ist. Sie muss die Angreifer überzeugen können, dass wir vernichtet wurden.“
„Man könnte sie foltern.“
„Sie ist Offizier der Air Force, richtig? Dann kennt sie das Risiko.“
Agatha seufzte: „Der Captain wird nicht unbedingt begeistert sein.“
„… was mir ziemlich egal ist.“, erklärte Ziva, „Er ist nicht wach, Du hast das Kommando und – wenn Du willst, fliegen wir zurück. Ich sage nur, dass dann alles für die Katz war.“
Die XO überlegte kurz, seufzte dann und nickte: „Du hast recht. Wir müssen diese Rolle auch für eine Zeit lang spielen.“
„Wir können die Zeit auch nutzen, und heimfliegen. Ich meine, wenn Sam glaubt, dass wir tot sind, wird sie es doch sicher dem SGC melden wollen, oder?“, sagte Greta und schaute abwechselnd von Ziva zu Agatha. Beide Frauen nickten.



Das leise Rauschen des Ozeans hatte eine tiefe, beruhigende Wirkung auf ihn. Am Liebsten hätte er sich zurückgelehnt und sich der Geräuschkulisse ergeben, die seine Augen so unendlich schwer werden ließen. Doch gerade, als er sich fallen lassen wollte, sah er das wohl wunderbarste Geschöpf der Welt an der Wasserlinie entlang gehen. Ihre dunklen, gelockten Haare wirkten wie ein Halo und die nussbraunen Augen, mit denen sie ihn ansah, ließen ihn beinahe wahnsinnig werden.

Mann , schoss es ihm durch den Kopf, was für eine Frau.
Jetzt wechselte sie den Kurs, kam mit einem Blick, der ihn gebannt hielt, auf ihn zu. Um ihren nackten Bauch hatte sie ein Tuch gebunden, das ihr bis über den, in einem Bikini-Höschen steckenden Po reichte. Wenn sie jetzt noch ein Tuch über dem Gesicht hätte, könnte sie fast als athletische Bauchtänzerin durchgehen.

Sie hatte ihn erreicht, berührte sanft seine Wange, beugte sich vor und küsste ihn. Zuerst sanft, dann wilder. Seine Augen glitten zu, er gab sich der Wildheit hin, als sie sich plötzlich von ihm löste. Er konnte hören, wie sie ein paar Schritte zurücktrat und als er die Augen wieder öffnete, schaute sie ihn an. Obwohl ihre Haltung eine gewisse Verspieltheit verriet, sahen die nussbraunen Augen ihn ernst an.
„Tony DiNozzo, ich zähle bis drei. Und dann bist du wieder wach, verstanden?“
Verwirrt blinzelte er und legte dann den Kopf schief.

„Ziva? Bist Du das?“, fragte er und die hübsche Israeli blickte an sich herunter: „Tony, ich … wir wurden angegriffen und du hast eine erotische Fantasie von mir?“
Er musste lächeln: „Ich kann mir nicht helfen. Und manchmal stelle ich mir dich sogar nackt vor.“
Das hatte bei Kate funktioniert, um sie komplett konfus zu machen. Doch verblüffenderweise, obwohl sie gerade in all ihrer Pracht vor ihm stand, schrie sie nicht entsetzt auf. Stattdessen stemmte sie die Hände in die Hüften, schaute ihn an und sagte: „Manchmal bist Du echt erbärmlich. Meinst Du etwa, mich wirst du so leicht los?“
Damit trat sie auf ihn zu, mit einem sehr verspielten Lächeln im Gesicht und presste ihre Lippen auf die Seinigen.

Wenn man das Gehirn mit einem Büro verglich, wäre spätestens jetzt nur noch die L-Schicht anwesend. L wie in Lust. Sie trügen sehr freizügige Kleidung, würden einander dreckige Witze erzählen und die niederen Instinkte bedienen. Und sie hätten einiges zu tun, müssten die notwendigen Hormone, Endorphine et cetera zum Einsatz bringen und letzenendes würden sie spätestens, als Ziva Tony einen leichten Hieb auf den Kopf gab, ziemlich durchgeschüttelt werden. Der Leiter der Station L würde verblüfft aufblicken und sich fragen, was zum Teufel gerade geschehen war. Dann würde die Tür aufgehen, die anderen Stationsleiter würden hereinkommen und fragen: „Was hast Du jetzt schon wieder kaputt gemacht, L?“ Und L. würde keine logische Begründung haben.

Die konnte er auch nicht haben, denn selbst Tony hatte keine. Warum gab ihm die Frau, die sich ihm gerade förmlich an den Hals geworfen hatte, plötzlich eine laut-klatschende Kopfnuss? Verblüfft schaute er sie an …


Und das grelle Licht fiel in seine Augen.
„Hey, aua!“, machte er und versuchte seinen Blick gegen die Sternenflottendeckenbeleuchtung abzuschirmen, was ihm eher suboptimal gelang.
Er blickte sich um und stellte fest, dass egal wie futuristisch Krankenhäuser aussehen mochten, man erkannte sie spätestens an fleißig umhereilenden Pflegern, die sich um die diversen Patienten kümmerten.
In diesem Moment kam, mit wehendem Ärztekittel, eine Frau auf ihn zu, die ihm bekannt vorkam… er blinzelte. „Abby?“
„Ja“, quietschte die Goth und klang wirklich begeistert, „Schau dir das an.“
Damit hielt sie ihm eine Art Zigarettenschachtel vor die Nase, die aufklappte und verschiedene blinkende Dioden und eine Art Bildschirm aufwies.
„Was ist das?“, murmelte er und klang immer noch extrem schläfrig. Gerade, als er nach vorne sinken wollte, glitt die Tür mit einem pneumatischen Zischen auf.
„Hey, Tony, wachbleiben.“, hörte er die Stimme Zivas, die auf ihn zuging und ihn in den Arm nahm: „Bleib wach, okay?“
Damit half sie ihm, aufzustehen: „Gehen wir ein paar Schritte.“
Gut – gehen war jetzt nicht das Wort der Wahl. Ziva ging und Tony stolperte, mit seinem Kopf auf ihren Schultern und ihren beiden, ineinander verflochtenen Händen, neben ihr her, aber – für Tony war das nicht wichtig. Er schaute sie an, müde – unendlich müde.
„Wasis… was…is.“, murmelte er und merkte, wie seine Zunge immer noch genau so schwer war, wie es seine Augen waren.
„DiNozzo!“, hörte er in diesem Moment die bekannte Stimme von Leroy Jethro Gibbs, der so gar nicht angeschlagen wirkte, stattdessen eher gelangweilt im Biobett saß und zu ihm herüberschaute, „Reiß dich zusammen.“
Dann wandte er sich an die Schwester, die ihm gerade Blut abnahm: „Wann kann ich wieder auf die Brücke?“
„Sobald Doktor Intrupper Sie für fit erklärt hat, Special Agent Gibbs.“, schenkte sie ihm ein aufmunterndes Lächeln und war dann auf dem Weg zum Büro der Ärztin, das er von seiner Position aus sehr gut im Blick hatte.
Dort schien die Stimmung alles andere als gut zu sein. Gina Intrupper, eine hübsche blonde Ärztin von eventuell 30 Jahren, seufzte schwer, ließ ihr Padd sinken und stand auf. Dann ging sie mit dem Doktorkittel, der ihr wehend wie ein Cape folgte, zu dem Bett der Krankenstation, auf dem Tim ruhte. Sie tastete nach seinem Puls, klappte den medizinischen Tricorder auf und winkte Abby zu sich. Was genau die beiden Frauen besprachen, konnte er nicht hören, er sah nur, dass ihre Gesichter sehr ernst waren. Kurz blickte er zum immer noch taumelnden DiNozzo und dann zur Quelle eines weiteren, pneumatischen Zischens.
Der Captain betrat die Krankenstation.

Er hatte seine Uniform richtig gezogen, trat mit langsamen und gemessenen Schritten auf Gina und Abby zu und betrachtete die schlafende, entspannte Gestalt Timothy McGees.
Abby merkte, wie sie ihm einen finsteren Blick zuwarf, der deutlich dem drohenden Fauchen einer Löwin ähnelte, wenn man sich ihren Kindern näherte. Cal schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln: „Keine Sorge, Abby. Ich wollte nur wissen, wie es Tim geht.“
Gina räusperte sich: „Nun, diese Waffe – was immer sie war – hat euch Männer komplett ausgeknocked. Tim war vorher schon angeschlagen, daher kann es sein, dass der Effekt der Waffe sich hier potentiert und dadurch verschlimmert hat.“
„Heißt das, er ist in einer Art Koma?“
„Einem sehr merkwürdigen Koma.“, ergänzte Abby und griff nach dem Tricorder: „Wirf mal einen Blick auf das EEG.“
Cal nahm das Diagnosegerät, betrachtete es und legte den Kopf schief: „Ähm… ich seh da bunte Linien.“
Die beiden Frauen warfen sich einen Blick zu und Gina schenkte Abby ein abgeklärtes Schulternzucken: „So ist er. Ich glaub, du musst es ihm komplett erklären.“

Die Goth nickte: „Okay, also – diese bunten Linien sind die Hirnwellen Timmys.“
Sie stockte, schaute Cal an und breitete die Arme fragend aus: „Hirnwellen. Schon mal gehört? Hat jeder, der ein Hirn hat? Also, auch du.“
„Da wär ich mir noch nicht mal so sicher.“, murmelte Gina, was ihr ein amüsiertes Lächeln von Abby und ein genervt-amüsiertes Augenrollen von Cal eintrug. Letzterem warf sie dafür einen Kussmund und ein Augenzwinkern zu.
‚Das kann doch echt nicht wahr sein.’, schoss es der Goth durch den Kopf, ‚Flirtet der jetzt?’
„Hey“, sicherte sie sich daher durch einfaches „mit der Hand vor den Augen des Captains herumwedeln und schnippen“ die Aufmerksamkeit des Offizieres zu: „Vergiss nicht, dass Du eine Freundin hast.“
„Weiß ich.“, sagte Cal, verschränkte dann die Arme vor der Brust und schaute Abby an: „Also – was ist mit den Hirnwellen?“
„Nun, sie sind… merkwürdig.“
„Merkwürdig?“, echote Cal und schaute dann abwechselnd zu Gina und Abby: „Ist das ein Fachausdruck?“
Man musste nicht – wie Deanna Troi, die Bordcounselor der ENTERPRISE-E – zur Rasse der Betazoiden gehören und Gedanken oder, im Falle von Halbbetazoiden wie Deanna, Emotionen, wahrnehmen können, um zu sehen, dass Abby gerade ein wenig gereizt war.
Der Gedanke ‚Will der mich vergackeiern?’ schoss durch ihren Kopf und sie schaute den Captain inzwischen leicht genervt an. Als nun Gina die Stimme erhob, um das Wort zu führen, wusste Abby, dass es das Beste wäre, ansonsten würde die Laborgoth Cal vermutlich noch selbst umbringen. Es war nicht zu fassen. Ihr Tim, ihr bester Freund, neben Tony, lag in der Krankenstation und sie hatte keine andere Möglichkeit, als einfach nur daneben zu stehen. Gina Intrupper, die Bordärztin, war mit ihrer Technik, die dem 21. Jahrhundert um Lichtjahre voraus war, genau so überfordert und Abby fragte sich, ob das nun der Abschied war. Eben dieser Abschied, von dem sie sicher war, dass er irgendwann kommen würde. Schließlich war Tim beim NCIS tätig und damit arbeitete er in einem potentiell lebensgefährlichen Job. Wie schnell sowas geschehen konnte, wusste sie nicht erst seit Mike Franks, der vor ein paar Monaten vom Port-to-Port-Killer umgebracht worden war. Die Tode von Paula Cassidy und Caitlyn Todd hatten sie immer wieder dazu gebracht, zu realisieren, dass es kein einfaches Leben war, dass sie führten.

Und sie befürchtete, dass irgendwann einmal ein Kollege Tims zu ihr kommen würde und ihr mitteilte, dass ihr bester Freund bei einer Schießerei, einer Drogen-Razzia oder einer Bombenexplosion getötet worden war.
Aber vielleicht war auch genau das dieser Moment.
Sie wusste es nicht, sie wusste nur, dass sie tatsächlich Angst um Tim hatte. Und obwohl er es vermutlich nicht merken würde, nahm sie seine Hand und streichelte sie sanft.
Sie merkte erst, dass Cal und Gina sie verblüfft anblickten, als sie sich ihnen zugewandt hatte und fühlte, wie sich Feuchtigkeit auf ihren Wangen sammelte.
„Was?“, fragte sie mit tränenerstickter Stimme, „Habt Ihr noch nie eine Labortechnikerin weinen sehen?“
Der Captain nickte ihr zu, legte ihr kurz die Hand auf die Schulter und wandte sich dann ab.
Dann merkte sie, wie plötzlich die unendlich schwache Hand Tonys auf ihrer Schulter lag und sie von ihm und Ziva umarmt wurde.
„Ich bin sicher, Tim schafft das.“, sagte Ziva in ihr Ohr und küsste sie auf die Wange: „Keine Sorge.“
Die hübsche Goth schlang ihre Arme um ihre beiden Freunde und drückte sie, mit dem festen Vorsatz, sie nie wieder los zu lassen.“

Die Turbolifttür glitt auf und Agatha Silverbird bemerkte, mit einem leicht beruhigten Funkeln in den Augen, wie Cal die Brücke betrat und mit dem Elan eines ausgeschlafenen Studenten die kleine Rampe heruntergejoggt kam, die den oberen Brückenteil mit dem Unteren verband. Er schaute sie an, schenkte ihr ein verliebtes Lächeln und ließ sich auf seinem Platz nieder. „Okay, wie lange brauchen wir noch, bis wir in Sektor 001 aufschlagen?“
Hinter ihm erklang die Stimme Jill Menacers – knapp, soldatisch, professionell: „Knapp 50 Minuten, Cal.“
Der Captain nickte, schaute zu Agatha und streckte sich: „Sag mal, fühlst Du dich auch noch so groggy?“
Agatha drehte sich um und hob die Augenbrauen: „Du hast eine Stunde lang tief und fest geschlafen und bist immer noch müde?“
Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen: „Faulpelz.“
Er zwinkerte ihr zu: „Ich habe dich gefragt, ob Du auch groggy bist, sodass wir gemeinsam in unser Quartier gehen können und… naja, schlafen.“
Das war doch jetzt nicht Cals Ernst, oder? Die XO schaute ihn erst verblüfft an, rollte dann mit den Augen und schüttelte den Kopf: „Schlechteste Anmache ever.“
„Nicht gut?“, fragte der Captain und sowohl Agatha, als auch (was Cal nicht so wirklich sehen konnte) Jill schüttelten ihre hübschen Köpfe. Erneut stahl sich ein Lächeln auf die Lippen des Captains, ehe er aufstand und auf sie zukam: „Weiß ich doch.“
Sprachs, ging an ihr vorbei und schaute auf den Hauptschirm, ehe er seufzte und sich zu Agatha umdrehte: „Ich nehm nicht an, das wir die Karre schneller machen können?“
„Eher nicht.“, entgegnete seine Freundin trocken, was ihn dazu veranlasste, erneut einen Stoßseufzer auzustoßen und sich dann wieder auf den Weg zu seinem Sessel zu machen.

Agatha wandte sich wieder dem Weltall zu, stemmte die Hände in die Hüften und wandte sich dann an Jill: „Funkkanäle sind ruhig?“
Die TO schaute von ihrer Konsole auf, legte das PADD beiseite, das sie gerade eingehend studiert hatte und nickte: „Japp, Kanäle sind ruhig.“
„Gut, dann lies mal weiter.“, grinste Agatha, was Jill dazu veranlasste, ebenfalls zu lächeln: „Danke, Ma’am.“
„Was liest Du denn?“, fragte die XO dann und Jill schaute sie an: „Ach… den letzten Castle-Band aus der Nikki Heat – Reihe. ‚In Heat’.“
Cals Kopf ruckte herum: „Klingt mehr wie ein Porno.“
„Hey, nichts gegen die Werke des großen Richard Castle.“, grinste die taktische Offizierin, „Die Bücher sind klasse. Durchgehend. Besser als die Derek-Storm-Reihe, die ja auch von ihm ist.“
„Ich bevorzuge Thom E. Gemcity.“, sagte Cal und lehnte sich zurück: „Die Bücher sind klasse.“
„Gemcity?“, echote Jill, „Wir wissen beide, dass Gemcity McGee ist und er sich selbst in die Handlung geschrieben hat.“
„Dein Castle auch. Castle, Beckett, Riley und Esposito – sie sind alle in den Nikki-Heat-Büchern vorhanden. Wenn auch getarnt. Und ich sag mal so: Rook und Heat – da kommt man ja nun wirklich nicht drauf, wenn man die Originalnamen kennt, aber Railey? Das ist doch ein Feigenblatt.“
Die hübsche T.O. zuckte mit den Schultern: „Dafür sind die Bücher unheimlich gut geschrieben.“
„Die von…“
Weiter kam Cal nicht, denn in diesem Moment unterbrach ihn ein Alarm, der anfing, zu piepen.
„Annäherungsalarm.“
Obwohl dieser Satz einfach und ohne besondere Betonung gesprochen wurde, verriet er die Schwere der Situation, in der sie steckten.
„Unter Warp gehen.“, befahl Cal, stand auf und schaute zu Jill herüber: „Alarmstufe Gelb. Schilde hoch.“
„Schilde sind oben.“, erwiderte die T.O., „Ein Schiff nähert sich uns. Es sendet einen Ruf aus und…“
Sie atmete einmal erleichtert auf: „Es ist die GEORGE HAMMOND .“
Die Erleichterung erfasste auch Cal, der zu Jill herüberlächelte: „Dann klingel mal bei denen durch.“
Kurz eilten Jills Finger über die Konsole, dann sagte sie: „Sprechbereit, Sir.“
„Hey, Sam, erschreck uns doch nicht…“, sagte Cal und stockte, als er auf dem Hauptschirm eine ihm unbekannte Frau erblickte: „Wer sind Sie?“
„Mein Name ist Emma Peel. Ich bin die Navigatorin der HAMMOND.“
„Sehr erfreut. Calvin Cat, Föderationsraumschiff DRAGONFLY.“, stellte sich der Kommandant des Raumschiffs aus der Zukunft vor, „Wie können wir… wo ist Sam?“
„Auf der Krankenstation. Wir wurden geentert und Colonel Carter wurde verwundet.“, erklärte Peel. Dies brachte Cal dazu, sich zu Jill umzudrehen: „Schilde senken.“
Dann wandte er sich zu Peel: „Miss Peel, bitte informieren Sie den Ärztestab, dass wir Colonel Carter an Bord beamen werden. Nichts gegen die Ärzte auf der HAMMOND, aber unsere sind einfach – naja,… fortschrittlicher.“
Emma nickte und Cal betätigte seinen Kommunikator: „Cat an Transporterraum. Colonel Carter erfassen und auf die Krankenstation beamen.“
„Aye, Sir.“, erklang die Stimme eines ihm irgendwie vollkommen unbekannten Crewmitgliedes.
Milisekunden später meldete sich Gina: „Intruper an Cat? Ich habe hier eine bewusstlose Sam Carter. Was soll ich damit? Hab ich nicht bestellt.“
„Behandel sie. Ich will wissen, was mit ihr los ist.“, erteilte der Captain den Befehl und wandte sich dann an Emma: „Haben die Goa’uld sie so zugerichtet?“
„Positiv.“, erklärte die Angesprochene, „Oh, sie war stark. Sie hat gekämpft, aber Bastet war… sie war wütend.“
„Bastet? Ich dachte, die wäre von Ba’al erledigt worden.“, murmelte Cal und schaute dann wieder zu Agatha: „Wieso sollte man uns eigentlich zerstört glauben?“
„Das frag mal besser Ziva. Ich hab ihr gesagt, dass Du nicht begeistert sein würdest.“
„Und sie hat es nicht interessiert. Wie auch, sie ist ja nicht in unserem System.“, zuckte der Captain mit den Schultern und wandte sich dann wieder an Emma: „Tut mir leid, was da… passiert ist.“
„Cal, Sam wusste, was sie tat.“, sagte Agatha und legte dem Captain eine Hand in einer beruhigenden Geste auf die Schulter.
„Und dafür ist sie jetzt… was… schwer verwundet?“
Agatha schluckte.

Es war Sam, als höre sie noch immer die dauer-ratternden Maschinengewehrgarben, die ihre P-90 verließen und deren Rückstoß durch ihren Oberkörper fuhr. Glücklicherweise hatte sie sich in unzähligen Trainingsstunden im Fitnessstudio oder auf der Basis die nötige Muskelmasse angeeignet, um dafür zu sorgen, dass sie den Rückstoß ausgleichen konnte. Sam bildete sich ebenfalls ein, die Stabwaffenentladungen zu hören, die durch das Schiff sausten, manche von ihnen haarscharf und sengend heiß an ihr vorbei. Bis Bastet höchstpersönlich aufgetaucht war und sie mit einem gezielten Stoß aus wabernder Mentalenergie, der aus ihrer „Handspange“ kam, einige Meter nach hinten und gegen die nächste Wand geschleudert hatte.
Sie war erst wieder zu sich gekommen, als man sie mit einer besonders perfiden Erfindung der Goa’uld folterte. Es war eigentlich nur ein Stab. Dieser, bloßen Kontakt mit der Haut aufnehmend, sandte sengend-heiße Schmerzen durch den Körper, so, als würde man Salzsäure in eine offene Wunde gießen. Aber sie wollte es Bastet versagen – diese Genugtuung, dass sie, Sam Carter, schreien würde.

Sie wusste nicht, wie lange das Spielchen gedauert hatte, wusste nicht, wie oft Bastet sie getötet und wiederbelebt hatte, aber sie erinnerte sich an den Missionsbericht des damaligen Colonel O’Neill, der, als ein Tok’ra-Symbiont ihn geheilt hatte, unter der Kontrolle dieses Symbionten in eine Basis von Ba’al eingedrungen war. Damals hatte man ihn auf sehr ähnlich Art und Weise gefoltert – wenngleich auch nicht mit dem Stab sondern mit tatsächlicher Säure und Messern.

„Deine Uneinsichtigkeit wird Dein Ruin sein.“, hatte die Goa’uld gedroht doch – aus irgendeinem Grund hatte Sam gewusst, dass sie gerettet würde. Und – vielleicht war wirklich ein Stargate auf dem Raumschiff, das man hatte anwählen können, oder ihre Crew hatte sich auf den Ha’tak gebeamt, oder sie waren einfach durch das Loch im Plot gefallen – es war egal. Als sie das Maschinengewehrfeuer hörte, war ihr klar, dass man kam, um sie zu retten. Das allein genügte, damit sie ihr Selbstvertrauen zurückgewann. Sie lächelte zu Bastet herüber, ein eiskaltes, giftiges Lächeln – und war dann in Ohnmacht gefallen, als die Goa’uld ihr mit dem Handrücken ins Gesicht schlug.

Es war ihr aber immer noch so, als höre sie das Maschinengewehrfeuer und spürte, wie jeder Muskel ihres Körpers, jede Sehne bis aufs Äußerste angespannt war. Ihre Augen flogen auf und… beruhigt atmete sie durch. Sie kannte die Decke, an die sie starrte. Es war die Decke der Krankenstation der DRAGONFLY.
Gina Intrupper, die Bordärztin, beugte sich über sie und lächelte sie an: „Hey, auch wieder wach?“
Als sich Sam aufrichten wollte, legte ihr Doktor Intrupper sanft eine Hand auf die Schulter und sagte schnell: „Hey, vorsichtig. Sie haben gerade eine Foltersession mit Bastet hinter sich. Das steckt man nicht so leicht weg.“
Dennoch richtete die Colonel sich auf, spürte, wie ihr schwindlig wurde und sie ihre Hand gegen ihre Stirn brachte.
„unngh.“, stöhnte sie und schüttelte den Kopf.
„Ja“, erklang neben ihr die Stimme Ginas, „Ich habe ja gesagt, dass Sie ziemlichen Schaden genommen haben. Aber… in ein paar Minuten müsste es Ihnen wieder gut gehen. Glauben Sie mir.“
‚Warum bin ich hier?’, fragte sich die Colonel und schaute zu Gina herüber: „Ist… mein Schiff… ausser Gefahr?“
Die hübsche Ärztin schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln, eines, dass Sam sich an frühere Zeiten erinnern ließ. Janet konnte ebenso schön, wie beruhigend lächeln und es tat ihr weh, dass sie nicht mehr da war.
‚Verdammte Goa’Uld’, schoss es Sam durch den Kopf, doch sie wusste, dass eine Argumentation, die in Richtung „Hätte, wäre, wenn“ ging, eigentlich eine komplett witzlose Sache war. Man konnte die Vergangenheit zwar ändern – aber man wusste nicht, was sich stattdessen für Zeitlinien ergaben.
 
Tony konnte es immer noch nicht fassen. Irgendwie war es verständlich, denn es hatte sich in den letzten Tagen viel zu viel ergeben, um es einfach so verstehen können zu wollen. Ausserirdische existierten und die Menschheit befand sich seit Jahren – oder besser gesagt : seit einem knappen Jahrzehnt - mit ihnen im Krieg, dann waren die Ereignisse, die man im Fernsehen verfolgt hatte, und die alle unter dem Markennamen „Star Trek“ gelaufen waren, tatsächlich passiert (beziehungsweise: würden noch passieren) und es gab einen formwandelnden Maskenträger, der sich im Kampf mit einem vertrottelten Starfleetcaptain befand und der einen anderen Starfleetcaptain umgebracht hatte. Auch Director Leon Vance gehörte zu dem erlesenen Kreis der Sternenflottenoffiziere und bekleidete dort auch den Rang des Captains. „Sinn der ganzen Sache?“, blitzte der Gedanke schalkhaft in Tonys Hirn auf, „Haben wir nicht – kriegen wir auch nicht mehr rein.“
So derart in Gedanken versunken, tigerte Tony auf und ab. „Tony tigerte. Tony, der tigerte“ dachte sich der Agent, stoppte, und musste gegen seinen Willen grinsen.
„Tony, der Tiger, schon klar.“, murmelte er und schüttelte den Kopf, ehe er sich wieder in die Jetztzeit zurückfand.
Sie, das waren Tony, Ziva und Gibbs, befanden sich in einem Gästequartier. Man hatte sie freundlich gebeten, sich dort hinzubegeben, schließlich waren Tony und Gibbs einer merkwürdigen Waffe ausgesetzt gewesen und bisher wusste keiner von irgendwelchen Nebenwirkungen, abgesehen von McGee, der einfach nicht aufwachen wollte.
Aus dem Grund war auch Abby bei ihm und versuchte, ihrem besten Freund beizustehen.

Tony, der Tiger, tigerte weiter auf und ab. Er überlegte. Hier stimmte doch einfach was nicht. Die Sache war viel zu einfach gelöst und viel zu zufällig, um…
„Tony, alles in Ordnung?“, fragte Ziva und schaute ihn nachdenklich an. Der Angesprochene nickte, blickte dann zu Gibbs und zuckte mit den Schultern: „Ich kann mir nicht helfen – mir gefällt das alles nicht. Es war viel zu leicht.“
„Was meinst du?“, wollte nun der Chef wissen, stand auf und schaute den Halbitaliener an.
Dieser zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung, Boss. Ich … ich kann mir das nicht erklären, ich weiß nur, dass ich das Gefühl habe, als wäre die Sache mit Ari und Stone zu einfach.“
„Du meinst, dass einer die Beweise gezwungen hat?“, fragte Ziva. Tony schaute sie an: „Erstens sind das Dokumente und zweitens werden die nicht gezwungen , sondern gefälscht *
Die hübsche Israeli warf ihm aus nussbraunen Augen einen besonders wütenden Blick zu, der ihm wieder ein gewisses Hochgefühl verschaffte. Er musste lächeln.
„Und ja – ich meinte, dass jemand Beweise gefälscht hat. Wobei uns das ja bekannt ist. Schließlich wissen wir von Abby, dass die Fingerabdrücke auf dem Schwert von den Herren Riker, Troi und Turner stammen.“
Ziva stockte.
„Riker und Troi? Warum ist mir das nicht aufgefallen?“
„Was?“, fragte der Halbitaliener und Ziva zuckte mit den Schultern: „Vielleicht ist es nichts, aber … hast Du rein zufällig jemals „Raumschiff ENTERPRISE – das nächste Jahrhundert“ gesehen?“
Tony schaute sie an, zuckte mit den Schultern und sagte: „Vielleicht einmal, während meiner Studienzeit.“
„Ist dir nicht aufgefallen, dass die Privates Riker und Troi namenstechnisch sehr viel Ähnlichkeit mit dem Commander der ENTERPRISE und der Counselor eben jenes Schiffes haben?“
Nun sprang Ziva auf, ging zum Replikator und aktivierte einen Knopf: „David an Cat?“
Kurz war nichts zu hören, dann erklang die verwirrte Stimme Cals: „Woher weißt Du, wie man… egal. Du hast es vermutlich im Fernsehn gesehen.“
„Stimmt.“, grinste Ziva und räusperte sich: „Sag mal, Cal? Dienen auf der ENTERPRISE rein zufällig eine Deanna Troi und ein William Riker?“
„Nein.“, sagte Cal und Ziva hatte das Gefühl, wie Verwirrung von ihr Besitz ergriff. Eigentlich müssten die Beiden doch…
„Inzwischen dienen sie beide auf der U.S.S. Titan. Will kommandiert die Kiste.“, brachte sie die Stimme Cals wieder in die Gegenwart zurück und sie spürte, wie sie erleichtert aufatmete.
„Gut, danke.“
„Bitte, aber – warum fragst du?“
Ziva zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht – ich … ich hab da so ein Gefühl. Traceless tut doch nichts aus bloßem Zufall, oder?“
„Eher weniger. Wieso?“
„Meinst Du nicht, dass Deanna mit ihrer empathischen Gabe herausfinden könnte, ob jemand in Wirklichkeit eine andere Person ist?“, fragte Ziva und ließ sich wieder in den Sessel sinken, aus dem sie gerade aufgestanden war. Sie schlug ihre Beine übereinander und wartete auf die Antwort des Captains.
„hmmm.“, kam ein grüblerischer Laut aus den dafür vorgesehenen Sprechern, „Das ist durchaus möglich. Glaube ich zumindest. Warum?“
„Was wäre, wenn jemand verhindern würde, dass Will Riker oder Deanna Troi jemals geboren würden?“, fragte nun Tony, in dessen Gesicht man Verständnis erkennen konnte.

Das laute Klingeln erweckte Ginas Aufmerksamkeit. Gleich von zwei Betten und gleich in Stereo? Sie eilte aus ihrem Büro und prallte entsetzt zurück. Die Geräusche kamen von den Biobetten Sam Carters und Timothy McGee und sie verhießen nichts Gutes.

Auf der Brücke der DRAGONFLY hatte Cal sein PADD beiseite gelegt und schaute zu Agatha herüber, die sich neben ihn gesetzt und seine Hand ergriffen hatte.
„Schatz, das … wäre sogar irgendwie denkbar.“, hauchte sie. Der Captain nickte: „Würde zu Tracy passen. Ich nehme mal an, wir sollten uns dann dringend auf den Weg zur Erde begeben, oder?“
Damit richtete er sich auf, zog das Uniformhemd wieder glatt – er hasste die Dinger, die rutschten immer wieder hoch – und wandte sich an seine taktische Offizierin: „Jill, tu mir mal die Liebe und klingel mal auf der Hammond durch. Wir nehmen sie in den Traktorstrahl und gehen dann auf volle Pulle.“
„Und wohin fliegen wir?“, fragte die T.O.
Cal atmete tief durch und schaute ihr direkt in die wasserblauen Augen: „Zur Erde.“
Er wandte sich um, klopfte Alex auf die Schulter und sagte: „Wenn wir die Hammond im Traktorstrahl haben, können wir doch auf Warp gehen, oder?“
„Ich bin sicher, Seb hat da irgendwas gefriemelt. Sicher kriegen wir das hin.“
„Sehr gut.“, grinste der Captain und wandte sich dann wieder an Jill: „Ach so, und sag der Hammond bescheid, dass wir so auf halber Strecke versuchen müssen, mit der Erde in Kontakt zu kommen. Wenn sie da irgendwelche Sendemöglichkeiten haben, die wir nicht haben, sollen sie bitte ebenfalls die Erde anrufen.“
„Mach ich.“, nickte Jill.
In diesem Moment erklang die alarmierte Stimme von Gina Intrupper: „Cal, Agatha? Könnte einer von euch Beiden bitte runterkommen?“
„Mach ich.“, sagte Agatha, war auf den Beinen und schon im Turbolift, ehe Cal auch nur Anstalten machen konnte, etwas zu sagen.
Er wandte sich an Jill: „Irgendwie komm ich mir überflüssig vor.“
„Das könnte daran liegen“, sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln, „dass Du überflüssig bist. Übrigens, wir haben die Hammond im Traktorstrahl“
Der Captain hob eine Augenbraue, wandte sich dann an Alex und sagte: „Volle Möhre und alles was drin is.“

Die Transporterkapsel des Turboliftes zuckte kurz, als ein leichtes Beben durch das Schiff ging. Agatha rollte mit den Augen. Dass der Captain auch immer so übertreiben musste.
Kaum, dass sie diesen Gedanken gefasst hatte, öffnete sich die Turbolifttür und Agatha eilte zur Krankenstation.

Dort hörte sie zunächst mal ein beunruhigend-lautes Klingeln und blickte verwirrt zu Gina, die gerade zwischen Sam und Tim hin und her huschte und versuchte, beide zu behandeln.
„Was ist denn hier los?“, fragte die XO und Gina zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Plötzlich, von jetzt auf gleich, ging dieser Alarm los. Ich weiß zwar, was das bedeutet, aber nicht, was es bedeutet, wenn Du mich verstehst?“
Agatha nickte nur und krempelte die Ärmel hoch: „Wie kann ich helfen?“
In diesem Moment kam Abby um die Ecke, trug ein Tablett mit unterschiedlichen Hyposprays und zog, mit einer bewundernswerten Gelassenheit die entsprechenden Spritzen auf.
„So, alles soweit fertig.“, sagte sie.
Agatha war fasziniert. Wenn sie sich vorstellte, mit Abby die Rollen zu tauschen, ihr war klar, dass sie sich nicht so ruhig gebärden würde.
Gina nickte der Goth zu und wandte sich dann an Agatha: „Gathy, ich kann dich hier drüben gebrauchen. Du untersuchst bitte Sam. Ich brauche kontinuierlich ihre Biowerte.“
Damit warf sie der XO einen medizinischen Tricorder zu, den sie geschickt auffing. Gina wandte sich an die Goth: „Und wir beiden hübschen kümmern uns jetzt um deinen Schatz.“
Sie trat auf das Biobett zu, klappte einen weiteren medizinischen Tricorder auf und scannte Tim damit.
„Hm… ich verstehe es nicht. Rapider Abfall des Blutdrucks. Was kann das sein?“
Abby schaute zur Italienerin hoch, schluckte und sagte, mit einem beinahe-Dackelblick: „Wird er sterben?“
„Nicht wenn ich es verhindern kann.“, klopfte ihr Gina auf die Schulter und begann, darüber nachzudenken, was den Zustand beider ausgelöst haben könnte.

Die Tür des Gästequartiers glitt auf und Calvin Nathan Cat kam herein. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und schaute Ziva, Tony und Gibbs nacheinander an.
„Also, nur kurz zur Info: Wir fliegen jetzt zurück zur Erde.“
Damit setzte er sich auf einen weiteren Sessel und schaute Ziva an: „Mich würde aber schon interessieren, wie Du auf die Idee kamst, dass Traceless versuchen könnte, Deanna und Will auszuschalten.“
Die hübsche Israeli zuckte mit ihren Schultern, was sie irgendwie zierlich wirken ließ: „Ich weiß es nicht. Es ist… nur eine Ahnung. Sie ist nur durch Rückschlüsse zu belegen.“
„Das sind die Interessantesten.“, grinste der Captain:

Der athletische Körper Sams bäumete sich gerade auf, fiel dann leblos wieder in die Kissen zurück. Inzwischen hatte sich die Geräuschkulisse verändert – es war kein lautes Klingeln mehr zu hören, bei Sam piepste es. Im wahrsten Wortsinn.
„Nochmal.“, rief Agatha und Gina betätigte eine Taste am Terminal, die den Corticalstimulator, den die hübsche Blonde trug, aktivierte. Erneut zuckte sie zusammen, bäumte sich auf, sank dann zurück in die Kissen und… das Geräusch änderte sich wieder.
Abby hatte genug Arztserien gesehen um zu wissen, was da gerade passiert war.
Die Wunden, die Bastet der hübschen Colonel zugefügt hatte, waren wohl derart schwer gewesen, dass sie beinahe gestorben wäre. Oder – etwas anderes hätte sie beinahe umgebracht, denn auch, wenn Tims Hirn sich nicht plötzlich abschaltete, wie es bei Sam passiert war, war sie sich sicher, dass der Gesundheitszustand des Romanciers mit dem Gesundheitszustand der Colonel in Zusammenhang stand. Nur wie.

„Gina, Agatha?“, fragte sie und schaute die beiden Frauen an, „Vielleicht hat jemand versucht, die Beiden umzubringen?“
„Wer? Und warum?“, meldete Gina Zweifel an, doch seltsamerweise schien Agatha mit den Augen zu rollen und schaute die Ärztin dann an: „Ich will dir nichts vorwerfen – aber du weißt ganz genau, wem ein solches Ablenkungsmanöver helfen könnte.“
Die Doktorin stockte, atmete tief durch und schaute die XO an, leidenschaftlich italienisch fluchend, ehe sie sagte: „Ich habe meine Loyalität der Crew, dem Schiff und meinen Freunden gegenüber oft genug bewiesen. Wann wirst Du endlich aufhören, mich immer, wenn mein Bruder an Bord kommt, und Scheiße baut, zu verdächtigen?“
Agatha seufzte, schaute sie mit einem beinahe liebevollen Lächeln an und streichelte ihr sanft über die Wange: „Es tut mir leid, alte Freundin. Aber … du weißt, ich kann da nicht anders. Es wäre wirklich die Einfachste Logik.“
„Ich weiß.“, sagte Gina, „ich… ich bin dir auch nicht wirklich böse. Es ist nur… es nervt mich, dass immer, wenn Tracy an Bord kommt, jeder denkt, dass ich ihm irgendwie helfen würde.“
„Und das tust du nicht.“
Es war fast schon eine Feststellung, keine wirkliche Frage.
Gina schaute der XO in die Augen – Blaue bohrten sich in Grasgrüne: „Nein. Das tue ich nicht.“
Agathas Brustkorb hob und senkte sich, ein klares Zeichen, dass sie einmal kräftig durchgeatmet hatte: „Gut. Aber du weißt, dass ich dich beim nächsten Mal wieder befragen werde?“
„Wieso war mir das nur so klar?“, schenkte ihr Gina ein leichtes Lächeln, ehe sie sich wieder Sam zuwandte: „Was bin ich froh, dass sie bald wieder auf dem Damm ist.“
Abby räusperte sich: „Moment mal, sie war gerade an der Schwelle des Todes.“
Gina zuckte mit den Schultern: „Sternenflottentechnik. Wir konnten sie zurückholen.“
In diesem Moment öffnete sich die Tür und ein junger Mann betrat die Krankenstation.
„H… Hilfe.“, keuchte er und kollabierte.
Sofort war Abby bei ihm: „Hey, Sie, nicht schlappmachen.“
Der Mann schaute sie an, ergriff ihre Hand und keuchte ein Wort, ehe er erschlaffte.
„W… was soll…“, stammelte die Laborgoth, sprang dann auf, eilte zu einem medizinischen Tricorder und scannte den Mann: „Er… er ist tot.“
Dann wandte sie sich an Gina und Agatha: „Wenn wir Sam und McGee retten konnten, müssten wir doch eigentlich auch ihn retten können.“
Gina schüttelte den Kopf: „Bei Sam hat es geklappt, weil sie an der Schwelle des Todes war. Fähnrich Boxleitner hier… er is tot.“
Dann schaute sie Abby an: „Was… was hat er gerade eigentlich gesagt?
Die Goth holte tief Luft und sagte dann: „Er sagte: Traceless ist an Bord.“
Ginas Blick huschte besorgt zu Agatha
 
Kapitel 16

Gibbs riss seine Pistole hoch und feuerte

„Die Rückschlüsse sind die Besten, ja?“, fragte Ziva, „Na, dann pass mal auf, Cal.“
Und dann begann sie, zu erzählen, wie sie auf die Idee gekommen war.
Als sie geendet hatte, nickte der Captain ernst vor sich hin, ehe er aufstand und zum Replikator ging.
„Computer? Einen Cat-Erdbeertraum replizieren. Extra Schlagsahne, extra Erdbeeren.“
Es piepste und keine Milisekunde später stand ein großer, fast schon zu aufwändiger Erdbeereisbecher im Ausgabefach.
Der Captain nahm sich die Leckerei und schaute zu den Anderen: „Wollt Ihr auch oder…“
„Nein danke.“, winkte Ziva ab, ehe sie sich räusperte und ihn dann ansah: „Und, Cal? Was tun wir jetzt?“
Kurz betrachtete Cal den Erdbeerbecher, ein beeindruckend großes Konstrukt, in dessen Sahnehaube etliche Scheiben der Frucht steckten und seufzte.
„Na dann Frohe Weihnachten euch allen.“, murmelte er, brachte das Eis wieder zurück und desintegrierte es.
Ziva schaute ihn verdattert an: „Haben wir nicht erst September?“
„Wir schon, aber in der Realität ist heute der 24.12. da wünsche ich den Lesern doch mal an dieser Stelle ein frohes Fest und hoffe, das sie reich beschenkt werden.“
„Ist das nicht ein wenig schamlos, diese Geschichte dafür zu verwenden, private Neuigkeiten loszuwerden?“, hob nun Tony eine Augenbraue und Cal zuckte mit den Schultern: „Das mag sein, aber…“
Der Kommunikator piepste.
„Silverbird an Cat?“
Seufzend schloss Cal die Augen, ließ seinen Kopf zurück, gegen die Sessellehne sinken und klopfte auf die kleine Brosche: „Cat hier?“
„Schatz, am Besten ist, du kommst sofort in die Krankenstation.“
„Ist was mit Sam?“
Die Besorgnis in Cals Stimme war allzudeutlich und als er in die alarmierten Gesichter des NCIS-Teams sah, räusperte er sich und komplettierte die Frage: „…oder mit McGee?“
Kurz kam ein genervtes Seufzen aus dem Kommunikator, dann hörte er die Stimme von Agatha: „Nein, Schatz. Deiner Freundin geht es gut und dein Kumpel wird auch durchkommen.“
„Das beruhigt mich.“, atmete Cal erleichtert aus und legte dann nachdenklich den Kopf schief: „Weswegen hast Du mich angepiepst?“
„Wir haben leichte Probleme.“
Und obwohl Agatha diesen Satz so ruhig und Sachlich wie möglich sagte, hatte der Captain der DRAGONFLY keinen Zweifel daran, das es nicht stimmte.
Sofort war er auf den Beinen und rannte los.

Ziva schaute ihm hinterher: „Er ist ein sehr merkwürdiger Mensch, meint Ihr nicht auch?“
„Ist das eine Fangfrage?“, ließ sich Tony vernehmen und lehnte sich zurück: „Ich glaub, der ist irre.“
„Du hast Recht, Tony“, sagte Ziva, „aber ich glaube, dass er tatsächlich versucht, seinen Leuten zu helfen.“
Der Halbitaliener betrachtete sie nachdenklich.
„Es ist so klar, dass Ziva auf Cal steht.“, dachte er sich und schüttelte den Kopf, „Jetzt versucht sie schon, seine Fehler zu verklären.“
Er stand auf – ihm schlug das alles auf den Magen – und wandte sich ab.
„Wo willst Du hin, DiNozzo?“, fragte Gibbs, woraufhin der Angesprochene sich umdrehte und Blickkontakt hielt, „Ich werde eine Runde drehen. Mir bekommt die Luft hier drin nicht.“
Er bemerkte wohl den überraschten Gesichtsausdruck Zivas und wünschte sich, ihr sagen zu können, was er für sie empfand. Aber selbst das hatte sie ja nicht davon abgehalten, den Captain verteidigen zu wollen. Ob er die Sache zu pessimistisch sah? Vielleicht war Cal ihr einfach nur sympathisch?
Quatsch, dann müsste sie ihn doch gar nicht so verteidigen… oder?
Gerade, als Tony die Tür erreichte, passierte etwas Merkwürdiges. Normalerweise gleitet die Tür, wenn man sich ihr nähert, auf und erlaubt einem, zu passieren. Genau das tat sie gerade nicht.
Und just, als er sich fragte, was passierte, veränderte sich die Beleuchtung, wurde blau und ein unheilverkündendes Geräusch erklang.
Es war die Stimme des Captains, die eine Ansage machte: „Alarmstufe Blau. Traceless ist an Bord. Alle notwendigen Vorkehrungen treffen, um ihn zu fangen.“
Tony grinste. Das konnte ja noch spannend werden.

Den Leichnahm Fähnrich Boxleitners hatte man inzwischen mit einem Tuch zugedeckt und in die Stasis-Kammer der Leichenhalle gefahren. Es war eindeutig, was passiert war, wenngleich sich Abby immer noch fragte, ob das plötzliche Versagen der Lebenserhaltungssysteme der Biobetten von Sam und McGee Zufall oder Absicht waren.
Sie betrachtete die beiden ruhig daliegenden, entspannten Gestalten, deren Mienen, obwohl sie eigentlich ausdruckslos sein sollten, ernsthaft wirkten. Bei niemandem fiel ihr das so sehr auf, wie bei McGee. Das verschwundene Lächeln, das Funkeln in seinen Augen, das nun nicht mehr da war, machte schon eine Menge aus. Und nun wirkte er so ernst, wie es eigentlich gar nicht das Naturell des Computergeeks war.
Sie trat näher an den bewusstlosen Körper ihres besten Freundes und legte ihre Hand sanft auf die seine. Vielleicht würde ein wenig Nähe und Wärme ihm gut tun?
Die Wissenschaftlerin in sich schimpfte sie eine Närrin, doch das war dem Freundin-Aspekt von Abby vollkommen egal.
Sie hörte hinter sich ein leises Räuspern und drehte sich um.
Cal stand vor ihr, sie entschuldigend anlächelnd: „Ich hätte euch nicht mit hochnehmen sollen.“
Dies zu hören und wild mit dem Kopf zu schütteln, so dass ihre Rattenschwänze flogen, war die Reaktion der hübschen Laborgoth.
„Nein, Du konntest doch nichts dafür. Weder für die Verletzungen McGees, noch für die Colonel Carters.“
Der Captain seufzte und ließ sich auf dem Boden nieder, wobei er die Beine anzog, sein linkes Knie mit beiden Händen umschlang und dann zu sprechen begann: „Nichtsdestotrotz. Es ist nicht euer Kampf.“
Als er das Wort „euer“ aussprach, löste er die linke Hand von seinem Knie und deutete mit dem Zeigefinger der Linken auf Abby, ehe er die Hand wieder zum Knie zurückführte.
Dann bettete er seinen Kopf auf der Kniescheibe und blickte nachdenklich drein.

„Er wirkt wie ein Häufchen Elend.“, dachte sich Abby, grinste schief und ließ sich dann neben ihm nieder, ehe sie ihm mit der Faust auf die Schulter boxte.
„Bist Du ein Mann, oder eine Maus, Cal?“, fragte sie und Cal schaute sie verblüfft an, sich die Stelle, gegen die sie geschlagen hatte, reibend: „Aua, das tat weh.“
„Ich glaube, das war meine Antwort.“, murmelte Abby, ehe sie ihn packte und seinen Kopf zu ihr drehte: „Calvin Nathan Cat. Du bist Kommandant eines Raumschiffes. Überlege mal, was würde Benjamin Sisko jetzt tun.“
„hmmm“, machte der Captain, schaute nach vorne, dahin, wo das Biobett mit dem Boden verbunden war. Er legte den Kopf schief: „Keine Ahnung. Ich glaube… er würde…“
Dann stand er auf: „Vermutlich würde er, nachdem er den Alarm ausgerufen hat, sich das nächsbeste Phasergewehr nehmen und auf die Jagd nach Tracyboy gehen, oder?“
Abby nickte: „Genau. Das wäre Captain Benjamin Lafayette ‚Don’t Fuck With The’ Sisko.“
Cal verzog sein Gesicht: „Lass ihn, falls Du ihn mal siehst, das „Lafayette“ nicht hören. Er mag es nicht.“
„Und was ist mit Julian Bashir?“, fragte die Laborgoth und der Captain zwinkerte ihr zu: „Mag das Subatoi nicht. Vor allem, weil keine Sau weiß, wie es ausgesprochen wird. Französisch, also Sü-ba-twa, oder doch eher wie es gelesen wird, also „Su-ba-toi“ oder, wie wir im Pott sagen würden: „Subbatoi“?“
Abby lächelte: „Sie kommen gar nicht aus dem Ruhrgebiet. Dazu ist ihre Aussprache viel zu… britisch. Und… sie würden nicht immer darauf hinweisen, dass sie aus dem Ruhrgebiet sind.“
Cal zuckte mit den Schultern: „Schuldig im Sinne der Anklage.“
In dem Moment räusperte sich Agatha hinter ihm: „Schatz, wir…“
Der Captain drehte sich zu ihr um, ein kämpferisches Lächeln auf den Lippen: „So, wir schnappen uns jetzt ein Phasergewehr und gehen auf Gründerjagd.“
Damit klopfte er ihr auf die Schulter und machte sich auf den Weg.
Agatha schaute ihm verblüfft hinterher und wandte sich dann an Abby, mit einem neugierigen Blick in den Augen: „Was hast Du zu ihm gesagt?“
Die Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Vermutlich nur etwas, was er eh schon wusste.“

Die Beleuchtung – oder besser gesagt: Der Wegfall der Selbigen – lud eigentlich schon zum Schlafen ein. Allerdings war es Tony DiNozzo klar, dass er genau das nicht tun dürfte. Erstens konnte er so gegen Traceless ausgetauscht werden und zum Anderen wusste man nicht, ob er nicht einen der Anderen beiden weglocken und durch sich austauschen würde. Ihm war so klar, dass Gibbs, bei dem das zweite B eh für „Bastard“ stand, es schaffen würde, wach zu bleiben. Und dass sich Traceless Ziva nicht schnappte, dafür würde er sorgen. Er würde seine Freundin mit seinem Leben vertei… hatte er gerade „Freundin“ gedacht?“
Naja – wenn man überlegte, dass er ihr seine Liebe gestanden hatte, war sie ja seine Freundin… wenn sie es angenommen hätte.
Aber sie hatte ja verblüfft nachfragen müssen und vor allem hatte Cal ihr in die Parade fahren müssen.
Die Tür öffnete sich.
Tony fuhr überrascht herum, als er in zwei Läufe von zwei Phasergewehren blickte.


Das grelle Licht der Lampen, die an den Phasergewehren montiert waren, blendete ihn wieder und so brachte er eine Hand vor sein Gesicht, um seine Augen vor der Lichtquelle abzuschirmen.
„Könnt Ihr die Funzeln eventuell ausmachen?“, erklang dann seine Stimme und verständlicherweise war sie leicht ungehalten.
Die Lampen wurden ausgeschaltet und als Tony ein paar bunte Punkte, die vor seinen Augen zu sehen waren, weggeblinzelt hatte, sah er die atemberaubende Form Agatha Silverbirds und das zerknirschte Gesicht Calvin Nathan Cats.
„Tschuldigung.“, murmelte dieser und zuckte mit den Schultern, „die Dinger gehen immer an, wenn man einen Raum betritt. Sicherheitsmaßnahme.“
„Wir wissen, dass es dämlich ist.“, gab Agatha zu bedenken, „allerdings hat sich dies in manchen Situationen als ziemlich praktisch herausgestellt.“
Ziva nickte und gab ein sarkatisches „Hmhm, damit ihr die Gegner zu Tode blenden könnt, ja?“ von sich. Auch Gibbs war aufgestanden und trat nun auf den Captain zu, so nah, dass seine Nase nur Millimeter von der Nase Cals entfernt war.
„Es ist genug, Cat. Wir wollen wissen, was hier los ist.“

Abby beugte sich über den immernoch-leblosen Körper Tim McGees.
Er schien so friedlich zu schlafen, sie konnte sich… sie wollte sich nicht vorstellen, dass er hier sein Leben gab. Es wäre einfach zu schrecklich. Ihr Tim. Nicht ihr Tim. Nicht ihr bester Freund. Sie schloss die Augen, merkte, wie die Tränenkanäle wieder ihre vermehrte Arbeit aufnahmen und …
„Au.“, stöhnte es plötzlich unter ihr. Sie öffnete sie Augen und schaute in Tims.
Ihre Lippen verzogen sich zu einem freudigen Lächeln und sie war sich sicher, dass ihre Augen auch funkelten. „Tim? Du… du bist wach?“
Der NCIS-Agent schaute sie ein wenig verblüfft an: „Was mache ich auf der Krankenstation?“
Ehe er auch nur die Möglichkeit hatte, sich wiederzufinden, hatte Abby ihn in die Arme genommen und ihr Gesicht an seiner Brust geborgen. Er konnte fühlen, die Tränen ihr hübsches Gesicht herunterrannen und sein Hemd benetzten. Seine einzige Reaktion bestand darin, sie in die Arme zu nehmen und sanft mit der Rechten über ihren Kopf zu streicheln.
„Shhh.“, machte er, „Ich bin doch wieder da.“
„Ja“, schniefte sie, „Aber du warst fast tot.“
Verblüfft riss der Romancier die Augen auf, „pflückte“ sie von sich und schaute sie an: „Tot? Ich war… Bitte, Abby, nicht weinen, konzentrier dich. Ich war tot?“
Das funktionierte. Wenn auch nicht so, wie Tim es sich erhofft hatte, denn von einer Sekunde zur Anderen hatte Abby aufgehört zu weinen – so weit, so gut – und ihm eine Ohrfeige verpasst.
„Ich mache mir Sorgen um dich.“, sagte sie, wobei sie den Kopf vorbeugte und ihm tief in die Augen sah, „Ich rechne quasi sekündlich mit deinem Ableben und damit, dass ich den Rest meines Lebens ohne Dich auskommen muss und Du sagst mir, ich soll aufhören, zu weinen ?“ Dann wirbelte sie mit ihr folgenden Rattenschwänzen herum und ging zu Ginas Büro.
Tim schluckte.
Er hatte Abby wütend gemacht. Verdammt – das hatte er doch gar nicht gewollt. Sie sollte sich nur darauf konzentrieren, was passiert war und ihm davon berichten.
„Sie sind nicht gerade ein Experte in Frauenangelegenheiten, oder?“, erklang eine samtweiche Stimme neben ihm und er drehte sich um. Auf einem Biobett neben dem seinen lag, sich langsam aufrichtend, eine hübsche Blonde mit wasserblauen Augen, die ihn mitleidig anlächelte.

Warum sie plötzlich an soviele medizinische Geräte angeschlossen war, überstieg Sam Carters Verstand.
Sie erinnerte sich daran, dass sie von Bastet gefoltert und dann mehr oder weniger halbbewusstlos von ihren Leuten gerettet worden war. Auf der Krankenstation der Hammond war sie immer wieder zwischen Bewusstlosigkeit und Wach-sein hin und her gependelt und als sie auf der DRAGONFLY das erste Mal zu sich gekommen war, hatte sie geglaubt, zu träumen.
Aber nein, der Traum war wahr. Die Diskussion zwischen einer hübschen Brünetten und einem jungen Mann bekam sie am Rande mit und ihr war klar, dass die Dunkelhaarige ihm eine knallen würde, ehe sie es tatsächlich tat. Auf ihre Frage schaute er sie nur verblüfft an, zuckte mit den Schultern und hielt sich die Wange: „Ich… eigentlich … also.“
Ihr Gegenüber schien nicht gerade eloquent zu sein und so wurde ihr Lächeln eine Spur nachsichtiger.
„Ich glaube“, sagte sie mit einem verschmitzten Funkeln in den Augen, „dass sie, wenn Sie sich aufrichtig entschuldigen, Ihnen verzeihen wird.“
Dann betrachtete sie ihn kurz und blinzelte verwundert.
„Sagen Sie, wo ist Ihre Uniform?“, fragte sie und wollte sich gerade aus dem Krankenbett erheben, als Gina und die hübsche Brünette wieder zurückkamen. Gina schaute sie an: „Hey, Sam. Schön, dass Du wieder wach bist.“
„Schön, wieder mal hier zu sein.“, schenkte die Colonel und Astrophysikerin der Ärztin ein Lächeln und deutete dann auf die beiden Anderen: „Ich nehme an, die Beiden haben gerade dienstfrei gehabt, oder?“
„Sö ähnlich.“, grinste Gina, „Die gehören gar nicht zu unserer Crew. Das sind beides Mitglieder des Naval…“
Sie stoppte, tippte sich nachdenklich mit ihrem Finger an die Wange und sagte dann, überlegend: „Naval… ähm… des NCIS halt.“
„Des Naval Criminal Investigative Services?”, half Sam aus.
Die Ärztin nickte: “Ich merk mir das nochmal – irgendwann. Aber ich bin immerhin noch besser als Cal. Der kannte nichtmal das Wort „Naval“.“
„Darf ich raten?“, fragte Sam und schaute belustigt zu Gina: „Er verstand das englische Wort „Navel“, also „Bauchnabel“ und fragte sich, wieviele Verbrechen wohl mit Bauchnäbeln verübt wurden und vor allem, warum man dafür eine eigene Einheit benötigte.“
„Japp“, seufzte Gina.
Sam nickte: „Das ist typisch für Cal.“
„Oh ja.“, stimmte Abby in den Stoßseufzer der Blonden ein, „er ist schon…“
„… ein Depp.“, stellte Gina fest, „Aber ein Lieber.“
McGee murmelte „Wenigstens etwas“ und schaute dann zu Abby: „Abs, ich… es tut mir leid, dass ich dich gerade so…“
Abby fuhr herum, verpasste ihm einen Hieb auf die Schulter und, als sich der Computerexperte die selbige rieb, sagte sie: „Stell dich nicht so an.“
McGee gab ein beinahe maulendes Geräusch von sich, was Abby zu einem Lächeln hinriss.
Dann umarmte sie ihn erneut: „Aber ich bin froh, dass Du da bist.“
Beinahe erwürgt schaute der Computergeek zu Sam herüber, die ihm zuzwinkernd zunickte, ehe sie sich an Gina wandte: „Und wo ist euer furchtloser Anführer?“
„Jagt gerade Traceless. Würde mich nicht wundern, wenn er unsere Leute um Hilfe bittet.“, meldete Abby, die McGee inzwischen losgelassen hatte und sich nun zu Gina und Sam umdrehte: „Also – ich würde es ja an seiner Stelle tun. Niemand kann besser Spuren lesen, als Gibbsman.“
„Wenn ich mal kurz eine Frage stellen dürfte“, meldete sich McGee zu Wort und schaute Sam an: „Wer sind Sie?“
Kurz konnte man einen Hauch von Verwirrung auf den hübschen Zügen der Astrophysikerin erkennen, dann nickte sie und sagt: „Entschuldigung. Ich … hab ganz vergessen, …“
Sie umrundete das Biobett und gab zuerst Abby, dann McGee die Hand: „Colonel Samantha Carter – US Air Force.“
Abby schaute verblüfft zu Sam, dann zu Gina und wieder zu Sam: „US Air-Force? Sind Sie dafür nicht ein wenig… ausserhalb der Erdatmosphäre?“
Sam lächelte – es war eines ihrer strahlenden Sam-Carter-Lächeln, das diese gewisse Portion Verschmitztheit vermittelte: „Das zu erklären, dürfte ein wenig dauern. Aber – ich nehme an, da der Captain ja Stirb-Langsam zu spielen scheint, dürften wir die Zeit haben.“

Ziva hatte das Gefühl, dass sich die Gänge ähnelten, wie ein Ei dem anderen. Das war, wenn man auf der Jagd nach etwas, oder in diesem Fall: Jemandem, war ein wenig unpraktisch und sie hoffte, dass sie irgendwann in der Lage sein würde, sich hier zurecht zu finden.
Der Captain und die XO hatten Gibbs, Ziva und Tony mit jeweils einem Phasergewehr und einer Handwaffe ausgestattet, die es ihnen erlaubte, sich im Notfall zu verteidigen.
„Es ist eigentlich ganz einfach.“, hatte der Captain gesagt, „Sie zielen – den Abzug betätigen sie, um zu feuern. Und keine Angst, dass sie versehentlich jemanden töten könnten – die Waffen sind auf mittlere Betäubung eingestellt, das heißt, der Getroffene verweilt 20 Minuten im Reich der Träume. Das dürfte Zeit genug sein, ihn zu testen und im Zweifelsfall in die Arrestzelle zu bringen.“
Nach einigen Zielübungen waren Tony und Ziva sicher im Umgang mit den Waffen – Gibbs hielt das Gewehr mit einer derartigen Routine und Präzision, die Ziva wieder einmal daran erinnerte, dass der Mann beim Militär als Scharfschütze gedient hatte. Vermutlich konnte man ihm jede Waffe in die Hand geben, er würde eine verschwindend-geringe Zeit aufwenden müssen, um sich mit ihr vertraut zu machen.

Doch auch hier würde Gibbs – dessen war sich Ziva sicher – Abstriche machen müssen. Die Gänge waren dunkel und die Augen seines Bosses waren nicht mehr so gut, wie noch vor ein paar Jahren.
Kurz hörte sie ein leises Klackern, dann betätigte Cal seinen Kommunikator: „Cat an Menacer?“
„Menacer hier?“
„Hör mal, Jill. Wir sind hier gerade in einer etwas ungünstigen Lage. Kannst Du uns eventuell sagen, wo wir langmüssen, wenn wir zur Brücke wollen?“
Kurz breitete sich Stille aus und Ziva dachte daran, dass der Captain und die XO den Weg zur Brücke für eine wirklich gute Idee hielten. Die dahinterstehende Logik konnte sich der schönen Israeli nicht so ganz erschließen.
„Menacer an Cat?“, erklang die Stimme der hübschen Blonden aus dem Kommunikator und Cal betätigte die Brosche: „Ja, Cat hier?“
„Bleibt einfach auf dem Gang und krabbelt dann durch Jeffries-Röhre 3-7.“
Trotz der Dunkelheit meinte Ziva sehen zu können, wie Cal mit den Augen rollte: „Sag mir nicht, dass die Turbolifts ausgefallen sind.“
„Doch. Du musstest ja den Traceless-Alarm geben.“, erklang es leicht schnippisch aus dem Kommunikator, „Also darfst Du auch eine kleine, sportive Tour durch die Jeffries-Röhren machen.“
Die Begeisterung, die Cal mit den Worten „Oh, Toll!“ zum Ausdruck brachte, war ganz klar nicht ernst gemeint und Ziva konnte es dem Captain nicht sonderlich verübeln. Wenn auch nur die Hälfte der Schauergeschichten, die Tim über diese Jeffries-Röhren zu erzählen wusste, zutraf, war das alles andere als ein Vergnügen.

Die Atmosphäre hätte für Tony ausgereicht, um hier „Alien 6“ zu drehen, aber wenn er ganz ehrlich war, könnte er auf eine Hauptrolle in diesem Sci-Fi-Schocker gut verzichten. Schließlich wusste er, wie es den Mitkombatanten, ausser dem final girl erging. Und von einem Alien gefressen, oder als Wirt für seine Nachkommenschaft auserkoren zu werden, war definitiv nicht nach DiNozzos Gusto. Also widmete er jeder dunklen Ecke, die er sah, seine vollste Aufmerksamkeit, denn wie ja alle wissen, kommen die Aliens gerne aus dem Dunkel, das man nicht einsehen kann.
Und die Beleuchtung, die sich gerade noch eine Stufe verdunkelt hatte, trug auch nicht gerade dazu bei, die Situation zu verbessern. Ganz im Gegenteil.
Die Schatten, die von irgendwelchen Gegenständen, die dämlich im Weg platziert waren, nahmen unheimlichere und größere Formen an. Und dieses Mal – im Gegensatz zu der sehr ähnlichen Situation im Keller des NCIS-Gebäudes – würde sich die Situation vermutlich nicht als schlechter Scherz herausstellen. Es war nicht so, dass er sich fürchtete. Aber er war konzentriert – sehr, sehr konzentriert. Er fühlte sich ein bischen, als wäre er auf der Jagd. Und streng genommen war er das auch. Nachdem Cal ihnen erklärt hatte, was los war und was die Dimmung des Lichtes genau zu bedeuten hatte, war ihm klar, dass die Situation gekippt war. Dieser Traceless war auf freiem Fuß und niemand war sicher. Und das, obwohl das Raumschiff noch Minuten vor der Meldung beängstigend groß gewirkt hatte.
Sie erreichten eine T-Kreuzung. Ein Seitengang mündete in den Korridor, in dem sie unterwegs waren, ein und Tony drehte sich um, damit er den Gang mit seinem Gewehr und der aufmontierten Lampe ausreichend illuminieren konnte.

Da! , dachte sich der Halbitaliener, Hat sich da gerade etwas bewegt?
Zumindest war er sich sicher, kurz ein Schemen gesehen zu haben, das sich in Deckung begeben hatte. „Bundesagenten!“, schrie er, „Kommen Sie da raus und werfen Sie die Waffe weg.“
„Gute Idee!“, kam es von der Stelle, auf die er gezielt hatte, „Ich werfe die Waffe jetzt weg.“
Er hörte ein klackerndes Geräusch, dass neben ihm gegen die Wand und dann auf den Boden aufgeschlagen war.
Es war ein Phaser, eine ebensolche Waffe, wie er momentan ebenfalls besaß.
Und das Ding heulte.
Er schaute zu dem Captain, der sich über die Waffe gebeugt hatte. Rasch richtete er sich auf, die Augen weit aufgerissen und sagte: „Scheiße.“
Dann schrie er einen Befehl und kam seiner Order selbst nach. Nicht nur er, auch Agatha, Gibbs und…
Von einem Moment zum Anderen hatte sich Ziva auf ihn geworfen, ihren zierlichen Körper als Schutzschild vor den seinen bringend… als der ganze Korridor für den Bruchteil einer Sekunde unerträglich grell wurde. Neben der Helligkeit wurde es auch noch laut, ungefähr vergleichbar mit dem Starten eines ganzen Düsenjetbattalions.
Benebelt versuchte er, das Klingeln in seinen Ohren und die bunten Lichtpunkte vor seinen Augen zu vertreiben, als er sah, wie Ziva ihn am Kragen packte und zu sich herumdrehte.
Er konnte nicht hören, was sie sagte, denn es klingelte viel zu sehr in seinen Augen, doch mit dem Lauf der Zeit hörte es auf. Dann nahm er, wie durch Watte, ihre Stimme wahr: „… DiNozzo. Verdammt, antworte endlich. Hörst Du mich?“
„Ja“, stöhnte er benommen und versuchte, durch das Schütteln seines Kopfes klarer zu werden, „Was… was… war das?“
„Ich nehme an, dass Traceless einen Phaser überladen hat.“, erklärte sie und die neben ihr hochkommende Agatha schaute sie an und nickte, ehe sie ihre Hand an die Stirn brachte, von der aus Blut über das Gesicht tropfte.
„Ach verdammt.“, sagte sie, nachdem sie die Feuchtigkeit des Blutes ertastet, die Finger betrachtet und das Blut zwischen ihren Fingern verrieben hatte, „Na, wie gut, dass wir Hautregeneratoren haben.“
Dann wandte sie sich suchend um.
Cal und Gibbs rappelten sich hoch, der Captain reichte dem NCIS-Agenten die Hand und grinste: „Hab ich Ihnen schon ein herzliches ‚Willkommen an Bord’ ausgesprochen, Agent Gibbs? Wenn nicht – das war unser Begrüßungskommitee. Näheres erfahren Sie bei einem Kennenlernbrunch um …“
Er stockte, als Gibbs ihm einen genervten Blick zuwarf und sich dann, mit feuerbereitem Phasergewehr in Richtung der Stelle bewegte, von wo Traceless geworfen hatte.
 
Natürlich würde er nie zugeben, dass es auch ihn ein wenig verunsicherte, auf einem Raumschiff zu sein, zu wissen, dass Aliens existierten und dass er sich gerade in einer künstlichen Struktur aus allerlei Metall, die eine künstliche Schwerkraft und das Atmen von Sauerstoff ermöglichte, befand, die in der grenzenlosen Unendlichkeit des Weltalls schwebte. Es beunruhigte ihn natürlich auch, dass es jemand auf ihn und sein Team abgesehen hatte und ihm dieser sehr übel wollte.
Aber – das würde er seinen Leuten nicht zeigen. Gerade in dieser Krise musste sich sein Team darauf verlassen, dass er einen kühlen Kopf und die Oberhand behielt. Aber die Situation machte es ihm nicht unbedingt einfach. Schließlich hatte er es hier mit einem Gegner zu tun, der das Gelände zu kennen schien und der in der Lage war, sich in jeden Menschen zu verwandeln, dessen Gesicht ihm gerade zusagte. Einmal hatte man es auch im NCIS-Hauptquartier bemerkt, als sich Traceless Zivas Gesicht bemächtigt hatte, um in ihrer Maskerade einen Private zu erschießen. Was Traceless allerdings gegen Private Turner hatte, das war ihm nicht ganz bewusst.

Er war inzwischen nahe genug an dem Versteck Traceless, um hervorzupreschen und das Gewehr auf das Versteck auszurichten, aber… es war leer.
‚Verdammt’, entfuhr es dem NCIS-Agenten knurrend und er warf einen Blick zu seinem Team, das sich gerade mehr oder weniger die Wunden leckte.
„Klar.“, sagte er und kam zurück.
Der Captain sah ihn an und nickte ihm zu.
Gibbs tat es ihm gleich, ehe er einen Blick zu Ziva und Tony warf. Erstere kniete neben dem liegenden Halb-Italiener, der immer noch versuchte, die Nebenwirkungen des überlasteten Phasers abzuschütteln.
Die Israeli warf erst Tony einen liebevollen, dann Gibbs einen besorgten Blick zu.
„Er ist momentan nicht in der Verfassung, zu kämpfen.“, flüsterte sie, „Wenn Traceless uns hier angreift…“
„Ich verstehe.“, raunte ihr Gibbs zu, stand auf und ging langsam zu Cal herüber: „Wir haben einen Verwundeten. Können Sie uns auf die Krankenstation bringen?“
Der Captain schüttelte den Kopf: „Wir müssen zur Brücke. Dort können wir uns dann um alles kümmern.“
„Haben Sie mich nicht verstanden?“, fragte Gibbs und griff nach Cals Schulter: „Tony ist verwundet.“
„Ist er nicht. Vorübergehende Orientierungslosigkeit in Folge einer Phaserüberlastung. Das geht vorbei. Mich wundert allerdings, dass es Ihnen und Ziva so gut geht.“
„Mit Ihnen und Ihrer XO scheint auch alles in Ordnung zu sein.“, erwiderte Gibbs, „Wie war das nochmal? Er kann sich regenerieren?“
Cal nickte: „Wir dürften allerdings sicher sein, dass es weder Sie und Ziva noch Ich und Agatha sein können. Er kann sich nicht in zwei Personen aufspalten. Also sind es entweder Sie, Ziva, Agatha oder ich. Und da ich mich sehr … wie ich fühle, weiß ich, dass ich ich bin.“
Er stockte, als lausche er verundert seinen eigenen Worten.
„Erm… oder so ähnlich. Aber wie auch immer. Wir müssen zur Brücke. Von dort können wir…“
Für den Bruchteil einer Millisekunde wurde der komplette Gang von einem grellorangen Widerschein erhellt. Gibbs hörte ein schmerzvolles Aufstöhnen, drehte sich dann, zusammen mit Cal zu der Quelle des Geräusches um und sah, wie Agatha Silverbird in einer weiteren T-Kreuzungseinmündung in sich zusammensackte. Eine kleine Rauchwolke kräuselte sich von ihrem Bauch.
„Nein!“, hauchte Cal, sprintete los und warf sich neben sie. Er riss das Phasergewehr hoch und feuerte – blind – in die vor ihm liegenden Korridore, in der Hoffnung, irgendwas zu treffen, ehe er sich an die Gefallene wandte. Er ging erschüttert neben ihr in die Knie, tastete nach ihrem Puls und schaute Gibbs an. Tränen schillerten in seinen Augen.
„Es…“, setzte er an, unterbrach sich und schluckte. Dann nickte er und während Tränen in Bächen an seinen Wangen herabliefen, sagte er: „Es geht ihr gut. Leichte Betäubung. Sie ist für fünf Minuten ausser Gefecht.“
Dann beugte er sich vor, küsste sie auf den Mund und nahm ihre Hand, sie beruhigend streichelnd.
„Tut mir leid, Gathy. Ich… warum musstest Du auch da stehen?“
Als Gibbs eine Hand auf Cals Schulter legte, hörte er ein weiteres, schmerzhaftes Aufstöhnen – dieses mal ein Duett. Tony und Ziva.
Beide fuhren herum, die Phasergewehre in Anschlag, und sahen wie Tony die Augen schloss und Ziva haltlos auf ihn fiel.
Man könnte meinen, die Beiden hätten es sich im Korridor bequem gemacht.
Der Captain und der Special Agent warfen sich einen besorgten Blick zu, dann stand Cal auf, ging, das Gewehr im Anschlag haltend, auf die Beiden zu, neben ihnen in die Knie und warf einen Blick zu Gibbs.
„Puls rast … aber beide sind okay.“, sagte er, „Ihnen wird ein wenig der Kopf dröhnen, aber…“
„Cat! Kommen Sie hierher!“, schnitt ihm Gibbs das Wort ab und der verblüffte Sternenflottenoffizier gehorchte.
Mit feuerbereitem Phasergewehr sprintete er zum Grauhaarigen zurück, schaute ihn verblüfft an, als dieser ihn packte und sich mit ihm gegen die nächste Wand warf.
„Warum…“, brachte Cal hervor. Gibbs merkte, wie in ihm der alte Marine wieder seinen Dienst aufnahm. Er hatte es ja immer gesagt – es gibt keine Ex-Marines. Ein Teil von ihm würde immer ein Gunnery Sergeant bleiben und irgendwie wusste er, dass es gut so war.
Daher brachte er seinen ausgestreckten Zeigefinger vor seinen Mund, deutete an, dass Cal die Klappe halten sollte und spähte, sich ganz flach an die Wand gepresst, in den Korridor, an dessen Einmündung die bewusstlose Rothaarige lag.
Er konnte nicht erkennen, wer da war, allerdings zog er den Kopf schnell zurück, als er es Aufblitzen sah. Direkt über Agathas Kopf schlugen goldene Phaserstrahlen in die Wand ein, ließen Funken sprühen.
„Das reicht.“, knurrte Cal, warf sich aus der Deckung und feuerte. Es war ihm anscheinnend egal, ob er traf und wenn, wen und was er traf. Im grell-organgen Widerschein, der des Captains Gesicht erhellte, konnte Gibbs sehen, dass das Gesicht des Offizieres zu einer Zornesfratze verzerrt war. Er war sich sicher, dass der Captain gleich durchdrehen würde.
Mit sich überschlagender Stimme schrie der Offizier: „Komm doch her, Tracy. Du willst was von mir? Dann komm doch her! Hier steh ich doch!“
„Cat, reißen Sie sich zusammen.“, zischte Gibbs, doch er wusste, dass er das „Ich“ des Offiziers nicht mehr erreichen würde. Wenn er so weitermachte, gefährdete er die Mission.
Kurz schielte Gibbs auf seine Waffe – sie war immer noch auf „mittlere Betäubung“ eingestellt – und hob sie, sodass er Cal im Zweifelsfall betäuben konnte. Doch – auf wen auch immer Cal da schoss, kam ihm zuvor.

Noch bevor der Captain von einem orangenen Strahl getroffen wurde und gegen die Wand krachte, um neben Agatha liegen zu bleiben, war Gibbs klar, wie die Sache ausgehen würde. Und tatsächlich. Der Captain wurde getroffen, taumelte mit einem fassungslosen Blick nach hinten und rutschte an der Wand herunter, wo er neben Agatha liegenblieb.
Er hörte im Korridor jemanden fluchen und warf sich aus der Deckung. Mit dem Phasergewehr zum Schuss angehoben zielte er auf die Person, die im Gang stand und sich gerade mit seiner eigenen Waffe beschäftigte.
„Warum geht das Scheißding nicht.“, hörte Gibbs eine ihm bekannte Stimme und sagte, mit militärischer Schärfe im Tonfall: „Bundesagent! Nehmen Sie die Waffe herunter.“
Verblüfft tat der Angesprochene das genaue Gegenteil, was Gibbs zum Anlass nahm, ihm die Waffe aus der Hand zu schießen. Erschrocken ließ der Mann sie fallen und schaute Gibbs aus nussbraunen Augen an. „Hey, darf ein Mann nicht mal versuchen, sein Schiff zurückzuerobern?“, fragte Calvin Nathan Cat und lächelte ihn nervös an.


Die Geschichten, die die blonde Air Force Colonel zu berichten hatte, wären allesamt als Erzählungen einer Verrückten durchgegangen, wenn Tim inzwischen nicht schon viel zu viele, genau so unglaubwürdige, aber dennoch existente Dinge gesehen hätte. Allein schon der Fakt, dass eine seiner Lieblingsserien real war, ließ ihn immer wieder schmunzeln. Was stellte sich wohl als nächstes als real und existent heraus? Battlestar GALACTICA? Doctor Who? Der unglaubliche Hulk?
Er betrachtete nachdenklich die Konsole vor ihm und streckte, langsam und beinahe ehrfürchtig die Hand nach ihr aus, bevor er sie sanft berührte.
„Das…“, grinste er, „Das ist alles echt.“
Er schaute zu Gina: „Bitte, vergib mir, aber – ich möchte etwas ausprobieren.“
Die Ärztin wechselte einen verwunderten, dann amüsierten Blick mit Abby und Sam. Beide Frauen aus dem 21. Jahrhundert trugen ein wissendes Lächeln auf den Lippen – und irgendwie war Tim klar, wie sehr er sich gerade zum Affen machte. Aber… dieser eine Test würde ihm zeigen, ob er wirklich mit Menschen des 24. Jahrhunderts sprach, oder ob das alles nur sehr fantasievoll-kreierte Hochstapelei war.
Er räusperte sich: „Computer? Das medizinisch-holografische Notfallprogramm aktivieren.“
So – jetzt galt es.
Und plötzlich zuckte er zusammen, denn direkt neben ihm erschien – wie aus Luft geformt – ein ihm bekannter Mann.
Entweder hatte man für diese Hochstapelei Robert Picardo, der das MHN in Star Trek: Voyager verkörperte, gewonnen – oder es war alles echt.
Die Gestalt schaute ihn an und sagte: „Bitte nennen Sie die Art des medizinischen Notfalls.“
Tim schluckte.
Das war real.
Es war wirklich und wahrhaftig real.

Ein Lächeln breitete sich auf Tims Gesicht aus und er schaute zum MHN: „Es gibt keinen Notfall, Doktor. Ich… wollte nur eine Theorie überprüfen.“
Das Hologramm schob das Kinn nach vorne, legte den Kopf schief und betrachtete ihn, mit einem Hauch von Ärger in den Augen.
„Wenn Sie mich dann wieder deaktivieren wollten.“, sagte das MHN und Tim nickte: „Selbstverständlich.“

Die Waffe immer noch auf den Mann mit dem Gesicht des Captains gerichtet, trat Gibbs näher. „Schiff zurückerobern?“, fragte er und seine eisblauen Augen verengten sich zu mißtrauischen Schlitzen. Der Angesprochene hob beide Hände und schaute erst sein Gegenüber an, dann stockte er und starrte fassungslos an ihm vorbei.
„A… Agatha.“, hauchte er und wollte loseilen, doch ein fester Griff um sein Handgelenk ließ ihn stoppen. Er fuhr herum und funkelte Gibbs wütend an: „Lassen Sie mich los.“
„Nicht, bevor ich nicht einhundertprozentig weiß, wer Sie sind.“
Der „Captain“ schaute ihn an, biss die Zähne aufeinander und ballte seine linke Hand zur Faust. Gibbs hatte schon zugeschlagen, ehe „Cal“ überhaupt Schwung nehmen konnte. Der Offizier – wenn es der Offizier war – taumelte zu Boden, blinzelte kurz und warf sich dann herum, um auf Agatha zuzulaufen.

Gibbs musste gar nicht großartig zielen. Er hob das Gewehr, richtete es auf den Fliehenden, rief noch einmal „Bundesagenten! STEHENBLEIBEN!“ und – als das nicht fruchtete – drückte er ab. Der Strahl traf den Mann im Rücken. Dann klappte er in sich zusammen, sackte erst in die Knie und dann mit dem Oberkörper nach vorne. Seine Hand kam neben Agatha zum Liegen.
Schon war der NCIS-Special-Agent bei ihm, tastete nach seinem Puls und atmete erleichtert aus. Er war vorhanden, raste wie ein ICE bei freier Strecke und ohne Streik der Bahngewerkschaft, aber – er war vorhanden.

Die Ankunft von Ziva und Tony ahnte er bereits, bevor er sie hörte.
Ein benommenes, schläfriges „Was… ist hier passiert?“ von Ziva wurde mit einem „Das wüsste ich auch gerne“ von Gibbs beantwortet und der leitende Chefermittler atmete tief durch. Dann drehte er sich zu Ziva und Tony um und lächelte erleichtert: „Schön, euch wieder auf den Beinen zu sehen.“

Wenige Sekunden später meldete sich mit einem schmerzhaft-schläfrigen Stöhnen Agatha Silverbird wieder zurück. Dass sie nach Tony und Ziva wach wurde, registrierte der Special Agent, aber es interessierte ihn nicht. Vielmehr von Interesse war das Mimenspiel der hübschen Frau, als sie sich des Mannes neben ihr und des Mannes vor ihr, die beide gleich aussahen, gewahr wurde. Und sie tat das, was das Regelwerk für den Kontakt mit Traceless vorsah. Sie ließ Beide in je eine Arrestzelle beamen.

Gina Intrupper sah man die Überraschung deutlich an, als sie den Vorraum der Brig betrat, von dem aus unterschiedliche Arrestzellen abgingen. In zweien befand sich ein Mann, der aussah wie der Captain.
Sie hob amüsiert eine Augenbraue.
„Okay, das konnte noch lustig werden.“, schoss es ihr durch den Kopf, ein Gedanke, den Agatha nicht unbedingt unterstützt hätte, wenn sie ihn gekannt hätte.
Sie wusste aber nicht, was ihre beste Freundin dachte, und so blickte sie mit steinerner Miene von der einen, zur anderen Arrestzelle.
„Was sagst Du dazu?“, fragte sie.
Gina schaute sie an, zuckte mit den Schultern und grinste verschmitzt: „Nun, wenn Du dich nicht entscheiden kannst…“
„Es geht mit hier aber um genau das. Um eine Entscheidung. Wer ist der echte Captain? Ich meine – ich… wenn ich mit meinem Herzen höre, würde ich sagen, dass es der Mann in der rechten Arrestzelle ist, aber… Traceless hat uns schon oft genug getäuscht. Ich will da einfach auf Nummer sicher gehen.“
Die Medo-Offizierin nickte: „Das kann ich voll und ganz nachvollziehen.“
Sie seufzte und schaute erst in die eine Zelle, dann in die Andere: „Mit dem medizinischen Tricorder könnte ich herausfinden, wer wer ist.“
„Funktioniert er denn, durch ein Kraftfeld?“
„Normalerweise schon.“, zuckte die Ärztin mit den Schultern, „Natürlich wäre es genau das, was Traceless von uns erwarten würde, um den schwarzen Peter irgendwie dem Captain zuzuschieben.“

Kurz vorher
Auf der Krankenstation der DRAGONFLY saß Abby, mit baumelnden Beinen, auf dem Biobett und schaute aufmerksam zu Sam herüber.
„Und was ist das jetzt mit Traceless? Kennen Sie ihn auch?“
Sam nickte.
„Oh ja.“, sagte sie, kam auf Abby zu und setzte sich neben sie: „Ein ziemlich unfreundlicher Zeitgenosse. Mal sehen – was kann man über ihn sagen. Er hat einmal versucht, den Ahn des Captains zu töten – auf einer Klassenfahrt nach Marseille. Cals Vorfahr wusste damals weder, dass er in Gefahr schwebte, noch, dass die Ersatzlehrer, die für die Klassenfahrt der Schule zugeteilt wurden, durch uns ausgetauscht wurden und dass Cal selbst, in der Gestalt des Mitschülers Johann Sumpf, zusammen mit einigen anderen Teenagern auf ihn achtete.“
Abby grinste: „Kann es sein, dass der Captain eine Vorliebe für leicht schrullige Namen hat?“
„Wie kommst Du darauf?“
„Johann Sumpf? Johann Sumpf in Frankreich? Oder besser gesagt: Johann Sumpf auf französisch?“
Sam schaute sie an: „Erm… wenn Du die Anspielung auf Jean Marais – der ja damals Fantomas gespielt hat – meinst, dann … nein, der Captain war nie wirklich kreativ. Als er damals in Smallville war, während der Invasion der Kryptonier, stellte er sich einem in den Weg, mit den Worten „Ich bin John Doe“.“
Damit zuckte sie mit den Schultern: „Naja, eigentlich hätte er schon ‚John Doe’ gesagt, aber der Kryptonier schleuderte ihn gegen die nächste Wand, weswegen das Doe mehr nach einem Dohooooooooooooo klang.“
Nun räusperte sich auch McGee und trat zu ihr herüber: „Und was war das nun mit Traceless und Marseille?“
„Eigentlich ist da nicht viel zu erzählen gewesen. Der Ahn des Captains hat die Sache überlebt, nie wirklich mitbekommen, in welcher Gefahr er schwebte, was – zugegeben – ein wenig damit zu tun hatte, dass er, wann immer es gefährlich wurde, von einem von uns abgelenkt wurde, oder die verkleidete Agatha ihn betäubte. Ich glaube, wenn er wüsste, was da passiert war, er würde ein wenig ungehalten sein.“
Dies brachte McGee dazu, zu nicken: „Und… Sie? Haben Sie mit Traceless gekämpft?“
„Oh ja.“, sagte Sam und in ihrer Stimme schwang Erzähllust mit, „Mehr als nur einmal. Allerdings ist er gerissen. Und – ich sage euch – glaubt nie, dass er geschlagen ist. Dann habt ihr nämlich schon verloren.“
Abby stand auf, lächelte McGee an und sagte: „Vermutlich sollte man sich auch nicht von einem freundlichen oder sehr bekannten Gesicht täuschen lassen, oder? Denn eine kleine Unachtsamkeit und…“
Damit beugte sie sich vor und stahl dem Computerexperten einen Kuss, der sie verblüfft anblickte.
Die Colonel lächelte: „Genau so. Traceless weiß, wie wir ticken. Er ist… es gibt Menschen, die benötigen kein Motiv, um böse zu sein. Sie sind es einfach. Und egal, was man in unterschiedlichen Psychologie-Kursen lernt, darüber, dass ein Mensch immer ein Motiv braucht, um zu handeln, immer einer Motivation folgt – das ist nicht immer so. Nehmen wir… keine Ahnung.“
McGee schaute sie an: „Den Joker? Aus Batman? Er… seine Motivation ist es, Chaos zu schaffen. Nicht, weil er etwas erreichen will, nicht, weil er Geld oder sonst etwas möchte. Seine Motivation ist die pure Lust an der Zerstörung.“
„Das ist ein guter Vergleich.“, sagte Sam und war auf ihren durchtrainierten Beinen, die immer noch in der Armee-Hose und den dazugehörigen Schaftstiefeln steckten, „Vergleichen wir Traceless am Besten mit Joker. Oder noch besser… mit Fantomas. Auch er hat keine wirkliche Motivation.“
Erneut blickte McGee in ihre Richtung, dieses Mal wirkte er ein wenig unsicher: „Aber… hat er nicht zumindest im letzten der drei Teile mit Louis de Funes versucht, eine Reichensteuer abzukassieren?“
„Oh McGee.“, machte Abby und schlug ihm auf die Schulter, „Ich bitte dich – du kommst mit dem Schwächsten der drei Teile? Fantomas gegen Scotland-Yard – oder auch: Fantomas bedroht die Welt? Ich bitte dich. Das ist doch…“
„Was ist das?“, fragte in diesem Moment ein die Krankenstation betretender Gibbs, dem Ziva und Tony folgten.
„Gibbsman.“, rief Abby aus und warf sich in eine Umarmung, die der grauhaarige Special-Agent nur zu gerne erwiderte. Er schaute dann zu Gina und räusperte sich: „Doktor Intrupper, ich glaube, ihre Expertise wird in der Arrestzelle benötigt.“
„Ja, das dachte ich mir schon.“, lächelte die hübsche Ärztin, „Aber die Debatte hier war einfach nur… zu geil.“
Damit ging sie an Gibbs vorbei, schenkte Tony ein kurzes Lächeln und war dann durch die Tür verschwunden.
Der ihr hinterherblickende Tony erhielt sofort einen Stoß mit dem Ellbogen in die Magengrube. Dies verursachte bei den Tony und Ziva beobachtenden Anderen einen großen Heiterkeitsausbruch.


Agatha musste gegen ihren Willen grinsen. Die Situation war so typisch – zumindest für die DRAGONFLY-Crew. Zwei Kerle, die genau gleich aussahen, hämmerten gegen die Kraftfelder der Arrestzellen, in die sie eingesperrt waren. Die beiden Männer verwendeten den selben Duktus, die selbe Tonart, die selbe Gestik und Mimik und sagten genau das selbe: „Verdammt noch mal, hol mich hier raus.“
Und es war wie in einem schlechten Sketch oder einer schlechten Zeichentrickfolge, denn der eine Cal erkannte, dass der Andere genau das selbe gesagt hatte, fuhr ihn an, dass er die Klappe halten solle, was der Andere Cal zum selben Zeitpunkt mit den selben Worten und derselben Mimik und Gestik ebenfalls tat.
Die Frau blickte erst nach links, dann nach Rechts, beide Cals schauten sie an und in den Augen beider konnte sie das sehen, was sie sonst immer sah, wenn sie in des Captains Augen blickte. Den Willen, sich zu beweisen, die Hoffnung, dieses mal nichts falsch zu machen, die Erkenntnis, dass genau das passiert war, Begierde, Liebe, Freundschaft ihr gegenüber…
„Verdammt.“, fluchte die XO in Gedanken, „Tracy ist auch wieder mal gut.“

Gina betrachtete ebenfalls die beiden Männer, die hinter je einem Kraftfeld standen und wusste, dass es zwar Möglichkeiten gab, die Identität Traceless nachzuweisen, aber, sie wusste natürlich auch, dass sie diese Möglichkeiten nicht hatte. Schließlich war Traceless ein Meister der Verkleidung und selbst eine Narbe konnte durchaus auch gefälscht oder einfach überschminkt werden.
Sie seufzte. Die einzige Möglichkeit, Original und Fälschung zu unterscheiden, würde der medizinische Tricorder sein, allerdings auch nur dann, wenn Traceless nicht irgendein nettes Gimmick in die Zelle geschmuggelt hatte, das den Tricorder durcheinander brachte. Und solche Gimmicks hatte der Verbrecher, das war ihr bewusst.
Aber – es brachte alles nichts. Einen Versuch war es wert und so klappte die hübsche Frau den medizinischen Tricorder aus, richtete ihn auf den Cal, der in der rechten Arrestzelle saß und scannte ihn.
Sie warf einen Blick auf die Datenausgabe, schaute dann zu Agatha und sagte: „Laut Tricorder ist er okay. Aber – lass mich nochmal eben den anderen Cal scannen.“
Damit richtete sie das Gerät auf den Anderen aus, scannte ihn ebenfalls und warf einen Blick auf die Datenausgabe. Frustration war in ihren attraktiven Zügen sichtbar und nach ein paar herzhaften italienischen Flüchen, die unter anderem die Mutter der Konstrukteurin des medizinischen Tricorders in ein wenig schmeichelhaftes Licht rückte, wandte sie sich erneut an die XO: „Laut Tricorder ist der aber auch okay.“
Das nun in Stero auftretende „Ha! Wat hab ich gesagt?“ wurde durch ein lautes „Klappe halten!“ von Agatha beinahe wirkungsvoll unterdrückt.

„Okay, dann lasst uns mal überlegen.“, sagte Gina ein paar Minuten später, als sie sich mit den Senior-Crewmitgliedern des DRAGONFLY-Stabes, Agatha und dem NCIS-Team im Besprechungsraum befanden. Sie tigerte auf und ab.
„Mein Bruder ist ein guter Schauspieler, er merkt sich jede Kleinigkeit und kann seine Lüge bis auf den Mikrometer an die Frage anpassen. Selbst ich hatte Schwierigkeiten, den echten Cal zu erkennen und ich kenne sowohl Cal, als auch meinen Bruder.“
Sie seufzte frustriert und schaute hilfesuchend zu Agatha.
Diese zuckte mit den Schultern: „Fragt mich was leichteres, ich weiß nur, dass wir so schnell wie Möglich zur Erde müssen. Die Ermordung der Privates Riker und Troi muss verhindert werden.“
„Ich kann Dir nur das geben, was zur Verfügung steht.“, knurrte Sebastian Middlegate in die Runde und Agatha wusste, dass er seine Maschinen – seine „Babies“, wie er sie nannte – so optimal, wie es ging, forderte. Der blonde Igelschnitt Middlegates war ölverschmiert – ein klares Indiz, dass er, bis gerade eben, in irgendwelchen Innereien des Schiffes herumgekraucht war.
Und, dann passierte genau das, worauf sie eigentlich Willens gewesen war, lächerlich-exorbitante Summen zu wetten. Sam Carter räusperte sich, lehnte sich nach vorne, schaute erst sie fragend an und wandte sich dann an Middlegate.
„Vielleicht… kann ich dir ja helfen, Scotty?“, fragte sie und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
Der Chefingenieur der DRAGONFLY schaute sie an, wie vor den Kopf geschlagen, nickte dann und grinste, ein wenig linkisch: „Na… natürlich, Colonel Carter. Wenn Sie… also, wenn Sie möchten?“
„Scotty, vergiss nicht, dass Du eine Freundin hast.“, räusperte sich Agatha, wenn auch mit einem leicht amüsierten Funkeln in den Augen. Dann wandte sie sich an Gibbs und sagte: „Ich habe auch eine Bitte an Sie.“
Der angesprochene Special Agent nickte, trank einen Schluck Kaffee aus einer metallenen Tasse und stellte sie dann ab.
„Ich verstehe.“

Computerlogbuch Nummer 1 der DRAGONFLY, Datum: Montag, der 3. Oktober 2011. Diese Eintragung erfolgt durch den momentanen kommandierenden Offizier der U.S.S. DRAGONFLY, Commander Agatha Silverbird.
Nach einigen Reparaturarbeiten, die wir auf dem Weg erledigen konnten, und für die uns die Hilfe von Colonel Samantha Carter zur Verfügung stand, haben wir auf dem letzten Stück unserer Reise zurück zur Erde ein paar Tage gutmachen können. Seitdem wir den Asgard hinterhergeflogen sind, sind knappe 6 Tage vergangen und wir hoffen, mit Hilfe von Colonel Carter und Miss Abigail Sciuto ein wenig Licht ins Dunkel bringen zu können.
Dieses Logbuch enthält einen Anhang, der an Admiral Franz Angler, den Leiter der Traceless-Division weitergeleitet werden soll. Im Anhang finden sich Videoprotokolle der Verhöre Cals und Traceless, deren Unterscheidung uns immer noch schwerfällt. Irgendwie war die Unterscheidung von Formwandlern und Menschen doch einfacher.

Im Orbit um die Erde werden wir uns mit weiteren Reparaturarbeiten, sowohl an unserem Schiff, als auch an der in Mitleidenschaft gezogenen GEORGE HAMMOND beschäftigen, sowie weiterhin versuchen, den Mord an Captain Thaddeus Alexander Stone aufzuklären. Weitere Informationen erhalten Sie vom zuständigen Captain vor Ort, Leon Vance.


Ein leises Seufzen entrann Agathas Kehle, passierte ihre vollen Lippen und blieb im Raum hängen. Der Körper lag auf dem Bett, das für sie und den Captain groß genug war und das sie gerade alleine in Anspruch nahm. Es hatte Vorteile, wenn der Partner nicht da war, da konnte man sich so ausstrecken, wie man es in seinem eigenen Bett auch gekonnt hatte.
Erneut streckte sie sich und ein wohliges Seufzen entrann ihrer Kehle. Es tat gut, im Bett zu liegen und einfach nur die Gedanken gleiten zu lassen. Ihr Geist huschte zu alten Missionen, wo sie dem Captain mehr als nur einmal den Hintern gerettet hatte. Es nagte an ihr, dass sie nicht in der Lage war, den Captain und Traceless auseinander zu halten.
So hauchte ihr seit Tagen eine imaginäre, böse Stimme zu, dass sie ja wohl eine tolle Freundin sei, wenn sie nicht wusste, wer nun der echte Cal sei.
 
Doch gerade, als dieses Gefühl wie eine Woge über ihr zusammenzubrechen drohte, schloss sie kurz die Augen, atmete tief durch und riss die Augen wieder auf. Wäre jetzt jemand vor Ort gewesen, er hätte gesehen, wie sich ihre komplette Körperhaltung verändert hatte. Natürlich machte sie sich Sorgen, aber jetzt lag nicht mehr Agatha Silverbird, die Liebende im Bett, sondern Commander Agatha Silverbird, ihres Zeichens Offizier der Sternenflotte. Sie musste ihre Pflicht erfüllen.
Also schwang sie ihre langen Beine behende aus dem Bett und stand auf. Ein Blick in den Spiegel sagte ihr, dass sie vermutlich alles richtig machte. Sie schlief ausreichend, konzentrierte sich auf die Aufgabe, die zu erledigen war und verschob das Grübeln auf ihre Freizeit. Mit selbstsicheren Schritten verließ sie das Quartier – ihre Uniform hatte sie sich bereits, bevor sie grübelnd auf das noch warme Bett, in dem sie vor knapp 10 Minuten noch geschlafen hatte, gesunken war, angezogen.

Als sie die Brücke betrat, bemerkte sie, dass Jill sie ein wenig merkwürdig anblickte.
Die XO runzelte die Stirn, trat auf die taktische Offizierin zu und fragte: „Alles in Ordnung, Lieutenant?“
„Das könnte ich Dich fragen, Gathy. Du siehst furchtbar aus.“
„Bitte?“, riss sie überrascht beide Augenbrauen nach oben und Jill legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter: „Meine Liebe, wir sind im Erdorbit. Sam und Abby brüten in der Astrometrie. Es ist alles in Ordnung, warum schaust Du so besorgt drein.“
Agatha warf einen Blick in die reflektierende Oberfläche der Konsole, strich sich ihre feuerroten Auge aus dem Gesicht und schaute Jill dann verblüfft an: „Was meinst Du?“
„Du erkennst es wirklich nicht, Gathy? Du siehst wirklich nicht, dass deine Augen an Strahlkraft verloren haben?“
Irgendwie machte Agatha dieser Satz wütend und sie schaute ihre Freundin ein wenig verärgert an: „Ich weiß nicht von was du redest. Aber es hat sicher nichts damit zu tun, dass Cal in der Brig sitzt.“
„Doch, genau damit.“, sagte Jill und zuckte mit den Schultern: „Natürlich nicht mit dem Fakt, dass er im Knast sitzt, aber mit dem Fakt, dass Du als seine Freundin nicht weißt, welcher der Beiden der echte ist.“
Damit lächelte sie Agatha zu: „Schatz, glaub mir, auch Cal könnte dich nicht von Tracy unterscheiden.“
„Das liegt aber mehr daran, dass Cal ein Idiot ist.“, sagte die XO und auf ihren Lippen erschien ein leichtes Lächeln.
Jill nickte: „Das ist ein guter…“

Zuerst blinkte ein Alarm auf, dann piepste die taktische Konsole und zu guter Letzt ging ein gewaltiger Ruck durch das Schiff. Dieses kippte um 90 Grad auf der Längsachse, die Trägheitsdämpfer fielen für eine Nanosekunde aus und sorgten dafür, dass die Crew diese Bewegung mitmachte. Nachdem sich Agatha wieder aufgerappelt hatte, schaute sie zu Jill herüber, die über ihre Konsole gebeugt stand und versuchte, herauszufinden, was da los war.
„und?“, fragte sie. Dann zuckte sie ein wenig zurück, als die taktische Offizierin ihre Faust auf die Konsole hieb: „Verdammt.“
Die XO blickte Jill verblüfft an, diese zuckte mit den Schultern, hielt sich die Faust und knirschte mit den Zähnen: „Die Arrestzellen. Irgendwas ist explodiert.“
Man konnte Agatha Silverbird nun einiges nachsagen, aber nicht, dass sie nicht reaktionsschnell wäre. Schnell betätigte sie ihren Kommunikator: „Silverbird an Hazard-Team und Gibbs.“
„Hazard-Team hört?“
„Gibbs hört!“
Die Professionalität, die sowohl in der Stimme Lieutenant Alexander Munroes, als auch in der von Leroy Jethro Gibbs lag, war verblüffend. Aber während Agatha sprach, merkte sie, dass auch ihre Stimme gefühlskalt und professionell klang, auch wenn sie sich selbst alles andere als professionell fühlte.
„Etwas ist in den Arrestzellen explodiert. Sehen Sie bitte nach, ob Traceless einen Ausbruchversuch unternommen hat.“, erteilte Agatha den Befehl und setzte in Gedanken ein „… und schaut bitte nach, ob Cal noch lebt“ hinzu. Und während sie dies dachte, war ihr klar, dass dieser Satz ihre Mitkombatanten nur noch mehr verwirrt hätte.
„Carter an Silverbird?“, hörte sie in diesem Moment die Stimme Sams und schaute verwundert zu Jill. Was konnte Sam wollen?
„Ja, Silverbird hört?“
Sie konnte ein leichtes Schmunzeln in den Worten „Oh, sag das drei mal schnell hintereinander“ wahrnehmen, ehe sich Sam räusperte und sie sagte: „Könntet Ihr jemanden hier herunterschicken? Wir haben offenbar eine Mikrofraktur im Warpkern.“
„Ich verstehe.“, räusperte sich Agatha und betätigte ihren Kommunikator erneut: „Silverbird an Munroe.“
„Ich habs mitbekommen.“, hörte sie die Stimme des Lieutenants, „Irgendwie kommt mir das sehr bekannt vor. Ich mach mich auf den Weg.“
„Verstanden.“, sagte Agatha.
Sie ging zum Sessel des Captains, lies sich nieder und klopfte wieder auf das Schmuckstück: „Silverbird an Carter?“
„Carter hier?“
„Wo ist eigentlich Scotty?“
Sie konnte hören, wie die Frau im Maschinenraum kurz Luft holte: „Er… er hat versucht eine Konsole abzuschalten, als das Spektakel los ging.“
Hinter sich hörte sie Jill aufkeuchen und drehte sich zu ihr herum. Natürlich – Jill war Scottys Freundin und logischerweise machte sie sich Sorgen um ihn.
„Medizinischer Status?“, fragte Agatha und hoffte, dass der Commander nicht allzu schwer verwundet war.
„Ich hab mir ne ziemliche Beule geholt.“
Als sie dies hörte, konnte sie sehen, dass Jills Gesicht sich wieder aufhellte. Es wäre ja auch eine Sache gewesen, die Scotty unwürdig wäre. Der Mann hatte noch in jeder schlimmen Katastrophe seinen Posten nicht verlassen.
„Das ist beruhigend.“, grinste sie daher und schaute zu Jill, ihr zuzwinkernd. Dann wandte sie sich wieder nach vorne, nahm ein Padd und versuchte, einige Eintragungen zu machen.
Ihre eigene Stimme, die schrie, dass sie jetzt endlich ihren Allerwertesten aus dem Sessel bewegen und selbst zur Arrestzelle gehen sollte, um nachzusehen, was mit Cal loswäre, versuchte sie, zu ignorieren, aber dieses Unterfangen wurde von Minute zu Minute schwieriger.
Und dann blipste der Kommunikator.
‚Blipsen’ ist vielleicht ein merkwürdiges Wort, weil es ein reines Klangspiel ist und vom Geräusch herrührt, das der Kommunikator macht, wenn jemand versucht, anzurufen.
Andererseits kann es dekliniert werden.
Ich blipse, du blipst, er/sie/es blipst, wir blipsen, ihr blipst, sie blipsen. Aber spätestens ab „wir werden geblipst worden sein“ wird es albern. Nein – „blipsen“ ist eigentlich nur ein anderes Wort für „und dann hörte sie, wie jemand versuchte, mit ihrem Kommunikator Kontakt aufzunehmen“. Schließlich versuchen wir uns an der obersten Regel original-guten Schreibens, und diese Regel lautet:;“ SDT – show, don’t tell“. Bei dem Logbucheintrag konnte man es natürlich so nicht machen, aber Logbucheintragungen haben eh reinen Expositionscharakter. Aber, da sich natürich jeder fragt „Wie kann sie hören, wenn jemand versucht, mit ihrem Kommunikator Kontakt aufzunehmen“ wurde eben das Wort „Blipsen“ erfunden.

Also, der Kommunikator blipste.
Wenige Sekunden später erklang der Ruf: „Gibbs an Silverbird?“
Sie merkte, wie ihr Herz kurz aussetzte und sagte dann, so leise und beherrscht, wie es ihr möglich war: „Silverbird hier?“
Die Stimme Gibbs klang neutral, wenngleich die nächsten Worte ihr verrieten, dass er vermutlich eher bestürzt war: „Die Zellen sind leer. Sowohl der Traceless, als auch der Captain sind auf freiem Fuß.“
Agatha schloss die Augen. Es hatte natürlich den Vorteil, dass Cal zumindest noch lebte. Oder hatte der Verbrecher den Leichnahm des Captains einfach nur versteckt?
Sie holte tief Luft, sagte ein knappes „Verstanden“ und drückte einen Knopf an der Sessellehne von Cals Kommandosessel: „Hier spricht der momentane Captain. Ab sofort ergeht Alarmstufe Blau. Traceless ist entkommen. Finden Sie sich in den Zweier-Teams ein, die sie selbst ausgeknobelt haben. Und noch etwas. Es könnte sein, dass Traceless immer noch wie der Captain aussieht. Bis zum Widerruf dieser Order ist der Captain bei Sicht zu betäuben und zu sichern. Silverbird Ende.“
Damit wandte sie sich an Jill und atmete tief durch.
„Ich hoffe, dass dieser Plan funktioniert.“
„Zumindest hat die Traceless-Devision diesen Leitfaden ausgegeben. Die werden sich schon was dabei gedacht haben.“
„Hoffentlich“, sprachen Tonnen von Selbstzweifeln aus der schönen ersten Offizierin, die ihren Blick von Jill abwandte und sich auf die Erde, deren eleganter Bogen den Bildschirm ausfüllte, konzentrierte.

Ihr Kommunikator blipste und eine schmerzerfüllte, benommene, männliche Stimme erklang: „Hier ist Fähnrich Noir.“
Agatha musste nur den Bruchteil einer Millisekunde überlegen, wer dieser Noir war, wandte sich an Jill, von der sie erst jetzt merkte, dass diese sie ebenfalls ansah. Erkenntnis stand in den Augen der blonden Sicherheitsoffizierin geschrieben – die gleiche grausame Erkenntnis, von der sie sich sicher war, dass man sie auch in ihren Zügen sehen konnte. Wie aus einem Munde sagten beide: „Der Transporter!“

Als Agatha bei Peter Noir ankam, sah sie zuerst Noirs gesundheitliche Situation. Seine Nase blutete, definitiv das Produkt einer Faust, die in sie gerammt worden war. Kristina Rouge, seine rechte Hand, kümmerte sich schon um ihn, wenngleich man auch bei ihr einige Verletzungen erkennen konnte: ein blaues Auge und ein Kiefer, den sie versuchte, so wenig wie möglich zu belasten.
Agatha war klar, dass dies Souviniers einer schmerzhaften Begegnung mit Traceless waren.
„Tut mir leid.“, nuschelte Noir, „Ich wollte ihn aufhalten. Das Resultat sehen sie.“
Damit nickte er in Richtung Rouge.
Die XO seufzte, legte je eine Hand auf die Schulter von Rouge und Noir und lächelte sanft: „Könnt Ihr ja nichts für. Vielleicht sollten wir das Trainingspensum erhöhen.“
Damit ging sie an den beiden Transporteroffizieren vorbei und warf einen Blick auf die Konsole.
„Die Transportkoordinaten sind noch da.“, stellte sie überrascht fest und wollte gerade ihre Hand nach ihnen ausstrecken, als die Tür aufglitt und Ziva, Tony, Gibbs und MCGee hereinkamen.
Agatha lächelte den Zeiteinheimischen zu und merkte, wie ihre Laune sich besserte: „Schön euch zu sehen.“
Gibbs nickte nur knapp, schaute sich um und gerade, als Agatha die Konsole berühren wollte, schrie er ein lautes: „NEIN!“
Ihre Hand zuckte zurück und sie sah Gibbs verblüfft an: „Was?“
„Bauchgefühl.“, erklärte der Special Agent, trat auf Agatha und die Konsole zu, ehe er das Design betrachtete, „Wenn ich ein flüchtiger Krimineller wäre, würde ich dafür sorgen, dass uns so leicht niemand folgen kann.“
Damit blickte er zu McGee: „Hey, Elfenkönig. Was meinst Du?“
Der Angesprochene schaute kurz seinen Chef an, ging dann ebenfalls zur Konsole und betrachtete sie.
„Hmmm“, machte er, ging in die Knie und öffnete eine Wartungsklappe, ehe er wieder aufstand: „Schwierig. Man könnte die Konsole, beispielsweise, überladen.“
Damit blickte er zu Agatha: „Du hast doch sicherlich von den Logbüchern der Voyager gehört?“
Die XO verschränkte die Hände hinter dem Rücken, legte den Kopf nachdenklich schief und nickte dann: „Ja.“
„Erinnerst Du dich daran, was Janeway mit Seven of Nine gemacht hat?“, fragte McGee und man konnte Agatha ansehen, dass sie gerade einige Informationen durch ihren Kopf laufen lies. „Telepathische Werferpflanze.“, spezifizierte der Computergeek und jetzt hellte sich das Gesicht der hübschen XO auf: „Du meinst – wenn man die Konsole anfasst, fällt man in Stasis?“
„So in etwa.“, nickte McGee.

Die Beule entsprach ungefähr der Größe eines Fünf-Mark-Stückes und hatte sich inzwischen in ein nettes Lila verfärbt. Sebastian ‚Scotty’ Middlegate fluchte. Der Kopf schmerzte, aber – irgendjemand musste den Job machen und er konnte es Sam auch nicht alleine aufbürden. Zwar war die Air-Force-Colonel clever und hochintelligent, aber sie würde effektiv gesehen mit Technik „herumexperimentieren“, die ihr um knappe dreihundert Jahre voraus war.
Und das konnte er ihr nicht antun. Momentan war sowieso jeder beschäftigt. Seine rechte Hand, Greta Kays, war gerade dabei die Dilithium-Matrix wieder zu „alignen“, also wieder in Gang zu bekommen, Munroe krabbelte irgendwo in einer Jeffries-Röhre herum und versuchte, sein Team zu erreichen, dass sich nicht mehr meldete und die restliche Crew des Maschinenraumes kam ihren Aufgaben nach. Wie wollte er sich da abseilen? Es ging nicht.
Das „blipsen“ des Kommunikators war viel zu laut und so fluchte er erneut, ehe er das Kommunikationsgerät betätigte: „Middlegate?“
„Hier Agatha. Könntest Du einen deiner Schrauber runterschicken?“
„Wohin denn?“, fragte der Chefingenieur.

Die Tür glitt auf und Samantha Carter betrat den Transporterraum. Sie trug einen der technischen Equivalente eines Ärztekoffers, den irgendjemand an Bord mal „Techno-Koffer“ genannt hatte, worauf hin Captain und erster Offizier einander ein wenig sparsam anblickten.
‚Techno-Koffer?’, hatte der Captain gegrinst, ‚Dann lass’ ihn mal zu. Ich bin nicht der Freund dieses Bumms-hämmer-hämmer-bumms-hämmer-hämmer-bumms-hämmer-bumms-hämmer-bumms-bummshämmer -Dings.’
Sam klappte den „Techno-Koffer“ auf und nahm als allererstes ein langes Stück Metall heraus, mit dem sie einmal gegen die Konsole tippte. Als nichts passierte, nickte sie befriedigt, legte das Stück Metall weg und nahm einen technischen Tricorder, den sie auf die Konsole richtete.
„Ich scanne“, sagte sie und warf einen Blick auf das Datendisplay. Nach ein paar Minuten des intensiven „Auf-den-Tricorder-schauens“ machte sie einen nachdenklichen „Hmmm“-Laut und aktivierte ihren Kommunikator: „Carter an Middlegate. Alle Transporter sind sauber.“
„Gut“, sagte Gibbs und nickte Tony, Ziva und McGee zu, die zur Transporterplattform gingen und Positionen einnahmen. Gibbs folgte ihnen, wandte sich um und schaute zu Agatha: „Commander Silverbird – wir finden ihren Traceless. Beamen Sie uns runter.“

Washington D.C.
Leroy Jethro Gibbs atmete tief durch. Es roch einfach anders, in der großen Stadt, als auf einem großen Raumschiff. Dort war die Luft gefiltert und hier - gut, er musste zugeben, es gab durchaus Ecken, in denen er sich die gefilterte Luft des Raumschiffs wünschte, aber der Geruch von Herbst, der in der Luft lag, gemischt mit dem Duft eines Hot-Dogs, der ein paar Meter Straßenaufwärts verkauft wurde – es war einfach nur ein anderes Gefühl. Und so gerne er hier auch verweilen würde, er wusste, dass er jetzt eine Aufgabe hatte.

Traceless finden.
Nicht unbedingt ein einfacher Job – darüber hatte er sich in den letzten Tagen informieren können. Er war clever, er war gerissen und konnte sich in jeden möglichen Menschen verwandeln.
„Wird Zeit, dass Du wieder wer Anderes wirst.“, hörte er jemanden aus einer Gasse schimpfen. Die Antwort, ein süffisantes „Warum denn?“ wurde mit der selben Stimme gesprochen. Gibbs warf einen Blick zu seinem Team. Auch sie waren sich sicher, dass dort offenbar jemand einen Streit mit jemandem hatte, der aussah wie er.
Die Geräusche von abgefangenen Schlägen, Treffern, dem Klatschen von Fleisch auf Fleisch, schmerzvollen Stöhnen und Flüchen wurden immer lauter. Gibbs hob seine linke Hand, signalisierte seinem Team zu warten, zog mit der Rechten seine Waffe – keinen Phaser, sondern die Dienstwaffe, eine Baretta, und machte sich bereit, einzugreifen. Innerlich zählte er bis vier und warf sich dann aus der Deckung: „BUNDES…“
Er stockte und sprang dann wieder in Deckung, als einer der Beiden Cals einen Mülltonnendeckel nahm und ihn, wie eine gigantische Frisbeescheibe in seine Richtung schleuderte. Schmetternd krachte sie gegen die nächste Wand und blieb verbeult liegen.
Dem Mülltonnendeckel folgte einer der beiden Cals, der ebenfalls gegen die Wand krachte und dann liegenblieb.

Der Special Agent überprüfte seine Waffe und warf sich erneut aus der Deckung.
Gibbs riss seine Pistole hoch und feuerte
 
Kapitel 17

Cal und Gibbs zielten aufeinander.

Der Schuss war kaum verklungen, da hörte Gibbs auch schon Schritte, die davoneilten.
Verdammt – eigentlich war er sich sicher gewesen, den Angreifer getroffen zu haben. Und so hetzte er ihm hinterher. Seine Beine trugen ihn, hämmerten auf den Asphalt und er war sich sicher, Traceless fangen zu können. Die enge Gasse, durch die er rannte, war sicherlich nicht in der Lage, diesem Verbrecher genügend Unterschlupf zu bieten. Inzwischen lief er wie auf Automatik. Die Hand war zu der Waffe geglitten, die er bei sich trug, er hatte sie gezogen und brachte sie so vor sich, dass er im Zweifelsfalle nur noch schießen musste.
Die Enge der Gasse wich einer großen, breiten Straße, die direkt vor ihm von links nach rechts verlief und in der eine Menge Verkehr war.
Hier würde ihn vermutlich keine Überraschung erwarten – allerdings würde es ihn nicht wundern, wenn genau dies doch eintrat. Er war nun schon viel zu lange dabei – ob beim Corps, dem NCIS oder seinem Vorgänger, dem NIS.
Dennoch – als er die Straße erreichte, war seine erste Reaktion sich an die Backsteinwand zu pressen und einen Blick um die Ecke, auf die große Straße zu wagen.
Die verdatterten Blicke eines älteren Ehepaares, das sich vermutlich gerade seinen Einkäufen widmete, waren ihm sicher und bewusst.

Ziva war die Erste, die reagierte. Sie war, nachdem Gibbs einen Schuss in die Gasse abgefeuert hatte und Traceless gefolgt war, zum offenbar bewusstlosen Captain gegangen, neben ihm in die Hocke und hatte nach seinem Puls getastet.
„Er ist nur ohnmächtig.“, sagte sie dann, einen Blick zu Tony und McGee gerichtet, die gerade ihre Waffen zogen und auf den Bewusstlosen zielten.
Die Stimme Tonys hatte eine, von ihr bis dato nicht gekannte Autorität und Sorge um ihr Wohlbefinden angenommen und sie konnte sehen, wie er Cal – so es denn Cal war – über den Lauf seiner Waffe hinweg anschaute, die Augen zugekniffen und bereit, im richtigen Moment zu schießen, sollte er auch nur einmal falsch husten.
Ziva warf dem Special-Agenten einen Blick zu, als würde sie seinen Geisteszustand in Frage stellen und blickte dann zum Ohnmächtigen, auf den diese Zustandsbeschreibung just in diesem Moment nicht mehr zutrag. Cal schlug die Augen auf, blickte verwirrt in die Runde und murmelte: „Frohes neues Jahr.“
„Frohes neues Jahr?“, echote Ziva und Cal schaute sie an. Jetzt erst konnte die hübsche Israeli sehen, dass er leicht schielte, etwas, dass man hier als „cross-eyed“ bezeichnete.
Er versuchte sich, auf sie zu konzentrieren, was bei dem Schielen und dem leicht dämlichen Lächeln auf den Lippen eher so wirkte, als sei er Betrunken oder noch benommen. Dann hob er einen Finger und deutete auf einen Fixpunkt neben ihr: „Ich sehe überall Feuerwerk. Muss also Neujahr sein. Frohes… neues.“
Dann wurde das Schielen schlimmer, die Augen rollten nach oben und er schloss sie wieder, mit einem schläfrigen Seufzen.
„Wow, eine echte Gefahr.“, murmelte Ziva sarkastisch und schaute zu Tony herüber, „Er denkt tatsächlich, es wäre Neujahr. Also – das ist ja mal wirklich ein ziemlich gefährlicher Typ.“
Damit stand sie auf, den Blick immer noch auf den Halbitaliener gerichtet, ging den einen Schritt auf ihn zu und küsste ihn auf die Wange: „Danke, mein starker Held.“
Sie zwinkerte ihm zu, legte dann eine Hand auf den Lauf der Waffe und drückte sie leicht nach unten. Die Pistole folgte und allzubald deutete sie auf den Boden.
Ziva bemerkte zwar, wie Tim sie ein wenig ungläubig anblickte, schaute dann zu ihm und zwinkerte ihm amüsiert zu.
„Komm, sag Agatha bescheid, dass wir ihren Freund hier haben. Da werden ihr tausend Steine von der Lunge fallen.“
„Herz, Ziva.“, korrigierte Tony und grinste sie frech an, „Das heißt „Tausend Steine vom Herzen fallen“.“ Nun rollte die hübsche Israeli ihre braunen Augen und schenkte Tony ein genervtes Grinsen: „Musst Du mich immer korrigieren?“
Tony beugte sich nach vorne, sodass seine Lippen beinahe ihr Ohr berührten und hauchte: „Immer.“
Lächelnd lehnte sich Ziva an den Halbitaliener, berührte mit der rechten seinen Oberarm, fuhr ihn bis zur Schulter empor, glitt dann über den Nacken, wo sie ihn sanft mit ihren Fingernägeln kitzelte, erreichte den Hinterkopf und schlug mit einem lauten „Patsch“-laut zu.
DiNozzo zuckte zusammen und schaute sie überrascht an, als ihr genervtes Grinsen sehr frech und spielerisch wurde: „Ich nehme an, dann muss ich das hier auch immer tun.“
Tim räusperte sich, was Ziva und Tony dazu brachte, auseinanderzufahren, als habe der Blitz zwischen ihnen eingeschlagen. DiNozzo bedachte McGee mit einem wütenden Blick, während Ziva kurz zu Boden blickte, und dann mit der Hand ein in ihr aufsteigendes Lachen unterdrücken musste. Sie mussten wohl zu komisch ausgesehen haben.
„Ja, McGee?“, versuchte sie, wieder ernst zu werden.
Der Romancier zuckte mit den Schultern: „Hat einer von euch einen Kommunikator mitgenommen oder wie soll ich Agatha darauf hinweisen, dass wir ihren Schatz gefunden haben?“

Gibbs rannte wieder. Seine Beine trugen ihn mit der Eleganz und Geschwindigkeit eines Marathonläufers, was eigentlich nicht verwunderte. Beim Corps und NCIS musste man top-fit sein. Aber – dieser Gegner, gegen den er anging, war heimtückisch, immer in seinem Rücken und darauf aus, ihm ein Bein zu stellen. Und damit meinte er nicht Traceless, sondern, das Alter, das ihn immer wieder einholte. Er mochte zwar immer noch nicht zum alten Eisen gehören, aber er bemerkte, an diversen Stellen, dass er auch nicht mehr der junge Spund war, der damals zum Corps gegangen war. Gunnery Sergeant Gibbs. Gunny. Er war aus Überzeugung, Gerechtigkeitsempfinden und Vaterlandsliebe zum Corps gegangen, wollte sein Land vor Schurkenstaaten beschützen. Er hatte einen großen Teil dazu beigetragen, dass sein Land sicher war… und es hatte ihn die Frau und die Tochter gekostet.

Jetzt beschütze er Amerika und seine Alliierten auf andere Weise und…
Musste seufzen.
Wann immer er in dieser patriotisch-melancholischen Stimmung war, stellte er fest, dass er tatsächlich gealtert war. Inzwischen schrieb man das Jahr 2011 – in knappen 5 Monaten würde ein neues Jahr anbrechen, mit allen möglichen Katastrophen, die auf sie noch hereinbrechen würden. War der Tod Kellys inzwischen wirklich schon 20 Jahre her?

Erneut seufzte er und bemerkte, dass er inzwischen ziemlich weit gelaufen war. Sein Startpunkt lag knapp anderthalb Meilen hinter ihm und er bemerkte, wie sein Alter ihn wieder einholte. Seitenstechen plagte ihn, die Sicht verschwamm und er spürte deutlich, wie das Raubtier „Zeit“ hinter ihm auf einen Moment der Schwäche lauerte. Aber nicht mit ihm. Nicht mit Leroy Jethro Gibbs. Kurz hatte er sich gekrümmt, stand dann wieder stolz aufrecht und würde sich nicht unterkriegen lassen.

Traceless – der andere Jäger, der hinter ihnen her war und der tatsächlich einen Plan verfolgte, ganz im Gegensatz zur Zeit, die einfach nur ablief – war hier irgendwo. Nun hatte er auch Gelegenheit, sich genauer umzusehen.
Es war eine Gasse – nicht mehr so schmal, wie die, in der er Traceless angeschossen hatte, aber auch nicht unbedingt etwas, was man in die Washington-DC-Sightseeing-Tour mitaufnehmen sollte. Es würde ihn nicht wundern, wenn hier irgendwelche Banden ihr Unwesen trieben und er sich bald verteidigen müsste.
Kaum, dass er diese Erkenntnis getroffen hatte, hätte ihn beinahe etwas Anderes getroffen. Knapp hinter ihm fiel ein Eisenrohr zu Boden. Er blickte nach oben, und sah dort jemanden die Feuerleiter hochklettern. Der braune Haarschopf, der gerade aus seinem Sichtfeld verschwand, kam ihm ziemlich bekannt vor und so setzte er Traceless hinterher.

„Es geht mir gut.“, knurrte ein genervter Calvin Nathan Cat, als Ziva seinen Kopf betrachtete: „Ich bin keine Medizinerin, aber ich würde nach diesen Wunden zu urteilen, behaupten, dass das eine Lüge wäre.“
Sie lächelte ihn charmant an, richtete sich auf, stemmte die Hände in die Hüften und warf einen Blick zu Tony: „Also, ich würde sagen, wir schaffen ihn ins Krankenhaus.“
„Bekloppt geworden?“, fragte der Captain, richtete sich auf und verzog das Gesicht. Offenbar verschwamm vor seinen Augen die Sicht etwas, denn er versuchte, mit beiden Fingern, der nach vorne gestreckten Hände, irgendwie einen Referenzpunkt zu schaffen, damit er wieder klarer sehen konnte.
Tony konnte nicht anders, er musste grinsen. Das hatte unterschiedliche Gründe. Zunächsteinmal war die Tatsache, dass Ziva – seine Ziva – plötzlich mehr oder weniger die Florence Nightingale herauskehrte, einfach nur faszinierend. Sie war süß, wenn sie versuchte, sich um andere zu kümmern. Und er wusste, dass sie dies in den letzten Jahren zwar mit steigender Häufigkeit getan hatte, es ihr anfangs allerdings eventuell ein wenig unangenehm sein konnte. Zumal sie sich da um Menschen kümmerte, die sie gar nicht kannte. Tony bezweifelte, dass die hübsche Israeli nie zu Mitgefühl fähig gewesen wäre, denn sie hatte ihm schon oft erzählt, wie sie, wann immer Eli tatsächlich einmal krank zu Bett gelegen hatte, ihren Vater gepflegt hatte.
Auch konnte er ahnen, dass sie sich Michael Rivkin gegenüber immer sehr fürsorglich gezeigt hatte, ebenso Ray. Irgendwie fuchste es ihn, dass er noch nie in den Genuss ihrer Fürsorge gekommen war, aber – er war sich sicher, wenn sie beide einander ihre Gefühle endlich eingestanden hatten, würde sich dies auch ändern. Der Fakt, dass sie sich so freundlich um Cal kümmerte, war auch etwas, dass ihn ein wenig auf die Palme brachte und einer der beiden Gründe, weswegen er grinste.
Wie konnte er, nachdem er erlebt hatte, wie sie ihn – Tony - liebte, immer noch eifersüchtig auf den Captain sein? Das war doch Blödsinn. Der Offizier hatte eine Freundin und er bezweifelte, dass er das aufs Spiel setzen würde.

Der andere Grund betraf ebenfalls den Captain. Er stand da, wie Jack Sparrow, der immer diesen leicht schwankenden Schritt draufhatte und immer extrem angeschickert wirkte. So sah auch Cal aus und es amüsierte Tony.
Als die nussbraunen Augen Zivas ihn fokussierten, merkte er, wie sein Atem heftiger ging. Er schaute sie an, versuchte ein Lächeln, doch irgendwie scheiterte er.
„Krankenhaus, natürlich.“, brachte der Halbitaliener hervor, zog sein Handy und wollte gerade die Nummer wählen, als Cal sich räusperte: „Wie wärs denn hiermit?“
Dies fragte er und zog eine kleine Brosche – einen Kommunikator, wie Tony inzwischen wusste – aus der Hosentasche.
Ziva blickte ihn verblüfft an: „Moment mal, du hast einen Kommunikator und lässt uns darüber nachdenken, wie wir Dich nach Hause kriegen, Cal?“
Zur Verblüffung gesellte sich eine gehörige Portion Wut.
Der Captain zuckte mit den Schultern: „Hey, ich war bis gerade eben ohnmächtig, wenn das als Entschuldigung zählt?“
Ziva seufzte.

Gibbs schnitt eine Grimasse.
Tony DiNozzo hätte jetzt wirklich seinen Spaß gehabt. Einerseits hatte Jethro immer noch seine Worte „STOP! ICH HAB LAUFSCHUHE AN!“ im Ohr und war sich sicher, dass der Halbitaliener genau diese Worte jetzt ausrufen würde. Zum Teufel, er selbst war geneigt, sie nun auszurufen. Zum Anderen würde DiNozzo ihm spätestens jetzt in den Ohren liegen, wie sehr „Casino Royale“ diese Szene war. Und es stimmte. Gibbs hatte sich den Bondfilm mit Daniel Craig einmal angesehen und konnte sich nicht helfen – er müsste Tony zustimmen. Der Mann, den er da gerade jagte, rannte, wie von der Tarantel gestochen, nahm jedes Hindernis das ihm im Weg stand zum Anlas, darüber zu springen, unter ihm herzurutschen, einen Sprung zur Seite zu machen und an der Wand entlang zu rennen oder einfach über das Hindernis zu laufen, zu balancieren oder es auf Gibbs zu werfen.
Es war tatsächlich wie bei dem vorletzten Bond-Film, in dem der von Daniel Craig portraitierte blonde Bond einen Terroristen quer durch eine Stadt jagte und sich beide dabei in der Trendsportart „Parcour“ betätigten. Dabei durfte jedes Hindernis als Teil der Strecke gewertet, und übersprungen, unterrutscht oder sonstwie miteingebaut werden. Und der Mann vor ihm, der gerade rannte, als sei der Leibhaftige hinter ihm her, war so gut in Form, dass mit jedem Schritt, den er machte, die Identität des Mannes klar war. Es musste Traceless sein.Erneut hatte sich die Szenerie geändert, sie waren nun nicht mehr in einem der ärmeren Vierteln DCs, sondern befanden sich in einer Shopping-Mall. Dies war ein Fakt, den Gibbs auch erst bemerkte, als er mitten im Foyer stand, direkt neben einem Springbrunnen und einem Postkartenstand, der Fotografien der Sehenswürdigkeiten Washingtons anpries.
In dem Moment, in dem er wieder zu sich zurückfand und feststellte, dass er mitten in diesem Foyer stand, die Sig so haltend, dass er niemanden direkt bedrohte, aber bald feuern konnte, bemerkte er, dass sein Gegenspieler einfach weiterrannte, die Treppe hoch. Dann stoppte er kurz, schenkte seiner Umgebung einen Blick, drehte sich zu ihm um und sah ihn an.
Irgendwas war da in seinen Augen. War es Furcht? Panik? Einfach nur Wahnsinn? Gibbs wusste es nicht, aber er räusperte sich, schaute zu dem Flüchtenden empor und sagte: „Kommen Sie. Das hat doch keinen Sinn.“
„Für dich nicht, Traceless, für mich schon!“, schrie der Flüchtende, hatte seinen Phaser gezogen und gefeuert. Direkt neben Gibbs spritzte sengendheiße Erde auf. Eine Druckwelle schleuderte ihn zur Seite, und warf den Postkartenständer um. Und während Fotografien der Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt auf Gibbs niederregneten, kamen die umstehenden Passanten auf die nahezu grandiose Idee, lauthals aufzukreischen und sich in eine flüchtende Menschenmenge zu verwandeln.
Traceless brüllte etwas von oben, hatte einen Phaser in der Hand und …

Doch da war Gibbs auf den Beinen, zielte und schoss. Der Kriminelle wurde getroffen, taumelte, mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck, zur Seite und stürzte die Treppe herunter.
Erleichtert richtete der Special-Agent sich auf und wollte gerade zu Traceless gehen, als sich ihm jemand in den Weg stellte.
„Danke, sie haben uns gerettet.“, stellte eine hübsche Rothaarige in seinem Alter fest. Er lächelte ihr freundlich zu, doch als er an ihr vorbeiblickte war Traceless wieder verschwunden.

McGee hasste den Moment des Transportes. Er wusste natürlich aus den unterschiedlichen Fernsehserien, die sich der Thematik „Erforschung des Weltalls durch die Föderation der vereinten Planeten“ verschrieben hatten, dass der Effekt nach aussen hin extrem cool aussah. Es war, als verschwinde – oder erschiene – man in einem Regenschauer. Allerdings war der Vorgang der Teleportation jedes Mal alles andere als cool. Immer wieder kam er sich vor, als würde er sterben – besonders, wenn dieser Sekundenbruchteil der absoluten Leere stattfand. In der Realität dauerte dieser Augenblick vermutlich nicht einmal eine Nanosekunde, aber Tim glaubte, jedes Mal zu spüren, wie sein Bewusstsein einer alles umfassenden Dunkelheit wich. Und jedes Mal schimpfte er sich für seine Angst einen Idioten. Dieses mal allerdings nicht. Denn kaum, dass er auf der Platform rematerialisiert war, fand er sich umzingelt von Offizierinnen und Offizieren die ihre Phaser auf den Captain richteten. Dieser blinzelte kurz überrascht.
„Schulde ich irgendwem von euch noch Geld?“, fragte er, mit einem schüchternen Lächeln in die Runde und zuckte zusammen, als Jill Menacer ihm den Phaser direkt vor die Nase hielt.
Sie funkelte ihn an: „Okay, Freundchen. Keine Zicken, mitkommen.“
Der Mann, von dessen Identität Tim immer noch nicht ganz überzeugt war, schluckte unbehaglich, betrachtete dann Jill und hob dann gehorsam die Hände.
Gleichzeitig sagte er: „Die Uniform ist normal, sie ist keine sexy Bauchfrei-Variante der Starfleetkluft – das heißt, Du, Jill, kannst eigentlich nur Du sein.“
Tim räusperte sich: „Aber… Captain, wir wissen nicht, wer Sie sind.“
Über das Gesicht des Offiziers – wenn er denn der Offizier war – lief ein strahlendes Lächeln: „ACH SO!“
Damit wandte er sich Jill zu: „Eigentlich sollte ich beleidigt sein, du untreue Tomate. Ich meine – gab es hier nicht mal was von wegen „Unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist?“
„Ja“, nickte die taktische und Sicherheitsoffizierin, „Aber bei Traceless haben wir eine stehende Order. Keine Risiken eingehen. Heißt – entweder, du kommst jetzt artig in deine Arrestzelle, Pussy, oder aber wir bringen dich persönlich dorthin.“
„Pussy?“, hob Cal eine Augenbraue und zuckte mit den Schultern: „Naja, besser als Garfield.“
Damit wandte er sich zu Ziva, Tony und McGee um und winkte ihnen zu: „Ihr könnt mich gleich sicherlich im Knast besuchen. Ich glaube nämlich, dass Gibbs Traceless verfolgt.“
„Weiter gehen.“, sagte Jill und gab ihm einen unsanften Stoß in den Rücken. Der Captain taumelte nach vorne, kam neben Agatha zum Stehen, die ihn anblickte.
„Et tu, mon amour?“, fragte er und seine XO zuckte mit den Schultern: „Traceless ist einfach gut. Wir wissen es doch. Nicht mal seine Schwester könnte ihren Exfreund von ihrem Bruder unterscheiden, wenn der Bruder wie der Exfreund aussieht. Und das is Famillisch .“
„Ich verstehe“
Cal zuckte mit den Schultern, wandte sich dann an Jill und schaute sie an: „Darf ich mich noch eben von meiner Freundin verabschieden?“
„Keine Tricks.“, sagte die Sicherheitsoffizierin, was Cal zu einem freundlichen Lächeln und einem Kopfschütteln brachte: „Wie werde ich denn?“
Damit trat er auf die hübsche Rothaarige zu, schaute ihr in die Augen und gab ihr einen langen Kuss. Die XO erwiderte dieses Lippenbekenntnis, ehe sie sich von ihm löste und ihm in die Augen sah: „Schatz, geh mit, ehe die Sache hässlich wird.“


Ziva sah zu Agatha herüber und nickte anerkennend. Die Schwächen des Gegners ausspielen, um ihn zu kriegen – nicht schlecht.
Sie trat von der Teleportationsplattform und auf Agatha zu, die nun die Hände hinter dem Rücken verschränkte und hinter Cal hinterherblickte, der gerade abgeführt wurde. .
„Vermutlich war das nicht einfach, oder?“, fragte die Israeli, was durch ein Kopfschütteln der XO bestätigt wurde. Beide Frauen sahen einander in die Augen und Ziva konnte erkennen, dass sich in den Augen Agathas Tränen bildeten.
„Er ist mein Freund.“, erklärte die XO, „Wie soll es für mich einfach sein, ihm zu mißtrauen und jedes Wort auf die Goldwaage zu legen?“
Ziva zuckte mit den Schultern, legte ihr eine Hand auf den linken Arm und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln: „Ich bin sicher, wenn Gibbs den richtigen Cal jagt, dann wird er froh sein, dass Du so schnell geschaltet hast. Und wenn dieser Captain tatsächlich der Echte ist, dann kann man davon ausgehen, dass ihr irgendwann darauf zurückblickt und darüber lacht.“
„Ich weiß, du hast recht, huschte ein kleines, trauriges Lächeln über die attraktiven Züge der Rothaarigen, „und wenn man bedenkt, wie lange wir uns schon kennen – wir haben viele Abenteuer erlebt, auf die wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückblicken können. Er ist ja mehr oder weniger ein Freund der Familie.“
„So gut kennt ihr euch?“, fragte Ziva und Agatha zuckte mit den Schultern, ehe sie zu Tim und Tony blickte: „Warum steht Ihr beiden da eigentlich so rum, wie bestellt und nicht abgeholt?“
Der Halbitaliener schaute zum Romancier, zuckte mit den Schultern und sagte: „Komm, wir gehen, ehe uns Ziva auch betäubt.“
„Da stehst Du doch drauf.“, grinste McGee, was ihm einen bösen Blick und ein „Was war das, Bambino?“ eintrug.

Aufgeben zählte seit jeher zu keiner Charaktereigenschaft, die Leroy Jethro Gibbs für sich verbuchte. Im Gegenteil – wenn er eine Spur hatte, wurde er hartnäckig und verbiss sich in ihr, wenn er keine Spur hatte, hörte er auf sein Bauchgefühl, aber… aufgeben stand definitiv ausser Frage.
Und selbst wenn dieser Typ ihm wieder entkommen war – dieses mal hatte er drei Kugeln im Körper Traceless versenkt, es konnte nicht all zu schwer sein, der Blutspur zu folgen. Und als er am Fuß der Treppe, die Traceless heruntergestürzt war, anlangte, stellte er fest, dass die Blutspur schön deutlich zu sehen war. Sehr gut. Von den Blutspritzern, die von der Lache aus Richtung Westausganges der Mall führten, konnte er einige Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand seines Gegners ziehen. Momentan war er sich sicher, dass der Gesuchte schwer verwundet war und eines seiner Beine nicht mehr vollständig belasten konnte. Auch fiel ihm an der Wand neben ihm ein roter Handabdruck auf – sehr wahrscheinlich von einer blutverschmierten Hand.
Mit vorgehaltener Waffe folgte er der Blutspur, bis er sah, dass sie vor einem Aufzug endete.
Es konnte natürlich sein, dass Traceless ihn jetzt sofort hinter der noch geschlossenen Aufzugtür erwartete, entweder in guter Kampfverfassung oder von Blutverlust geschwächt und kollabiert.
Es war allerdings auch möglich, dass der Verbrecher sich in einem der Shops auf der zweiten Etage der Mall versteckte, oder in einem der Büros, die noch ein Stockwerk höher angesiedelt waren. Oder aber er befand sich auf dem Dach.

Die Turbolifttür glitt auf und Jill betrat, energisch schreitend und mit einem selbstbewussten Lächeln auf den vollen Lippen, die Brücke. Sie wandte sich an ihre befehlshabende Offizierin: „Ich melde gehorsamst: Das Subjekt befindet sich in der Arrestzelle. Keine Schwierigkeiten, keine Ausbruchsversuche.“
„Hm“, machte die XO, „Dann melde das mal zu Gibbs. Er soll Cal ausfindig machen und dann zum Navy Yard fahren. Wir holen den Captain dann dort ab und kümmern uns endlich, endlich darum, das Motiv des Mordes an Captain Stone herauszuarbeiten.“
„Alles in Ordnung?“
Jill sah von ihrer Konsole auf und die XO von der Seite an. Diese drehte sich zu Jill um, zuckte mit den Schultern und streckte sich: „Ja – ich bin nur… ich bin nur fertig mit der Welt. Das is alles. Mein Freund ist da unten und wird von Gibbs gejagt, Ginas Bruder hat sich als mein Freund ausgegeben und hätte wer-weiß-was tun können und wir haben einen Mordfall an den Hacken. Alles ein bischen viel.“
„Ich kann dir zur Hand gehen.“, schlug die taktische Offizierin vor, „Ich meine, ich kann dir helfen. Also – wenn du willst.“
Agatha schüttelte den Kopf: „Nein, ich … ich muss das alleine machen.“
„Du bist genau wie dein Freund.“, stellte die Blonde fest, „Ihr seid beide gleich stur. Warum denn auch Hilfe annehmen, hm?“
Seufzend lehnte sich die XO wieder in ihren Sessel zurück: „Ich nehme an – Hilfe ersuchen kommt für mich nicht in Frage. Habe ich nie. Ich hab immer alles alleine gemacht.“
Damit blickte sie ihre Freundin an, stand auf und ging zu ihr herüber: „Und irgendwie vermisse ich das.“
„Was?“, fragte Jill, „Du vermisst… was? Deine Kindheit? Deine Jugend? Liebelein, es tut mir leid, es dir so knallhart sagen zu müssen, aber – da kann ich nicht mitreden. Über deine Kindheit und Jugend hast Du immer ein großes Geheimnis gemacht. Ich weiß so gut wie gar nichts über dich, bevor du zur Academy kamst.“
„Kann es sein, dass es dich als Sicherheitsoffizierin fuchst, dass Du nicht weißt, wer der zweite Kommandant des Schiffes ist?“, ließ nun Agatha eine Frage erklingen, in die sie ein charmantes, gewitztes Lächeln einflocht.
Jill betrachtete ihre Freundin kurz, zuckte dann mit den Schultern und meinte: „Kann sein. Ich meine – was ist deine Lieblingsfarbe?“
Die XO überlegte kurz, schenkte ihr ein geheimisvolles Lächeln und flüsterte ihr die Antwort ins Ohr.
„Aber pssst.“, machte sie, nachdem sie sich normal neben Jill positioniert hatte, „Das weiß niemand. Nicht einmal Cal.“
Jill nickte und legte sich eine Hand auf die Brust: „Ich werde das Geheimnis in meinem Herzen verwahren.“
Ein Räuspern von der Navigationskonsole ließ die beiden Frauen Alex verwundert anschauen, der amüsiert dreinblickte: „Meint Ihr beiden Grazien nicht, dass Ihr für eine ordinäre Sache wie ‚Meine Lieblingsfarbe’ ein wenig zu sehr auf Mission: Impossible macht?“
Agatha lächelte ihm zu: „Vielleicht – vielleicht auch nicht.“
Damit klopfte sie der taktischen Offizierin auf die Schulter: „Und jetzt gib Gibbs Bescheid.“
„Mach ich.“
 
Weder die Boulettenbraterei aus Illinois, noch das Jeans-Fachgeschäft waren der Aufenthaltsort Traceless gewesen. Das hatte Gibbs festgestellt, nachdem er der Blutspur gefolgt war. Sie führte zu einem Treppenhaus und der Special Agent war sich sicher, dass er bald Traceless haben würde. Gibbs näherte sich langsam der Tür, griff nach dem Griff und …

Die Tür flog auf.
Traceless, immer noch mit dem Gesicht von Cal, warf sich Gibbs entgegen und der NCIS-Agent brauchte ihn nicht einmal näher herankommen zu lassen. Er drückte ab. Wieder drangen die Kugeln in den Körper des Verbrechers ein, der zu Boden taumelte und liegenblieb.
Mit auf Traceless gerichteter Waffe trat Gibbs auf ihn zu, kickte den Phaser ausser Reichweite und griff nach seinem Handy, das in diesem Moment zu klingeln begann. Die Nachricht ließ den Chefermittler ein wenig stutzen, dann schaute er auf den am Boden liegenden Verbrecher, dessen Wunden sich merkwürdigerweise nicht heilten.
„Jill“, setzte Gibbs an, „Ihr habt tatsächlich den Richtigen. Erfasst mein Handysignal und beamt mich sofort, mit eurem Captain, auf die…“
Weiter kam er nicht, denn plötzlich war Cal wieder auf den Beinen, wirkte nicht mehr so angeschlagen wie vorher und schlug dem Chefermittler das Handy aus der Hand, ehe er sich daran machte, fortzulaufen.
Gibbs seufzte. Nahm das denn nie ein Ende?

Wenn es sich bei dem Captain um einen größeren Menschen gehandelt hätte, wäre die Situation bestimmt sogar ein wenig unheimlich gewesen. Der Mann stand hinter einem Kraftfeld, Handschellen fesselten seine Hände vor dem Bauch und ein Grinsen war auf seinem Gesicht zu sehen. Dieses Grinsen erweiterte sich, als er Ziva sah, die den Raum betrat.
„Hi, Ziva.“, sagte er und seine Stimme verriet eine gewisse Unbekümmertheit, „Wie geht’s Tony? Wo ist er?“
Die Israeli bedachte ihn mit einem mißtrauischen Blick. Sie merkte, wie in ihrem Geist, die Frage, ob dies wirklich der Captain, oder doch Traceless war, eine immer prominentere Position einnahm. Sie schaute ihn an, studierte jeden Zentimeter seines Gesichts und fühlte sich an ihre Zeit beim Mossad erinnert, in der sie lediglich anhand Mimik, Gestik und Sprachduktus der befragten Zielperson herausfinden musste, ob sie die Wahrheit sagte, oder nicht. Und obwohl sie diese Tests hasste, wusste sie um ihren Sinn und immer recht gut in ihnen gewesen.
Die Augen – so war ihnen eingebläut worden – waren der Schlüssel zum Gelingen der Operation. Als „Fenster zur Seele“ konnte man an ihnen am Ehesten ablesen, ob jemand log, wenn man wusste, wonach man zu suchen hatte und derjenige, den man überprüfen will, nicht geübt darin ist, sein Gesicht unter Kontrolle zu halten. Für solche Menschen gab es dann andere Wahrheitsfindungsmethoden – aber für eine freundliche Unterhaltung, bei der derjenige, der überprüft wurde nicht wusste, dass er überprüft wurde, reichte es durchaus aus.

Calvin Cats Augen jedoch… entweder wusste Traceless, sich zu verstellen, oder aber es war wirklich Cal, denn in diesen Augen fanden sich eine bunt-gemischte Vielzahl an Emotionen, die der Agentin die Identität des Befragten nahezu entgegenschrien. Freude, Sorge, Neugierde, Ironie – all das fand sie vor und hoffte, dass sie nicht allzu falsch lag, als sie zum Kommunikationsterminal ging und sagte: „David an Silverbird? Komm mal bitte in die Arrestzelle.“

Einige Minuten später befanden sich, sowohl Agatha, als auch Jill zusammen mit Tony, McGee und Ziva in der Arrestzelle und schenkten ihre ungeteilte Aufmerksamkeit der hübschen Israeli.
Diese hatte ihnen gerade ihre Überlegungen mitgeteilt und Agatha konnte sich nicht helfen, als sie als ziemlich logisch zu bezeichnen. Schließlich hatte sich das Verhaltensmuster des gejagten Captain mehr oder weniger als das von Traceless herausgestellt. Was bedeutete: Cal befand sich hinter dem Kraftfeld. Sie warf einen Blick zur taktischen Offizierin, der vermutlich die gleichen Gedanken durch den Kopf gingen und streckte ihre Hand nach dem Kontrollpanel aus, das wenige Sekunden später das Kraftfeld kollabieren ließ. Cal trat vor, streckte die Hände aus, sodass Jill ihn befreien konnte, und blickte von ihr zu seiner Freundin und XO.
„Jetzt gilt es.“, schoss es Agatha durch den Kopf, „Jetzt wird sich zeigen, ob der Cal, den wir hier haben, der Echte ist.“
Diesem Gedanken folgte: „Und wenn dieser hier der Falsche ist, wird er sich garantiert wieder daran machen, das Schiff zu erobern. Dann wissen wir aber, woran wir sind.“
Der Captain trat auf sie zu, blieb allerdings ausserhalb ihres persönlichen Bereiches und lächelte sie schief an: „Sag mal, Schatz, musstest Du da tatsächlich erst Ziva kommen lassen, um mich einwandfrei identifizieren zu können?“
Er zwinkerte: „’N bischen schwach, oder?“
Agatha merkte, wie Zorn ihre Gedanken umwölkte.
„Ach ja?“, sagte sie, „Ich werde dich daran erinnern, wenn er sich das nächste mal meinen Körper aussucht, um ihn zu immitieren.“
Verwundert hob der Kommandant der DRAGONFLY eine Augenbraue, schaute dann zu Jill, danach wieder zu Agatha und kratzte sich nachdenklich am Kopf: „Sorry, das war vielleicht ein bischen zu vorlaut?“
„Ein bischen?“, fragte seine Freundin und schüttelte den Kopf: „Ich bin durch eine emotionale Vorhölle gegangen, du unsensibler Holzklotz.“
„Das Gefühl kenn ich.“, sagte der Captain und trat näher, „Als Traceless dich im Gang niedergeschossen hat… ich… ich dachte, ich hätte…“
Und dann, so als hätte er komplett vergessen, wo er sich befand, ging er den letzten Schritt auf sie zu und schloss sie in seine Arme, den Kopf gegen ihre Schulter gelehnt.
„Gott“, schluchzte er, „Ich dachte wirklich, ich hätte dich verloren. Ich dachte wirklich, er hätte dich erschossen.“
Dies war ein Novum. Nicht, dass er ihr nicht schon oft gesagt hätte, dass er sich um sie Sorgen mache – aber meistens war es so, dass sie sich gut ihrer eigenen Haut erwehren konnte. Dieses mal war sie jedoch in einen Hinterhalt geraten und – gerade als sie getroffen wurde – hatte sie sich dafür verflucht. Sie benötigte einige Sekunden um sich zu fangen, dann schlang sie ihre Arme um ihn, ließ die Hand sanft über seinen Rücken streichen und gab ihm einen Kuss, den er zärtlich erwiderte und sich weiter an sie schmiegte.

Tony blickte zu dem Liebespaar und wandte sich dann an Ziva, die ihn anblickte.
„Hey, komm nicht auf den Gedanken, mich jetzt auch küssen zu wollen.“, sagte sie mit trockenem Humor in der Stimme. Der Halbitaliener stockte kurz, schaute sie verblüfft an und grinste dann. Sie war einfach … sie war schon klasse, die gute Ziva. Und nach dem Ende dieser Mission würde er sie zum Essen einladen – nicht so, wie er es bis jetzt immer gemacht hatte, mit dem Ziel eine Frau ins Bett zu kriegen, sondern mit dem Ziel, Ziva für sich zu gewinnen. Natürlich wäre er auch nicht abgeneigt, mit ihr zu schlafen, aber es ging ihm hier nicht nur um den körperlichen Aspekt. Obwohl sie so attraktiv wie exotisch war, war es nicht seine Lendenregion, die ihn leitete, sondern das immer schneller schlagende Herz des Agenten.
„Keine Sorge.“, sagte er, „Ich werde mich benehmen.“
Dies brachte Ziva und McGee dazu, den Agenten verblüfft anzusehen. Das bemerkte er allerdings erst nach einigen Nanosekunden, widmete seinen Mitarbeitern dann seine volle Aufmerksamkeit und schaute sie fragend an: „Was ist los?“
„Du willst dich benehmen, Tony?“, fragte Ziva und tastete nach seiner Stirn: „Bist Du krank?“
„Das machst Du doch sonst nie.“, sekundierte McGee, ehe er mit Ziva einen vielsagenden Blick wechselte und der Agentin die Schlusspointe gab. Sie betrachtete den Halbitaliener und lächelte dann: „Das kann nur heißen, dass Du Traceless bist.“
Augenblicklich hatten Cal, Agatha und Jill ihre Phaser gezogen und sie auf Tony gerichtet. Der Captain trat einen Schritt nach vorne und knurrte: „Dann werde ich dich umbringen müssen.“
Und gerade, als Tony überlegte, ob es sinnvoll wäre, entweder abzuhauen oder den Irrtum zu erklären, grinste der Offizier, zwinkerte ihm zu und sagte: „Peng.“
„Sehr witzig.“, murrte Tony und wollte etwas sagen, doch Zivas bezauberndes, hypnotisierendes Lächeln ließ all seine Gedanken verfliegen.

Gibbs hätte nie gedacht, dass ein einziger Mann ausgereicht hätte, um ihn in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen. Inzwischen war Traceless aus der Shopping Mall geflohen und war – verfolgt von Gibbs – auf eine der offeneren Straßen gerannt.
In Gedanken konnte der Senior Special Agent wieder nicht umherkommen, dem Verbrecher seinen Respekt zu zollen. Die breite Straße und die große Menschenmenge war definitiv ein großes Plus. Und – das musste man hier auch mal sagen – es war Gibbs unmöglich, seine Waffe abzufeuern. Schließlich musste er dazu die komplette Menschenmenge zwischen sich und Traceless informieren wer sowohl er war, als auch derjenige der gejagt wurde, und spätestens nach dem geschrienen „BUNDESAGENTEN“ war für Gibbs klar, dass die Menschenmenge ihn erst einmal komplett verdattert ansehen würde. Und bis er diesem Konglumerat aus ihm unbekannten Personen erklärt hatte, was er vorhatte und warum er sich so laut identifiziert hatte und eine Waffe bei sich trug – das würde dauern.
So ließ er die Waffe erst einmal stecken und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen. Wo konnte sich Traceless verstecken?
Eigentlich kam jede Ecke als mögliches Versteck in Frage, aber – so, wie er den kriminellen Verkleidungskünstler einschätzte, war er sich sicher, dass dieser sich einen der höchsten Punkte dieser Gegend aussuchen würde.
Hätte er an seiner Stelle auch gemacht. Von diesem höchsten Punkt hatte man in der Regel einen guten Überblick, stand über den Dingen und war vor allem vor Angriffen von der Seite geschützt, wenn sich der potentielle Angreifer unter ihm befand.Und auf der Straße, auf der er war, gab es nur ein sehr großes Gebäude, das von jedem Ort gesehen werden konnte. Die Zweigstelle der Goliath National Bank.
Praktischerweise strebte die Straße geradewegs auf den kreisrunden Platz zu, auf dem die GNB der weit sichtbare höchste Punkt war. Also mobilisierte Gibbs noch einmal alle Kraftreserven für einen Sprint, der ihn zu eben diesem Gebäude tragen würde.

Die Tür zur Astrometrie glitt auf und Ran Sato fuhr überrascht herum, als plötzlich Calvin Nathan Cat, Agatha Silverbird und Jill Menacer, sowie drei Mitglieder des Teams von der Erde im Raum standen.
Jill deutete auf die große holografische Karte hinter der schlanken Asiatin, die sich immer wieder aktualisierte: „Hatte ich Dir nicht gesagt, dass Du dein Projekt „Catsghost“ in der Nachtschicht erledigen sollst?“
„Ja, schon.“, sagte die Asiatin, „Aber … ich hatte gerade einen sehr guten Lauf, mit den verbesserten Sensoren und… es tut mir leid.“
Damit verneigte sie sich in einem bestimmten Winkel und Cal runzelte die Stirn: „Was ist Projekt ‚Catsghost’ eigentlich nochmal genau?“
Agatha blickte zu ihm, zuckte mit den Schultern und lächelte dann: „Keine Ahnung – aber Du hast es genehmigt. Ich dachte, du wüsstest es.“
„Eigentlich nicht. Ich meine – Gina hatte gesagt, es wäre eine gute Sache, also…“, rechtfertigte sich der Captain, ehe er Ran anschaute: „Aber ‚Catsghost’ klingt irgendwie – ich weiß auch nicht…“
Die hübsche Asiatin trat auf den Offizier zu, lächelte ihn an und sagte dann, in einem sehr sanften, sehr höflichen Tonfall: „Keine Sorge, Sir. Es ist nur ein kleines Familienprojekt. Ich verspreche Ihnen, es wird die Schiffsfunktionen und die Abläufe nicht beeinträchtigen.“
Cal legte den Kopf schief, so, als ob er überlegen würde, zuckte dann mit den Schultern: „Wenn das so ist…“
Damit wandte er sich an seine XO und schaute sie ratsuchend an. Diese machte eine Handbewegung, als wolle sie sagen „Is dein Schiff, mach Du deine eigenen Fehler“ und verschränkte dann die Arme vor der Brust.
Erneut warf der Captain einen Blick auf den Bildschirm, schaute dann zu Ran und sagte schließlich, mit einer Lockerheit in der Stimme, die verriet, dass es möglich wäre, dass er gar nichts verstanden hatte: „Dann is ja okay. Aber dennoch müssten wir dein kleines Projekt mal kurz abbrechen. Wir brauchen die Sensoren, um wichtige Arbeit zu erledigen.“
„Ich habe verstanden.“, erklärte Ran, wandte sich zur Konsole um und gab einen kurzen Befehl ein: „Ich werde den Suchlauf speichern und danach die Arbeitsstation für Sie frei geben, Captain..“
„Danke, Ran.“, nickte der Kommandant und schaute ihr bei ihrer Arbeit zu: „Aber… vielleicht könntest Du mir wirklich erklären, worum es geht?“
Die Asiatin betätigte eine Taste und wandte ihren Blick dann zum Captain: „Sir… es ist lediglich ein familieninternes Projekt. Ich beobachte die Flugbahnen verschiedener Raumschiffe, die den Planeten Erde über die letzten Jahre und Jahrhunderte angeflogen haben.“
Fasziniert hob Cal beide Augenbrauen: „Und wie machst Du das?“
„Das ist der schwere Teil. Wissen Sie, Sir“, sie beendete das Programm, wandte sich dann voll und ganz dem Captain zu und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, sodass sie fast schon dozierend da stand: „Raumschiffe die in den letzten Wochen in diesem System waren, können wir natürlich durch Ionensignaturen erkennen. Wenn die Besuche ihre Jahrhunderte her sind, ist dies nahezu unmöglich, da diese Ionen recht schnell flüchtig sind.“
„Das ist“, unterbrach McGee die hübsche Asiatin, deren Stimmmelodie ihre Herkunft deutlich verriet, „Wie in ‚Broken Bow’, dem Pilotfilm zu ‚ENTERPRISE’.“
Jill, Agatha, Cal und Ran schauten ein wenig verdattert zum Compterexperten herüber. Dieser bemerkte, was er da gerade gesagt hatte, rollte überlegend mit den Augen und sagte dann: „Die erste Mission der NX-01. Captain Archer hat doch ein Schiff der Suliban in einen Gasriesen verfolgt. Erinnern Sie sich?“
Cal schaute McGee ein wenig schräg an, wandte sich dann an Ran und machte eine wegwerfende Handbewegung: „Bevor Du fragst – anscheinend sind die Geschehnisse der Expeditionen von Archer, Kirk, Picard, Sisko und Janeway den ‚Erdlingen’ durchaus bekannt.“
Damit warf er wieder einen Blick zu McGee, der ein amüsiertes Funkeln in den Augen des Captains zu sehen glaubte: „Die mutigen Abenteuer der USS DRAGONFLY und ihres heroischen Captains, Calvin Nathan Cat, allerdings werden nirgendwo erwähnt.“
Tim grinste: „Ich könnte mich ja anbieten, über euch eine Fanfiction zu schreiben. Wobei – vielleicht passiert dies ja gerade. Irgendwo auf der Erde? Ein Junge mit viel zu viel Freizeit sitzt vor seinem Laptop und hämmert gerade sinnlose Wortfetzen in die Tastatur.“
„Sinnlos?“, echote Cal, „Die Abenteuer der DRAGONFLY? Niemals.“
Dann grinste er, wandte sich wieder Ran zu und schaute auf den Bildschirm: „Dann könnten wir damit doch sicherlich auch Raumschiffe ausfindig machen, die in den letzten Tagen über Baltimore geschwebt sind, oder?“
Die Asiatin nickte, nachdem sie kurz überlegt hatte.
„Gut, dann machen wir das.“, riss nun Agatha das Wort an sich und trat neben Cal, ihm eine Hand auf die Schulter legend. Der Captain sah beide – also die Hand und die XO – ein wenig verblüfft an. Sie schenkte ihm einen leicht genervten Blick und wandte sich dann an die Asiatin: „Wir müssen jetzt allerdings ein paar Sachen klären.“
„Oh, kein Problem. Ich hab sowieso Dienstfrei.“, erklärte Ran und wandte sich zur Tür.
Cal schaute ihr kurz hinterher, runzelte verblüfft die Stirn und wandte sich an Jill und Agatha: „Süß – aber extrem merkwürdig. Ist sie immer so?“
„Nein, erst seit wir sie kennen gelernt haben.“, seufzte Agatha trocken und drehte sich nun zu McGee, Ziva und Tony um: „Ihr hättet ruhig etwas sagen können.“
Der Halbitaliener deutete ein wenig verblüfft auf das große Hologramm vor ihnen allen.
„Das ist ja…“

Auf dem Dach des GNB-Gebäudes öffnete sich eine Tür, die das Treppenhaus von jenem Dach trennte. Es war Gibbs klar, dass dies der wahrscheinlich logischste Aufenthaltsort war, wenn man sich versuchen wollte, zu orientieren. Also war es mehr oder weniger logisch, dass sich auch Traceless, sollte er sich einen Überblick verschaffen wollen, genau hier aufhielt. Und tatsächlich saß, mit den Beinen über dem Abgrund baumelnd, die Gestalt Calvin Nathan Cats dort und starrte in die Ferne. Als Gibbs näher trat, zog der Andere die Beine an, stand auf und drehte sich zu ihm um.
„Interessante Verkleidung, Traceless.“, sagte der Offizier dann und wenn sein Hemd nicht vollkommen rot, von dem ganzen Blut gewesen wäre, hätte Gibbs ihm tatsächlich geglaubt, dass er Cal war.
„Mich legen Sie nicht rein.“, sagte er daher nur und nickte in Richtung des Hemdes.
Traceless – oder besser: Der Mann, von dem Gibbs dachte, dass es Traceless sei – schaute an sich herunter und nickte: „Ja – ich weiß. Das sieht sicherlich ein wenig merkwürdig aus.“
Er zuckte mit den Schultern: „Ich meine, Du wirst wissen, wie das passiert ist, mein Freund und Kupferstecher. Aber – ich tu mal für einen Moment so, als wärest Du tatsächlich der, für den Du dich ausgibst.“
„Und warum tust du das?“, fragte Gibbs.
Traceless zuckte mit den Schultern: „Einer muss in dieser Szene die Exposition übernehmen und unseren Lesern erklären, was los ist.“
Dann räusperte er sich: „Ich tu mal so, als wärest Du Gibbs. Also:“
Er blickte kurz zu Boden, zuckte dann zusammen und sein Kopf ruckte hoch – mit einem gehetzten Gesichtsausdruck. Dann nahm der Mann Gibbs wahr, hob die Hände und sagte, in einem sehr hektisch hervorgepressten Duktus: „Bitte – nicht schießen. Ich… ich bin ich. Ich bin Cal.“
Er deutete auf sein Hemd: „Das? Das ist… das war Traceless. Er… er hat mir ein Serum injiziert. Es… es heilt einen automatisch. Bitte, glauben Sie mir.“
Gibbs blickte sein Gegenüber über den Lauf der Waffe hinweg an und wenn Traceless auch nur halb so gut in der Kunst des sogenannten „Cold readings“ war, also darin, Menschen auf Anhieb zu durchschauen, dann wusste er, dass der Special Agent Traceless kein Wort glaubte.
Erneut änderte sich die Körperhaltung Cals – oder Traceless. Der Mann blickte über die Kante des Daches, hinab in den Abgrund der Straße unter ihnen.
„Das Zeug, dass Du mir gespritzt hast, ist… naja, man kann ihm eine gewisse Coolness nicht absprechen, Tracy-boy.“, sagte er dann, „Ich könnte mich hier vom Gebäude fallen lassen – nachdem das Genick gebrochen ist, heilt alles wieder. Es ist zwar tierisch schmerzhaft, wenn die Knochen wieder in die richtige Richtung gedreht werden, aber – irgendwie isses cool. Deswegen passiert mir auch nichts, wenn du hier wie Gibbs auftrittst und mich über den Haufen knallen willst.“
Der Grauhaarige atmete einmal tief durch und mit einer Stimme, die deutlich verriet, dass er kurz davor war, den legendären „Lethal-Weapon-Satz“ „Ich bin zu alt für diesen Scheiß“ zum Besten zu geben, sagte er: „Ich bin Gibbs, nicht Traceless.“
Der Mann an der Dachkante stockte kurz, runzelte fragend die Stirn und lächelte dann: „Hey, das is ja clever. Sehr clever. Ich meine, ich kann nicht feststellen, ob Du wirklich Gibbs bist, oder nicht – so gut kenne ich den Special Agent nun auch nicht.“
„Und ich kenne den Captain nicht gut genug, um zu beweisen, dass sie Traceless sind.“, sagte Gibbs und zuckte mit den Schultern: „Klingt nach einer Patt-Situation.“
Sein Gegenüber nickte: „Japp, das tut es wohl.“

„Japp, das ist ein Hologramm von Washington.“, sagte Cal in diesem Moment und ließ seine Finger über die Tastatur der Astrometrie fliegen. Agatha schaute ihn an, und für einen Bruchteil einer Millisekunde war da tatsächlich etwas wie Bewunderung zu erkennen, fand Ziva. Der Captain zuckte mit den Schultern: „Zehn-Finger-Blind-System. Was man gelernt hat, hat man gelernt und kriegt es nie wieder von der Platte. Genau wie Shakespeare.“
Er pausierte, um mit gelangweilter Stimme zu intonieren: „ Wie ich auch den Wald durchstrich – kein Athener zeigte sich.…
Ziva wusste erst, dass sie es getan hatte, als sie es getan hatte. Ihre Hand hatte sich sozusagen verselbstständigt und dem Captain mit voller Wucht auf den Hinterkopf geschlagen. Ein lautes Klatschen war zu hören und Cal zu ihr herumgefahren: „Ich glaub, die Tendenz zum Gibbs-en liegt im Team, oder?“
Erneut ein lautes Klatschen, dieses mal drehte sich Cal zu Agatha um: „Oder auch nicht.“
Die XO deutete auf die Tastatur: „Mach hinne. Wir wissen nicht, wo Traceless sich – zusammen mit Gibbs aufhalten könnte.“
„Ja, ich scanne nach dem großen Boss.“, meinte Cal dann noch und hackte weiter auf die Tastatur ein.
Ziva lehnte sich mit dem Rücken gegen die Konsole, mit vor der Brust verschränkten Armen und schaute Cal ins Gesicht, in dem sie tatsächlich Anstrengung und den leisesten Hauch einer Ahnung, was er da tat, vorfand. Irgendwie beruhigte es sie, dass ein Captain eines Raumschiffes tatsächlich eine entfernte Ahnung von seinen Tätigkeiten hat. Das entspannte sie kollosal.
„Sag mal, Cal… wie soll das funktionieren?“
Erneut rasten die Finger des Captains über die Tastatur: „Also – wenn ich das richtig verstanden habe, was mir Scotty und Sam vor ein paar Jahren zu erklären versuchten, dann kann das Raumschiff nach spezifischen DNS-Strängen scannen.“
Agatha nickte und fuhr mit der Erklärung fort: „Natürlich nicht bei Traceless, das wäre ja auch zu schön um wahr zu sein, aber … euren Boss müssten wir finden können, genau so wie wir jeden unserer Vorfahren mit diesem Computer finden könnten – nur eben … nicht den auf den es ankommt.“
„Das wäre ja auch wirklich mal zu schön.“, seufzte Tony und man konnte hören, dass er es definitiv nicht ernst meinte.
 
Gibbs betrachtete sein Gegenüber über den Lauf seiner Waffe und war bereit, im Zweifelsfall zu schießen.
„Ich hab wichtigere Dinge zu tun, als zu beweisen, dass Sie Traceless sind, Traceless.“, sagte er und seine Waffe ruckte wieder hoch, als sich der Angesprochene ihm zuwandte.
Der Mann, von dem sich Gibbs sicher war, dass es sich dabei um den Verbrecher handelte, hob beide Hände und schaute ihn an – wenngleich ein wenig genervt.
„Meinen Sie wirklich, wenn ich Traceless wäre, würde ich mich von Ihnen quer durch die Stadt jagen lassen? Ich bitte sie. Ich würde schön oben, auf dem Schiff bleiben, von wo ich alles überwachen könnte.“
Damit setzte er sich: „Was ich gerade auch am Liebsten täte.“
Er ließ seine Hände über die Beine gleiten und verzog schmerzverzerrt das Gesicht: „Junge, das gibt einen Muskelkater. Au haua ha.“

Irgendwie erschien Gibbs der Gedanke, dass der Verbrecher, den er jagte, sich über einen Muskelkater beschweren würde, absurd, aber, wenn er im Laufe der letzten Tage eines gelernt hatte, dann war es, einerseits die neue Regel 52 zu befolgen und zum Anderen diesem Kriminellen nicht zu trauen. Man wusste schließlich nicht, was er sich jetzt wieder ausdachte.
Sein Großvater hatte ihm einmal erzählt, dass er den großen Harry Houdini persönlich getroffen hatte. Dieser wiederum hatte ihm ein Geheimnis anvertraut – die Kunst der Magie besteht zum großen Teil auch aus Ablenkung. Wenn ein Magier seine Zuschauer auffordert, der rechten Hand die volle Aufmerksamkeit zu widmen, dürfte sicher sein, dass er mit der linken Hand seinen Trick vorbereitet. Mit Traceless war es nicht anders, da war Gibbs sich sicher. Man musste ihn komplett im Auge behalten und immer auf der Hut sein, egal, ob er sich gerade als ein ihm mehr oder weniger unbekannter Starfleetoffizier, oder als Ziva David ausgab. Und auch, wenn er in einer Rolle zum charmanten Plaudern neigte, durfte man sich nicht in falsche Sicherheit lullen lassen. Und Gibbs wusste, dass – wenn der Mann vor ihm tatsächlich Traceless war – der Verbrecher eine neue Gemeinheit ausbrütete. Momentan hielt der Special Agent seine Pistole in Anschlag, aber wie lange würde das gut gehen?

Die Finger des Mannes, den Ziva als Captain Cat sah, glitten schnell über die Tastatur und bald hatten sie die Position Gibbs ausfindig gemacht. Schnell zoomte der Captain mit der Holografietechnologie heran und die hübsche Isaraeli konnte sich nicht helfen – es erinnerte sie frappant an die Technologie die heutzutage auf manchen Rechnern zu finden war, und mit der man unter Zuhilfenahme von Suchmaschinen und Satelliten auf ein bestimmtes Gebäude zoomen konnte.
„Na, da haben wir ihn ja.“, stellte Cal fest, zoomte näher und schüttelte den Kopf: „Das is nich zu fassen. Hat sich der Typ immer noch mein Gesicht geklaut?“
„Ich bin sicher, dass der Mann, den Gibbs da unten bedroht, ungefähr das Selbe über Dich sagt, Cal.“, warf Tony in den Raum, was den Captain dazu brachte, ihn verärgert anzusehen: „Deine Freundin hat mich von jeder Schuld befreit.“
„Nicht von jeder“, korrigierte Ziva, „Ich sage auch nicht, dass Du nicht Traceless bist, ich halte es nur für sehr unwahrscheinlich. Dafür sprechen zwei Dinge. Erstens kann ich mich auf meine Menschenkenntnis ziemlich verlassen und zum Anderen wird dieser Cal da gerade von Gibbs bedroht. Und wenn der da wirklich der Echte Cal wäre, hätte sich Gibbs mit ihm längst hochgebeamt und deinen traurigen Allerwertesten in die Krankenstation geprügelt.“
Cal blickte sie verdattert an: „Was is mit meinem Hintern?“
Agatha stöhnte genervt, drehte Cals Kopf zu ihr und sagte: „Warum interessiert es Dich was eine andere Frau über deinen Hintern denkt?“
„Er ist halt auch nur ein Mann.“, grinste Ziva und schaute an Cal vorbei zu Agatha, ihr gut gelaunt zuzwinkernd, „Und – sieh es mal so, damit wissen wir schon mal, dass er wirklich er ist.“
„Das is auch wieder wahr.“, murmelte Agatha und wandte sich an Cal: „Na, zoom näher ran. Wir müssen doch wissen, was da passiert.“
Cal sagte nichts und starrte auf den Bildschirm, was Agatha zum erneuten Augenrollen brachte: „Was ist? Sauer weil ich Dir Befehle gebe? Ich dachte, wir sind ein Team? Fifty Fifty?“
Erneut sagte der Captain nichts.

Sie wusste nicht wieso, aber irgendwie waren all ihre Sinne angespannt. Ziva David merkte, dass sich irgendwas verändert hatte, dass der Raum plötzlich mehr oder weniger einer Falle glich, die im Begriff war, zuzuschnappen. Erst, als sie Agathas Stimme vernahm, die den Captain eine Spur lauter, als normal ansprach, bemerkte sie, dass der Offizier seine Freundin vollkommen zu ignorieren schien und einfach nur auf den Bildschirm starrte. Dann hörte sie das leise Zischen. Er erinnerte sie an Geschenkpapier, das sehr leise zerrissen wurde, oder an das entfernte Summen von Insekten oder an…
Sie warf einen Blick auf die Konsole und stellte fest, dass sich Cal gar nicht mehr bewegte. Stattdessen waren seine Hände auf den Tasten und wurden permanent von kleinen, blauen Blitzen getroffen.
„Das Surren von Elektrizität!“, schoss es ihr durch den Kopf.

„Ich werde eine EM-Ladung an diese Station schicken. Seven wird in Stase fallen, ob sie will, oder nicht.“
Tim McGee erinnerte sich, in dem Moment, in dem er das leise Zischen hörte, an diese Szene aus der Voyager-Folge „Euphorie“, in der eine sogenannte „Telepathische Werfer-Pflanze“ die Crew dazu brachte, Seven auszuschalten. Er erinnerte sich daran, zu sehen, wie blaue Blitze die zierlichen Hände der attraktiven Borg trafen, wie sie verwirrt einen Schritt zurücktaumelte und dann bewusstlos aufs Deck fiel.
So ähnlich passierte es hier. Cal blieb stocksteif stehen, erst als Agatha und Ziva einander zunickten und sich auf den Captain warfen, um ihn von der Konsole zu schubsen, taumelte er nach hinten und sank in sich zusammen.
Die XO war sofort bei ihm, tastete nach seinem Puls und schüttelte ihren Freund: „Schatz? Hey, komm, bleib wach!“
Offenbar waren die Augenlider bleischwer, denn sie schienen dem Captain immer wieder zuzufallen und die Konzentration auf Agathas Stimme war offenbar auch nicht unbedingt ein einfaches Unterfangen.
Er sank weiter zurück, in ihrem sanften Griff, ehe er auf den Holografischen Schirm deutete und etwas murmelte.
Dann erschlaffte er.

Die XO seufzte, stand auf und betätigte ihren Kommunikator, ehe sie langsam und sehr deutlich sagte: „Silverbird an Intrupper? Wir haben hier einen Fall von EM-Stase. Bring doch bitte eine Trage mit.“
„Ich verstehe.“, erklang die samtweiche Stimme der Italienerin aus dem Kommunikator, „Kann ich sonst noch etwas tun?“
„Das erzähle ich dir gleich.“
Damit wandte sie sich an Tim: „Stell Kontakt zu deinem Boss her. Sag ihm, er soll sich darauf vorbereiten, mit Cal an Bord zu beamen.“
„Mit… Cal?“, echote der Computergeek.
Ungeduldig sog Agatha scharf Luft ein, schlug auf ihren Kommunikator – ja, das würde einen blauen Fleck geben – und sagte zwar langsam, deutlich und konzentriert, allerdings mit einem Unterton von Wut und eben jener Ungeduld, die die gerade schon Tim gezeigt hatte: „Silverbird an Transporterraum. Erfassen Sie Special Agent Gibbs und den neben ihm stehenden Mann. Es handelt sich um den Captain.“

Gibbs und der Fremde materialisierten im Transporterraum der DRAGONFLY und wurden wie Helden begrüßt. Agatha, Ziva, Tony, McGee, Jill, Gina und Abby standen Spalier und salutierten. Der Captain und der Special-Agent schenkten sich einen verwunderten Blick, ehe Cal auf die Waffe, die immer noch auf ihn gerichtet war, schaute: „Hätten Sie nun die Güte, das Ding runter zu nehmen?“
„Offenbar sind Sie von dem Verdacht, Traceless zu sein, freigesprochen, hm?“, fragte der Special Agent dann, und ließ die Waffe sinken.
Der kommandierende Offizier der U.S.S. DRAGONFLY flächelte den leitenden Chefermittler des „Major Response Teams“ des NCIS an und nickte dann: „Offenbar.“
Sein Lächeln verschwand, er verzog das Gesicht schmerzvoll und ließ sich auf den Boden sinken: „Und das is auch gut so. Meine Beine bringen mich um. Ich glaube – ich kann keinen einzigen Schritt mehr laufen.“
„Keine Sorge.“, lächelte Gina und trat auf ihn zu, einen medizinischen Tricorder in die Hand nehmend, „Da hab ich das Richtige für Dich.“
Während die Ärztin einen Scan über den Körper des Captains laufen ließ, schaute Ziva zu Agatha und flüsterte: „Was hatte Traceless Dir eigentlich gesagt, bevor er ohnmächtig wurde?“
Die XO zuckte mit den Schultern: „Er sagte nur ‚Anführer’.“
Dann wandte sie sich an Ziva: „Aber irgendwie kommt mir das merkwürdig vor. Warum sollte sich Traceless so einfach schnappen lassen und uns mitteilen, wer der wirkliche Captain ist?“
„Macht mich auch ein wenig mißtrauisch.“, murmelte Ziva und schaute sie an: „Cal spielt nicht rein zufällig gern mal Wortspiele?“
„Hin und wieder – wenn ihm ein besonders Gutes einfällt.“, meinte die XO und ging dann an Ziva vorbei auf Gina zu. Die Israeli legte den Kopf schief, stützte ihren Kopf auf die linke Hand und lehnte sich gegen eine Wand. Vermutlich konnte man ihr ansehen, dass sie grübelte. Aber – irgendwas stimmte daran nicht.
Wirklich - warum sollte Traceless sagen, wo sich der wirkliche Captain aufhielte? Das war komplett sinnlos.
Und – vielleicht war es viel zu sehr um die Ecke gedacht, aber, vielleicht hatte das Wort „Anführer“ ja noch etwas Anderes zu bedeuten? Vielleicht hatte sie auch nur zu viele Conan-Mangas gelesen, wo die letzten Worte eines Sterbenden immer etwas zu bedeuten hatten. Gut – Traceless war nur bewusstlos, nicht tot, aber, irgendwie hatte sie das Gefühl, als ob sein letztes Wort noch etwas Anderes zu sagen hatte.

Agatha stand neben Gina, die gerade ihre Untersuchung des Captains beendet hatte.
Die Ärztin klappte den Tricorder zu, schaute alarmiert zu Agatha und dann zu Cal, ehe sie sagte: „Was ist mit Dir passiert?“
„Ach so.“, sagte der Kommandant, deutete auf sich und zuckte mit den Schultern: „Traceless hat mir irgend ein Serum verpasst, dass mich selbst heilt. Er hat mir gesagt, dass es meine DNS durcheinanderbringt und deswegen dein Tricorder Schwierigkeiten mit mir haben dürfte.“
Gina blickte zu Agatha, als es plötzlich laut knallte.

Verblüfft fuhr die Menge auseinander und gab den Blick auf Ziva frei, die ihre Pistole gezogen hatte. Rauch stieg aus dem Lauf auf und erneut knallte es.
Agatha merkte, wie ihr Herz aussetzte. Was geschah hier?
Sie drehte sich um, um in die Richtung zu blicken, in die der Schuss gegangen war und sah neben einem roten Fleck auf der Transporterplattform den entsetzten Gesichtsausdruck Cals, der gerade seine blutüberströmte Hand von seiner Brust nahm und sie anstarrte.
Er blickte Ziva an, hauchte ein „Wieso“ und taumelte nach hinten, als wieder ein Schuss fiel. Dieses mal wurde er ins Knie getroffen.
„Ziva!“, schrie Agatha und kam aus ihrer Starre, „Was tust du da?“
„Anführer.“, sagte die hübsche Israeli, zielte erneut auf Cal und schoss, „Dein Schatz spielte ein Wortspiel.“
„Du tötest ihn gerade.“, schrie Agatha und Panik tauchte in ihrer Stimme auf.
Die ehemalige Mossad-Agentin schüttelte den Kopf.
„Dein Schatz liegt in der Krankenstation. Er hier ist Traceless.“
Damit feuerte sie erneut. Die Kugel traf den Bauch des Captains, der nun gegen die Wand der Transporterkammer sackte und an ihr heruntersank. Eine rote Blutspur war zu sehen.
Agatha hatte genug. Sie zog ihren Phaser, richtete ihn auf Ziva und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen: „Ich hoffe, du hast eine glaubwürdige Begründung.“
„Anführer.“, erklärte Ziva und ließ die Waffe sinken, „Anführer – wie in „der, der anführt.“.“
Man konnte förmlich die Glühlampe sehen, die über Agathas Kopf aufleuchtete, als Erkenntnis in ihrem Gesicht auftauchte. Sie drehte sich zu dem blutenden Captain um und zielte auf ihn.
„Agatha, bist Du bescheuert?“, fragte Gina und Agatha grinste: „Das Wort „anführen“ ist ein Teekesselchen. Es bedeutet einerseits ‚leiten’, im Sinne von „Da geht’s lang.“ Man sagte früher aber auch „anführen“, für eine andere Tätigkeit, die wir heute sehr gerne, und etwas vulgärer, als ‚verarschen’, ‚verscheissern’, oder – etwas zivilisierter – ‚vergackeiern’ bezeichnen.“
Damit wandte sie ihren Kopf zu Gina, hielt den blutenden Mann allerdings mit ihren Augen im Blick: „Cal wollte nicht ausdrücken, dass der Mann, der mit Gibbs spricht, unser Anführer wäre – das wär auch ziemlich unlogisch, schließlich kennt Traceless Cals Führungsstil un dweiß, dass er zwar auf dem Papier unser Chef ist, aber wir es hier ein wenig anders Handhaben. Warum sollte Traceless diesen Mann dann als ‚Anführer’ bezeichnen?“
„Stattdessen“, sagte Ziva, „Wollte der Captain mitteilen, dass der Mann, der mit Gibbs spricht, der ‚Anführer’ ist, also der Betrüger.“
„Ist das nicht ein wenig weit hergeholt?“, fragte Gina und Agatha zuckte mit den Schultern: „Eigentlich schon, aber…“
„Cal liest auch gerne Mangas, oder? Ranma, Yu-gi-Oh, Detektiv Conan?“, zählte Ziva auf und nun nickte die XO: „Ja, stimmt. Er ist immer wieder fasziniert, dass Shinichi Kudo immer noch 17 ist.“
„Nun, bei Conan sind ja immer gerne solche kleinen Wortspiele eingebaut. Und warum sollte ein Conan-Fan, wenn er weiß, dass mindestens zwei Fans an Bord sind, nicht versuchen, den Hinweis so zu verklausulieren.“, erklärte die hübsche Israeli dann.
Traceless richtete sich auf.
„Hm, sollte ich ihn unterschätzt haben?“, fragte er und ehe Ziva oder Agatha feuern konnten schmolz die Gestalt in sich zusammen, wie ein Schneemann und floss durch einen Lüftungsschacht.
Verblüfft schauten die Offiziere dem Formwandler hinterher und Gibbs richtete seinen Blick dann auf Ziva: „Na, da können wir ja von Glück reden, dass hier zwei Conan-Fans an Bord sind. Aber – warum hat er nicht einfach gesagt „Ich bin ich“?“
Agatha zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung, vielleicht wusste er, dass er bald das Bewusstsein verlieren würde und ein Satz wie ‚Ich bin…“ nicht unbedingt zur Klärung der Situation beitragen würde.“
Damit wandte sie sich an Ziva: „Ich glaube, dass Deine Methode, Traceless von anderen Menschen zu unterscheiden doch recht sinnvoll ist.“
„Das mag ja alles sein.“, meldete sich jetzt Jill zu Wort, „Aber darf ich mal anmerken, dass wir jetzt wieder einen Formwandler haben, der auf der Flucht ist?“
Tony rollte mit den Augen: „Müssen wir ihn jetzt schon wieder suchen?“
Wie zur Antwort piepste die Transporterkonsole. Jill eilte zu ihr, betätigte einige Tasten und schüttelte den Kopf: „Er ist schon wieder weg. Hat sich von einem anderen Transporterraum zur Erde gebeamt.“
„Na, dann beam uns hinterher.“, sagte Gibbs und nickte seinem Team zu. Doch gerade, als es Position bezogen hatte, schüttelte Jill den Kopf: „Ich krieg die Koordinaten nich raus.“
„Aber beim letzten Mal hat das doch geklappt.“, sagte Agatha verständnislos und Gina nickte, ehe sie schmunzelnd zu ihrer Freundin blickte: „Vielleicht hat der Captain da tatsächlich mal Kompetenz bewiesen und uns einen Hinweis hinterlassen.“
Die hübsche XO zuckte mit den Schultern: „Soll ja auch mal vorkommen, dass der Mann nachdenkt.“
Dann wandte sie sich an Jill: „Und du meinst, Tracy-boy ist nun von Bord?“
„Nach den Werten, die ich hier empfange, hat sich jemand von Bord teleportiert und das dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unser Freund und Kupferstecher sein.“, berichtete Jill, schaute dann zu Gibbs und lächelte: „Übrigens, gut gemacht, dass Sie sich nicht haben einwickeln lassen.“
Der Special Agent schaute sie einfach nur an und Jill hatte das Gefühl, nicht ganz feststellen zu können, ob er sich über dieses Lob freute oder nicht. Dann räusperte er sich und sie wusste, dass er sich der Aufmerksamkeit aller im Raum Befindlichen sicher sein konnte.
„Habt Ihr inzwischen die Privates Riker und Troi hochgebeamt?“, fragte er mit einem Hauch von Ungeduld in der Stimme, „Ich meine, Traceless ist hinter ihnen her, oder?“
„Vermutlich.“, sagte Agatha und schaute zu Jill: „Versuch, sie im Transporterfokus zu behalten und dann, wenn sie ins Bett gehen, hochzubeamen.“
„Troi hat eine Frau.“, schoss Tony die Information dazwischen und Agatha nickte: „Gut, dann beam sie auch gleich mit hoch. Wir werden alle drei schlafen schicken und solange hier behalten, bis die Sache ausgestanden ist. Bis dahin werden sie Urlaub nehmen.“
Erneut blickte die hübsche XO zu Jill: „Du veranlasst das, okay?“
„Klaro.“, lächelte die taktische und Sicherheitoffizierin, ehe sie den Raum verließ.

Gina betrat die Krankenstation und lächelte. Der Captain lag immer noch auf dem Bio-Bett, die Gesichtszüge völlig ernst und wie hingestreckt. Es war ihr klar, dass eine EM-Entladung mit anschließender Stasis keine Sache war, die man einfach so abschütteln konnte. Bei Seven of Nine war die Sache dadurch so einfach gewesen, weil sie eine Borg war und dadurch einen höheren Resistenzquotienten, als ein normaler Mensch aufwies. Cal würde noch für ein paar Stunden Kopfschmerzen haben und deswegen erachtete sie es als das Beste, ihn noch schlafen zu lassen. Sie betrat ihr Büro und traf die Vorbereitungen für Operation „Sandmännchen“ – also die Betäubung und „Lagerung“ des Privates Riker und des Ehepaares Troi.
Vermutlich würde man sie zunächst mit einem einfachen Anästhetikum betäuben müssen, ehe man ihre genauen Parameter erfuhr, und die Dosis der Schlafmittel genau auf sie abstimmen konnte. Im Grunde war es eine der einfachen Aufgaben, die sie auf der Academy immer mit Links gelöst hatte. Sie hatte schon damals gute Kopfrechenfähigkeiten bewiesen und – wenn man einmal die richtige Formel kannte, war es eigentlich eine einfache und logische Sache.
Das sie dafür nicht unbedingt gemocht wurde, war klar. Irgendwer nannte sie mal „Hermine Granger“, was sie erst verstand, als sie einen Blick in die Harry-Potter-Holodeck-Programme warf.

Das pneumatische Zischen der Eingangstür ließ Gina hochschrecken und sie stand auf. Sie ging in den Behandlungsbereich und seufzte. Cals Krankenbett war leer.

Agatha hatte ihre langen, femininen Beine gerade aus den Schaftstiefeln der Sternenflottenuniform und den Uniformhosen befreit, als der Kommunikator blipste.
„Menacer an Silverbird?“
Sie rollte mit den Augen, lies sich auf das Bett sinken, winkelte die Beine an und betätigte die Brosche: „Ja, Silverbird hier?“
„Gina hat gerade bescheid gesagt – offenbar ist Cal abgehauen.“
Agatha nahm das Kissen, auf das sie ihren Kopf gebettet hatte, drückte es gegen ihr Gesicht und schrie ihre Wut hinein. Dann nahm sie es von ihrem Kopf und seufzte hörbar: „Ich habe verstanden.“
Und sie konnte sich des Gedankens nicht erwehren, ob der Mann ihr nicht wenistens einmal einen ruhigen Tag gönnen konnte. Musste er jetzt wieder ziellos umherwandeln?
Sie kannte die Nebenwirkungen einer EM-Stasis sehr gut, schließlich hatte sie die Berichte darüber gelesen. Man war desorientiert, benommen, hatte ziemliche Kopfschmerzen und war müde. Einfach nur müde.
Und gerade, als sie einen Befehl geben wollte, glitt die Tür auf, Cal wankte auf sie zu, mit leerem Blick, wie ein Zombie aus diesen schlechten Filmen und krachte neben ihr, Kopf voran, ins Bett.
Ein leises Schnarchen war zu hören. Müdigkeit, Schlafen, das waren die letzten Merkmale einer EM-Stasis. Sie wusste, dass der Captain jetzt mindestens drei Stunden schlafen würde, wenn nicht noch länger.
Agatha betätigte ihren Kommunikator: „Silverbird an Menacer? Cal ist hier. Ich glaube, er schläft sich aus.“
Damit schlüpfte sie aus dem Bett, deckte den Captain zu und ging duschen.

Die komplette Geschichte, wie sie Gibbs geläufig war, mit dem Mord an Stone, den versuchten Morden an seinen Teamkollegen und der Jagd auf Traceless, mit dem Schutz der Privates Riker und Troi und der Frau des letztgenannten, das war eigentlich Stoff für drei Fälle. Aber es gab Tage, an denen kam alles sehr komprimiert. So war es seit Tagen. Er seufzte und ließ sich auf die Couch des Gästequartieres sinken. Jeder des NCIS-Teams hatte die Option, ein eigenes Quartier zu beziehen und Gibbs hatte diese Option in Anspruch genommen. Tony und Ziva – das erfuhr er aber erst dann – teilten sich ein Quartier, ebenso wie McGee und Abby. Damit war der leitende Chefermittler eigentlich nicht einverstanden gewesen, aber nachdem Jill ihm versichert hatte, dass sich jemand von der DRAGONFLY gebeamt hatte – und die Schätzungen waren vorsichtig optimistisch, dass dieser jemand Traceless war – hatte der grauhaarige Agent kein Problem mehr damit, dass sich seine Teammitglieder ein Quartier teilten.

Tim und Abby saßen in der schiffseigenen Kantine und gönnten sich ein Abendessen. Es war wirklich verblüffend, was ein Replikator alles herstellen konnte und was für Varianten eines einfachen Rezeptes der Computer kannte. Allein schon die Variationen eines einfachen Hamburgers reichten in den 10.000er Bereich. McGee wäre verblüfft gewesen, wenn er sich nicht in einer angeregten Konversation befunden hätte. Er und Abby diskutierten über das Für und Wider der ersten Direktive, jener Richtlinie, die die Einmischung in Belange einer Prä-Warp-Zivilisation verbot. Und die erste Temporale Direktive untersagte es, sich in vergangene Geschehnisse einzumischen.

Die Diskussion hatte damit begonnen, dass sich Tim einen Hamburger bestellt hatte und, als er sich zu Abby gesetzt hatte, hatte diese ihn angesehen und gefragt: „Meinst Du, Cal und Agatha kriegen Ärger?“
Gerade waren sie dabei die Argumente abzuarbeiten die gegen eine Einmischung in vergangene Geschehnisse sprachen, als die Tür aufglitt und Sam Carter hereinkam. Sie lächelte und trat näher: „Kann ich mich setzen?“
„Natürlich.“, nickte Abby und schaute sie an, „Was meinen Sie? Ist die Anwesenheit der DRAGONFLY in diesem Zeitrahmen ein Verstoß gegen die erste temporale Direktive?“
Sams Augen verengten sich kurz nachdenklich zu Schlitzen, als sie schluckte und dann wieder lächelte: „Eine Debatte über Temporalrecht beim Abendessen? Harter Stoff.“
Abby zuckte mit den Schultern: „Ich weiß, aber … die Frage muss gestellt werden.“
„Ja“, stimmte Sam zu, legte beide Hände auf den Tisch und begann dann, mit ihnen zu gestikulieren: „Also – ich weiß nicht. Wäre die DRAGONFLY hier, wenn es nicht einen guten Grund gäbe?“
„Verraten Sie es uns.“, sagte McGee und bedachte sie mit einem neugierigen Blick. Erneut lächelte sie ihr wunderschönes 10.000 Watt Carter-Lächeln, ehe sie den Romancier in den Blick nahm: „Ich weiß es nicht, ehrlich gesagt. Als sie das erste Mal in dieser Zeit aufgetaucht ist, wollte ihr Captain verhindern, dass eine Allianz der Borg und der Goa’uld die Erde angriff.“
Die Überaschung auf Tims Gesicht war deutlich zu erkennen.
„Eine Allianz der Borg und der Goa’uld?“
„Ja“, nickte Sam, „Die Goa’uld Hathor hatte sich im Jahr 1998 mit der Borg-Königin zusammengetan, und versucht, die Erde zu übernehmen. Dies versuchten, zwei Raumschiffe der Sternenflotte zu verhindern – die DRAGONFLY und die Voyager.“
„Oh, jetzt legen Sie uns rein.“, lächelte die schöne Forensikerin und schaute Colonel Carter mit Unglauben in den Augen an. Es war ungefähr so, als würden Kinder der Mutter zuhören, wie sie ein Märchen erzählte.
Sam schüttelte den Kopf: „Nein, nein – wirklich. Fragt Cal oder Agatha, wenn ihr sie seht. Fragt sie nach der Hathor-Mission. Das war noch, bevor wir mit diesem freundlichen Verbrecher in Kontakt kamen, der Traceless heißt.“
Und wieder konnten die strahlend blauen Augen der Astrophysikerin sehen, wie die Forensikerin und der Computerexperte in wortloses Staunen ausbrachen. Ein weiteres Lächeln legte sich über ihre vollen Lippen und sie begann, zu erzählen.
 
Es war wie in einem schlechten Scherz. Tony und Ziva befanden sich in ihrem Gästequartier, hatten sich ihrer Kleidung entledigt und standen nun, wie das höhere Wesen, an das sie glaubten, sie geschaffen hatte voreinander und wollten es sich gerade unter der Dusche gemütlich machen, als Ziva bemerkte, dass aus dem Duschkopf kein Wasser kam.
Stattdessen war seit knapp 5 Minuten, seit Ziva unglaublich anmutig und gelenkig aus dem Slip gestiegen war, ein sehr komisches Geräusch zu hören. Irgendwie hatte die hübsche Israeli ein ungutes Gefühl – vielleicht erinnerte sie sich auch nur an die Sache mit Cal in der stellaren Kartographie und vielleicht war es auch nicht so schlimm – aber sie konnte sich nicht helfen: Bewusstlos in der Dusche gefunden zu werden, nackt, neben einem nicht weniger ohnmächtigen Tony, war nicht wirklich nach ihrem Gusto.
Also zogen sie sich seufzend wieder an, gingen zum Kommunikatorpanel des Replikators und riefen Agatha.

Agatha Silverbird mochte die sonische Dusche. Sie schaffte es, jede Verspannung durch einen konzentrierten Schallstoß zu lösen und es hatte natürlich auch Vorteile, dass in dieser Dusche kein Wasser verwendet wurde. So konnte man schnell duschen und war dadurch wieder fit und konzentriert. Schnell konnte man wieder in die Uniform steigen und musste keinen Aufwand betreiben, um erst wieder Haut und Haare trocknen zu können. Als sie sich gerade ihrer Kleidung entledigt hatte, meldete sich aus dem Wohnbereich der Kommunikatorenbereich des Replikators. Sie bekam davon jedoch nichts mit, wurde sie doch gerade schallbestrahlt. Was los war, bekam sie auch erst mit, als es im Wohnbereich zu einigen unschönen Wortäußerungen kam. Schnell zog sie sich wieder an, kam nach draußen und sah ein ziemliches Durcheinander. Ziva, Tony und Gibbs standen im Zimmer, einige Einrichtungsgegenstände lagen im Raum verteilt und Cal auf dem Bett, allerdings mit dem Gesicht Richtung Gibbs und ziemlich wach.
„Was ist hier los?“, fragte Agatha verblüfft und sah, dass diese Wortäußerung einen ziemlich eindeutigen Erfolg zeitigte. Cal zog die Beine an, stieß sich vom Bett ab und schoss aus selbigem quer durch den Raum, wo er aufkam, sich abrollte und etwas ergriff.
Agatha seufzte. Es war ein Phaser, den der Captain gefunden und aufgenommen hatte.

Cal und Gibbs zielten aufeinander.
 
Kapitel 18

Agatha, Cal und Ziva warfen einander einen bestürzten Blick zu, ehe sie kollabierten.


Kurz vorher
Ziva aktivierte den Kommunikationskanal und sagte laut und deutlich den Adressaten, zu dem sie durchgestellt werden wollte. Nach einigen Sekunden erklang eine genervte Stimme: „Wehe, wenn das nicht wirklich wichtig ist. Ich bin gerade mehrfach ausgeknocked worden, Ziva.“
Die hübsche Israeli wandte sich an Tony, der mit den Schultern zuckte.
„Was machst Du denn bei Agatha im Quartier, Cal?“, fragte Ziva, was den Captain zu einem Stoßseufzer animierte und der genervten Frage: „Ich wohne hier?“
Irgendwie klang eine gewisse Feindseligkeit aus den Worten des Captains, eine Feindseligkeit die man von ihm sonst nicht kannte. Ziva schaute Tony in die Augen, suchte dort nach irgendwelchen wichtigen, nennenswerten Erkenntnissen, allein, es stand dort dieselbe Ratlosigkeit geschrieben, die sie auch bei sich vermutete. Es war ja auch nunmal so eine Sache. War Traceless tatsächlich wieder auf die Erde gebeamt oder hatte Tracy den guten Captain nach unten befördert. Und, wie sah es nun aus? War das wirklich Cal oder doch nur der Formwandler Schrägstrich Bösewicht Schrägstrich (und das ließ Ziva innerlich erkennend aufseufzen) der böse Bruder von Gina? Das mit dem bösen Bruder kannte sie nur allzu gut und es würde sie gar nicht mal allzusehr erstaunen, wenn Gina, genau wie sie, Ziva, durch dieselben Verdrängungsphasen gegangen wäre, was die Bösartigkeit ihres Bruders betraf. Sie sah die hübsche Italienerin schon vor sich, wie sie sich auf die Tischplatte des Captains abstützte, ihn mit ihren blauen Augen eiskalt fixierend und sich dann abstieß, um im Büro auf und ab zugehen. Dabei würde sie die Arme in die Luft werfen und immer wieder verkünden, dass diese Information, dass ihr Bruder, Buzz Intrupper, inzwischen böse geworden war, als vollkommen lächerlich zu werten war. Sie wusste es, weil sie selbst vor ein paar Jahren genau dasselbe gemacht hatte. Zwar war es der Schreibtisch ihres Vaters gewesen und es hatte der Beziehung zwischen ihr und Eli nachhaltig geschadet, aber es war vermutlich dasselbe Prinzip gewesen. Und, nach dem was Agatha ihr erzählt hatte, war Gina vorher die Freundin des Captains gewesen. Da konnte man ja drei mal raten, was dieser Beziehung den Todesstoß versetzt hatte. Sie wusste es nur allzu gut, die Freundschaft zwischen ihr und Tony hatte nach dem Tod von Rivkin extrem gelitten.

„Ich hab keine Ahnung.“, sagte Tony in diesem Momen tund schaute die Israeli an, die mit einem „Hm?“ aus ihren Gedanken aufschreckte. Der Halbitaliener schenkte ihr ein freches Lächeln: „Du fragst dich doch sicherlich, ob es wirklich Cal ist, mit dem Du da sprichst.“
„Ist das so unglaublich?“
DiNozzo schaute sie an, sein Lächeln verschwand, er wurde ernst und legte ihr beide Hände auf je eine Schulter. Sein Blick bohrte sich in den ihren, als er den Kopf schüttelte.
„Nein, Ziva. Mir schießen genau die selben Gedanken durch den Kopf. Es ist immer wieder das gleiche, mit diesem Traceless. Wem können wir vertrauen? Wer will uns verraten?“
Sie nickte, streckte eine Hand nach seinem Gesicht aus und streichelte ihm sanft über die Wange.
„Ich weiß nur eines.“, sagte sie dann und lächelte, „Ich kann spüren, dass Du der echte Tony bist.“
Ihre Stimme war ganz sanft, beinahe hypnotisch geworden.

Tony spürte, wie sein Herz raste und beinahe vor Glück zerspringen wollte. Sie … sie war einfach so… so…
„Ziva, ich li…“
Das Schöne an Klischees ist, dass sie in knapp 90 % der Fälle sogar zutreffen. So auch hier. Gerade, als der Halbitaliener mit vor Liebe überschäumendem Herzen das Geständnis aller Geständnisse ablegen wollte, gerade, als er all seine Verteidigungen abgebaut und ihr so die Möglichkeit gegeben hatte, den wahren, den echten Anthony DiNozzo Junior zu erkennen, klingelte es an der Tür.
Und – wie es weiterhin ein schönes Klischee ist – war der Besucher auch noch ziemlich hartnäckig. Das erste Mal konnten Tony und Ziva noch ignorieren, dass es klingelte, aber bereits beim fünften Mal fielen die Beiden aus der siebten Wolke, auf der sie beide bis dahin geschwebt hatten und kamen ziemlich unsanft auf.
„Wehe, wenn das nicht wirklich wichtig ist.“, murmelte Tony, drehte sich um und ging zur Tür.

Der Anblick, der sich Tony bot, entschädigte sofort für die Störung. Zwar stand dort keine wunderschöne Frau vor der Tür, sondern der grauhaarige Special Agent Leroy Jethro Gibbs, aber der Fakt, dass er mindestens genau so genervt dreinblickte, wie sie vor ein paar Minuten, als sie festgestellt hatten, dass kein Wasser aus ihrer Dusche kam, ließ ein kurzes Lächeln über Tonys Gesicht huschen.
„Ein Wort, DiNozzo, und ich lass Dich zur Verkehrswacht im Baltimore PD versetzen.“, knurrte Gibbs und betrat unaufgefordert das Quartier.

Es ist wirklich faszinierend wie manche Geschichtsabläufe einander gleichen können. So auch hier, wenngleich Gibbs keine schöne Frau mit unter die Dusche genommen hatte. Aber auch er hatte festgestellt, dass die Dusche nur komische Geräusche von sich gab, anstatt Wasser auszuspeien und hatte sich erst einmal versucht, mit dem Chefingenieur in Verbindung zu setzen. Dieser war jedoch gerade dabei, irgendwas zu reparieren, von dem Gibbs zähneknirschend zugeben musste, tatsächlich nicht die geringste Ahnung zu haben. Selbst im Büro versuchte er, sich so selten wie möglich mit Technik abzugeben und deligierte die Aufgaben, die damit zu tun hatten, an diejenigen, die sich damit besser auskannten. Das hatte drei Vorteile. Erstens, erschien er, wenn er diese Aufgaben mit einem genervten Gesichtsausdruck an McGee weiterleitete, ziemlich badass – was ein Zusatznutzen war, wenn man das Image als „harter Hund“ pflegen wollte. Und dieses Image konnte nicht schaden.
Zweitens war es wirklich besser, wenn er die Aufgaben an die Leute weiterreichte, die sich damit auskannten, da war – das mussste Gibbs vollkommen wertefrei zugeben – die Fehlerquote geringer und drittens hatte er viel zu viel zu tun, um sich mit einem Aufbaukursus in EDV zu beschäftigen. Dieser moderne High-Tech-Krempel war einfach nicht seine Welt. Dafür die gute, alte Handarbeit – ein Mann und sein Boot. Oder was immer man baute. Handwerkliche Tätigkeiten, Deduktion, logisches Denken – das lag Gibbs und damit konnte er etwas anfangen. Wenn man sich beim Sägen versägte, dann lag es daran, dass die Hand-Augen-Koordination eventuell doch nicht so gut war, oder man sich ein wenig verkalkuliert hatte. Die Logik der analogen Welt verstand er vermutlich sogar besser, als der Rest seines Teams. Die verstanden dafür die Logik der digitalen Welt besser – besonders McGee.
Gibbs konnte sich nicht helfen, er hatte das Gefühl, dieser Blechkasten, mit dem sie in den letzten Jahren förmlich zusammengewachsen waren, hatte irgendwas gegen ihn. Es gab keinen Tag, an dem er ihn nicht mit irgendeinem sinnlosen „Ausnahmefehler“ ärgerte. Oder noch besser – mit einem „unerwarteten Fehler“. Was war das eigentlich für eine Fehlermeldung? Erwartete man die anderen Fehler? Oder was wollte man damit sagen?

Nachdem er sich damit abgefunden hatte, dass seine Dusche anscheinend Musik machte, fragte er sich, ob das Radio – so es denn eines gab – Wasser ausspieh. Und dann hatte er die Nase voll gehabt. Er hatte sich wieder angezogen und war zum Quartier von Tony und Ziva gegangen.

„Unsere Dusche singt auch mehr, als dass da Wasser rauskommt.“, murmelte Tony und seufzte, „Um mal Charlie Chang aus ‚Eine Leiche zum Dessert’`zu zitieren ‚Was ist Bedeutung von dies’.“
Direkt neben ihm stöhnte Ziva auf und ließ sich auf das Bett sinken.
„Wir sind Idioten.“, stellte sie fest und schaute Tony und ihren Chef an: „Wir sind auf einem Schiff der Föderation. Die haben keine Duschen, die Wasser versprühen. Oder – vielleicht nur gegen Aufpreis.“
„Bitte?“, fragte Gibbs und setzte sich mißmutig auf den Fußboden. Er schaute die hübsche Israeli an, die aufstand und ihn und Tony mit verzaubernd-lebhaften Augen anblickte.
„Sonische Duschen – Schallduschen. Die brauchen kein Wasser in der Zukunft.“
„Kein Wasser?“, fragte Tony und schnupperte: „Uhh, das muss nach ein paar Tagen anfangen zu riechen.“
Ziva schüttelte den Kopf: „Keine Ahnung, wie sie das hinkriegen, aber, wenn ich ehrlich bin, will ich gar nicht so genau wissen, wie das mit der Technik der Zukunft en detail funktioniert. Ich meine – nehmen wir den Replikator. Ich will nicht wissen, was die Lasagne, die Du vorhin gegessen hast, Tony, vorher war. Ich will auch gar nicht wissen, ob da überhaupt Nährstoffe drin sind.“
„Allzuviele können es nicht sein, wenn Du dir anschaust, wie die Frauen hier aussehen.“, grinste der Halbitaliener und Ziva schüttelte erneut den Kopf: „Tony, woran Du wieder denkst.“
Tony lächelte sie an – er versuchte dabei, gewinnend auszusehen. Dann räusperte sich der Chefagent, stand auf und schaute die Beiden an.
„Wenn ihr fertig seid, miteinander zu flirten, würde ich jetzt gern mit dem Kapitän dieses Kahns reden. Der wird ja wohl noch auf der Krankenstation liegen.“
„Entweder das, oder er ist in seinem Quartier, zusammen mit Agatha.“

Was nun folgte, konnte man entweder einfach nur Planlosigkeit nennen, oder es auf den Fakt schieben, dass man sich seit Tagen einem Gegner gegenübersah, der die Fähigkeit bewiesen hatte, andere Leute perfekt nachzuahmen. Gibbs begab sich, zusammen mit seinem Team ins Quartier des Captains und verlangte, dass dieser sich identifizierte.
Cal – oder Traceless – schien jedoch noch derart geschafft zu sein, dass er der Aufforderung nicht direkt nachkommen konnte, oder wollte, auf jeden Fall war er, als Agatha aus ihrer sonischen Dusche zurückkam damit beschäftigt, sich Gibbs vom Leib zu halten, der auf ihn zielte. Doch dann hatte sich das Blatt gewendet und auch der Captain – oder Traceless – eine Waffe in der Hand. Er zielte auf Gibbs und Gibbs zielte auf ihn. Ein schöner Mexican-Standoff, der jedoch allzu bald zerstört wurde, dadurch dass Ziva dem Captain den Phaser aus der Hand trat, die Waffe selbst griff und auf den Captain anlegte.
„Erm… ups?“, machte dieser und hob vorsichtig die Hände: „Nicht schießen, ich ergebe mich?“


Es gab Gelegenheiten, die waren Dr. Gina Intrupper einfach zuwider. Ein junges Pärchen mitten in der Nacht aus dem Bett zu beamen, um sie vor einem kriminellen Superhirn zu schützen, gehörte in sofern dazu, dass sie es auch nicht schätzen würde, einem Offizier der Sternenflotte nur in Unterwäsche gegenüberzutreten. Das Problem war aber, dass man nur in der Nacht diesen Transport unbemerkt durchführen konnte.

Der Transporterchef hatte den Private Riker, sowie PFC Troi und seine Frau die ganze Zeit über beobachtet, zumindest soweit es seine Kompetenzen und der Anstand erlaubten. Er, sowie Gina waren sich sicher, dass Troi und seine Frau die Anwesenheit des jeweils anderen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genossen hatten. Sei es durch eine tatsächliche Vereinigung der Beiden oder aber durch die bloße Nähe, die das Ehepaar in ein behagliches, warmes Gefühl der Sicherheit hüllte.

Weiterhin hatte der Transporterchef eine ungefähre Schätzung der körperlichen Konstitution des Ehepaars und des benachbarten PFCs Riker abgegeben, was eine genauere Dosierung des Anästhetikums, das die drei so lange in Morpheus Armen ruhen lassen würde, bis sie ausser Gefahr waren, ermöglichte.

Gina wartete in der Krankenstation darauf, dass der Teleport in die drei Biobetten vorgenommen werden würde und nach ein paar Minuten hörte sie das bekannte Singen des Transporters. Tatsächlich, auf dem Biobett am Eingang lag, gerade zu sich kommend, ein Mann, dem man die Ähnlichkeit zu Commander William T. Riker nicht absprechen konnte. Verblüfft blinzelte er die hübsche Ärztin aus blauen Augen an und fragte benebelt: „Wo bin ich?“
Weiter sollte er nicht kommen, denn Gina trat auf ihn zu, lächelte ihn beruhigend an und sagte nur ein „Schlafen Sie.“, ehe sie ihm den Injektor gegen den Nacken presste. Der Effekt trat sofort ein. Rikers Augen rollten nach oben, der komplette Körper erschlaffte und er war binnen Nanosekunden wieder eingeschlafen. Vermutlich – so dachte sich Gina – würde der PFC sich entweder gar nicht an diese Episode erinnern, oder sie für einen verrückten Traum halten. Der Teleport PFC Trois verlief genau so problemlos und hier injizierte Gina dem schlafenden Private das Betäubungsmittel, ehe er überhaupt aus seinem Schlummer erwachen konnte. Bei der als Nächstes an Bord gebeamten Misses Troi sah sie Sache allerdinds schon wieder anders aus.

Gerade, als Gina zu ihr getreten war, um sie ebenfalls wieder schlafen zu schicken, schlug die hübsche Blonde ihre blau-grauen Augen auf, fixierte die Ärztin und war so schnell auf den durchtrainierten Beinen, dass die italienische Ärztin nur verblüfft mit den Augen blinzeln konnte.
„Wo bin ich hier?“, fragte die Frau in ihrem Schlaftop und der Pyjama-Hose, ehe sie ihren schlafenden Mann erkannte.
Mit weit aufgerissenen Augen, in denen nun langsam, aber sicher Wut sichtbar war, schaute sie die blonde Ärztin an: „Was haben Sie mit meinem Mann gemacht?“
Gina atmete tief durch, konzentrierte sich auf ihre medizinische Ausbildung und hielt das Hypospray so, dass sie Misses Troi nicht direkt bedrohte, es allerdings im Zweifelsfall sofort einsetzen konnte.
„Sie brauchen keine Angst zu haben. Ihnen wird nichts geschehen.“
Misses Troi schien davon nicht unbedingt überzeugt. Sie funkelte Gina an: „Ach so – natürlich. Deswegen entführen Sie uns auch aus unseren Betten. Was haben Sie vor? Uns zu analysieren?“
Nun war die Ärztin ein wenig verblüfft: „Wieso… analysieren?“
Misses Troi stieß verächtlich die Luft aus: „Halten Sie wen anders zum Narren. Sie entführen doch seit Jahrzehnten Menschen nachts aus ihren Betten. Ich hätte nur nicht gedacht, dass sie gar nicht so… gar nicht grau sind.“
„Ma’am?“, fragte Gina verdattert und versuchte, mit schief gelegtem Kopf aus den ihr gerade genannten Informationen irgendeinen Sinn zu machen.
„Na… sie sind doch diese Greys, oder?“
„Greys?“, echote die Ärztin, schnippte dann mit den Fingern und lächelte: „Sie meinen die Asgard. Nein, mit denen haben wir nur bedingt etwas zu tun. Wir… sind Forscher, das ist wahr. Aber ich versichere Ihnen, wir sind Menschen, genau wie Sie.“
„Na klar.“, nickte Troi und schien absolut nicht überzeugt zu sein, „Und warum entführen Sie uns dann aus unserem Ehebett?“
Gina atmtete durch. Gut, das konnte jetzt ein wenig kompliziert werden, aber sie würde versuchen, ihr alles so zu erklären, dass es für Misses Troi glaubwürdig war, andererseits aber auch nicht zu viel verriet.
Sie schaute die Blonde aus ihren blauen Augen an und versuchte, ein vertrauenerweckendes Lächeln.
„Dass Sie nur schlafen, würden Sie nicht glauben, oder?“, fragte sie und nickte, als Troi den Kopf schüttelte: „War mir ja auch klar.“
„Ich bin nicht irgendwer, ich bin Diana Troi und ich schreibe für den DC-Chronicle. Und glauben Sie mir, diese Story wird erscheinen.“
„Diana Troi, ja?“, echote Gina und musste lächeln. Manche Sachen waren einfach nur zu komisch. William Troi und Diana Troi – natürlich. Es war klar, dass sich gewisse Variablen so – oder so ähnlich – wiederholen würden, aber dass ein späterer William Riker eine Deanna Troi heiraten würde – das war nur zu komisch.
„Warum lächeln Sie so dämlich?“, zischte Diana Troi und funkelte sie aus grauen Augen an, „Ich kann Sie mit einem einzigen Fingerschnippen erledigen. Wenn ich mit Ihnen fertig bin, kriegen Sie kein Bein mehr auf den Boden. Lassen Sie mich lieber hier raus, oder ich…“
So langsam, aber sicher ging die hübsche Journalistin der Ärztin auf den Geist. Und wenn man sie nicht mit einem Hypospray ruhigstellen konnte, musste man halt andere Möglichkeiten ergreifen. Hatte Diana da nicht gerade etwas von „Fingerschnippen“ gesagt?
Ein leises, böses Lächeln legte sich auf Ginas volle Lippen. Oh – die Ironie würde sowas von deutlich werden.

Nach ein paar Minuten war die junge Journalistin ganz friedlich. Gina bohrte ihren Blick weiter in die nun immer glasiger werdenden Augen der Frau und fuhr sanft über die Punkte, die sie beim Training mit Agatha perfektioniert hatte. Beruhigend sprach sie die letzten Worte, bei denen sie ihre Stimmmodulation inzwischen in einen hypnotischen Singsang verändert hatte. Dann schnippte sie mit den Fingern und sah, wie Dianas Kopf auf ihre Brust sank.
Vorsichtig streckte sie ihre Hand nach der hypnotisierten Frau aus, ergriff sie und führte sie zum Bett, sie sanft auf dieses legend und ihr erklärend, was sie gerade vor ihrem inneren Auge sah. Dann – nur um sicher zu gehen – presste sie ihr den Injektor gegen den Hals, was sie Frau schläfrig aufstöhnen und dann komplett erschlaffen lies.
Gina berührte vorsichtig den Kommunikator: „Intrupper an Silverbird?“
„Lass hören.“, erklang Cals Stimme.
„Unsere drei Babys schlafen.“, erklärte sie und runzelte verblüfft die Stirn: „Warum schläfst Du eigentlich nicht?“
„Ich wurde etwas unsanft geweckt.“, hörte sie die amüsierte Stimme des Captains, „Und ich erwarte dich mit deinem Medokoffer in unserem Quariter.“
„Hat sich wer verletzt?“, seufzte die Ärztin und hörte, wie nun auch Cal seufzte: „Ja, ich bin mit dem Kopf gegen – is ja auch egal. Ich hab ne schicke Platzwunde, wenn Du dich mal darum kümmern würdest.“


Kurz vorher
„Erm… ups?“, machte Cal und hob vorsichtig die Hände: „Nicht schießen, ich ergebe mich?“
Dann lies er seinen Blick zwischen Ziva, Tony und Gibbs hin und her sausen und wandte sich schließlich an die gerade aus der sonischen Dusche kommenden Agatha.
„Hey Schatz“, lächelte der Captain ihr zu, „Wie geht’s denn so?“
„Wäre ich jetzt Commander Offensichtlich würde ich sagen ‚Du bist wach’“, schenkte die XO dem Captain ein Lächeln, dann schaute sie zu ihren Gästen: „Wenn Ihr beim nächsten Mal vorbeikommen wollt, sagt vorher bescheid. Stellt euch mal vor, ich wäre nackt gewesen.“
„Tun wir gerne, Agatha.“, schoss Cal dazwischen, stockte und verpasste sich selbst einen Schlag mit der flachen Hand auf den Hinterkopf, sie anschauend: „Sorry.“
Die XO rollte mit den Augen – dann räusperte sich Gibbs. Das eine hat mit dem anderen nicht viel zu tun, ist aber der präzise Ablauf der Geschichte. Erst rollte Agatha mit den Augen, dann räusperte sich Gibbs.
„Wir haben eigentlich nur zwei Fragen – die erste: Warum singt unsere Dusche. Die haben wir schon beantwortet. Aber die wichtigere ist – wer ist er hier?“
Damit schaute Gibbs über den Lauf seiner Waffe zu Cal, der mit einem „Oh for crying out loud“ seinen Kopf gegen eine Querverstrebung schlug. Dies tat er leider so gründlich, dass er kaum, dass er den Kopf von der Querverstrebung nahm, eine schöne Platzwunde sein eigen nannte. Benommen taumelte er nach hinten, ließ sich auf den Hosenboden nieder und seufzte: „Jack passiert das nie.“


Jetzzeit
Gina fuhr mit dem Hautregenerator über die Platzwunde und schaute den Captain mißbilligend an: „Sowas macht man auch nicht. Das ist schmerzhaft.“
„Da wär ich nie drauf gekommen“, stöhnte der Captain und schaute sie an: „Hast Du nicht noch irgendwelche Schmerzmittel für mich?“
Gina schüttelte den Kopf: „Meine Oma sagte immer: ‚Doof bleibt doof. Da helfen keine Pillen und keine Medizin.’ Ich kann dir also nichts gegen die Schmerzen der Dummheit geben. Aber – ich bin sicher, Agatha kann dir helfen. Frag sie einfach.“
Der Captain schaute sie an, legte überlegend den Kopf schief und dann erhellte sich sein Gesicht: „Du meinst wie in…“
Gina nickte.
„Ich sehe, wir verstehen uns.“
Damit wollte sie gehen, doch Gibbs versperrte ihr den Weg.
„Wir würden gerne erstmal wissen, ob das wirklich Cal ist.“
Die Ärztin zuckte mit den Schultern: „Seine Schläfe blutete. Was wollen Sie noch?“
„Als ich den anderen Cal erschossen habe, hat er auch zunächst geblutet.“, lies sich Ziva vernehmen und der Captain hob verblüfft beide Augenbrauen: „Du hast mich erschossen?“
Die hübsche Israeli zuckte mit den Schultern: „Naja, warst ja nicht du. Zumindest – glaube ich das.“
„Hey“, sagte Cal und wollte gerade aufstehen, als er sich der Querverstrebung, unter der er saß, gewahr wurde. Schnell trat er einen Schritt nach vorne und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
„Ich … woher warst Du sicher, dass ich das nicht war.“
„Du hast den Hinweis doch selbst gegeben.“, lächelte Ziva, „’Anführer’.“
Cal schaute sie verblüfft an: „Sag bloß, der Hinweis kam an.“
„Ich les auch Conan.“, sagte Ziva, mit einem weiteren Lächeln, „Ich dachte, das wüsstest du:“
Der Captain schaute sie an, und sein verwirrter Gesichtsausdruck wich einem strahlenden Lächeln: „Und ich hab schon gedacht, das Ding wär zu schwer zu knacken gewesen. Ich sah mich schon als Traceless-Duplikat in Stasis liegen.“
„Wo Du auch immer noch landen könntest, wenn Du uns nicht endlich erzählst, woran wir feststellen können, dass Du du bist.“
Cal rollte mit den Augen, sah von einem zum Anderen und sagte: „Ich weiß, das ist jetzt der an den Haaren herbeigezogenste Beweis, den man sich vorstellen kann – aber ich werde es mal versuchen.“
Damit lächelte er Ziva an: „Wonder Woman, fessel mich doch in deinem Lasso der Wahrheit.“
Die hübsche Israeli zog die Stirn kraus.
„Seit wann stehst Du auf Fesselspiele?“, fragte sie und Agatha räusperte sich: „Wenn ich da mal dazwischen gehen dürfte? Wonder Woman hat das goldene „Lasso der Wahrheit“, womit man Menschen dazu bringen kann, dass man die Wahrheit sagt.“
„Ah…“, machte Ziva, „Und das soll uns jetzt helfen? Ich meine, vielleicht hat auch Traceless diese Comics gelesen?“
„Nein, hat er nicht.“, sagte Gina und schaute die Israelin an: „Mein Bruder hält Comics für wertlosen Zeitvertreib.“
Damit blickte sie zu Cal: „Zumindest bin ich geneigt, ihm mehr zu glauben.“
„Das freut mich.“, lächelte der Captain und schaute zu Agatha: „Aber noch schöner ist, dass mir meine M.J. glaubt.“
Die hübsche XO schüttelte ihre roten Haare, schaute den Captain an und stemmte eine Hand in die Hüfte: „Und wer sagt Dir, dass ich nicht Traceless bin?“
„Dein hypnotisierendes Funkeln in den Augen, meine Liebste. Das hast nur du. Das kann man nicht duplizieren.“
Damit ging er auf sie zu, schlang seine Arme um ihre Hüfte und schaute sie an: „Und ausserdem, kannst Du nur Agatha sein, weil ich das folgende nie mit einem Mann machen würde.“
Und schon hatte er sie gegriffen und ihr einen Kuss auf den Mund gedrückt.
Als sie sich voneinander lösten, grinste Agatha Cal an, wie eine Katze, die einen Kanarienvogel verschluckt hatte: „Schöne Art der Beweisführung, mein Captain. Aber ich bezweifel, dass das vor Gericht standhalten würde.“

Elegant schwebte das Föderationsraumschiff, dessen rot-blauer Warpantrieb durch die deuterium-graue Hülle einen Eye-Catcher-Charakter hatte, ausserhalb der Möglichkeiten der Erde, die DRAGONFLY mit ihren Ortungsmethoden zu erfassen. Zwar schmälerten einige Hüllenbrüche nach dem Gefecht mit den Goa’uld und der Explosion in der Arrestzelle das schnittige Aussehen, aber, wenn man die DRAGONFLY wirklich gedanklich in eine Frau verwandeln wollte, ließen die Schrammen, Kratzer und Wunden, die ihr beigebracht wurden, den Fakt, dass sie immer noch stolz und aufrecht stand, sie zu einer stolzen Kriegerin verwandeln.
Die GEORGE HAMMOND , die inzwischen ebenfalls soweit repariert worden war, dass sie aus eigener Kraft fliegen konnte, schwebte neben ihr und man konnte eine gewisse Aufbruchstimmung spüren.

Sam hatte gerade davon erzählt, wie sie und der Kommandant der DRAGONFLY sich das erste Mal getroffen hatten. Damals war es ihr verrückt erschienen, ein so junges Personal ins Weltall zu entsenden und dem Wutausbruch des damaligen Colonels O’Neill konnte sie nur aus vollem Herzen zustimmen.

Calvin selbst hörte laut Musik über seinen Walkman und ein Bleistift als Mikrophon benutzend, sang er laut den Refrain mit.
Janeway sah Carter an. „Der ist immer so.“, erklärte sie und man konnte deutlich hören, dass sie ein wenig genervt klang. Die schöne Astrophysikerin wandte sich ihr zu und fragte: „Diese Kinder und Sie anderen. Was machen sie?“

Dazu muss gesagt werden, dass der Begriff „Kinder“ ein etwas dehnbarer Begriff war, denn der Captain war zu diesem Zeitpunkt knappe 17 Jahre alt – zwar immer noch mitten in den Flegeljahren, aber, man konnte sagen, dass er aus dem Gröbsten raus war. Da war allerdings das Verhalten, das selbst die 16 jährige Rothaarige neben ihm, die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lies.
 
Last edited:

„Wir erforschen das Weltall.“, erklärte Janeway, was O’Neill dazu brachte, sich abrupt zu ihr herumzudrehen. In seinen Augen standen Flammen und Sam, die neben ihm saß, konnte sich nicht helfen – sie gab ihm recht.
„Und dazu benutzen sie Kinder?“, eruptierte der Colonel. Janeway hob beschwichtigend beide Hände: „Wir benutzen sie nicht, sie sind freiwillig in ein Raumschiff gestiegen!“
„Natürlich. Genau wie auf Orban Kinder ‘freiwillig’ zu gehirnlosen Zombies wurden!“
Man konnte dem Colonel anmerken, dass die Sache mit den Orbanern und vor allem der jungen Merrin ihm, knappe zwei Monate nach den Ereignissen, immer noch nahe ging.
„Nein, Colonel.“, sagte Agatha mit einer sanften, abgeklärten Stimme, „Wir sind tatsächlich freiwillig losgeflogen.“
O’Neill sah ihr in die Augen: „Ja, klar. Wer weiß, was diese Leute mit euch gemacht haben. Eine Prise Nish’ta hatte aus uns damals Sektierer gemacht. Glaub mir, wir kennen uns mit Gedächtnisveränderung aus.“
Cal meldete sich zu Wort. „Was? Sie sind in Kontakt mit einer gehirnmanipulierenden Droge gekommen und konnten sich befreien? Sie müssen alle unglaublich willensstark sein.“, sagte sie.
„Mit der richtigen Technik ist alles möglich!“, konnte sich O’Neill nicht verkneifen.



Sam lächelte Abby und Tim an, die wie gebannt an ihren Lippen hingen. Dann räusperte sich die hübsche Laborgoth: „Aber – hättet ihr nicht völlig aus dem Häuschen sein müssen, wenn da plötzlich ein Föderationsraumschiff auftaucht?“
„Das wären wir wohl gewesen.“, wiegte Sam ihren Kopf mit den verzaubernd-funkelnden blauen Augen hin und her und ihr 1000-Watt-Carter-Lächeln wurde noch intensiver; „Aber wenn man selbst durch so etwas wie ein Stargate geht, kann einen nichts mehr schocken. Und ob ihr es glaubt, oder nicht. Janeway war so klug, uns darauf anzusprechen. Sie ist nicht so, wie SF-Debris sie hinstellt.“
Dieser Satz hatte gesessen, denn Sam konnte erkennen, dass um Tims Mundwinkel ein verräterisches Zucken stattfand und in seinen Augen eine Mischung aus Unglaube und Verwirrtheit miteinander rang.
„Meint Ihr, ich schau mir die Internet-Reviewer-Szene nicht an?“, lächelte Sam, „Natürlich, wenn ich Zeit habe, werfe ich einen Blick darauf.“
Sie nahm einen weiteren Schluck ihres Diät-Drinks, den sie mit den Worten „Der schmeckt einfach besser“ bestellt hatte, ehe sie sich wieder an ihr Publikum wandte: „Wie schon gesagt – Janeway hat uns gefragt, warum wir nicht allzu verblüfft reagierten und Daniel hatte es ihr dann erklärt. Sie kam zum Schluss, dass es die Zeitlinie noch mehr verändern würde, wenn man nun darauf achtete, ob irgendjemand Informationen in die Vergangenheit weiterleitete.“
„Versteh ich nicht.“, meinte eine, sich plötzlich dazusetzende Tara King und schaute Sam an. Diese schenkte ihr ein Lächeln und reichte ihr die Hand: „Tara, schön dass Du es einrichten konntest.“
„Ja und ich will auch nicht hetzen, aber – die Sache mit Bastet hat das SGC in Aufruhr versetzt. General O’Neill bittet darum, dass wir beide bald zu einer Besprechung kommen mögen. Und ich soll Captain Cat entweder alles sagen, oder ja nichts.“
Sam schaute ihre Offizierin an, zwinkerte ihr zu und sagte, mit einem leicht amüsierten Lächeln: „Erzähl es ihm. Ich bin sicher, er wird mit runterkommen wollen.“
„Aber haben wir nicht andere Sorgen?“, meldete sich Tim, „Ich meine, auf der Erde treibt sich dieser Traceless rum, und keiner weiß, was er vor hat, oder wer er ist.“
„Keine Sorge, ich passe auf den Captain und seine XO auf.“, sagte Sam und zwinkerte Tim zu: „Ausserdem bin ich sicher, dass der General auch die Meinung von Ihnen hören will.“
„Jaja“, sagte Abby und wirkte ein wenig ungeduldig: „Aber warum würde es noch mehr Schaden an der Zeitlinie verursachen, wenn von heute auf morgen keine Informationen mehr in die Vergangenheit – also unsere Gegenwart – kommen würden?“
Die hübsche Astrophysikerin lehnte sich zurück und seufzte genießerisch. Es tat so gut, einfach nur mal die letzten Jahre aufzuarbeiten.
„Also – die Kurzfassung: Man musste einen guten Moment abpassen. Das späte zwanzigste Jahrhundert ist so häufig von Zeitreisenden besucht worden, dass die temporale Barriere dort ungefähr so löcherig ist, wie ein schweizer Käse. Ausserdem gibt es dort fünf große parallele Zeitströme.Der eine setzt in den frühen zwanziger Jahren ein. Sagt euch die Star Trek-Episode „City on the edge of forever“ etwas?“
Tim nickte: “Du …”
Sofort bemerkte er, was er da gerade getan hatte, und verstummte Schlagartig, was Sam zu einem glockenhellen Lachen brachte: “Duz mich ruhig. Erstens sind wir alterstechnisch so weit nicht auseinander, zweitens erlaube ich es dir, drittens ist dies eine Fanfiction und daher nicht Canon und viertens würde ich es Dir sogar im Canon erlauben, Tim.“
Der Informatikfachmann schluckte, schaute Sam dann an und holte erneut Luft: „Du meinst also die Folge, in der Kirk und Spock in die Zwanziger reisen um McCoy zu finden?“
„Ja, und wenn sie nicht in die Vergangenheit gereist wären, hätte der gute Doktor eine Frau namens Edith Keeler gerettet, was unschöne Konsequenzen gehabt hätte. Das ist ein paralleler Zeitstrom. Ein weiterer setzt ein paar Jahre später ein – im Krieg. Ihr erinnert euch an die Folge „Sturmfront“?“
„Aus „ENTERPRISE?“, fragte Abby und Sam nickte: „Genau. Das ist der zweite große Zeitstrom. Ein Dritter waren die ‚Eugenischen Kriege’, die eigentlich in den 90ern hätten stattfinden sollen und mit der Verbannung Khan Noonian Singhs von der Erde geendet hätten. Einen Vierten verursachte der Systemlord Ba’al, als er das Schiff, welches das Stargate von Ägypten nach Amerika hätte bringen sollen, versenkte. Ein Fünfter wurde durch den Absturz des Raumschiffes AEON verursacht, das diese Zeitlinie, mit ihrem Computerzeitalter in den 90ern verursachte.“
Der Informatikfachmann blickte die hübsche Astrophysikerin verdattert an, versuchte sich Zahlen und Daten zu merken und damit klar zu kommen – Abby nickte nur verstehend und beugte sich dann vor: „Und wenn man nun noch eine Veränderung vornehmen würde – im ausgehenden zwanzigsten, frühen 21. Jahrhundert würde es zu Komplikationen kommen.“
„Exakt.“, sagte Sam, „Anzeichen davon, was passieren könnte, habt ihr offenbar schon erlebt.“
„Ja, einen Haufen Paralleluniversumsbewohner, die hier auftauchten.“, erklärte Abby, „Aber es war eigentlich ganz lustig.“
„Soso“, lächelte Carter und beugte sich wieder vor: „Ich bin neugierig – wollt ihr es mir erzählen?“
„Gerne.“, sagte Abby und begann.

Es gab Momente, in denen sich Leroy Jethro Gibbs vom Schicksal verfolgt fühlte – oder auf den Arm genommen. Gerade war es Letzteres. Cal hatte sich gerade durch einen alten Trick zu identifizieren versucht und irgenwie gelang dieser sogar, weil selbst er geneigt war, ihm zu glauben. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass Gibbs sich sicher war, dass er sich auf seine Leute verlassen konnte. Er selbst hatte immer ein sehr starkes Bauchgefühl und dieses verriet ihm zwar, dass die Sache nicht ausgestanden war, Traceless aller Wahrscheinlichkeit nach aber nicht mehr an Bord weilte. Dies bedeutete, dass dieser Cal der echte war.
Und gerade, als er beschlossen hatte, diesen Fakt zu aktzeptieren, meldete sich die Türklingel. Mit einem „Herrein“ von Cal und Agatha glitt die Tür beiseite und gab den Blick auf eine junge Brünette, allerhöchstens Anfang zwanzig frei. Sie nickte in die Runde.
„Captain Cat, Commander Silverbird, und die Special Agents Gibbs, David und DiNozzo? Ich darf Sie bitten, sich nach Washington D.C. zu begeben.“, sagte die Frau und salutierte dann: „Lieutenant Tara King meldet sich wie befohlen.“
„Moment mal.“, sagte Tony und schaute die hübsche Brünette verblüfft an: „Wer hat befohlen, dass wir uns da einfinden sollen?“
Tara schaute ihn an und ihr Blick verriet keinerlei großartige Regung: „General Jack O’Neill von Homeworld Security.“
„Tatsächlich?“, grinste Cal breit, „Darf ich mich dann wieder darauf freuen, dass wir mal wieder durchs Gate gehen?“
Die hübsche Brünette schüttelte den Kopf: „Dazu wird es vermutlich nicht kommen, Sir. Aber Sie werden sich sicherlich auch so auf ein weiteres Gespräch mit dem General freuen.“
„Worauf Sie Gift nehmen können, Lieutenant King.“, sagte der Captain und wandte sich an Agatha: „Wollen wir, Schatz?“
„Lass uns wollen.“, erwiderte sie.
Damit betätigte die attraktive XO ihren Kommunikator, räusperte sich und sagte: „Silverbird an Intrupper. Wir beamen uns gleich zu General O’Neill herunter.“
„Ich verstehe.“, erwiderte die Ärztin, „Habt Ihr eigentlich schon eure Tri-Ox-Impfung erhalten?“
„Tri-Ox?“, echote Cal und hob fragend eine Augenbraue. Ziva tat unbewusst das gleiche, schaute Cal an, dann zu Agatha und plötzlich verstand sie. Natürlich – das war eine logische Schlussfolgerung. Sie wandte sich dem Captain zu und zuckte mit den Schultern: „Ich nehme an, dass die Luft hier dicker ist, als auf der Erde?“
Nuns chaute auch Tony sie überrascht an. Ziva erwiderte seinen Blick, zuckte mit den Schultern und lächelte ihn an.
Sie beugte sich vor, stellte sich auf die Zehenspitzen um den Größenausgleich zu bewerkstelligen und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich erkläre es Dir später, Tony.“

Es war doch eine etwas merkwürdige Situation, als die Tür aufglitt und Tony DiNozzo Tim und Abby sah, die sich mit einer blonden Frau unterhielten, die aussah, als wäre sie eine Zwillingsschwester von Helen Magnus.
„Sam.“, lächelte plötzlich Cal neben ihr und schaute sie an, „Das is doch mal schön, dass Du uns mit nach unten begleitest.“
Die Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Ich musste sowieso runter, da kann ich auch mit euch nach unten beamen.“
„Det is wohl wahr.“, machte der Captain und drehte sich um, als er das pneumatische Zischen der Tür hörte und Gina Intrupper auf ihn zukommen sah.
Die Italienerin lächelte ihn freundlich an: „Keine Panik, es wird nicht weh tun.“
Damit hatte sie ein Hypospray gezogen und Cal den Injektor gegen den Nacken gepresst.
„Au!“, machte dieser, schaute Gina vorwurfsvoll an und fragte: „Hast Du nich gesagt, dass ich nichts merken würde?“
„Nein, ich sagte, es würde nicht wehtun.“, korrigierte die Ärztin ihn, mit einem amüsierten Zwinkern, was der Captain mit einem „Hat es aber“ kommentierte, und damit, dass er sich über die Stelle rieb, die gerade nähere Bekanntschaft mit dem Injektor gemacht hatte.
Tony konnte sich das alles nicht vorstellen. Dieser Mann war - formal und ganz ohne jegweden bösen Absichten betrachtet – ein Vollidiot. Vermutlich wäre ein Kind noch eher geeignet gewesen, ein Raumschiff zu kommandieren, als er.
Es war einfach nur faszinierend. Dieser Mann trug die Verantwortung für Hunderte von Leben und war mit sowas einfachem und banalem wie einer Spritze überfodert, die…
„AU!“, machte nun auch Tony und schaute die Ärztin verblüfft an.
Okay – es tat tatsächlich weh. Oder besser gesagt: Die Injektion kam sehr überraschend.
Kurz glaubte er, das seine Sicht verschwömme, aber gerade, als er sich an der Konsole festhalten wollte, ging es wieder.
„Was war das?“, fragte er und Ziva, die gerade die Hand von ihrer Stirn nahm, schaute den Agenten an. „Tri-Ox.“, erklärte sie und zuckte mit den Schultern: „Ich glaube, das gehört dazu, damit wir keine unangenehmen Überraschungen auf der Erde erleben.“
„Hoffentlich.“, ließ McGee verlautbaren und schüttelte den Kopf, nachdem Gina ihm die Injektion verabreicht hatte, „Mein Bedarf an Überraschungen ist für heute sowas von gedeckt.“
Und dann passierte etwas, womit eigentlich schon wieder fast jeder gerechnet hatte. Gina ging auf Abby zu, die sie anschaute, auf und ab hüpfte und fragte: „Darf ich mir das selbst injizieren? Das wäre cool.“
Die Ärztin warf einen Blick auf irgendeine Anzeige, nickte dann grinsend und überreichte der hübschen Goth den Injektor. Beinahe erfurchtsvoll betrachtete diese das Gerät, drehte es dann und injizierte sich die letzte Dosis Tri-Ox. Kurz wankte sie, schüttelte den Kopf und schaute McGee an: „Wow, das war cool.“
Dieser schaute sie an und grinste schief: „Cool ist nicht unbedingt das Wort, das ich dafür im Sinn hatte.“

Homeworld Security .
Hier wurden Entscheidungen von globaler Relevanz getroffen, hier wurde die Sicherheit der Erde geplant und verteidigt. Es war wie Will Smith mal über die Men in Black gesungen hatte: „We're your first, last and only line of defence against the worst scum of the universe“
In diesem Fall war der schlimmste Abschaum des Universums eine Rasse von Parasiten, die sich in Menschenkörpern einnisteten, um Götter zu spielen.
Und im Gegensatz zum Hauptquartier der Men in Black aus dem Film, war dies hier ganz bestimmt nicht LaGuardia Airport in New York. Nein, dies war ein eigentlich recht unscheinbar wirkendes Gebäude im Herzen von Washington.
Sam konnte sehen, wie das Gesicht Captain Cats eine gewisse Enttäuschung verriet, aber – was hatte er erwartet? Ein großes Gebäude, das mit leuchtenden Buchstaben darauf hinwies, dass hier die Sicherheit der Erde verteidigt wurde?
Eines ihrer berühmten strahlenden Lächeln umspielte ihre Lippen und Amüsement funkelte in ihren grau-blauen Augen.
„Nicht ganz das, was Du erwartet hattest, oder?“, fragte sie, klopfte dem Offizier mitfühlend auf die Schulter und ging auf den Eingang zu. Hier hatte Sam die Führung.


Gibbs sah weder Sinn noch Nutzen darin, sich ‚vorzudrängeln’. Erstens war es nicht sein Stil, zweitens mochte er es, wenn jemand auf dessen Gebiet führend war oder sich zumindest auskannte – solange er nicht in irgendein sinnloses technologisches Geblabber verfiel, das kaum einer verstand – und drittens musste er zugeben, dass er von den Dingen, die hinter der Tür von Homeworld Security lagen, keinen blassen Schimmer hatte. Und es war eigentlich interessant. Noch vor knapp 3 Wochen hätte er nicht einmal im Traum daran gedacht, dass Raumschiffe, Ausserirdische, Zeitreisende und Formwandler existierten. Und noch vor 3 Wochen wäre es ihm egal gewesen, was dort draußen, hinter dem Rand des Sternenlichts – oder auch „beyond the rim of the starlight“ - geschah. Wann immer man ihm erzählt hätte, dass jemand von Ausserirdischen entführt worden war, oder dass sich „beyond the rim of the starlight“ Dinge abspielten, die so wundervoll, so erschreckend waren, dass man an seinem eigenen Verstand zweifelte, er hätte diesen Menschen für verrückt erklärt.
Ja – natürlich hatte er, Gibbs, die Mondlandung gesehen und die berühmten Worte von Neil Armstrong inzwischen oft genug gehört. Die Meldung, dass das Shuttle von Captain William ‚Buck’ Rogers in den unendlichen Weiten verschwunden war, hatte er auf dem Weg zum Stützpunkt gehört und anschließend Shannon in die Arme genommen. Auch andere Katastrophen im Zusammenhang mit dem Raumfahrtprogramm hatte er mitbekommen und wäre niemals auf die Idee gekommen, dass all dies irgendwann mal darin gipfeln würde, dass er mit zwei Offizieren einer Sternenflotte, die es offenbar doch gab, obwohl sie fikitiv war, unterwegs wäre, um einen Verbrecher zu fangen. Und dann stand die attraktive Blonde vor ihm und bedeutete ihm, dass man hier seine Waffen konfiszieren würde.

Ziva waren Geheimgesellschaften nicht unbekannt und der Fakt, dass sie durch McGee einige Star-Trek-Folgen gesehen hatte, ließen sie all die Fakten, mit denen sie auf der DRAGONFLY konfrontiert gewesen war, recht schnell begreifen. Es war einfach nur faszinierend, diese Halle zu sehen, durch die sie gerade schritten.
Sam Carter ging mit der natürlichen Autorität, die ihr innewohnte voran, kannte jeden Winkel und salutierte jedem Soldaten, der ihr entgegen kam, zu. Dann erreichten sie einen großen Konferenzraum, in dem genug Platz war, um sie alle zu beherbergen.
Der Mahagoni-Tisch musste teuer gewesen sein, und sie fragte sich gerade, ob die Steuergelder auch hier hineinflossen. Es würde sie nicht wundern, wenn diese gesamte Geheimgesellschaft, die sich die Präsidenten der USA seit einigen Jahren leistete, nicht auch zum Teil mit der bekannten Lehman-Brothers-Pleite zu tun hatte. Und der beste Weg, Unsummenausgaben zu verschleiern, war tatsächlich, eine Bank für sowas haften zu lassen.
Sie nahm platz und fühlte, wie der Stuhl sich an ihre Körperform anpasste.
Kurz lehnte sie sich zurück, als sich die Tür schloss und Stille einkehrte.

Die Stille legte sich betäubend über die Köpfe der Anwesenden, wie ein mit Chloroform getränktes Tuch. Zuerst versucht man, sich dagegen zu wehren, aber bald scheint man keine Chance mehr zu haben. So ähnlich war es mit der hier vorherrschenden Stille.
Dann öffnete sich eine weitere Tür, und allein die Lautstärke des Öffnens konnte gut und gerne mit einer Explosion konkurrieren. Als die Tür sich wieder schloss, folgte Ziva dem den Raum betretenden Mann, der in eine blaue Air-Force-Uniform gekleidet war und ein militärisch-zackiges Verhalten an den Tag legte. Doch irgendwas war da – sie konnte es nicht ganz wahrnehmen, aber es fühlte sich so an, als ob dieser Mann die militärische Zackigkeit nur als eine Art Fassade, eine Art Maske trug.
Unbewusst verkrampfte sie sich und Tony schaute sie an.
„Alles in Ordnung?“
Ihr Atem ging schneller, sie hatte das Gefühl, in eine Falle gelaufen zu sein, aber … offenbar war sie die Einzige.
Vielleicht bilde ich mir das alles nur ein? , dachte sich Ziva und nickte dann Tony zu: „Natürlich, DiNozzo. Warum fragst du?“
Dann wandte sie sich wieder zu dem Mann, der sich nun an den Kopf des Tisches setzte und sie alle der Reihe nach anblickte. Der blonde Schopf Sams, war kurz ihr zugewandt – Zeichen dass sie sich mit dem Mann unterhielt – und auch, wenn sie nicht verstand, was der Mann sagte, signalisierte die Körperhaltung Sams, dass sie zwar aufmerksam, aber eigentlich entspannt war.
„Soso.“, machte der Mann plötzlich und seine braunen Augen schienen jeden in diesem Raum kurz zu durchleuchten. Dann beugte er sich vor und fixierte den Captain, der zwei Plätze neben ihr saß.
„Ich sitze in meinem Büro, denke an nichts Böses und plötzlich werde ich darüber informiert, dass ein Föderationsraumschiff im Orbit schwebt.“, sprach der Mann und warf dem Captain ein ironisches Lächeln zu: „Könntest Du vorher bescheid sagen, wenn Du deine Schrottkiste parkst, Cal?“
Der Captain wandte sich ihm zu. Da Ziva hinter ihm saß, konnte sie das Mimenspiel des Offiziers nicht sehen, aber die Stimme Cals klang amüsiert: „Hey, immerhin sehen wir besser aus, als eure plattgetretenen Zerstörer, Jack.“
Kurz umwölkte irgendwas, was sie nicht ganz erfassen konnte, den Blick des Generals, dann lehnte er sich zurück und betrachtete den Captain und seine XO: „Ihr habt also tatsächlich mal wieder Krieg angezettelt, ja?“
Cal schüttelte verwirrt den Kopf und auch Agatha schien überrascht zu sein.
„Krieg, Jack?“, fragte sie.
General O’Neill lehnte sich wieder vor, die Ellbogen auf den Mahagoni-Tisch gestützt, und schaute die beiden Starfleetoffiziere an. Er nickte ernst.
„Wir haben gerade ein Kommunique von Anise erhalten.“
„Anise?“, echote Cal, „Wie geht’s ihr denn? Trägt sie immer noch so wenig?“
Kurz umspielte ein Lächeln die Gesichtszüge des Colonels, ehe er antwortete:
“ Wie es aussieht, haben einige Tok’ra-Spione bei den Goa’uld erfahren können, dass die Würmchen wieder mobil machen.“
Nun war es an Cal, sich zurückzulehnen. Er schlug sich beide Hände vors Gesicht und stöhnte in sie hinein, was der Stimme einen hohlen Klang gab.
„Oh Gott.“, machte er, nahm dann die Hände wieder vom Gesicht und betrachtete erst Sam, dann Jack: „Gibt es eine Möglichkeit, die ganze Sache…“
Der General nickte: „So wie ich das verstanden habe, ist Dakara – ihr wisst schon, die gewählte Heimatwelt der freien Jaffa-Allianz – der Dreh- und Angelpunkt. Wenn Dakara fällt, haben die Goa’Uld wieder ihre Jaffa-Diener und können in beeindruckender Truppenstärke aufmarschieren.“
Sam beugte sich vor: „Ich kann die GEORGE HAMMOND in einigen Stunden flugbereit haben.“
Jack schüttelte den Kopf: „Negativ. Das dauert zu lange. Die HAMMOND bleibt für weitere Reparaturen im Trockendock. Wir werden das Gate nehmen.“
„Wir?“, echote Cal und schaute den General fassungslos an: „Jack, hältst Du das für klug?“
„Wann hab ich je das ‚kluge’ getan?“, gab der General eine Gegenfrage.
„Das ist wohl wahr:“, zuckte der Offizier mit den Schultern, „aber…“
Er stockte und schaute seine XO an.
„Hast Du mich gerade getreten?“, fragte er und Agatha deutete nach draußen: „Wenn ich dich mal kurz sprechen dürfte?“
Irgendwas in ihrer Stimme schien keinen Aufschub zu dulden. Sie griff die Hand des Captains und ging.
Was da wohl los war?
Sam und Jack tauschten ebenfalls verwirrte Blicke.
Dann stand Ziva auf: „Wenn Sie mich entschuldigen… wo ist die Toilette?“
„Dritte von links.“, sagte Sam, „Wir warten, bis ihr alle wieder da seid.“

Natürlich musste Ziva nicht wirklich aufs Klo, aber sie war neugierig und wollte wissen, was so wichtig war, das Agatha wieder einschritt. Also folgte sie den beiden Offizieren, langsam, vorsichtig, mit den Schatten des Gebäudes verschmelzend. Dafür war sie trainiert, dafür hatte sie den richtigen Körperbau und die Möglichkeiten, sich zu bewegen. Bald hatte sie einen guten Ort erreicht, von dem sie die Unterhaltung des Captains und der XO mithören konnte.
„… halte das für keine gute Idee, Gathy. Sie haben uns gerettet.“
„Du weißt, dass es keinen anderen Ausweg gibt? In den Geschichtsbüchern steht es so.“, sagte Agatha und man konnte deutlich hören, dass sie mit sich einen Kampf ausfocht, „In den Geschichtsbüchern steht, dass die dritte Schlacht um Dakara die sein wird, bei der SG-1 einen letzten heroischen Kampf abliefert.“
„Wir wissen nicht, ob sie wirklich sterben.“, erklang die Stimme des Captains, aus der Tonnen von Zweifel sprachen, „Und es wäre ein Leichtes, sie zu retten.“
„Ja, aber dann müsstest Du auch in die Vergangenheit, und Captain Stone retten. Du weißt, dass wir das nicht tun können.“, hörte Ziva mit immer schneller werdendem Atem die Stimme Agathas, die nicht glücklich damit klang, was sie gerade tat.
„Agatha – ich will SG-1 nicht ins Verderben schicken.“
Ziva beugte sich aus ihrem Versteck und sah, wie Cal seine Freundin griff und seinen Kopf gegen ihre Schulter barg.
Sie legte ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken, streichelte ihn und schluckte.
„Ich weiß.“, sagte sie mit brüchiger Stimme, „Ich bin auch kein Fan davon. Aber – es ist so. Es steht so geschrieben. SG-1 stirbt bald.“
 
Ziva hatte keine Ahnung, wer dieses „SG-1“ war, aber anhand des Faktes, dass ein Ort namens Dakara genannt wurde, und der General diesen Ort gerade eben erwähnt hatte, war es eine sichere Annahme, dass sowohl Jack als auch Sam zu diesem Team gehörten. Und diese Leute wollte Agatha in den Tod schicken?
Als sie realisierte, was sie gerade getan hatte, fragte sich Ziva, wo ihre Motivation gelegen hatte und wieso sie ausgerechnet jetzt eingriff.
Sie kam aus ihrem Versteck hervor, griff sich Cal und Agatha an je einem Arm und zog sie mit sich. Schnell schaute sie sich um, trat die Tür zur nächstbesten Besenkammer auf, schubste zuerst Cal, dann Agatha hinein und betrat schließlich selbst den Raum.
Der Captain rappelte sich auf, schaute Ziva verständnislos an, als sie ihm plötzlich die Beine wegzog und ihm ihren Fuß gegen den Adamsapfel presste.
„Ziva… k… krieg keine Luft.“, keuchte Cal. Die hübsche Israelin schaute ihn mit kaltfunkelnden Augen an, beugte sich vor, griff den Phaser Agathas und zielte auf sie.
„Okay – warum wollt ihr SG 1 sterben lassen.“

Wenn niemand in Besprechungen etwas sagt, neigen diese Veranstaltungen dazu, schnell ziemlich langweilig zu werden. Tony DiNozzo verfluchte sich gerade dafür, nicht irgendwelchen Lesestoff mitgenommen zu haben. Momentan würde er alles lesen - Readers Digest, ein Wissensmagazin oder den Playboy – Hauptsache war, dass es ihn von der gähnenden Langeweile ablenkte, die gerade im Raum zu spühren war.
Er seufzte, lehnte sich im Sessel zurück und versuchte, wenigstens ein wenig produktiv zu sein.
Mal sehen – was hatte man für einen Fall?
Da war ein Typ – ein hochrangiger Captain – umgelegt worden. Das Schwert, ein Beid- oder auch Bastardhänder wies Fingerabdrücke von drei Petty Officern auf, von denen keiner zur fraglichen Tatzeit in der Nähe des Fundortes der Leiche war. Auch ohne das Eintreffen der beiden Sternenflottenoffiziere war die Sache klar – jemand hatte versucht, die P.O.s Riker, Troi und Turner hereinzulegen. Wozu? Gute Frage.

Die Anwesenheit der Sternenflottenoffiziere machte die Sache noch undurchsichtiger, brachten sie doch tatsächlich mit diesem Typen namens „Traceless“ einen vollkommen neuen Spieler ins Bild. Und dieser Traceless war auch noch in der Lage, sich im wahrsten Sinne des Wortes zu „verflüssigen“, beziehungsweise anderer Leute Gestalt anzunehmen. Wie sollte man da den Überblick behalten? Überhaupt wurde sie Sache durch verschiedene Akteure aus Gegenwart und Zukunft, einem zeitreisenden Ari, der wer-weiß-wohin-verschwunden war und mysteriösen Hintermännern, die das Eq uipment, den Attentäter vor seinem Tode bewahren zu können und ihn immer wieder in die Nähe Gibbs und Co bringen zu können, irgendwie organisiert hatten, nur noch mehr erschwert - um nicht zu sagen: Undurchsichtig.
Wo war Traceless und wer waren die Hintermänner hinter dieser ganzen Sache?
Tony überlegte, fand sich aber irgendwie nicht in der Lage, das Rätsel zu lösen.

Das leise Räuspern Sam Carters riss ihn aus seinen Gedanken. Überrascht schaute er zu ihr, die entschuldigend in die Runde lächelte und sagte: „Wenn Sie mich auch kurz entschuldigen möchten?“
Damit schob sie den Stuhl zurück, erhob sich und ging mit anmutigen, beherrschten Bewegungen.

Cals Gesicht hatte inzwischen eine bläuliche Färbung angenommen, aber Zivas Schuhe blieben an Ort und Stelle. Sie schaute ihn immer noch feindseelig an, als Agatha mit einem leichten Räuspern ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.
„Lass es mich Dir erklären.“, sagte sie und erhob sich unter den mißtrauischen Augen Zivas.
Sie nicht aus dem Blick lassend, nahm sie den Fuß von Cals Kehle und platzierte ihn auf der Schulter. Dabei achtete sie darauf, dass sie genug Gewicht auf ihn ausübte, um ihn am Boden zu halten, aber nicht genügend Gewicht, um ihn zu verletzen.
„Okay“, nickte die hübsche Israeli: „Aber keine Tricks.“
„Keine Tricks“, sagte Agatha und schaute sie aus grasgrünen Augen an: „Ich… ich weiß, wie das rüberkommen muss, aber – wir wollen eigentlich auch nicht, dass SG-1 stirbt. Das Problem ist, dass wir diese Ereignisse geschehen lassen müssen.“
Sie machte eine Pause, streckte sich einmal kurz und man konnte ihr ansehen, dass sie kurz damit liebäugelte, Ziva die Waffe zu entreißen. Die Israeli hob die Waffe erneut, verstärkte den Druck auf Cals Schulter, was dieser mit einem schmerzerfüllten Stöhnen quittierte und dann zu Agatha sah.
„Dann erklär mal.“, knirschte er.

Die hübsche Astrophysikerin lenkte ihre Schritte durch die großen Hallen des Gebäudes.
Wo waren Agatha, Cal und Ziva? Dass die hübsche Israeli den dringenden Toilettenbesuch vorgeschoben hatte, war klar und die Begründung mehr als nur ein Feigenblatt. Also musste es etwas sein, das die Drei wirklich betraf. Stellte sich natürlich die Frage, wo die Drei sich befanden.
Sam Carter schaute sich um. Oft genug war sie in diesen Fluren und Korridoren unterwegs gewesen,, man konnte also tatsächlich behaupten, dass sie das Terrain kannte. Aber wenn ihr jemand so einfach entkam – kannte sie es dann tatsächlich? Diese Frage ging ihr nicht aus dem Sinn, als sie aus einer Tür, die deutlich als Besenkammer gekennzeichnet war, ein lautes Geräusch hörte. Aha – da waren sie also.
Sie streckte ihre Hand nach der Klinke aus, drückte sie herunter und…

Cal knirschte mit den Zähnen, als Ziva den Druck verringerte. Die Frau konnte sich denken, dass der Captain Schmerzen hatte und dies tat ihr sogar leid. Allerdings musste sie wissen, was hier los war.
Agatha hob die Stimme.
„Also – Du kennst doch die Logik hinter einem Großvaterparadoxon, oder?“, fragte sie und Ziva nickte: „Natürlich. Ich reise in die Vergangenheit, töte dabei versehentlich meinen Großvater, was bedeutet, dass ich nicht geboren werden kann. Also kann ich auch nicht in die Vergangenheit reisen, weswegen mein Großvater nicht stirbt, weswegen ich wieder geboren werde, in die Vergangenheit reise und…“
Jetzt war es an Agatha zu nicken.
„Aus dem Grund dürfen wir uns in Ereignisse in der Raum-Zeit nicht einmischen.“, erklärte sie.
Ziva räusperte sich: „Aber… habt Ihr die Zeitlinie nicht schon geändert? Dadurch dass ihr uns helft, den Mord an Stone aufzuklären, und so weiter?“
Die hübsche XO wiegte abwägend mit dem Kopf, was Ziva dazu brachte, sich zu fragen, ob Agatha ihr nun die Wahrheit auftischen würde, oder nicht.
„Also – eigentlich ist es so, dass wir den Zeitfluss einhalten müssen. Der Mord an Stone war ja eigentlich auch nicht geplant. Schließlich ist er ein Kontrolloffizier aus der Zukunft.“
„Aber müsste dann nicht sowieso eine neue Zeitlinie begonnen haben, sodass alle Karten neu gemischt wurden?“

Cal richtete seinen Kopf auf und schaute zu Ziva herüber: „Eigentlich hast Du recht, aber wir versuchen ja, die Zeitlinie wieder zu bereinigen.“
Diese Antwort ließ die hübsche ehemalige Mossad-Agentin auflachen, was Agatha und Cal dazu brachte, zuerst sich und dann sie verwundert anzublicken. Irgendwie hatte Ziva das Gefühl, dass in den Augen der beiden Offiziere die Frage stand, ob sie komplett durchgedreht sei.
Also beruhigte sie sich wieder, schaute die Beiden an und sagte: „Entschuldigung, das ich so lachen musste, aber - wisst ihr, wenn ihr die Zeitlinie bewahren wollt, macht ihr einen echt miesen Job. So viele Logiklöcher und Paradoxien haben sich inzwischen ergeben – das kann man nur noch dadurch klären, das man die kompletten Aufzeichnungen über die letzten Erlebnisse streicht.“
Der Captain schaute sie ernst an: „Eigentlich rechnen wir darauf, dass ihr genau das tut. Ihr sollt alle Aufzeichnungen über Stone, seine Ermordung et cetera löschen und vernichten. Also zumindest den Teil, das er aus der Zukunft kam. Diese Informationen dürfen nicht in die Öffentlichkeit und… darf ich mich wieder aufrichten?“
Ziva nickte und gestattete es dem Offizier.
Dieser rappelte sich hoch. Agatha schaute ihn an, legte den Kopf schief und sanft eine Hand auf seine Schulter: „Alles in Ordnung?“

„Ich werds überleben.“, murmelte der Captain, „hoffentlich.“
Damit wandte er sich an Ziva: „Also. Was die Öffentlichkeit - und damit meine ich alles ausserhalb des Major Response Teams, einschließlich Abby und Ducky - angeht, ist Captain Stone tatsächlich nur ein einfacher Navy Captain gewesen, seine Frau und seine Sekretärin ebenfalls und Leon Vance ist auch kein Sternenflottenoffizier. Wenn diese Informationen gelöscht werden, dürfte mit der Zeitlinie eigentlich nichts Schlimmes passieren. Und deshalb muss in dieser Zeitlinie alles so ablaufen, wie es normalerweise abgelaufen wäre.“
„Das heißt, SG-1 muss tatsächlich sterben?“, fragte Ziva und Cal nickte: „Ich befürchte es. Und es wäre wirklich sehr wichtig, dass Du es dem Team – und dieses mal schließe ich dein Team mit ein – nicht verrätst.“
Ziva nickte.
„Wenn es so wichtig für die Zeitlinie ist…“
„ist es.“, sagte Agatha und legte der Israeli eine Hand auf die Schulter: „Ich find das auch nicht toll, glaub mir. Ich meine, Sam ist eine gute Freundin und ich würde sie gerne retten, aber … ich kann es nicht. Ich muss sie opfern - so wie ich jeden opfern würde. Die DRAGONFLY, Cal, Dich… “
Der Captain schaute sie verblüfft an, deutete dann auf sich und machte: „Miep?“
Dann öffnete sich die Tür, etwas wurde hereingeworfen und die Tür wurde wieder geschlossen. Von einem Augenblick zum Anderen wurde der Raum mit einem sehr süßlichen Geruch gefüllt. Agatha schaute auf das Objekt, das diesen Geruch verbreitete und murmelte: „Gas.“
Agatha, Cal und Ziva warfen einander einen bestürzten Blick zu, ehe sie kollabierten.
 
Kapitel 19

Traceless warf die Tasche in den Mülleimer und verschwand in der Menge.


2370 - In knapp 359 Jahren - 9 Jahre vor Datas Tod

Irgendwie kam er sich übers Ohr gehauen vor. Seine Schwester stand in der Tür, lächelte ihn an und neben ihr stand dieser junge Kerl, mit einem der wohl unverschämtesten Lächeln auf den Lippen, das man sich vorstellen konnte.
„Buzz Intrupper? Darf ich Dir Calvin Nathan Cat vorstellen?“, sagte sie und deutete auf den Typen, „Das is mein Freund.“
Eher Widerwillig griff Buzz die Hand des Typen, der ihn noch unverschämter angrinste, der Gegend einen kurzen Blick schenkte und dann zu Gina sagte: „Schicke Hütte.“
‚Schicke Hütte?!’
Das Haus, in dem diese Szenerie stattfand, stand in Ginas und Buzz’s Geburtsort – Perugia – und gehörte seit Generationen in den Familienbesitz der Intruppers. Wie konnte dieser Typ es wagen, einem so schönen, alterwürdigen Gebäude das Wort ‚Hütte’ beinahe schon despektierlich entgegenzusetzen?
„Sehr erfreut.“
Hoffentlich merkte dieser Cat nicht, dass er es absolut nicht ernst meinte. Am Liebsten würde er ihm den Tiber zeigen – aus nächster Nähe – und ihn erfahren lassen, wie tief der Fluss in Perugia war.
‚Schicke Hütte’. Auf diesem Grundstück hatten sich Schlachten entschieden und war Geschichte geschrieben worden. Dieses Haus hatte miterlebt, wie Italien die Finanzkrise überlebt hatte, wie der dritte Weltkrieg Europa verheert hatte und hatte etlichen Flüchtlingen als Schutz gedient. Hier war die Familie Popolo seit hunderten von Jahren zu Hause und nicht einmal die Einheirat von Clark Intrupper, Ginas und Buzz’s Großvater, hatte die Einstellung der Intruppers zu diesem Ort verändert. Hier waren sie zu Hause – seit Jahrhunderten.
Und dann kam dieser Typ und sagte „Schicke Hütte“?
‚Wo kommen wir denn da hin?’, schoss es Buzz durch den Kopf, gefolgt von dem Gedanken:’Ach, lass mal – vielleicht berappelt sich der Junge ja noch. Er mag nicht älter als 18 sein. Da ist man noch sehr ungestüm.’
Und ausserdem konnte Buzz, das sah er an dem Funkeln in Ginas Augen – und an dem Funkeln in den Augen des Typen – gegen eine Wand anreden. Die beiden waren offenkundig in einander verliebt und er hatte seine Schwester sehr gern. Er würde nicht zulassen, dass irgendjemand – und ganz besonders nicht er – ihrem Glück im Wege stand.
Und vielleicht war er ja auch gar nicht so verkehrt.
„Sag mal, macht’n dein Bruder so?“, fragte Cal in diesem Moment und Buzz schaute ihn an: „Ich bin Arzt. Doktor um genau zu sein.“
„Doctor Who?“
„Intrupper. Das hatten wir schon.“, erläuterte Buzz und schaute verblüfft mit an, wie Cal sich vor Lachen bog. Gina bedachte ihn mit einem warnenden Blick und schaute dann entschuldigend zu Buzz herüber, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Lachenden schenkte: „Cal, das war nicht witzig. Du kannst nicht bei jedem Arzt diesen ‚Doctor Who’-Gag bringen.“
„Warum nich? Is doch lustig.“
Die Frau rollte mit den Augen, zuckte mit den Schultern und schaute den Typen an: „Schatz, dürfte ich dich bitten, dich in meiner Gegenwart zu benehmen?“
Cal schaute sie an, wiegte kurz mit dem Kopf und nickte dann. „okay.“
Das er dabei nicht noch ein Kaugummi kaute, war schon alles.
Als der Mann, der später Captain sein würde, ging, schauten Brüderchen und Schwesterchen ihm hinterher, sich dann an.
„Und?“, fragte sie, mit einem Lächeln auf den Lippen; „Was sagst Du? Er ist doch…“
„Bescheuert?“
„Ja, aber ich erzieh ihn mir schon.“, sagte sie, gab ihm einen leichten Knuffer in die Seite und machte sich auf den Weg, dem späteren Captain zu folgen.


2374 In knapp 362 Jahren, damit 5 Jahre vor Datas Tod

Buzz Intrupper hielt es für eine nahezu unglaubliche Mitteilung. Die komplette Belegschaft des ‚IntelliMask’-Projektes hatte der Übertragung der neuesten Gefallenenlisten beigewohnt, als plötzlich eine Sonderausgabe der beliebten Nachrichtensendung „Schlaglicht auf die Stadt der Lichter“, live aus Paris, Frankreich, übermittelt wurde.
Wie immer fanden sich die üblichen Polit-Nasen in weich-gepolsterten Sesseln ein, um über das aktuelle Tagesgeschehen zu diskutieren. In der Sendung wurden zwei Themen besprochen. Alle beide waren eigentlich positiv und tatsächlich riss die erste Nachricht (der Dominion-Krieg war vorbei) Buzz aus seiner Lethargie, die er empfunden hatte. Vielleicht war es doch nicht notwendig, diese Maske herzustellen? Man hatte ihm eingeschärft, dass man, wenn man die Formwandler je infiltrieren wollte, weiter gehen musste, als nur eine sich-selbstverändernde Maske zu entwickeln. Man musst eselbst zu einem Formwandler werden. Leider war das Testsubjekt, irgendein Lieutenant Nobody, den niemand vermissen würde, bei dem letzten Scharmützel, das sich die U.S.S. Crazy-Horse mit einem Jem’Hadar-Schiff geliefert hatte, verstorben. Und bevor er von der berühmt-berüchtigten Sektion 31 bestraft wurde, weil er keine Ergebnisse liefern konnte, hatte er sich überlegt, dass es wohl am besten wäre, selbst den Versuch anzutreten. Aber das schien ja nun nicht notwendig.
„Und nun auf der positiven Seite des Tages. Die Föderation hat sich sofort nach dem Ende des Krieges bereit erklärt, sich wieder der Erforschung des Weltalls zu widmen. Den ersten Flug in diese neue Ära übernimmt am morgigen Donnerstag, die U.S.S. DRAGONFLY NCC-0815-A. Kommandiert wird sie von Captain Calvin Nathan Cat, der…“
Ab da war es Buzz eigentlich egal, was in den Nachrichten gesagt wurde. Dieser Typ, der vor vier Jahren die Ehre des Hauses mit Füßen getreten hatte, wurde nun Kommandant eines Raumschiffes? Wenn das mal kein schlechter Scherz war.
Und wenn man überlegte, was dieser Vollhorst sich dazwischen noch so geleistet hatte – von der Trennung von Gina mal gar nicht zu reden. Er – Buzz – hatte tagelang darauf verwendet, sie dazu zu bringen, endlich zuzugeben, dass sie sauer war.
Sie hatte immer nur behauptet, dass sie es nicht wäre, aber er konnte sich vorstellen, was für eine unbeschreibliche Wut in ihr brodeln musste. In ihr, die doch eigentlich besseres verdient hätte, und die zwei Jahre an diesen Vollidioten verschwendet hatte. Und er würde es diesem Cal schon heimzahlen. Niemand ließ ungestraft seine Schwester fallen und kam mit dem Leben davon. Das hatte er schon damals, als sie noch in die Grundschule gingen, klar gemacht. Jeder, der es auch nur wagte, seiner kleinen Schwester in den Haaren zu ziehen, fand sich mit mindestens einem gebrochenen Nasenbein auf dem Boden wieder. Und das würde auch Cal so ergehen, oh ja.

War es Unfall oder so etwas wie eine unbewusste Reaktion? Buzz wusste es nicht, er wusste nur, dass er sich an einen nicht-gut-einsehbaren Ort schlich und sich das Serum, an dem er gerade gearbeitet hatte, injizierte. Und schon handgestoppte drei Sekunden später bereute er es. Die Schmerzen, die durch seinen Körper pulsten, waren rasend. Er ging in die Knie, wollte schreien, bekam aber keinen Ton heraus. Und dann hörte er eine Stimme in seinem Kopf.
Hallo, Buzz. Wir werden sehr viel Spaß miteinander haben.
Oh ja, das würden sie.



Die drei leblosen Körper, auf die er gerade herabblickte, ließen ihn lächeln. Eigentlich war es ja nur Cal, hinter dem er her war, aber, warum sollte er nicht…
„Jack?“, erklang die Stimme Daniels, der gerade aus der Tür zum Besprechungsraum kam. Verdattert blickte er erst ihn an und warf dann einen Blick zurück in den Besprechungsraum. Und dann hörte Traceless die Stimme des Mannes, dessen Gesicht er da gerade spazieren trug. Keine Sekunde später verließ General Jack O’Neill den Besprechungsraum, schaute sein Gegenüber mit der sehr typischen Verwirrtheit an, die mit dem Blick ins eigene Antlitz, das einem gegenüberstand, eigentlich immer einherging. Und keine Millisekunde später hörte er hinter sich das Geräusch einer entsicherten Baretta. Er brauchte eigentlich keinen Blick über seine Schulter zu werfen, es war logisch, das die Person hinter ihm jemand vom Personal der Homeworld Security sein musste – und er tippte auf Sam.
„Keine Bewegung.“, zischte die Inhaberin der Stimme und Traceless spürte, wie Zufriedenheit seinen Geist durchpulste. Es war tatsächlich Sam Carter. Langsam drehte er sich um, sah, wie sie ausholte und ihm dann die Waffe gegen die Schläfe schlug. Normalerweise hätte dies dafür gesorgt, dass ein Mann seiner Größe und Statur zu Boden getaumelt wäre und das Bewusstsein für mindestens eine Stunde verloren hätte. Er jedoch war nicht normal.

Zwar taumelte er zu Boden und fühlte, wie eine leichte Benommenheit in ihm emporstieg, aber die dunklen Ränder der Ohnmacht, die er schon oft genug gespürt hatte, blieben aus.
Also war er wieder auf den Beinen, lächelte und wollte gerade verschwinden, als er silberheißen Schmerz fühlte, der mit einem lauten Knall einherging.
Verblüfft starrte er Sam an – doch von ihrer Waffe stieg kein Rauch auf. Erneut dieser Schmerz. Er taumelte nach hinten, hatte nun auch O’Neill im Blick, aber auch von dieser Waffe kräuselte sich keine verdächtige Rauchspur. Und dann sah er, wie etwas auf ihn zuraste.
Erneut taumelte er nach hinten, krachte gegen die Wand und rutschte an ihr herunter.
Ziva David kam auf ihn zu, blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schaute ihn an.
Sie flankierten Cal und Agatha.
„Wieso…“, brachte er hervor und Cal lächelte.


„Captain Cat, Commander Silverbird, und die Special Agents Gibbs, David und DiNozzo? Ich darf Sie bitten, sich nach Washington D.C. zu begeben.“, sagte die Frau und salutierte dann: „Lieutenant Tara King meldet sich wie befohlen.“
„Moment mal.“, sagte Tony und schaute die hübsche Brünette verblüfft an: „Wer hat befohlen, dass wir uns da einfinden sollen?“
Tara schaute ihn an und ihr Blick verriet keinerlei großartige Regung: „General Jack O’Neill von Homeworld Security.“
„Tatsächlich?“, grinste Cal breit, „Darf ich mich dann wieder darauf freuen, dass wir mal wieder durchs Gate gehen?“
Die hübsche Brünette schüttelte den Kopf: „Dazu wird es vermutlich nicht kommen, Sir. Aber Sie werden sich sicherlich auch so auf ein weiteres Gespräch mit dem General freuen.“
„Worauf Sie Gift nehmen können, Lieutenant King.“, sagte der Captain und wandte sich an Agatha: „Wollen wir, Schatz?“
„Lass uns wollen.“, erwiderte sie.
Damit betätigte die attraktive XO ihren Kommunikator, räusperte sich und sagte: „Silverbird an Intrupper. Wir beamen uns gleich zu General O’Neill herunter.“
„Ich verstehe.“, erwiderte die Ärztin, „Habt Ihr eigentlich schon eure Tri-Ox-Impfung erhalten?“
„Tri-Ox?“, echote Cal und hob fragend eine Augenbraue. Ziva tat unbewusst das gleiche, schaute Cal an, dann zu Agatha und plötzlich verstand sie. Natürlich – das war eine logische Schlussfolgerung. Sie wandte sich dem Captain zu und zuckte mit den Schultern: „Ich nehme an, dass die Luft hier dicker ist, als auf der Erde?“
Nuns chaute auch Tony sie überrascht an. Ziva erwiderte seinen Blick, zuckte mit den Schultern und lächelte ihn an.
Sie beugte sich vor, stellte sich auf die Zehenspitzen um den Größenausgleich zu bewerkstelligen und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich erkläre es Dir später, Tony.“


Der Halbitaliener lehnte sich in seinem Sessel zurück, als von draußen Schüsse zu hören waren. Schnell war er auf den Beinen, taumelte zur Tür und sah gerade noch, wie eine Person, die Jack O’Neill aufs Haar gleichte, an einer Wand herunterrutschte. Und vor ihr stand, in einer Pose, die sie irgendwie cool und sexy erscheinen lies, Ziva David.
Hey, sie erschießt gerade einen Sterne-General!, schoss es Tony durch den Kopf, der sich dann mit einem Schütteln desselbigen korrigierte, Traceless.

„Wieso…“, brachte der Verbrecher hervor und Cal lächelte.Dann wandte er sich an Ziva und schaute sie an: „Woher wusstest Du eigentlich, was meine Chefärztin und meine XO wieder planen?“
Ohne den Verbrecher aus den Augen zu lassen, zuckte sie mit den Schultern und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen: „Tri-Ox. Das ist der selbe Trick, den McCoy seinerzeit bei Kirk verwendet hatte. Damals war es ein Anästhetikum, das den Tod Kirks vortäuschen sollte, hier war es ein Breitbandgegengift.“
„Ich hätte es nicht besser erklären können.“, grinste Agatha, „Ich meine – zwar konnte keiner wissen, ob und was Tracy-Boy hier plant, aber…es war halt alles irgendwie möglich. Und da dachte sich Gina, dass Vorsicht besser wäre, als Nachsicht.“
„Narren.“, spuckte Tracy aus und ehe Ziva reagieren konnte, hatte sich der Verbrecher verflüssigt und verflüchtigt.
Der Captain schaute zu Agatha herüber: „Müssen wir ihn jetzt echt wieder suchen?“
„Wenn Du nicht willst, dass Riker und Troi sterben, dann sollten wir uns auf die Socken machen.“, erwiderte die XO, was den Captain dazu brachte, theatralisch zu seufzen: „Dabei bin ich soooo schwach.“
„Sagt der Mann, der gerade mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht.“, grinste Ziva und schaute ihn an: „Und ausserdem – komm, sei mal ein Anführer und zeige uns, wo er sich versteckt haben könnte, der gute Tracy.“
Cal rollte mit den Augen.

Dr. Daniel Jackson hatte verdammt gute Laune. Gerade eben hatte man ihm mitgeteilt, dass die GEORGE HAMMOND im Orbit schwebte und er sich mit Sam im Hauptquartier der Homeworld Security treffen konnte. Da eine Fahrt von Colorado Springs nach Washington etliche Stunden dauerte, hatte er es sich zur Angewohnheit gemacht, regelmäßig zwei Tage, bevor Sam dem Missionsplan und der Missionsdauer folgend, ankommen würde, in einem der unzähligen Washingtoner Hotels unterzukommen. Das hatte den immensen Vorteil, dass er sich regelmäßig in den Büchereien und anderen kulturellen Glanzlichtern der Hauptstadt der USA verlieren konnte. Heute hatte er schon das Lincoln Memorial besichtigt, mit einigen Besuchern der Stadt gesprochen und erneut einen Abstecher in eines der von ihm häufig frequentierten Schnelllokale hinter sich. Dann hatte man ihn angerufen, ihm erklärt, dass Colonel Carter gerade angekommen wäre und er hatte sich auf den Weg gemacht.
Daher die verdammt gute Laune.

Als Daniel bei Sam angekommen war, wurde er gerade Zeuge, wie eine wabernde Masse, die ihn an einen Gründer aus Star Trek erinnerte, in den Lüftungsschächten verschwand und nahm es mit der stoischen Gelassenheit, die er sich in 15 Jahren Stargate-Center antrainiert hatte. Es war sinnlos, sich über etwas aufzuregen oder zu wundern, erst recht nicht, wenn die DRAGONFLY im Orbit schwebte.

Er baute sich hinter Sam auf, räusperte sich und überließ seinen Körper der Schwerkraft, denn er wusste, was eine gelernte Soldatin in diesem Fall tat. Tatsächlich überraschte sie ihn jedoch, schlug nicht mit der Hand nach Hinten, um sich dann umzudrehen, sondern trat zu. Dorthin, wo es weh tat.
Das Geräusch war bekannt und Daniel konnte seinen Schmerz glaubhaft machen. Und dennoch lächelte Sam. Sie entschuldigte sich zwar, aber sie lächelte. Das war doch wirklich ein starkes Stück.

Eigentlich war es eine sinnlose Übung und Ziva war geneigt, der allgemeinen, pessimistischen Grundstimmung, die sich gerade im Hauptquartier ausbreitete, durchaus zuzustimmen. Es war schon verstörend. Zwar hatte man Traceless ausgetrickst und ihn mal wieder gestellt, aber – er war entkommen. Mal wieder. Und es störte sie, dass sie ihn zwar so sehr verwunden konnte, dass er sich verflüssigte, er dann aber wieder entkam. Was konnte man machen? Vielleicht einen großen Schwamm holen und Traceless damit aufsaugen?
Sie drehte sich zum Captain und der XO um, holte tief Luft und fuhr sich in einer frustrierten Geste durch die Haare: „Okay, ich will jetzt wissen, was hier gespielt wird.“
Der Blick des Captains war beinahe schon zu unschuldig, sodass die hübsche ehemalige Mossad-Agentin nicht wirklich geneigt war, zu glauben, dass der Mann keine Ahnung hatte. Er wusste genau, was los war.
„Was hat er für Probleme mit euch?“, fragte sie daher und deutete auf die Besenkammer, „Warum hat er versucht uns zu betäuben?“
Ehe Cal antworten konnte, trat Agatha auf sie zu, die Hände in die Hüften gestemmt und sie aus ihren grünen Augen derart unnachgiebig anblickend, dass sie die Willenskraft, die dahintersteckte, deutlich körperlich spüren konnte.

Auch für Tony war dies möglich, und er konnte sich nicht helfen, er musse den Kopf schütteln und grinsen.
„DiNozzo?“, fragte Gibbs und der Halbitaliener zuckte mit den Schultern. Dann deutete er auf die beiden hübschen Frauen, die da einen wortlosen Kampf der Willen ausfochten. Keine der beiden schien geneigt, aufzugeben.
„Es ist nichts, es ist… es ist nur, dass Agatha, als wir sie am Anfang verhört haben, so komplett anders war.“ Und schon begann er, daran zu denken.


Im anderen Verhörraum saß die Rothaarige auf einem Stuhl, vor ihr saß, mit einem freundlichen Lächeln Anthony DiNozzo.
Er legte vor ihr die Fotos von Captain Stone auf den Tisch: „Kommt er Ihnen bekannt vor?“
„Nein.“, sagte sie und schaute ihm in die Augen, „Tut er nicht. Wieso?“
„Weil Sie gesehen wurden, wie Sie das Vorzimmer seines Büros betreten hatten.“
„Von wem?“
„Einer Zeugin.“, antwortete DiNozzo und erwiderte ihren Blick. Sie schien kurz über das nachzudenken, was er sagte, legte den Kopf schief und schüttelte dann den Kopf: „Ihre Zeugin lügt.“
„Warum sollte sie?“
Ein Schulternzucken. Das war tatsächlich ihre Antwort, ein einfaches, fast schon gelangweiltes Schulterzucken. Dann blickte sie auf die Fotos von Captain Stone.
„Er ist wirklich tot, ja?“
„Unser Pathologe meint das zumindest. Was sollte er auch sonst sein?“
Nun schaute sie ihn an, verschränkte ihre Arme vor der Brust, verengte ihre Augen zu Schlitzen, ehe sie sagte: „Ich habe schon von Leichen gehört, die gar nicht tot waren. Die stehen einfach auf und gehen.“
Tony lachte. „Klar, wie Zombies, ja? Die Leichen erheben sich aus den Gräbern?“
„Nein“, schüttelte sie den Kopf, „Nicht wie Zombies. Es ist etwas viel Schrecklicheres, und wenn Sie sie gesehen hätten, würde ihnen der kalte Schauer über den Rücken laufen, wenn sie im Radio diesen einen Satz hören. Ich vergesse ihn niemals.“
„Und wie lautet dieser Satz?“, fragte Tony nach und legte den Kopf schief. Sie beugte sich vor, so weit, dass sie sich beinahe berühren konnten. Mit ernstem Blick, der sich durch die Augen tief in Tonys Seele bohrte, wisperte sie: „Widerstand ist zwecklos.“
Der NCIS-Agent schaute die Frau mit angehaltenem Atem an, merkte, dass sie diesen Satz komplett ernst meinte und offenbar daran GLAUBTE, was sie sagte. In ihrem Blick gefangen wand er sich, spürte, wie die unterschwellige Panik, die in diesem Satz innewohnte aus ihr heraus in sein Bewusstsein brandete. Er wollte sich dagegen auflehnen, dagegen kämpfen, er…
Das Klopfen an der Tür ließ Tony kurz zusammenschrecken, ehe er sich wieder fasste. Ziva stand dort, winkte ihn zu sich. Er stand auf und ging zu ihr.

„Ich weiß nicht, wie es mit Deinem ist, aber meine ist komplett verrückt. Sie glaubt tatsächlich, dass Zombies existieren.“, eröffnete DiNozzo, grinste dann schräg: „Aber sie kriegt eine Eins für „Atmosphäre“. Sie hat das wirklich gut verkauft.“
„Meiner ist aber auch ein wenig merkwürdig, Tony. Ich glaube, er hat nicht mehr alle Gläser im Schrank.“
„Tassen, Ziva. Das heißt ‚Tassen im Schrank’.“, korrigierte er sie, was sie dazu brachte, ihn böse anzufunkeln: „Wann wirst Du damit endlich aufhören, Tony?“
Er grinste schuljungenhaft: „Nie, dazu macht es viel zu viel Spaß.“
„Könnt Ihr mir mitteilen, was es Neues gibt?“, fragte plötzlich die etwas ungeduldig klingende Stimme von Leroy Jethro Gibbs. Kein Wunder – mitten auf dem Navy-Yard war ein Mord geschehen. Das setzte nicht nur Gibbs, sondern auch den Chef des NCIS, Leon Vance unter enormen Druck.
„Gibbs, unsere beiden Verdächtigen sind reif für die Klapsmühle.“, erklärte Ziva und stockte, als sie merkte, wie Tony sie verblüfft ansah. Sie fuhr herum: „Was?!“
DiNozzo grinste: „Ich finde es nur verblüffend, dass Du tatsächlich ein Idiom richtig verwenden konntest.“
Ihr „Ach, halt die Klappe“ nahm er mit einem noch breiteren Grinsen zur Kenntnis, das sich jedoch verflüchtigte, als er das Räuspern des Bosses wahrnahm. „’Tschuldige, Boss.“, machte er und in seinen Tonfall schlich sich so was wie Schuldbewusstsein.
Dann begann Ziva zu erzählen.
 
Gibbs genervtes Räuspern riss den Halbitaliener wieder aus seinen Erinnerungen. Er blickte kurz zu den beiden Frauen, die gerade ein mentales Duell ausfochten und wandte dann seine volle Aufmerksamkeit seinem Chef zu.
„Also – als ich sie verhörte, zeigte sie zwar auch den sehr starken Willen, sich nicht in die Karten gucken zu lassen, aber…“, er machte eine Pause und deutete auf Ziva und die sie anstarrende Agatha, „… das hier ist wirklich anders.“
„Schluss jetzt.“, erklang die Stimme des Captains und er schaute von der hübschen Israeli zum Rotschopf, „Es bringt nichts, wenn wir uns gegenseitig mißtrauen und uns angiften.“
„Cal, die oberste temporale Direktive…“, setzte Agatha an und der Kommandant seufzte genervt, ehe er sie unterbrach: „… ist sowieso schon genug unter Beschuss. Wir können die Hilfe dieser Leute gut brauchen, zumal der Kampf jetzt hier stattzufinden scheint.“
Damit wandte er sich an Ziva: „Also gut – kurz und knapp erzählt: der gute Traceless ist, wann immer wir aufeinander treffen, hinter mir her, weil er einen Groll hat. Na ja – mehr oder weniger einen Groll. Es ist…“
Er holte Luft, blickte ein wenig unschlüssig nach links, nach rechts, sah hilfesuchend zu Agatha, die den Kopf schüttelte und ihm zuzischte „Das hast Du Dir selbst eingebrockt. Jetzt sieh zu.“
Der Captain nickte, räusperte sich und schaute die hübsche Israeli dann an: „Es geht, wie immer wenn es um was geht, um Liebe. Romantische Liebe, Geschwisterliebe, die Liebe, die unter Freunden auftritt, die Liebe die unter besten Freunden – oder Freundinnen – auftritt.“
Erneut machte er eine kurze Pause und begann, während er weitersprach und die Geschichte erzählte, auf und abzugehen.
Ziva blickte ihn an: „Also er ist der Bruder deiner Schiffsärztin, die nicht wütend ist, dass Du sie für Agatha verlassen hast?“
„Das ist in kurzen Worten die lange Geschichte. Ich weiß auch nicht, wieso Gina mir nicht böse war…“
„Dürfte daran liegen, dass sie zu diesem Zeitpunkt für einen gewissen Sternenflottenarzt schwärmte und du, so britisch Du auch sein magst, nun mal kein Julian Bashir bist.“, sagte Agatha und schaute ihn mit einem Schmunzeln an, „Ich für meinen Teil bin mit einem Calvin Nathan Cat zufrieden. Es muss kein Doctor sein, Sweetie.“
Ziva grinste: „Nun ja – immerhin ist er der Captain.“
„Captain who?“, fragte nun Sam Carter und kam näher. Die drei Frauen nickten einander wissend zu und wandten sich, nachdem sich der Captain geräuspert hatte, wieder ihm zu.
„Ja, Captain, mein Captain?“, fragte Agatha mit einem schelmischen Lächeln, „Was gibt es?“
Der Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Och, nichts Wichtiges. Ich dachte nur – vielleicht wollten wir Tracy-Boy fangen.“
„Du wolltest uns sowieso zu ihm führen, Cal.“, grinste Ziva, „Dann mach es auch.“
Nun schluckte der Captain, schaute die Israeli ein wenig nervös an und lächelte: „Wollte ich, ja?“
„Wer wäre besser geeignet? Du kennst ihn seit Jahren.“, erläuterte die Dunkelhaarige, was Agatha dazu brachte, sich zu räuspern: „Mir ist er auch nicht unbekannt. Ihr solltet euch nicht zu sehr auf den Captain verlassen.“
Dies zu hören und verärgert den Kopf zu ihr herumzudrehen, war für den, über den da gesprochen wurde, eine Handlung: „Man sollte sich nicht zu sehr auf mich verlassen? Hab ich mich da verhört?“
„Oh, nun komm aber. Willst Du wirklich sagen, dass Du genau wüsstest , wo Tracy sich hingeschlängelt hat?“, fragte die XO und schenkte ihm einen neugierigen Blick. Der Captain überlegte kurz, zuckte dann mit den Schultern und deutete nach vorne: „Dann mach mal, Gathy-Chan.“
Die hübsche XO holte tief Luft, schaute sich dann um und begann, mit befehlsgewohnter Stimme zu sprechen.
„Für innovative Pläne haben wir keine Zeit, also müssen wir das nehmen, was wir haben. Wir teilen uns in Zweierteams auf. Die jeweiligen Partner denken sich Erkennungswörter aus, sodass die, im Fall einer kurz- oder längerfristigen Trennung voneinander, leichter zu identifizieren sind. Diese Passwörter verratet Ihr bitte nur eurem Partner und niemand Anderem.“
Damit schaute sie zu Cal: „Ich würde vorschlagen, dass die Teamaufteilung so aussehen wird:
Cal, Du und ich werden ein Paar bilden. Die Anderen sind Ziva und Tony, Sam und Daniel, Abby und McGee.“
„Sie, General O’Neill bleiben bei Special Agent Gibbs.“, sagte Sam und schaute ihren Chef an, mit den Schultern zuckend: „Es ist halt die beste Idee.“
Dies brachte Cal dazu, sich zu räuspern: „Übrigens, … beste Idee. Wat is’n ma’ so mit Knarren?“


McGee kam sich vor, als würde er in einer Deep-Space-Nine-Folge mitspielen. Die Star-Trek-Serie, in der Benjamin Sisko die titelgebende Raumstation Deep Space Nine – oder auch DS09 – kommandierte, enthielt neben dem ziemlich vielschichtigen Bösewicht Gul Dukat, auch die formwandelnden Wechselbälger, die, wie es Traceless tat – dazu in der Lage waren, sich in alles Mögliche zu verwandeln.

Die Problematik, die er sah, war, dass man einerseits nie hundertprozentig wissen konnte, wer ein Formwandler war und wer nicht – allerdings hatte die Idee mit den Erkennungswörtern dieser Sache den Schrecken zumindest teilweise genommen. Ein anderes Problem war, dass diese Formwandler aus jeder noch so unmöglichen Ecke zuschlagen konnten. Wie hatte Odo doch gleich gesagt? „Ein Wechselbalg kann alles sein. Ein Pfosten, ein Pfeiler, sogar ein Stück der Reflektionsdeckschicht.“ Das war, nachdem er bei einer Art „Planspiel“ oder „Angriffssimulation“ selbst als Wechselbalg unterwegs gewesen war.
Hier galt dies genauso. Niemand wusste, aus welcher Ecke Traceless hervorschießen konnte, noch, was genau er vorhatte. Und dann würden sie scharfe Munition verwenden müssen… das machte ihm besonders zu schaffen.
Sam Carter, die vor ihm herging, schien das zu spüren, sie wandte sich zu ihm um und lächelte ihn beruhigend an.
„Keine Sorge – wir werden natürlich keine Munition verwenden, die tödlich sein könnte. Schließlich ist es ja durchaus möglich, dass Du auf jemanden schießt, der eigentlich nur seinen Partner verloren hat.“, sagte sie und schaute kurz zu Daniel und dann zum Captain, ehe sie wieder Blickkontakt mit McGee herstellte: „Das wäre ja schade, wenn Du Cal oder Daniel ein Loch in den Pelz brennen würdest.“
Der Anthropologe schaute die hübsche Astrophysikerin an: „Also ich möchte kein Loch im Pelz. Der Tritt gerade hat mir gereicht.“
„Was schleichst Du dich auch an?“, fragte Sam mit einem frechen Glitzern in den Augen, ehe sie sich an McGee wandte: „Also – wir teilen gleich INTARs aus.“
„Eine Art Kristall, die aussieht wie gewöhnliche Schusswaffen.“, warf der Captain aus der Nachhut die Erklärung ein, „Frag mich nich – sieht lustig aus.“
Tatsache. Die Waffe, die Sam dem IT-Fachmann aushändigte, hatte das genaue Gewicht und die genaue Form einer Baretta – also seiner eigenen Dienstwaffe – wenn nicht dort, wo normalerweise das Magazin eingerastet ist, eine art rötlicher Kristall leuchtete.
„Ich würde euch gerne einige Proberunden damit machen lassen, aber…“, setzte Sam an und Ziva komplettierte: „Ich nehme mal an, dafür ist nicht genügend Zeit übrig? Kennen wir. Auf der DRAGONFLY war es genau so.“

Sie hatten sich aufgeteilt. Tony und Ziva gingen, Rücken an Rücken, die Gänge entlang, bereit beim ersten Zeichen eines Angriffs zu feuern. Irgendwie fühlte sich die Wärme der schönen Frau, die seinen Rücken beinahe berührte, unglaublich gut an und hüllte ihn in eine Wolke der … Tony konnte das Gefühl nicht ganz beschreiben. Es war, als würde sein Herz gleich zerspringen, aber er wäre komplett ruhig. Das war – merkwürdig.

Ziva merkte, wie das zügige Nachfolgen DiNozzos ein wenig stagnierte. Sie wandte sich um, wollte gerade etwas sagen, als sie von einer Art Tentakel gepackt und gegen die nächste Wand geschleudert wurde. In dem Moment, in dem ihr Kopf mit dem harten Beton kontakt aufnahm, wurde es dunkel um sie.

„Sage mal, Agatha“, eröffnete andernorts Captain Calvin Nathan Cat das Gespräch, dabei die Umgebung nicht aus den Augen lassend, „Warum zum Henker darf ich eigentlich nie in den rechten Schlafzimmerschrank schauen?“
Die Angesprochene stoppte so gründlich und augenblicklich, dass der Kommandant in sie hereinrannte und mit ihr zu Boden ging. Sie richtete ihren Oberkörper auf, schüttelte ihre roten Haare, sodass sie ihr nicht mehr ins Gesicht fielen, sondern ihren Kopf einrahmten, wie ein Halo und stützte sich auf ihre Unterarme, um den Captain anzublicken. „Bitte?“, fragte sie, zog die Beine an und stand dann komplett.
Der Captain rappelte sich hoch, streckte sich und schaute sie an: „Naja – der rechte Schlafzimmerschrank. Du hast mir gesagt, ich soll ihn nie öffnen. Warum nicht?“
Ein leichtes Lächeln erschien auf den Lippen der XO: „Ich habe gesagt, es wäre mir lieb , wenn Du den Schrank nicht öffnen würdest. Wenn Du magst, kannst Du gerne. Ich mach Dich nur darauf aufmerksam, dass da Sachen drin sind, die ich mit in unsere Beziehung gerettet habe, die dich eventuell nicht interessieren.“
Er schaute sie an und grinste: „Toll, und ich musste meinen Spielzeugphaser verreplizieren. Du hast n ganzen Schrank voller Puppen.“
„Nicht direkt Puppen – mehr etwas, was man hier ‚Collectibles’ nennen würde. Du hast doch auch einen Schrank voller Conan- und sonstiger Mangas. Das ist dein Schrank und der Andere ist meiner.“
„Du meinst – keine Ahnung – Pferdemagazine?“, fragte Cal und Agatha schüttelte wild den Kopf: „Doch nicht sowas Banales.“
Sie wollte schon weitergehen, aber sie merkte, wie der Captain sie ansah und offenbar eine Erklärung erwartete. Sie ließ den Kopf sinken: „Nun gut – darin befinden sich unterschiedliche… Gerätschaften. Die näheren Details würden nur langweilen, aber, sagen wir so… sie geben Geräusche von sich und sind länglich.“
Der Captain legte den Kopf schief, runzelte die Stirn und schien zu überlegen. Dann, nach ein paar Sekunden errötete er: „W… was?“
„Da sind meine Spielzeug-Sonic-Screwdriver drin, Sweetie. Ich bin eine Whovianerin, ein weiblicher Doctor-Who-Fan. Was denkst Du denn schon wieder?“, fragte Agatha grinsend und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. Der Captain atmete durch, was die XO dazu nutzte, noch breiter zu grinsen und zu sagen: „Als ob ich Dir sagen würde, wo die anderen Dinger sind.“
Und gerade, als Cal etwas sagen wollte, hörte er wie drei Schüsse abgegeben wurden, und Tony schrie.

Sie waren binnen weniger Sekundenbruchteile beim Halbitaliener, der am Boden lag und vor Wut irrlichternde Augen hatte. Ziva lag am Boden, die Schläfe war blutig und Agatha konnte sich lebhaft vorstellen, was passiert war. „Er ist in die Richtung gelaufen.“, sagte Tony und deutete nach links. Cal hob seine Waffe, klopfte Agatha auf die Schulter und sagte: „Kümmer dich um die Beiden.“
Dann war er weg. Den protestierenden „Hey!“-Laut hörte er schon sicherlich nicht mehr.
Tony blickte zu ihr hoch, und Agatha konnte ihm ansehen, dass er wohl, wenn Traceless tatsächlich angreifen sollte, nicht in der Lage wäre, einen Angriff dieses Mannes zu überstehen. Also seufzte sie, nahm ihre Waffe und hielt sie so, dass sie im Zweifelsfall sofort feuern konnte.
„Tony, ich bin sicher, sie kommt gleich wieder zu sich.“, versuchte sie einen sanften, beruhigenden Tonfall anzuschlagen, „Aber es bringt ihr nichts, wenn Du auch gleich angegriffen wirst.“


Ihr Körper schmerzte, die Explosion lies ihre Ohren klingeln. Sie sah den Rauch vor sich aufsteigen, wie der Mann, der vorher an die Bar gegangen war, die Arme ausbreitete… kurz fielen ihre Augenlider zu und sie glaubte, durch die geschlossenen Augenlider ein oranges Gleißen zu sehen.

Verdammt, warum war ihr das nicht schon eher eingefallen?

Bleischwere Augenlider, die sich weigerten, die Augen weitersehen zu lassen, nahmen anfangs nur Umrisse wahr. Dann schärfte sich ihr Blick und aus dem Halbdunkel schälten sich drei Personen. Zwei Männer, eine Frau. Die silber-roten Haare funkelten im Licht des einzigen Scheinwerfers, der nach der Explosion noch funktionierte und sie konnte sehen, wie einer der beiden Männer ihren Kopf in seinen Schoß bettete, die Hände hob und die nussbraunen Augen seine blutüberströmten Hände in Augenschein nahmen.
Kurz blinzelte sie mit den Augen, hörte dann vor ihrem inneren Ohr einen Hustenkrampf und dann ein Wort. „River.“

„Warum ist mir das nicht schon eher eingefallen?“, schoss ihr der Gedanke durch den Kopf und sie merkte, wie ihre Augenlider flatterten. Kam sie wieder zu Bewusstsein?
Ihr Blick schärfte sich, sie sah Agatha und Tony, die sich besorgt über sie beugten und dann wieder nach Angreifern ausschau hielten. Dann wurde es wieder dunkel um sie.

Erneut schärfte sich ihr Blick und sie erkannte die drei Personen wieder. Um sie herum brannte die Bar aber… da war noch etwas. Etwas, das ihr vorher nicht aufgefallen war. In der entfernten Ecke der Bar stand eine Art große, stehende blaue Kiste.
Nein, das war keine Kiste, das war…
Sie sah die Aufschrift und stutzte.
Police box , stand da.
Einer der beiden Männer blickte sie an, nickte ihr zu und…


Ziva David öffnete die Augen. Tony DiNozzo blickte auf sie herab und sagte überflüssigerweise ein „Du bist wach.“
Sie wollte ihm gerade sagen, dass dies vollkommen sinnfrei war, als sie sein erleichtertes Atmen hörte. Ein Lächeln glitt über ihre Lippen. „Ja, mir geht’s gut.“
Die Hand Agathas ergriff sie und zog sich von der Liegenden in die Stehende, ehe sie sich umblickte: „Wo ist Traceless jetzt wieder hin?“
„Keine Ahnung.“, zuckte Agatha mit den Schultern, „Aber der große Captain spielt wieder Superheld und verfolgt ihn alleine.“
„Sollten wir ihm nach?“, fragte Ziva, was Agatha erneut zum Schulterzucken brachte: „Bringt nichts. Er ist wieder auf seinem Actionhelden-Trip, da kann man ihn sowieso nicht stören.“

War die Umgebung eigentlich schon immer so unheimlich gewesen? So dunkel und mit praktischerweise-flackernden Lichtern? Calvin Nathan Cat hatte seinen Phaser schussbereit gemacht, falls man sich mal verteidigen musste. Aber die Umgebung war momentan alles andere als heimelig und lud nicht gerade zum Verweilen ein. Es erinnerte ihn an frühere Abenteuer, die er erlebt hatte, frühere Schlachten, die er geschlagen hatte und… nicht blinzeln .
Er stockte. Wo kam der Gedanke her, nicht zu blinzeln?
Blinzelt und Ihr seid tot.
Cal schüttelte den Kopf, als er sich daran erinnerte, dass er diese Worte vor einigen Jahren gehört hatte – oder besser, in knapp 360 Jahren hören würde. Natürlich. Die legendäre Doctor Who-Folge „Blink“. Er hatte sie mit Agatha im Holodeck nachgespielt. Wobei Agatha lieber die Folgen mit dem elften Doktor nachspielte, wobei er immer den Doktor spielen musste und sie seine Frau. Wie hieß sie gleich wieder?
Der Captain seufzte. Es war schon ein mehr als nur schlechtes Zeichen, wenn man sich an allen möglichen Kleinkram erinnern konnte, beispielsweise daran, wann die legendären Weinenden Engel das erste Mal aufgetaucht waren, aber nicht daran, wie die Frau des Doktors hieß.
Erneut schüttelte er den Kopf. Woran dachte er hier eigentlich gerade? Es gab eine deutlich schlimmere Situation, mit der man sich beschäftigen musste, als …

Weiter kam er mit seinen Gedanken nicht, denn plötzlich traf ihn eine Faust am Kinn, ließ seinen Kopf nach hinten sausen, dem der Körper aus Gründen des am Kopf angebrachten Halses folgte. Er setzte sich sehr unelegant auf den Hosenboden, rappelte sich hoch und sah, wie aus einer dunklen Ecke jemand auf ihn zukam, sich in eine Angriffshaltung begebend.
„Traceless.“, murmelte Cal und begab sich in die Verteidigungsposition, die im Jill eingebläut hatte. Nur keine Experimente, alles by the book und vor allem, das Wichtigste, dem Gegner immer einen Schritt voraus sein – das waren die Maxime, denen die hübsche Taktikerin folgte und die sie ihm eingebläut hatte.

Wieso schossen ihm nun die Erinnerungen an seine Kindheit durch den Kopf?
Mit 12 Jahren war er das erste Mal an der Starfleet-Academy. Das lag daran, dass sein Vater, Richard Nathaniel Cat I. einen Auftritt beim Giggles-Gig in der Academy-eigenen Mensa hatte. Dieser Giggles-Gig ist wichtig, für jeden guten Komiker, der es in den bekannten Quadranten zu etwas bringen möchte oder es schon zu etwas gebracht hat. Die Auftritte dort sind gleichermaßen Sprungbretter für Unbekannte, aber auch ein Adelsschlag für bekannte Größen – um nicht zu sagen der Adelsschlag schlechthin. Und sein Vater hatte oft genug Bewerbungen und Demo-Bänder geschickt, um die Verantwortlichen davon zu überzeugen, ihn auftreten zu lassen. 2366 hatte er es geschafft, seine Familie geschnappt und war übers Wochenende nach San Francisco gefahren. Während Richard Senior sich die „Location“ genauer ansah, um seine Performence der Umgebung anpassen zu können, hatte der Rest der Familie die Möglichkeit, sich genauer umzusehen. Rick Junior, der später zusammen mit seinem Bruder das Projekt „Teen Squadron“ vorantreiben würde, fühlte sich in diesem Moment sehr von den sportlichen Möglichkeiten, die dieser Ort anbot, angezogen.
Gerade wollte Cal seinem Bruder folgen, als…

Traceless sprang vor, warf sich mit voller Wucht voran auf den Captain, riss ihn erneut zu Boden. Der Offizier reagierte so instinktiv, dass es ihn selbst verwunderte. Er zog sein Bein an, der Fuß traf jene empfindliche Stelle, die bei allen diese Zeile lesenden Männern ein mitleidiges „Uhhhh“ und bei den diese Zeilen lesenden Frauen ein Grinsen hervorruft und Traceless ließ los.
Schnell zog der Captain erneut seine Beine an und stieß die Füße gegen den Brustkorb des Anderen, in der Hoffnung, ihn von sich fortzukatapultieren. Dies gelang auch und so konnte Cal wieder Atem holen. Er rollte sich ab, schaute sich suchend nach seinem Phaser um und sprang, als er ihn entdeckt hatte, darauf zu.

Er hatte die Waffe in der Hand, rollte sich erneut ab, zielte auf Traceless und atmete tief durch. Sollte es das gewesen sein? War es wirklich so einfach, wie es B’elanna Torres ihm seinerzeit gesagt hatte, als er auf die damals süße 18 jährige Klingonin traf?
Er erinnerte sich daran, wie sie sich getroffen hatten. Es war, als Cal seinem Bruder zu den sportlichen Möglichkeiten folgen wollte und er dabei dummerweise mitten in eine Kampfsportvorführung geriet. Der Vorführende wurde jedoch gerade kompromisslos durch den Ring geprügelt, aber das erfuhr Cal auch erst später. Mit 12 Jahren hat man noch eine große Klappe und besonders dann, wenn durch verbesserte Ernährung die Pubertät sehr viel eher einsetzt und man schon mit 12 eben jene gefürchtete Phase erreicht, die nicht umsonst zwischenzeitlich als „die Zeit, in der die Eltern anfangen, bescheuert zu werden“ bezeichnet wird. Nur sind es eben in den seltensten Fällen die Eltern, die…

Hatte sich Traceless da gerade bewegt?
Mensch, Cal, konzentrier dich endlich. Drück ab, schick ihn schlafen, dann ist die Sache beendet und Du kannst festhalten, dass Du ihn gefangen hast. Das wird Agatha sehr freuen. Du hast, ohne fremde Hilfe, einen gefährlichen Kriminellen betäubt.
Die Waffe des Captains zuckte hoch, er zielte und feuerte. Da war Traceless aber schon nicht mehr da. De Facto verwandelte er sich gerade in…
Cal legte den Kopf schief, als er das große, grüne Ungetüm sah.
„Ernsthaft? Mach mich nicht wütend, du magst mich nicht, wenn ich wütend bin?“, fragte er und als Traceless, der gerade wie Hulk wirkte, bestätigend-herausfordernd brüllte, war Cal schneller. Der Schuss traf, lies das Wesen erzittern und zu Boden gehen.
Der Captain atmete tief durch. Irgendwie erschien es ihm zwar viel zu schnell gegangen zu sein, aber… egal, wen kümmern Details?
Er betätigte seinen Kommunkator: „Cat an Silverbird? Ich habe Traceless ge… uff!“
Der letzte Laut entstand dadurch, dass Traceless – immer noch in Hulk-Form – auf ihn zugesprungen war, und ihn von den Beinen gehoben – und noch schlimmer – mit dem Rücken in die nächste Wand katapultiert hatte. Des Captains Kopf stellte harten Kontakt mit der Wand her und kurz konnte man auf seinem Gesicht den Ausdruck von Schmerz erkennen, ehe sich Gesicht und Körper komplett entspannten und er die Wand herunterrutschte. Erst ging er auf die Knie, nur um dann mit dem Oberkörper nach vorne zu sinken und komplett auf dem Bauch liegen zu bleiben. Traceless-Hulk packte den Captain am Schopf und hob ihn an. Die Arme Cals baumelten leblos vor dem Oberkörper umher, Blut schien vom Mund auf den Boden zu tropfen.

„Ge…uff?“, fragte Ziva, mit weit aufgerissenen Augen und auch in Agatha dämmerte Erkenntnis heran. Sie schaute zu der Israeli: „Kannst Du aufstehen?“
„Versuch, mich daran zu hindern.“, grinste diese, wandte sich an Tony und sagte noch: „Du gehst zu Gibbs und sagst ihm bescheid.“
Damit eilte sie, zusammen mit Agatha, los. Tony blickte ihr kurz verdattert hinterher, schüttelte dann den Kopf und folgte ihr. Als ob er sie einfach so in eine potentielle Falle laufen lassen würde.

Der Körper Cals lag in einer wunderbar einzusehenden T-Kreuzung. Blut sickerte auf den Boden, die Augen des Offiziers waren geschlossen und Agatha wäre gar nicht so sehr überrascht, wenn er wieder ein paar Stunden bei Gina verbringen müsste. Die XO presste sich an die Wand des Ganges, aus dem sie gerade gekommen war, hob den Phaser und spähte dann um die Ecke. Zwar sah man dort nichts, aber das hatte ja nichts zu bedeuten. Sie veränderte die Phasereinstellung, katapultierte sich aus der Deckung und gab zwei Schüsse ab. Einen in die Richtung des Ganges zu ihrer Rechten und einen nach vorne. Das Ziel war es, Traceless, sollte er sich in einem der beiden Gänge befinden, zu treffen. Dann war sie auch schon in der Nähe des Captains, presste sich auf den Boden und robbte zu ihm. Als sie ihn erreicht hatte, war ihr erster Reflex, den Puls des Offiziers zu fühlen. Dieser war noch vorhanden.
Erleichterung durchpulste sie. Das nächste Problem war, wie man dort wieder rauskommen sollte. Momentan lagen beide wie auf dem Präsentierteller. Und tatsächlich zischte aus dem Gang direkt vor ihr eine Phaserentladung heran und verfehlte sie so knapp, dass sie in die Wärme des Strahls gebadet war.
Verdammt. , schoss es ihr durch den Kopf, „Tolle Falle.“
 
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