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Schweinehunde unter sich - Star Trek / NCIS and so much more (later on)

Tony hatte keine Ahnung, wieviel so ein Mini-Cooper „Spitze“ fuhr, er härte nur das extrem laute, durch Mark und Bein gehende Geräusch, das entstand, wenn der Wagen hochtourig gefahren wurde. Ziva fuhr den Wagen immer hochtourig und in einer Fahrweise, die ihn immer wieder verblüffte.

„Das macht einen an der Existenz von etwas, wie der Straßenverkehrsordnung zweifeln“, gab der Mann, der sich Captain Cat nannte von sich und klammerte sich mit einem Gesichtsausdruck am Sicherheitsgurt fest und er hörte, wie die Frau, die sich Commander Silverbird nannte, amüsiert sagte: „Und die Dinger nanntest Du bis gerade eben noch ‚primitive Rückhaltevorrichtungen’?“
Ein lauter Knall war zu hören, kurz waren alle vier schwerelos, dann gab es einen kräftigen Schlag gegen den Unterboden des Wagens und der Cooper fuhr weiter.
Grinsend wandte sich Tony an Ziva. Er wusste, dass sie in diesem Moment über ein Berliner Kissen – man nannte es auch eine sogenannte „Bremsschwelle“ gefahren war.
„Nur ein toter Polizist.“, erklärte Ziva und Tony sah im Rückspiegel, wie Cal und Agatha einander verdattert anschauten.

„Ein … toter Polizist?“, fragte der Captain mit einer Spur Ängstlichkeit in der Stimme. Tony konnte nicht anders, er musste Lachen: „Sie meint einen „schlafenden Polizisten“.“
„Schlafenden Polizisten?“, echote Agatha, sie und der Captain schauten sich verblüfft an.
Gerade wollte Tony ihr erklären, was damit gemeint war, als es erneut einen heftigen Schlag gegen den Unterboden gab. Dieses mal sprang der Wagen nur nur um ein paar Milimeter in die Luft, sondern gleich um mehrere Meter Dabei hatte Tony plötzlich das Gefühl, dass sich die Welt um sie herum drehen würde – vermutlich würde jeder andere, Aussenstehende, richtig feststellen, dass sich der Wagen überschlug.
„Das war nun kein sleeping policeman’“, stellte Tony fest, als der Wagen auf dem Dach aufsetzte.
Er nahm den Krach wajhr, wie sich die Fahrgastzelle zusammenknautschte, wie Glas splitterte und Metall über den Asphalt schlidderte.
„Verdammt“, schoss es Tony durch den Kopf, als alles mit einem mal wieder Dunkel wurde.



Agatha hatte keine Zeit mehr, sich über den Faux-Pax „Toter / Schlafender Polizist“ zu wundern oder gar zu amüsieren, denn der Wagen hob in diesem Moment regelrech ab. Die Feststellung, dass diese keiner der lebenden, toten, oder schlafenden Gesetzeshüter war, die Tony in diesem Moment traf, war auch ihr klar und eigentlich fragte sie sich, ob der Halbitaliener sie gerade ein wenig für blöd verkaufen wollte, als der Wagen aufschlug.
Dies tat er mit diesem absolut lauten, absolut widerlichen Geräusch, das sie ein paar Mal gehört hatte, wann immer sie in einem Shuttle war, das abstürzte.
Ihr war klar, dass an diesen Geschicken nichts ändern konnte, hoffte nur, dass…



Aua , schoss es Ziva durch den Kopf, als sie wieder zu sich kam.
Á Prospos Kopf – er schmerzte nicht nur, er war auch Näher am Boden, als er es normalerweise sein sollte. Durch ihre langen, lockigen Haare, deren Spitzen nun auf dem Boden – also eigentlich der Unterseite des Daches – lagen, warf sie einen Blick zu den anderen Passagieren, die ebenfalls kopfüber im Auto hingen. Zumindest hoffte sie das.
Kurz warf sie einen Blick zu Tony herüber, der – obwohl er kopfüber und blutend im Sitz hing – komplett friedlich und ruhig wirkte.
„Tony“, krächze sie , „Tony, bist Du in Ordnung?“
„Toller Fahrstil, Zivaaa“, murmelte der Agent und Ziva hatte das Gefühl, dass er ein wenig benommen klang, „Das müssen wir unbedingt widerholen.“

„Ja, aber wenn, dann bitte, ohne das man sich dabei übeschlägt. Knight Rider spielen ist ja okay, aber der Wagen ist leider nicht K.I.T.T.“, kam es von dem Captain, der hinten hing, ehe er einen nahezu entsetzten Blick zur Seite warf. Als Ziva in den Rückspiegel blickte, verstand sie, das Entsetzen des jungen Mannes. Die hübschen Züge der Frau, die sie als Agatha kennengelernt hatte, wirkten ruhig und friedlich, aber waren erschreckend bleich.

„G… Gathy“, keuchte der junge Mann, fummelte an seinem Sicherheitsgurt herum, was darin endete, dass er sich losmachte und – was sie überraschte – nicht mit einem Bauchplatscher aufschlug, sondern es schaffte sich einigermaßen agil aus dieser Affäre zu ziehen. Er öffnete die Tür – die wundersamerweise nicht verzogen war -, umrundete das Fahrzeug und versuchte, die Autotür, die auf der Fahrerseite war, zu öffnen. Dies scheiterte daran, dass diese Tür wirklich verzogen war.

Ziva, die sich ebenfalls aus dem Sicherheitsgurt zu befreien versuchte, hörte das Fluchen des jungen Mannes und die sich immer wieder wiederholenden Versuche, seine Freundin aus dem Wrack, das der Minicooper nun war, zu befreien.

„Verdammt.“, schrie er seine Wut nun heraus und verstummte abrupt, als Ziva Schritte hörte und Füße in schwarzen Slippern sah, die an ihr vorbei gingen.

„Du“, hörte sie Cal knurren. Sie konnte nicht verstehen, was die andere Person sagte oder wie sie reagierte, wohl aber sah sie durch den Aussenspiegel, wie Cal auf das, was die andere Person, die sie nun als Mann identifizieren konnte, tat, reagierte.
Wutumwölkten Blickes ballte der Captain seine Faust und versuchte, in einer schnellen Bewegung diese Faust in das Gesicht des Unbekannten zu treiben.
Zu langsam , schoss es Ziva durch den Kopf und – tatsächlich – fing der Andere die Faust des Captains nahezu ohne großartige Mühe ab.

Erneut konnte sie die Reaktion des Anderen nicht mitbekommen, doch es musste irgendwas gewesen sein, das den Captain noch mehr erzürnte, denn nun warf sich dieser, mit einem Kampfschrei, der einfach nur wütend klang, auf den Unbekannten, Kopf voraus, in der Hoffnung, diesen in den Bauch von Mister X zu rammen. Prinzipiell war dies eine gute Taktik, die sogar zu einigen Verletzungen bei der anderen Person führen konnte, aber dieser Typ war einfach nur gut.

Die Körperspannung, die er besaß, zeugte von Gelassenheit und mit einer einzigen Bewegung riss er sein Knie hoch. Die Kniescheibe traf das Gesicht des Captains, ließ seinen Kopf hochschnellen und zurücktaumeln. Der Andere setzte nach, trat nach Cals Magengrube, der nun allerdings gewappnet schien. Schnell warf er sich zur Seite, rollte sich ab, stand auf beiden Beinen und begab sich in eine Verteidigungshaltung.

Als sich der Andere nun auf ihn warf, drehte er sich um die eigene Achse, sodass der Fremde an ihm vorbei lief und nach vorne stoplerte.
Cal begab sich wieder in Angriffsposition, lächelte und lief auf den anderen zu, ihm nun die Faust auf den Kopf rammend.
Normalerweise war diese Methode gut genug, um jemandem starke Kopfschmerzen zu bescheren, oder ihn sogar zu betäuben, aber der Andere schüttelte den Kopf und verpasste dem Captain einen Schlag in den Magen.
Dessen Augen traten heraus, er taumelte nach hinten, fiel zu Boden.

Dann wandte sich der Unbekannte dem Wagen zu, hob eine Waffe, die Ziva in Ungefähr an ein Gewehr erinnerte und… in diesem Moment schaffte sie es, sich aus dem Wagen zu befreien. Auch Tony war auf den Beinen, hatte seine Dienstwaffe gezogen und zielte auf den Typen, der sein Gewehr auf ihn richtete und hämisch grinste.

„Tranquilizer, Rohypnol, auch Chloroform. Es ist nichts davon stark genug mich länger zu bändigen. Ehrlich, ihr macht es euch viel zu einfach. Sollte mich aber auch nicht überraschen, Starfleets ‚Finest’ gibt euch ja Tipps“, sagte er, zielte auf Ziva und zuckte zusammen, als Tony, ohne zu zögern, das Feuer eröffnete. Die Kugel traf die Brust des Mannes. Dieser starrte auf die Wunde, dann verdattert zu DiNozzo, ehe er sein Gewehr hob und auf den Halbitaliener zielte: „Wenn Du zuerst sterben willst, sei es so.“

Erneut gellte ein Schuss, dieses mal aus Zivas Waffe.
Der Fremde schaute verblüfft auf die Brust, in die ihn nun zum Zweiten mal eine Kugel getroffen hatte, dann zielte er auf Ziva und lächelte: „Ihr habt beide Feuer. So mag ich das. Ich glaube, ich werde euch am Leben lassen.“
Damit veränderte er eine Einstellung an seinem Gewehr, riss es wieder hoch und nahm Ziva ins Visier. Diese hatte ihn seinerseits im Fadenkreuz, zielte auf seinen Kopf.
Ein Treffer. Es muss nur ein Treffer sein und das ganze Spiel ist vorbei. , schoss es ihr durch den Kopf. All ihre Mossad-Instinkte waren wieder aktiv. Sie konnte berechnen, wie lange sie brauchte um zu schießen und wie lange er brauchte um zu schießen.
„NEIN!“; hörte er plötzlich die Stimme DiNozzos und ehe sie verstand, was los war, war etwas auf ihr.
Knapp 80 Kilo Halbitaliener trafen sie mit einer gefühlten Geschwindigkeit von 300 km/h – in Wirklichkeit werden es vermutlich eher so 10 km/h gewesen sein – und rissen Sie zu Boden.

Im Vergleich zu einem durchtrainierten NCIS-Special Agent war sie zwar auch eine durchtrainierte NCIS-Special-Agentin und ehemalige Mossad-Offizierin, aber im Vergleich zu ihm war sie zierlich. Wenn ein muskelbepackter Mann mit einem Körpergewicht von knapp 80 Kilo eine muskelbepackte Frau mit einem Körpergewicht von knapp 70 Kilo mit einer Geschwindigkeit von 10 Kilometern in der Stunde trifft und dies in der Absicht zu tun, sie zu Boden zu reißen, dann funktioniert dies auch.

Wenn er dies allerdings in der Absicht tut, sie vor einer Waffe unbekannter Herkunft zu schützen, gelingt dies nur, wenn diese Waffe mit Kugeln schießt.

Ziva wusste nicht, was diese Waffe verschoss, sie wusste nur, dass nun nicht nur sie, sondern auch er getroffen wurden.
Sie war sich sicher, ein aussenstehender Betrachter wäre Zeuge eines verblüffenden Special Effektes geworden. Da würden zwei Personen von einer Art rotem Lichtstrahl getroffen, beide in einen ebenso roten Kokon aus Energie gehüllt und wie hingestreckt erschlaffen. Er würde auf ihr liegen, mit dem Kopf entweder auf Höhe ihrer Brüste oder aber auf Höhe ihrer Schultern, weswegen er mit dem Kopf auf dem Asphalt läge. Sie hätte das Glück gehabt, dass er ihren Kopf, um ihn vor einem harten Aufschlag auf dem Boden zu schützen, in die Hand gebettet gehalten hätte, die die Schusswaffe nicht benutzt hatte.

Als eine dieser Personen konnte sie feststellen, dass es einfach nur unerträglich heiß war und sie sich einfach nicht mehr an viel erinnern konnte. Nur dass der Gedanke „So ein Idiot“ durch ihren Kopf blitzte.
Und dass sie, als sie aufwachte, ziemliche Kopfschmerzen hatte, ungefähr so, als habe sie ein paar Dirty Pair Martinis, oder was immer Juan, ihr Bartender ihres Vertrauens gerne zusammenpanschte, getrunken. Die Augenlider waren bleischwer, doch als sie die Stimme Tonys hörte, die sich durch den dichten Nebel in ihrem Kopf zu ihrem Großhirn vorpreschte, war sie auch wieder ansprechbar.

Kurzzeitig hatte sie eine kleine Vision gehabt, wie sie in einem sündigen Nichts aus Stoff aufwachte, zu Tony blickte und feststellte, dass ihre Tochter ihm in der Nase bohrte und laut forderte „Papa, aufstehen.“
Kurz hatte sie den Namen dieses Mädchens im Kopf, aber genau so kurz wie er auftauchte, war er auch schon wieder verschwunden. Ebenso das Traumbild.

Sie lag nicht auf einem Bett, sie lag auf der Straße. Sie trug auch kein sündiges Nichts aus Stoff, sie trug normale Kleidung, die allerdings – so sagten die Blicke, die Tony ihr zwischendurch zuwarf, eine gewisse erotisierende Wirkung auf die Psyche von Männern – und ganz konkret auf die Psyche Tony DiNozzos hatten. Vielleicht würde sich da in Bälde etwas ergeben?
Sie wusste es nicht.

Aber die Stimme Tonys riss sie wieder in die Gegenwart und sie blinzelte kurz, benommen, träge.
„Was…“, murmelte sie, rappelte sich auf und sah die kurvenreiche Figur Agatha Silverbirds, die gerade aus dem Wagen krabbelte.
„Das wollte ich dich auch gerade fragen, Ziva.“, lächelte sie und hielt sich die linke Schläfe, auf der eine kapitale Wunde prangte.
„Dich bringen wir erstmal ins Krankenhaus“, erklärte die Israelin und stockte.
Sie blickte sich um und erkannte, ein paar Meter weiter, den leblosen Körper des Captains.
Ziva beugte sich vor und tastete nach Cals Puls.
 
Kapitel 11



Der grell-rote Lichtstrahl zischte laut auf Angela Stones Brust zu



Du musst doch wirklich einen Schädel aus Stahl haben
, war der erste Gedanke, der Agatha Silverbird durch den Kopf schoss, als sie die Augen öffnete. Sie hing kopfüber in dieser Rückhaltevorrichtung, die man „Sicherheitsgurt“ nannte und fragte sich für den Bruchteil einer Sekunde, wie sie dorthin gekommen war, dann aber kam die Erinnerung mit der Wucht einer Riesenwelle zurück. Verdammt, was war passiert?
Wieso hatte der Wagen plötzlich einen so starken Satz gemacht? Waren sie am Ende nicht über einen „schlafenden Polizisten“ gefahren, sondern über einen arglosen Biochemiker, der sich urplötzlich in etwas großes, Grünes verwandelt hatte?
Lächelnd musste sie den Kopf schütteln.
Ich verbringe definitiv zuviel Zeit mit Cal. , schoss es ihr durch das Gehirnskästchen, ehe sie stockte. Verdammt, wo war der wieder?

Sie war sehr gut festgeschnallt gewesen und es bedurfte den Fähigkeiten einer Schlangenfrau, sich durch das Gewirr von lose herumhängenden Sicherheitsgurten zu bewegen. Aber, es hatte Vorteile, wenn man seinerzeit einmal bei einer solchen Schlangenfrau in die Lehre gegangen war, um…
Mein Gott, ich komm mir vor wie eine Mary Sue – im wahrsten Sinne des Wortes. , stellte die XO in diesem Moment fest und versuchte, sich aus ihrem Gefängnis zu befreien.

Zuerst musste sie sich abschnallen – das war das Geringste der Probleme. Dann musste sie versuchen, aus der Fahrgastzelle zu entkommen und da waren die Schwierigkeiten, denn die Tür zu ihrer Seite war verzogen.

Es stand also nur der Ausweg nach rechts auf dem Plan und dieser war von herunterhängenden Sicherheitsgurten versperrt. Als ob das noch nicht genug wäre, lagen da auch noch Glassplitter herum – und das ziemlich unmotiviert. Wenn sie sich nicht verletzen wollte, oder nicht den Tod durch Strangulation per Sicherheitsgurt sterben wollte, musste sie versuchen, zwischen diesen beiden Hindernissen herauszukommen. Sie holte also tief Luft um den Bauch so flach wie möglich zu machen, bildete ein Hohlkreuz und versuchte, sich irgendwie aus der Falle zu schlängeln, was ihr nach einigen Versuchen auch gelang.
Kurz versuchte sie, sich zu vergegenwärtigen wo sie waren und schaute sich um.
Die Gegend war nicht gerade spektakulär. Es handelte sich um eine kleine Seitenstraße in einem der vielen Industriegebiete Washington D.Cs und Agatha fragte sich, warum Ziva gerade diese Strecke gewählt hatte, als ihr Blick auf die beiden, wie hingestreckt wirkenden Körper fiel.
Verdammt, verdammt, verdammt. Nein, bitte nicht. Bitte seid nicht tot. , flehte sie in Gedanken, trat auf die beiden zu und ging neben ihnen in die Knie, um nach ihrem Puls zu fühlen. Es hatte durchaus Vorteile, wenn man sich mit Gina einen Raum geteilt hatte.
Kurz erlaubte sie sich ein kleines Lächeln – die Beiden waren wirklich nur bewusstlos – und stand auf, schaute sich weiter um.
Wo war Cal?

Und gerade, als sie ihn sah, kamen Tony – und ein paar Sekunden später Ziva – zu sich. Letztere stand auf und lief, so schnell sie ihre Beine trugen zu einer Person, die am Boden lag. Agatha folgte ihr und musste schlucken. Dort lag, mit geschlossenen Augen und einem für seine Verhältnisse verdammt uncharakteristisch ruhigen und ernsten Gesicht, Cal. Ziva ging neben dem Captain in die Knie und tastete nach seinem Puls. Kurz schauten sich beide Frauen an und eine Art telepathische Kommunikation zwischen beiden fand statt. „Ist er in Ordnung?“, meinte Ziva in diesem Moment in den grasgrünen Augen der hübschen Frau zu sehen und versuchte mit ihren nussbraunen Augen einen beruhigenden Gedanken an sie zu übermitteln.



„Was ist passiert?“, fragte einige Minuten später ein Leroy Jethro Gibbs, der inzwischen wieder im HQ und auf dem Weg hinunter ins Labor war. Am anderen Ende der Leitung versuchte, ein reichlich benommener Anthony DiNozzo Junior den Sachverhalt darzulegen, wobei er allerdings allein schon an dem Fakt, dass er nicht wusste, was sie da getroffen hatte, scheiterte. Die Tür zum Labor von Abby war immer offen und Gibbs klappte sein Handy zu, als er sah, wie die hübsche Goth vor den Geräten saß und eine Art Kappe trug, die aus Alimuniumfolie zu bestehen schien.

„Was tust Du da?“, fragte er, in einem neutralen Tonfall, mit einer Spur von Amüsement.
„Gibbsman“
Abby fuhr herum, schaute ihn mißtrauisch an und sagte: „Bist du einer von denen?“
„Von wem bitte?“
„Na, von denen.“, sagte die Goth und stand auf. Sie näherte sich ihrem Computer, beinahe so, als habe sie Angst, dass er sie gleich beißen würde. Vorsichtig betätigte sie die Entertaste und auf dem großen Monitor erschien ein Gesicht. Es war oval, hatte keine besonders gut ausgeprägte Struktur, mandelgroße Augen und war in der Hauptsache grau.
„Abs, was sehe ich da?“
„Abs mich nicht, Gibbs. Ich weiß nicht, ob Du nicht Gibbs bist, Gibbs.“, sagte die Labortechnikerin und brachte sich schnell „in Sicherheit“, indem sie hinter dem Labortisch, auf dem der Computer stand, in Deckung ging. „Abby, ich bin ich. Ich weiß nicht, wie ich es Dir begreiflich machen soll, aber wenn ich nicht in den nächsten 5 Sekunden meine Labortechnikerin wiederhabe, verpasse ich Dir zum ersten Mal in deinem Leben eine Kopfnuss.“

Das schien zu wirken, denn beinahe wie ein Springteufel kam Abby hinter dem Computertisch hochgesprungen.
„Sorry, Gibbs, aber man kann nicht sicher genug sein.“
Damit ging sie auf ihn zu, nahm seine Hand und – ehe Gibbs merkte, was los war, explodierte Schmerz dort, wo sie ihn berührt hatte.
Er ließ seine Mitarbeiter so gut wie selten wissen, wenn er Schmerzen hatte. Das war unprofessionell und brachte nicht viel. Vor allem nicht, wenn man sich den Ruf als knallharter Hund erarbeiten – und vor allem halten – wollte.
Ersteres hatte er geschafft, an letzterem feilte er.
In diesem Moment war ihm sein Plan allerdings sowas von egal. Er verzog sein Gesicht, ließ einen kurzen Laut des Schmerzes los und schaute dann auf seine Hand, die, aus einer kleinen, von Abby mit einem Skalpell beigebrachten Wunde blutete.
„AU!“, machte er also und funkelte die Frau an: „ABBY, bist Du bescheuert?“
Noch ein Novum. Bisher hatte sich der leitende Chefermittler niemals im Ton vergriffen, hatte niemals die Intelligenz seiner Mitarbeiter und besonders nicht die, Abby Sciutos in Frage gestellt. Jetzt allerdings war ihm auch das egal.
Abby ging ein paar Meter zurück, senkte den Kopf und schaute ihren Boss an.

„Es tut mir leid, Gibbsman, aber… ich konnte nicht vorsichtig genug sein.“, sagte die Labortechnikerin und deutete auf das „Gesicht“, das da auf dem Monitor zu sehen war, „Ich wollte sicher sein, dass Du nicht einer von denen bist.“
„Von denen?“, echote Gibbs verständnislos und schaute sie an; „Wer sind Die?“
„Ausserirdische.“, sagte die hübsche Goth und deutete zum Fenster hinaus: „Sie sind hier. Hier in Washington. Ich habe… ich habe da was gesehen.“

„Abby… ich bin wegen den Fingerabdrücken hier, nicht wegen…“
Weiter kam er nicht, denn Abby funkelte ihn an: „Komm mir nicht auf die Idee, mir einfach so in die Parade zu fahren, wenn ich die Welt retten will, Silberfuchs.“
Der Grauhaarige stoppte, schaute Abby dann an und zuckte mit den Schultern.
Dies wertete die hübsche Dunkelhaarige, als Einladung, loszulegen, was es im Grunde auch war.
„Also“, fing sie an, „ich arbeitete gerade an irgendwelchem langweiligen Kram für Agent Phillips, als ich plötzlich diesen Krach hörte.“
Sie stoppte, schaute Gibbs eindringlich in die Augen und sagte: „Erinnerst Du dich an Tims ‚Rocket Man’-Vortrag?“
Das tat er tatsächlich, wenn auch mit Schmerzen.
„Was ist damit?“
So langsam hatte er sich wieder in den Gibbs-Rhtyhmus eingefunden. Kurze, knappe Sätze, kurze knappe Ansagen, denn Zeit war bekanntlich Geld und er war Marine. Es war ihm kein Marine bekannt, der mehr als das sagte, was nötig war. Jedenfalls nicht, im Beruf.
„Ich hab dieses Rauschen gehört und dachte mir, dass sich Tim vielleicht den Raketenanzug aus dem Fall vor knapp zwei Jahren geborgt hätte und nun eine Runde flöge, aber was ich sah war…“

Sie stoppte erneut, breitete die Arme aus und machte dabei Bewegungen, als wollte sie ihre Arme noch weiter ausstrecken, als es anatomisch möglich wäre: „Es war einfach… gigantisch. Einfach nur… gigantisch. Ich sah ein grelles Licht, dass in den Anacostia River fiel.“
Gibbs stockte und schaute sie an.
Ja, heute hatte es im Anacostia-River einen Einschlag von etwas gegeben, was man als „Kleinstmeteorit“ bezeichnete. Er selbst kannte sich mit sowas nicht aus und die Berichte von Menschen, die gesehen haben wollten, wie zwei Lebewesen aus dem Wasser gestiegen waren, erachtete er entweder als Spinnerei oder als Berichte von zwei Lebensmüden, die versucht hatten, den Anacostia zu durchschwimmen. Die These, dass dieser Kleinstmeteorit ein UFO war, aus dem zwei Aliens ausgestiegen waren, hatte es auch gegeben, aber diese wurde sowohl von ihm, als auch von den Leuten, die noch alle Sinne ihr Eigen nannten, als Blödsinn abgetan.



Aber er hätte wissen müssen, dass Abby der Sache eine extraterrestrische Note geben würde und so hatte ihn die Aluminiumkappe auf dem Kopf eigentlich nicht wirklich überrascht.
„Abby“, sagte er sanft, „Es gibt keine Ausserirdischen.“
Kurz stockte er. Wenn seine Erinnerungen an diesen „Captain“ und diese „Commander“ korrekt waren, gab es diese Ausserirdischen schon, aber… warum sollte er Abby noch mehr verunsichern? Am Ende sah sie hinter jeder Sternschnuppe den Angriff einer ausserirdischen Macht, die sie alle versklaven wollte und sich noch mehr von ihr schikanieren zu lassen, als gerade eben war nun wirklich nicht sein Gusto.
„Aber… es gibt diese Kornkreise.“
Gibbs lächelte, nahm sie in den Arm und gab ihr einen väterlichen Kuss auf die Stirn.
„Abs, glaub mir. Wenn es ausserirdisches Leben gäbe, warum hat es sich bisher noch nicht gemeldet?“
„Hast Du mal gesehen, was wir für Signale ins Weltall senden? Das schreit nun wirklich nicht gerade „Kommt her und sagt guten Tag.“ Am Ende müssen die noch ins Dschungel-Camp.“, kam die trockene Antwort Abbys und Gibbs musste zugeben, dass dieser Gedanke gar nicht einmal so dumm war.
Vielleicht musste er mal diesen Captain fragen, ob diese Sendung im 24. Jahrhundert immer noch ausgestrahlt wurde.
Dann fiel ihm auch wieder ein, weswegen er hier war.



Nein, das kann nicht sein. Er darf noch nicht tot sein. , schoss es der Frau durch den Kopf, die gerade ihre Lippen auf den Mund des Mannes presste, Das würde die komplette…
Weiter kam Ziva nicht, denn in diesem Moment hustete der Captain einmal auf, sie zog sich zurück, während er sich aufrichtete, nach der nächstbesten Hand griff – es war die von Agatha – und erst einmal den Kopf schüttelte. Dann schaute er Agatha an und grinste: „Ich wusste, dass Du mich nicht sterben lässt.“
Agatha wollte gerade etwas sagen, da schaute Ziva sie an und schüttelte den Kopf.
Sie hatte die ganze Zeit überlegt, ob sie den beiden sagen sollte, was los war, ob sie ihnen mitteilen sollte, dass das Leben der Israeli mit dem Leben der beiden Sternenflottenoffiziere verknüpft war, aber, sie beschloss, es sein zu lassen. Das würde zu temporalen Paradoxa führen und die hatte sie schon bei Doktor Who nicht verstanden.
Sie hatte überlegt – schon seit ihrem ersten Treffen hatte die hübsche Israeli das Gefühl gehabt, die beiden von irgendwoher zu kennen, und als sich der Wagen übrschlagen hatte und sie kurzzeitig ins Reich der Träume abgedriftet war, hatte sie …



Tony stand neben dem Wrack des Mini-Coopers und betrachtete sich den Schaden.
„Den können wir abschreiben.“, sagte er zu Ziva, die neben ihm auftauchte und die Hand auf die Ölwanne legte. Sanft fuhr sie über den Unterboden ihres Autos und summte ein Lied.
Der Italiener hatte sofort eine gewisse Assoziation im Kopf, aber er konnte nicht sagen, woher er das Lied kannte – wohl aber, was er vor seinem Inneren Auge sah. Eine Ziva, die ein blaues, rückenfreies Kleid trug.
„Woher kenne ich das Lied?“, fragte er sich leise, aber nicht laut genug, damit Ziva es hören konnte – wobei es ihn nicht überrascht hätte, wenn sie auch dazu im Stande gewesen wäre.
Plötzlich waren auch Cal und Agatha wieder am Auto und der Captain besah sich den Reifen.
„Ist der geschmolzen?“; fragte er und beugte sich weiter vor, ehe er sich an Agatha wandte: „Was meinst Du?“
„Vermutlich das selbe wie vorhin bei Tony. Phasergewehr Typ drei. Oder etwas ähnliches.“, meinte die Frau und zuckte mit den Schultern, „Aber ich kann mich natürlich auch irren.“
Cal schüttelte den Kopf: „Nein, eigentlich macht ja nur das Sinn. Der Schütze hat den Reifen aufs Korn genommen und ihn mit einem Phaser ausser Gefecht gesetzt. Daraufhin haben wir uns übrschlagen.“
Ziva wandte sich an ihn: „Und das war auch der Typ, den du da versucht hast, zu stellen?“
„Davon gehe ich stark aus.“, meinte Cal und zuckte mit den Schultern, „Entweder er, oder einer seiner Komplizen.“
Er grinste: „Tracy-boy ist in der Stadt.“

„Und wie kommst Du darauf?“, fragte Agatha, worauf Cal in seine Hosentasche fasste und einen Zettel hervorkramte.
„Den hat er mir in die Tasche gesteckt, kurz bevor er mich mit diesem Intar meinte anschießen zu müssen.“, erklärte er und wandte sich dann an Agatha, um – in einem freundlichen, zwanglosen Plauderton zu sagen: „Ich glaube, ich muss mal bei Jack anrufen. Der lässt diese Intars viel zu liberal verteilen.“
„Ich glaube nicht, dass General O’Neill die Zeit hat.“, grinste die hübsche XO, „Er wird ja wohl viel zu tun haben, als Leiter von Homeworld Security.“
„Ihr meint Homeland Security.“, verbesserte Ziva, was Tony ein überraschtes Augenbrauenheben entlockte. Cal und Agatha schauten einander an und grinsten: „Klar, genau.“

Natürlich konnten die beiden NCIS-Agenten nicht wissen, dass Homeland Security die offizielle Bezeichnung für Homeworld Security war. Während man nach aussen die vereinigten Staaten von Terrroristen und anderen nicht sehr freundlichen Leuten beschützte, sicherte man in Wirklichkeit nicht nur die USA, sondern auch den ganzen Planeten. Damals, als Jack O’Neill noch nicht die Homeworld Security leitete, sondern einfach nur ein einziges Team durch das Sternentor führte, das im Cheyenne Mountain Complex – oder auch Area 52 genannt - in Colorado Springs verborgen lag , hatte Cal, wie er Agatha schon mehrfach erzählt hatte, einige Missionen mit dem legendären SG-1 erlebt.
„Und was hast Du nun?“, fragte Ziva und riss Cal damit aus seinen SG-1-Fantasien.
„Hm?“; machte er, was Agatha dazu brachte, sich den Zettel anzueignen und laut vorzulesen.

Tataaa – ihr werdet es nicht glauben.
Richtig – ich geb euch Hinweise.
Aber sie werden nicht leicht sein.
Chancenlos wäret ihr allerdings ohne sie.
Es erfordert eine gewisse Kombinationsgabe.
Lauscht meinen Instruktionen.
Er, der hier Chaos stiftet, wird euch genannt.
Sucht in der Stadt nach meinen Zeichen.
Seht mich auf der Straße.



Tipp: Wir beginnen links.

„Und das soll von Traceless sein?“, fragte Tony und Cal nickte: „Von wem sonst? Sein Schreibstil passt. Und ich glaube ich weiß sogar, was er uns sagen will.“


„Hey, Boss, ich… AU!“,
Der letzte Laut des Satzes war darauf zurückzuführen, dass Abby plötzlich hinter McGee aufgetaucht war und ihm mit dem Skalpell in den Finger geschnitten hatte. Verdattert blickte der Agent erst auf die blutende Wunde, dann auf das Bild auf dem Monitor und schaute die hübsche Labortechnikerin an: „Abby, ich bin kein Silence. Ausserdem können die nur die Gedanken verändern – was sie nicht können, ist das Aussehen anderer Personen an…“
Kurz stockte er.






Damit trat er auf ihn zu, salutierte erneut und sagte: „Captain Calvin Cat, Kommandant der USS Dragonfly, Registriernummer NCC 0815-A.“

Gibbs betrachtete ihn, deutete auf den Stuhl und sagte nur: „Setzen Sie sich.“

Verwirrt blickte der Mann, der sich als Captain ausgab, zu seiner rothaarigen Begleiterin und nickte dann.

Sich setzend, verschränkte er die Arme vor der Brust und schaute sein Gegenüber an.

„Sie erwähnten gerade einen Verbrecher…“
Cal schnellte vor, legte eine Hand auf den Tisch und schaute Gibbs an: „Der Mann heißt Buzz Intrupper. Er ist Wissenschaftler gewesen… Cleveres Kerlchen. Entwickelte so was wie Intelligente Masken.“

Er schaute in die Runde: „Stellt euch eine Karnevalsmaske vor, die mit eurem Kopf verbunden ist. Ihr denkt an ein Gesicht und automatisch verwandelt sich die Maske in das Gesicht, das ihr euch vorgestellt habt. Ihr wollt aussehen wie Michael Wheatherly in ‚Dark Angel’? Kein Problem. Ihr wollt die Lippen von Angelina Jolie haben? Auch kein Thema. Der Geheimdienst hatte ihn … unter Vertrag.“

„Welcher Geheimdienst?“, fragte Gibbs und Cal räusperte sich: „Der Geheimdienst… der… erm…“







Sie hätte nie gedacht, dass sie sich mal wieder Sorgen um ihren Timmy machen müsste. Er war in den letzten Jahren ein so starker, so aktiver Agent gewesen, das, zu sehen, wie er plötzlich und ohne jeglichen Grund erbleichte, in Abby etwas auslöste, was man nur „Welpenreflex“ nennen konnte. Schnell war sie bei ihm, hielt ihn fest und sagte: „Tim? Geht es Dir gut?“

Der Gesichtsausdruck, den der Special Agent in diesem Moment hatte, war einer, den sie wohl bis ans Ende ihrer Tage nicht mehr vergessen würde. Reine Panik stand in ihm geschrieben und er wandte sich an Gibbs: „Boss, ich… ich glaube wir haben ein Problem.“

Leon Vance war nicht wenig überrascht, als sich die Tür, ohne das jemand geklopft hätte, öffnete und Gibbs mit McGee im Raum stand. Es war ein so typisches Verhalten für den ehemaligen Gunnery Sergeant, dass er es zu tolerieren gelernt hatte. Also schloss er kurz die Augen, biss die Zähne aufeinander und spannte sein Gesicht an, ehe er sich wieder entspannte und seine Augen die Körperhaltung Gibbs und McGees analysierten. Beide wollten etwas und es war garantiert kein Freundschaftsbesuch. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er in seiner typischen dienstlich-verbindlichen Stimme und er nahm sich, in weiser Voraussicht, einen seiner Zahnstocher, um ihn sich zwischen die Zähne zu klemmen.

„Sag es ihm, McGee.“, eröffnete Gibbs rauhe Stimme den Monolog seines IT-Fachmannes, der ohne Punkt und Komma zu reden begann. Von möglichen Angriffen von Ausserirdischen ging der kurze Geschichtsabriss, den der Special Agent ihm lieferte, über formwandelnde Wesen, bis hin zu zwei Offizieren einer Militäreinheit der Zukunft. Nun legte sich ein Lächeln über die Lippen Vances: „Erzählen Sie mir was, was ich nicht weiß.“



Gibbs war eher selten zu überraschen, aber der Fakt, dass Vance nach einer Geschichte, die er selbst noch vor knapp 24 Stunden als komplette Traumtänzerei abgetan hätte, sagte „Erzählen Sie mir was, was ich nicht weiß“, war etwas, das er sich eigentlich so nie zu Träumen gewagt hatte. Natürlich besaß der Director eine höhere Sicherheitsstufe, aber, dass dieser über die Existenz solch phantastischer Lebewesen wie Klingonen, Borg oder Cardassianer, oder was immer ihm gerade für ein Alienname im Kopf herumspukte, vertraut war, glaubte er nicht so ganz. Da musste etwas anderes …


Kurz hielt er sich den Vortrag des „Captains“ vor Augen und legte den Kopf schief. Seine grauen Augen funkelten amüsiert: „Sie sind Leon?“
Vance hob den Blick und sah lächelnd, wie Gibbs seine Waffe hervorholte. Er traf keine Gegenmaßnahmen. Dafür ließ ihn der Blick, den McGee Gibbs zuwarf, die Augen schließen, kurz und beinahe humorlos auflachen

„He“, machte der Direktor und öffnete seine Augen wieder, zu Gibbs herüberblickend. Mit einer lässigen Geste strich er sich dann seinen Maßanzug glatt, der nach seinem Aufstehen, bevor Gibbs und McGee hereingekommen waren, Falten geworfen hatte, und zuckte mit den Schultern: „Los, sagen Sie es ihm, Gibbs.“
Dieses mal lachte Gibbs humorlos: „Woher sollte er denn wissen, dass es Aliens gibt?“
Damit schaute er zu McGee herüber und formte mit den Lippen nur ein Wort: „Traceless.“

Augenblicklich hatte auch der Computergeek die Waffe gezogen und Vance – oder war es doch Traceless? – ins Visier genommen.



Der Fahrstuhl machte sich gar nicht erst die Mühe, im Stock des Bull-Pens zu halten, er fuhr direkt in die Etage des MTACs und des Büros von Director Vance. Die Tür glitt auf und in einer Geschwindigkeit, die man ihm nicht zugetraut hatte, eilte Calvin Nathan Cat auf die Tür zu, hinter der sich das Vorzimmer, inklusive Cynthia befand. Mit einem „Sorry, keine Zeit“ eilte er an ihr vorbei, riss die Tür auf und schaute verdattert auf das Bild, das sich ihm bot.

Gibbs und McGee hielten Director Leon Vance in Schach.
„Ich weiß, Sie machen nie Fehler, Mister Gibbs, aber dieses mal…“, setzte Cal an und schüttelte den Kopf, „Das is nich Traceless.“
Damit ging er auf Vance zu und salutierte: „Captain Vance, schön Sie zu sehen.“



„Er ist was?“, fragte Ziva David eine amüsiert dreinblickende Agatha Silverbird, „Unser Chef arbeitet eigentlich für…“
„Die Sternenflotte.“, grinste die junge Rothaarige und zuckte mit den Schultern, „Ist nicht so, dass wir uns das groß ausgesucht hätten, aber… seinerzeit haben gewisse temporale Schwierigkeiten die Einsetzung von Sternenflottenpersonal in diversen Zeitebenen notwendig gemacht.“ Damit schaute sie entschuldigend zu Gibbs. „Es tut mir leid, wenn wir Ihnen das nicht eher sagen konnten, aber… es gibt da sowas, das sich temporale Erste Direktive nennt. Nur gegen die verstößt er hier“, sie nickte in Richtung Cal, „Ja mit großer Vorliebe.“

„Hey, ich hab den temporalen kalten Krieg nicht angezettelt. Und ich bin sicher, auch die Xindi, die Florida angegriffen haben… angreifen werden… angegriffen haben werden worden wollen sein.“ Sofort richteten sich fünf Augenpare auf ihn und in allen war sowas wie Verwirrung zu erkennen. Sich nachdenklich am Kopf kratzend, räusperte sich der Sternenflottenoffizier und grinste verlegen: „Versucht Ihr mal die korrekten Tempi zu bilden, wenn ihr von etwas sprecht, das aus eurer Sichtweise schon ein alter Hut ist, für andere aber noch Zukunftsmusik.“

Vance schaute ihn an: „Was meinen Sie, Captain, wofür es sowas wie die Temporale erste Direktive gibt. Da wird nicht nur die Zeitlinie gewahrt, auch so schöne Sachen wie die Sprache…“ Tony räusperte sich und schaute Cal abwartend an: „Du sagtest doch, du hättest eine ungefähre Ahnung, was Traceless uns sagen wollte?“

Der Captain nickte: „Stimmt. Also…“
Damit schaute er in die Runde und nahm erneut den Zettel hervor, den Traceless ihm offenbar zugesteckt hatte. Er räusperte sich und las vor: „Tataaa – ihr werdet es nicht glauben. Richtig – ich geb euch Hinweise.Aber sie werden nicht leicht sein, chancenlos wäret ihr allerdings ohne sie. Es erfordert eine gewisse Kombinationsgabe. Lauscht meinen Instruktionen. Er, der hier Chaos stiftet, wird euch genannt. Sucht in der Stadt nach meinen Zeichen. Seht mich auf der Straße. Tipp: Wir beginnen links.“

Dann legte er den Zettel wieder hin und schaute erneut in die Runde.
„Zum einen handelt es sich hierbei wieder einmal um einen Ac… Acro… Agatha, wie heißt das Ding?“
Die hübsche Rothaarige seufzte: „Acrosstic, Schatz. Arcrosstic. Hierbei wird die Kernaussage in den ersten Buchstaben einer jeweiligen Zeile getroffen. Es ist eine Visitenkarte des Maskenträgers. Unterstreichen wir die ersten Buchstaben einer jeweiligen Zeile, kommen wir auf den Namen ‚Traceless.’. Das ist seine Signatur.“
„Moment mal.“, sagte in diesem Moment McGee, „Ich habe eine ähnliche Botschaft auf meinem Computer gefunden. Das war … das war kurz bevor wir angegriffen wurden und Petty Officer McConnaugh starb.“
Entsetzt riss Agatha den Kopf hoch: „Laura ist tot?“
„Jetzt sagen Sie bloß, die kennen Sie auch.“, murmelte Tony leise und Cal schaute ihn an: „Klar. Sie ist doch die Nummer zwei unseres anderen Top-Agenten hier. Eben jenes verstorbenen Captain Thaddeus Stone.“

Ja, da war durchaus sowas wie Verblüffung in Zivas Augen zu sehen: „Captain Stone ist ebenfalls ein Sternenflotten-Offizier?“
„Klar, was meinen Sie, mit wem Captain Vance dauernd in Kontakt stand?“, grinste Cal und schaute sie an: „Ach übrigens, bevor Sie sich Sorgen – nein, Sie und Ihre Familie kommen aus dieser Zeit. Ihr Vater ist kein Offizier der Sternenflotte.“ Ziva war sich nicht ganz sicher, wie sie darauf reagieren sollte. Es hätte ja auch eigentlich keinen Unterschied gemacht, welchen Rang Eli nun in der Realität – oder was man so euphemistisch „Realität“ nannte – bekleidete. Wichtig war doch nur, wie er sich ihr gegenüber verhalten hatte und da war es doch schon ein wenig grenzwertig.
 
Kurz suchte sie Blickkontakt zu Tony, fand ihn und fragte sich, wie es nun weitergehen sollte. Wer würde sich noch als Agent aus dem 24. Jahrhundert herausstellen? Der Präsident? Oder war der gelbe Sportwagen, der regelmäßig vor ihrer Haustür stand, in Wirklichkeit ein ausserirdischer Kampfroboter?
Wer wusste schon, was Realität war.
Sie zuckte zusammen, als McGee plötzlich ein „Hier“ ausrief und dann zu Cal herüberblickte.
Der Captain und die XO traten auf den Computer zu, beugten sich vor und dann tat der Captain etwas, was McGee nicht für möglich gehalten hatte. Er griff sich in die Hosentasche und förderte ein Brillenetui zu Tage, setzte die Brille auf und beugte sich weiter vor.
„Das machst Du doch nur, um clever auszusehen.“, grinste Agatha und Cal zog eine Grimasse: „Du musst immer alles verraten.“
Damit nahm er sich die Brille ab und verstaute sie wieder im Etui.
McGee grinste: „Sie erinnern mich wirklich an den Doctor.“
„Doctor Who?“, fragte Cal, mit einem schelmischen Lächeln, was Agatha dazu brachte, ihm den Finger auf die Lippen zu legen: „Du weißt doch. Silence will fall, when the question is ansewered.“

Ihr zuzwinkernd wandte sich Cal dann wirklich dem Bildschirm zu und las:
„Tony, Ziva, McGee, Gibbs, reicht euch das Versteckspielen? Als amüsant erachte ich es immer noch. Cal versucht euch zu helfen. Putzig. Er – der nicht mal in der Lage ist, sein Raumschiff fehlerfrei zu kommandieren. Er sollte sich vorsehen – da haben schon ganz Andere versucht, mich zu fassen. Sie sind gestorben.“
Kurz verzog er sein Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen: „Ich schaffe es, mein Raumschiff fehlerfrei zu kommandieren.“
„Ach ja?“, grinste Agatha, „Wann denn? Alle Jubeljahre mal.“
„Aber ich schaff es.“, sagte Cal und klang beinahe ein wenig beleidigt. Gerade holte Agatha Luft, um etwas zu erwidern, als sie plötzlich abbremste und sich an den Kopf fasste.
Cal wandte sich zu Gibbs um, der sich hinter ihnen postiert, und ihnen simultan eine Kopfnuss verpasst hatte.

„Hey!“, machte er empört und erntete als Dank gleich noch eine.
Grinsend wandte sich Tony an Agatha: „Fühlt sich nicht toll an, oder?“
Die hübsche Rothaarige schüttelte den Kopf und Gibbs raunte: „Vielleicht sollten wir uns jetzt mal daran machen, herauszufinden, was uns dieser Traceless sagen wollte.“
„Schon klar, Boss.“, machte Cal und schaute knapp danach selbst am Überraschtesten drein: „Hab ICH das gerade gesagt?“
„Ja“, grinste Agatha und gab ihm einen Kuss: „Und jetzt hau rein.“


Cal räusperte sich, warf einen bedeutungsschwangeren Blick in die Runde und sagte: „Straßen…AU!“
Agatha wandte sich in seine Richtung und sah, wie Abby Sciuto einen Blick auf das Skalpell warf, es dann abwischte und sich an die XO wandte, die ihr kurz lächelnd, den Arm hinhielt. „Bitte, Miss Sciuto, tun Sie was Sie nicht lassen können.“
Cals Reaktion auf den kleinen tätlichen Angriff der Goth war weniger heldenhaft, denn verständlicherweise, ein wenig angesäuert.
Er drehte sich um, fixierte die Frau wütend und bemerkte dann erst, wen er da anfunkelte.
Anschließend zuckte er mit den Schultern und schaute wieder in die Runde.
„Wo war ich?“
„Straßen… AU!“, wiederholte Agatha seine Worte in exakt der selben Tonmodulation, die Cal auch verwandt hatte, inklusive des leicht protestierenden Geräusches, als Abby ihn gestochen hatte.
Das dies eine große Erheiterung bei den anderen auslöste, war auch verständlich.
Der Captain räusperte sich kurz und schaute dann zu Agatha, die sich ein kurzes Lächeln gestattete, ihn dann aber wieder aufmerksam anschaute: „Ja, Schatz?“

„Ich denke, ich soll reinhauen.“, sagte der Angesprochene, schaute sie ein wenig verständnislos an, was diese mit einem kurzen Schulterzucken quittierte: „Wenn Du dich immer wieder ablenken lässt…“
„Vielleicht würde ich mich nicht so sehr ablenken lassen, wenn meine eigene XO mir nicht in den Rücken…“
Er stoppte, schaute zu Gibbs, der schon wieder einen Schritt in seine Richtung getan hatte. Kurz schluckend, murmelte er ein kleinlautes „Tschuldigung, Boss“ und machte sich dann wieder daran, einen ernsten Blick in die Runde zu werfen.

„Also, Leute. Es ist eigentlich ganz einfach. Straßenkarten…“
Das laute Schellen einer Alarmsirene ließ Cals Kopf hochschrecken und er schaute verdattert in die Runde: „Okay, was in drei Teufels Namen…“
„Das ist der Feueralarm.“, fuhrt Ziva Cal in die Parade, woraufhin Gibbs sich an McGee wandte: „Schau nach, wo es brennt.“
„Bin schon dabei, Boss.“, erklärte der Computerexperte, war an seinem Schreibtisch und hackte in die Tastatur, dass es nur so eine helle Freude war. Dann wandte er sich Gibbs zu: „Nirgends, Boss.“
„Also wird sich jemand einen Spaß erlaubt haben, oder?“, vermutete Cal, doch da stand er schon mit Abby alleine da, die ihn nur anschaute.
„Möchten Sie meine Theorie hören?“
Die Forensikerin schaute ihn an, schüttelte den Kopf und wandte sich um. Das letzte, was sie von ihm sah, war, wie er kopfschüttelnd im Raum stand, dann mit den Schultern zuckte, ehe er die Toilette aufsuchte.


Die Quelle des Krachs war ein gezogener Feueralarm am Ende des Ganges. Als Gibbs und Agatha den Ort erreichten, schaute der Rotschopf Gibbs verdattert an: „Sollte man solche Sachen nicht eigentlich besser schützen, damit sie nicht einfach so zweckentfremdet werden können?“
Gibbs schenkte ihr einen ernsten Blick und sagte nur: „Eigentlich sind sie das.“



William Turner, Private first class war nicht unbedingt begeistert, als Gibbs ihn einfach mitten im Verhör hatte stehen – oder besser gesagt: sitzen – lassen.
Das musste eine neue Verhörtaktik sein. Das Problem war: Er hatte nichts getan, er war nicht schuldig und so traurig der Tod des guten Captain Stones auch war, er war nicht daran schuld.
Daher verstand er auch nicht, warum Gibbs , dieser knallharte Hund, von dem er gehört hatte, ihm immer wieder auf den Kopf zusagen wollte, dass er schuldig wäre. Er verstand es einfach nicht. Er war nicht schuldig – himmel, er war doch er selbst, wer sollte denn besser wissen, wo er, William Turner, Private first class, gewesen war, wenn nicht Willian Turner, private first class?
Langsam, aber sicher empfand er die ganze Sache einfach nur noch als lächerlich.
Man setzte ihn in diesen Raum und hoffte, in dem man sich für gefühlte 10 Stunden rar machte, ihn weichzukochen, was?
Nicht mit mir, meine Freunde. , schoss es ihm durch den Kopf und er beschloss, zu warten.
Kurz ließ er seinen Blick schweifen. Der Raum war dunkel und wenn man ihn als „spartanisch eingerichtet“ beschrieb, war das noch ein krasser Euphemismus. Da standen zwei Stühle, ein Tisch – mehr gab es nicht. Und da war der Spiegel, von dem Turner sicher war, dass es ein Einwegspiegel war, hinter dem gerade Gibbs stand und, süffisant lächelnd, eine Kaffee oder sonst irgendwas trank.

Und da war natürlich die Videokamera, die seine Regungen aufnahm. Sie war nicht unbedingt subtil versteckt, sondern schön sichtbar in der Ecke des Raumes installiert worden und eine kleine, rote Lampe am unteren Gehäuseende zeigte auf, dass sie aufzeichnete. Ihn.
Irgendwann wurde es ihm zu blöd, und er begann, zuerst zu summen, dann lauthals zu singen.
Er wusste nicht mehr, woher er das Lied gehört hatte, er wusste noch nicht mal, wie es wirklich ging, er wusste nur, dass da irgendjemand dem Sänger das wahre Gesicht zeigen sollte. Er hatte keine Ahnung, wieso es ihm gerade jetzt in den Sinn kam, als er sich von dieser Videokamera beobachtet fühlte, er wusste nur, das das Lied passte. Und gerade, als er weiter überlegte, wieso, ging die kleine, rote Lampe aus. Die Kamera zeichnete nicht mehr auf.
Verwundert hob der Private den Blick, als er hörte, wie sich die Tür öffnete.
Ihm war klar, dass nun Gibbs den Raum betreten und andere Saiten aufziehen würde. Gerade wollte er sich umdrehen und dem Special Agent sagen, was dieser ihn mal könnte, als er ein merkwürdiges Geräusch wahrnahm. Und dann spührte er eine sengende Hitze in seiner der Tür zugewandten Schulter und eine ungeheure Kraft, die ihn nach vorne trieb. Er stolperte über den Stuhl, krachte mit dem Bauch auf den gefliesten Boden und fühlte den Schmerz, des Projektils, das sich in seine Schulter gebohrt hatte.
Verdammt, ist Gibbs jetzt komplett durchgeknallt? , schoss es Turner durch den Kopf, als er das Geräusch noch weitere zwei Male hörte und dieses mal konnte er es sogar zuordnen. Schallgedämpfte Schüsse. Jemand schoss auf ihn.
Und dieser jemand – es war in Turner in diesem Moment auf fundamentale Art und Weise klar – war nicht Gibbs.
Die Kugeln bohrten sich in sein Rückgrat und sein rechtes Bein und jedes mal explodierten sengendheiße Schmerzen und rasten schockwellengleich durch seinen Körper.
Er war noch nie angeschossen worden und er hatte eigentlich nie vorgehabt angeschossen zu werden.
Und dann – entgegen seiner Überzeugung und seines eigenen Willens, drehte er sich auf den Rücken.

Eigentlich wollte er gar nicht wissen, wer da nicht einmal die Courage hatte, ihn von vorne anzuschießen, geschweige denn, wer so gut war, sich mitten ins NCIS-Hauptquartier zu begeben und ihn auszuschalten. Vermutlich stand in der Tür eine Monstrosität in einem schwarzen Anzug, mit weißer, nahezu entsetzlich weißer Haut und einer Mischung aus Asgard aus Stargate und „Schrei“ von Munch als Gesicht. Silence will fall. Na, würde sie endlich mal, dann wären ihre Agenten aus dem Weg geräumt und…
Doch die Person, die da die Waffe hielt, war keine Monstrosität.
Im Gegenteil, sie war, nach menschlichen Maßstäben – und welche sollte man sonst ansetzen? – ganz attraktiv und er kannte sie. Es war diese Frau, die ihn zu zugerichtet hatte. Ziva David.
Und sie richtete eine Pistole auf seinen Kopf.



Verdammt.
Tony hatte Ziva verloren – er war eigentlich mit ihr unterwegs gewesen, um herauszufinden, ob noch mehr Alarmanlagen aktiviert worden waren und plötzlich war sie von seiner Seite gewichen. Sie hatte ein „Ich muss nur kurz was überprüfen“ gemurmelt und war dann einfach so verschwunden.
Natürlich war sie alt genug, um auf sich aufzupassen, aber irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl gehabt, als er Ziva aus den Augen verloren hatte.
Woher?




Ein helles Kinderlachen war zu hören und er spürte, wie trotz seines Schultergelenks, das ihn immer wieder einmal schmerzte und seiner Kniescheibe, die die Angewohnheit hatte, mal wieder herauszuspringen, dieses Lachen ihn für alles entschädigte. Er ging in die Hocke und wurde von seinem Widersacher – einem knapp 6-Jährigen Mädchen – von den Beinen geholt, da es ihn ansprang und sich an ihn kuschelte.

„Daddy.“, machte sie und Tony hatte das Gefühl, als würde ihm das Herz überlaufen. Dann warf er einen Blick auf das Buch, das Ziva ihm gegeben hatte. „Ob das so eine gute Idee ist, meiner kleinen Tochter das vorzulesen?“, grinste er die hübsche Israelin an und sie lachte nur: „Sie soll es auch noch gar nicht lesen. Das ist eine Leseempfehlung von McGee.“

Und nachdem er die Kleine ins Bett gebracht hatte, schlug er das Buch auf und runzelte die Stirn: „Ziva – nicht ausgemalte Comics? Für wie alt hält McGee uns?“
Ziva trat auf ihn zu und küsste ihn auf den Mund: „Das ist ein Manga, mein kleiner Pelzarsch. Lies ihn dir durch. Er ist gut.“
Und gerade als er an der Stelle war, in der der siebzehnjährige Schülerdetektiv im Vergnügungspark hinter einigen Kriminellen im schwarzen Anzug herlief, hörte er auf, den Comic/Manga ernst zu nehmen. Dann las er den einen Satz und musste, aus welchem Grund auch immer, schwer schlucken. „Ich hatte das Gefühl, ihn nie wieder zu sehen.“




Er hatte das Gefühl, sie nie mehr wieder zu sehen. Deshalb war sein Herz gerade damit beschäftigt, ihm aus der Brust zu springen.
Verdammt.
Tony drehte sich um und rannte in die Richtung davon, in die auch Ziva verschwunden war.

Die hübsche Israelin lächelte kalt, zielte auf den am Boden liegenden Turner und drückte erneut ab. Es ist an dieser Stelle nicht nötig, genau und explizit zu beschreiben, wo die Kugel traf und ihren tödlichen Dienst tat, es reicht, zu erklären, dass sie es tat. Und in einer Blutlache, mit einem entsetzten Gesichtsausdruck, blieb der Private first class liegen.
Tony erreichte den Ort des Geschehens gerade noch rechtzeitig, um mit anzusehen, wie Ziva mit der Kaltherzigkeit eines Androiden in das Verhörzimmer zielte und abdrückte. Es war eigentlich sinnlos, sich zu fragen, auf wen oder was sie zielte – in dieses Verhörzimmer hatte Tony höchstselbst den Verdächtigen PFC Turner gesperrt. Warum Ziva sich allerdings nun entschlossen hatte, diesen Mann zu liquidieren, das überstieg die Vorstellungskraft des Italo-Amerikaners.

Und ehe er verstand, was passiert war, hatte er sich selbst auch schon rufen hören: „BUNDESBEHÖRDE! ZIVA DAVID, LEGEN SIE DIE WAFFE WEG!“
Die Frau stoppte in ihrer Bewegung, drehte sich zu ihm um und schien tatsächlich für den Bruchteil einer Nanosekunde darüber nachzudenken, die Waffe fallen zu lassen, ehe sich in ihren hübschen Augen bloße Entschlossenheit abzeichnete und sie die Waffe wieder hob. Dieses mal zielte die Mündung genau auf ihn.
Gerade, als er sich aus der Schusslinie warf, gellte die Pistole drei mal auf. Wo die Kugeln trafen, war ihm in diesem Moment egal, er verstand nicht, was los war. Stattdessen ergriff kalter, abgeklärter Automatismus von seinem Körper Besitz.
Er überprüfte seine Waffe – sie war geladen – und warf sich aus seinem Versteck.
Dann rollte er sich über seine Schulter ab, richtete sich auf und feuerte.



Die Kugel traf Ziva in die Brust und die hübsche Frau taumelte ein paar Schritte zurück, ehe sie mit dem Ausdruck bloßen Unglaubens auf die Wunde blickte. Binnen Nanosekunden hatte sich ihr weißes Hemd dort, an der Brust, rot gefärbt und Tony schluckte hart.
Dann hob sie ihren Blick und der Italo-Amerikaner war verblüfft. Eigentlich tat es weh, von einer Kugel getroffen zu werden, aber Ziva schien das nichts auszumachen. Vermutlich lag es daran, dass sie eine ausgebildete und trainierte Attentäterin war und…
„Tony, was geht hier vor“, hörte er plötzlich die Stimme Zivas hinter sich und wirbelte überrascht herum. Dort stand tatsächlich Ziva David und ihr Gesichtsausdruck verriet bloße Überraschung, dann Panik. Mit einem „PASS AUF!“ nahm sie plötzlich Anlauf und riss ihn zu Boden als direkt über ihn Kugeln sirrten.
„Was…“, machte Tony, schaute die hübsche Israelin einfach, wie vor den Kopf geschlagen, an und achtete gar nicht mehr darauf, dass die Doppelgängerin plötzlich los- und weg lief.
Der Italiener schaute die Frau an, es war ihm egal, wo er war, was gerade passiert war, er griff sie und drückte ihr einen Kuss auf den Mund: „Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein.“


Special Agent Beatrice Feldon stand unter der Dusche. Es war ein harter Arbeitstag gewesen und sie wollte sich die Spuren der Tour durch die Washingtoner Kanalisation vom Leib waschen. Also hatte sie sich vom Rest ihres Teams abgesetzt, sich in der Damenabteilung ihrer Kleidung entledigt und war unter die Dusche gestiegen. Das Wasser tropfte warm und herrlich auf ihren schönen Körper und sie wusch sich gerade ihr hüftlanges dunkles Haar, das sie im Dienst zu einem Dutt hochknotete, damit es sie nicht behinderte. Gerade war sie dabei, ihre schlanken, muskulösen Beine mit Duschgel zu bearbeiten, als sie hörte, wie zwei Kabinen neben der Ihren Wasser zu laufen begann und jemand laut und vernehmlich stöhnte.
Das man vor den Leuten, die nicht mal am Arbeitsplatz ihre Finger voneinander lassen können, nicht mal in der Dusche seine Ruhe hat., schoss es ihr durch den Kopf, doch dann hörte sie, dass die Stimme, die dort stöhnte a) männlich war und b) das Geräusch nicht lust- sondern schmerzerfüllt war.
„Hallo?“, fragte sie vorsichtig und wie zur Antwort stöhnte die Person wieder.
Feldon lugte aus der Dusche - den milchigen Vorhang eng gegen ihren Körper gepresst – und erschrak.
Aus der Dusche lief Blut.



Man war auf der Jagd.
Gibbs, Ziva, Tony, McGee, selbst Agatha – die ihren Phaser gezogen hatte – machten sich, einander in perfektem Zusammenspiel Deckung gebend, auf den Weg, der deutlich sichtbaren Blutspur zu folgen, die die Ziva-Doppelgängerin hinterlassen hatte.
Ihr selbst war es ein wenig unheimlich, das jemand mit ihrem Gesicht durch die Gegend lief und die Erklärung, die Agatha ihr gegeben hatte, war nicht annähernd befriedigend.
„Du meinst“, flüsterte sie, als sie nebeneinander pirschten, ihre Waffen erhoben, „dass dieser Traceless sich auch in eine Frau verwandeln kann?“
„Alles schon mal dagewesen.“, erklärte die hübsche Rothaarige schulterzuckend, „Der Typ hat es geschafft, sich als Frau des romulanischen Botschafters auszugeben und ihn so zu erledigen. Ich sage ja, mit ihm ist nicht gut Kirschen essen.“
„Die Spur führt zur Damendusche.“, sagte McGee in diesem Moment und schaute ein wenig ratlos zu Gibbs: „Und was machen wir nun?“
Der grauhaarige Special Agent schaute ihn durchdringend an.
„Okay, wir gehen rein.“, machte McGee, hart schluckend, was Tony zu einem: „Aber halt dir ja die Augen zu, Bambino“, ermutigte.
Kurz darauf zuckte er zusammen, spürte den Schmerz, den die Kopfnuss in seinem Hirn verursachte und murmelte ein „Tschuldigung, Boss“.
Die beiden Frauen, Agatha und Ziva, warfen einander einen Blick zu und rollten mit den Augen: „Männer.“
Damit betraten sie den Raum.
Das laute Plätschern war ohrenbetäubend. Der Raum war gefließt – nicht unbedingt in den hübschesten Farben, aber es ging ja auch nicht wirklich um Ästhetik, mehr um Funktionalität.
Auf den weißen Fliesen war die rote Blutspur deutlich zu erkennen und eine gewisse Anspannung ergriff Besitz vom Team.
Agatha hielt die Luft an, hob den Phaser so, dass sie schießen konnte und spähte um die Ecke.
Erschrocken prallte sie zurück, als ihr jemand entgegenkam.
Die Frau hatte sich ein Handtuch um den Körper gewickelt und ihre hüftlangen, dunklen Haare schwangen frei. Sie kam ihnen entgegen, die Augen weit aufgerissen, wie im Schock und schaute zu DiNozzo: „Da… da braucht jemand Hilfe.“ Sanft griff Tim die Frau und zog sie zur Seite. Er lächelte ihr beruhigend zu: „Keine Sorge, wir kümmern uns darum.“


Die Blutspur führte geradeaus und man konnte durch den milchigen Vorhang nur ungefähre Körperformen der Person erahnen, die dort in der Duschkabine blutete. Aber dazu brauchte Tony nicht viel Fantasie. Er hatte die Ziva-Doppelgängerin, beziehungsweise Traceless, angeschossen, also würde der Wahnsinnige unter der Dusche vermutlich immer noch die vertrauten Formen Zivas spazieren tragen. Nun wissend, dass die Person unter der Dusche nicht Ziva war, wurde der Halb-Italiener von einer unmenschlichen Wut gepackt. Wie konnte dieser Mensch es wagen, ihn, Tony DiNozzo, durch seine eigene persönliche Hölle gehen zu lassen? Allein die Vorstellung, dass er gezwungen war auf Ziva zu schießen, weil diese ihn umbringen wollte, allein die Vorstellung dass Ziva ihn wirklich umbringen wollte, ließ sein Blut kochen und sein Herz bluten. Mit einem wütenden Ruck riss er den Vorhang auf.

„Also, du Mist…“
Die Person, die in der Dusche war, rutschte an den Fliesen herunter und schaute Tony aus nussbraunen Augen an. Dann schaute sie zu Agatha und schaute sie erschrocken an: „Schatz… Hilf mir.“
Calvin Nathan Cats Hand streckte sich nach der Agatha Silverbirds aus.
Die hübsche Rothaarige reagierte schnell und routiniert. Sie trat einen Schritt zurück, hatte den Phaser auf den am Boden liegenden gerichtet und funkelte ihn an.
„Verwandel dich zurück, oder ich knock dich aus.“, zischte sie und der Mann, der in der Duschkabine lag, blinzelte sie verblüfft an.

„Bist du bescheuert, Gathy? Ich bin ich!“

Keinen Sekundenbruchteil später hatte Agatha abgedrückt. Der Mann, der wie Cal aussah, gab ein Geräusch von sich, dass eine Mischung aus Seufzen und überraschtem Brummen darstellte und erschlaffte dann.
„Commander?“, fragte McGee und Agatha steckte die Waffe weg.
Sie schaute zu Tony: „Sie hatten doch auf Agent David geschossen, nicht wahr?“
„Ja, und sie war, nach einem Treffer in die Brust zurückgetaumelt.“, sagte der Halb-Italiener und schüttelte sich vor Grauen, als er sich an die Szene erinnerte.

„Cal blutet aus der Brust“, stellte Agatha fest und deutete auf das Blut, das nun von der Dusche weggespült wurde… ehe sie lächelte.
„Seht Ihr, die Wunde hört auf zu bluten, gleich setzt der Heilungsprozess ein. Das ist Traceless.“, sagte sie mit der Sicherheit, einer großen Detektivin.
Sie trat auf den zusammengesunkenen Körper zu, hob sein Uniformshirt hoch, inspizierte die makellose Haut der Brust, ehe sie die Stirn runzelte.
„Bilde ich mir das ein, oder hat der Captain da eine Platzwunde an der Stirn?“, fragte in diesem Moment auch Ziva, die sich ebenfalls über den Bewusstlosen gebeugt hatte.
Agatha warf ihr einen Blick zu, der ganz eindeutig besagte, dass sie hier nicht nur mit ihrem Latein, sondern auch mit ihrem Altgriechisch, Mandarin, Spanisch, Englisch, Klingonisch, Romulanisch, Borg und was auch immer man sonst noch so für Fremdsprachen lernen konnte, am Ende war.
„Eigentlich dürfte das nicht passieren.“, erklärte sie und schaute dann wieder zum Ohnmächtigen, der in diesem Moment noch etwas in sich zusammensackte.

Ducky blickte von einer seiner Untersuchungen auf, als eine atemberaubende Rothaarige mit einem Mann, der komplett durchnässt war und den sie auf einer Rolltrage vor sich herschob, die Pathologie betrat. Er kannte die Beiden, aber er wusste im ersten Moment nicht, woher und wie er die beiden zuordnen konnte. Als sich die Frau dann räusperte, schaute er sie an und lächelte ihr freundlich zu.
„Ich nehme an, Sie wollen wissen, wie er gestorben ist? Von der bloßen Optik her, den nassen, wuscheligen Haaren und der ebenso nassen Kleidung würde ich sagen, dass er ins Wasser gefallen ist und… wenn Sie mich fragen, ist er noch gar nicht tot. Wenn Sie seinen Kopf überstrecken und dann…“
Die Rothaarige schaute Ducky kurz an und tat dann etwas, das ihn überraschte. Sie ging auf ihn zu, nahm eines der Skalpelle vom Tisch und trat dann wieder zurück an den Tisch, auf dem der Bewusstlose lag.
„Tut mir leid, Liebling.“, sagte sie… und schnitt ihn mit dem Skalpell in den Finger.
Sofort tropfte Blut aus der frischen Wunde und die hübsche Rothaarige betrachtete sie eingehend, berührte mit ihrer Hand die Wunde und verteilte das Blut zwischen ihren Fingern.
Konzentriert starrte sie es an, ehe sie lächelte und sich vorbeugte, um die Lippen des Mannes mit den ihrigen zu berühren.
Er hatte ja schon viel gesehen und viel gehört – er wusste auch, dass es Leute gab, die Blut, Wunden und Narben als sogenannte Anturner empfanden, dass er selbst mal jemandem begegnen sollte, dem dies so ging, hätte er nie gedacht.

Wobei, wenn er so über die zwischenzeitlich durchaus derben Späße nachdachte, die sein Kollege Palmer zwischendurch von sich gab… er hatte ja sogar eine Freundin, die in derselben Branche tätig war, wie er. Vielleicht gab es da ja …
Aber nein. Jimmy Palmer gehörte nicht zu denen, die…
Er räusperte sich und schaute zu der hübschen Rothaarigen, die in diesem Moment ein wenig ertappt wirkend, hochblickte: „Soll ich Sie und Ihren Freund alleine lassen? Ich nehme an, Sie wissen, dass er nicht tot ist?“
„Keine Sorge, ich habe ihn ja selbst schlafen geschickt.“, erklärte sie, „Und jetzt muss er sich ein wenig ausruhen.“
Damit ging sie zum Telefon und wählte eine Nummer.
„Gibbs? Hier…“, sie lächelte, „Hier Walker. Identität Bartowskis Bestätigt.“
Sie legte auf und wandte sich zu Ducky um, der sie kurz verdattert anschaute, sich dann aber fing und sich wieder über die Leiche, an der er gerade arbeitete, beugte: „Wenn Sie mir die Knochensäge reichen könnten?“
„Natürlich, Doktor Mallard.“, hörte er die Stimme der Frau. Als Nächstes vernahm er das Geräusch sich nähernder Schritte und nickte, wieder voll auf die Leiche konzentriert, in die vage Richtung der Knochensäge, als er aus seinen Augenwinkeln etwas aufblitzen sah. In rascher Abwehrhaltung riss er seinen Arm hoch und spürte im nächsten Moment den heiß-weiß-glühenden Schmerz.
 
Das Telefon klingelte und mit einer knappen, beherrschten Bewegung hatte Leroy Jethro Gibbs den Hörer von der Gabel genommen: „Ja, Gibbs?“

Er lauschte verdattert den Worten und wandte sich, nachdem die Leitung wieder tot war, an sein Team.
„Sagen euch die Namen Bartowski und Walker etwas?“
Aus seinen Augenwinkeln sah er, wie Ziva sich plötzlich die zur Faust geballte Hand vor den Mund presste und er merkte, wie sie ernsthaft versuchte, ein Lachen zu unterdrücken. Er wandte seine volle Aufmerksamkeit ihr zu: „Ja, Agent David? Wollen Sie uns etwas mitteilen?“
Junge, es gab Momente, in denen kam er sich ganz wie ein Lehrer vor, der seine rebellische vierte Klasse zu bändigen versuchte.
Die braunen Augen Zivas funkelten hell und voller Amüsement.
„Ich nehme mal an, das ist Agatha gewesen?“
Gibbs nickte.

„Sie hat sich ihre Identität wirklich gut ausgesucht. Bartowksi und Walker – das sind beides Serienfiguren. Sarah Walker ist eine unglaublich schöne, unglaublich gefährliche Geheimagentin. Chuck ist auch ein Geheimagent, allerdings ist er eher das, was wir hier ein Pferd nennen.“
„Meinst Du Nerd, Ziva?“, fragte McGee und schaute sie an, als sie nickte: „Ja, einen Computer…“
Sie stockte und Tony musste grinsen. Dann wandte sich der Agent an McGee: „So eine Art McGee, McGee?“
„Mag sein, Casey.“, gab der Romancier zurück, was Ziva dazu veranlasste, erneut kurz aufzulachen: „Wenn er Casey ist, wer bin dann ich?“
Nun schaute McGee sie an und seine Augen wurden untertassengroß.

Ja, gut, wenn Tony den Titelhelden der Serie Chuck mit ihm, Timothy McGee, verglich, und dieser ihm das mit der Identität des Waffennarren John Casey heimzahlte, dann müsste die hübsche Israelin eigentlich…
Offenbar kam Ziva zum gleichen Schluss, sie senkte den Kopf kurz, lächelte, diesesmal eigentlich mehr verlegen, als alles andere und hob dann den Blick wieder.

Sie schaute in die eisblauen Augen Gibbs, in denen Ungeduld stand. Seine komplette Körperhaltung sagte aus, dass sie ihm jetzt besser erklärte, was diese Meldung zu bedeuten hatte, oder er würde ihr eine Kopfnuss verpassen.
Und gerade als sie das tun wollte – ja, sie räusperte sich, um ihm mitzuteilen, dass Walker und Bartowski ein Traumpaar waren, auch wenn sie sich gerade das eher nicht mit McGee vorstellen konnte, aber man musste ja auch nicht, nur weil man wie jemand war, den kompletten Habitus so übernehmen, gerade in diesem Moment kam ein wütend-dreinblickender Donald Mallard auf Gibbs zu.

Ziva hatte Ducky eigentlich noch nie wirklich wütend erlebt und so war der Fakt, dass er dazu in der Lage war, allein schon eine Überraschung. Die nächste Überraschung war der Dresscode des Schotten, denn die Fliege, die er normalerweise immer trug, hatte er um seinen Daumen gewickelt.

Er funkelte Jethro an. Der Grund für diesen sehr gewöhnungsbedürftigen Anblick betrat den Bullpen keine zwei Sekunden später.

„Jethro, wir sind Freunde und ich weiß, dass Du auf Rothaarige stehst“, zischte Ducky und hielt ihm den Finger entgegen, „aber dass diese Frau zuerst Ihren Freund und dann mich schneidet, muss ich mir nicht bieten lassen.“

Tatsächlich tropfte auf den Boden des Bullpens rotes Blut aus der Wunde, die ihm Agatha, die gerade einen sehr schlaftrunkenen Calvin Cat auf einen der Bürostühle sinken ließ, beigebracht hatte. Sie schaute ein wenig zerknirscht zum Schotten herüber.

„Entschuldigung, Doctor Mallard. Aber zwischendurch bin ich ein wenig… sehr impulsiv.“



Vance tigerte in seinem Büro auf und ab, eine immer noch zerknirscht dreinblickende Agatha Silverbird saß am Konferenztisch und hatte einen Arm um den immer noch dösenden Cal geschlungen, denn dieser war, nach dem mehrfachen Versuch, ihn aufrecht hinzusetzen, immer wieder mit dem Kopf auf die Tischplatte geknallt. „Welche geistige Umnachtung hat sie da geritten, Commander?“, fragte der Director in einem Tonfall, der zwar immer noch zivilisiert war, aber der dennoch von seiner Wut zeugte.
„Von dem da“, damit deutete er auf Cal, der gerade mit seinem Kopf gegen Agathas Busen sank, „sind wir solche Heldentaten ja gewohnt, aber Sie sollten doch wirklich cleverer sein.“
Agatha stand auf, der Kopf des Captains knallte wieder mit einem hörbaren „BAMM“ auf die Tischplatte und diesesmal verzichtete sie darauf, ihn in die sitzende Positon zu bringen.
Sie schaute zu Vance: „Captain Vance, Sir. Bei allem nötigen Respekt, aber Sie wissen, dass wir hier einen Formwandler auf der Basis haben? Er hat gerade William Turner getötet. In der Gestalt eines Ihrer Untergebenen.“

Der Blick des Captains ruhte auf ihr und sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
Auf diese Situation passte der Satz: „Wenn Blicke töten könnten.“
„Ich weiß“, zischte der Director, „Aber das gibt Ihnen nicht das Recht, meine Leute anzugreifen.“
„Captain Vance, Sir. Ich versuchte nur, uns alle zu schützen.“, sagte sie, äußerlich ruhig und gefasst, aber innerlich brodelte es.
Es war zum aus der Haut fahren. Warum wollte der Mann das Problem nicht verstehen?
Am Liebsten hätte sie so laut und effektiv geflucht, dass selbst der gestandendste Seebär rot geworden wäre, als sie plötzlich ein leises, geatmetes Murmeln hörte.
„Müssen schützen…“
Cal kam, anscheinend, wieder zu sich. Schnell war sie bei ihm, packte ihn an der Schulter und drückte ihn wieder in die Sitzende.

Er starrte sie an, versuchte offenbar gerade, seinen Blick zu fokussieren. Das alles tat er mit einem absolut dämlichen, breiten Lächeln auf den Lippen, so dass man auf die Idee kommen könnte, er wäre betrunken. Was auch immer Traceless ihm verpasst hatte, es musste stark genug gewesen sein, um einen Elefanten im Nachhinein vom Sprechen abzuhalten. „… müssen schützen…“, murmelte er erneut, versuchte, sich am Stuhl in eine aufrecht-sitzendere Position zu bringen, was ihm aber nicht gelang, „… müssen schützen. Captain“, murmelte er, ehe er ein „Stone“ seufzte und dann mit einem Stöhnen in den Stuhl sank: „Mein… Kopf. Hat einer ein Schmerzmittel?“ Die hübsche Rothaarige schaute Cal kurz an, dann ruckte ihr Blick zu Vance hoch, der sie ebenfalls anschaute: „Angela!“


Der schwarze Dodge, der in der Tiefgarage stand, erntete einen bewundernden Pfiff der hübschen Rothaarigen. „Captain, ich muss sagen, der Wagen sieht klasse aus.“
Vance zuckte mit den Schultern.
„Wird vom NCIS gestellt.“, sprachs, öffnete die Fahrertür und stieg ein. Er hörte einen lauten Schlag aufs Dach und rollte mit den Augen. Erneut stieg er aus und schaute zu Agatha herüber, die gerade den benebelten Cal versuchte, ins Auto zu buchsieren. Dabei war er mit dem Kopf auf den mattschwarzen Lack geknallt und Vance fragte sich, wie er das der Versicherung klar machen sollte.
„Wollen Sie ihn nicht lieber hier lassen, Commander?“, schlug er vor und wusste, dass er es ihr eigentlich auch befehlen konnte, aber er war sich sicher, dass sie sich gegen diesen Befehl sträuben würde. Ihre Antwort wies ihn schon darauf hin. Sie lachte bitter auf: „Damit er in diesem Zustand irgendwas ausplaudert? Nein, nein.“ Sie ließ ihn in den Fond des Wagens sinken, stieg ebenfalls ein und schnallte erst ihn und dann sich fest.

„Captain, wir können.“
„Gut.“, sagte Vance, stieg ein und räusperte sich: „Computer, Entparkprotokoll Alpha drei sieben vier aktivieren.“
Agatha schaute ihn verblüfft an, als der Wagen plötzlich ansprang und tatsächlich ein bischen nach vorne rollte.
„Jetzt sagen Sie bloß, sie haben ein Auto, das eigentlich ein Shuttle ist.“
„Ja“, nickte Vance ernst, ehe er grinste und den Kopf schüttelte: „Natürlich nicht. Wo soll ich das denn auch herbekommen. Schon mal was von der obersten Temporaldirektive gehört?“
Und damit dachte er sich: „Wenn Gibbs mich jetzt sehen könnte, er würde vermutlich mich für Traceless halten.“
Er holte sein Navi raus und gab die Adresse Stones ein und, gerade als er losfahren wollte, schaltete sich das Radio an.
Agatha stellte, mit amüsiert funkelnden Augen Blickkontakt mit Vance her: „Ich glaube, ich weiß, wie wir unser Dornröschen wachbekommen.“
Der Direktor schaute in den Innenspiegel und auch in seinen Augen funkelte es amüsiert: „Küssen Sie ihn doch.“

„Hab ich schon gemacht, funktioniert nicht.“
Er grinste, dieses Mal mehr in sich hinein: „Da wäre ich sauer.“
„Bin ich auch. Oder zumindest leicht beleidigt.“
Kurze Zeit schwiegen sie – zumindest so lange, wie Vance benötigte, um den schwarzen Dodger aus der Tiefgarage zu manövrieren. Stille breitete sich aus, von dem Brummen des Motors, dem Klackern der Blinker und dem Geräusch der Scheibenwischer auf der Frontscheibe, das erst zu hören war, als man aus der Tiefgarage heraus in den Regen gefahren war. Es war eine fast schon betäubende, einlullende Stille, die Agathas Kopf umschloss und sie beinahe neben Cal sinken ließ. Doch als Vance sich räusperte, blickte sie auf und schaute ihn durch den Rückspiegel an.
„Also?“, fragte er und begann, auf einem Zahnstocher herumzukauen.
Sie grinste: „Haben Sie rein zufällig ein paar CDs im Auto?“
„Ja“, nickte Vance verwundert, „Meine Frau sammelt Lieder aus den Achtzigern bis zu den Zweitausend-Zwanzigern.“

„Ich wundere mich nur, ob Sie rein zufällig ein bestimmtes Lied an Bord haben.“, lächelte sie, und begann die ersten Takte zu summen.
Vance erwiderte ihr Lächeln. Er kannte das Lied, hatte seinerzeit den Film gesehen, als Vorbereitung auf seinen Aufenthalt hier. Dabei stellte sich heraus, dass der Film als solches eigentlich nicht schlecht war, die Vorbereitung sich allerdings auf eine spätere Variante des Filmes bezog, der erst Ende der sogenannten „Nuller“-Jahre herauskam.
Also fuhr er rechts ran und ging durch seine CDs. Nach ein paar Minuten plärrten die ersten E-Gitarren-Akkorde aus den Lautsprechern und Cal ruckte hoch: „Was, wie, wo? Geht die Welt unter?“
Vance stellte den CD-Player leiser und Agatha küsste ihren Captain: „Na, Schatz, wieder wach?“
„J… Ja“, murmelte Cal verdattert: „Wo… wo sind wir?“
„In meinem Wagen“, antwortete Vance, „Und auf dem Weg zu Angela Stone.“
„Und… was war das gera…de…“, setzte er die Frage an und lauschte dann den Klängen, ehe er breit grinste: „Gathy, da steckst nicht rein zufällig Du dahinter, oder?“

„Hey, ich musste etwas riskieren, um dich wach zu bekommen. Du kannst gewinnen, wenn du etwas riskierst.“, verteidigte sie sich und der dunkelhäutige Captain schaute in den Rückspiegel: „Dann halten Sie beide sich mal fest, wenn ich zu TAS Witwe will, muss ich jetzt ein wenig Gas geben.“
Cal griff nach Agathas Hand und nickte: „Dann mach mal, Leon.“
Ob es nun war, weil er sowieso beschleunigen musste, oder es andere Gründe hatte, wusste nachher keiner zu sagen, Agatha sah nur, wie Cal plötzlich mit hoher Wucht in den Sitz gepresst wurde und hörte, wie der Motor des Autos laut aufheulte. Sie lächelte.







„Seht mich auf der Straße“, murmelte Ziva David im NCIS-Hauptquartier und schaute auf den Acrosstic, den Cal ihnen dagelassen hatte, „Seht mich auf der Straße.“
Sie schaute zu McGee herüber: „Ist das wieder eines dieser Idiome, mit denen mich Tony immer auszieht?“
Tims Kopf ruckte hoch. Er schaute Ziva an, grinste – natürlich hatten sie Tony und Ziva in ihrer Wohnung gefunden und natürlich musste man blind, blöd, oder am Besten beides sein, um die sexuellen Spannungen, die zwischen ihnen zu merken waren, komplett zu ignorieren, und auch wenn es nur ein Beispiel eben dieser Idiome war, der Satz, das Tony sie auszöge – nein, der war ab sofort in Stein gemeißelt. Kurz zuckte ein Lächeln über das Gesicht des Autoren, ehe er sich an sie wandte und sagte:„Aufzieht, Ziva, und – eigentlich nicht. Und wenn es eines sein sollte, gebe ich ehrlich zu, dass ich keine Ahnung habe.“

„Was könnte es denn dann bedeuten?“, fragte die hübsche Israelin und Tim zuckte mit den Schultern, ehe er aufstand, zu ihr herüberging und einen Blick auf den Zettel warf: „Keine Ahnung. Seht mich auf der Straße – Tipp, wir beginnen links.“
Ziva runzelte die Stirn: „Was… was wollte Cal uns eigentlich sagen, bevor es zu diesem Alarm kam?“
Erneut ein Schulterzucken: „Er sagte irgendwas von Straßenka… keine Ahnung, was er mit „ka“ meinen könnte, ausser Karten fällt mir da nicht viel ein.“
Die hübsche Israelin schaute ihn überrascht an. Konnte das sein?
„Straßenkarten, McGee?“, fragte sie und rief per Internet einen Straßenplan von Washington auf. Dann lächelte sie: „Ich glaube, ich habe es.“
Der Autor warf ihr einen Blick zu und runzelte fragend die Stirn.
Sie erwiderte seinen Blick und lächelte: „Straßenkarten, Tim. Die Straßen von Washington.“
„Du meinst, Traceless befindet sich auf den Straßen von Washington?“, fragte der Romancier und Ziva nickte: „Natürlich nicht wortwörtlich, aber…“
Damit gab sie in die Suchmaske ein:
T-Street, Washington D.C.
Auf dem Computerbildschirm erschien eine Meldung:
Es wurden 4 Treffer gefunden. Meinten Sie: T-Street NW, T-Street SW, T-Street NE oder T-Street SE

„Wie wär es denn hiermit?“, schlug die ehemalige Mossad-Agentin vor und sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück: „Und wie wäre es mit folgender Überlegung. Tipp – wir beginnen links, bedeutet, wir fangen immer bei der Nordwest-Adresse an.“
„Du meinst, dieser Traceless hat an jedem dieser Punkte eine Nachricht für uns hinterlassen?“, fragte McGee und Ziva schaute ihn an: „Naja, es ist einen Versuch wert, oder meinst Du nicht?“
Der junge Agent schaute sie kurz an. Es wäre ja eine sehr einfache Lösung, aber – welche Adresse sollte man nehmen? Man konnte schließlich schlecht die kompletten Straßen abfahren und hoffen, irgendwas Ungewöhnliches zu sehen.
„Die T-Street ist doch eine ziemlich lange Straße.“, sagte er schließlich und schaute sie an: „Woher sollen wir wissen, zu welcher Adresse wir fahren sollen?“



Der Wagen bahnte sich seinen Weg durch die regennassen Straßen Washington DCs und Leon Vance fluchte ausgiebig. Er hasste Regen, besonders, wenn er so dicht fiel, dass die Scheibenwischer kapitulierten und die Sicht auf die Straße nicht unbedingt wirksam freigaben. Die klügste Maßnahme wäre es nun gewesen, rechts heranzufahren und zu warten, bis das Wetter sich ein wenig beruhigt hatte, aber Vance hatte dafür keine Zeit. Schließlich stand das Leben Angela Stones auf dem Spiel. Und das würde ihm vor allem seine Frau nicht vergeben, die mit Angela gut befreundet war. Nein, hier durfte er keine Rücksicht auf die Straßenverhältnisse nehmen. Sein Navigationsgerät führte ihn durch die Straßen und sagte Kursänderungen an. Erst Rechts, dann Links und dann halbrechts. Das war der Moment, an dem sich Cal von hinten äußerte: „Was, zum Henker, soll Halbrechts sein? Ich meine, ich hab schon viel Blödsinn gehört, aber „halbrechts“ ist ja nicht einmal eine Richtungsangabe, das ist Kundenverarsche.“ Agatha räusperte sich und flüsterte ihm leise zu, das die Richtung „halbrechts“ sehr wohl existierte. Zwar schaute der Captain der Dragonfly danach nicht unbedingt wesentlich intelligenter drein, aber er gab Ruhe. Für Vance war das schon mal etwas.



„Das denkst Du dir aus, was, Zivaaa?“, fragte Tony in einem leicht-gereizt-ätzenden Tonfall und funkelte die hübsche Israelin aus grünen Augen an. Sie lachte kurz und freudlos auf, ehe sie ihn mit ihren Blicken fixierte: „Verrate mir, warum ich das tun sollte, Tony?“ Dabei sprach sie den Namen des Italo-Amerikaners lauter aus, als es für die Situation unbedingt angebracht gewesen wäre. „Damit du was hast, um vor Gibbs zu glänzen.“, zischte der Mann und wandte sich dann dem Zettel zu, den sie ihm hingehalten hatte. Er überflog die Zeilen, schüttelte den Kopf und schaute sie erneut an: „Das ist doch Blödsinn, Ziva. Wieso sollte der Typ uns sagen, wo er ist?“

„Welcher Typ, Tony?“, erklang die Stimme Gibbs hinter dem Angesprochenen und mit derselben Energie und Schnelligkeit, die er sonst an den Tag legte, kam der grauhaarige Ermittler um die Ecke. Die Köpfe Tonys und Zivas ruckten hoch, die Blicke fokussierten ihn, wie er da stand, in seinem grauen Jackett, der grauen Hose und dem weißen Hemd und sie aus eisblauen Augen abwartend anschaute. Kurz sagte keiner der Beiden etwas, dann, als Gibbs noch ein „Ich warte“ einschob, holte Ziva Luft, nahm den Zettel und hörte, mit Verärgerung und Wut im Bauch, wie Tony schnell dazwischenschoss. „Seht mich auf den Straßen, das ist ein Hinweis, Boss.“ Der Kopf der Frau drehte sich so schnell zu ihm um, dass sie beinahe Angst hatte, ihre Nackenwirbel würden sich protestierend äußern, aber das taten sie nicht.

DiNozzo war einfach nur eine falsche Schlange. Wie konnte er ihr einfach so die Ergebnisse stehlen? Und mit diesem Mann stellte sich ihr Unterbewusstsein eine Beziehung vor? Mit diesem Mann hatte sie geschlafen? Sie schenkte ihm einen ihrer tödlichsten und kaltesten Blicke, ehe sie die Stimme von Gibbs hörte: „Ich werde nur einmal fragen und du hast besser eine Antwort, DiNozzo. Ein Hinweis auf was ?“
Tony holte tief Luft, schien in Gedanken das zu rekapitulieren, was sie ihm erzählt hatte und setzte dann an. Sein erstes Wort war das Wort „Das“, welches er unnötig dehnte. Eigentlich sollte damit vertuscht werden, dass er absolut keine Ahnung hatte, was genau Ziva ihm da gesagt hatte, aber natürlich, wie es oft so ist, bemerkte er den Blick von Gibbs, der gerade noch kälter wurde, als der Eisblick, den Ziva ihm geschenkt hatte.

„Daaaaas… hatte ich gerade noch.“, versuchte er, sich zu retten. Daraufhin ging Gibbs auf ihn zu und verpasste ihm eine Kopfnuss. „Autsch“, machte der Italiener, während Ziva sich räusperte: „Also, Gibbs, wir haben die Theorie, dass die Nachricht des Verbrechers Traceless nicht nur als Acrosstic zu lesen ist, sondern auch genau sagt, wo er für uns Nachrichten platziert hat. Er verwendet die Buchstaben seines Namens als Hinweise auf Straßennamen. Der erste Hinweis muss auf der T-Street Northwest zu finden sein.“ „Wieso Northwest?“, fragte Tony, ein wenig grummelnd, was ihm erneut einen leicht gereizten Blick von Gibbs eintrug. „Wir beginnen links, DiNozzo.“, sagte der Grauhaarige dann und schaute zu Ziva: „Gut gemacht.“ Dann verpasste er ihr auch eine Kopfnuss.

Verblüfft schaute sie ihn an.
„Verstoß gegen die Regeln 12 und 15.“, sagte der Mann knapp und Ziva räusperte sich: „Gibbs… es gibt da noch ein kleines Problem. Wir wissen nicht, welche Adresse der Täter in Augenschein nimmt.“ Der Grauhaarige stoppte kurz, schaute sie dann an und sie hatte das Gefühl, dass er sie mit seinem Blick beinahe erdolchte. Das machte sie nervös. Einerseits war dies Gibbs, wie er eigentlich immer war. Sie kannte ihn kaum anders. Zum Anderen war allerdings ein formwandelnder Killer unterwegs, der nicht davor zurückschreckte, Leute mit etwas, das der Captain der Sternenflotte ein „Phasergewehr“ genannt hatte, abzuschießen, und dann war da auch noch der Fakt, dass sich Director Vance ebenfalls als Sternenflottenoffizier herausstellte.

Das alles war ein wenig verstörend.



Der schwarze Dodge erreichte sein Ziel. Es war ein schönes Einfamilienhaus, im Washingtoner Stadtteil „Shepherd Hill“. Vance hatte die Schönheit dieses Ortes schon einige Male gesehen, wenn er mit seiner Frau bei Stones zu Besuch war, doch sie überraschte ihn immer wieder. Gerade griff er nach seinem Handy, als er die Stimme von Cal hörte: „WOW. Schau dir das an, Gathy. Man lebt ja quasi fast im Grünen. Das is mal was anderes, als die Stadt.“ Seufzend schaute die Rothaarige ihren Freund an und Vance hatte das Gefühl, dass sie ein wenig genervt war. „Ja, aber es ist so weit bis zum nächsten Supermarkt. Und einen Replikator gibt es in dieser Zeitlinie noch nicht. Ich möchte hier nicht leben. Und ausserdem haben wir gerade vollkommen andere Sorgen.“

Stirnrunzelnd schaute Cal zu Agatha herüber: „Was meinst du?“ „Sie meint, dass wir uns erstmal um Angela kümmern müssen.“, sagte Vance und ließ sein Handy aufklappen.



Donald ‚Ducky’ Mallard hatte sich gerade eine neue Bandage um den geschnittenen Finger gewickelt, als Jethro seine Pathologie betrat. Er blickte auf und sah, dass dies mal wieder alles andere, aber kein Freundschaftsbesuch war. Na, das wäre ja auch zu schön gewesen. „Jethro“, sagte er daher, leicht unterkühlt und schaute den Ermittler an.

„Duck“, antwortete dieser und eigentlich brauchte es nicht mehr. Die Beiden waren seit Jahren Freunde und auf elementarer Ebene war der Schotte sich bewusst, dass Gibbs mit dem Angriff auf ihn nichts zu tun hatte, ihn – im Gegenteil – nicht gut hieß. Vermutlich hätte die Rothaarige, wäre sie ein Mitglied seines Teams gewesen, eine der berühmten Kopfnüsse bekommen. Als Ducky in die eisblauen Augen Gibbs schaute, erkannte er allerdings doch, dass dort, in seinem Blick, eine Art Entschuldigung aufblitzte. Dies brachte ihn dazu, seine Körperhaltung von „Verschlossen“ zu „offen“ zu verändern.
„Was kann ich für Dich tun, Jethro?“, fragte er und Gibbs trat auf ihn zu, ihm einen Zettel auf den Tisch legend.
„Was sind Deine Einsichten, Duck?“
Der Pathologe setzte sich seine Lesebrille auf, murmelte ein „Oh Junge“, beugte sich vor und überflog kurz die Zeilen.
„Was genau möchtest Du erfahren?“, fragte er.
„Das, was ich noch nicht weiß.“, erwiderte Gibbs in seiner für ihn typischen Rätselhaftigkeit, was Ducky zu einem leisen Lächeln veranlasste: „Natürlich.“

Erneut las er die Zeilen.
Dann richtete er sich auf, setzte sich die Brille wieder ab und schaute zu Gibbs.
„Ich nehme an, du weißt, dass dieser Zettel ein sogenanntes Acrosstic oder Akrostychon ist und dass der Autor uns darauf hinweisen will, das wir an den Adressen suchen sollen, die mit einem der Buchstaben seines Namens beginnen?“
Gibbs nickte nicht. Das war auch nicht nötig, in seinen Augen stand die gewisse Ungeduld, die er immer spürte, wenn jemand sich mit nicht-notwendiger Konversation aufhielt oder unnötige Fakten mitteilte.
„Dachte ich mir.“, sagte der Pathologe, atmete tief durch und las erneut, „Der Autor ist sehr von sich überzeugt. Er glaubt zu wissen, allen Anderen überlegen zu sein und in der Regel ist er es auch. Er weiß von sich, das er in der Lage ist, einen anderen Charakter mühelos zu immitieren und hält sich für…“
„Die Nummer eins, Duck?`“, fragte der Chefermittler mit einer Mischung aus Müdigkeit und Neugierde in der Stimme. Der Angesprochene nickte nur. Er wollte Gibbs nicht mit noch mehr Details belasten und vermutete, dass es auch gut so war. Die Körperhaltung der Ermittlerlegende sprach ja Bände. Er war körperlich und geistig ausgelaugt. Zumindest für den heutigen Tag. Bei dem, was im Hauptquartier los war, war dies kein Wunder und normalerweise würde er entweder Gibbs anraten, kürzer zu treten oder dem Director mitteilen, dass sein bester Agent unter normalen Umständen auf ein Burn-Out hinsteuerte. Allerdings gab es verschiedene Faktoren, die Gibbs glücklicherweise zu verbuchen hatte, um nicht an Burn-Out zu erkranken.

Er schaute Gibbs an und sagte dann: „Vermutlich ist es nur nötig, an der Nummer 1 der jeweiligen Straßen nachzusehen.“
„Danke, Duck.“
Damit lächelte er ihm tatsächlich zu und fragte dann: „Was macht dein Finger?“
„Oh, er wird heilen, Jethro.“
„Es tut mir wirklich leid.“
Dieses mal war es am alten Pathologen, zu lächeln: „Das weiß ich doch.“
 
Regen.

Es passte einfach. Die wasserblauen Augen Angela Stones waren auf das Bild ihres Mannes gerichtet, das nun mit schwarzem Trauerflor verziert war und auf der Kommode stand. Sie hatte ihre Beine an ihren Körper gezogen und mit den Armen umschlungen. Tränen rannen ihr über das hübsche Gesicht. Sie war eine Schönheit, mit Augen blau wie Wasser, einem durchtrainierten, sehr weiblichen Körper und eigentlich einer Aura, die sagte, dass sie wusste wie sie wirkte und was sie war. Einige der Nicht-Berufstätigen Frauen im Block nannten sie hinter vorgehaltener Hand die „Angelina Jolie von Shepherd Park“ – und bildeten sich ein, dass sie dies nicht bemerkte. Dabei hatte diese Tratsch-Community sogar recht. Wie sehr, konnten sie nicht wissen. Sie war tatsächlich mit der Schauspielerin verwandt, sogar eine direkte Nachkommin dieser Frau. Allein schon der Name Angela war, wenn man ihrer Mutter glauben durfte, eine Anspielung auf ihre berühmte Vorfahrin.

„Da fehlt ja nur das In“, pflegte sie immer zu sagen. Ihre Ehe war immer so harmonisch und glücklich gewesen. Natürlich hatte sie nach aussen hin die Wohltäterin gespielt, von der böse Zungen behaupteten, dass sie „ihren Mann gar nicht mehr ran ließe“ – ein Terminus, der sie in den ersten Jahren ein wenig verunsichert hatte. Sowas verwandte man in der Zukunft nicht mehr. Natürlich gab es auch dort Zoten, kleine Späße unterhalb der Gürtellinie und es war auch nicht so, dass sie den Sinn dessen, was gesagt wurde nicht verstanden hätte, es war lediglich die Wortwahl, der sogenannte „Duktus“, der sie irritiert hatte. Als sie es begriffen hatte, stellte sie fest, dass es ihr egaler gar nicht sein konnte, was diese sogenannten „Nachbarn“ sagten. Sollten sie doch glauben, was sie wollten. Ihre Ehe war harmonisch und beinahe perfekt gewesen. Wobei es „Perfekt“ nicht gab. Jede Beziehung hat ihre „Hochs“ und „Tiefs“, da gibt es immer irgendwelche Schwierigkeiten.

Beispielsweise als sich dem Ehepaar Stone die neue Sekretärin vorstellte. Laura McConnaugh war hübsch. Nicht, dass sie irgendwas auf Äußerlichkeiten gab, sie wusste, dass ihr Mann sie und nur sie liebte, aber der Fakt, dass dieser Typ mit dieser Frau zusammensaß… es störte sie schon irgendwie. Vielleicht war sie auch einfach nur zu lange in diesem Jahrhundert gewesen? Aber nichts von dem war nun mehr wichtig. Thaddeus – ihr Thaddeus – war tot. Feige und hinterrücks erstochen, wie ihr von Leon mitgeteilt worden war. Was hatte sie geritten, diese Position anzunehmen? Warum mussten ausgerechnet sie in die Vergangenheit reisen?

War ihnen das 24. Jahrhundert nicht mehr gut genug gewesen? Wobei, als sie so darüber nachdachte, was in ihrem eigenen Jahrhundert so alles vorgefallen war – besser hatte sie es als Frau eines Navy-Captains, der im Büro arbeitete, eigentlich nicht treffen können. Das Grauen einer raumfahrenden Spezies, die andere Lebewesen ohne zu fragen „assimilierte“ war noch Lichtjahre weit entfernt. Romulaner, Klingonen, Ferengi – all das war den Menschen unbekannt. Eigentlich war es eine herrliche Zeit.



Dagegen sprachen die Entwicklungen in anderen Ländern, die unterschwellige Terrorangst, die überall in der Welt herrschte und die immer noch brodelnde Wirtschafts-, Immobilien-, Banken-, und Länderkrise. Sie musste immer wieder den Kopf schütteln, wenn sie las, für welche Länder wie viele Milliarden aufgewendet wurden. Nicht, dass es nicht richtig wäre, diesen Ländern zu helfen, allerdings gab es genügend andere Probleme, selbst in dieser Zeit. Die Erde war schutzlos und es gab diese Lebensformen, die den Menschen Schaden wollten. Sei es, dass sie wollten, dass die Menschen sie als Gottheit anbeteten oder dass sie sich an ihnen Nähren wollten – die Erde schwebte in Gefahr. Und die Menschen ahnten größtenteils nichts. So wie auch die Nachbarn noch nichts von der Trauer ahnten, die sie gerade durchlebte. Zwar hatten sich Leon und seine Frau schon gemeldet, aber die ach so viel beschworene „Gemeinschaft“ erwies sich natürlich als großer Flop. Am Liebsten hätte sie versucht, mit der Föderation Kontakt aufzunehmen, damit sie sie abholten. Sie musste mit jemandem reden, sie musste dringend…



Ihr Handy klingelte. Sie ließ es aufschnappen, las den Namen „Vance“ und hielt sich das Gerät ans Ohr.
„Ja?“, schluchzte sie.
„Angela.“

Die Stimme Vances war deutlich und klar zu hören – es war eben doch so, dass man ihnen das Handy in der Zukunft ein wenig aufgemotzt hatte, um besseren Empfang zu haben.
„Leon“, keuchte sie und ließ sich auf die graue Couch sinken, „Leon, wo bist du?“
„Vor der Tür.“
Starfleetcaptains reden nur soviel, wie es nötig war. Ihr Mann war ebenso „gesprächig“, wenn es um den Job oder die Weitergabe von Informationen ging. Logisch, stringent, kalt.
Erneut rannen Tränen ihre hübschen Wangen herunter und sie stand auf.
„Ich lass dich rein. Ich deaktivier das Hammer-Protokoll.“

„NEIN!“, schrie Vance und die hübsche Witwe hatte das Gefühl, ihr würde gleich das Handy aus der Hand fallen. Sie zog die Nase hoch – eine Charaktereigenschaft, die sie sich eigentlich abgewöhnt hatte, aber hier war es notwendig – und fragte: „Was?“
„Rühr dich nicht von der Stelle. Wir sind gleich da.“
Damit war die Leitung wieder tot.
Es war verblüffend.



Es war verblüffend wie einfach es war.
Er wusste zwar nicht, wie sie das immer schafften, aber man hatte ihn wieder gefunden, betäubt und dann hier abgelegt, mit diesem „neuesten Gewehr“. Er – Ari Haswari – war eigentlich sehr unzufrieden mit sich. Dies sei mal verständlich, schließlich hatte man es mehrfach geschafft, ihn zu betäuben und zu benutzen, wie eine Schachfigur. Und das wo er doch eigentlich …

Anzugtyp stand hinter ihm.
Er war sich dessen bewusst und verfluchte sich. Er konnte nichts tun. Er hatte keine Wahl, als den Leuten zu gehorchen, egal wie sinnlos das erschien, was sie ihm sagten.
„Sie können hier so verfahren, wie sie wünschen.“, sagte Anzugtyp in seiner gewohnt-gelangweilten Art. Das ließ sich Ari nicht zweimal sagen. Er nahm sein Gewehr und zielte.
Kurz warf er einen Blick durchs Zielfernrohr und blinzelte verblüfft, als er den attraktiven Körper sah, der da auf der Couch saß. Die langen Beine übereinander geschlagen, in einem dunklen Top und einer blauen Hose, und mit einem Taschentuch bewaffnet, saß die Frau da und telefonierte.
Er blinzelte: „Ich soll Angelina Jolie töten? Sind Sie verrückt? Tomb Raider war einer ihrer besten Filme, neben Mister und Misses Smith. Was kommt als nächstes? Brad Pitt umlegen?“

„Das ist nicht Angelina Jolie.“, sagte Anzugtyp und dieses Mal war sogar eine Spur Irritation in seiner Stimme zu hören. Sehr gut, sehr gut. Also war der Typ doch Lebendig und kein emotionsloser Roboter.
Ari grinste in sich hinein.Vielleicht sollte er ihn noch ein bischen reizen, dann bekäme er mehr aus ihm heraus. Doch soweit kam es gar nicht. Anzugtyp zog selbst eine Waffe und richtete sie auf Aris Kopf: „Wenn Sie nicht doch sterben wollen, drücken sie ab.“
Was meint der mit ‚doch’?, schoss es Ari durch den Kopf, doch das war plötzlich unwichtig, als Anzugtyp in anschaute und sagte: „Sie haben noch eine Rechnung mit Ziva offen. Erledigen Sie Miss Stone und ich sorge dafür, dass sie sie begleichen können.“
Das stimmte. Die Rechnung war noch offen und musste aus der Welt geschafft werden – am Besten gleich mit seiner Halbschwester, die offenbar nichts Besseres zu tun hatte, als zum Feind überzulaufen. Andererseits, wenn sie wusste, dass er bei der Hamas war, war sie sowieso ein Hindernis und musste eliminiert werden. Und danach würde er Eli eliminieren…
Ganz schlechter Wortwitz. , dachte er sich, nahm die Brust Stones ins Visier und drückte ab.

Der grell-rote Lichtstrahl zischte laut auf Angela Stones Brust zu
 
Kapitel 12

Gibbs hieb mit seiner Faust auf den Stadtplan

Der schwarze Dodger hielt neben dem rotverklinkerten Haus mit dem niedlichen kleinen Erkertürmchen und Anthony DiNozzo Junior setzte sich die Sonnenbrille ab und sah sich um. Haus Nummer 1 war eine Schule, Nummer 2 das Haus mit dem niedlichen Erker und der Special Agent hatte das Gefühl, ein kleines bischen Misstrauen gegenüber des Bauchgefühles seines Bosses zu entwickeln.


„Das zahl ich dir heim, David.“, zischte der Halbitalierner und die Israelin setzte ihr süßestes, freundlichstes und unschuldigstes Gesicht auf. Dann deutete sie auf sich und fragte: „Mir? Wofür?“ Tony grinste, beinahe wie ein Krokodil: „Das weißt du doch genau so gut, wie ich. Du hast mich voll auflaufen lassen.“
Sie legte den Kopf schief, schloss die Augen und schüttelte den Kopf, wobei sie die Lippen spitzte und mit der Zunge leise Schnalzlaute von sich gab: „Gib nicht wieder anderen die Schuld an deinen Fehlern, DiNozzo.“
Als er sie so sah, konnte er nicht anders, er musste lächeln. Die Frau sieht selbst, wenn sie es gar nicht will, sexy aus. , dachte er sich, riss sich aber im letzten Moment zusammen. „Was heißt hier `deine Fehler`, Zivaaa – Du hast doch ganz genau gewusst, dass ich mir so was nicht merken kann, und es mir so schnell erzählt, dass ich mich dabei vertun musste, so sieht es doch aus.“

Ihr Lachen klang nicht fröhlich, eher schadenfroh und erinnerte ihn, in seiner momentanen Stimmung eher an das Meckern einer Ziege. Und mit dieser Frau hatte er geschlafen? Mit dieser Frau, die es fertig brachte, ihn einfach so auflaufen zu lassen? Gut – er hätte ja auch selbst recherchieren können, aber sie wusste doch, dass das, was sie ihm erzählte, sicherlich irgendwie Verwendung finden würde, um ihn besser aussehen zu lassen. So war er nun einmal.


Den Schlag auf den Kopf merkte er dieses mal schon, bevor er kam, doch er konnte nichts dagegen tun, ausser zusammenzuzucken und einen protestierenden Zischlaut von sich zu geben – naja und zu hoffen, dass das nicht noch eine Kopfnuss nach sich ziehen würde. „Ihr fahrt die Adressen T-Street, R-Street und A-Street an. Jeweils die Northwest-Adresse. Haltet die Augen offen, ob sich irgendwas in der Nähe der Hausnummer eins tut.“ Ja, so war Gibbs. Er machte nicht viele Worte. Er gab Befehle und hielt es nicht für nötig sie zu erklären. Aber so langsam kam Tony hinter die Mannierismen des Mysteriums Leroy Jethro Gibbs und war sich sicher, er wusste, warum. Dennoch konnte er sich der Frage nicht verwehren: „Weswegen gerade die Northwest-Adresse?“
Der Mentor schaute ihn an: „Wir beginnen links“


Ziva wusste es offenbar schon, denn sie war am Fahrstuhl.
Oh Gott., schluckte Tony, Das heißt, dass sie fährt.
Und dann stand er auf, mit der Körperhaltung eines Mannes, der zum Schaffott geht.




Es stellte sich im Nachhinein heraus, dass er sich gar nicht solche Sorgen hätte machen brauchen, denn, die hübsche Israeli fuhr heute, für ihre Verhältnisse, extrem zivil. Zwar holperte der Wagen ein wenig, als sie mal wieder über einen Huckel fuhren, aber im Vergleich zu ihrer letzten Fahrt war diese hier sehr entspannend. Das durfte eventuell auch damit zusammenhängen, dass sie bei dieser Fahrt niemand unter Beschuss nahm.

Und gerade, als er diesem Gedanken nachhing, musste er gegen seinen Willen lachen. Die Schule an der er stand, war eine Katholische. Katholische Schulmädchen , schoss es ihm durch den Kopf und Ziva, die dies bemerkte, atmete abfällig aus: „Du bist ein Schwein, DiNozzo.“
Verdammt, es gab Momente, da klang sie tatsächlich wie Kate.
Er wandte sich ihr zu und zuckte mit den Schultern: „Hey, sorry, gönn mir einen kleinen Ausflug in die Gedankenwelt eines 14-Jährigen.“
„Du meinst eines Perverslings.“, sagte Ziva, doch sie schaute ihn an und grinste, fast schon ein wenig bedauernd: „Jetzt wirst Du nie sehen, das ich auch so eine Uniform habe.“
Verwirrung erfasste den Italiener: „Aber du bist doch gar nicht katho…“
Klick , machte es und er lächelte wieder.


Es ist ein allgemeiner Fakt, dass niemand schneller, als das Licht ist. Das ist eine gesicherte Tatsache, daran gibt es nichts zu rütteln. Auch mit moderner Technologie kann man Lichtgeschwindigkeit nie erreichen – allerhöchstens näherungsweise. Und selbst das würde nicht reichen, um vor dem Phaserstrahl im Haus Angela Stones zu sein und sie aus der Schusslinie zu bringen. Auch Agatha Silverbird, ihres Zeichens sehr gute Läuferin, war nicht in der Lage auf eine so hohe Geschwindigkeit zu kommen. Als sie den Schuss gehört hatte, zuckte sie zusammen und schaute zu Vance: „Hat… hat sie wenigstens das Hammer-Protokoll aktiviert?“
„Zumindest habe ich es ihr gesagt.“

Durch das Zielfernrohr sah Ari, wie die Frau sich aufbäumete, ihr hübscher Körper steif wurde und dann auf die Couch zurückfiel. Die Augen blickten blicklos und leer in die Ferne, die Hand, die gerade noch das Handy gehalten hatte, fiel auf den Stoff und der komplette Körper rutschte im selben Moment zuerst zur Seite und dann von der Couch. Angela Stone war tot. Befriedigt klappte der Mann das Stativ, auf dem das Gewehr geruht hatte, zusammen, als er plötzlich ein lautes Pfeifen hörte, beinahe so laut wie eine Dampflokomotive, die neben ihm Dampf ablies. Er wusste, was das zu bedeuten hatte, er hatte es schon einige Male erlebt und stürzte zur Seite in die Dunkelheit.


Der zweite Schuss gellte und Cal drehte sich nach hinten um. Agatha tat es ihm gleich, schaute ihm in die Augen und konnte sehen, dass sie genau so verdattert war, wie er.
Vance seufzte: „Ihr habt es nicht so mit Taktik, oder?“
Damit wandte er sich um: „Oben auf dem Dach wird ein Scharfschütze gelegen haben und einen Schuss in die Wohnung von Angela abgegeben. Offenbar ist jemand bei ihm gewesen, der ihm den Auftrag erteilt hatte. Jetzt ist dieser jemand der Meinung, dass der Scharfschütze seinen Auftrag erledigt hat und hat ihn gerade entweder getötet, um einen unliebsamen Zeugen loszuwerden oder betäubt, um ihn für einen weiteren Anschlag einzusetzen.“
„Na, wenn das so ist, müssen wir ihn doch sofort verhaften.“
Damit war Cal auch schon ausgestiegen und rannte los.
„WARTE!“, schrie Agatha – doch es war zu spät.



Er gab es gerne zu. Die Nähe von Schnellstraßen, das Geräusch von Autos, die in einem schnellen, hypnotischen Rhythmus an ihm vorbei huschten, dazu eine angenehme Wärme oder eine gewisse Kälte, gepaart mit blauem oder stahlgrauem Himmel, ermüdete ihn und machte seinen Geist träge. Hinter ihm war eine solche Straße – die North-Capitol-Street Northwest, bzw North-east, die den Nordost-Quadranten vom Nordwest-Quadranten Washingtons trennte. Passenderweise war hinter der Brücke, die sich über diese „Trennungslinie“ spannte, die Nummer 1 der T-Street, sodass sie, wenn sich die Northwest T-Street als Flop erwies, nicht so weit laufen müssten. Manchmal hat eben alles seine Vorteile. Doch auch dort würde er vermutlich nicht wissen, wonach er zu suchen hatte. Es hatte eben auch alles seine Nachteile.
Das hypnotische Rauschen und die berauschende Nähe Zivas beeinflusste seine geistige Leistungsfähigkeit und er fühlte sich einfach nur benommen. Was könnte hier von Interesse sein? Ob man vielleicht doch eher die andere T-Street ausprobieren sollte?
„Tony?“, riss Zivas samtweiche Stimme ihn aus den Gedanken und er schaute sie an: „Hm?“
„Hier ist was.“, sagte sie lapidar und knibbelte am Stopp-Schild herum, „Hast Du dein Meser dabei?“

Sie mussten wirklich ein wenig merkwürdig gewirkt haben, wie sie da mit einem Messer an einem Stopp-Schild herumfuhrwerkten, und mindestens einmal war Tony sich sicher, dass einer der Anwohner die Polizei gerufen hatte, aber die Israelin hatte den Zettel schnell vom Stoppschild lösen können. Sie las die Aufschrift und reichte das Blatt dann an Tony weiter. Dieser riss überrascht die Augen auf. Das musste ein Witz sein.



Zum selben Zeitpunkt, knappe 1,7 Meilen weiter hielt ein weiterer schwarzer Dodger an, die Tür öffnete sich und Leroy Jethro Gibbs, sowie Tim McGee stiegen aus. „Wir sind hier auf der first C-Street, ganz wie Ducky es gesagt hat.“, stellte McGee fest – überflüssigerweise, wie selbst der Romancier einräumen musste. Wenn er könnte, würde er sich gerade in diesem Moment selbst eine Kopfnuss geben – aber vielleicht gab es dafür von Gibbs gleich noch eine, weil er und nur er das Privileg hatte, anderen Menschen eine Kopfnuss zu verpassen. Der Schriftsteller sah sich um, aber er fand nichts, was einem einen Hinweis geben könnte. Wo sollte hier der entsprechende Hinweis sein?

McGee schloss die Augen. Wenn es eines der Werke Thom E. Gemcity wäre, wo hätte er einen Hinweis versteckt? Vermutlich hätte er keinen real-existierenden Hinweis verwendet, sondern irgendwelche Computerdaten. Gerade als Tim seinen Boss in diesen Gedanken mit einbeziehen wollte, klingelte das Handy Gibbs. Dieser klappte es auf: „Ja?“

Pause.
McGee grübelte weiter, schaute zu Gibbs herüber, der nachdenklich in die Sonne blinzelte, die Hand, die nicht das Telefon hielt, in die Hüfte gestemmt.
„Gut. Nehmt euch die nächste Adresse vor.“, sagte er und klappte das Telefon wieder zu. Dann schaute er zu McGee: „Elfenkönig, schau dir jedes Straßen- und Verkehrsschild in einem Umkreis von 100 Metern um diese Stelle an. Wenn Du was gefunden hast, ruf mich.“ Damit wandte er sich ab – das Thema schien erledigt. Doch nicht für McGee. Dieser räusperte sich: „Ahm, Boss?“

Gibbs Kopf ruckte hoch und sein Blick verriet Unruhe.
„Was… was war denn?“, fragte er. Sein Boss schaute ihn kurz an, schien darüber nachzudenken, ob er ihn, also McGee, in seine Informationen einbeziehen sollte. Er schloss kurz die Augen, trat dann näher und schaute ihn an. Aus dem einfachen Schauen wurde ein nachdenkliches Starren, was den Romancier ein wenig verwirrte: „Boss, alles… alles in Ordnung?“ „Ja“, machte Gibbs nachdenklich, „Aber ich konnte nicht vorsichtig genug sein.“
Damit zog er sein Messer und schnitt sich in die Fingerkuppe.
„HEY“, ließ McGee einen Schreckensschrei los und schaute seinen Boss ungläubig an.
„Ich blute.“, sagte der Andere und hielt ihm seinen verwundeten Finger hin, „Geh sicher, dass ich nicht mit Theaterblut arbeite.“
Mit Augen, so groß wie Untertassen, betrachtete McGee den Finger und nickte dann: „Boss, Du bist ein Mensch.“
„Gut.“, meinte Gibbs und flüsterte ihm dann ins Ohr: „Tony hat gerade angerufen. Traceless hat an einem Stoppschild eine Nachricht hinterlassen. Sie lautet: „Weißes Haus.“.



Agatha war ein wenig verunsichert. Sie blickte immer wieder durch die Heckscheibe, in der Hoffnung einen Blick auf Cal erhaschen zu können. „Meinen Sie, er wird ihn schnappen?“, fragte sie Vance, der die Schultern zuckte und auf einem Zahnstocher herumkaute, ehe er sich umwandte: „Jetzt müssen wir aber zu Angela. Egal ob sie das Hammer-Protokoll aktiviert hat, oder nicht.“
Damit stieg er aus.
Gerade, als Agatha ihm folgen wollte, bemerkte sie, aus den Augenwinkeln, wie auf dem Dach des Nachbargebäudes eine Gestalt herumkraxelte. Sie schaute herüber und stellte erleichtert fest, dass es Cal war. Er hatte einen Phaser in der Hand und zielt auf jemanden, ausserhalb ihres Sichtfeldes. Sie konnte auch nicht hören, was er sagte, aber plötzlich fielen zwei Schüsse eines Phasers. Im ersten Moment dachte sie, dass Cal geschossen hätte, dann sah sie allerdings, wie der Captain nach hinten taumelte und das Dach herunterrollte. Er schlug im Gebüsch auf.
„NEIN!“; schrie Agatha, rannte los, obwohl sie hinter sich die Stimme Vances hörte, der sagte, dass sie gefälligst zurückkommen sollte. Doch sie dachte nicht daran, den Befehl zu befolgen. Flink hetzte sie über die Straße, machte einen gekonnten Satz über den Gartenzaun, ehe sie nach ein paar Sekunden – die für sie einer Ewigkeit ähnelten – am Gebüsch angekommen war. Den Sturz konnte keiner überleben. Cal musste tot sein. Doch in diesem Moment rappelte sich ein, vom Gebüsch reichlich lädierter Captain auf und sah sie verblüfft an.

„Wo kommst Du denn her?“, fragte er und zuckte zusammen, als er hörte, wie auf der Garage des Nachbarhauses etwas aufschlug. „Das ist der Killer.“, schrie er und in diesem Moment rannte eine Gestalt davon. „STEHENBLEIBEN, STERNEN…HMPF“, schrie Cal, denn Agatha legte ihm kurz die Hand auf den Mund und raunte ein: „Halt die Klappe, oder willst Du dass ich hier alle hypnotisieren muss.“
Der Captain schüttelte den Kopf, zog seinen Phaser und zielte auf die davoneilende Gestalt.
Agatha tat es ihm gleich und beide schossen. Sie erfuhren erst später, dass der Phaserstrahl reflektiert worden war, und sie getroffen hatte. Für den Bruchteil einer Sekunde erstrahlten beide in einem beunruhigenden Rot, dann schwankten sie hin und her, ehe Cal umkippte und Agatha rückwärts auf ihn fiel.
Vance schüttelte den Kopf: „Die sind beide nicht unbedingt die Hellsten.“



Sie saßen im Auto und fuhren die nächste Adresse an. R-Street Northwest, Nummer 1, Washington. Es ließ Ziva nicht los. Was versprach sich dieser Traceless von dieser Schnitzeljagd? Was sollte das? War es nur ein Spielchen, um die Bundesagenten solange zu beschäftigen, bis er seinen großen Coup landen konnte? Die Indizien sprachen dafür. Nun konnte man entweder versuchen, dieses Spielchen zu ignorieren – das könnte die Situation aber noch schlimmer machen – oder man konnte versuchen, herauszufinden, was der Mann ihnen sagen wollte. Die Worte „Weißes Haus“ ließen nichts Gutes erahnen, wenngleich sie es nicht verstand. Der Präsident war unterwegs, auf einer Konferenz, wo er sich mit den anderen Regierungschefs über das aktuelle Thema „Wirtschaftskrise“ unterhalten würde. Warum sollte jemand jetzt das weiße Haus angreifen? Besonders nach der letzten Aktion, die durch die Medien gegangen war? „Verstehst Du das, Tony?“, fragte sie ihn. Es waren die ersten Worte, die gesprochen worden waren, seit der Wagen gestartet hatte. Der Halb-Italiener schaute sie an und schüttelte den Kopf: „Nein, aber ich bin mir sicher, wir finden es raus.“
„Da sind wir.“, sagte Ziva und hielt den Wagen auch schon wieder an.
„Toll“, murmelte Tony, „Eine Kreuzung. Woran könnten wir uns jetzt orientieren?“



Die Baumrinde war ihm merkwürdig vorgekommen. An einer Stelle, die ungefähr so groß war, wie ein kleiner Post-It-Zettel, war die Struktur der Rinde ein wenig anders, also ging McGee in die Knie, rief ein „Ähm, Boss?“ und deutete auf die Stelle.
Gibbs kam näher, ging in die Hocke und betrachtete das Objekt.
Dann nickte er, nahm sein Taschenmesser und begann damit, die Rinde an der Stelle zu bearbeiten. Und während er das tat, schnippte McGee plötzlich mit den Fingern.
„Überhaupt mag ich alles Rote.“, sagte er dann und schaute zu Gibbs herüber, „Ich bin quasi dein jüngerer Bruder.“
Der ältere NCIS-Agent stoppte, sah McGee verblüfft an, ehe er ihm in die Augen blickte.
Diese Aufforderung verstand der jüngere Agent sofort und sagte: „Das ist Kaito KID.“ Damit ließ er sein Handy aufschnappen und wählte die Telefonnummer von Ziva, sagte nur kurz „Ziva? Kaito KID in Manga 55“ und legte auf.

Anschließend wandte er sich seinem Boss zu: „Also – im Manga „Meitantei Konan“ 55 wird der junge Shinichi Kudo von einer mysteriösen Person aufgefordert, ein Rästel zu lösen. Es stellt sich später heraus…“

„Die Kurzfassung, McGee.“
„Schilder, Boss. Die mysteriöse Person hat an roten Schildern Zettel versteckt und somit eine Art Schnitzeljagd veranstaltet, genau wie dieser Traceless es mit uns tut.“, erklärte der Mann und Gibbs blickte zu ihm herüber: „Aber hier wurde doch eine Baumrinde verwendet.“
„Ja, schon, aber es würde mich nicht wundern, wenn er beim Rest der Geschichte dem Original treu geblieben wäre.“



Die Augen waren unendlich schwer, als sie sie öffnete, aber sie tat es. Ein leises Stöhnen entrann ihrer Kehle und sie wollte gerade wieder in die warme Dunkelheit der Ohnmacht zurücksinken, als sie in zwei Paar brauner Augen sah. Die Besitzer dieser Augen, eine unglaublich schöne Frau und ein durchaus ansehnlicher, dunkelhäutiger Mann beugten sich über sie und sahen einander dann an.

„Sie kommt zu sich.“, hörte sie die Stimme der Frau und bemerkte dann zwei Dinge. Erstens schien jemand auf ihr zu liegen, genauer gesagt, auf ihrem Schoß, denn dieser war gerade ziemlich beschwert und zweitens, dass dieser jemand irgendwelchen Blödsinn von sich gab. Erneut blinzelte sie – ihr Kopf war schwer, aber je öfter sie blinzelte, desto mehr verschwanden die Spinnweben aus ihrem Kopf, die ihr das Denken erschwerten.
Was war passiert?
Sie erinnerte sich nur an Fragmentarisches.
Ein ziemlich lautes Pfeiffen, eine bleischwere Müdigkeit, die von ihr Besitz ergriffen hatte und ihr den Wunsch einimpfte, einfach nur schlafen zu wollen. Einfach nur schlafen.

„Commander“
Mit einem Schlag war Agatha Silverbird wieder wach und ansprechbar. Sie lag auf einem weichen Untergrund und – wenn sie sich die Decke und die Inneneinrichtung ansah – schloss, dass sie auf dem Ehebett der Stones liegen musste. Die braunen Augen des Mannes gehörten Director, oder besser Captain Leon Vance, während die anderen Augen der unglaublich schönen Frau Captain Thaddeus Stones gehörten – Angela Stone. Das Gewicht in ihrem Schoß hatte sie richtig interpretiert. Cals Kopf lag dort, sodass die beiden angeschossenen Starfleetoffiziere eine Art L bildeten.



Sie hörte das, was Cal sagte und blinzelte. Seine Stimme klang träumerisch, leise, kaum zu hören, als würde er jedes Wort hauchen oder atmen. Als sie sich aufrichtete und ihn ansah, fiel ihr auf, dass der Körper als solches ruhig und entspannt war und auch Cals Gesicht keine Anstrengung verriet. Die Augen des Captains allerdings – sie waren normalerweise ebenso braun, ausdrucksstark, doch nun schienen sie ein glasig zu sein. Sie schaute ihn an: „Schatz, bist du in Ordnung?“ „Agatha“, hauchte er, „ich liebe dich.“
Stone blickte die XO entschuldigend an: „Es … es tut mir leid, aber nach all dem, was passiert ist, nach all dem, was Leon mir gesagt hat, kann man heutzutage nicht vorsichtig genug sein. Traceless könnte sich überall verstecken.“ „Ich werde ihn umbringen.“, murmelte der Captain und es klang beinahe, als wäre er betrunken, „ich werde ihm jeden einzelnen Knochen solange brechen, bis da nichts mehr nachwächst. Oder ich werde ihn in eine Zelle stecken und Beton reingießen.“
Agatha schaute kurz zu ihrem Freund, dann zu Stone und Vance: „Ich glaube, er hat zuviel Fern gesehen.“
Dann richtete sie sich auf, legte ihre Hände auf je eine Seite von Cals Gesicht und schaute ihm eindringlich in die Augen: „Cal – das hat man bei Torchwood schon mal gemacht. Hat nicht funktioniert.“

„Ich werde ihn umbringen, Agatha. Er zerstört alles, wofür wir kämpfen und ich werde ihn nicht…“
Sie versiegelte seine Lippen mit einem Kuss und flüsterte ihm dann etwas ins Ohr. Der Offizier schaute sie kurz an und lächelte. Dann rollten seine Augen nach oben und er seufzte, ehe sein Körper komplett erschlaffte. Vance und Stone sahen sie an.

„Es reicht.“, erklärte Agatha, stand auf und musste beide Arme ausstrecken, da sie noch ein wenig wackelig auf den Beinen war. Sie schaute zu den beiden noch wachen Starfleet-Offizieren „Captains, ich… ich muss entschieden gegen die Behandlung unsererseits durch Sie protestieren. Sie können uns nicht einfach mit Wahrheitsdrogen vollpumpen und hoffen, dass wir Ihnen sagen, was sie wissen möchten.“ „Warum nicht?“, fragte Vance, „Es funktionierte in dieser Zeit, es funktioniert auch in der Zukunft. Oder was meinen Sie, wie wir es geschafft haben, die Erde gründerfrei zu bekommen?“

Agatha schaute ihn an: „Sie wollen mir sagen, dass die selben Mechanismen, die hier angewandt worden sind…“
Vance nickte: „Commander, es ist keine perfekte Galaxie, in der wir leben. Nachdem die Existenz der Gründer bekannt wurde, was sie können und wie sie agieren, haben wir uns vorbereitet.“
„Der Dominion-Krieg ist vorbei, Captain. Wir sind…“
„Es gibt immer einen Bösewicht.“, sagte der Director und schaute Agatha an, „Die Föderation mag mal eine friedliche Organisation gewesen sein – aber das ist vorbei.“
„Ich glaube, Sie haben hier zuviel mitgemacht. Kommen Sie in unsere Zeit, sie werden erleben, wie sich alles geändert hat.“
Stone schaute Agatha an, ihr Blick war ruhig und klar, aber einige Tränen glitzerten in ihm: „Commander. Die Chancen stehen gut, dass dieser Traceless der Mörder meines Mannes ist. Ich möchte nur eines wissen – ist diese Person mit Ihnen hierher gekommen.“
Die hübsche XO rollte mit den Augen und legte sich neben Cal, ehe sie der Frau zunickte: „gut, dann …“
Und damit spürte sie den kalten, metallischen Injektorkopf am Nacken. Es wurde ihr unmöglich, sich zu konzentrieren. Ihr Körper und ihr Geist entspannten sich und…
Der hübsche Körper der XO entspannte sich und Stone fühlte einen Stich in ihrem Herzen. Sie verabscheute es eigentlich, misstrauisch zu sein. Das entsprach nicht ihrem Naturell. Aber nach dem, was sie heute erlebt hatte…







„Ich deaktiviere das Hammer-Protokoll“, sagte sie und zuckte zusammen, als die Stimme Vances für Ihre Verhältnisse unverhältnismäßig laut und deutlich mit einem geschrienen „NEIN“ antwortete.Vermutlich lauerte Gefahr. Also klappte sie ihr Handy zu, aktivierte die Aussenbereichssensoren und stellte voller Ingrimm fest, dass zwei Personen auf dem Dach gegenüber Stellung bezogen hatten. Das Haus war allerdings vom Hammer-Protokoll geschützt – das konnten die Attentäter auf dem Dach allerdings nicht wissen. Momentan hatte sich ein unsichtbares Kraftfeld um die vom Angriff bedrohte Seite gelegt und der Rest erforderte ein wenig schauspielerisches Talent von Seiten Angelas. Was war sie froh, dass sie mit Angelina Jolie verwandt war. Binnen Nanosekunden hatte der Computer errechnet, was die wahrscheinlichste Angriffsmöglichkeit war und wie man darauf reagieren sollte. Also versteifte sie sich, als der Schuss den Schutzschirm getroffen hatte, presste ihren Torso nach vorne und sank dann, mit weit geöffneten Augen zur Seite. Als der Computer meldete, dass keine Gefahr mehr drohte, holte sie einmal tief Luft und stand auf. In dem Moment klopfte es auch schon und über den Fernsehmonitor, der gerade eine gepflegte Portion Fernsehmüll in das Stone’sche Wohnzimmer sendete, konnte sie erkennen, das die Person, die dort vor der Tür stand, Vance war – oder Vance zu sein behauptete.



Sie ging zur Tür, hielt ihm den Phaser vor die Stirn und zischte: „Wer bist Du?“
„Leon Vance – Sternenflotten ID…“
„Das kann sich jeder merken.“, sagte Angela mit einem leicht genervten Unterton. Der Director des NCIS nickte: „Natürlich.“ Damit griff er zum nächsten Messer, um sich in die Fingerkuppe zu schneiden. Die hübsche Frau, die man als Doppelgängerin von Angelina Jolie werten konnte, verlagerte ihr Gewicht aufs linke Bein, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihn aus braunen Augen amüsiert an: „Darf ich fragen, was das werden soll?“ „Bluttest.“, erklärte Vance und ließ ein paar Tropfen auf ihren Tisch fallen, ehe er sie verrieb. Stone schüttelte den Kopf: „Du hast wohl gar nichts aus der Dominionkrise gelernt. Darf ich dich daran erinnern, dass der Bashir-Gründer seinerzeit ebenfalls diesen Test gemacht und bestanden hatte?“ Vance schaute sie an: „Und was nun?“

„Wie bekommt man die Wahrheit aus einer Person raus?“, fragte Stone und Vance hatte das Gefühl, dass der Verlust ihres Mannes nicht unbedingt dazu geeignet war, ihre geistige Gesundheit zu stabilisieren. Er wusse aber wohl, was sie vorhatte und seufzte, ehe er sich auf die Couch sinken ließ: „Du willst mir also eine Wahrheitsdroge verpassen? Na dann mach mal.“
 
Die Identitätsprüfung Vances war ganz befriedigend verlaufen, auch die Prüfung des Captains, aber, als die hübsche Rothaarige, die vorgab, Agatha Silverbird zu sein, ihr durch das Zuflüstern irgendeines Kommandos die Chance nahm, Captain Cat weiter zu prüfen, war es verständlich, dass sie erst einmal wissen musste, auf welcher Seite die Rothaarige war. Und in dem Moment, in dem sie ihre Entscheidung getroffen hatte, atmete Agatha einmal tief ein, seufzte leicht und öffnete die Augen, ein seliges Lächeln auf den Lippen. Die Droge wirkte. „Commander“, sagte Stone und die hübsche Rothaarige versuchte, ihren Blick auf sie zu fokussieren, was offenbar nicht ganz gelang, „Commander, können Sie mich hören?“
„Ja“, seufzte die schöne Frau und starrte dann wieder gebannt in die Ferne.
„Gut, dann wollen wir mal beginnen.“



Tony DiNozzos Blick war auf Ziva gerichtet und er hatte Schwierigkeiten, sich vorzustellen, wie sie in ihrer spärlichen Freizeit auf der Couch saß und in Comics schmökerte, bei denen die Zeichner noch nicht mal Lust gehabt hatten, sie zu colorieren. Mangas – was für eine Zeitverschwendung. Warum las sie nicht anspruchsvolle Literatur?
Gerade in diesem Monat war der neue Roman Richard Castles erschienen – Heat Rising – und er hatte sich natürlich eines der ersten Exemplare geordert. Der Mann schrieb gut, wenngleich dieser Jameson Rook ihm nicht so gut gefiel wie Derek Storm. Aber Castle hatte ja entschieden, diesen Charakter ins Jenseits zu befördern und – warum nicht? Wenn er selbst das Gefühl hatte, dass die Story langweilig war… auf wen sollte man sich da verlassen, wenn nicht auf den Autoren selbst? Und irgendwie gefiel ihm der Charakter „Nikki Heat“ – ob er wirklich auf dieser Detective Beckett basierte, wie allgemein kolportiert? Da musste er doch mal nachhalten. Aber – dass sich Ziva in die Welt eines 17-Jährigen entführen ließ, der durch eine Droge in die Gestalt eines 7-Jährigen gebracht wurde und nun Kriminalfälle löste… das konnte er sich irgendwie nicht vorstellen. Aber – wenn es der Sachlage diente?

„Wir sollen uns nun alle Schilder in diesem Schilderwald anschauen?“, fragte er ein wenig verblüfft. Ziva schaute ihn an, aus diesen hypnotischen nussbraunen Augen und nickte.
Seufzend machte er sich an die Arbeit.



„McGee, rede mit mir.“, sagte Gibbs, nachdem der jüngere der beiden Agenten das Papier von der Baumrinde entfernt hatte. Der Angesprochene las sich kurz die Zeilen des Zettels durch und sagte dann: „Erm… Boss? Hier steht ‚ Wanderer – Richte dich von der Constitution Avenue Northwest Kreuzung 19. Street Northwest nach Norden und folge ihr bis zur Q-Street.”
Verwirrt blickte er zu Gibbs herüber: “Ich habe keine Ahnung.”
„Nimm den Zettel mit, wir fahren zum nächsten Punkt.“, erklärte der grauhaarige Chefermittler kurzerhand und stieg in den schwarzen Dodge. McGee faltete den Zettel vorsichtig zusammen, stopfte ihn in einen Beweismittelbeutel und ging dann zum Wagen. Als er eingestiegen war, gab Gibbs Gas.
„Wo fahren wir hin?“, fragte McGee und die Ermittlerlegende schaute ihn kurz an: „Zu unserem nächsten Punkt. 1st E-Street Northwest.“



Währenddessen schaute sich Ziva um. Hier war – nichts. Jedenfalls nichts was annähernd auffällig wäre. Eine rotverklinkerte Kirche – war sie vielleicht das Ziel? Schließlich sollte man sich, wenn sich dieser Traceless an die Manga-Vorlage hielt, nur die roten Schilder vornehmen. Aber eine rotverklinkerte Kirche ist kein Verkehrszeichen. Dann bemerkte sie ein Schild, das jetzt nicht in den klassichen Verkehrszeichenkontext gehörte. Es war eine Information. Nachbarschaftswache.
„Diese Nachbarschaft berichtet alle verdächtigen Aktivitäten der Metropolitan Police.“, stand dort und – als wäre es ein ironischer Kommentar von einer unbekannten Person, hatte jemand genau dort einen orangenen Zettel angeklebt. Natürlich hatte sich niemand bemüht, diesen Zettel zu entfernen. Warum auch? Zwar werden alle verdächtigen Aktivitäten der Polizei gemeldet und diese Art des Vandalismus wurde sicherlich auch gemeldet… aber irgendwie war noch nichts geschehen.

Ziva näherte sich und riss in einer einzigen, flüssigen Bewegung den Zettel ab.
Sie las die Zeilen und wandte sich an Tony: „Hör dir das an. Punkt 2: Zwei Strahlen gehen vom Balkon des weißen Hauses im jeweils 45 Grad Winkel ab. Sie treffen einen Punkt der Constitution Avenue Northwest und einen Punkt der Constitution Avenue Northeast. “
„Was für ein Strahl?“, fragte der Halbitaliener und Ziva schüttelte den Kopf: „Ich habe keine Ahnung – vielleicht ein Laserstrahl? Aber wieso sollte jemand vom weißen Haus auf die Constitution Avenue zielen? Vor allem von so einem speziellen Punkt aus?“
Tony zuckte mit den Schultern, ehe er zum geparkten Dodge ging und nach ein paar Sekunden mit einem Stadtplan wiederkam.“
„Der Straßenkartentipp deines Freundes hat uns ja schonmal gute Dienste geleistet. Versuchen wir es nochmal.“
Ziva schaute ihn an: „Bitte?“
„Na, so wie Du um sein Überleben gekämpft hast.“, sagte der Special Agent und schaute sie an, ehe er mit den Schultern zuckte: „Das ist okay. Ich hoffe nur, er passt auf Dich auf, sonst breche ich ihm alle Knochen.“
„Tony, sei nicht so kindisch. Er ist nicht mein Freund. Wie soll das auch laufen? Ist Dir aufgefallen, dass ich ihn heute zum ersten Mal gesehen habe?“
Der Italiener fixierte sie aus grünen Augen: „Den Eindruck hatte ich aber vorhin ganz und gar nicht. Ich glaube eher, du kennst ihn.“
„Er kommt mir bekannt vor, ja – aber das sollte uns nicht wundern. Offenbar hat man in unserem Gedächtnis herumgepfuscht.“, zischte Ziva und schaute ihn an.
Dieser Typ schaffte es wirklich, sie manchmal in den Wahnsinn zu treiben. Damals, bei der Sache mit Michael war das auch schon so gewesen. Und dann, als er sich für sie in die Höhle des Löwen gewagt hatte, hatte sie gedacht, alles wäre gut. Aber nein – dann kamen Ray und Barrett. Verdammt – warum konnte es nicht einmal einfach sein? Sie empfand viel für ihn und der Fakt, dass er eine Menge auf sich nahm, nur um in ihrer Nähe sein zu können, verriet ihr, dass es ihm nicht anders ging. Und sie hatten miteinander geschlafen – das tat sie nicht einfach so leichtfertig mit jemandem, er ihr einfach nur sympatisch war. Selbst bei Rivkin hatte sie gewartet, bis sie beide sich ihrer Gefühle sicher waren.
Und nun das.
Es war nicht zu fassen. Wie konnte ein einzelner Mann nur so eifersüchtig sein?

Sie griff nach dem Stadtplan, den er in der Hand hielt, suchte, und fand das weiße Haus, holte aus ihrer Brusttasche einen Stift und markierte das Herrschaftsgebäude der USA mit einem dicken, roten Kreis. Dann schaute sie DiNozzo fragend an: „Du hast nicht rein zufällig einen Winkelmesser oder sowas ähnliches?“
Die Antwort DiNozzos bestand aus einem der überheblichen Lächeln, das sie am Anfang ihrer Begegnungen schon zu oft gesehen und zu sehr gehasst hatte, um darauf irgendwie einzugehen. Aber es sollte auch eine verbale Antwort geben, die die Sache nicht gerade besserte: „Man nennt mich auch Mister Winkelmesser, Ziva.“
Oha , dachte sie sich, das DiNozzo-Ego ist wieder aufgetaucht.
„Nein, ernsthaft.“, sagte Tony und Ziva schüttelte lächelnd den Kopf: „Okay, dann breite mal die Arme in einem waagerechten 45° Winkel aus.
Der Italiener tat, wie ihm geheißen und schaute die Israeli an: „Gut so?“
„Perfekt.“, grinste sie und übertrug in Gedanken diese Figur auf den Balkon des Weißen Hauses. Sie „zoomte“ sich dann geistig soweit zurück, dass sie quasi den selben Maßstab hatte, wie die Straßenkarte und begann dann, auf der Straßenkarte mit dem roten Stift die beiden Linien zu ziehen.
„Man könnte wirklich meinen, dass jemand auf der Constitution Avenue mit zwei Raketenwerfern aufs weiße Haus zielen wollen würde.“, sagte Tony und Ziva schüttelte den Kopf: „Bei den ganzen Gebäuden, die dazwischen stehen, halte ich es für unwahrscheinlich.“
„Ich weiß.“, stimmte der Italiener ihr zu und schaute sie dann an: „Und nun?“
Sie zuckte mit den Schultern. „1 A Street Northwest?“, schlug sie vor und DiNozzo nickte, ehe er losrannte. Ziva schaute ihm hinterher und runzelte, mit einem fragenden Lächeln die Stirn, ehe er sich umdrehte und sie anstrahlte: „Was ist? Ich fahre!“
Ihr Lächeln wuchs in die Breite. So war er – ihr Pelzarsch.



Schwarze, unheimliche Augen starrten sie an.
Don’t blink. Blink and you are dead. , schoss ihr der Satz aus der Folge “Blink” durch den Kopf – aber das waren keine quantenverschlüsselten weinenden Engel, das war ein Grey. Und erstarrte sie an. Zum Glück nur auf dem Bildschirm, aber das war schon unheimlich genug. Als das Handy klingelte, zuckte Abby Sciuto zusammen, orientierte sich dann und griff nach dem mobilen Kommunikationsgerät.
Sie klappte es auf und bellte, eine Spur lauter als Notwendig, ein knappes „JA!“ hinein.

„McGee, das machst dann doch beser du.“, lächelte Gibbs und reichte das aufgeklappte Handy an seinen momentanen Stellvertreter weiter. Dieser blinzelte ihn verdattert an, gehorchte dann aber: „A… Abby, ich brauche mal deine Hilfe.“ „Du brauchst Hilfe?“, fragte die Goth, und man konnte hören, wie in ihr Panik und Wut miteinander rangen, „Oh, Du hast keine Ahnung, Thom E. Gemcity. Du hast absolut keine Ahnung. Ich decke gerade etwas Großes auf. Etwas enorm großes. Erinnerst Du dich an die beiden Feuerbälle im Jahr 1998? Ich bin gerade auf einer Verschwörungshomepage, die behaupten, das seien Außerirdische Raumschiffe gewesen, die von einer mächten Rasse, den Goa’Uld…“

„Abby“, sagte McGee in dem Moment, als Gibbs den Wagen bremste. McGee stieg aus und schaute sich um: „Abby, ich brauch wirklich deine Hilfe. Wir sind gerade an der 1 E-Street Northwest und es könnte sein, dass wir Dir gleich einen Hinweis durchgeben. Den müsstest Du bitte mit einem Straßenkartenprogramm oder so abgleichen.“
Die hübsche Goth erstarrte: „Timmy, hast Du mir gerade nicht zugehört? Ausserirdische existieren!“
„Abby, können wir den Independence Day auf einen späteren Zeitpunkt verlegen? Jetzt brauche ich erstmal andere Informationen“, erklang plötzlich die Stimme Gibbs aus dem Telefon.
„Natürlich, oh Chef.“, sagte die Goth und schüttelte für sich den Kopf, ehe sie ein „Aber die werden sich schon wundern, wenn man mir irgendein wichtiges Abzeichen an die Brust heftet, weil ich den Planeten gerettet habe.“
Dann erklang aus dem Telefon die Stimme McGees: „Hörst Du, Abby?“
„Bereit, wenn du es bist.“
„Wanderer – Positioniere dich auf der Kreuzung der 19 Street NW mit der Q-Street.“
Die Goth tippte mit, blinzelte überrascht und schüttelte den Kopf: „Mehr kommt da nicht?“
„Nein, mehr kommt da nicht.“
„Das ist merkwürdig.“
„Wem sagst Du das?“, erklang das humorlose Lachen McGees aus dem Telefon, „Aber … immerhin sollen wir keine japanischen Rätsel lösen. Das ist doch schon mal was. Ich ruf dich gleich wieder an.“
„Ja, aber…“
Doch da hatte McGee die Verbindung schon unterbrochen.
„Ach, verdammt seist du.“, machte die hübsche Frau und schaute wieder zum Grey herüber, dessen Stieren sie langsam immer mehr und mehr verunsicherte.
„Hey, komm nicht auf die Idee, aus meinem Computer zu kommen.“, zischte sie ihm zu, „Ich hetze Major Massenspektrometer auf dich!“



„Wachen Sie auf.“, erklang die samtweiche Stimme der hübschen Frau und Agatha Silverbird blinzelte mit den Augen. Sie richtete sich langsam auf, streckte sich einmal kurz und schaute zu Angela herüber: „Und, habe ich den Test bestanden?“
Stone lächelte sanft: „Ja – sehr gut, Commander.“
Damit zwinkerte sie ihr zu: „Sie dürfen jetzt auch wieder ihren Captain aufwecken. Sie waren überzeugend für sie beide.“
„Gut.“, atmete Agatha erleichert aus, beugte sich dann vor und drückte dem Captain einen Kuss auf den Mund, ehe sie ihm etwas ins Ohr flüsterte.
Der Offizier schlug die Augen auf, schaute zu Agatha und lächelte – immer noch ein wenig benebelt wirkend: „Morgen, Schatz. Ich kann mich gar nicht erinnern, dass wir miteinander im Bett gelandet sind.“
„Sind Sie auch nicht.“, erklang die Stimme Angelas und Cal wandte sich zu ihr um.
„Oh, ich muss träumen.“, murmelte er benommen und legte sich eine Hand auf die Stirn: „Ich mit Agatha und Angelina Jolie im Bett. Meine Güte.“
In dem Moment räusperte sich Vance.
Cal blickte ihn verblüfft an: „Warum träum ich mir auch noch Captain Vance ins Bett? Das ist nicht meine Baustelle.“

Mit einem leicht verschämten Gesichtsausdruck wandte sich Agatha an Stone und Vance: „Ich glaube, er ist noch ein wenig…“
Die hübsche Frau, die Angelina Jolie ähnelte, nickte und sagte: „Benommen. Schon klar. Soll ich Sie beide alleine lassen, damit er klar im Kopf werden kann?“
„Wenn Sie es einrichten könnten.“, lächelte die XO, „Ich habe da eine ganz spezielle Methode, seinen Blutdruck soweit anzuheizen, dass er wieder klar im Kopf wird.“
„Schon klar.“, zwinkerte Stone ihr zu, griff dann Leon bei der Schulter und sagte: „Lass uns die junge Liebe nicht stören.“
Damit zog sie ihn aus dem Zimmer.
Agatha atmete tief durch, beugte sich dann vor, schaute dem Captain tief in die Augen und… verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.
„AU!“; machte Cal protestierend und blickte sie verdattert an: „Verdammt, was soll das, Gathy-chan. Und noch besser… Wo bin ich hier?“
„Ja, das ist mein Cal.“, grinste die Frau und lehnte sich an ihn: „Wir müssen.“



Es gibt in Washington keine A-Street Northwest, deshalb fuhren Ziva und Tony zum nächstgelegenen Ziel – der A-Street Northeast. Die Fahrt zur Adresse Nummer 1 verbrachten sie schweigend. Tony schaute auf die Straße, Ziva, mit einem Lächeln auf den Lippen, aus dem Fenster.
Das ging ein paar Minuten gut.
Dann drehte sie sich zu ihm um, mit wehenden Locken und schaute ihn amüsiert an: „Ich kann absolut nicht glauben, dass Du jetzt so eifersüchtig reagierst.“
„Ich bin nicht eifersüchtig.“, sagte der Italiener, mit einem auf die Straße gerichteten Blick, „Im Gegenteil. Ich bin für dich Glücklich. Wenn Du dich so um diesen Mann sorgst, dann ist das in Ordnung.“
„Tony, jetzt werde nicht kindisch.“
Plötzlich wich das Amüsement aus Zivas Tonfall, sie wurde ernst. Sehr, sehr ernst.
„Ich liebe ihn nicht, ich habe nur das getan, was jeder Mensch an meiner Stelle getan hätte.“
Der Angesprochene hielt an: „Wir sind da.“
Auf sie ging er gar nicht ein und es würde sie auch wundern. Er hatte sich in den letzten Jahren als ziemlicher Sturkopf erwiesen und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn er sich hier auf eine Unterhaltung einließe. Nein – Anthony DiNozzo junior hatte seine Meinung gefasst und war nicht bereit, auch nur einen Zentimeter von ihr abzuweichen.

Das war typisch für ihn und irgendwie nervte es sie – aber irgendwie fand sie, dass diese Starrköpfigkeit eine Qualität war, die anderen Männern abging. Man musste es ja nicht unbedingt „Starrköpfigkeit“ nennen – es reichte aus, ihn als „selbstständig Denkend“ zu bezeichnen. Sie hatte in ihren Jahren in DC nur sehr wenige Männer kennengelernt, die so waren, wie er. Genau so wie er war eigentlich keiner. Sicher, es gab Menschen die verbissen waren, die sich beweisen wollten und welche, die zu jeder passenden und unpassenden Situation einen Witz rissen – aber das Konglomerat aus all diesen und anderen Faktoren war nun mal Anthony DiNozzo junior. Und sie wusste, das, wenn sie jetzt Luft holte, um etwas zu sagen, die Reaktion nicht die war, die sie sich eigentlich wünschte. Also stieg sie aus und schaute sich um.



Gibbs hielt mit quietschenden Reifen an der 1 L-Street Northeast und sah sich um.
Er war in einem der modern-wirkenden Stadtteile Washingtons gelandet – das verriet die Architektur. Zu seiner Linken war ein Parkplatz, wenn er sich weiter drehte, so fand er ein rotverklinkertes Gebäude. In seinem Rücken befand sich eine Baustelle und er fragte sich, was hier wohl in Bälde entstehen würde. Andererseits war es unwichtig. Ob dort nun ein neuer Konsumtempel entstand oder ein schickes vier-Sterne-Restaurant, mit dem aktuellen Fall hatte es nichts zu tun. Allerdings fragte er sich schon, wo Traceless dieses mal seine Visitenkarte versteckt hatte. Zuletzt hatte er sich auf Verkehrszeichen verewigt, also sollte der Fokus auf diesen Schildern liegen.

„McGee.“, sagte er und gab seinem Untergebenen zu verstehen, dass er sich die Schilder in der Nähe ansehen sollte. Er selbst tat das selbe, stand ein paar Sekunden später mit schiefgelegtem Kopf vor dem blauen Schild, das diese Straße als die Interstate 95 kennzeichnete. Er zückte sein Messer – tatsächlich, dort war ein Zettel befestigt. Mit einem schnellen Ruck riss er ihn ab und las, was dort stand.

Die letzte Mitteilung des Formwandlers hatte wenig Sinn gemacht. Hier allerdings hatte er das Gefühl, ein wenig klarer zu sehen. Er las:

„Wanderer – Dein Weg ist klar: Q Street nach Osten abbiegen, der Q-Street Folgen bis zur Kreuzung mit der 16. Str NW. Dieser bis zur Kreuzung der K-Street Folgen. Dort wieder nach Westen abbiegen bis zur Einmündung in die Conetticut Avenue NW. Dieser bis zur Kreuzung L-Street folgen, dann in die L-Street einbiegen und bis zur Kreuzung 17 und L gehen. Dort in die 17 nach Süden biegen bis zur Kreuzung K-Street. Nach Osten wenden, der K-Street bis zur Kreuzung 14 St. Folgen“

.

Tony DiNozzo kochte. Die Situation war ihm nicht geheuer. Um genau zu sein: Er schäumte vor Eifersucht. Er und Ziva hatten eine wunderschöne Nacht miteinander verbracht – gut, es war eigentlich eher ein wunderschöner Nachmittag, aber wer wird denn schon so kleinlich sein wollen? Sie hatten einander geküsst, sich gegenseitig verführt und Liebes-, sowie Lustbekundungen ausgestoßen. Er erinnerte sich daran, wie sie, vollkommen im Moment gefangen, die Augen schloss und stöhnte und… Sie hat sich dabei vorgestellt, wie es mit ihm wäre., dachte er sich, Dabei ist er so ein Schwächling. Er ist mindestens zwei Mal betäubt und zusammengeschlagen worden – und sie steht auf ihn. Vielleicht steht sie ja auf schwache Männer. Vielleicht möchte sie diejenige sein, die oben auf ist. Das Blut des Halb-Italieners kochte weiter. Er würde es ihr schon zeigen. Dieser Schwächling hatte eine wunderschöne Frau an seiner Seite – die Rothaarige. Vielleicht würde er es schaffen, sie um den Finger zu wickeln. Es wäre nicht das Erste mal, dass er eine Frau aufriss.

Kurz blinzelte er.
Was dachte er denn da?
Das war Ziva. Dieselbe Ziva, für die er sein Leben geben würde. Dieselbe Ziva, die Ray hatte gehen lassen und dieselbe Ziva, für die er sich mit Rivkin geprügelt hatte. Dieselbe Ziva, die es genoss, mit ihm zu flirten, die ihn … liebte. Wie kam er darauf, dass sie jemand anderen lieben würde? Es war…
„Es ist sinnlos.“, murmelte er und schaute sich um. Während er sich mental mit dieser Bestandsaufnahme seiner Beziehungssituation befasst hatte, hatte er einen Blick auf fast sämtliche Schilder der Straße 1 A-Street geworfen und – hier gab es nichts. Es war nicht einmal eine Spur, ein Fitzelchen eines Zettels.
Er grinste. Vielleicht zählte ja das Graffitti an der Hauswand als Hinweis.
Im Vorbeigehen las er es und stockte. Stand dort wirklich…
Jane A. Delano Memorial – Federal Triangle Metro Station.
Tony räusperte sich: “Erm… Ziva? Kommst Du mal kurz?“



„Darf ich mal an dieser Stelle festhalten, dass diese Wahrheitsdroge absolute Hammer-Kopfschmerzen verursacht?“, fragte Cal und lehnte sich auf der Couch zurück. Er hatte ein Glas mit einer bräunlichen, sprudelnden Flüssigkeit in der Hand und nahm gerade einen kleinen Schluck. Dann schaute er zu Agatha, die, die Beine übereinandergeschlagen, wie eine Lady da saß und formvollendet ihren Tee trank. Gleiches galt für Captain Stones Frau, Captain Angela Stone, und er lächelte. Hatte es nicht bei Tomb Raider II eine Szene gegeben, in der Angelina Jolia in der Rolle der Lara Croft einen Tee trank? Wenn es sie gegeben hatte, musste es so ausgesehen haben. Just in diesem Moment sah Angela ihn an: „Ich kann Ihnen ein Schmerzmittel geben.“ „Oh, nein, das muss nicht sein. Eine Cola reicht vollkommen.“, stellte der Offizier und Gentleman fest, ehe er sie anschaute: „Und sie haben sich tatsächlich tot gestellt?“

Sie zuckte mit den Schultern und zündete sich eine Zigarette an. Kurz atmete sie ein, inhalierte den Rauch und bließ ihn dann wieder hinaus. „Möchten Sie auch eine?“, fragte sie in die Runde und Cal hob abwehrend die Hände: „Ich bin Nichtraucher.“ „Ich ebenfalls.“, sagte Agatha und blickte überrascht zu Vance, der eine Zigarette annahm. „Eigentlich habe ich ja aufgehört, aber – jetzt brauche ich eine, nach dem ganzen Stress.“, sagte er und zündete sie sich an.

Die beiden Offiziere, die noch nicht so lange in dieser Zeitebene verweilt hatten, schauten sich überrascht an und dann zu Stone und Vance. Die hübsche Frau zuckte mit den Schultern: „Ich hätte es mir vor ein paar Jahren auch nicht vorstellen können. Aber diese gesellschaftlichen Zusammenkünfte… man eignet sich da was an.“ „Vermutlich.“, zuckte Cal mit den Schultern, „Ich meine, ich erinnere mich daran, dass Maxwell Smart in der Serie „Mini-Max“ noch rauchte.“ „Das war in den Sechzigern ja auch noch anders.“, lächelte Vance, „Da rauchten sie ja fast alle. Selbst die Feuersteins wurden für Werbung für die Zigarettenindustrie eingespannt.“
Cal blinzelte: „Wer?“
„Erklär ich dir später, Schatz.“, grinste seine hübsche XO und schaute zu Vance und Stone herüber: „Aber es muss doch eine ziemliche Anstrengung sein, den Atem anzuhalten und blicklos in die Ferne zu starren.“
„Eigentlich gar nicht.“, sagte Stone, „Man muss sich einfach nur ablenken und an etwas ganz anderes denken. Man ist nicht da.“

„Meinen sie so?“, fragte Cal, sackte in sich zusammen und starrte mit bemüht-blicklosen Augen zu Agatha, die sich vorbeugte und ihm in die Seite piekste. „Hey!“, machte der Captain und fuhr hoch. Sie lächelte vergnügt: „Schatz, du bist tot, da darfst gar nichts sagen.“
„Ach, und Du kannst es besser?“
Sie zwinkerte ihm zu: „Schatz, du willst gar nicht wissen, wie gut ich schauspielern kann.“
Dies provozierte bei Vance und Stone ein leises Lachen, während Cal den Kopf schieflegte und nachgrübelte: „Versteh ich nicht.“
„Erklär ich Dir beizeiten.“, zwinkerte sie ihm zu und küsste ihn.
„Okay.“, machte Cal und schaute dann wieder zu Stone: „Und was machen wir nun?“
„Ich muss sterben. Ich meine – ich bin schon tot.“, meinte die Frau und Vance nickte: „Ich würde sagen, wir legen eine großflächige Ladung – das komplette Haus muss zerstört werden, ansonsten könnte jemand die Technologie finden und …“

Cal schaute zu Agatha und nickte dann ebenfalls: „Also der Klassiker. Eine Gasexplosion.“
„Das dürfte das beste sein.“, sagte die hübsche Rothaarige und sah verblüfft zu Cal, der plötzlich in ein zuerst leises, dann immer lauter werdendes Gelächter ausbrach. „Alles in Ordnung?“, fragte sie und zuckte zurück, als Cal seinen Phaser zog und ihn auf Witwe Stone richtete. „Dann sein Sie mal bereit, zu sterben.“
Pures Entsetzen zeigte sich auf den Zügen Stones und – als sie sich wieder unter Kontrolle hatte, konnte sie nur noch hauchen: „Traceless.“ Der Kriminelle zwinkerte zu Stone herüber, legte dann auf sie an und drückte ab. Der Schuss hüllte sie in einen roten Kokon aus Energie, ehe sie in sich zusammensackte, und mit blicklosen Augen in die Ferne starrte.
 
Gibbs brütete über einem Stadtplan. Er verfolgte mit dem grünen Marker die Strecke, die Traceless ihnen zu folgen befohlen hatte und wunderte sich immer mehr. Momentan ähnelte der Streckenverlauf einem P. Allerdings fehlten noch einige Informationen. Sie mussten noch zur E-Street South-East fahren, Tony und Ziva hatten noch die A-Street Northeast und die beiden S-Streets Northwest und Southeast auf der Agenda. Es war vermutlich nicht so, dass Traceless ihnen anhand der Straßenkarte mitteilen wollte, was los war.



Derweil suchte Ziva gerade auf ihrem Stadtplan das Jane A. Delano Memorial.
Sie wusste nicht einmal wer diese Person war, noch, weswegen sie ein Memorial bekommen hatte – und noch weniger wusste sie, was dieser Traceless mit dieser Schnitzeljagd bezweckte. Aber es nervte sie – und zwar ungemein. Tony konnte das momentan nicht von sich behaupten. Ziva hatte, allerdings wohl eher unbeabsichtigt als bewusst, den Stadtplan über der noch warmen Motorhaube ausgebreitet und lehnte sich nun suchend nach vorne. Zwar merkte sie offenbar, dass der Motor noch warm war, denn sie zog sich die gefütterte Jacke aus, ließ sie hinuntergleiten und band sich die Ärmel knapp unterhalb des Bauchnabels zusammen, sodass sich die Jacke an ihren Po schmiegte – allerdings war ihr nicht bewusst, das sie Tony damit einen Gefallen tat. Dieser schaute sich das Schauspiel wie verzaubert an. Es kam ihm vor, als wäre er Shia Lebeauf, sie Megan Fox und sie würden gerade die Szene mit Bumblebee nachspielen. Beinahe konnte er „Who’s gonna drive you home, tonight“ von „the Cars“ hören. Dann bemerkte er, dass Ziva ihn anschaute, ein wenig mitleidig lächelte und sich die Jacke wieder anzog.
Vision vorbei.
Er schüttelte den Kopf und schaute sie an: „Was hast Du gerade gesagt?“

„Das Jane A. Delano Memorial und die Federal Triangle Metro Station – sie liegen einander beinahe gegenüber. Dazwischen ist der Presidents Park, das National Aquarium in Washington und das Ronald Reagan Building and international Trade Center.“ Damit beugte sie sich wieder vor, zog die Linie und zeigte sie Tony. „Schau es dir an. An was erinnert dich das?“

Der Halbitaliener beugte sich ebenfalls vor und wollte sich gerade wirklich auf die Aufgabe konzentrieren. Wirklich – aber der Duft von Zivas Parfum riss ihn aus seinen Gedanken. Erneut musste er den Kopf schütteln, um sich zu konzentrieren. Dann betrachtete er die Linien.
„Das könnt eigentlich alles mögliche sein. Sieht’n bischen aus, wie ein Dreieck, oder?“
Ziva nickte: „Ja, aber was will Traceless uns damit sagen?“
„Ich weiß es nicht.“, gab der Halbitaliener zu und gab sich gar nicht erst die Mühe, den Anschein zu erwecken, es dennoch zu wissen. Stattdessen klappte er sein Handy auf und wählte die Nummer des Bosses an.

Er wartete keine Sekunde, da hörte er auch schon das knappe „Ja, Gibbs?“, an das er sich inzwischen gewöhnt hatte.
„Ja, Boss, wir haben inzwischen die ersten drei Adressen abgefahren. Es ist merkwürdig.“
„Sag mir was Neues, DiNozzo. Wir haben die Laufwege, die Traceless uns aufgibt, auf dem Stadtplan verfolgt – das Resultat ist, dass diese Wegstrecke einem P ähnelt. Wobei wir noch nicht fertig sind, uns fehlt noch die E-Street Southwest.“
Die Stimme Gibbs klang müde, abgespannt.
„Wir sind fertig. Auch wir haben die genannten Punkte miteinander verbunden und kommen auf eine Art Dreieck. Ich verstehe es einfach nicht.“
Tony war eindeutig ratlos und konnte sich vorstellen, dass auch Gibbs…
„Fahrt zu den beiden S-Streets.“, hörte er die Stimme seines Chefs, die plötzlich wieder Elan hatte, „Ich glaube, ich weiß, worauf wir hinsteuern. Ich schnapp mir Tim und fahr zur E-Street. Wir sehen uns dann im Hauptquartier – in etwa einer Halben Stunde.“
Damit knackte es und die Verbindung war weg.
Tony zuckte mit den Schultern, klappte sein Telefon zu und schaute zu Ziva, die ihn fragend anblickte: „Und?“
„Wir sollen uns die beiden S-Streets vornehmen.“, erklärte der Angsprochene und stieg ein.



Verdammt , fuhr es Agatha durch den Kopf, hat uns dieser gerissene Fuchs die ganze Zeit etwas vorgespielt? Sie schaute zur Leiche der Witwe – wenigstens hatte sie nicht allzulange über den Verlust ihres Mannes trauern müssen. Schnell zog Agatha den Phaser und zielte auf Traceless, ebenso wie Vance. Beide fokussierten den Verbrecher, waren bereit, im entscheidenden Moment abzudrücken und das Kapitel „Buzz Intrupper“ ein für alle mal zu schließen.
„Wo ist Cal?“, zischte Agatha und der Verbrecher ließ das Gesicht ihres Freundes ein schleimiges Lächeln lächeln. „Er schläft auf der Dragonfly einen ruhigen und friedlichen Schlaf. Ich habe ihn in deiner Gestalt erwartet und ihn zu Bett gebracht. Es war nicht schwer. Ein einfacher Druck an eine bestimmte Stelle seines Nackens und he was out like a light .“

Damit ging er rückwärts in Richtung des Badezimmers.
„Du hast geblutet. Angela Stone hat Dir ein Wahrheitsserum verabreicht. Bist du ein so harter Hund?“
Traceless stoppte, steckte den Phaser weg und legte den Kopf überlegend schief, ehe er grinste: „Oh du meinst das hier?“
Damit entspannte er seine Gesichtszüge, starrte er in die Ferne und murmelte ein schläfriges „Ich gehorche Dir, Meisterin“ , ehe er sie anschaute und erneut grinste: „Seit doch nicht albern.“
Agatha konnte nicht anders, sie schloss kurz die Augen und merkte, wie sie in eine Wunschvorstellung abdriftete.




Es krachte – laut, hässlich, splitternd – und in einem Regen von Glasscherben sprang jemand durchdie Terrassentür. Durch die kinetische Energie angetrieben, taumelte er nach vorne, rollte sich über die Schulter ab, richtete sich auf, zielte auf Traceless und feuerte. Der Verbrecher warf sich in Deckung, erwiderte das Feuer, sodass der Mann, der gerade durch das Fenster, das zur Terrasse von Stones Wohnung führte, gekommen war, sich ebenfalls in Deckung begeben musste. Kurz konnte Agatha seine Züge erkennen, als er ihr zuzwinkerte und an einen imaginären Cowboy-Hut tippte. Calvin Nathan Cat, Kommandant der Dragonfly war zur Rettung gekommen. Aber




Cal war nicht diese Art von Held. Vielleicht sollte man es realistischer sehen. Ausserdem stand sie nicht auf sowas. Vermutlich hätte er zwar Anlauf genommen und wäre am Liebsten genau wie in diesen schlechten Filmen durch die Terassentür gebrochen, um, wie der Terminator, herumzuballern, aber die realistischere Variante sah so aus, dass Cal vermutlich beim Sprung gegen die Glasscheibe an selbige geklatscht wäre und daran heruntergerutscht. Dennoch hätte der Krach Traceless genug abgelenkt, dass sie ihn ausser Gefecht hätte setzen können. Aber er würde nicht kommen. Der Captain lag, betäubt, von einer Person, der er dachte vertrauen zu können, vermutlich noch im Bett des Quartieres, in dem sie beide lebten. Das er auch nie aufpassen konnte. Es war so typisch für Cal.

Sie erinnerte sich an den Kongress, die Friedenskonferenz zwischen Romulus und Remus, die auf Ret’Tang, einer romulanischen Kolonie, stattgefunden hatte und die darin endete, dass die Borg die Konferenz sabotieren und Agatha assimilieren wollten. Ersteres gelang ihnen, zweiteres nur partiell.
Doch dank der diversen Erfahrungen in der De-Assimiliation, durch die Erfahrungen mit Jean Luc Picard und Annika Hanson, war die De-assimilation Agathas ein Klacks gewesen, der übrigens dazu führte, dass sich sowohl Picard, als auch Seven, regelmäßig mit Agatha unterhielten. Auch nach der De-Assimilierungsprozedur hatte er neben ihr gelegen, sie im Arm haltend, sie betrachtend, obwohl man ihm gesagt hatte, dass es ein Risiko war.

Schließlich bestand die Möglichkeit, dass Agatha immer noch einige Nanosonden im Blut hatte und dann war das Risiko gegeben, dass sie versuchen würde, den Captain zu assimilieren. Cal hatte es für Blödsinn gehalten - hätte er mal auf die entsprechenden Stellen gehört, denn Agatha war tatsächlich nicht komplett De-Assimiliert worden und hatte versucht, ihn dem Kollektiv zuzufügen.Und tatsächlich hatte sie es nicht nur versucht, sondern auch geschafft, jedoch wurden sie danach von einem Ärzteteam, das in seiner Besetzung einmalig war, erneut de-assimiliert. Seven und Picard wurden als Berater hinzugezogen - und das Ärzteteam, bestehend aus Gina Intrupper, Julian Bashir, Beverly Crusher und dem MHN waren in dieser Sitzung erfolgreich. Anschließend gab es unzählige Counselorsitzungen, bei Deanna Troi, Ezri Dax, Tea Onze und Jean-Luc Picard, sowie Seven Of Nine.

Doch, so sehr man es auch versuchte, eine bestimmte Verbindung konnte man seit dem Tage einfach nicht mehr lösen, und, wenn man ehrlich war, wollten das weder die Experten, noch die beiden Betroffenen selbst. Die Verbindung, oder vielmehr das Band der Liebe. Ja, an diesem Tag hatte sich Cal endgültig und rettungslos in seine erste Offizierin verliebt, an dem Tag, als die beide aufgewacht waren, festgestellt hatten, dass der Satz ‘Wiederstand ist zwecklos’ nicht mehr auf Platz eins ihrer Rangordnung stand, an dem Tag, als Agatha Cal gefragt hatte, warum er nicht auf die Ärzte gehört habe und sich vertauensseelig so nah zu ihr begeben hatte, obwohl sie potentiell gefährlich war. Cal hatte sie angesehen und gelächelt: „Musst Du mich das wirklich fragen? Kannst Du es Dir nicht denken? Ich dachte mir halt, wenn ich schon von einem Borg assimiliert werden muss, kann es doch auch gleich die Frau sein, die ich…“

Der Captain war errötet und hatte sich dann abgewandt: „Ich meine natürlich, ich bin davon ausgegangen, dass Du in der Lage warst, die Nanosonden zu besiegen. Du kennst mich, ich denk bei sowas nie nach - das nennt man den Cat-Faktor.“ Ja – das war typisch Cal.

„Erbitte Erlaubnis, diesen Mistkerl erschießen zu dürfen, Sir.“, zischte Agatha und Traceless starrte sie nun aus großen Augen an: „Hey, moment von Erschießen war nicht die Rede. Ich meine…“ Damit trat er auf sie zu: „Ich meine, Du hast doch gesagt, dass ich nicht schauspielern könnte.“ „Schauspielern?“, fragte die hübsche Rothaarige und sie hörte hinter sich ein leises Räuspern. Angela Stones nackte Beine lagen nicht mehr auf dem Boden, sie hatte sie an ihren Körper gezogen und war aufgestanden: „Ein Phaser auf Stufe 0 ist zwar eine effektvolle Lightshow und er verpasst einem ein herrlich warmes Kribbeln, aber Umbringen ist damit nicht.“

Wütend kniff die hübsche Rothaarige die Augen zusammen und fixierte den Offizier mit ihrem eiskalten Blick: „Das heißt, Du hast mich gerade hinters Licht geführt?“ Cal schluckte hart, nickte und trat dann auf sie zu:: „Du hast … hey, du hast selbst gesagt, ich könne nicht schauspielern. Ich wollte es dir beweisen.“
Die Reaktion seiner Freundin war erst ein Schweigen, dann machte sie ein lautes, wütendes „PAH!“, riss den Phaser hoch und feuerte. Der Captain wurde getroffen, ging zu Boden – die hübsche Rothaarige drehte sich um, verschränkte die Arme vor der Brust und murmelte ein leises: „Der kann mich doch mal.“





Der schwarze Dodge hielt an der 1 S-Street Northwest. Das war eine Odyssee, die Traceless ihnen auferlegt hatte. Sie waren zwar faktisch nur 4,7 Meilen gefahren, und hatten eine reine Fahrzeit von 18 Minuten hinter sich – doch waren sich sicherlich zwei Stunden unterwegs gewesen. Manche Stellen waren ja einfach zu finden gewesen – andere hingegen …
Ziva seufzte, stieg aus und war froh, dass sie ihre gefütterte Jacke trug, denn der Wind wurde gerade ziemlich ungemütlich. Zwar ließ der September noch einige Sonnenstrahlen auf die Stadt fallen und die Blätter verfärbten sich erst gelb – doch die Warnung der Natur, dass der Baum kurz davor war, seine Blätter abzuwerfen, war deutlich und nicht zu übersehen. Ganz im Gegensatz zu den Zetteln des Kriminellen, die waren mitunter wirklich gut versteckt. So auch hier. Wo konnte man suchen? Das letzte Rätsel war ja fast schon mehr ein Witz gewesen. Man merkte, dass der Kriminelle anfing, seine Gegner nicht mehr ernst zu nehmen. Das bemerkte man daran, wenn derselbe Gauner, der vorher noch eine Parallele zu den Conan-Mangas, und ganz speziell zu dem Fall aus Shinichis Jugend in Manga 55 zu ziehen suchte, mit großflächigen Graffittis arbeitete. Spätestens dann merkte man, dass der Gegner die ihn verfolgenden Straforgane nur noch verhöhnen wollte und offenbar für blöder als 100 Meter Landstraße hielt. Irgendwie fuchste das Ziva schon. Andererseits… Arroganz konnte eine Schwäche sein und in diesem Fall war sie es unwiderlegbar. Dieses Puzzlestück würde der entsprechende Hinweis werden. Man musste jetzt nur noch diesen Hinweis finden.



Die Tür ging auf und Agatha eilte so wütend hinaus, dass man meinen könnte, ihre feuerroten Haare stünden tatsächlich in Flammen. Ein bleicher Calvin Nathan Cat taumelte hinter ihr her. „Hey, warte.“ Sie stoppte, fuhr herum und ging so schnell und mit einem derart hasserfüllten Blick auf den Captain zu, dass dieser zwei Schritte zurücksprang, ehe er an die Wand stieß.

„Ich hab mir Sorgen gemacht, ich habe gedacht, er hätte dich getötet.“, zischte Agatha und funkelte ihn an. Der Captain schien mindestens zwei Köpfe kleiner zu werden und schluckte unbehaglich. „Ja, erm…“, machte er und Agatha, die sich gerade schon wieder umgedreht hatte, wirbelte herum, schaute ihn aus zu Schlitzen verängten Augen an und sagte, extrem und gefährlich leise: „Ja-erm mich nicht, Cal. Meine Güte, du machst ja schon eine Menge Scheiße, aber das schlägt dem Faß den Boden aus und die Krone mitten durchs Gesäß.“ Sie wurde laut: „Himmelherrgott, Cal. Was denkst Du dir eigentlich, wenn Du so einen Mist machst!“
Man konnte wirklich sehen, das Cal die Sache leid tat. Seine Augen traten hervor, seine Kinnlade klappte herunter und sein Blick verriet „Verdammt, es tut mir leid.“.
Er trat auf sie zu, die ihm wieder den Rücken zugewandt hatte, und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter: „Schatz, ich…“
„Lass das.“, machte sie und wollte die Hand abschütteln, doch Cal hielt sie an Ort und Stelle.
„Es … es tut mir leid. Ich wollte Dich nicht in Angst versetzen, es ist nur… Du weißt, dass ich wütend werde, wenn man mir sagt, dass ich etwas nicht kann. Ich will es dann beweisen.“
Gegen ihren Willen musste sie schmunzeln: „Ja, so wie Du damals ins Wasser gesprungen bist und dann beinahe ertrunken wärest, nur weil Sebastian meinte, du seist eine bleierne Ente.“
„Du hast mich herausgezogen.“, sagte der Captain und sie wandte sich um, ein leichtes Lächeln auf den Lippen: „Hey, ich bin immer da, um deine Fehler zu korrigieren.“
Cal sah seine XO an und verlor sich in ihren grasgrünen Augen. Dann zog er sie zu sich, ihre Lippen waren nur Millimeter voneinander entfernt, als der Captain ein britisch-gehauchtes „Nein, wie romantisch“ hörte.
Er zuckte zurück und blickte zu einer Angela Stone, in deren Augen einerseits Wut und andererseits Amüsement stand.
„Wenn ihr fertig seid, einander abzuschlabbern, können wir eventuell weiter machen?“



Es hatte ihr gut getan. Ihr vorgetäuschter Tod, die anschließende Kabbelei zwischen diesem unfähigen Captain und seiner mehr als fähigen XO – sich das alles anzusehen, machte sie lächeln. Allein schon, als die Drei, also Leon, Cat und Silverbird hier hereinkamen, hatte sie das Gefühl, dass sie es schaffen würden, sie wenigstens ein wenig von ihrer Trauer abzulenken. Als Cal auf sie geschossen hatte, war sie anfangs tatsächlich davon ausgegangen, dass Traceless sie jetzt und hier erledigen würde und sie hieß diesen Treffer willkommen. Doch schon, bevor ihr Körper lediglich warm wurde und kitzelte, zu dem Zeitpunkt als der vermeindliche Killer ihr zugezwinkert hatte, hatte sie die Wärme in seinen Augen gesehen und verstanden, was hier los war. Er wollte einfach beweisen, dass er auch schauspielern konnte und der Fakt, dass sie ihm den Traceless abgenommen hatte, zeigte, dass er zumindest ein gewisses Grundtalent hatte. Und ausserdem versprach, die anschließende Keilerei – denn was anderes erwartete sie nicht von Agatha Silverbird – eigentlich ganz witzig zu werden. Der Gedanke hatte sie ja auch nicht getrogen.





1 E-Street Northeast.
Der Wagen hielt, McGee stieg aus und sah sich um. Man konnte nicht behaupten, dass die Gegend grundsätzlich anders war, als die, die Gegenden er heute schon gesehen hatte.Es gab rot-verklinkerte Häuser – diese mussten eine Spezialität des Architekten gewesen sein, der die Häuser in dieser Ära zu verantworten hatte – es gab eine zwei sehr gerade Straßen, die wie mit dem Lineal gezogen aus der Ferne auf McGee zukamen um sich dann zu treffen und anschließend in der Ferne zu verschwinden. So war die Topographie der meisten Städte der USA – die meisten Straßen verliefen schnurgerade und teilten die Landschaft unter sich auf. Irgendwo westlich von ihm, das wusste er, würde, wenn er der E-Street folgte, zuerst auf den Washingtoner Hauptbahnhof treffen, dann auf die Georgetown Universität, das Fords Theatre und dahinter würde er zuerst auf den Pershing Park und dann auf den South Lawn des Weißen Hauses treffen. Der Südrasen. Es war verblüffend, wie man sich so einen Diminutiv , eine solche Verniedlichung leisten konnte. Rasen? Er hatte die groß Angelegte Grünfläche gesehen. Diese Fläche einfach nur „Rasen“ zu nennen, war eine gekonnte Untertreibung.

Folgte er der auf die E-Street einkreuzende 12th Street Northeast nach Süden, stand er nach einer gewissen Zeit vor dem Lincoln Park. Aber er hatte etwas zu tun und folglich keine Zeit für irgendwelche Stadtbesichtigungen. Das überließ er denen, die den Aufklärungsunterricht nötiger hatten. Diesen empfahl er eigentlich am Liebsten auch gleich eine Geschichtsstunde mit Ducky, der sehr gerne über die Geschichte Washingtons referierte – als kleinen Bonus gab er dann meistens noch andere, nicht minder spannende Anekdoten zum Besten.

Wenn sich dieser Traceless nun an seinen bisherigen Modus operandi hielt, dann hatte er die Nachricht irgendwo hingeklebt und es war die Aufgabe von Gibbs oder McGee, eben jene Nachricht zu finden. Vermutlich würde Gibbs den Fund machen. Der Mann war gut. Seinen Augen entging nichts – ausser einigen Buchstaben – aber ansonsten konnte er sehen wie ein Luchs. Er hätte mit sich selbst wetten sollen, denn kaum, dass McGee diesen Gedanken getroffen hatte, hörte er die befehlsgewohnte Stimme seines Bosses.
„McGee. Komm her.“



„Ich mag alles Rote.“, zitierte Ziva und ging, wie von einem hynpotischen Befehl dazu gezwungen, auf das Schild zu, das besagte, dass die die S-Street einkreuzende „North Capitol Street“ eine sogenannte „Snow Emergency Road“ war und sie knibbelte mit schnellen, inzwischen routinierten Fingern an einer Ecke eines roten Zettels herum, der ein wenig wie nach vorn geknickt wirkte. Sie schaffte es, ihren Fingernagel zwischen Papier und Schild zu bringen und zog.
Ratsch .
Mit einer schnellen Bewegung hatte sie den Zettel abgerissen und las die Worte.
„Wanderer“, stand dort, „Pilgere vom National Labor Relations Board auf der Neunzehnten Straße Northwest in nördlicher Richtung.“



„Wanderer“, las zum selben Zeitpunkt Gibbs, „Der K-Street bis zur Kreuzung 14 St. Folgen. Dann wieder nach Süden wenden und die 14. Bis zur Kreuzung Constitution Avenue laufen.“
Es war frustrierend. Definitiv – er hatte keine Ahnung, was der Autor, dieser mysteriöse Kerl namens Traceless, von ihm wollte und was die ganze Sache für einen Zweck verfolgte, aber - er machte sich daran, die Laufwege in den Stadtplan einzutragen. Das Gebilde, das sich nun auf der Straßenkarte zeigte, erinnerte ihn an eine Art P oder R. Ein Dreieck und ein P oder R. Was sollte das? Das war schon ein schwerer Schlag für ihn – eine ziemliche Schmach – das er einmal nicht vor allen anderen wusste, was gemeint war. Vielleicht wurde er auch schon alt? Wundern würde es Gibbs nicht – schließlich war der Senior Special Agent ein alter Leitwolf, der grauhaarige Anführer. Es wurde immer erst besser, bevor es schlechter wurde und in den letzten Jahren war er auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit angekommen. Schnelle Reflexe, schnelle Gedanken – es würde ihn nicht wundern, wenn er bald in diesem Zusammenhang abnehmen würde. Und daher würde es ihn auch nicht überraschen, wenn sein Ende irgendwann einmal in Gestalt einer Pistolenkugel kam, bei der er nicht schnell genug war, ihr auszuweichen. Vermutlich wusste Traceless sogar, dass er bald nachlassen würde – schließlich kam der Verbrecher aus der Zukunft. Und somit wusste er alles im Vorfeld. Er wusste, wann sein Team angreifbar war.

Ein Dreieck und ein P – oder ein R. McGee betrachtete sich die Zeichnungen seines Chefs und runzelte die Stirn. Es war nicht, dass er nicht verstand, was er da sah, er verstand nur nicht, was er da sah.
Was wollte Traceless ihnen mitteilen?

Ein Dreieck – das war eine geometrische Figur. Ein P – vielleicht wurde das P ja englisch ausgesprochen und spielte auf Pi an. Pi, also 3,1415 – die Zahl, die das Verhältnis von Kreisumfang zu Kreisdurchmesser angab. Aber was wollte er mitteilen? Von der Quadratur des Kreises hatte McGee ja schon gehört, aber die „Verdreieckung“ war ihm komplett neu.
Seufzend wandte er sich an Gibbs, der genau so ratlos schien, wie er.



Die blaue Linie führte vom National Labor Relations Board, das an der Ecke 19.Street NW und Constitution Avenue NW stand die Straße bis zum Ende nach oben durch. Sie durchschnitt den sogenannten Dupont-Zirkel und mündete dann, Meilen später in die Baltimore Street NW ein. Aber was wollte traceless damit ausdrücken? Baltimore? Ging es eventuell um Tony?
Zweifelnd blickte sie zu ihrem Partner, doch dann schüttelte die hübsche Israeli den Kopf. Warum sollte man erst einen riesigen Zinnober veranstalten, nur um dann auf „Baltimore“ hinweisen zu wollen? Das machte keinen Sinn. Aber – bisher hatte keiner der Hinweise Sinn gemacht. Es hatte sich durch die Nennung von Straßen und Punkten ein hübsches Muster gebildet – das stimmte. Etwas, das wirkte wie ein Dreieck – oder, wie sie in diesem Moment merkte, wie ein A, das ziemlich windschief war – wurde vom weißen Haus über die Mitte Washingtons gelegt, aber – sie konnte damit nicht viel anfangen.

Selbst mit einem A, das windschief war, konnte sie nicht viel anfangen, zumal die momentane Situation so aussähe. Ein Windschiefes A über dem Weißen Haus und links davon, auf der Neunzehnten Straße ein Strich, der bis zur Baltimore Street reicht – das heißt, es konnte auch kein A sein, sondern es musste sich dabei um ein Dreieck handeln. Ein Dreieck und ein langer Strich. Sie erinnerte sich daran, in den Neunzigern in Deutschland gewesen zu sein. Dort war eine Folge „Hogans Heroes“ im Fernsehen gesendet worden – oder wie es in Deutschland hieß: „Ein Käfig voller Helden.“.

Der Protagonist, Robert Hogan, führte dem Lagerleiter des STALAGs Nummer 13 in diesem Moment einen Staubsauger vor, den er vorher als Voalgedeha deklariert hatte. Natürlich war es nur ein Staubsauger gewesen und Voalgedeha bedeutete nichts anderes als „Von Aliierten gefangener deutscher Hase“, aber – gerade erinnerte sie die Zeichnung auf dem Stadtplan frappant an einen Versuch, einen Staubsauger zu zeichnen – oder vielleicht doch einen verkappten Stuhl? Nein – sie verstand es einfach nicht. Und in diesem Moment sagte Tony: „Zerbrich dir nicht den Kopf, Ziva. Wir fahren jetzt ins Hauptquartier – vielleicht kommen wir ja darauf.“ „Wir müssen erst den letzten Hinweis finden – also zur S-Street Northeast.“



Kaum, dass der Wagen losgefahren war, bemerkte Tony eine Änderung in Zivas Verhalten. Sie schlug die Beine übereinander - diese langen, starken, muskulösen, doch sehr femininen Beine – etwas, das sie sonst nicht tat, und begann, wie geistesabwesend, mit ihrer rechten Hand kreisende Bewegungen zu machen. Verständnislos schüttelte Tony den Kopf und riss das Steuer im richtigen Moment wieder gerade. Der Beinaheunfall fuhr einen baby-blauen Prius und hupte ein paar Mal protestierend. Gleichzeitig blinkte er den schwarzen Dodge, oder besser gesagt, dessen Fahrer, protestierend an und zu allem Übefluss lachte Ziva David darüber. Zwar leise und glockenhell – nicht so laut wie sonst – aber, sie lachte.

Dann war sie still, blickte blinzelnd in die Ferne – in Richtung Sonne, die gerade auf dem Weg gen Westen war – und begann, zuerst zu summen und dann leise zu singen.
Rusted brandy in a diamond glass. Every little thing is made from dreams Er hörte ihre sanfte Stimme und fragte sich, wo er das Lied, das sie da gerade sang, schon einmal gehört hatte. Dann setzte der Refrain ein.
Temptation – Temptation – Temptation – I can’t resist.
Tony merkte wie sein Herz schneller schlug. Temptation – Versuchung – der sie nicht widerstehen konnte. Ein leises Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als Ziva ihn anschaute und die Takte des Liedes weitersummte. Und dann zuckte sie zusammen.
 

„I can’t resist“…
BOOM
Direkt neben Ihr ging diese Bombe hoch. In einem Anflug puren, lebensrettenden Aktionismusses riss sie die Arme hoch, schützte ihr Gesicht von den sengendheißen Schrapnellen und merkte, wie die Druckwelle sie – einer lebenden Puppe gleich – von der Bühne trug. Ihr Körper sah sich in diesem Moment einer ungeheuren Tortur gegenüber, als Trümmer von Tischen gegen sie krachten. Sie selbst merkte noch, wie sie auf den Boden knallte, ihr Kopf nach hinten sank und sich Stille um sie senkte. Ziva David war sich nie im Leben so sicher gewesen, das ihr Tod unmittelbar bevorstand. Eine Bombenexplosion aus nächster Nähe? Das konnte niemand überleben, die Chancen waren viel zu schlecht und ausserdem würde es sie nicht wundern, wenn sie sich alle zum Überleben notwendigen Knochen gebrochen hätte. Die Schmerzen waren der definitive Indikator dafür. Ein Teil von ihr merkte, wie sie immer losgelöster wurde und hieß es willkommen, ein anderer Teil verfluchte sich dafür. Sie war Mossad-Agentin, ihr Vater hatte sie trainiert, sie hatte sich gegen alle anderen Kameraden durchgesetzt und war eine gute Agentin geworden. Und gute Agenten gaben nicht einfach so auf.








Sie musste den Kopf schütteln und merkte erst jetzt, dass Tony den Wagen angehalten hatte und sie mit vor entsetzen aufgerissenen Augen anstarrte. „Was ist los, DiNozzo?“, fuhr sie ihn unverhältnismäßig harsch an und zog dann eine Grimasse, als sie den Ausbruch als solchen erkannte.
„Entschuldigung, ich meine – was ist los, Tony?“
Der Halbitaliener drehte den Zündschlüssel um und setzte das Gefährt wieder in Gang.
„Du warst gerade vollkommen weggetreten. Hast geatmet, als hättest Du entweder einen verdammt-schlimmen Albtraum oder…“
„Oder?“
Er schenkte ihr ein verschmitztes Grinsen.

„Du bist ein Schwein, DiNozzo.“, sagte Ziva und der Mann nickte: „Ich weiß.“
Und während der Wagen los fuhr, erinnerte sie sich an die Bar, in der sie gesungen hatte und in der sie fast gestorben wäre. Da saßen in einer der ersten Reihen ein Mann und eine Frau. Beide schauten sie mit einem wissenden Blick an und schenkten sich dann ein verliebtes Lächeln. Sie hatte sich an dem Tag gefragt, was sie damit gemeint hatten und – wenn man ehrlich ist, können solche Dinge wie, eine halbe Bar, die einem auf den Kopf fällt, dafür Sorgen, dass man Kleinigkeiten vergisst – aber sie erinnerte sich nun deutlich daran, dass die grauen Haare, die der Frau in der ersten Reihe bis auf die Brust fielen, noch die eine oder andere Strähne einer anderen Haarfarbe gehabt hatten. Ihr war damals noch durch den Kopf gegangen, dass Gibbs an dieser Frau wohl seine wahre Freude gehabt hätte – und dann war die Bombe in die Luft gegangen.

Eigentlich hielt sie die Vermutung, die damit einherging, für ziemlich unwahrscheinlich, aber… nein, sie musste sich irren. Es mochte sein, dass die Haare der Frau genau so feuerrot waren und es mochte sein, dass sie eine gewisse Ähnlichkeit mit der Frau aufwies, die sie hier als Agatha Silverbird kennengelernt hatte, aber selbst, wenn sie der hübschen Rothaarigen die Geschichte abkaufte, dass sie Zeitreisende waren und unter den Vorzeichen, dass die beiden, also Cal und Agatha wussten, was ihr – also Ziva – in dieser Bar wiederfuhr… da musste man schon ziemlich blöd sein, und sich genau in den Explosionsradius setzen, der zum sicheren Tod führte. Nein - das konnte nicht sein. „Ziva?“, riss Tony sie aus den Gedanken, „Wir sind da.“
Der Wagen hielt.



McGee erreichte Abbys Labor zum selben Zeitpunkt, wie Tony und Ziva. Verblüfft schauten die Agenten einander an, dann lächelte der Italiener: „Als hätte Abby uns alle herzitiert.“
„Ach ja?“, fragte Gibbs und kam aus der Tür, die zum Treppenhaus führte, „Dann wollen wir doch mal hören, was Abby zu sagen hat, meint Ihr nicht auch?“
Das Labor war dunkel. Die Computer piepsten nicht und es drang keine Techno-Musik aus den Lautsprechern. Es war, als wäre Abby gar nicht da.

Verblüfft schaute Tony zu Ziva, die mit den Schultern zuckte und die Stille durch den Ruf nach ihrer besten Freundin brach. Doch eben jene beste Freundin schien keinerlei Anstalten zu machen, sich in einer wie auch immer gearteten Weise zu melden. McGee schaute sich ebenfalls ein wenig verdattert um, trat einen Schritt nach vorne, doch in dem Moment schnellten Zivas und Gibbs Arm zeitgleich nach vorne und hielten den Computerspezialisten fest. Der stoppte – absolut effektiv zum stehen gebracht von der geballten Kraft von NCIS und Ex-Mossad und schaute die Beiden Mitarbeiter an.

„Was?“, fragte er, doch als Ziva ihren Finger auf ihre vollen Lippen legte, schaute McGee sie kurz an und wiederholte die Frage geflüstert. „Da.“, deutete Tony plötzlich leise und geflüstert auf eine Gestalt die dort im Dunkel stand. Sie bewegte sich nicht, hatte den Rücken durchgedrückt und stand perfekt still – wie ein Soldat. Tony schaltete die Taschenlampe ein und leuchtete in die grobe Richtung der Gestalt. Sie sahen nur kurz ein graues, längliches, ausdrucksloses Gesicht…


„Ach Tony?“, riss McGee ihn aus seinen Gedanken und er schaute verblüfft zu seinem Kollegen herüber: „Ja, McGenius, du wolltest mir doch noch erzählen, ob Du auch das Gefühl hast, in einer Zeitschleife zu stecken.“
„Ja, das auch, aber… ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob Du mir einen Gefallen tun könntest.“
Tonys Augen verengten sich zu schlitzen: „Wie kann ich Dir helfen?“
Seit wann fragte McGee ihn um Hilfe? Hier stimmte doch wieder was nicht.
„Tony… mit so was macht man keine Witze. Wir wissen nichts über die Möglichkeiten extraterristrischen Lebens da draußen… wir wissen nicht, ob sie nicht schon unter uns weilen und aussehen wie Menschen… vielleicht bin ich ja auch nicht mehr Abby, sondern habe sie heut Nacht gefressen und trage ihre Haut als Kleidung?“ , schoss ihm Abbys Stimme durch den Kopf und er schüttelte selbigen. Es gab keine Ausserirdischen.
Aber, nur mal zur Sicherheit schaute er McVerdächtig mal genauer an. War er schon immer so dünn, beinahe spindeldürr, gewesen?
„Was ist, kannst Du mir helfen?“, fragte McGee in einem Tonfall, der Tony auch nicht so wirklich gefiel. Er erinnerte ihn ein wenig an eine Schlange, die den Hasen fragte, ob er ihr mal kurz in die Augen sehen könne, sie habe das Gefühl, ihre Kontaktlinsen seien verrutscht.
Und er hatte oft genug „Der Hofnarr“ gesehen, um zu wissen, dass man Leuten, die hypnotisieren konnten, nicht mal in Ausnahmefällen in die Augen schaute, es sei denn, man wollte den Rest des Filmes an- und ausgeschnippt werden.
Nein, er war sicher, er war unter Freunden, es gab keine Ausserirdischen.
„Natürlich, McGee – wie kann ich dir helfen?“
War das jetzt eine Spur zu freundlich? Tim schaute ihn aufmerksam an und legte dann den Stift, den er gerade noch in der Hand gehalten hatte, ab. War es ein Stift, oder so ein Gedankenverwurschtelblitzdingsi, wie es die Men in Black im Film hatten?
‚Tony, jetzt reiß dich zusammen!’, schoss es ihm durch den Kopf, allerdings – wie hätte er es sonst erwartet – nicht in seiner eigenen Gedankenstimme, sondern in der Stimme seines Vaters. Innerlich seufzend blickte er Mc-potentieller-Alien-Wirt an.
„Ich bräuchte aus der Asservatenkammer die Akte Drei vier Drei.“, sagte McGee und zuckte mit den Schultern: „Ich kann sie auch selber holen, aber – ich dachte, vielleicht… ich würd dir auch einen Kaffee ausgeben.“
So, jetzt war es sicher, das was nicht stimmte. McGeizig gab ihm einen Kaffee aus?
Aber – er würde mitspielen. Wenn es eine Alien-Invasion im NCIS gab, würde er es herausfinden und zu Gibbs gehen und… was wenn Gibbs der Anführer war?
Dann würde er zu Vance gehen und… was wenn Vance der Anführer und Gibbs sein Lieutenant war? Vielleicht sollte er doch noch mal mit Ziva sprechen und… was wenn Ziva nun auch eine Ausserirdische war?
Da brauchte er nicht groß nachzudenken. In dem Fall würde er sich von ihr Fressen lassen. Was sollte das denn?
Wenn er so an die Abenteuer der letzten Jahre dachte, die er mit ihr erlebt hatte, fand er, dass er keine bessere Partnerin finden konnte, als diese Frau. Und wenn sie nun tatsächlich nur noch eine Hülle war – was eigentlich Blödsinn war, es gab keine Ausserirdischen – dann würde er sich nur allzu bereitwillig von ihr in genau so etwas verwandeln, denn… wenn er die Wahl hätte, ohne sie zu leben oder mit ihr tot zu sein… so verdreht es auch schien, er wählte das Letztere. Ohne sie, ohne ihren extrem trockenen Sinn für Humor , konnte er sich das Leben nicht mehr vorstellen.
Und mit dem Mut der Verzweifelten stand er auf und ging zum Aufzug.
Kurz, bevor sich die Aufzugtür schloss, hörte er McJudas Stimme: „Er ist auf dem Weg.“




Tony erinnerte sich daran, sie sie ihm vor ein paar Stunden einen Streich gespielt hatten – weil er Ziva Angst vor Aliens unterstellte. Aber dieses Wesen dort, das war doch… das war… Der Blick des Halbitalieners glitt zum Bildschirm, von dem ihm ein ebenso graues wie grässliches Wesen entgegenglotzte und er hatte das Gefühl, zu fallen. Verdammt, es gab keine Ausserirdischen – selbst, wenn dieser Cal und diese Agatha behaupteten, sie wären Raumschiffpiloten, so glaubte er ihnen das nicht. Und dennoch stand dort, in einem dunklen Anzug, mit ausdruckslosem Gesicht eben so ein Lebewesen Er erinnerte sich wieder an den Streich, den sie ihm gespielt hatten.




Die Aufzugtür glitt auf und Tony fand sich in absoluter Dunkelheit wieder.
Was war hier los? Stromausfall?
Das hatte den Vorteil, dass die Tür zur Asservatenkammer, normalerweise elektrisch verschlossen , leicht zu öffnen war. Er drückte die Klinke herunter, die Tür öffnete sich und er betrat die Asservatenkammer.
Mit der Taschenlampe leuchtete er sich den Weg – ein lächerlich kleiner Lichtfinger versuchte sich in dieser großen, großen dunklen Halle bemerkbar zu machen.
Ein Witz.
Das alles war ein Witz – er hatte doch keine Chance. Vielleicht sollte er abwarten, bis der Strom wieder funktionierte?
Schnell griff er zu seinem Handy und wählte die Nummer von McGee.
The person, you have called is temporary not available. , erklang die Stimme aus seinem Telefon und er verfluchte die extrem miese Empfangssituation, in der er sich gerade befand.
Naja, es nutzte ja nichts, er musste diese Akte finden, wenn er seinen Kaffee haben wollte.
Und es hatte den Vorteil, dass ihm an all dem hier nichts Bekannt vorkam.
Wobei – wenn er ehrlich war, wäre es ihm lieber, wenn von dieser Stelle auch ein Déjà-Vu gehabt hätte.


Klank!
Tony zuckte zusammen.
‚Was ist los mit Dir, DiNozzo? Beruhig dich!’, schalt er sich, dieses mal gedanklich in der Stimme seines Chefs. Er merkte, wie sein Atem sich verlangsamte. Es war doch einfach nur albern. Er war Mitte 30 und fürchtete sich gerade im Dunkeln vor dem, was da im Dunkeln auf ihn lauern könnte.
Und offenbar war da was, denn er konnte hören, wie etwas über den Boden geschleift wurde.
Was es war, wusste er nicht, aber er hatte einen starken Verdacht. Schließlich war das hier der NCIS, hier lagerten Geheimdokumente, hier liefen die geheimdienstlichen Fäden für Gegenspionage, Terrorismusbekämpfung und andere Nettigkeiten zusammen. Das man in den NCIS prima einbrechen konnte, wenn man denen den Strom abstellte, war etwas, was ihm schon damals, als man halb Washington den Strom abgedreht hatte, in den Sinn gekommen war. Das Schleifen, das er hörte… es musste ein Körper sein, der gerade getötet und nun versteckt wurde.
Ziva!
Sie war hier unten gewesen, zusammen mit Abby. Und hier hatten sie dieses Gespräch geführt und…
Erneut zuckte er zusammen.
Knappe 4 Meter von ihm waren Sachen umgefallen und er hörte ein merkwürdiges Geräusch – ein merkwürdiges schrilles Kreischen. Beinahe wäre er gegen ein Regal gelaufen, als er sich daran erinnerte, wo er das Geräusch schon einmal gehört hatte.

Lorette Taylors Filmnacht.
Das Geräusch war vom Fernseher gekommen und hatte ihnen allen eine Gänsehaut beschert.
„Aliens.“, sagte Tony leise und schüttelte den Kopf: „Schöner Gag, aber… ich fall da nicht drauf rein.“
„Nicht?“, hörte er Zivas sanfte Stimme direkt hinter sich, fuhr herum und erstarrte.
Sie trug einen Hazmat-Anzug, ihre braunen Augen waren gelb, ihre Wange war von silberner Kybernetik verziert und die Beleuchtung des Hazmat-Suits gab ihrer ausserirdischen Erscheinung noch eine Spur mehr… was auch immer.
Er schluckte, ging einen Schritt zurück und merkte, wie hinter ihm jemand stand.
Schnell fuhr er herum und schaute in die roten Augen Abby Sciutos.
„BUH!“; machte sie und Tony … lachte.
Die Forensikerin zog eine Schnute.
„Hat es nicht geklappt, Tony?“
„Bis zu diesem Geräusch hattet ihr mich. Aber dieses Hiya-k-k-k-k, das die Aliens in dem Film machten… das hat euch dann doch verraten.“
Er ging zu Ziva, nahm ihr den Hazmat-Helm ab und grinste: „Darf ich dir was sagen, oh mein Metall-Zombie?“
Die hübsche Israelin griff an ihre Wange, nahm die Verkleidung ab und grinste schief: „Was denn?“
Er beugte sich vor und küsste sie: „Du bist ein wirklich hübscher Alien.“
Ziva grinste: „Hiya-k-k-k-k.“




Ziva konnte nicht glauben, was sie da sah – aber es war offenbar da. Dieses Lebewesen hatte eine graue Hautfarbe, war knapp einen Meter 80 groß und hatte extrem lange Hände, ebenso eine Kinnpartie, die spitz zulaufend war und große schwarze Augen, wie Käfer. Er – oder es – stand einfach da, machte keine Bewegung, starrte sie einfach nur an. Und just, in dem Moment, in dem sie dachte, es wäre nur eine Puppe, begann das Wesen zu sprechen – ohne seinen Mund zu bewegen, den sie sowieso nicht sah. „MENSCHEN , donnerte es mit einer Stimme, die eindeutig nicht von dieser Erde stammte, „WIE KÖNNT IHR ES WAGEN IN DIE HEILIGE SPHÄRE DER SH’TU EINZUDRINGEN? DAFÜR WERDE ICH EUCH BESTRAFEN!
Und augenblicklich spürte sie, wir ihr immer heißer wurde, immer heißer, immer heißer.

Tim war verblüfft.
Dieses Wesen, das dort im Labor stand, redete – aber die Stimme klang viel zu vertraut, um ihn zu schrecken. Die „heilige Sphäre der Sh’tu – schon klar. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen, doch als es immer heißer wurde, war er geneigt, seine Meinung zu revidieren.



Leroy Jethro Gibbs war nicht unbedingt amüsiert.
Er warf einen Blick nach oben, direkt auf die Klima-Anlage und schüttelte den Kopf.
„Schalt die Klima-Anlage aus, Sh’tu.“, sagte er und ging auf das Wesen zu.
„Keinen Schritt weiter!“ , donnerte das Wesen und als Gibbs seine Hand nach ihm ausstreckte, stand er plötzlich in einem grellen Scheinwerferlicht. Er erstarrte, drehte sich, mit einem in die Ferne reichenden Blick um und sagte dann: „Wir sind die Sh’tu. Wir sind…“



Der Feuerwehrtruck bog mit Blaulicht und Sirene um die Ecke. Andrew Meyer sprang aus dem Fahrzeug und bleib vor Schreck erstarrt stehen. Das Haus – beziehungsweise das, was davon übrig war – stand lichterloh in Flammen. Verdammt , dachte der Feuerwehrmann sich, da ist nicht mehr viel zu retten.

Aber dennoch machte er sich daran, mit seiner Mannschaft das Feuer zu löschen, wenngleich er nicht viel Hoffnung hatte. Im Vorgarten lagen drei Personen benommen auf dem Boden, rappelten sich gerade auf und schauten das Personal des Trucks an. Tränen traten in die hübschen grünen Augen der Frau, die trotz zerrissener Kleidung und einigen Rußflecken im Gesicht eine Aura der Würde verströmte. Sie erinnerte ihn an das Bild einer stolzen Kriegerprinzessin, die zerschlagen, aber nicht geschlagen dastand und den Verlust eines gefallenen Kameraden betrauerte. „Ich weiß nicht, was passiert ist.“, schniefte sie, „Sie war da drin und… plötzlich explodierte das Haus.“



Leon Vance musste zugeben, dass Agatha Silverbirds Schauspieltalent durchaus vorhanden war. Sie konnte die ahnungslose Zeugin spielen, die nichts von dem Brandzünder wusste, der in der Ruine sein Werk getan, und sich dann in seine Bestandteile aufgelöst hatte. Es war eine verdammt riskante Aktion gewesen, aber – sie hatte funktioniert. In dem Moment, in dem sie sahen, wie sich Angela Stone dematerialisierte, traten sie noch ein paar Meter aus dem Gefahrenradius und überließen der Technik der Sternenflotte ihren destruktiven Teil. Der gewaltige Knall war noch etliche Meilen weit zu hören gewesen und es würde Vance nicht überraschen, wenn Gibbs das Geräusch nicht ebenfalls gehört hätte.



Die Druckwelle hatte sie ein wenig durch die Luft gewirbelt – allerdings das zerrissene Outfit, das Agatha trug, war die Schuld Cals, der gemeint hatte, so wirke es authentischer. Man musste kein Psychologe sein, um zu wissen, das Cal dies nur machte, weil er wissen wollte, ob Agatha tatsächlich auf diese Finte einging – und ob sie es nun machte, um ihrem Captain eins auszuwischen, oder weil sie tatsächlich an die Worte des Mannes glaubte – sie riss sich ein paar moderat große Löcher in die Kleidung. Dann ging sie auf Cal zu, schaute ihm tief in die Augen und… riss mit einem hörbaren „rrrriipp“ sein Hosenbein ab. „Oder willst Du im Abseits stehen?“, fragte sie ihn. Der Captain schüttelte den Kopf, riss seine Kleidung ebenfalls in Fetzen und dann schaute Agatha abwartend zu Leon, der den Kopf schüttelte: „Ich… ich stand ein wenig weiter hier vorne. Mir ist nichts passiert.“

War das Erleichterung, Amüsement, oder der Gedanke „Scheiße, warum bin ich da nich drauf gekommen?“, das da in Cals Augen aufblitzte? Wie dem auch sei, der Director beschloss, sich vom Tatort zu entfernen, ehe man ihn sah.



Abigail Sciuto grinste und trat aus ihrem Versteck.
„Ihr seht alle ein wenig erschrocken aus.“, kommentierte sie die Grimassen, die das Team um Gibbs zog. Dann streckte sie die Hand nach dem grauen Mann aus, klopfte ihm auf den Kopf und lächelte, als der hohle Klang zu hören war.
„Ich hab mir gedacht, wenn Ihr mich nicht ernst nehmt, bring ich euch dazu.“, sagte sie und schaute, mit einem schiefen Grinsen zu Tony herüber: „Und Du hast dich noch über Ziva amüsiert.“
„Hey, das habt ihr mir zurückgezahlt.“, sagte der Halbitaliener und deutete auf den „Grey“, der da ist unnötig.“
Abby schüttelte den Kopf: „nicht im Geringsten. Ich möchte euch nämlich sagen, dass wenn ihr schon hier von einem Alien überrascht werdet – und ihr seid hier zusammen – was macht ihr dann erst, wenn sie euch aus euren Betten holen?“
„Uns holt niemand aus den Betten.“, sagte Gibbs, mit der gebotenen Schärfe in der Stimme und trat auf Abby zu, „Aber ich hol dich gleich – und zwar auf den Boden der Tatsachen zurück.“

Damit legte er ihr seinen Stadtplan auf den Tisch.
„Was sagst Du dazu, Abs?“
Die Forensikerin schaute den Senior Special Agent kurz an, legte den Kopf schief und betrachtete sich die gezogenen Linien genauer.
„Ich persönlich würde sagen, das ist ein sehr verkrüppeltes R.“
„Und was sagst Du hierzu?“, fragte nun Ziva und gab ihr ihre Straßenkarte.
„Hm, könnte ein windschiefes A sein. Oder ein Dreieck. Aber warum ist es über dem weißen Haus?“
Sie stockte, schnippste mit den Fingern und wandte sich zu ihrem Computer um: „Ich weiß schon. Deswegen.“

Damit erschien auf dem Monitor ein seltsames Gebilde – es war von dreieckiger Grundform, hatte an den jeweiligen Spitzen einen weißen und dort, wo der Mittelpunkt des Dreieckes wäre, einen lila Punkt. „Triangle ships.“, erklärte sie, „Die Aliens sind ja wirklich überall. Ob der Präsident auch…“ Sie stockte und zuckte mit den Schultern: „Das würde seinen Sinneswandel erklären. Ich meine, das könnte heißen, dass ein Triangle Ship über Washington schwebte, dann nach Norden und…“

Sie warf einen Blick auf Gibbs Stadtplan: „Naja, und dann … erm… naja – es verflog sich offenbar in Washington.“ Man warf Abby einen eher zweifelnden Blick zu, ehe sich Gibbs erneut meldete.
„Habt Ihr eigentlich alles eingetragen?“, fragte er und schaute Ziva an, die den Kopf schüttelte: „Nein, die letzte Meldung war extrem verwirrend. Ich hab sie hier.“
Damit räusperte sie sich und las vor: „Wanderer, bist du am Dupont-Circle angelangt, umrunde ihn. Du hast deine Reise abgeschlossen, wenn du das Werk von Oben siehst.“
„Das Werk von Oben?“, echote McGee und schaute Ziva an: „Sollt ihr irgendwo hochklettern?“
„Keine Ahnung.“, gestand der Halb-Italiener, „Ich dachte für McSuperschlau wäre das der Moment, sich entsprechend einzubringen.“

„Hm.“, machte der Angesprochene und ging zum Stadtplan um den Kreis um den Dupont-Circle zu ziehen.
„Sagt mal – die Route würde doch nur vom Beginn der 19th Street Northwest bis zum Dupont-Circle gehen, oder?“, fragte er dann und Ziva las sich nochmal die beiden Rätsel durch, ehe sie nickte.
„Ja, schon.“, sagte sie dann.
„Das ist ein I.“, meinte McGee und nahm sich drei Zettel, auf die er – jeweils separat ein R, ein I und ein A schrieb.
„Wir haben drei Buchstaben, die in eine bestimmte Kombination gebracht werden müssen.“, erklärte er und begann, sie in unterschiedliche Varianten zu bringen.

„Abby, schreibst Du bitte mit?“, fragte er und begann: „R.I.A., A.I.R, I.R.A., R.A.I.“
Dann stockte er, blinzelte und murmelte ein: „Das kann nicht sein.“
„Doch, das kann es.“, erklärte Gibbs und legte eine bestimmte Buchstabenkombination.
Tony schluckte hart. Bitte nicht. Bitte nicht schon wieder. , schoss es ihm durch den Kopf, während Ziva merkte, wie ihr Herz zu rasen begann. Das konnte nicht sein, sie hatte…

Abbys Tränendrüsen nahmen die Arbeit auf – es war inzwischen 5 schmerzhafte Jahre her, aber… die Wunden waren immer noch da.
Die Buchstabenkombination, die Gibbs gelegt hatte, lautete A.R.I.
Gibbs hieb mit seiner Faust auf den Stadtplan
 
Kapitel 13



Getroffen ging Ari zu Boden.



Das Lächeln, das der Mann, der sich selbst Cal nannte, aufgesetzt hatte, ließ Leroy Jethro Gibbs kalt. Dieser Mann hatte sich einfach – ohne auf Backup zu warten – auf seinen Feind gestürzt und war mit ihm aus dem Fenster gefallen. Ein solcher Plan hätte ‚Cal’ bei ihm eine Kopfnuss eingebracht. Aber – die Mission des jungen Mannes schien, nach dem Grinsen Cals und Agathas zu schließen, erfolgreich gewesen zu sein.

„Ich hab ihn selber in der Arrestzelle abgeliefert und – alles ist in bester Butter.“, erklärte der Mann gerade, als ein leises Sirren, beinahe wie von einem Moskito zu hören war, das langsam immer lauter wurde, bis Cal aufschrie und nach hinten fiel.

Nicht schon wieder! , schoss es Gibbs durch den Kopf und er sah, statt des jungen Mannes plötzlich die mit weit-aufgerissenen Augen daliegende Caitlynn Todd, deren Kopf ein großes Loch aufwies.

„Cal!“, hörte er Agathas entsetzte Stimme, riss sich in die Realität zurück, war bei ihr und gab ihr einen Stoß, der sie zu Boden gehen ließ, ehe er in dem bestem Kommandotonfall, den er gerade aufbringen konnte, ein raues „Alle auf den Boden und in Deckung“ bellte.




Die eisblauen Augen Leroy Jethro Gibbs schlossen sich kurz, als er einen Schritt nach hinten machte und sich an der Kante des Labortisches, auf dem Abby oft ihre forensischen Experimente veranstaltete, festhielt.

Die Reaktionen darauf waren vielschichtig – von Tim kam ein besorgtes „Boss?“, während Ziva, Abby und Tony ein lautes „Gibbs!“ ausstießen, selbst vom gerade die Forensik betretenden Ducky kam ein besorgtes „Jethro, geht es Dir gut?“

Kurz schüttelte er den Kopf, um wieder klar zu werden.

Verdammt, was war eigentlich passiert?
Er schaute in die Runde, nickte nur und schaute dann die Buchstabenkombination auf dem Bildschirm unverwandt an. Ducky folgte seinem Blick.

„Oh je.“, machte er und schien plötzlich um Jahre gealtert, „Kate.“



„Nein.“, machte Tony plötzlich in einem sehr bestimmenden Tonfall, „Es kann nicht sein. Ari ist tot. Du hast ihn umgebracht, Ziva. Und das war nicht erst gestern, ich meine…“

Er lächelte sein DiNozzo-Lächeln, dass diesesmal allerdings eher gezwungen, denn wirklich ehrlich und charmant wirkte, „Es liegen fünf Jahre zwischen den beiden Ereignissen. Es kann nicht Ari sein.“

„Einer meiner Vorfahren“, hörte der Italiener plötzlich Duckys Stimme, „hatte einen Leitspruch. Wenn man alles Unwahrscheinliche ausschliest, muss das was übrig bleibt, und sei es noch so unwahrscheinlich die wahrheit sein.

McGee schaute ihn lächelnd an: „Du warst mit Sherlock Holmes verwandt, Ducky?“

„Nein, Timothy, aber mit seinem geistigen Vater. Sir Arthur Conan Doyle. Du hast mir doch mal eines dieser Mangas ausgeliehen. Der Charakter, der dort die Hauptrolle innehat, ist ein glühender Verfechter dieses, wie ich sagen möchte, großartigen Schriftstellers.“

„Ducky!“, machte Gibbs und schaute ihn aus seinen Augen an. Der Schotte nickte.

Auch jetzt, fünf Jahre nach den Ereignissen, die sie Kate gekostet hatten, war der Terrorist ein wunder Punkt in der Seele Leroy Jethro Gibbs. Auch, wenn er ihn lieber vor Gericht gesehen hätte, so war der Tod, der Ari durch die Hand seiner Halbschwester wiederfahren war, so etwas wie „ausgleichende Gerechtigkeit“ gewesen. Und der Fakt, dass dieser Tod offenbar so leicht zu überlisten war, dass er jetzt, fünf Jahre später wieder zumindest namentlich auftauchte, brachte das Blut Gibbs zum Kochen.

„Abby“, sagte er, ohne die Stimme großartig zu erheben, „Ich möchte, dass du Dich in die Sicherheitskameras aus Zivas Nachbarschaft einklinkst – um 14.00 Uhr hat es auf sie und Tony einen Anschlag gegeben.“

„Jawohl, Gunny.“, salutierte Abby und machte sich daran, den von ihr erhaltenen Auftrag auszuführen. Gleichzeitig wandte sich Gibbs an McGee: „Du klinkst dich in die Überwachungskameras des Navy Yard ein. Der Schweinehund könnte sich hier einschleichen und ich will wissen, wem ich trauen kann, und wem nicht.“

Anschließend schaute der grauhaarige Chefermittler zu Tony und Ziva herüber: „Ihr geht nochmal alle Fallakten der letzten fünf Jahre durch – listet mir alle Schweinehunde auf, die gegen euch einen Groll haben.“



Jeanne Benoit hätte nie geglaubt, dass das alles nochmal passierte. Seit 3 Jahren hatte sie ein ruhiges, friedliches Leben gelebt, es war ihr gelungen, den Verlust Tonys zu überwinden, es war ihr gelungen, die Trauer um ihren Vater in die Arbeit zu investieren und sie hatte es tatsächlich geschafft, noch besser und effizienter zu arbeiten als vorher. Natürlich war sie Ärztin geblieben – das war der Job, den sie lebte, liebte und atmete. Aber sie hätte nie gedacht, dass sie das alles nochmal einholen würde. Wie naiv das war, bemerkte sie, als die Tür aufging und zwei ziemlich verschrammte Gestalten hereingebracht wurden. Eine hübsche Rothaarige und ein junger Typ, der sich mehr um die Rothaarige, als seine eigene Gesundheit sorgte, was ihn die Architektur des Gebäudes mindestens einmal spüren ließ, als er gegen einen – aus seiner Sicht – extrem dämlich platzierten Pfeiler lief.

Sie schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. Es erinnerte sie an die beiden Junkies, die Tony seinerzeit in der Leichenhalle…

Tony.

Und plötzlich war alles wieder da.

Das Herzrasen, das sie gespürt hatte, wann immer sie ihn sah. Die Wut, diese unmenschliche Wut, die sie empfunden hatte, als er ihr zugesagt hatte, das nichts von alldem real gewesen war und das er nur an ihren Vater herangewollt hatte.

Die komplette Wut auf den NCIS und auf Madame Director Shepard, die die ganze Mission und das Alias Tony DiNardo für den Italiener aufgebaut hatte.



Gut, Director Shepard war vor ein paar Jahren bei einem Hausbrand gestorben und aus dem Grund erinnerte sie das Auftreten der Beiden einerseits an die beiden Junkies und zum anderen an …

„Damit wir es gleich klarstellen.“, sagte die Rothaarige in ihren zerfetzten Kleidern, „Mir geht es gut, sie müssen mich nicht untersuchen, geben Sie mir neue Klamotten, dann kann ich gehen.“

„Unterschreib ich.“, sekundierte der Mann neben ihr und beugte sich dann interessiert vor, um ihren Namen auf dem Brustschild zu lesen: „Doktor Benoit, Sie werden feststellen, dass es uns gut…“

Er stockte.

„Benoit, woher kenn ich den Namen?“, fragte er sich laut und schaute sie kurz an. Dann zuckte er zusammen, denn die Rothaarige warf ihm einen Mörderblick zu: „Oy. Spaceman. Komm nicht auf dumme Gedanken.“

„Schon klar, Donna.“, grinste der Mann und schaute nun wieder sie, Jeanne an, „Ich… nun… ich komm gleich drauf. Auf jeden Fall geht es uns gold. Sie können uns dann wieder entlassen.“

Sprachs, drehte sich um und wollte gehen, doch er stockte und wandte sich an ‚Donna’: „Können wir doch, oder?“



„Wie kann Ari noch leben?“, fragte McGee einen wild auf seinen Computer einhackenden Tony DiNozzo, welcher ihn aus grünen, funkelnden Augen anschaute und ein genervtes „Frag mich was Leichteres“ murmelte, ehe er sich wieder seiner Aufgabe widmete.



Agatha wusch sich gerade die Hände. Sie warf einen Blick in diesen Krankenhausspiegel, hatte sich gerade ihrer zerfetzten Kleidung entledigt und betrachtete nun die Klamotten, die ein Lieferant vorbeigebracht hatte. Aus dem Paket entnahm sie zunächst einen kleinen Brief – er mochte nicht größer als DinA5 sein – der folgenden, knappen Text enthielt.



Neue Kleidung nötig. Spesenkonten sind was Feines. Grüße K.



Agatha grinste. Der gute Frank Krispy war in dieser Zeitebene Leiter der „Stelle für Ausrüstung Zeitorientierter Anpassung“. Offenbar hatte Vance ihn informiert, dass Cals und Agathas Kleidung nicht mehr dem vorzeigbaren Standard entsprach und daraufhin hatte Frank ihr und Cal neue Kleidung zukommen lassen, die wenig aufsehen erregen sollte.

Ein hellblaues Langarmshirt rahmte ihren schönen Oberkörper ein, während ihre langen Beine in einer Blue Jeans steckten. Die Füße hatte sie in dunkle Socken gehüllt und trug dazu bequeme Schuhe, die einen leichten Absatz hatten.

An und für sich war die Kleidung für diese Zeitebene angemessen und durchaus schick und – wenn sie das mal so sagen durfte, fand sie, dass sie in dieser Kleidung ziemlich gut aussah.

„Schicker Fummel“, hörte sie plötzlich eine Stimme, die sie zusammenfahren ließ. In der Tür stand Cal, die Arme vor der Brust verschrenkt, sich in den Türrahmen lehnend und schaute sie von oben bis unten an.

„Steht dir.“, sagte er mit einer gewissen Gelassenheit, löste sich von der Tür und trat auf sie zu. Noch bevor sie wusste, was wirklich los war, merkte sie, dass ihr kalt wurde. Das war nicht Cal. Jedenfalls nicht der, den sie liebte.

Ein lüsternes Lächeln erschien auf den Lippen des Captains.

„Ich verstehe dich ja, Gatha“, sagte er und sie merkte, wie es ihr fröstelte. Er nannte sie sonst nie „Gatha“. Gathy, Agatha-chan oder Agatha, aber „Gatha“ war neu. Das war nicht Cal.

Und als er noch näher trat, in ihre Privatsphäre, tat sie das, was sie bei ihrem ersten Kennenlernen auch gemacht hatte. Sie zog ihr Knie an und versenkte es in seinem Unterleib.

„Das… wirst Du bereuen.“, murmelte der Mann, der wie Cal aussah, und klappte nach hinten. „Das werden wir sehen.“, zischte Agatha und schaute ihn wütend an, ehe sie ihren Kommunikator hervorholte: „Silverbird an Cat?“

„Ja, Cat hier?“

Erleichtert atmete sie durch und drehte sich kurz um: „Wo bist du?“

„Im Männerwaschraum, wieso?“

„Dann war Traceless gerade hi…“

Damit drehte sie sich nochmal um – und stockte. Der andere Cal, der ja nur Traceless gewesen sein konnte, war weg.

„Gathy?“, hörte sie ihren Captain, schüttelte den Kopf und räusperte sich: „Ich glaube, Traceless hat mich gerade besucht. Wir treffen uns am Ein…“

Sie stockte erneut, als sie etwas aus dem Kommunikator hörte. Schüsse.

„Verdammt.“, murmelte sie und rannte los.



Sie erreichte den anderen Waschraum rechtzeitig, um sich in den Anschlag einzumischen. Da stand, mit einer erhobenen-schallgedämpften Waffe ein Mann mit einer Clownsmaske auf dem Kopf und feuerte immer wieder auf eine Toilette.

„STIRB!“, schrie der Typ und in dem Moment warf sich Agatha mit ihrem vollen Körpergewicht gegen den Mann. Sie war wohlgeformt, aß regelmäßig und viel und trieb viel Sport um ihren Körper in Form zu halten – also war sie zwar nicht wirklich schwer, aber flink und hatte die Gesetze der Physik auf ihrer Seite. Sie trieb ihren Körper mit voller Wucht seitlich gegen den Typen, was diesen aus dem Gleichgewicht brachte und verblüfft zur Seite taumeln ließ. Dann wirbelte er herum, zielte, doch da war sie schon ausser Schussbahn, wirbelte ebenfalls um die eigene Achse und durch die wild wehenden roten Haare hätte der Typ zornig funkelnde, grüne Augen erkennen können. Doch in dem Moment traf ihr Schuh seine Wange, riss ihn um und ließ ihn zu Boden taumeln. Seine Waffe schlidderte aus seiner Reichweite und Agatha kam zum Stehen, die Hände in Karate-Abwehrhaltung vor den Körper gebracht. Sie funkelte ihr Gegenüber an, der sie anstarrte, als käme sie vom Mars.

„D… Du?“, machte er und rappelte sich hoch. Agathas Atem ging schneller, sie brachte sich wieder in Kampfbereitschaft und sah ihn aus zu Schlitzen verengten Augen an: „Wer bist du?“

„Gathy…“, brachte in dem Moment jemand aus der Toilette hervor und, als sich die Tür öffnete, taumelte ein ziemlich bleicher Cal heraus. Er sackte erschöpft in die Knie und wischte sich über die Stirn, ehe er einen Blick auf seine Hand warf. „Ich blute.“, stellte er fest und schaute zu dem Typen mit der Clownsmaske: „T… Traceless.“

Weiter kam er nicht, denn seine Augen rollten nach oben und er sackte nach vorne. Agatha war jedoch schnell. Sie warf sich vor ihn, hielt ihn fest, sodass er nicht schon wieder mit dem Kopf auf die Fliesen schlug.

Dann bettete sie ihn vorsichtig auf den Boden, schaute zu dem Typen mit der Clownsmaske, der sich aufrichtete und sich eben jener Maske entledigte.

„Gathy, ich bins… Cal.“

Und gerade, als sie ihn verblüfft ansehen wollte, spürte sie einen heftigen Schlag auf den Kopf – dann gar nichts mehr.



Tonys Finger hackten treffsicher auf die Buchstaben der Tastatur ein. Er seufzte und las sich die Liste derer, die ihn tot sehen wollten, durch. Da kam eine beachtliche Menge zusammen.

Da war Francis Gironimo, den alle nur „Frankie, die Flunder“ nannten. Es war einer seiner ersten Fälle gewesen und so mit einer der leichtesten in seiner Laufbahn. Frankie hatte nie zu den sonderlich intelligenten Menschen auf Gottes weitem Erdenrund gehört und hatte, in seiner Eigenschaft als Mafia-Killer den chinesischen Buchhalter Sam Sung für den Diebstahl einer knappen Millionen Dollar bestraft. Leider mit einer Schusswaffe und leider mitten in einem vollbesetzten Zugabteiles eines Zuges, der von Baltimore nach Washington fahren sollte. Eine unüberschaubar große Anzahl von Zeugen hatte die Tat miterlebt und man war in den obersten Reihen des Geronimo-Klanes der Meinung, dass es die Familie billiger käme, Frankie für knapp 10 Jahre einzusperren, anstatt 25 Zeugen einzuschüchtern oder umzubringen. Zumal „die Flunder“ sowieso nur deshalb Killer war, weil er der Lieblingsneffe des Familienoberhauptes war. Man hatte ihm den Fall auf einem Silbertablett serviert und …

Tony schüttelte den Kopf, als er las, dass „die Flunder“ vor ein paar Jahren im Gefängnis umgebracht worden war. Er konnte es also nicht sein.

Wer sonst käme in Frage?



Kurz ließ er seine Gedanken wandern, geriet ins Träumen. Ziva, die mit ihm durch den Abendhimmel tanzte, schoss ihm durch den Kopf. Allein die Vision dieser schönen Frau in einem blauen, rückenfreien Kleid, ließ seinen Verstand arbeiten und…





Agaha öffnete ihre Augen und fühlte sich schwer. Sie blinzelte kurz und stellte fest, dass ihr Kopf auf etwas Weichem ruhte. Ihr Erinnerungsvermögen setzte ein und sie sah vor ihrem inneren Auge ihren blutenden, erschlafften Freund in ihrem Schoß. Schnell fuhr sie hoch.

„CAL!“, schrie sie und hielt sich dann den schmerzenden Schädel, ehe sie protestierend mit den Zähnen knirschte. Sie konnte mit Sicherheit sagen, dass jemand an ihrem Bett saß, aber sie war nicht in der Lage, ihn zu erkennen. Blinzend versuchte die schöne XO ihren Blick scharfzustellen und es gelang nach einigen Versuchen auch. Tatsächlich, da saß Cal. Er hatte die Augen geschlossen und war im Stuhl in sich zusammengesackt und… hatte ein langes Messer an seiner Kehle. Agathas Blick folgte der Klinge bis zu einer Hand mit wohl manikürten, beinahe dolchartig-spitz zulaufenden Fingernägeln. Die Besitzerin dieser Hand hatte einen Arm, der zwar einiges an Muskelmasse hatte, aber immer noch feminin genug wirkte, um …

Agatha schluckte. Die Person, die vor ihr stand, trug eine merkwürdige Variante der Sternenflottenuniform: High-Heels, einen kurzen Rock, der ihre schlanken, muskulösen Beine zeigte, ein bauchfreies, knappes Top, das nur das nötigste bedeckte. Die hübsche XO war, was Kleidung anging, selbst nie wirklich ein Kind von Traurigkeit, aber das schien ihr ein wenig zu gewagt. Und als sie das Gesicht der Frau sah, zog sie eine Grimasse.

„Traceless, glaubst Du wirklich, dass Du mich diskreditieren kannst, indem du mich wie eine Schlampe durch die Gegend laufen lässt?“, fragte sie und machte Anstalten, aus dem Bett zu kommen.

Ihr Gegenüber schenkte ihr einen verwunderten Blick.

„Das ist ein schlechter Scherz, oder?“, fragte die Person und schaute sie an: „Ich soll Traceless sein? Dieser Waschlappen? Ich bin Agatha Silverbird, Kommandantin der I.S.S. Dragonfly – und jetzt sag mir nicht, dass Du aus einem Paralleluniversum stammst. Vermutlich noch aus dem ‚guten’, was?“

„Paralleluniversum?“, fragte Agatha und schaute ihr Gegenüber an: „Und könntest Du eventuell das Messer von Cals Kehle nehmen? Warum machst Du das überhaupt?“

Die andere Agatha zuckte mit den Schultern: „Erstens war mir langweilig und zweitens hatte er keinen Argoniesimulator bei sich. Ich meine, wenn ich schon Leute in die Vergangenheit schicke, damit sie Captain Stone töten, dann sollen sie das auch richtig machen und sich nicht mit dem NCIS anlegen und dann im Krankenhaus landen.“

Die XO der USS Dragonfly hatte das Gefühl, dass sie den Boden unter den Füßen verlöre und sah die Kommandantin der ISS Dragonfly ein wenig verdattert an: „Dein Cal sollte Captain Stone töten ?“

„Ja klar.“, sagte die Andere und ihre hübschen, grünen Augen funkelten in unstillbarem Hass auf, „Ich meine, der Typ war nicht einmal in der Lage, zu Verhindern, dass Ziva David dem NCIS beitritt. Das geht ja mal gar nicht.“

„Und wenn ich Dir jetzt sage, dass er da gar nich dein Cal ist, sondern meiner?“

„Dann würde ich Dich fragen, wie ich in dieses Univer…“

Weiter kam sie nicht, denn von jetzt auf gleich war die komplette Gestalt verschwunden.

Agatha blinzelte und machte sich nun daran, aus ihrem Krankenbett zu entkommen. Nach einem erfolglosen Versuch gelang es ihr und sie eilte zu Cal, der immer noch bewusstlos im Stuhl hing.

„hey, Schatz, wach auf, okay?“

Damit beugte sie sich vor und verpasste ihm zwei, drei sanfte Schläge auf die Wange, die schließlich Erfolg zeigten. Der Captain stöhnte schläfrig, ließ seinen Kopf nach vorne sinken und öffnete die Augen.

Dann sah er sich um und betrachtete seine XO von oben bis unten. „Hübsch.“, murmelte er benommen, atmete einmal tief durch und lächelte, „Aber zieh dir lieber wieder die Klamotten von gerade an.“

‚Typisch Cal’, schoss es Agatha durch den Kopf,’Er sollte sich lieber mehr um den Job kümmern, als darum, meine Formen auswendig zu lernen.’

„Das war ich nicht, das war eine Agatha aus einem Paralleluniversum.“, seufzte sie und Cal schüttelte den Kopf: „Ich meine nicht das Nichts aus Stoff, das die Andere trug. Ich meine das, was Krispy für uns gekauft hat.“

Damit stand er auf und sackte nach vorne. Agatha fing ihn auf und streichelte ihm sanft über das Gesicht, ihn dabei besorgt anblickend: „Cal!“

In diesem Moment bemerkte sie eine bläuliche Verfärbung seines Gesichts, knapp überhalb des rechten Wangenknochens. Ein Hämatom.

„Ich bin okay, nur… nur ein wenig müde. Ich meine, das musst du dir vorstellen. Ich überrasche Traceless auf der Herrentoilette, wie er sich in mich verwandelt. Also greife ich ihn an, während er mit Dir telefoniert. Und plötzlich kommst Du um die Ecke und schlägst mich zusammen. Ich dachte erst, jetzt gibt es Tracy-boy doppelt. Aber dann taucht auch noch eine zweite Agatha auf und verpasst Dir einen Schlag auf den Kopf. Ich dachte, ich seh nicht richtig.“

Agathas Mund stand offen: „Schatz, du warst der Clown mit der Maske?“

„Ja klar“, sagte der Captain und schaute seine Freundin ein wenig verdattert an, „ich meine, die Anweisung war doch, die komplette Verkleidung anzulegen.“

Die hübsche XO grinste und schüttelte den Kopf. Dann schaute sie ihn an und sagte, mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen: „Meinst Du nicht auch, dass es eher sein kann, dass er sich vertan hat? Ich meine – er hat auch einen Kostümverleih. Da kann doch mal was durcheinander kommen.“

Nun war es am Captain, zu grinsen: „Wie gut, dass ich mich gegen den Clownsanzug entschieden habe. Ich bin nicht so der Freund davon, durch die Gegend zu laufen und zu fragen ‚Why so serious?’.“

„Wobei du einen verdammt guten Joker abgeben würdest, Puddin’.“, grinste Agatha und Cal zwinkerte ihr zu: „Danke, Harley.“





Abby Sciuto schob mit einem Grinsen auf den Lippen das Skellett, dem sie eine graue Alienmaske aufgesetzt und das sie entsprechend ausstaffiert hatte, dorthin, wo es hingehörte. Es war faszinierend gewesen, zu sehen, wie der ach so tapfere Tony DiNozzo zurückzucken konnte, wenn er einem Alien gegenübestand. Sie musste erneut lächeln, es war… einfach nur schräg. Als sie die Tür schloss und wieder alleine mit dem Grey auf dem Monitor war, trat sie auf das ausdruckslose Gesicht zu, zog sich den Stuhl heran, setzte sich und lehnte sich zurück. Sie schaute das Wesen an.

„Ich weiß, was Du sagen willst, H’lk.“, eröffnete sie den Monolog, „Es war schon unfair meinen Freunden gegenüber. Aber – meine Güte, wenn sie die Bedrohung durch euch nicht ernst nehmen, muss ich doch helfen. Oder, was meinst Du?“

„Ich meine, dass Du dich wieder an die Arbeit machen solltest.“, erklang plötzlich die Stimme von Ziva. Erschrocken fuhr Abby herum und schaute die Israelin an.

„Hey“, machte sie, winkend und legte dann den Kopf schief. Sie hatte jetzt erst die Chance, Zivas Outfit zu begutachten.

„Hm, Du ziehst Dich auch häufig um, oder?“, fragte sie und deutete auf den weißen Laborkittel, den die hübsche Frau aus Israel trug. Verblüfft schaute diese an sich herunter, sah dann zu Abby und zuckte mit den Schultern: „Also, Abigail, wir wissen, dass Ari hinter mir und meinem Partner her ist – ich brauche nochmal die Daten aus dem Fall von Damals.“

Die Laborgoth nickte dienstbeflissen: „Aber natürlich – schon klar. Ich meine, es wird …“

Sie machte eine kurze Pause, atmete tief durch und schaute Ziva dann wieder an: „Es wird schon hart. Der Fall hat uns alle mitgenommen.“

„Ich weiß. Es war ein herber Verlust, aber der Boss braucht die Fakten heute. Schließlich wollen wir den Typen hinter Gitter bringen.“

Abby nickte, drehte sich um und schaute kurz zu dem Alien, das sie H’lk getauft hatte, „Tut mir leid, wir unterhalten uns gleich weiter, okay?“

Damit schaltete sie das Programm aus und machte sich daran, die Daten aus dem Fall, der sie Kate gekostet hatte, herauszukramen.

„Ich versteh nur nicht, wie der Typ wiederkommen konnte. Ich meine – er ist tot. Mausetot.“, erklärte Abby dann und wandte sich kurz zu Ziva: „Und glaub mir, ich bin froh. Denn… nimms mir nicht übel, ich mochte Kate und…“

Weiter kam sie nicht, denn sie glaubte, dass sie träumte. Im Türrahmen stand nicht nur diese wirklich schräge Version von Ziva, sondern auch eine ungeduldig dreinblickende Caitlynn Todd.

„Ich mag dich auch, Abby, aber… ich würde es bevorzugen, wenn wir den Mörder von Tony endlich hinter Gitter bringen könnten.“

Abby blinzelte, schaute zu Ziva, die der Anwesenheit der Toten offenbar nicht viel Bedeutung beimaß. Stattdessen schaute sie zu Abby: „Du hast Kate gehört.“

Die Laborgoth schluckte, stand auf und ging auf Kate zu, welche sie ein wenig verblüfft anschaute und zurückschreckte, als Abby sie kurz an der Schulter berührte.

„Geht es Dir gut?“, fragte die ‚Leiche’ und Abby musste zugeben, dass sie erstens für eine Halluzination furchtbar fest war und zweitens für eine Leiche viel zu gesprächig. „Wir wollen Ari endlich hinter Gitter bringen, nachdem wir 5 Jahre drauf verwendet haben, diesen Mistkerl zu stellen.“, erklärte Kate dann und Abby fühlte sich, wie vor den Kopf geschlagen.

„J… ja klar.“, machte sie, „Ich… ich muss nur eben hoch, ins Büro. Ich brauche von Gibbs die nötige Freigabe.“

Damit wollte sie losgehen, doch Ziva schaute sie an: „Gibbs, ja? Das ist nicht witzig. Du weißt sehr gut, dass McGee seinen Posten beerbt hat, nachdem er damals bei der Bombenexplosion gestorben war.“

‚Okay,’, sagte sich die Goth und schaute von der lebenden Toten zur Israelin und wieder zurück, ‚Entweder du bist gerade eingeschlafen und dieser Traum ist die gerechte Strafe für den Streich, den du den anderen gespielt hast, oder du wirst vollkommen verrückt.“

Kurz überlegte sie, denn ihr fiel eine dritte Lösung ein.



Tony DiNozzo hatte sich in den Waschraum zurückgezogen. Sein Gesicht musste einfach mal mit kaltem Wasser Kontakt aufnehmen, damit er sich besser fokussieren konnte. Nachdem er sich eine Handvoll eiskalten nassen Wassers ins Gesicht gejagt hatte, stellte er fest, dass hierbei wohl eher der Wunsch der Vater des Gedanken war, denn die Kälte war nicht in der Lage die Taubheit, die seine Gedanken befallen hatte, aus seinem Kopf zu verbannen. Im Gegenteil – er hatte sogar das Gefühl, dass dieser Zustand zunähme.

Verdammt , dachte er sich, Du bist schon ein Special Agent. Nicht mal in der Lage, dich für fünf Minuten zu konzentrieren…
 
Das Geräusch einer sich öffnenden Tür ließ ihn zusammenzucken. Kurz schaute er in den Spiegel, um zu sehen, wer dort in den Waschraum kam und staunte nicht schlecht. Dann umspielte ein ironisches Lächeln seine Lippen, als er sich umdrehte, und in seine eigenen, grünen Augen blickte.


„Traceless“, sagte er in diesem beinahe-Plauderton, den er über die Jahre kultiviert hatte, „Endlich verwendest Du mal das Gesicht einer Person, die Stil hat.“

Die Reaktion des Verbrechers war nicht in der Lage, ihn zu überraschen – allerdings erstaunte sie ihn. In einer schnellen Bewegung hatte der Mann, der mit seinem Gesicht unterwegs war, die Waffe gezogen und bellte: „Bundesagent, Hände hoch und auf den Boden!!!“

Der angesprochene Halbitaliener konnte nicht verhindern, dass er grinste.

„Hey, das war gut. Das war beinahe echt!“

Sein Gegenüber schaute ihn aus zornig-funkelnden grünen Augen an: „Heben Sie die Hände und legen Sie sich auf den Boden! Das ist meine letzte Warnung, ich werde schießen!“

Tony musste lachen. Es erinnerte ihn wirklich sehr daran, wie er sprach, wie er sich bewegte oder wie er sonst war. Dieser Traceless war tatsächlich gut.

„Du bist…“
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment gellte ein lauter Schuss durch den Waschraum. Hinter ihm zersprang der Spiegel und Tony konnte fühlen, wie die Gesichtsmuskeln die Arbeit aufnahmen, um den Ausdruck zu ändern. Hatte er erst noch gelächelt, beinahe gegrinst, schaute er sein Gegenüber nun ernst an.

„Okay, Traceless, du hast deinen Spaß gehabt, du hast mich in der Toilette erschreckt, das ist in Ordnung. Aber wenn Du jetzt anfängst, herumzuballern, werde ich ungemütlich, haben wir uns verstanden?“

Erneut hob der andere die Waffe, Tony warf sich aus dem Schussfeld, als die Waffe des Mannes, der wie er aussah, zwei große Löcher in das Spiegelbild stanzte.



Zivas Kopf ruckte von ihrer Arbeit hoch, als ein Schuss aus dem Männerwaschraum kam. Hatte sie sich gerade verhört? Dann knallte es noch zwei Mal und dieses Mal war sie sich sicher, dass es auch die anderen vernommen hatten.

„McGee!“, rief die hübsche Israelin, der Beamte nickte, holte seine Waffe aus der Schublade und folgte ihr



Verdammt, wo bleibt die Verstärkung – hört das keiner?! , dachte er sich und warf einen Blick in den Spiegel. Und dann blinzelte er. Sein Ebenbild war fort. Dafür ging die Tür auf und Ziva, sowie zwei bewaffnete NCIS-Agenten kamen herein, um den Raum zu sichern.

„Ihr kommt zu spät, Jungs.“, sagte Tony aus seiner Deckung und richtete sich auf: „Er ist weg.“

„Was war hier los?“, fragte McGee und schaute sich die drei sauber eingestanzten Löcher in der reflektierenden Oberfläche des Spiegels an: „Hast Du versucht, dich mit ner Neun Millimeter zu schminken, Tony?“

Der wütende Blick ließ ihn beinahe etwas zusammenzucken, doch dann trat der Angesprochene auf ihn zu und schüttelte den Kopf: „Ich hab keine Ahnung, Bambino. Ich habe absolut keine Ahnung.“



McGee saß ein paar Minuten später alleine im Bullpen. So ganz traf „Allein“ nicht zu, es gab immer noch genügend Mitarbeiter die unter dem Milchglasdach arbeiteten, aber er war der Einzige aus seinem Team, der auf die Tastatur einhackte. Sein Auftrag war deutlich gewesen – er sollte prüfen und eruieren, von wo Ari sich in den NavyYard hätte schleichen können und wem Gibbs trauen konnte. Das war nicht unbedingt eine einfache Aufgabe, schließlich arbeiteten hier eine Menge Menschen. Und von denen allen wollte der Boss nun einen Vertrauensbeweis. Das war wirklich Arbeit. Aber – eine Arbeit die ihn irgendwie entspannte. Schließlich konnte er so seine Menschenkenntnisse weiter schärfen, was ihm für die Arbeit an seinem neuen Deep Six Buch zu Gute kam. Man hatte ihn gebeten, er möge nochmal eine Fortsetzung schreiben und da ihm dieser Nebenjob sogar noch Spaß machte, sah er da keine Probleme. Der Fall musste erst noch gefunden werden, aber er hatte bis zum 21. November Zeit, zumindest eine erste Konzeption zu schreiben – und das waren ja beinahe noch zwei Monate. Wenn ihn dann keine Schreibblockade behinderte, wäre der zum 21. schon in der Lage, die ersten beiden Kapitel vorzulegen. Neulich hatte er lachen müssen, als er in einem Interview las, dass Richard Castle die Bücher von Thom E. Gemcity auf dem Nachttisch stehen hatte. Vielleicht sollte er Castle einmal anrufen und fragen, was er von einem Joint Venture hielte – Heat in Washington , sozusagen. Vielleicht konnte er ja auch einmal ein paar Fragen an Kate Beckett stellen… wobei er schon sah, wie Beckett sich wunderbar mit den realen Vorbildern für die Charaktere aus Rock Hollow verstand. Oh ja – das würden einige sehr interessante Abende in der Bar werden, in der Ziva ihre Abende verbrachte. Er sah es schon richtig vor sich.



Die langen Beine Kate Becketts wurden übereinander geschlagen und sie schaute Ziva David an. Diese trank gerade einen Schluck des von ihr georderten Cocktails und schüttelte lachend den Kopf: „Ich konnte es mir am Anfang absolut nicht vorstellen. Ich meine – der Mann sitzt vor der Schreibmaschine und überlegt ernsthaft, wie mein Körper ohne Unterwäsche aussieht und, wie dieser Typ, der Tony sein soll, dann diesen leidenschaftlich erkundet.“

Beckett stimmt ebenfalls in das Gelächter mit ein, trinkt ebenfalls einen Schluck und sagt dann: „Aber wenigstens schreibt er nicht, dass er derjenige ist, der mit Ihnen leidenschaftlichen Sex hat.“

„Da haben sie recht.“




Und gerade, als er das Lachen der beiden hübschen Frauen richtig hören konnte, glaubte er, eine Fata Morgana zu sehen. War da gerade Kate im Aufzug verschwunden? Also Seine, die süße Superheldin? Schnell war er auf den Beinen, wenngleich er sich dachte, dass das Blödsinn wäre und … stieß mit einer vollkommen aufgelösten Abby zusammen.

„Tim, Tim, Tim, Tim, Tim, Tim“, machte sie und der Computerexperte hielt sie fest: „Abby, ich bin hier, was gibt es?“

„Hast Du sie auch gesehen?“, fragte die hübsche Goth und Tim schaute sie an: „Wen meinst du?“

„Kate!“, kam es wie aus der Pistole geschossen.

Der Computergeek nickte und schaute seine Partnerin an: „Ich glaube auch, dass ich sie gesehen habe.“

Damit seufzte er, griff zu seinem Handy und ließ es aufschnappen. Er wählte die Nummer von Gibbs. In diesem Moment öffnete sich die Aufzugtür.



Als Cal und Agatha den Aufzug verlassen wollten, stieß eine attraktive Brünette mit der Rothaarigen zusammen. Kurz schauten sie sich an – Agatha hatte das Gefühl, sie schon einmal irgendwo gesehen zu haben – und dann ließ sie sie mit einem „Entschuldigung“ passieren.

„Kommst du?“, fragte der Captain der Dragonfly ungeduldig und gerade, als er sich umdrehen wollte, stand plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, Abby vor ihm. Cal machte einen Schritt zurück, streckte beide Hände aus und sagte schnell, und mit einem beinahe verängstigten Tonfall: „Ich bin ich, bitte, nicht schneiden.“

„Was?“, machte Abby, schüttelte dann den Kopf und schob den Captain weg, „Ich muss zum Aufzug. Ich glaube, ich habe gerade Kate…“

Weiter kam sie nicht, denn Agatha griff sie und drehte sie zu sich um, sodass sie ihr in die Augen sehen konnte: „Caitlynn ‚Kate’ Todd? Ein ehemaliges Teammitglied von Ihnen?“



„Ja“, sagte Abby, „Kate war bei uns, ehe Ziva dazustieß. Sie… ´“

Die hübsche Laborgoth stockte und schaute zu Boden, ehe Tim die Gelegenheit beim Schopf ergriff und sich einbrachte: „Sie starb vor knapp 5 Jahren. Erschossen, durch…“

Dann schaute er die beiden Offiziere an: „Hey, was macht Ihr eigentlich hier?“

Agatha seufzte tief. „Okay – Leute, das wird jetzt ein wenig kompliziert, aber… könntet Ihr bitte alle zusammentrommeln, die zum Team gehören? Gibbs, Ziva, Tony?“

„Klar.“, nickte der IT-Experte und tat wie ihm geheißen.



Ein paar Minuten später saß Commander Agatha Silverbird im Büro des Directors, am Konferenztisch hatten sich die angeforderten Mitglieder des Major Response Teams versammelt, inklusive eines Sternenflottencaptains der ein wenig gelangweilt dreinblickte und einem dunkelhäutigen Sternenflottencaptains der genau das nicht tat, sondern mit voller Aufmerksamkeit das Gesicht der hübschen Rothaarigen studierte. Diese räusperte sich gerade und was sie nun sagte, ließ die Mitglieder von Gibbs Team ein wenig verblüfft dreinblicken.

„Ist euch ‚Murphys Gesetz’ ein Begriff?“, fragte die Frau und McGee nickte: „Klar, was schiefgehen kann, geht schief.“

„Oder: Was passieren kann, wird passieren.“, sagte Abby und schaute dann in die Runde, ehe sie erklärend nachsetzte:, „Ihm wird beides mehr oder weniger nachgesagt.“

„Ja – ich meinte den zweiten Satz.“, sagte die Rothaarige und schaute wieder in die Runde:
„Man kann auch sagen, dass dieser Satz die Begründung für die Theorie der Parallelen Realitäten ist, in der mit jeder Entscheidung eine unendliche Anzahl an alternativen Universen geschaffen wird.“

Cals Kopf ruckte hoch, er schaute zu Agatha und grinste: „Das heißt, dass irgendwo da draußen eine Variante von Mir sitzt und tatsächlich versteht, was für einen Quatsch Du da erzählst?“

Ein kurzes Lächeln zeigte sich auf den Lippen der Commander: „Ein Jack-O’Neill-Zitat in den Raum zu feuern, hilft auch nicht weiter. Und ausserdem könnte es sogar sein, dass irgendwo da draußen eine Variante von Mir da sitzt, wo du stehst, und genau so unintelligent dreinblickt, wie Du es gerade tust, weil eine Variante von Dir diesen „Blödsinn“ von sich gibt.“

„Weiter bitte.“, sagte Gibbs und klang eine Spurweit ungeduldig, „Ich will wissen, warum meine Labortechnikerin und mein Computerexperte unabhängig von einander mir gesagt haben, dass sie eine Frau gesehen haben, die seit Jahren tot ist.“

„Und eine Ziva, die einen Laborkittel trug.“, ergänzte Abby und schaute die hübsche Israelin an: „Übrigens, stand dir sehr gut. Ich würde an deiner Stelle mal darüber nachdenken, mir nicht so einen zuzulegen.“ Damit wechselte sie kurz einen Blick mit Tony und lächelte Ziva anschließend an: „ich kenne zumindest einen, der von deiner Wandlungsfähigkeit begeistert sein würde.“

„Abs.“, machte Gibbs und klang noch genervter als vorher. Agatha räusperte sich.

„Also, Leute, wir sollten uns wirklich konzentrieren.“, leitete sie ein und schaute zu Gibbs herüber: „Warum Ihre Leute ein totes Teammitglied gesehen haben, kann ich Ihnen erklären. Weil irgendwo in einer parallelen Realität damals eben nicht Kate gestorben ist, sondern …“

„Tony!“, schoss Abby dazwischen und schaute den Halb-Italiener an, „Laut dieser Ziva und dieser Kate hat Ari damals Dich erschossen.“

„Wie erbaulich.“, kommentierte der Mann und fuhr sich über den Hals, „Was bin ich froh, dass dies nur eine parallele Realität war.“

„Aber so real, wie diese hier.“, erklärte Cal, der sich aufgerichtet hatte, „Das haben wir an eurem Spiegel gesehen.“

Tony runzelte die Stirn: „Dann war das gar nicht euer Traceless?“
Kurz zuckte der Captain nachdenklich die Schultern, ehe er aufstand und seine Position neben Agatha einnahm: „Es könnte auch Traceless gewesen sein, klar – aber anhand der aktuellen Situation und dem vermehrten Auftauchen von Doppelgängern aus anderen Universen, tendiere ich eher dazu, dass es eine Art Parallel-DiNozzo war.“

„Und wie kommen sie darauf?“, fragte Ziva und schaute die Beiden an. Agatha seufzte: „Ich habe… naja, ich habe zwei Doppelgänger gesehen. Einen von Cal und einen von Mir.“

„Aber könnte das nicht auch Traceless gewesen sein?“, meldete nun Leon Zweifel an und Cal nickte: „Rein Theoretisch könnte es auch Tracy-Boy gewesen sein, aber… ich darf Sie mal an die Kirk-Berichte erinnern, wie die Kleiderordnung im Paralleluniversum aussieht? Knapp, Knapper, am Knappsten? Ich glaube nicht, dass Traceless so rumlaufen würde.“

„Kirk?“, schoss McGee dazwischen und schaute überrascht zu Cal und Agatha herüber. Der Captain der Dragonfly stoppte und nahm Blickkontakt zu McGee auf: „Ja, wieso?“

Kurz schien der Computerfreund zu überlegen, ob er etwas sagen sollte, doch dann schüttelte er den Kopf: „Nein, ist in Ordnung. Ich… ich hätte da nachher nur mal eine Frage.“

Kurz flammte etwas wie Mißtrauen in Captain Cats Blick auf, doch dieser Funken war so schnell verschwunden, wie er gekommen war. Dann schaute er wieder in die Runde. „Vermutlich bricht die Raum-Zeit-Barriere in sich zusammen.“

„Hm“, grinste DiNozzo, „Vielleicht hat Torchwood 1 ja wieder einmal ein Raum-Zeit-Barrieren-Aufhebungs-Dingsi gebaut.“

Dieser Satz brachte die anderen Mitglieder seines Teams dazu, ihn ein wenig verblüfft anzusehen. Dies merkend, räusperte er sich: „Was ist?“

„Du Heuchler.“, grinste Ziva, „Du hast doch immer gesagt, dass Du Science-Fiction-Shows nicht ausstehen kannst.“

„Hey, das habe ich nie gesagt. Ich kann nur nichts mit diesem Doctor What anfangen.“

„Doctor Who.“, korrigierte Cal grinsend, was Tony dazu brachte, mit den Schultern zu zucken: „Wie auch immer, aber es ist eines der berühmten W-Frageworte, oder?“

“Und das mit dem Raum-Zeit-Dingsi war auch in dieser Serie.”, sagte McGee und Tony rollte mit den Augen: „Ja, McTelevision, ich weiß. Aber…mir gefällt Torchwood einfach besser.“

„Doch nur weil dich Gwen ein wenig an Ziva erinnert.“, grinste der Computertechniker und verstummte, da ihn just in diesem Moment eine Kopfnuss getroffen hatte. Gibbs funkelte zu Cal und Agatha herüber: „Klartext bitte. Wie können diese Paralleluniversen sich mit unserem Universum übeschneiden.“

Der Captain zuckte mit den Schultern und schaute zu Agatha, die ebenfalls nur mit den Schultern zucken konnte: „Ich habe da eine Theorie, aber…“

„Aber was?“, fragte Gibbs und schaute die fragend an. Die hübsche Rothaarige zuckte erneut mit den Schultern: „Diese möchte ich lieber erstmal mit jemand anderem besprechen. Wenn Sie mich entschuldigen wollen.“

Damit griff sie zu ihrem Kommunikator und verließ den Raum.

Cal schaute ihr hinterher, ließ seinen Blick über den schwingenden Hintern gleiten, als er das ermahnende Räuspern von Ziva hörte. Schnell, als habe er sich verbrannt, zuckte der Captain zusammen und schaute in die Runde: „Ja… äh… ich glaube, sie wird sich jetzt beraten.“



Kaum, dass sie das Büro Vances verlassen hatte, wandte sie sich an Cynthia: „Entschuldigung, aber – hätten Sie was dagegen, für mich bei jemandem anzurufen?“

Die hübsche Frau schaute die Rothaarige an und schüttelte den Kopf: „Ich bin nicht die Auskunft. Aber … wenn Sie wollen, nehmen Sie sich das Telefon und rufen Sie selbst an.“

Agatha seufzte, nahm den Hörer in die Hand und wählte die Vorwahl von Colorado Springs, ehe sie wartete. Das Freizeichen erklang.

Die XO warf einen Blick auf die Uhr. Es war eigentlich kurz nach Feierabend, sie musste doch da sein.

Kurz knackte es in der Leitung, dann hörte sie, wie jemand abnahm.

„Samantha Carter hier?“

„Sam, hier ist Agatha, grüß Dich.“

Und dann begann die Rothaarige, zu sprechen.



Policeman Dave Speed war die blöden Witze leid. Er war einer der Jüngsten der Truppe, hatte blaue Augen, blonde Haare und wann immer er sich vorstellte, machten die Leute, die alt genug waren, diesen Film zu kennen, Gags, summten die Erkennungsmelodie oder dachten sich andere Gemeinheiten aus. Aber er hieß – verdammt nochmal – Dave Speed und er konnte nichts dafür, dass Anfang der Achtziger ein Film namens „Der Supercop“ mit Terrence Hill und Ernest Borgnine in den Hauptrollen in den Kinos gelaufen war. Der Film handelte von einem Polizisten, der - Überraschung, Überraschung – Dave Speed hieß.Und wann immer sich die Gelegenheit ergab, wurde er damit aufgezogen. So offenbar auch heute. Die Zentrale hatte ihn zum ehemaligen Fabrikgelände von „Mad Cow Middleton Inc“ geschickt, einer alten Firma, die sich früher auf Katzenfutter aus reinem Rindfleisch spezialisiert hatte. Als dann der Rinderwahnsinn in den Medien aufkam, verloren die Kunden schneller das Interesse an Mad-Cow-Katzenfutter, als man „Bovine spongiforme Encephalopathie“ sagen konnte. Seitdem ließ die Nachfrage nach Mad-Cow-Katzenfutter immer mehr nach, bis schließlich, in den frühen 2000ern die Geschäftsleitung keine andere Möglichkeit sah, als die Firma zu verkaufen. Auftritt „Middleton Inc“. Man beschloss, neue Märkte zu erschließen, sprich, sich weiterzuentwickeln. Die Rezeptur wurde verändert, das Rindfleisch wurde getestet und dennoch war die Nachfrage unwiderruflich weggebrochen. Man versuchte, sich noch etwas zu Halten, aber es gab keine Rettung mehr. Seit 2010 wurde der Betrieb endgültig abgewickelt.

Der Polizist hielt seinen Wagen auf dem menschenleeren Parkplatz, schaltete die Scheinwerfer aus und den Wagen ab, ehe er ausstieg. Mit einem schnellen, geschulten Blick sah er sich um.



Nichts. Was hatte er auch erwartet? Es war ja nicht so, als ob er zu diesen Menschen gehörte, die an Geister oder sonstiges glaubten. Nein - für ihn war einzig das Rationale das Wahre. Es gab weder Geister noch Sonstige Spukgestalten. Während er sich umblickte, fiel ihm auf, dass sein Wagen doch nicht der Einzige auf dem Parkplatz von MadCow war. Da stand tatsächlich noch ein weiteres Auto – ein japanischer Kleinwagen. Kurz neugierig geworden ging er auf das Gefährt zu und warf einen Blick hinein. Wer auch immer der Fahrzeughalter sein mochte, wer auch immer den Wagen fuhr, er hatte Schwierigkeiten, denn ein Blick auf das Amarturenbrett verriet ihm, dass die Batterie des Autos schon vor ein paar Stunden den Geist aufgegeben hatte.

Seufzend schritt Speed zu seinem Auto zurück, holte die Maglite heraus und tat das, weswegen er hergekommen war. Er durchsuchte die Gebäude.



Die Tür des Konferenzraums öffnete sich und mit einem zufriedenen Lächeln auf den hübschen, vollen Lippen betrat Agatha Silverbird das Zimmer. Sie blickte sich um und schaute dann zu Cal. Kurz zwinkerte sie ihm zu – äußerst vergnügt – ehe sie sich an die Anderen wandte.

„Es ist so, wie ich vermutet hatte. Eine Konvegenz aller möglichen Paralleluniversen auf einen Punkt findet statt. Das Raum-Zeit-Gefüge bricht quasi zusammen, wenn Ihr so wollt.“

Damit verschränkte sie die Hände hinter dem Rücken und ging auf einen gelangweilt dreinblickenden Cal zu.

„Hilfst Du mir, Schatz?“, fragte sie und ehe der Captain fragen konnte, was los war, hatte sie ihn gegriffen und nach vorne gezogen.

Dann deutete sie auf ihn: „Darf ich vorstellen. Calvin Nathan Cat, Kommandant der USS Dragonfly. Ein freundlicher, wenn auch nicht sonderlich schlauer Offizier, der mehr durch Zufall Captain wurde, denn durch wirkliches können.”

„hey!“, machte Cal und stockte, als Agatha ihn am Arm griff und nach vorne zog. Dann legte sie beide Hände auf seine Schultern, drückte sie ein wenig zurecht, veränderte seine Positur und fuhr ihm dann durch die Haare.

„Das ist Doktor Calvin Nathan Cat, Nobellpreisträger für angewandte Astrophysik.“

‚Doktor’ Calvin Nathan Cat schaute seine XO ein wenig verdattert an und man konnte sehen, wie der Captain sich offenbar insgeheim fragte, ob Agatha nicht in Wirklichkeit Traceless war.

Und wieder griff sie ihn, legte eine seiner Hände auf ihre Hüfte, die andere auf ihre Schulter und drückte ihn an sich: „Das ist Cal – der Liebhaber meines parallelen Gegenstücks.“

Sie schaute in die Runde, machte sich von Cal los, der sie inzwischen noch verdatterter anblickte und räusperte sich: „Habt ihr Fragen?“

„Ja, ich“, kam es von Cal, „Was soll diese Kostümshow ohne Kostüme? Ich glaub, die Leute wissen, was ein Paralleluniversum ist.“

Ziva räusperte sich. „Die Theorie ist natürlich bekannt.“, sagte sie, ehe sich ein leichtes, fast nicht zu bemerkendes Lächeln auf ihre Lippen schlich: „Aber die Demonstration war auf jeden Fall interessant. Allerdings habe ich tatsächlich eine Frage – wie ist diese Konvergenz auf einen Punkt geschehen?“

Nun zog Agatha eine Grimasse und schaute zu Boden: „Nun – ich glaube, dass wir da einen kleines, nicht unbeachtliches Scherplein zu dieser Situation beigetragen haben könnten.“

„Wir?“, schaute Cal sie fragend an und Agatha beugte sich vor, ehe sie ihm ins Ohr flüsterte: „Erinnerst Du dich an die Amnesia-Granate, die ich Tony dagelassen habe?“

„Ja?“

„Nun, sie hatte einen anderen Effekt.“

Plötzlich wurde der Captain ein wenig bleich, kratzte sich am Nacken und sagte: „Du … du meinst, dass Die Zeit zurückgespult wurde, das… hätte gar nicht so passieren sollen?“

Agatha schüttelte den Kopf: „Nein, eigentlich nicht. Kannst Du mir erklären, wieso die Zeit zurückgedreht wurde?“

Cal schluckte: „Nun – erm… wenn ich ehrlich bin, kann ich mit diesen ganzen lateinischen Namen nix anfangen. Ob da nun Amnesia steht oder Temporala…“

Die hübsche XO schüttelte den Kopf: „Das Ganze hat die Zeitlinie natürlich ein wenig durcheinander gebracht.“

„Und… wieso?“, fragte Cal, woraufhin sich Agatha an Tony widmete: „Sie haben doch sicherlich Serien auf Video aufgenommen, oder?“

Der angesprochene Halbitaliener legte die Stirn in Falten: „Ja – aber warum fragen Sie?“

„Was passiert, wenn sie ein und die selbe Stelle immer wieder und wieder überspielen?“

„Naja, irgendwann könnte das Band den Geist aufgeben.“, erklärte der Angesprochene und schaute von Agatha zu Cal und dann wieder zurück: „Wollt Ihr mir sagen, dass genau das mit der Zeitlinie passiert ist?“

„Das wird es wohl sein.“, sagte Agatha und stockte, als Gibbs ein „Zu einfach“ murmelte.

„Bitte?“, fragte sie und schaute den Mann mit den eisblauen Augen an. Dieser räusperte sich und stand auf. Er schaute ins Rund und sagte nur ein Wort: „Ari.“

Dabei breitete er die Arme aus, als wäre das alles, was er sagen müsse, damit die anderen die selbe Epiphanie bekämen, wie er. Tatsächlich schaute McGee ihn kurz verblüfft an, ehe er sich einen kleinen Notizblock nahm und begann, in ihn hereinzuscribblen.

Gibbs schaute zu Cal, Eisblaue Kommandantenaugen trafen braune Möchtegernkommandantenaugen und erneut sagte Gibbs nur das eine Wort.

Als Cal ihn verständnislos anblickte, rollte die Ermittlerlegende mit den Augen und verpasste dem Kommandanten der Dragonfly eine Kopfnuss.

„Tut mir leid, ich spreche kein Gibbs.“, erklärte der Captain und schaute dann zu Vance: „Verstehen Sie ihn?“

Vance schaute kurz zu seinem besten Mann herüber und zuckte dann mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber es gefällt mir nicht.“

„Mir auch nicht.“, sagte Ziva und sah zu Tony, dann zu McGee, der immer noch schrieb und dann zu Abby, die ihren Blick erwiderte. Plötzlich sprang der Romancier auf.

„Ich habs!“

„Na endlich.“, kam es grinsend von Gibbs.



Der Gang vor Speed war dunkel. Was hatte er eigentlich erwartet? Helle Lichter? Die Firma war so gut wie abgewickelt, oder besser gesagt, war schon abgewickelt. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Bulldozer kamen und den ganzen Laden plattmachen würden.

Dennoch hatte die Zentrale ihn hierher geschickt. Weswegen wusste Speed auch nicht, allerdings bezweifelte er, dass es etwas mit dem Auto zu tun hatte, das auf dem Parkplatz stand. Als sich die Tür hinter dem Polizisten schloss, hörte er einige Meter vor sich ein Geräusch. Schnell hatte Speed seine Taschenlampe gezückt und Sekundenbruchteile später flammte ein greller Lichtkegel auf, der die Dunkelheit des Raumes wie ein Schwert zerteilte.

Dave Speed – der Supercop – war bereit für den Einsatz.



Sie befanden sich im MTAC, hatten diverse Sitze eingenommen.

Der Captain der Dragonfly hatte einen Platz ganz oben besetzt und zu Agatha geschaut: „Erinnert dich das nich auch an eine heimelige Kinoatmosphäre? Vorne der Film – vorzugsweise einer mit Untertiteln – meine Hand, die über deine Beine gleitet und…“

„Augen nach vorne, Soldat.“, sagte Agatha schelmisch grinsend, „Dafür haben wir nach Beendigung der Situation noch genug Zeit.“

„Zeit, hm?“, fragte der Captain, „Wie ironisch.“



McGee räusperte sich, schaute zu den beiden Sternenflottenoffizieren, die sich einen der hinteren Plätze gesichert hatten und sagte, mit einem leichten Lächeln: „Wenn ich um alle eure Aufmerksamkeit bitten dürfte?“

„Hoffentlich fängt er nicht wieder mit seinem Rocket-Man-Vortrag an.“, murmelte Abby, was ihm einen scharfen Blick McGees eintrug, ehe er sich zum Videoschirm umwandte.

„Die richtige Zeitlinie ist uns bekannt. Wir leben in ihr.“, sagte er und ließ ein Foto vom NCIS-Major-Response-Team erscheinen, das seinerzeit auf irgendeiner Weihnachtsfeier gemacht wurde.

„Dies ist unsere Zeitlinie.“, erklärte er und wandte sich dann an einen Techniker: „Wenn ich bitten dürfte?“

„Natürlich.“, sagte der Mann und ein weiteres Bild erschien. Es war ein Foto von einer anderen Weihnachtsfeier, die Jahre zuvor stattgefunden hatte, und auf dem Kate noch zu sehen war.

„Von diesem Moment an nehmen wir an, dass es Möglich ist, Leute aus einer Zeitlinie zu extrahieren, ohne die Geschehnisse der Zeitlinie, die danach erfolgten, zu verändern. Nehmen wir an, dass jemand es geschafft hat, Ari Haswari vor seinem Tod in Gibbs Haus zu bewahren.“
 
Der Captain aus der hintersten Reihe schaute auf: „Ari Haswari ist tot? Seit wann das denn? Ich denk, der is Rennfahrer.“

„Cal“, flüsterte die XO, „Ich glaube, der heißt anders.“

McGee räusperte sich erneut und auch Gibbs drehte sich um und warf beiden Offizieren einen bösen Blick zu, der sie verstummen ließ.



Dave Speed hieß nicht nur „Der Supercop“, weil er ein Namensdoppelgänger des Filmcharakters war – man nannte ihn auch deswegen so, weil er es geschafft hatte, in seinen 5 Jahren, die er nun schon Dienst auf den Straßen Washingtons tat, niemals ernsthaft verwundet zu werden. Dabei war er mitunter auf den gefährlichsten Pflastern dieser Stadt unterwegs, hatte es schon mit Drogendealern, Zuhältern und ähnlichen Persönlichkeiten zu tun gehabt und immer, wenn ihm jemand eine Kugel verpassen wollte, schaffte er es, diesen Jemand davon zu überzeugen, dass Gewalt keine Lösung wäre. Ja, Dave Speed war ein Supercop.



Das half ihm in der gegenwärtigen Situation allerdings auch nicht, denn er ging – vorsichtig und Schritt für Schritt – mit einer Taschenlampe bewaffnet durch einen dunklen Korridor einer Art Bürogebäude. Mit wachen, blauen Augen, die wirklich eine gewisse Ähnlichkeit zu Terrence Hill hatten, schaute sich der Policeman um, ließ seinen Blick durch die Gegend schweifen und widmete seine Aufmerksamkeit nun dem Namensschild, das an einer Tür angebracht war. Richard Grayson Senior.

Speed musste lächeln.



Mit den Graysons war er befreundet – den Sohn, Richard Junior, den alle nur „Dick“ nannten, kannte er aus der Highschool und als sie die ersten Batmancomics lasen, fand Dick es gar nicht lustig, dass dort ein Sidekick namens Robin auftauchte, der im Privatleben eben Dick Grayson hieß. Ricahrd Grayson Senior kannte die Batmanhefte offenbar nicht, oder – wenn er sie kannte – interessierte sich nicht dafür. Und dieser Richard Grayson Senior war Buchhalter bei MadCowMiddleton Inc. Interessant. Das hatte Speed wirklich nicht gewusst, denn, nachdem Dick sich unsterblich in eine Frau verliebt hatte, die – von allen möglichen Namen – ausgerechnet Barbara Gordon hieß, hatte er sich nach New York abgesetzt. Dick und Barbara Grayson führten dort ein beschauliches Leben als Investmentbanker – wobei das Leben inzwischen auch nicht mehr so beschaulich war, wie sich Speed denken konnte.



Und als er so über seine Kindheit nachdachte, stellte er fest, dass der liebe Gott oder das Schicksal oder wer auch immer, die richtige Portion Humor hat, um die richtigen Leute in einer Nachbarschaft anzusiedeln. Dave Speed, Dick Grayson, Barbara Gordon, sie alle wohnten in einem Mehrfamilienhaus, zusammen mit einem Wissenschaftler namens Bruce Banner, einem Zeitungsreporter namens Clark Kent, einem Polizisten, der Hal Jordan hieß und einer Botschafterin, die auf den Namen Diana Prince hörte. Oft genug, wenn Dave in seinen Comics schmökerte, stellte er sich vor, wie sich Dick und Barbara aus ihren jeweiligen Kinderzimmern abseilten und dann Verbrechen bekämpften, wie sich Clark Kent die Brille abnahm und als Superman die Welt rettete und Diana Prince im tiefdekolletierten Büstier als Wonder Woman auf Verbrecherjagd ging.

Aber natürlich war dem nie so. Der Clark Kent aus der Realität wurde bei einem Bericht über den Mord an einem Mann, den man „Frankie, die Flunder“ nannte, von der Mafia aufgesucht und „schlief bei den Fischen“, Botschafterin Prince arbeitete heute bei der UNO, Hal Jordan war sein Vorgesetzter und von Bruce Banner hatte man nie wieder etwas gehört, nachdem er einen Selbstversuch an sich… nein, nur Scherz. Bruce hatte es geschafft, in der letztjährigen Ölbohrplattformkrise einen kühlen Kopf zu bewahren und diverse Ideen vorzuschlagen, wie man mit der Krise umgehen konnte. Hauptberuflich war er inzwischen als Professor beim M.I.T. angestellt.



Und das Superheldenhaus, indem sie alle gewohnt hatten? Es stand immer noch, allerdings wurde die Gegend immer unattraktiver und infolgedessen standen dort inzwischen etliche Wohnungen leer. Eigentlich schade, denn die lustigen Stunden, die Dave dort verbracht hatte, würde er vermutlich immer noch im Gedächtnis haben, wenn er starb.

Was schneller passieren könnte, als gedacht, denn in diesem Moment riss ihn ein Geräusch aus den Gedanken, dass verdächtig nach einem Röcheln eines Sterbenden klang.



Tony musste gegen seinen Willen grinsen. Diese Besprechung versprach so zu werden, wie jede, die McGoogle leitete. Und das bedeutete für den geneigten Standardzuhörer eines – gepflegte Langeweile. Man konnte McGee eines attestieren – er hatte wirklich die Gabe, aus den Fällen jedes, noch so kleinste Detail herauszukitzeln und zu präsentieren, allerdings hatte sich genau das als der größte Launekiller überhaupt erwiesen. Wer einmal einer Präsentation McGees über ein bestimmtes Thema – beispielsweise über die Cyberverbrechen, die das Land heimsuchten – zuhörte, stellte fest, wie schnell die Neugierde auf das, was der Mann einem sagen wollte, Langeweile wich. Lustigerweise war McGees Schreibstil flott und durchaus unterhaltend, wenngleich der Halbitaliener es dem Romancier nie auf die Nase binden würde.

Doch die beiden Sternenflottenoffiziere versprachen eine gewisse Abwechslung, besonders als der Mann begann, zu kommentieren.



„Wie ich schon sagte.“, fuhr McGee fort, „Wenn wir einmal in Betracht ziehen, dass jemand eventuell Ari Haswari vor seinem Tod bewahrt und in die Gegenwart geholt hat und gleichzeitig eine Zeit-Rückspul-Granate geworfen wird, könnte das das Raum-Zeit-Kontinuum schwächen. Und wenn dann auch noch mehrere Versuche unternommen werden, eine neue Zukunft zu erschaffen…“

„Eine neue Zukunft?“, fragte Gibbs und nun räusperte sich Cal: „Naja, ich meine… da versucht jemand, euch zumindest zu zeigen, dass ihr in Gefahr seid, oder?“



Der Korridor war und blieb Dunkel – abgesehen von dem hellen Lichtstrahl, den die Taschenlampe in die Dunkelheit entsandte. Speed spürte, wie sein Atem schneller ging. Er war eigentlich niemand, der sich schnell ängstigte, aber… irgendwie erschien ihm die Umgebung unheimlich.

Hier stimmte etwas nicht, die ganze Gegend schien so surreal. Und dann hatte er plötzlich das Gefühl, dass er hinter sich jemanden atmen hörte. Schnell wirbelte er herum – doch da war niemand. Speeds Herz begann, auf Hochtouren zu arbeiten.

Eigentlich wäre es am besten, wenn er Verstärkung rief… also glitt seine Hand zum Funkgerät und in diesem Moment erklang wieder dieses Stöhnen.

Verdammt, da war jemand in Not. So schnell ihn seine Beine trugen, rannte er auf den Raum zu. Natürlich war dieser in Dunkelheit gehüllt, wenngleich er die Silhouette einer Gestalt erkennen konnte. Seine Taschenlampe flammte erneut auf , suchte ihr Ziel, fand es und…



„Sagtet Ihr nicht, Ihr seid von einer Art „Sternenflotte“?, fragte McGee und schaute den Captain und seine XO neugierig an. Die beiden warfen sich einen Blick zu – konnte man es riskieren, ihm Bescheid zu sagen? Andererseits – im Zweifelsfall müsste Agatha halt nochmal ran. Schulternzuckend nickte Cal: „Ja, richtig.“

„Und habt Ihr da auch Raumschiffe?“

„Keine Sternenflotte ohne Raumschiffe.“, grinste Agatha und McGee nickte: „Hey, aber jetzt sagt mir nicht, dass eines eurer Schiffe Enterprise heißt.“

Cal schaute ihn überrascht an: „Wie – wie kommen Sie gerade auf Enterprise ?“

„Ich hätte auch Voyager oder Defiant sagen können.“

Agatha merkte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Nein, das konnte doch nicht sein…

Der Captain reagierte dieses mal schneller, griff die Hand McGees und schnitt kurz hinein.

Genervt rollte dieser mit den Augen und schaute die beiden Offiziere an: „Ich bin weder euer Traceless, noch ein Wechselbalg.“

„Aber, Sie kommen aus der Zukunft, hm?“, fragte Agatha und McGee schüttelte den Kopf: „Nö, ich komm aus der Gegenwart.“

„Aber woher wissen Sie dann etwas von den Schiffen Enterprise, Voyager und Defiant ?“

Cals Gesicht war eine einzige Maske des Unglaubens, als der Computerfachmann grinste. Er drehte den Monitor zu den beiden Offizieren der Sternenflotte um und rief eine Homepage auf. Youtube.

Dann gab er etwas ein und Agathas Augen wurden untertassengroß, als sie vorlas: „Cal, da steht…“

„Ich kann es lesen, Agatha.“, sagte der Kommandant, und seine Stimme nahm eine Grabestiefe an, „ The battle of Wolf 359 .“

„Verdammt, das war eine…“, setzte er dann an und hielt sich die Hand vor den Mund, als sei ihm plötzlich übel geworden. McGee konnte sehen, dass in seinen Augen tränen schillerten.

Offenbar war seine XO diese Reaktion vertraut, denn sie legte eine Hand auf seine Schulter und ließ es zu, dass er sie umarmte und sein Gesicht in ihrer Halsbeuge barg.

Beruhigend streichelte sie ihm über den Rücken und schaute dann McGee an.

„Es war unser Elfter September.“, sagte sie knapp und ließ dann wieder, in einer beruhigenden Geste, ihre Hand über Cals Rücken gleiten: „Ist ja gut, Cal. Du brauchst keine Angst zu haben.“

Erneut nahm sie Blickkontakt mit dem Computerspezialisten auf: „Wir waren da. An Bord der U.S.S. Saratoga . Damals entkamen wir nur knapp dem Tod.“

„Sagten Sie, ‚ U.S.S. Saratoga “, echote McGee, „Soll das heißen, Sie waren mit Benjamin Sisko auf einem Schiff?“

„Woher kennen Sie Captain Sisko?“, fragte die hübsche XO und schaute ihn überrascht an, als sie seine Antwort erhielt: „Sie wissen, was eine Fernsehserie ist? Nun – es gibt die Abenteuer der Captains Kirk, Picard, Sisko, Janeway und Archer auf DVD.“

Was ?“, entfuhr es Cal und er riss sich von Agatha los, um McGee anzufunkeln: „Soll das heißen, dass die Leben und Leiden unserer Kollegen im Fernsehn bestaunt werden und zu Cola und Pommes konsumiert werden können?“

Agatha wollte ihm gerade wieder beruhigend die Hand auf die Schulter legen, doch Cal schüttelte sie ab. Offenbar war er gerade wütend, was Agatha durchaus verstehen konnte: „Wissen Sie, was für Probleme und was für unsägliches Leid… ach was frag ich da? Vermutlich haben es pubertäre Kiddies heutzutage nötig, sich Nacktbilder einer Person anzuschauen, die einen verdammt tragischen Charakter hat. Sie wurde einst von den Borg assimiliert und musste nun…“

„Seven of Nine.“, nickte McGee und Cal funkelte ihn erneut an. Man konnte deutlich merken, dass er am Liebsten den Computerexperten erwürgt hätte, doch Agatha war schneller. Sie griff den Captain und hielt ihn fest: „Sachte, Cal. Er kann nicht wissen, wie es ist, von Borg assimiliert zu werden. Er kann nicht wissen, dass man danach Jahrelang unter Albträumen leidet und wenn man das nicht, wie wir, gemeinsam durchsteht, daran einfach zerbrechen kann.“

Der Computerexperte schaltete schnell youtube aus und schaute zu Cal herüber: „Hören Sie, ich weiß, es mag nicht einfach für sie sein – aber… glauben Sie mir, wenn ich sage, dass es mir leid tut. Ich konnte nicht wissen, dass all die Geschichten von Gene Roddenberry und seinen Epigonen einer wahren Quelle entsprungen sind.“

„Ist okay.“, sagte Cal eine Spur zu knapp und seine XO küsste ihn auf die Wange, ehe sie zu McGee blickte: „Sie können mir wohl nicht sagen, wo genau man an die Informationen kommen kann? Ein Gene Roddenberry ist mir zumindest nicht geläufig.“

Der IT-Experte schluckte. Das war ja fast schon zu hart, dass die eigene Schöpfung über ihren Schöpfer nicht bescheid wusste. Er beschloss aber, das Thema nicht zu erörtern.“



Speeds eisblaue Augen waren entsetzensgeweitet. Was er dort sah war… er konnte es nicht beschreiben. Jemand hatte einen Toten aufgehängt – soviel konnte er schon sagen. Aber die Art und Weise, wie dieser jemand gestorben war…

Man hatte seinen Körper in eine Körperhaltung gebracht, die nicht natürlich war. Es erinnerte den Polizisten an das Zeichen, das gemeinhin als „Klammer zu“ bezeichnet wurde. Oder an ein umgedrehtes C. Aber das war noch nicht das Schlimmste.

Das erblickte er, wenn er in das leblose Gesicht des Toten blickte und das Nichts ausser bloßem Horror und Angst verriet. Wer auch immer ihn auf dem Gewissen hatte… es war keine nette Person gewesen.

Und dann hörte er es wieder hinter sich, das Atmen. Mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen fuhr er herum und sah dieses Ding auf sich zukommen. Es war groß, grün, verdammt schlecht gelaunt und Speed wusste auf elementarer Ebene, dass es nichts bringen würde, seine Waffe zu ziehen und zu schießen. Ebenso würde der Versuch, zu fliehen, nicht von Erfolg gekrönt sein. Also blieb er ruhig stehen, schaute das Biest an und grinste.

„Hey, Bruce Banner. Lange nicht gesehen. Was macht das Leben als Hulk?“

Das Wesen stockte und schaute ihn verwirrt an. Vielleicht könnte Speed doch fliehen?

Doch dann machte das Biest einen Schritt nach vorne und der Polizist spürte einen sengenden Schmerz in seiner Brust. Erneut war er sich Bewusst, was passiert war. Das Wesen hatte ihn getötet.



„Das ist echt nicht zu glauben.“, murmelte Cal und grinste über beide Ohren. Agatha, die mit vor der Brust verschränkten Armen im Raum auf und abtigerte, stoppte, und schaute ihren Freund an.

„Was?“

„Wie bekloppt manche Leute sind.“, führte der Captain weiter aus und stand auf. Er ging auf Agatha zu, schaute ihr in die Augen und ergriff ihre Hände. Dann legte er eine auf seine Hüfte, die ander e auf seine Schulter, legte seine Hände nur um ihre Hüfte und behielt den Blickkontakt bei. „So.“

Die XO stutzte.

„Und nun?“

„Ja, das wüsste ich auch gerne mal. Aber Animehentaigirlsaresweet1808 ist der Meinung, dass allein das die Frau dazu bringt, zu seufzen: ‚Nimm mich, Du Hengst.’“, erklärte der Captain und zuckte mit den Schultern: „Frag mich nicht. Es ist faszinierend, was manche Leute für Gedankengänge haben. Hier, ich zeig dir das mal.“

Damit nahm er sie bei der Hand und ging zu Tim McGees Schreibtisch.

Er deutete auf den Computer.

„Lies es dir durch, das … das ist echt der … wie sagt man hier? Der Burner?“, lachte Cal, stemmte die Hände in die Hüften und ging nun selbst, wie ein Tiger auf und ab.

Er stoppte, schaute Agatha an und schüttelte den Kopf: „Ich meine, als ob ein Sternenflottenoffizier, wenn das Schiff unter Beschuss ist, nicht etwas anderes zu tun hat, als gleich die nächste Offizierin zu … Du verstehst?“

Seine XO grinste: „Sagt der richtige.“

„Was meinst du?“

„Terra Nova X?“, fragte sie mit einem süßen Lächeln und ihr Lächeln wurde noch breiter, als sie sah, wie Cal errötete.

„Hey!“, sagte er, und man konnte seiner Stimme anhören, dass er sich rechtfertigen wollte, „Damals dachte ich, der Planet geht unter. Ich dachte wirklich, wir gehen drauf. Und Du warst dem Kuss ja auch nicht abgeneigt.“

Sie zuckte mit den Schultern: „Ja, aber überrascht, wenn man plötzlich 70 Kilo Cal im Arm hat, die einem die Luft mit den Lippen abschnüren.“

Der Captain schaute sie an, verschränkte die Arme und man konnte ihm ansehen, dass er gerade ein wenig beleidigt war.



Leroy Jethro Gibbs warf brütend einen Blick auf den sogenannten „Zeitstrahl“, den McGee und Abby mit vielen Fäden, einem dicken Garn und einer Menge Post-It-Streifen gebastelt hatten. Gerade betrachtete er den gelben Minizettel, auf das Datum von Kates Tod stand. Von eben jenem Zettel lief ein straff gespannter Faden zu einem, einen knappen Meter entfernten Post-It, auf dem das heutige Datum stand, sodass das ganze Bild ihn an ein D, das auf dem Bauch lag erinnerte. Abby und Tim blickten sich an, sahen eigentlich recht zuversichtlich aus, doch Gibbs gerunzelte Stirn brachte den Computergeek dazu, seine Meinung über die Verständlichkeit des Modells zu revidieren.

„Es ist eigentlich ganz einfach…“, setzte McGee an, was durch ein „Komplett logisch“ seitens Abby sekundiert wurde. Der leitende Senior Special Agent warf einen Blick auf den Faden, der sich von Kates Todesdatum zum heutigen Tag bog und nickte.

„Natürlich. Jemand hat Ari eingefroren und nun wieder aufgetaut, nachdem Ziva ihm in den Kopf geschossen hatte?“, fragte er und schaute von Abby zu McGee. Dieser schaute seinen Chef ein wenig ratlos an: „Nun, wie man diesen Punkt erklären soll, weiß ich auch noch nicht, aber ich bin mir sicher, es wird dafür eine logische Erklärung geben. Wir sind hier nicht bei Star…“

Er stockte und schaute kurz nach oben – dorthin, wo er durch rasche Kombinationsgabe die Position seines Computers und damit der beiden Sternenflottenoffiziere ausgemacht hatte.

„…trek“, sagte er und schaute zu Abby: „Wie konnte ich so blind sein?“

Damit lief er los.



Die hübsche XO warf einen Blick auf McGees Computer, als der Inhaber des Rechners auf sie zugeprescht kam. „Commander.“, sagte er und Agatha schaute ihn an: „Das ist nicht deren Ernst, oder?“

Tim stoppte, schaute sie an und blinzelte verdattert: „Was ist wessen Ernst?“

Die Angesprochene deutete auf den Bildschirm: „Deanna Troi ist eine der nettesten und fürsorglichsten Frauen, die ich kenne. Sie hatte uns damals durch eine emotionale Krise geholfen und…“

Cal, der auf Zivas Platz saß, und sich offenbar auch über eine Internetseite scrollte, lachte kurz auf, warf einen Blick zu seiner Freundin und rollte mit den Augen: „Du hast noch gar nichts gelesen. Erinnerst Du dich an Jadzia? Ich hab ja immer gesagt, dass sie mehr zu Julian passen würde, als zu Worf, aber das Leute eine… Da wollen Leute Jadzia mit Kira…“

Er stoppte und schüttelte den Kopf. Dann stand er auf und schaute McGee an: „Die Menschen in Deiner Zeit haben echt n Schuss, Tim. Aber n extrem Großen.“

Damit deutete er auf den Bildschirm von Zivas Arbeitsplatz.

„Ernsthaft. Bankenkrise? Leute, Ihr wisst doch gar nicht, wie gut ihr es habt. Ich meine… nat… natürlich das Leben ist hier nicht perfekt, aber ihr müsst keine Angst haben, dass die, die eigentlich eure Freunde sein wollen, plötzlich mit biologischen Implantaten versehen auf euch zugestakst kommen, wie Zombies in drittklassigen Schockern, und euch assimilieren wollen.“

„Nein.“, sagte McGee und seine Stimme nahm einen sehr ernsten Klang an, „Dafür weiß man hier nie, ob sich nicht einer in die Luft sprengt, weil er… Ihr habt ja schon einmal was vom Elften September gehört. Meint Ihr im Ernst, dass es uns hier gut geht?“

Der Captain schaute den Computerexperten an und zuckte mit den Schultern: „Ich sehe hier nirgendwo Menschen, die sich darum sorgen müssen, dass sie von den Borg assimiliert werden, Agent McGee.“

„Und ich sehe in Ihrer Zukunft niemanden, der Angst davor haben muss, dass er im Zuge des „heiligen Krieges“ getötet wird, oder dass er verhungern muss, Captain Cat.“

Mittlerweile hatte sich die Stimmlage des Agenten nach „bedrohlich“ gewandelt und er war auf den Mann aus der Zukunft zugetreten, so dass sich ihre Nasen beinahe berühren konnten.

„Hehe.“, grinste Agatha, „Wenn das jetzt ne Fanfiction wäre, die könnte auch in eine ganz andere Richtung gehen.“

McGee runzelte überlegend die Stirn, Cal blickte an ihm vorbei zu Agatha: „Was meinst Du, Schatz?“

„Ich glaube, sie spielt auf Slash-Fanfics an, Captain.“, sagte McGee erklärend und der Captain runzelte nun seinerseits die Stirn. War der Gesichtsausdruck des Special Agents allerdings nachdenklich gewesen, konnte man bei Cal bloßes Unverständnis erkennen.

„Slash-Fanfics?“, fragte er und Agatha rollte mit den Augen: „Hey, Du hast gerade von Kira und Jadzia gesprochen. DAS ist Slash.“

Der Kommandant der Dragonfly warf einen Blick zu McGee, dann zu Agatha und zuckte mit den Schultern: „Wir sind doch aber keine Frauen.“

„Das geht auch mit Männern.“, erläuterte eine um die Ecke kommende Ziva und schaute zwischen ihm und McGee hin und her – ein wissendes Lächeln auf den Lippen.

Der Special Agent schaute seine Kollegin an: „Und woher weißt Du das?“

„Ich lese auch im Internet, McGee. Manche Sachen sind wirklich schräg.“, sagte die hübsche Frau mit einem amüsierten Funkeln in den Augen, als die Stimme von Gibbs durch den Bullpen schallte: „Schräg ist eigentlich eher, dass McGee plötzlich abgehauen ist, ohne uns zu sagen, wo er hinwollte.“



Der Angesprochene merkte, wie das Blut in sein Gesicht schoss. Er überlegte kurz und nickte dann: „Tschuldige, Boss, wir haben uns gerade ein wenig verzettelt.“

Damit wandte er sich an Agatha. Sie schien immer noch die Vernünftigere der beiden Offiziere zu sein, und eventuell konnte sie ihm ja tatsächlich helfen.

„Ich wollte nur wissen, in wiefern die Geschichte der Sternenflotte, mit all ihrer Technologie, ein Abbild eurer Realität ist.“, sagte er und Agatha atmete tief durch: „Nun… also… nach dem was ich so bei diesem Wiki-Dingsda gelesen habe, ist das alles eigentlich recht akkurat. Wir haben Phaser, Photonentorpedos, Quantentorpedos, wir können Knochen heilen, ohne, dass wir sie schienen müssen, Schnitte sind auch kein Problem und…“

„Und wie sieht es mit Beamen aus?“, fragte McGee und diesesmal schaltete Cal sich ein: „Klar gibt’s den Transporter. Wieso fragen Sie, Special Agent McGee?“

Kurz schaute der Romancier den Captain an, lächelte dann und schaute zu Gibbs: „Ich glaube, ich habe rausgefunden, wie Ari in unsere Zeit gebracht wurde. Man hat ihn einfach rausgebeamt.“



Die Labortechnikerin Abigail Sciuto quietschte beinahe vor Vergnügen. Soviele Leute hatten sich ja noch nie für ihr Labor interessiert. Da war natürlich das komplette Team um Gibbs, der Director und diese beiden schrägen Vögel, die sich mehr oder weniger alle in das Labor gequetscht hatten. Erneut hatte Tim vor ihnen die Erklärposition angenommen. Auha, das konnte was werden.

Während McGee Luft holte, um erzählen zu können, was ihm durch den Kopf ging, betrachtete Abby den jungen Mann, der zu der hübschen Rothaarigen gehörte. Allein schon der Fakt, dass eine wirkliche Rothaarige mitgekommen war, faszinierte sie, denn sie konnte erkennen, dass diese Färbung Natur war. Früher waren solche Frauen auf dem Scheiterhaufen gelandet, weil man sie für Hexen hielt und heute wurden sie wieder verfolgt. Wenn auch nur von Leroy Jethro Gibbs – und „verfolgen“ war da auch ein falsch gewählter Ausdruck. McGee erklärte in diesem Moment in unglaublich vielen, unglaublich gebildet-klingenden Worten den Sachverhalt, den sie sowieso alle kannten, was ihm mindestens ein mal ein „Zur Sache, Elfenkönig“ von Gibbs eintrug.

Sie musste lächeln. McGee war mal wieder in seinem Element und eigentlich machte es ihr gar nicht wenig Spaß ihm zuzuhören, wenn er sich nicht immer wieder wiederholen würde. Aber ein Teil von ihr konnte nicht anders, als bewundernd zu ihm zu blicken. Es war einfach nur interessant, zu hören, was er wieder wusste – wenngleich die meisten Fakten, wie schon ausgeführt alte Hüte waren.



Und gerade, als es spannend wurde, hörte Abby einen Schrei und ein lautes Zischen.

Ihr Blick wandte sich vom „Elfenkönig“ ab, wobei sie sehen konnte, dass auch er erschrocken war und in einer anmutigen Bewegung hatten die kompletten Anwesenden NCIS-Agenten ihre Waffen gezogen und sie auf die Geräuschquelle gerichtet. Das laute „BUNDESAGENTEN“ war ein perfekter Chor und es machte Abby stolz, zu sehen, wie dieses Team funktionierte. Wie eine einzige, gut geölte Maschine.

„Hey, ruhig Blut, ich bins nur.“, sagte das leise, verschüchtert klingende Stimmchen des Mannes, den sie als Cal kennengelernt hatte und der eine merkwürdige Waffe auf ihren „Alien-Dummy“ gerichtet hatte.

Dann blickte er offenbar in die Augen der Rothaarigen, denn diese schüttelte nur lächelnd den Kopf, als er sagte: „Ich hab mich nur erschrocken, als ich … dieses Ding sah.“

„Das ist kein Ding, das ist H’lk von M’lm’c, er ist ein Grauer und… das ist ja mal ne coole Waffe. Darf ich sie mal sehen?“

Und schneller, als Cal eine Einverständniserklärung hätte abgeben können, hatte Abby ihm die Waffe abgenommen und betrachtete sie interessiert.
 
„Das… das ist eigentlich…“, setzte Cal an und schluckte, als die hübsche Laborgoth den Phaser so hielt, dass die Mündung auf ihn deutete. Nun muss man dazu wissen, dass Cal zwar bevorzugterweise einen der Phaser verwandte, die Kirk und Co benutzten – sprich den, der noch aussah wie eine Pistole – allerdings nahm er doch meistens, gezwungener Maßen, das Standardmodell mit, das eben nicht wirklich nach Waffe aussah. Und wenn Abby nicht mitbekommen hätte, dass er ihren Alien abgeschossen hatte, wär ihr auch nicht bewusst geworden, was der Sternenflottenoffizier da in der Hand hielt. So aber betrachtete sie es und hielt die Waffe unwissentlich so, dass sie, wenn sie losgehen würde, den Captain träfe. Man konnte dem Gesichtsausdruck Cals den Gedanken „Hoffentlich hab ich das Ding auf Stufe 1 gelassen“ deutlich ablesen.

„Abs.“, machte Gibbs und die hübsche Frau seufzte: „Natürlich, kein Problem.“
Damit gab sie dem Offizier das Gerät wieder, was dieser erleichtert seufzend an sich nahm und in den Halfter steckte. Dann schaute er sie an und als sie seinen Blick mißtrauisch erwiderte und offenbar kurz zu einem der Skalpelle blickte, sagte der Captain rasch und mit einer Stimme, die beinahe eine Spur zu hoch war: „Sie brauchen mich nicht zu schneiden, ich bin immer noch kein Formwandler.“ „Captain.“, sagte Gibbs nur und schaute ihn durchdringend an. „Tschuldigung, Boss.“, machte der Angesprochene, beinahe schon reflexhaft und merkte erst dann, was er gerade getan hatte.

„Junge, das ist ein wenig merkwürdig.“, stellte er fest. Abby grinste, legte ihm einen Arm um die Schulter und sagte: „Das ist noch gar nichts. Warte mal ab, bis Gibbsman wirklich wütend wird.“
Damit zwinkerte sie ihm zu und lächelte: „Das willst Du gar nicht mitbekommen.“
Anschließend ließ sie den Captain wieder los, der eine Spur schneller als Notwendig zu Agatha ging und mit ihr einen besorgt-verwirrten Blick austauschte.
Die hübsche Rothaarige lächelte nur wissend und schaute dann zu McGee. Dieser nickte und fuhr fort.

„Also – meine Überlegung sieht wie folgt aus. Vielleicht hat jemand in der Vergangenheit Ari, bevor er dein Haus betreten hat, Boss, weggebeamt und wird ihn dann, wenn er seine Arbeit erledigt hat, wieder zurückschicken, damit er von Ziva erschossen werden kann.“


Kurz legte sich nachdenkliches Schweigen über den Raum, ehe sich Cal räusperte: „Und… worauf begründet sich Ihre Theorie?" „Nun, wir sind noch hier, die Zeit auch noch und der Boss auch noch. Also wird die Zeit wohl so gelaufen sein, wie sie verlaufen sollte – mit eben einem kleinen Ausflug für Ari in das Jahr 2011.“ „Aber könnte es nicht auch sein, dass einfach so jemand den Modus Operandi eures Terroristen immitiert?“, meldete Agatha Bedenken an und McGee zuckte mit den Schultern: „Das könnte natürlich auch sein, aber wir dürfen nicht vergessen, dass euer Verbrecher uns den Tipp gegeben hat.“

Cal machte eine abfällige Handbewegung: „Also ob man sich auf diese Flitzpiepe verlassen könne. Der Typ hat eine komplette Konferenz gesprengt – wortwörtlich. Gut… ich sags mal so, der Knallkopp ist jetzt kein Fantomas, der pestverseuchte Ratten auf einem Luxusliner loslassen würde, aber… wenn der euch Hinweise gibt, ist doch eigentlich Vorsicht geboten, oder?“

„Prinzipiell würde ich Ihnen zustimmen, Captain Cat“, meldete sich nun Vance zu Wort und schaute den Offizier an, „Allerdings habe ich in Zusammenarbeit mit McGee eines gelernt – er irrt sich so gut wie selten. Das heißt – wenn er meint, dass es so sein könnte, dann wird es aller Wahrscheinlichkeit auch so sein. Und hatten Sie nicht die Vermutung in den Raum gestellt, dass diese Konvergenz deshalb auftritt, weil einerseits Sie Mist gebaut hatten und noch ein anderer Faktor in Frage kommt?“

Der Captain zuckte mit den Schultern: „Selbst wenn Ari hinter der Sache stecken würde, wie können wir ihn fangen?“ "Wir geben ihm das, was er will.“, erklang die ruhige, gefasste Stimme von Gibbs und seine eisblauen Augen trafen sich mit den braunen des Captains, der den Chefermittler fragend anblickte: „Und was wäre das?“
Gibbs Antwort war so simpel, wie erschütternd: „Mich.“



Das Schlimmste daran, wenn man mit diesem komischen Strahl betäubt wurde, war, dass die Kopfschmerzen danach mindestens mit dem eines Katers einer durchzechten Nacht konkurrieren konnten. Man war Licht- und Geräuschempfindlich, empfand Übelkeit und hatte auch noch so etwas wie einen kurzen Gedächtnisverlust. Dann allerdings kam die komplette Episode wieder und Ari Haswari erinnerte sich daran, wie er auf dem Dach gelegen und die Frau erschossen hatte, die ihn an Angelina Jolie erinnerte. Und dann hatte man ihn wieder betäubt. Es war eine Art Ritual, dass er in einem leerstehenden Haus zu sich kam und anschließend durch die Straßen Washingtons wankte. Nicht unbedingt ein schönes Ritual, aber immerhin hatte man ihn nicht getötet, selbst, wenn er das nicht verstand. Er war doch ein Zeuge, ein Mitwisser und er selbst hätte ein solches Risiko damals auf jeden Fall eliminiert. Aber offenbar waren seine Auftraggeber einerseits schlau genug, ihn nie so ganz genau wissen zu lassen, wer ihm da Befehle erteilte, zum anderen dumm genug, ihn überhaupt am Leben zu lassen. Vielleicht gab es nicht genügend gute Scharfschützen, die man verwenden konnte. Ari Haswari lehnte an der Hauswand, fuhr sich ein paar Mal über das Gesicht, um klar im Kopf zu werden, ehe er seiner Umgebung einen genauen Blick schenkte. Dieses mal hatte man ihn anscheinend in ein leerstehendes Bürogebäude verfrachtet, denn als er nach draußen torkelte, sah er den Parkplatz vor sich, auf dem zwei Autos standen. Das eine Vehikel konnte er nicht so ganz zuordnen, dafür erkannte er im anderen ein Polizeiauto. Allerdings bezweifelte er, dass man ihn hier zu sich kommen lassen würde, wenn es gefährlich wäre. Vermutlich hatte man sich des Insassen des Autos schon schnell und unkompliziert entledigt? Er streckte sich und bemerkte eine weitere Nebenwirkung der Betäubung. Die Knochen schmerzten fürchterlich. Es fühlte sich ein wenig an, als würde er die Anfangsphase einer Erkältung erleben und fragte sich, ob das wirklich so hundertprozentig mit der Betäubung zu tun hatte. Wenn man den kühlen Septembertag in einem nicht-geheizten Raum verbrachte, konnte es doch durchaus sein, dass man sich eine Erkältung zuzog.



Kurz schaute er sich wieder um. Washington im Jahr 2011. Das war – wenn seine Auftraggeber ihn nicht angelogen hatten – sein momentaner Aufenthaltsort und das Datum. Vorausgesetzt, seine Auftraggeber hatten ihn nicht angelogen, worin er allerdings keinen wirklichen Sinn sah. Im Gegenteil, es sprachen diverse Fakten für die Theorie, dass er knappe 5 Jahre in die Zukunft katapultiert worden war. Plötzlich waren komplette Staaten nicht mehr solvent. Allein die Vorstellung, dass es soetwas wie eine „Kapitalismusblase“ gab, die irgendwann platzen würde, war noch vor fünf Jahren nicht wirklich vorstellbar. Griechenland war früher noch ein solventer Staat und der Präsident der USA war auch noch jemand anders. Es war faszinierend, zu sehen, was sich in knapp 5 Jahren so alles tat.



Sein Handy meldete sich und der Attentäter ließ es aufschnappen. Eine SMS blinkte ihn an. Kurz überflog er die Zeilen, ehe er die Augen aufriss. Nein – das war doch nicht möglich. Ein leises, böses Lächeln stahl sich auf die Lippen des Mannes und er ging zum Auto, das man ihm dort wohl stehen gelassen hatte. Erneut meldete sich sein Handy und als er las, was dort stand, lächelte er noch mehr. Er durfte sein Gegenüber nicht mit einem Schuss aus seinem Scharfschützengewehr eliminieren, sondern sollte ihm unter die Augen treten. Das war natürlich ein reizender Gedanke – sollte das Opfer doch sehen, wer ihn umbrachte. Wem sollte er es erzählen? Schnell fuhr er los, um Leroy Jethro Gibbs zu ermorden.

Wenn die Fahrweise etwas über den eigentlichen Charakter einer Person aussagte, dann war Ari eigentlich ein sehr ruhiger, planvoll-vorgehender Zeitgenosse. Er fuhr vorausschauend und defensiv, ließ sich nicht in irgendwelche Geschwindigkeitswettkämpfe ein und versuchte, die Fahrmanöver derjenigen, die sich mit ihm zusammen auf einer Straße befanden, vorherzusehen und entsprechend zu reagieren. Es gab Momente, in denen es ihm gelang – beispielsweise wenn er vor sich einen babyblauen Prius sah, der schlich und trödelte, konnte er ungefähr eruieren, wie lange sich ein möglicher Stau an dieser Stelle hielte. Eigentlich war sowas immer ganz interessant zu beobachten und Ari mochte diese Zeit, die er sich in einem Stau nehmen konnte, um seine Mitmenschen zu analysieren. Die hübsche Blonde, die den grau-metallic farbenen Wagen neben ihm fuhr schaute beispielsweise konzentriert auf ihr Navigationsgerät und dann zwischendurch auf die Fahrbahn. So lag der Verdacht nah, dass sie von ausserhalb kam und zum ersten Mal in D.C. weilte. Ein Blick auf das Nummernschild bestätigte den Israeli in seinem Glauben, denn das Kennzeichen stammte aus Nevada. Zwar war die Beantwortung der Frage, was diese Frau nun in D.C: tat nicht unspannend – und wenn er Zeit gehabt hätte, würde er ihr auch sicher nachgehen - aber ein Blick nach vorne verriet ihm, das seine Ausfahrt nahte und so verließ er den Highway, ohne mehr über die hübsche Frau zu erfahren.

Als er die Schranke zum Navy Yard vor sich sah, überlegte er, dass sein Plan nicht unbedingt durch Ausgereiftheit glänzte, allerdings verflüchtigte der Gedanke sich schnell wieder, dann als er vor der Schranke stand, wurde diese geöffnet, ein leicht überfordernd wirkender junger Offizier kam auf ihn zu, quasselte irgendwas und winkte ihn dann durch. Gerade, als der Israeli das Fahrzeug zum stehen brachte, bemerkte er kurzzeitig ein alles umfassendes, gleißendes Licht ehe er feststellte, dass dies lediglich die Sonne war, die durch die Windschutzscheibe fiel. Dem konnte er leicht abhilfe schaffen. Er setzte eine Sonnenbrille auf, verließ den Wagen und ging los. Planvolles Handeln war gefragt und er überlegte sich, ob er auf einen von Gibbs Untergebenen warten sollte, ihn schnappen und dann, wenn der Mann das Gebäude verließ einfach, schnell und unkompliziert einen tödlichen Schuss abfeuern? Nein, das war erstens zu einfach und zweitens verdammt unlogisch. Ohne die Informationen, wo sich Gibbs befand, tat sich da gar nix. Und in diesem Moment klingelte sein Handy.


Der Anacostia Riverwalk Trail war eine Art Promenade, die sich entlang „D.C.s vergessenen Flusses“ erstreckte. Es war schon fast zu einfach und für Ari eine Enttäuschung, zu sehen wie Gibbs und dieser andere Typ, den er erledigen sollte, in der Öffentlichkeit standen, auf die Fluten des Flusses blickten und ihrer Umgebung keine Bedeutung beimaßen. So, als interessierte sie das alles nicht, standen sie da und unterhielten sich über irgendwas, was Ari aufgrund der Entfernung nicht verstand. Allerdings vermutete der Israeli, dass es Belanglosigkeiten waren – irgendwelche Small Talk Themen, wie Wetter, Gesundheit, Politik.

Die Walther PPK, die er bei sich trug, verbarg er erst einmal und näherte sich den beiden Zielobjekten. Sie waren noch knappe 50 Meter entfernt und bemerkten seine Anwesenheit immer noch nicht. Es war faszinierend, wie wenig man von seiner Umgebung mitbekommen konnte, wenn man sich auf etwas anderes konzentrierte, aber – so funktionierte das Unterbewusstsein. Betriebswirtschaftler und Psychologen sprechen dabei vom 16-Bit-Bewusstsein. Hierbei handelt es sich nicht um den Zustand, den das Bewusstsein nach 16 Bit hat, sondern, dass das Bewusstsein von allen nur einen Bruchteil wahrnimmt. Beim weitaus mehr wahrnehmenden Unterbewusstsein spricht man vom sogenannten „Autopilot“, der sämtliche Reize wahrnimmt und auch abspeichert, aber nur die für das Bewusstsein relevanten Daten an selbiges weiterleitet. Gibbs und der Typ schienen von dem Blick auf den Fluss und den Park so eingenommen zu sein, dass sie gar nicht mitbekamen, dass sich ihr Mörder näherte.

Er war noch 30 Meter entfernt, hörte nun die beinahe schon melancholische Stimme Gibbs sagen „… er war mein Freund – und ich habe ihn nicht retten können“, hob seine Schusswaffe, zielte auf den Rücken des Mannes und drückte ab. Der Schuss gellte auf, Gibbs wurde zuerst nach vorne geschleudert und sackte dann in die Knie. Der Typ war neben ihm, schaute wie gelähmt an und jetzt, da sich Ari schneller bewegte, war er auch binnen Sekunden an seinem Ziel. „Gibbs, sagen Sie doch was.“, schrie der Typ, mit Panik in der Stimme und wandte sich dann zu dem am Boden liegenden. Man konnte deutlich sehen, wie ihn das mitnahm, wie sein Atem schneller ging, wie er versuchte, eine Möglichkeit zu finden.

„Rennen Sie, Cat.“, keuchte der Ältere und Cal wollte sich gerade aufrichten, als er hinter sich die Schritte Aris hörte, die gerade verebbten. Auf dem Absatz drehte er sich um und keuchte entsetzt auf. „Bye bye, time to die.“, sagte der Israeli, nahm jetzt ihn ins Visier. Der Mann, den Gibbs „Cat“ genannt hatte, hob beide Hände und versuchte, rückwärts gehend zu entkommen, ehe er an das Geländer stieß.
Kurz schloss er die Augen, schüttelte den Kopf, ehe er zu Ari blickte, die Hände erneut hob und die Augenbrauen ebenfalls, während er „Hey“ sagte. Dann ließ er die rechte Hand sinken, deutete mit der linken auf seinen Mörder-in-spe und sagte: „Sie werden sich doch wohl nicht die Gelegenheit versauen wollen, etwas über Ihre Zukunft zu erfahren?“ „Zukunft?“, fragte Ari und der „Cat“ genannte lächelte eine Spur verschwörerisch: „Ja, die Zukunft. Ich kann Ihnen sagen, wie Ihr weiteres Leben aussehen wird.“
„Das weiß ich schon.“, meinte der Israeli, „Ich werde vermutlich angeklagt, weil ich einen Bundesbeamten ins Jenseits befördert habe. „Cat“ schüttelte hektisch den Kopf und begann, schneller zu sprechen. Die auf ihn gerichtete Waffe machte ihm offenbar wirklich Angst.
 
Last edited:
„Hö… Hören Sie, ich… ich kann Ihnen helfen. Ja – ich… ich komm aus der Zukunft und kann sie … hier rausholen. In Nullkommanichts. Wenn Sie uns gehen lassen.“
„Cat“, knurrte der angeschossene Grauhaarige, „Sie elender Verräter.“
„Hören Sie nicht auf Gibbs.“, sagte der Mann und schaute Ari in die Augen, „Hören Sie auf mich. Es … es ist eine ganz einfache Sache. Ich muss nur…“
Er hob seine linke Hand, versuchte offenbar etwas aus einem Halfter zu ziehen – aber Ari war schneller.
Der Schuss heulte auf und der Mann schrie. Aus seiner Schulter sickerte Blut und die Waffe, die Cat hatte ziehen wollen, fiel nutzlos zu Boden.
Gehetzt blickte der Getroffene sich um.
„Verdammt“, konnte man ihn murmeln hören, „Wo bleiben…“

Weiter kam er nicht, denn ein weiterer Treffer, dieses mal in die Hüfte, ließ ihn schmerzerfüllt aufschreien.
„Ich bin rein zufälligerweise auf Jethros Seite, Mister Cat.“, sagte Ari in einem charmenten Plauderton, ehe er die Brust des Mannes ins Visier nahm, „Und wissen Sie was? Mich interessiert meine Zukunft nicht. Ich kann sie neu schreiben.“

Damit schaute er den Mann an, den Gibbs Cat genannt hatte, und ergötzte sich an dem Ausdruck der Panik in den Augen des Mannes – „Nein, tun Sie das bitte nicht!“, flehte Cat - , ehe er ihn erlöste.
„Das ist nicht f…“, brachte der Typ noch hervor, ehe er getroffen zusammenzuckte.
Die Kugel traf die Brust, ließ Blut spritzen und den Mann rückwärts gegen das Gitter taumeln, ehe er daran mit leeren, blicklosen Augen herunterrutschte.
Dann wandte sich Ari Gibbs zu, zuckte mit den Schultern und zielte auf ihn: „Tja, Jethro – es scheint so, als habe ich meine Aufgabe erledigt. Man sieht sich, irgendwann mal.“
Er drehte sich um und überließ Gibbs kurz dem Anschein, als würde er tatsächlich gehen und ihn hier liegen lassen. Keine zwei Meter später drehte er sich um, kam wieder zurück und richtete seine Waffe auf den Kopf des Älteren.

„Tut mir leid, ich…“, er atmete theatralisch durch, „… ich kann dich einfach nicht am Leben lassen, Jethro. Ich meine – ich kenn dich. Du jagst mich und das kann ich nicht zulassen. Nicht jetzt, wo ich die tatsächliche Chance habe, aus der Sache rauszukommen.“
Er stockte, als er hinter sich Schritte hörte, die schnell näher kamen und schaute über die Schulter, die Waffe immer noch auf den am Boden liegenden Gibbs gerichtet.
„Keinen Schritt näher, DiNozzo, oder Ihr Boss war einmal.“, sagte er langsam, deutlich verständlich und mit einer Spur Schärfe in der Stimme.

Der angesprochene Halbitaliener nickte, blieb stehen und schaute mit einem Ausdruck der absoluten Hilflosigkeit zu Gibbs herüber. Was er dort sah, schien ihm nicht zu gefallen, denn, obwohl der Israeli gedroht hatte, seinen Boss zu erschießen, schien es DiNozzo zu bevorzugen, den großen Helden zu spielen. Seine eigene Schuld.

Ohne auch nur den Hauch von Anstrengung oder Mühe im Gesicht – ohne überhaupt hinzusehen, was er tat – richtete er die Waffe auf den Agenten und drückte ab. Dieser krachte getroffen gegen eine Wand, rutschte an ihr herunter und verunstaltete sie mit Blutspuren. Lächelnd schaute Ari zu dem wie festgewachsenen stehenden McGee, der einfach nur auf den leblosen Körper seines Teamkameraden blickte und nicht einmal die Zeit hatte, zu reagieren, ehe er getroffen zu Boden ging.

Verzückt lachte der Israeli auf: „Ahhh, wie sie sich doch alle für ihren Boss opfern.“
Dann schaute er wieder zu Gibbs, dessen Blick inzwischen leicht glasig geworden war, aber immer noch genug Schärfe zeigte, die Ari wissen ließ, dass sein Gegenüber noch nicht tot war.

„Wo ist Ziva?“, erkundigte er sich mit höflichem Desinteresse und zuckte zusammen, als ihn plötzlich ein leises Platschen irritierte, das aus dem künstlichen Wasserfall kam und ihn dann etwas mit erhöhter Geschwindigkeit traf. Er wurde gegen das Geländer geworfen, krachte dagegen und keuchte einmal kurz auf, ehe er sich umdrehte.

Den drahtigen Körper in Kampfhaltung gespannt und mit einem unmenschlich-wütenden Funkeln in den Augen stand Ziva David vor ihm, wirbelte um die eigene Achse und trat ihm die Waffe aus der Hand.
„Hm!“, machte der Terrorist, lächelte und begab sich in eine Angriffshaltung: „Ich könnte jetzt fair sein, und dir eine Möglichkeit bieten, dich zu Verteidigen. Oder ich mach einfach das hier.“
Damit warf er sich zur Seite, griff die Waffe, zielte – nicht auf Ziva, sondern auf den künstlichen Wasserfall, aus dem sich Ziva auf ihn geworfen hatte. Er feuerte einen Schuss dorthin und hörte das überrascht-schmerzhafte Aufstöhnen einer Frau, die aus der Deckung taumelte, und dann, mit einem blutenden Loch in der Brust, vornüber in das Wasser des Anacostia-Rivers fiel. Die feuerroten Haare fächerten sich auf und wirkte, wie eine exotische Wasserpflanze.

Ari hatte keine Zeit, sich an der Schönheit dieses Bildes zu erfreuen, in diesem Moment traf ihn der Stiefel Zivas und er hörte das Geräusch brechender Knochen. Die Frau hatte ihm den Kiefer zertrümmert.
„Okay“, dachte er sich, „Schluss mit lustig.“
Er brachte seine Waffe nach vorne und drückte ab. Ein Mal, zwei Mal.
Ziva wurde getroffen – Bauch, Brust – egal, sie taumelte zurück und wankte nach vorne, ihn wütend im Blick haltend. So war es eigentlich immer mit ihr gewesen – sie wollte ihm beweisen, was sie konnte.
In einem Faustkampf waren sich beide Halbgeschwister ebenbürtig, dessen war sich Ari bewusst. Deswegen hatte er eine Pistole.
Wieder gellten zwei Schüsse auf, dieses mal in beide Beine, die plötzlich nicht mehr in der Lage schienen, das Gewicht Zivas zu halten. Sie brach in die Knie, schaute mit unversöhnlichem Hass zu ihm auf, der plötzlich über ihr stand und ihr die Waffe gegen die Stirn drückte. Kurz überprüfte er, wieviele Kugeln er noch hatte, ehe er sich an sie wandte und so, als ob er über das Wetter plaudere, höflich nachfragte: „Noch irgendwelche letzten Worte?“



Nachdem er nachgeladen hatte, richtete er seine Waffe auf den Kopf des Älteren, ehe er lächelte. Nein, er würde Gibbs nicht in den Kopf schießen. Das wäre viel zu einfach. Er hatte Kate diese Gnade zukommen lassen, er hatte Ziva diese Gnade zukommen lassen, auch wenn letztere sie nicht verdient hatte, doch nicht Gibbs. Nicht diesem Mann, der ein genauso eiskalter Bastard war, wie sein eigener Vater. Stattdessen nahm er die Brust des Grauhaarigen aufs Korn. Ein Treffer dort – an der richtigen Stelle – und Gibbs würde leiden. Er lächelte: „Grüße an Caitlyn, wenn Du sie siehst. Was ich aber bezweifele. Sie dürfte im Himmel sein – wir sehen uns in der Hölle wieder“



Der Schuss hallte laut über die Ebene und wie in einem schlechten Anime-Klischee wirbelte ein plötzlich aufziehender Wind Blätter auf, die vor Ari herumtanzten und schreckten einige schnatternde Enten hoch, die davonflogen.

Dann wurde es laut in Aris Gehörgängen – er wusste, dass man ihn wieder betäubte aber… es war egal. Das Ziel war erfüllt worden, Leroy Jethro Gibbs war… tot? Da stimmte was nicht. Seine Beine gaben schon nach und er bemerkte, wie die Starrheit aus Gibbs Blick wich, ja sogar eine gewissse Neugierde in seinen Augen zu sehen war.

In dem Moment, indem der Israeli zu Boden ging, bemerkte er, dass sich plötzlich das gesamte Areal veränderte, Dunkel wurde. „Das muss eine Einbildung sein.“, schoss es ihm durch den Kopf, ehe die Dunkelheit sich seiner Sinne bemächtigte. Und je dichter die Dunkelheit um seine Sinne wurde, umso verwirrender wurde das, was er sah. Der Typ, den er erschossen hatte, flackerte und löste sich auf, ebenso wie es der tote Gibbs oder die tote Ziva taten. Das Letzte, was er bemerkte, war, wie eine Person mit einem wehenden Mantel – einem Engel gleich – auf ihn zukam, den Kopf schüttelte und mit italienischem Dialekt murmelte: „Wir müssen definitiv einmal über die Sicherheitsprotokolle reden.“ Dann umfing die Dunkelheit ihn komplett.



Die Nase tat weh, als sie den Kopf aufrichtete. Sie hatte sich, ohne Rücksicht darauf, das es schmerzen würde, nach vorne fallen lassen müssen, und ihre Nase dankte es ihr absolut nicht. Klar war es schmerzhaft, aber besser als das, was ihrem Avatar in der anderen Simulation wiederfahren war – zumal die Nase mit einem Hautregnerator sicherlich sehr gut heilen würde. Agatha Silverbird rappelte sich hoch und schaute sich um.

Das Holodeck der USS Dragonfly NCC 0815-A war ein schwarzer Raum in den Maßen 6 Mal 8 Metern, in dem, in regelmäßigen Abständen, kleine gelbe Linien den Boden in kleine rechteckige Flächen unterteilten. Diese Gerätschaft war immer wieder ein Quell der Freizeitgestaltung, so konnte man sich auf die Malediven begeben und dort schnorcheln, ohne dass man das Schiff verlassen muste, oder sich beispielsweise der unheimlichen Romantik eines Gothic Novels hingeben. Agatha wusste, dass Kathryn Janeway gerade Letzteres gerne tat, während sie die erstere Variante bevorzugte – das heißt, wenn sie nicht mit ihrem Captain Kriminalfälle als Ran Mori und Shinichi Kudo löste.

À prospos Cal: Dieser lehnte, mit offenen Augen und starrem Blick an der Wand. Sie schüttelte amüsiert den Kopf – der Captain musste mit seinen schauspielerischen Nicht-Fähigkeiten immer wieder angeben. Das Drehbuch, dass sie mit Vance erstellt hatten, sah eigentlich vor, dass Cal sich auf Ari werfen und dann von ihm einfach erschossen werden würde. Aber nein, Der Captain brauchte seinen Verräter-Moment, seinen großen Monolog, der ihn zu einem zwielichtigen Charakter machen würde – wenn die Mitspieler eben jenen Captain nicht schon als größtenteils inkompetenten Volltrottel kennengelernt hätten.



Man musste allerdings dem Angreifer – Ari – einiges zugute Halten.
Dass er die Position von ihr, Agatha, erraten würde, hätten die beiden Sternenflottenoffiziere nicht geglaubt und auch, wenn Gibbs sie mehrfach darauf hingewiesen hatte, den Mann nicht zu unterschätzen, war es etwas, was sich zumindest Cal nicht vorstellen konnte. Aber – er hatte sie überrascht.



Agatha ging vor dem starr-dreinblickenden Captain in die Hocke, rollte mit den Augen und sagte: „Steh endlich auf.“ „Kann nicht, ich bin tot.“, sagte er mit schlaffem Kiefer und immer noch starren Augen, was Agatha zum Lächeln brachte. „Dann wirst du das auch nicht fühlen.“, sagte sie und verpasste ihm eine Kopfnuss.

„AU!“, machte der Captain, fuhr hoch. Seine XO schaute ihn amüsiert lächelnd an: „Ich denke, Du bist tot?“
„Du doch auch.“, sagte ihr Freund, zog sie zu sich heran und schaute ihr in die Augen: „Ich hab noch nie eine sexiere Leiche gesehen.“ „Mein Gott, das Geturtel ist ja peinlich. Wie alt seid ihr? 14?“, fragte eine sich aufrichtende Ziva und schaute zu den beiden Sternenflottenoffizieren: „Ich meine, wenn Ihr allein sein wollt, geht doch in euer Quartier.“

Damit ging sie zu Tony, schaute ihn an und ging ebenfalls vor ihm in die Hocke. Der Agent hatte die Augen geschlossen und Ziva lächelte. Sanft fuhr sie mit dem Zeigefinger über seine Schläfe, die Halsschlagader entlang, bis zum Hemdkragen. Der Puls war stark und wurde stärker, je länger ihre Hand dort verweilte.

Sie konnte sehen, wie seine Lippen ein Lächeln formten, dann schaute er sie aus diesen grasgrünen Augen an und stand auf. „Hey, ich glaube, ich bin tot und werde gerade von einer Valkyre abgeholt, hm?“
Sie schüttelte lächelnd den Kopf: „Der war gut, DiNozzo.“
„Ich weiß.“, machte er und nahm sie dann in den Arm: „Ich finde, die Beiden da drüben haben eine gute Herangehensweise. Würde ich auch gerne mit dir machen, aber – nur eine Frage. Warum hast Du nicht versucht, mich zu beschützen, als Ari mich erschoss?“
Ziva zuckte mit den Schultern: „Vielleicht, weil es nicht echt war. Ich meine – wir haben zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Gefahr geschwebt.“
Tony wollte gerade Luft holen, um sie zu korrigieren, denn nach seiner Auffassung musste man korrekter weise „Wir sind zu keiner Zeit ernsthaft in Gefahr geschwebt“ sagen, aber er wusste es nicht. Es wäre sowieso besser gewesen, zu sagen „Wir waren zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Gefahr.“

Er schaute Ziva an und musste gegen seinen Willen lächeln. Es war schon faszinierend – sie konnte Menschen mit einer Büroklammer umbringen, war in der Lage, jemanden auf 15 verschiedene Arten und Weisen auszuschalten, konnte ihn mit einem ihrer Blicke aus der Fassung bringen – aber sie scheiterte an etwas so simplem wie amerikanischen Idiomen. Das war schon extrem merkwürdig.

Und á prospos „Blick“ – just in dem Moment, in dem er diesen Gedankengang vervollständigt hatte, schaute sie ihn mit diesem Blick an, den er das letzte Mal vor ein paar Stunden gesehen hatte – das hatte dazu geführt, dass sie einer Aktivität nachgegangen waren, bei der man traditionell auf Kleidung verzichtete. Oh ja – sie war schon eine süße Assassine.



„Boss?“, riss ihn die Stimme McGees aus den Gedanken und er verfluchte ihn dafür. Doch als er bemerkte, weswegen die McGoogle geschrieen hatte, wurde ihm heiß und kalt. Leroy Jethro Gibbs lehnte an der Wand, mit einem leeren Blick und …

„So tot, wie ein toter Mann nur tot sein kann.“, murmelte Captain Cat und Tony hasste auch ihn dafür.
Nein, das konnte nicht sein. Warum? Warum hier? Warum jetzt? Sie hatten doch noch soviel zu tun.
Vorsichtig ging er auf den Leichnam seines väterlichen Freundes zu, beugte sich vor, um nach seinem Puls zu tasten und …
Fand seine Hand in einem schraubstockähnlichen Griff wieder.
„Hab ich Dir erlaubt, mich anzufassen, DiNozzo?“, erkundigte sich sein Chef höflich und ließ ihn dann wieder los.
Tony erinnerte sich daran, wie er ihn heute schon einmal hereingelegt hatte – heute? Oder war es doch in dieser anderen Zeitlinie, die Commander Silverbird dadurch geschaffen hatte, dass sie eine Temporalgranate gezündet hatte?
„Ha ha ha“, machte der Halbitaliener und er ließ keinen Zweifel daran, dass er es absolut nicht so meinte, wie er es sagte: „Wie witzig, Boss.“
Und dabei war es eigentlich ein guter Plan gewesen.



NCIS-Hauptquartier – vor knapp einer Stunde.

Kurz legte sich nachdenkliches Schweigen über den Raum, ehe sich Cal räusperte: „Und… worauf begründet sich Ihre Theorie?“

„Nun, wir sind noch hier, die Zeit auch noch und der Boss auch noch. Also wird die Zeit wohl so gelaufen sein, wie sie verlaufen sollte – mit eben einem kleinen Ausflug für Ari in das Jahr 2011.“

„Aber könnte es nicht auch sein, dass einfach so jemand den Modus Operandi eures Terroristen immitiert?“, meldete Agatha Bedenken an und McGee zuckte mit den Schultern: „Das könnte natürlich auch sein, aber wir dürfen nicht vergessen, dass euer Verbrecher uns den Tipp gegeben hat.“

Cal machte eine abfällige Handbewegung: „Also ob man sich auf diese Flachulme verlassen könne. Der Typ hat eine komplette Konferenz gesprengt – wortwörtlich. Gut… ich sags mal so, der Knallkopp ist jetzt kein Fantomas, der pestverseuchte Ratten auf einem Luxusliner loslassen würde, aber… wenn der euch Hinweise gibt, ist doch eigentlich Vorsicht geboten, oder?“

„Prinzipiell würde ich Ihnen zustimmen, Captain Cat“, meldete sich nun Vance zu Wort und schaute den Offizier an, „Allerdings habe ich in Zusammenarbeit mit McGee eines gelernt – er irrt sich so gut wie selten. Das heißt – wenn er meint, dass es so sein könnte, dann wird es aller Wahrscheinlichkeit auch so sein. Und hatten Sie nicht die Vermutung in den Raum gestellt, dass diese Konvergenz deshalb auftritt, weil einerseits Sie Mist gebaut hatten und noch ein anderer Faktor in Frage kommt?“ Der Captain zuckte mit den Schultern: „Selbst wenn Ari hinter der Sache stecken würde, wie können wir ihn fangen?“ „Wir geben ihm das, was er will.“, erklang die ruhige, gefasste Stimme von Gibbs und seine eisblauen Augen trafen sich mit den braunen des Captains, der den Chefermittler fragend anblickte: „Und was wäre das?“
Gibbs Antwort war so simpel, wie erschütternd: „Mich.“


Die Reaktion des Teams war ebenso simpel. Alle sahen ihn mit einem derart erschrockenen Gesichtsausdruck an, als habe er sich angeschlichen und laut Buh gerufen. Oder als habe er sie beim Auspacken der Weihnachtsgeschenke ertappt. Abby war die Erste, die ihre Sprache wiederfand. Das tat sie sehr deutlich: „Gibbs, das ist nicht witzig und das werde ich nicht zulassen.“
Und um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren, trat sie auf ihn zu, nahm seine Hand und hielt sie fest.
McGee und Tony nickten bekräftigend und Ziva ergriff seine andere Hand.
Dann begann sie, diese zu verdrehen, was Gibbs zu einem überraschten Schmerzenslaut hinriss, ehe Ziva mit gespielter Ernsthaftigkeit sagte: „Ich breche Dir die Hand, wenn Du dich von Ari töten lässt.“
Die nächste Reaktion des Chefs ließ sie zuerst Ziva und dann Gibbs verblüfft anblicken. Er lachte. Lauthals.
Und dann sagte er, lachend: „Schon gut, ich ergebe mich.“
Als Ziva ihn losließ, richtete er zuerst sich auf und dann sein Jackett, ehe er in die Runde blickte: „Ich habe auch gar nicht vor, wirklich mich zu opfern.“
„Und wen dann?“
Gibbs blickte zu Cal herüber, der überrascht auf sich deutete: „Erm? Ich soll mich opfern? Das halt ich aber für eine blöde Idee.“

„Beim ersten Mal, als sie hier waren“, sagte der Agent und fixierte den Captain aus eisblauen Augen heraus, „hat Ari auch auf Sie geschossen.“
„Das stimmt.“, sagte McGee und Tony schaute ebenfalls zum Captain: „Haben wir uns ein paar Feinde gemacht, hm?“
Agatha machte einen abfälligen Laut: „Ihr habt ja keine Ahnung. Ich sag mal so – nicht nur ein Paar. Einmal hat er versehentlich eine der heiligen Glasskulpturen einer Zivilisation…“
Der Captain räusperte sich, schaute Agatha an und warf ihr einen finsteren Blick zu. „Danke, Schatz.“, sagte er – ein wenig zickig -, was Agatha mit einem süßen Lächeln und einem Kussmund erwiderte. Cal rollte mit den Augen und schaute dann zu Gibbs: „Ja, er hat auf mich geschossen. Das wird schon seine Gründe haben, aber… welche. Vielleicht sollten wir erstmal rausfinden, wer mich killen will, ehe wir uns Gedanken darüber machen, wie wir den Killer schnappen?“
Gibbs schaute ihn an, zuckte dann mit den Schultern und seine ganze Körperhaltung schien zu sagen: „Machen Sie, was Sie wollen.“
Dann wandte er sich an sein Team.
„Ari ist auch hinter mir her.“, sagte er knapp und McGee nickte: „Natürlich. Und es gibt eine Möglichkeit, wie wir ihn fangen können, Boss.“
Erneut wanderten die Blicke des Teams um Gibbs zu Captain Cat, der erneut zurückblickte und dabei zu gleichen Teilen Verwirrung, Genervtheit und Überraschung ausstrahlte.
„Was’n nun schon wieder?“, fragte er und schaute zu Agatha: „Verstehst Du das?“
Kurz überlegte die Rothaarige, dann nickte sie grinsend.
„Japp, und ich glaube, die Idee könnte klappen.“


Agatha konnte sehen, wie der Captain erleichtert aufatmete, als er im Shuttlehangar der Dragonfly stand. „Okay, lasst mich unseren Plan nochmal rekapitulieren.“, sagte er und blickte von Agatha zu Ziva, die – beide in schwarze Fliegeruniformen gekleidet – Haltung angenommen hatten. Cal tigerte auf und ab: „Gibbs möchte, dass ihr da gleich runterfliegt, Ari in den Transporterpuffer des Shuttles beamt und ihn dann an die Dragonfly weiterleitet, sehe ich das richtig?“ „Ja, Cal.“, lächelte Agatha, die immer noch stolz und stramm stand. Der Captain drehte sich um, schaute sie an und bemerkte ihre sehr aufrechte Haltung.
„Was wird das, Du stehst doch sonst immer so, wie es dir gefällt?“
Die XO schaute zu Ziva: „Siehst Du, ich sag dir doch, dass man hier nicht Haltung annehmen muss.“
„Es ist einfach ein Zeichen des Respekts.“, sagte die Israelin, „Zumindest haben wir bei solchen Einsätzen beim Mossad immer still gestanden.“
„Ja, aber ihr seid hier nicht beim Mossad.“, meinte der Captain und salutierte ihr dennoch zu, ehe er zu Agatha ging: „Schatz, pass auf dich auf.“
„Mir wird nichts passieren. Ich bin eine gute Pilotin und Ziva hat einen hohen IQ. Sie wird die Shuttlesteuerung sehr schnell lernen, da mach dir keine Sorgen.“
„Ich würde mich allerdings sicherer fühlen, wenn ich mit kommen könnte.“, flüsterte Cal und Agatha rollte mit den Augen: „Calvin Nathan Cat, Du bist nicht der Nabel der Welt. Und du bist kein Gary Stu, der alles kann. Pretty much the contrary, I might add. Und Du weißt auch, dass ich sicher wiederkommen werde.“
Sie lächelte ihm zu, tippte ihm sanft auf die Nasenspitze und ging dann an ihm vorbei.
Der Captain seufzte.



Es war keine schwierige Angelegenheit – ganz und gar nicht. Das Shuttle flog hoch genug über der Erde, um von Ortungsmöglichkeiten möglichst für ein Flugzeug gehalten zu werden, gleichzeitig aber auch tief genug, um die Stelle, zu der Ari gelenkt werden sollte, zu erfassen.

Ziva schüttelte den Kopf, als sie sah, wie einfach der Wagen des Terroristen auf den Navy-Yard-Parkplatz fuhr.

„Da müssen wir wohl nochmal mit der Sicherheit reden.“, sagte sie und Agatha schüttele den Kopf: „Vance hat den Wachmann informiert, dass er die Person, die dem Foto, das er ihm gegeben hatte, ähnlich sieht, sofort durchlassen sollte.“ Die hübsche Israelin drehte den Kopf und betrachtete das konzentrierte Profil Agathas: „Und wie wurde er darauf aufmerksam gemacht, wo sich Gibbs befindet?“

„Das ist eigentlich eine ganz einfache Sache.“, leitete Agatha ein und wendete das Raumschiff nun, sodass es wieder auf die Dragonfly zuschoss, „Wir haben beobachtet, wieviele Handys sich in den Zeiten der Anschläge in eurer Nähe befanden – und anschließend haben wir versucht, herauszubekommen wem diese Handys zuzuordnen sind. Danach haben wir noch einen Blick in die Handyspeicher geworfen und – voilá.“
„Das hätten wir auch gekonnt.“, lächelte Ziva und Agatha nickte: „Japp, haben Sie auch. Was meinen Sie, wer die Arbeit gemacht hat. Abby.“
Damit räusperte sie sich und öffnete einen Kommunikationskanal zur Dragonfly: „This is Shuttle Ihme, requesting landing clearance.“
Anschließend schaute sie zu Ziva, die sie anblickte: „Da wollte ich Ihre Technik aus der Zukunft mal loben…“
Agatha zwinkerte ihr zu: „Dazu haben Sie noch genug Gelegenheit.“
Sie landeten und Ziva schaute die Commander an: „Was meinen Sie, Commander?“
Die hübsche Frau schenkte ihr ein Lächeln, zuckte mit den Schultern und sagte dann : „Wissen Sie, Agatha reicht völlig.“
In diesem Moment öffnete sich die Heckklappe des Shuttles und eine blonde Frau stand, mit vor der Brust verschränkten Armen in Empfangsbereitschaft. Sie trug eine blaue Uniform, einen Arztkoffer und einen Doktorkittel.
„Soll ich Sie auch noch einscannen?“
Die XO nickte und setzte sich dann in Bewegung. Ziva folgte ihr und die hübsche Blonde schloss, mit wehendem Doktorkittel auf. Sie griff nach einem Ding, einer Gerätschaft, die Ziva zuerst an eine Art Zigarettenschachtel und dann, als es aufgeklappt wurde, an einen Taschenrechner erinnerte.

„Keine Sorge“, lächelte ihr die Blonde zu, „Es ist ein einfacher, nicht-invasiver Scan. Wird nicht wehtun.“
Nach zwei Sekunden steckte die Frau das Ding wieder weg und klopfte auf die Brosche, die – wie Ziva inzwischen wusste – ein Kommunikator, also eine Art Handy, war.
„Intrupper an Cat? Ich habe die letzten Daten für den Transfer. Welches Holodeck soll für euch reserviert sein und welches für unseren anderen Gast?“
„Holodeck 1 nehmen wir.“, erklang Cals körperlose Stimme und die Frau nickte: „Gut, werde es einleiten.“
 
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Sie gingen durch ein ziemliches Labyrinth an Korridoren und Gängen, die alle beängstigend gleich aussahen. Agatha musste etwas gemerkt haben und lächelte Ziva beruhigend zu: „Keine Sorge – Ich erklär euch gleich, was los ist.“ Damit stoppten sie vor einem großen Schott. Die hübsche Rothaarige räusperte sich: „Computer – Eintritt.“

Das Schott glitt beiseite und Ziva glaubte, ihren Augen nicht zu trauen.
„Wie können… wie können wir wieder auf der Erde sein?“, fragte die hübsche Israelin und Agatha lächelte ihr zu: „Das ist nicht die Erde. Das ist ein Holodeck und es … ich erkläre es euch gleich.“
Damit betrat sie den Raum und man konnte vom Geländer, das daran hindern sollte, sofort in den Anacostia zu fallen, einen leicht genervten Cal hören. „Ich darf nochmal festhalten, dass ich das alles für eine verdammt blöde Idee halte?“
„Ja.“, sagte Agatha, mit einer gewissen Härte in der Stimme. Der Captain fuhr erschrocken herum und schaute sie dann an: „Wird aber nicht viel bringen, oder?“

Ziva betrachtete den Captain kurz von oben bis unten, tippte dann nachdenklich an die Stirn, wiegte abwägend mit dem Kopf, ehe sie zu Agatha blickte: „Ich weiß nicht, was meinst Du?“
„Naja, ich meine, so rein theoretisch…“
Kurz spiegelte sich Hoffnung in Cals Gesicht wieder, er schien zu denken „Ja, bitte, sagt, dass ich das nicht muss, ich …“
Beide Frauen sagten wie aus einem Mund „Nö“ und Cals Gesichtszüge verrutschten.
Dann trat er auf Agatha zu: „Hör mal, ich möchte nicht erschossen werden.“
„Schatz, Du wirst nicht erschossen. Die Drohne, die hier Aris Platz einnehmen wird, ist mit Betäubungswaffen ausgestattet, die uns für die kurze Zeit von einer halben Minute ausknocken werden. Das reicht, damit wir dort hinfallen können, wo wir es müssen.“
Der Captain seufzte.

„Wer kam nochmal auf diese bekloppte Idee?“
„Das dürfte ich gewesen sein, Cat.“, erklang die Stimme von Gibbs hinter ihm und Cal drehte sich um. Der Chefermittler schenkte seiner Umgebung einen Blick und nickte: „Sieht ziemlich echt aus, nicht wahr?“
„Es ist so echt, wie Sie es wollen, Agent Gibbs.“, erklärte Agatha: „Aber keine Sorge – es gibt sowas wie Sicherheitsvorrichtungen.“
„Die nicht immer funktionieren.“, murmelte Cal leise und schaute Gibbs dann an: „Hm? Haben Sie was gesagt?“

„Die nicht immer funktionieren?“, echote Ziva und Agatha schüttelte den Kopf: „Naja, es gibt hier und da Fälle, in denen… aber das Ding ist zu 99% sicher.“
„Sagte man von der Schwebebahn in Wuppertal auch.“, versetzte Cal und drehte sich um, die Konversation verlassend.
Verblüfft sah Agatha ihm nach, dann zu Ziva und Gibbs: „Entschuldigen Sie mich bitte?
„Natürlich.“
Dann trat der Special Agent zur Seite und sah, wie Agatha auf Cal zuging. Dann schaute er zu Ziva, die sich umschaute. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen und sie wandte sich zu Gibbs um: „Sowas könnten wir im Hauptquartier gebrauchen. Trainingsmissionen, Ermittlungen – das würde damit unglaublich vereinfacht.“

„Stimmt.“, sagte Gibbs und schaute sie dann an: „Es tut mir leid, wenn wir jetzt wieder gegen Ari…“
„Das muss es nicht, Gibbs.“, sagte die hübsche Frau und in ihrer Stimme lag eine gewisse Härte, „Mein Halbbruder hat auch versucht, mich zu töten, erinnerst Du dich? Er hat versucht die Menschen zu verletzen, die ich lie..." Sie brach ab, schüttelte den Kopf, warf kurz einen Blick zu Boden und dann wieder zu Gibbs: „Es muss dir nicht leid tun. Wenn, dann tut es mir leid, dass ich nicht eher habe einsehen wollen, was er für ein Mistkerl ist.“
Der Special Agent atmete aus: „Die Wahrheit zu erkennen, ist nie einfach.“


Ein paar Minuten später standen sie an den Positionen, die sie hatten einnehmen müssen. Agatha und Ziva hatten unter dem künstlichen Wasserfall Position bezogen, McGee und Tony warteten in einem Versteck darauf, herauskommen zu können und Gibbs und Cal lehnten „lässig“ am Geländer. „Programm starten.“, sagte der Captain und atmete dann tief durch. „Wissen Sie, Special Agent Gibbs? Ich steh eigentlich nicht so auf Open Air. Bin mehr so der Raumschifftyp.“
„Sie reden viel.“, stellte der Agent fest und Cal schaute ihn an: „Sie dafür weniger.“
Und schon wieder verpasste Gibbs ihm eine Kopfnuss.
„Hey, was … sagen sie mal was soll das eigentlich immer?“
Der Special Agent schaute, mit nachdenklich verengten blauen Augen auf den Fluss: „Ein Schlag ins Gesicht ist eine Beleidigung. Ein Schlag auf den Hinterkopf ist ein Weckruf.“
„Ah!“, machte Cal und drehte sich mit dem Rücken zum Fluss, sich ans Geländer lehnend.
Kurz schwiegen sie.
Gibbs hatte eigentlich die Hoffnung, dass es so weitergehen würde, aber Cal holte tief Luft und drehte sich dann zu ihm um.

„Wissen Sie, ich glaube, dass sie hinter all ihrer grummligen Fassade eigentlich ein ganz netter Typ sein können.“, sagte er und wartete darauf, dass Gibbs etwas sagte.
Natürlich tat er das nicht – warum sollte er? Er hatte Jahre daran gearbeitet, sich einen Ruf zu erwerben, da würde er das nicht mit einer Unterhaltung mit einem Typen, der meinte , ihn durchschaut zu haben, einreißen lassen.
Er hörte ein Seufzen und warf dann einen Blick zu seinem „Partner“ bei dieser Mission.

Hinter ihm steckte mehr, als man auf den ersten Blick erkennen konnte, dessen war sich Gibbs sicher. Nicht, dass er ihn für jemanden hielt, der, wie Columbo, seine wahre Kompetenz hinter einer Maske aus Idiotie versteckte, aber – er hatte sicherlich irgendwelche verborgenen Talente. Um das festzustellen, muss man jemanden nicht unbedingt mögen, es ist einfach eine Tatsache. Jeder ist mehr, als das bloße Auge zu sehen vermochte.
„Captain?“, erklang die Stimme eines Mannes aus dem Kommunikator, „Die Holodecks synchronisieren sich gleich.“
„Verstanden.“, sagte Cal und schaute zu Gibbs: „Showtime.“
Dann wandte er sich um, schaute, zusammen mit Gibbs auf den Anacostia und schüttelte den Kopf: „Macht es eigentlich Spaß, immer wieder die Lockente zu spielen?“
Nachdenklich blickte der Ältere auf den Fluß.
„Spaß kann man nicht sagen. Aber einer muss den Job machen.“

Das dieser Satz auf Unverständnis seitens des Captains treffen würde, war Gibbs klar, doch er hatte eigentlich gehofft, dass dem nicht so sein würde. Aber Cal blickte ihn an, nickte und sagte: „Ah, klar, logisch, natürlich.“ Kurz pausierte er, blickte dann Gibbs an und fragte: „Moment mal – wie bitte?“
Gibbs ließ sich nichts anmerken, obwohl er innerlich am Liebsten geseufzt hätte. “Regel Nummer 48: Lasse niemals andere etwas machen, was Du nicht auch zu tun bereit wärest.“, erklärte er ruhig und sah, wie der Captain erneut nickte. „Verstanden.“, sagte der Offizier und schaute sich kurz um, ehe er erneut seine Aufmerksamkeit dem Bundesbeamten widmete.
„Wieviele Regeln haben Sie denn?“
„51“, erklärte Gibbs knapp und machte damit eigentlich klar, dass er keine Lust auf eine großartige Unterhaltung hatte.
„Mhm.“, ließ sich Cal vernehmen, lehnte sich dann wieder an die Brüstung und schaute auf die ruhigen Wasser des Anacostia herunter.

„Ab heute wohl 52.“
Nun war es an Gibbs, verblüfft zu schauen.
„Welche Regel wollen Sie mir denn beibringen?“, fragte er und Cal grinste: „When starfleet’s involved, fasten your seatbelt and – boy – be in for a ride.“
Dann schaute der Captain den Agenten an und lächelte schief: „Oder?“
„Stimmt.“, sagte Gibbs und musste ebenfalls lachen, „Die Regel ist zutreffend.“

Irgendwann unterhielt man sich doch noch ein wenig und gerade war Gibbs dabei, Cal über Mike Franks ins Bild zu setzen, als es passierte.
Plötzlich hörte Jethro einen Knall – er wusste natürlich, dass es ein Schuss war – und bemerkte ein Taubheitsgefühl, dass sich von seinem Rücken durch den kompletten Körper ausbreitete. Kurz wurde es dunkel um ihn und als er wieder zu sich kam, war Ari ein paar Meter von ihm entfernt.

Es war natürlich nicht wirklich Ari, das hatte Cal ihnen erklärt, es war eine Drohne, die hier, in diesem Holodeck die Teammitglieder angriff und kurzzeitig betäubte, damit ihr „Tod“ im anderen Holodeck realistischer wirkte. Er konnte sich nicht helfen, und dachte, dass dies der blühendste Blödsinn war, den er je gehört hatte.Aber – der Schweinehund Ari bemerkte im anderen Holodeck offenbar nicht, dass er nur auf Puppen aus Photonen und Kraftfeldern schoss.

Der Computer errechnete, anhand von biologischen Werten, die die blonde Ärztin – Gina, wie sich Gibbs in Erinnerung rief – gesammelt hatte, wie lange Ari benötigen würde, um sie wirklich zu töten und spielte dem Mann im anderen Holodeck anhand der Daten den Tod von Cal, Tony, McGee, Agatha, letztenendes sogar Ziva und ihm, Leroy Jethro Gibbs, vor – anschließend würde eine EM-Entladung den Assassinen betäuben. Das war zumindest der Plan. [color]


Cal schritt auf Gibbs zu, schaute ihn an und grinste vergnügt.
„Naja, hat doch Spaß gemacht, oder?“
Der andere lächelte leicht: „Ja. Wenn man bedenkt, dass Sie ursprünglich nicht mitmachen wollten.“
„Hey, ich habe dafür…“
„Intrupper an Cat?“, unterbrach die Stimme aus seinem Kommunikator die Rechtfertigung des Captains und er betätigte die Brosche: „Ja, Cat hier?“
„Könntest Du mal bitte in die Krankenstation kommen? Ich möchte dir etwas zeigen.“
Verblüfft schaute Cal zu seiner XO, zuckte dann mit den Schultern und wandte sich an Gibbs: „Wir schauen uns euer Verhör gleich auf jeden Fall an. Das lass ich mir nicht entgehen. Der große Gibbs in Aktion? Hey, da bin ich dabei, dat is prima.“
„Cal brich nicht in Karnevalslieder aus, geh lieber zu Gina.“, sagte Agatha augenrollend und als der Captain losrannte, schaute sie ihm hinterher und zuckte dann mit den Schultern: „Entschuldigung. Er ist immer so euphorisch, wenn ein Auftrag fast erledigt wurde.“

„Wir sind aber noch nicht fertig.“, sagte Gibbs und Agatha schaute ihn verblüfft an: „Ich dachte, das Verhör wär nur noch Markulatur.“
Tony trat näher und antwortete: „Nein, das nicht. Wir haben zwar ein paar Punkte, wegen denen wir Ari hinter Gitter bringen können, aber uns ist noch immer nicht klar, wer ihm den Auftrag gegeben hat, uns umzubringen. Oder wer Captain Stone getötet hat. Ich hab das Gefühl, da hängt er auch mit drin.“
„Dazu müssten wir noch einmal Abby befragen.“, sagte Ziva, die sich ebenfalls zu Tony und Gibbs begeben hatte, ehe sie den Grünäugigen anschaute: „Übrigens – toller Tod, den Du da gestorben bist.“
„Nicht jeder kann mit so einer katzenhaften Eleganz gegen Ari kämpfen.“, schnappte Tony und Ziva nickte: „Stimmt wohl. Ich hab gesehen, wie Du gegen Turner gekämpft hast, das war ein Trauerspiel.“

„Er hat mich überrascht.“
„Klar.“, sagte Ziva mit einem Tonfall, der deutlich machte, dass sie dem Halbitaliener nicht ein Wort glaubte.
„Also – wenn ihr euch prügeln wollt, wir haben auch tolle Trainingsdojos.“, sagte Agatha und verstummte aprubt, als sie die bösen Blicke von Ziva und Tony wahrnahm. Schnell murmelte sie ein „Bin schon still“ und fragte sich, was Gina von Cal wollte.

Die Sicherheitskameras, die in der Krankenstation angebracht waren, verzeichneten zu dem Zeitpunkt, als Cal den Raum betrat, das Folgende. Der Captain trat ein, blickte sich suchend um, rief einmal nach Gina und betrat ihr Büro, wo er erschrocken stehenblieb und in eine Ecke des Büros blickte, die von keiner Kamera erfasst werden konnte.



Ari fragte sich, seit wann er wieder bei Bewusstsein war. Der Israeli konnte sich daran erinnern, Gibbs getötet zu haben und dann wieder betäubt worden zu sein. Und auch dieses Mal hatte er einen Kater – Kopfschmerzen, die einfach nicht von dieser Welt waren. Bleischwere Augen, die am Liebsten immer wieder zugefallen wären und ein Bewusstsein, dass sich am Liebsten auch wieder in die dunkelsten Stellen seiner Selbst geflüchtet hätte.

Um ihn herum war es dunkel. Er spürte einen Druck gegen seinen Rücken, einen Druck einer Stuhllehne. Weiterhin bemerkte er, dass seine Hände in Handschellen steckten, die mit dem Stuhl, auf dem er saß verbunden waren, so dass er nicht aufstehen konnte. Es erinnerte ihn an sein Training beim Mossad.Damals war er in der Nacht eingeschlafen und an einen geheimen Ort gebracht worden, aus dem er fliehen sollte. Der Raum musste eine Lampe haben, denn plötzlich wurde es ein wenig heller.Schnell bemerkte er, dass man ihm einen Stoffsack über den Kopf gezogen hatte. Wie damals, beim Training.

Jemand griff ihn und entfernte den Stoffbeutel, der ihn beim Sehen behindert hatte.
Grelles Licht fiel in seine Augen und er musste erst einmal blinzeln.
Dann, als sein Blick wieder schärfer wurde, stellte er fest, dass er in einem der Verhörräume des NCIS war.
Er konnte in den Einwegspiegel blicken, sah sich selbst – erstaunlicherweise hatte er keine Verletzungen, keine Hautabschürfungen, was nach den Prügeln, die er von Ziva bezogen hatte, ein Wunder war.
Erneut blinzelte der Israeli und wäre beinahe zusammengezuckt. Direkt hinter ihm stand eine schwarz-gekleidete Gestalt, in einer Art Panzerrüstung mit einer Art Helm, der ein schwarz-gefärbtes Schutzvisier hatte.

„Name?“, sagte die Gestalt und die Stimme klang mechanisch verzerrt. Beinahe unheimlich, aber er hatte schon schlimmeres und jede erdenkliche Folter erlebt. Also schwieg der Israeli und schaute die Gestalt herausfordernd an. Eine Zeit lang war nichts zu hören, ausser des mechanisch klingenden Atmens der Gestalt, das ihn irgendwie an Darth Vader erinnerte. Eigentlich erinnerte ihn die komplette Figur an den dunklen Sith-Lord, beziehungsweise an eine Kostümsymbiose zwischen Batman und Darth Vader.

„Name?“, wiederholte die Person mit ihrer mechanisch-verzerrten Stimme und Ari hatte das Gefühl, dass sie ihn direkt ansah. Erneut schwieg Ari, erwiderte den imaginären Blickkontakt und sagte nichts.
„Es ist sinnlos, Widerstand zu leisten.“, sagte die Gestalt und ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht des Israeli. Das hatte doch nun sehr stark nach Darth Vader geklingen.
Erneut breitete sich Stille aus, dann beschloss Ari, seine Chance zu nutzen. Er fokussierte die Gestalt und sagte: „Ich wusste nicht, dass der NCIS mit solchen Methoden arbeitet.“
Der Satz war nicht laut gesprochen worden, aber in der Stille des Raumes explodierte er, wie eine Bombe.
Die Gestalt blickte ihn an, atmete, sagte nichts.
Dann ging sie, langsam, als wäre der Anzug 10 Kilo zu schwer für sie, zu dem Stuhl, den normalerweise Gibbs besetzte und setzte sich. Obwohl der Anzug zu schwer wirkte, schienen die Bewegungen lässig. Die Gestalt griff nach der Versiegelung, die den Helm mit dem restlichen Anzug verband, öffnete sie und mit einem lauten Zischen entwich komprimierte Atmosphäre.

„Weswegen bin ich hier?“, fragte Ari und schaute die Gestalt an, „Ich bin ein freier Bürger Israels.“ „Das waren Sie eventuell.“, sagte das Wesen, immer noch mit verzerrter Stimme, „Aber dann beschlossen Sie, Menschen zu ermorden. Unter anderem auch …“

Damit nahm die Person den Helm ab. Zuerst erschien der Mund, der sich leicht ironisch kräuselte.„…Mich.“, sagte der Mann, dessen Stimme nun nicht mehr verzerrt, sondern eindeutig zu erkennen war. In dem Moment, in dem Ari die Stimme hörte, musste er lächeln. Dann nahm der Mann den Helm ab und eisblaue Augen fixierten ihn mit einem amüsierten Funkeln.„Ich wusste doch, dass Sie nicht totzukriegen sind, Gibbs.“, sagte Ari und der Special Agent ließ den Hauch eines Lächelns über sein Gesicht huschen.
„Dann nehm ich mal an, dass die Anderen auch nicht tot sind, und hinter dem Spiegel stehen?“



Tony schaute zu Ziva und lächelte: „Er hätte es anders machen sollen.“
Verblüfft erwiderte die hübsche Frau sein Lächeln mit einem Blick, der eindeutig sagte, dass sie nicht so ganz verstand, worauf er hinauswollte.
„Gibbs.“, erklärte er daher und schaute ihr in die Augen: „Er hatte es schon richtig gemacht, er hatte sich hinter Ari positioniert. Aber dann kam der Fehler. Er hätte ihn mit dem Kopf auf den Tisch knallen müssen.“

Tony demonstrierte es, in dem er einen imaginären Ari am Genick griff und seinen genau so imaginären Kopf in eine nicht minder imaginäre Tischplatte trieb. Dann nahm er selbst die Position ein, fuhr sich ein paar mal über die Lippen und sagte:“ No, No, no, never start with the head. The victim gets all fuzzy. He can’t feel the next…“

Ziva blinzelte und schaute Tony an: “Was wird das?“

Es war mal wieder nicht auszuhalten mit ihm. Er … er trieb sie noch in den Wahnsinn. Das war doch wieder ein Filmzitat, oder?
„Batman – the dark knight.“, erklärte Tony und die hübsche Israelin war geneigt, durch sämtliche Decken zu gehen, die das NCIS-Hauptquartier herzugeben in der Lage war. Sie verhörten da drin ihren Halbbruder, der versucht hatte, sie alle zu töten, der eine Freundin Tonys in den Kopf geschossen hatte, und er zitierte einen Film ?

Sie wollte gerade eine genervte Antwort knurren, doch da fiel ihr was in diesen grünen Augen des Italieners auf. Es flackerte nur kurz, aber es war da. Wut. Zorn. Er würde am liebsten diese Batman-Verhörtaktik bei Ari anwenden und vermutlich hätte er nichts dagegen, es bis zum äußersten zu treiben.

Ein Teil von ihr fand das durchaus interessant – schließlich war sie ja seinerzeit genau darauf gedrillt worden. Und wenn man ihr ein paar Stunden Zeit gäbe – und wenn die Person dort ein anderer Verdächtiger wäre… dann würde sie ihn schon zum Reden bringen. Dieser Teil von ihr wollte Tony zeigen, wie man es richtig machte und gleichzeitig schämte sich ein anderer Teil dafür. Dieser Teil, den sie während ihrer Zeit beim Mossad immer wieder zum Schweigen gebracht hatte, dieser Teil, der jetzt, in den letzten 5 Jahren immer mehr, sukzessive zum Leben erwacht war, verabscheute die Gewalt als bloßes Mittel zum Zweck. Dieser Teil ließ sie erkennen, dass es ihr eigener Bruder war, der dort saß.



Erinnerungen an Somalia schossen ihr durch den Kopf. Damals hatte sie dort gesessen, war unter Drogen gesetzt, geschlagen, elektrogeschockt worden – immer wieder, immer wieder. Sie hatte nicht geredet. Und immer wieder wurde der Preis für ihr Training, für ihre innere Abwehr in Schmerzen, in Blut gezahlt. Es gab die Momente, in denen sie sich komplett zurückgezogen hatte, beinahe katatonisch darauf gewartet hatte, dass man sie abholte, mit ihr dieses Verhör durchziehen würde und sie dann wieder zurück in die Zelle brachte. Etliche Monate musste sie sich dieser Angriffe erwehren, etliche Monate hatte sie geschwiegen.

Und sie war bereit gewesen, dafür zu sterben. Eli hatte sie extrem gut trainiert. Das war es auch, was Ari gerade durchmachte. Und sie wusste, dass man ihm mit Schmerz nur bedingt beikommen würde.



„Sieh mal.“, sagte Tony, und riss sie aus den Gedanken. Im Verhörraum flog die Tür auf – sie wurde nicht vorsichtig geöffnet, sie flog auf, als habe man sie eingetreten und ein, in Sternenflottenuniform gekleideter Calvin Nathan Cat flog förmlich auf den Typen zu, war bei ihm und riss seinen Stuhl mit sich zu Boden. Dann rappelte sich der Captain auf, schaute hasserfüllt auf ihren Bruder und warf dann einen Blick zu Gibbs.

„Gut, sie haben den Schweinehund gesehen, dann lassen Sie ihn durch mich eliminieren.“, sagte er, hart, wütend, mit stoßweise gehendem Atem.
Das schien nicht so ganz zu dem leicht verpeilten Captain zu passen, den sie alle kennengelernt hatten.
Wenn Gibbs verblüfft war, ließ er sich nichts anmerken, dafür warf Tony ihr einen Blick zu, der einerseits ein „Siehst Du, SO wird es gemacht“, anderer seits ein „Du meine Güte, was ist da denn los?“ beinhaltete.
Gibbs war aufgestanden, schaute sein Gegenüber offenbar gleichgültig an und widmete sich dann dem Eindringling.
„Regel 22.“, sagte er nur und Cal erwiderte seinen Blick: „Regel 52.“
Damit beugte er sich nach vorne und versuchte, den Israeli mitsamt Stuhl wieder in eine aufrichte Position zu bringen, was irgendwie scheiterte.

Kurz schaute er zu Gibbs, dieser zuckte mit den Schultern und klappte sein Handy auf.
Ziva zuckte zusammen, als ihr Handy sich meldete. Sie nahm es heraus, warf einen Blick aufs Display und lächelte. Natürlich, das war so typisch für Gibbs. Auf ihrem Display standen drei Wörter. Sie zeigte sie Tony.

„Richtet ihn auf.“

Lächelnd wandte sich der Halbitaliener der blonden Technikerin zu: „Lassen sie veranlassen, dass Ari aufgerichtet wird.“
„Was ist mit Ihnen, Cat?“, fragte Gibbs und Cal, der es irgendwie geschafft hatte, dem Chefermittler und den sie beobachtenden Personen nur seine rechte Körperhälfte zuzuwenden, drehte sich nun vom Profil in die Frontalansicht.



Tony merkte, wie seine Augen anstalten machten, aus den Höhlen treten zu wollen. Die rechte Körperhälfte war tadellos gekleidet und er sah normal aus. Doch die linke Seite… irgendjemand musste ihn ziemlich hart in die Mangel genommen haben. Im Gesicht fanden sich tiefe Schnitte, das Auge war nicht nur blau, es war tiefschwarz, die Haare waren eine einzige, wirre Masse und schon verkrustetes Blut war zu sehen. „Er…“, brachte der Mann hervor und deutete anklagend auf den am Boden liegenden, „Er hat… er hat … Seine Freunde waren auf dem Schiff. Sie haben erst Gina getötet, dann mich angegriffen und wollten verhindern, dass er zum Hauptquartier verlagert wird. Das war aber schon getan worden. Ich… ich habe gesehen, wie sie Agatha in die Krankenstation gelockt und dann umgebracht haben.“

Cals Augen schillerten vor Tränen und sein Körper machte erste Anzeichen, von einem Weinkrampf geschüttelt werden zu wollen. Dann verwandelte sich sein Gesicht in eine Zornesfratze, er wirbelte auf dem Absatz herum und trieb seinen Stiefel in die Eingeweide des Israelis. „Cat!“, sagte Gibbs mit einer Spur Schärfe in der Stimme, die den Captain nicht zu interessieren schien. Mit Tränen, die aus den Augen rannen, trat er noch einmal zu und noch einmal.
„CAPTAIN CAT!“ schrie Gibbs nun und erneut erntete er keinen Erfolg. Dieses mal traf der Stiefel das Kinn des Terroristen.
„Du Schweinehund!“, heulte Cal und wurde, gerade als er sich erneut auf den Mann stürzen wollte, von einer den Raum betretenden Ziva festgehalten.

Sie wusste selbst nicht, wie sie es geschafft hatte, in der Kürze der Zeit zur Stelle zu sein, aber sie griff den Captain und das tat sie keine Sekunde zu früh, denn kaum, dass sie ihn berührt hatte, sackte der Mann zusammen, als habe man einer Marionette die Fäden durchgeschnitten.Auf dem Boden spuckte Ari Blut, aber schaute nicht unzufrieden zur sehr emotionalen Reaktion des Captains. Er lächelte und Ziva merkte, wie ihr Blut kochte. Am Liebsten hätte sie ihn selbst…

„ZIVA!“, riss sie die Stimme Gibbs’ aus den Gedanken und sie schaute ihn an. Dieser warf kurz einen Blick zum zusammengesackten Cal und sie nickte. „Natürlich. Ich bringe ihn raus.“ „Bring… bring mich raus.“, murmelte der Captain und ließ seinen Kopf kraftlos gegen die Schulter Zivas sinken, „Bring… mich in den Nebenraum.“
 
Last edited:
„Alice hinter den Spiegeln.“, dachte sich Tony, wie eigentlich immer, wenn er auf der anderen Seite des Einwegspiegels stand und dem Maestro beim Verhör zusah. In der Regel trank er einen Kaffee, aber sie waren eigentlich sofort von diesem Raumschiff herunterteleportiert worden und da hatte man natürlich keine Zeit, einen Kaffee zu bestellen. Warum der Captain, bevor er den Transport freigegeben hatte, Gibbs den Tipp gegeben hatte, sich einen Raumanzug anzuziehen und einen auf mysteriösen Fremden zu machen, entzog sich Tonys Erkenntnis. Allerdings offenbar nicht der von Gibbs.

Gut – es war ihm eigentlich klar, dass sich nichts der Erkenntnis von Leroy Jethro Gibbs entziehen konnte, der von sich sagte, dass er eigentlich nur G-I-B-S geschrieben würde, das zweite B stünde lediglich für Bastard. Irgendwie bezweifelte er das.

Dann wieder nicht, wenn er eine so erschütternde Szene wie diese sah. Der Captain verlor im Verhörraum die Kontrolle, Gibbs versuchte ihn zu ermahnen, doch nichts geschah. Und selbst, als Ziva sich Cal gegriffen hatte und dieser in ihren Armen kollabiert war, zeigte Leroy Jethro Gibbs keinerlei Gefühlsregung. Der Mann war kalt wie ein Eisberg. Es würde ihn nicht wundern, wenn Gibbs entweder wirklich dieser abgebrühte Hund war, für den ihn alle halten sollten – oder aber wenn seine Unnahbarkeit daran lag, dass er zuviel gesehen hatte, um es an sich heran zu lassen. Die Schrecken des Irak-Krieges, die emotionale Pain, nachdem seine Frau und seine Tochter umgebracht worden waren… das alles hing mit dem Mysterium Gibbs zusammen und er wollte es auch gar nicht knacken.



In diesem Moment öffnete sich die Tür und Ziva half einem sehr schwach und elend aussehenden Calvin Nathan Cat, den Raum zu betreten. „Sie sehen nicht gut aus.“, sagte DiNozzo und Cal warf nur kurz einen Blick zu ihm. Der Captain, den er in den letzten Stunden kennengelernt hatte, hätte vermutlich normalerweise einen Spruch wie „Ach wirklich, Captain Nuss?“ gesagt, aber in den Augen des Mannes stand absolute Leere. Er war in einem Zustand, in dem ihn wohl niemand erreichen könnte - ausser seiner Freundin.

„Maggie, könnten Sie wohl kurz…“, setzte Tony an und die Frau – Maggie Poole – nickte: „Natürlich, kein Problem.“ Damit stand sie auf, verließ den Raum, sodass sich Cal auf den Stuhl sinken lassen konnte.
Mit leeren Augen starrte er zu Ari herüber, der gerade von zwei NCIS-Agenten aufgerichtet wurde.



„Ihr junger Freund hat sich nicht ganz unter Kontrolle.“, sagte der Assassine in diesem Moment und Gibbs zuckte mit den Schultern: „Caitlinn Todd.“
„Was ist mit ihr?“ ,fragte der Mann aus Israel, was Gibbs dazu veranlasste, drei Fotos der Toten auf den Tisch zu legen, „Sie kannten sie.“
„Erzählen Sie mir etwas Neues.“
„Sie haben sie getötet.“
Ari lächelte, spuckte kurz Blut aus und fokussierte Gibbs mit den Augen: „Dafür haben Sie keine Beweise.“
„Wir haben Munition gefunden.“
Der Attentäter nahm eine Haltung an, die ein wenig überlegen wirkte: „Das kann nun wirklich von jedem Gewehr stammen.“
„Lapua. Ihre Fingerabdrücke sind darauf.“, erläuterte Gibbs und Ari schaute ihn an: „Da will mir jemand etwas anhängen. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich es nicht war.“
„Und ich habe damals schon Ihren Vorgesetzten gesagt, dass ich das nicht glaube. Sie waren es, sie haben die nötigen Spuren seinerzeit hinterlassen und ich werde es beweisen.“, sagte Gibbs und wurde von Wort zu Wort eine Spur lauter.

Stilles Amüsement funkelte in Aris Augen und er hätte die Arme vor der Brust verschränkt, wenn die Handschellen es erlaubt hätten.
Es war klar, dass der Special Agent ihn nur aus der Reserve zu locken versuchte. Und wenn diejenigen, die ihn in diese Zeit teleportiert haben, nun alles daran setzen würden, ihn zu befreien, dann würde die Sache definitiv schnell zu Ende gehen. Was konnten schon Erdenwaffen gegen eine Technologie ausrichten, die Laserstrahlen verschießen konnte, die einen schlafen schickten?
Ari war klar – wenn seine „Freunde“ ihn befreien würden, würden sich Gibbs und seine Freunde chancenlos vorfinden. Offenbar hatte man genau das gewusst und geplant.



Der Captain schaute immer noch blicklos zu Ari herüber, murmelte Sätze, die keinen Sinn machten und Ziva war sich sicher, dass er über kurz oder lang komplett dem Wahnsinn anheim fallen würde. Er konnte sich ja schon nicht unter Kontrolle halten, wenn Agatha da war, aber immerhin hatte diese die Möglichkeit, ihn wenigstens ein wenig zu besänftigen. Wenn diese Kontrollinstanz fehlte… sie mochte sich gar nicht ausdenken, was dann war. Der Verlusst dieser Kontrollperson war an sich schon schlimm – aber dass es ausgerechnet Agatha sein musste, die sie als ruhige, verständige, kluge Frau kennengelernt hatte, und die ihr sympathisch war. Vor ihrem inneren Auge blitzte wieder die Bar auf, in der sie gesungen hatte.
Sie sah drei Personen – zwei Männer, eine Frau. Die silber-roten Haare funkelten im Licht des einzigen Scheinwerfers, der nach der Explosion noch funktionierte und sie konnte sehen, wie einer der beiden Männer ihren Kopf in seinen Schoß bettete, die Hände hob und die nussbraunen Augen seine blutüberströmten Hände in Augenschein nahmen. Kurz blinzelte sie mit den Augen, hörte dann vor ihrem inneren Ohr einen Hustenkrampf und dann ein Wort. „River.“
Sie schüttelte den Kopf, fragte sich, was diese Vision zu bedeuten hatte, schaute dann zu Tony, der sie verblüfft anblickte und dann zu Gibbs, der gerade für seine Verhältnisse ziemlich laut geworden war.
Dann öffnete sich hinter ihr die Tür und sie hörte den entsetzten Schrei Cals.
Sie drehte sich um und sah in die grasgrünen Augen Agatha Silverbirds.

Schnell war sie auf den Beinen und schaute zuerst zum Sternenflottenoffizier, in dessen Augen Panik irrlichterte und dann zu Agatha, die unverständlich dreinblickte. „Cal?“, fragte sie und schaute ihn an, „Du siehst ja furchtbar aus, was ist mit dir passiert?“ „Komm nicht näher!“, schrie der Captain und war auf den Beinen, um zu fliehen zu versuchen. Dabei kollidierte er versehentlich mit einer der Konsolen, ehe er an ihr herunterrutschte und dann versuchte, sich unter ihr zu verstecken.

Die XO blickte ihn ratlos an.
„Er hat uns gesagt, sie seien tot.“, sagte Ziva und Agatha blinzelte verdutzt: „Bitte was?“
„Ja – er hat…“
Weiter kam sie nicht, denn im nächsten Moment spürte sie einen Schlag gegen den Rücken und fand sie sich in den Armen der Rothaarigen wieder.
Tony wollte reagieren, aber da traf ihn die Faust des verwirrten Captain am Kinn und sackte in sich zusammen.

„Ihr … ihr gehört alle dazu.“, heulte Cal und begab sich in eine leicht gebückte Haltung, den Kopf ein wenig eingezogen, sodass er ein schwereres Ziel abgab.
Dann fixierte er Agatha, lächelte und zischte: „Oh, wie ihr da gerade standet, das war ja richtig femme-slash.“ Er verlieh diesen Worten eine gewisse Färbung, die Ziva nicht so ganz orten konnte, aber die Augen der hübschen XO weiteten sich: „Was…“

Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment schrie der Captain „MEIN SCHATZ IST TOT!“ und warf sich gegen die hübsche Rothaarige. Ziva konnte nicht anders reagieren, als sie tat, sie warf sich dazwischen und die ihn sie eingebläuten Reflexe traten in Aktion. Sie griff den auf sie zurasenden Captainskörper, verpasste seinem Kinn einen heftigen Schlag und zog ihm die Beine weg. Gleichzeitig griff sie nach seinem Phaser, richtete ihn zuerst auf den benommenen Cal und dann auf Agatha, in deren Augen ehrlicher Schock stand.
„Cal.“, brachte die hübsche Rothaarige hervor, „Ich weiß nicht… ich lebe.“
Und Ziva hatte das Gefühl, dass sie es ernst meinte. Der Angesprochene rappelte sich auf, schaute Ziva mit wildem Blick an und schrie: „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.“

Dann warf er sich auf sie. Sie schaffte es, sich der Attacke des wildgewordenen Offizieres zu erwehren, indem sie ihm erneut gegen das Kinn hieb. Cals Kopf zuckte getroffen zurück, und er ließ sie los.
Sie blickte zu Agatha, die plötzlich von einem roten Energiestrahl getroffen zu Boden ging.
„Verdammt“, schoss es Ziva durch den Kopf, „Er wollte mich nicht – er wollte den Phaser.“
Dann hörte sie ein Klackern, als Cal die Waffe wegwarf und in eine Verteidigungsposition ging.
„Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.“, sagte der Offizier, ließ seinen Nacken kreisen und schaute sie an: „Worauf wartest Du?“

Klang der Captain jetzt nicht sogar ein bischen ruhiger? Sie hatte keine Zeit, großartig darüber nachzudenken, denn plötzlich griff er an. Sie konnte die meisten seiner Attacken blocken, mit Ellbogen, Schenkeln, Treffern gegen Magengrube und Kinn, doch das schien ihn nur noch wütender zu machen.


So langsam aber sicher machte ihn der Mann wütend. Er würde dafür sorgen, dass er nach Gitmo ging – egal, ob es das noch gab, oder nicht. Zur Not würde er ihn persönlich mit einem Paddelboot dort aussetzen. Gibbs fragte sich sowieso, warum er das ganze Theater eigentlich mitgespielt hatte. Vielleicht hatte er sich gedacht, dass zwei, oder drei Offiziere aus der Zukunft tatsächlich Ahnung hätten, wie man mit einem Terroristen umginge, doch dies war ein Trugschluss. Und auch er kam gegen die aalglatte Art des Mannes nicht mehr an. Dafür war es ein zu schwieriger, ein zu komplizierter Tag gewesen. Vielleicht sollte man die Sache doch abbrechen, und fortsetzen, wenn er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, wenn er…

Das laute Klirren von Glasscherben irritierte ihn. Und ehe er merkte, was passiert war, war der 70 Kilo schwere Körper von Calvin Nathan Cat an ihm vorbeigeflogen, hatte sich auf dem Tisch abgerollt, Ari einen Schlag verpasst, die Waffe gegriffen und auf Ziva angelegt. Und natürlich gefeuert. Der rote Strahl hüllte die hübsche Frau in einen Kokon aus Energie und ließ sie dann in sich zusammenfallen. Gibbs hörte sich selbst, wie er innerlich ein lautes „NEIN“ schrie. Schnell ging er auf den zerbrochenen Spiegel zu, warf einen Blick in den Raum und stellte fest, dass Tony, Agatha und Ziva am Boden lagen.
Agatha? Hatte Cal nicht gesagt, sie sei tot? Auf dem Absatz wirbelte er herum, sah, wie Cal seinen Phaser auf ihn gerichtet hatte und höhnisch fragte: „Was darfs sein? Bist Du für mich, oder gegen mich?“

Purer Reflex ergriff Besitz von Gibbs Körper - er hatte seine Pistole gezogen und schoss drei mal auf die Brust des Captains. Der Captain taumelte zurück, schaute ihn an, schüttelte den Kopf und sagte: „Dumme Idee.“

Und dann, als Cal auf ihn angelegt hatte, wusste er, dass der Mann, der da auf ihn zielte nicht Cal war. Erneut zuckte sein Finger und erneut wurde Traceless getroffen – doch in diesem Moment hörte er ein lautes, schrilles Pfeiffen und wusste, dass es aus war. Betäubt ging er zu Boden.


Ari Haswari war ein wenig überrascht, als er mitbekam, was um ihn herum geschah. Die Schlägerei im Nachbarzimmer hatte er nicht mitbekommen, aber als dann der Typ durch das Fenster geflogen kam, konnte er sich nicht helfen und diese Situation zumindest mit dem Heben einer Augenbraue quittieren. Der Mann krachte auf den Verhörtisch, rollte sich ab und kam rechts hinter ihm zum Stehen.
Und nun wurde es richtig merkwürdig, denn der Typ hob eine dieser seltsamen Waffen, die man genutzt hatte, um ihn schlafen zu schicken und feuerte. Es war eine Sache, seiner eigenen Halbschwester, nachdem sie ihn verraten hatte, eine Kugel in den Kopf zu jagen, aber es war eine andere Sache, jemandem, der sie mit diesem Laser ausser Gefecht setzte, nur dabei zuzusehen. So etwas machte keinen Spaß und wenn er es getan hätte, wär es in der Familie geblieben.

Nun jedoch sah er, wie Ziva in einem Kokon aus roter Energie erstrahlte wie ein Diamant, dann einen Laut von sich gab, der nach einer Mischung aus überraschtem Keuchen, schläfrigem Stöhnen und Seufzen klang, ihre Augen nach oben verdreht wurden und der komplette Körper in sich zusammensackte. Wenn man wusste, wonach man zu suchen hatte, konnte man gerade eine extreme Überraschung in Ari Haswaris Gesicht ausmachen.

Dann knallte es – laut, hässlich – und Ari wusste, was die Quelle des Geräusches war. Eine Pistole hatte sich zwei Mal in den Körper des Mannes, der ihn erst getreten hatte und nun offenbar umzubringen versuchte, entladen und der Assassine fragte sich, ob es für ihn nicht billiger käme, wenn der Mann jetzt tot wäre und er sich einfach nur des Verhörs durch Gibbs stellen müsste. Wobei sich da natürlich die Frage stellte, ob er ihn überhaupt zu diesem Zeitpunkt verhören würde, schließlich gab es genug, worum er sich kümmern müsste. Doch diese Überlegung wurde ihm abgenommen. Der Mann, der zwei mal angeschossen worden war, richtete seine Waffe auf Gibbs und feuerte. Auch der Grauhaarige erstarrte in der Bewegung und kollabierte. Dann wandte sich der Mann ihm, Ari Haswari, zu und hielt ihm die Waffe unter das Kinn.



„Also, wie sieht es aus? Wollen Sie kooperieren, oder soll ich abdrücken?“, erkundigte sich der Mann höflich und schaute ihm in die Augen.„Sie können mir gar nichts.“, zischte der Israeli, „Diese Waffe betäubt ihre Opfer nur, sie tötet sie nicht.“ „Oh“, lächelte der Mann, den Gibbs vorher „Captain Cat“ genannt hatte, und bei dem sich der Attentäter fragte, von was er überhaupt Captain war, „Alles eine Einstellungssache. Diese Waffe kann nämlich auch töten. Und wenn ich Ihnen die Waffe nah an den Körper drücke, kann selbst eine leichte Betäubung für sie tödlich sein.“ Ari stellte nun seinerseits Blickkontakt her und hatte das Gefühl, dass sein Gegenüber die Wahrheit sagte.

„Was halten Sie von einem Spiel.“, erkundigte sich der Captain und presste ihm die Mündung der Strahlenkanone stärker gegen den Adamsapfel, „Ich zähl bis drei und sie erzählen mir alles, was ich wissen möchte. Dann gewinnen Sie. Muss ich bis vier zählen, drücke ich ab, sie sterben und verlieren.“ „Und was ist mit ihren Freunden, die sie hier so wunderbar ausgeschaltet haben, ‚Captain’?“, fragte Ari und Cal lächelte: „Oh – wissen sie, ich muss Ihnen ein kleines Geheimnis anvertrauen. Ich bin nicht Captain Cat.“ Damit griff er an seinen Halsansatz und zog sich eine lebensecht wirkende Gummimaske vom Kopf. Darunter war vernarbtes Gewebe zu erkennen, rötliche Haut, die sicherlich furchtbar jucken musste. „Nennen Sie mich… Traceless.“, erklärte er mit einem kurz über seine Lippen laufenden Lächeln, und mit der Nennung dieses Namens veränderte sich die Stimme. Klang sie vorher eigentlich recht normal, war sie nun nahezu kehlig.

„Ich wollte Sie auch nicht lange aufhalten.“, sagte Traceless nun, mit einem Hauch von Spott in der Stimme, „Aber, wenn Sie mir noch kurz sagen könnten, wer Ihnen die Aufträge gibt, wäre ich Ihnen sehr verbunden.“
„Warum sollte ich das tun?“
„Eigennutz.“, erklärte der Mann, stand auf und schaute zu Gibbs herüber: „Parallel universes – they make a mess out of things.“ „Parallele Universen?“, fragte der Attentäter und Traceless nickte: „Ja – es ist furchtbar. Wissen Sie, wie lange ich brauche, um ein Universum ins Chaos zu stürzen? Wie soll ich denn mit mehreren Universen arbeiten, eventuell noch mit Gegenstücken, die genau dieses Ziel, das ich habe, auch teilen, sich allerdings dabei durch Scharmützel aufhalten lassen, oder vielleicht sogar welche, die der Gerechtigkeit helfen. Gerechtigkeit.“ Er schüttelte sich. „Hilfe. Gerechtigkeit, Ordnung – das ist doch langweilig.“

Er warf einen Blick in den Raum, in dem die bewusstlosen Agenten lagen.
Schnell stieg er durch die zerstörte Scheibe wieder in das Zimmer, legte die bewusstlose Ziva auf den Rücken, klopfte kurz ihre Tasche ab, fuhr ihr über die Beine, stoppte bei ihrem linken Fußfessel und nickte: „Aha, hier haben wir es.“ Damit zog er ein Jagdmesser aus einer verborgenen Scheide und stieg, lächelnd, wieder zurück in den Verhörraum.

„Ihre Halbschwester ist ziemlich geschickt.“
Damit wandte er sich nochmal um, blickte in den Raum und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Wenn Sie das jetzt nur sehen könnten. Das Chaos ist doch das Urelement. Da liegt jeder so, wie er gefallen ist. Und aus diesem Grund mussten die Sie , Mister Haswari ja auch durch dieses Szenario schicken. Computer sind zu berechenbar. Es ist fürchterlich.“ Er schaute nun zu ihm, und ging auf den Attentäter zu.

Die Klinge durchtrennte die Kabelbinder, mit denen man Ari festgemacht hatte und als der Attentäter die Hände bewegte, um den Kreislauf wieder anzukurbeln, sprang der Andere lässig wieder in den Beobachtungsraum und schob der Ohnmächtigen das Messer wieder in die dafür vorgesehene Scheide. Dann kam er zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute zu Ari. „Also – ich mach es ganz knapp und Simpel. Cal hat gelogen, er hatte natürlich nie vor, Sie in irgendeiner Art und Weise aus dem Zeitfluss rauszuhalten. Er hätte sie, nachdem er sie gefangen genommen hätte, in die Vergangenheit gebracht, damit Sie dort den Tod, der sie geschichtlich ereilt hat, finden werden. Ich kann Ihnen etwas Anderes anbieten. Zwar müssen Sie sterben, aber – sie haben ja schon bemerkt, dass ich Heilungskräfte besitze. Ich könnte mich als Sie ausgeben und mich dann von ihrer schnuckligen Halbschwester erschießen lassen. Irgendwann wache ich auf, entkomme, nehme eine andere Gestalt an und Sie sind fein raus. Ich muss nur den Verantwortlichen finden. Ich muss nur denjenigen finden, der Sie einsetzen will.“

So langsam, aber sicher wurde die Geschichte unglaubwürdig. Dieser Mann war offenbar verrückt, wenn er glaubte, dass er ihm diese Story abkaufen würde. Er verschränkte die Arme. „Sie können mir ja viel erzählen.“, sagte er und zog den Kopf ein wenig zurück, die Augenbrauen gehoben und die Lippen aufeinander gepresst. Deutlicher konnte man Überraschung oder Mißtrauen nicht zeigen.

Traceless lächelte. „Ich kann sie überzeugen.“
So sagte er und schon in der nächsten Sekunde unterlief sein Gesicht einer Metamorphose. Es wurde schmaler, die Narben verschwanden, die rötliche Haut ebenfalls und nach ein paar Sekunden saß ein weiterer Ari Haswari im Raum.
Als der Ari, der Traceless war, sprach, hörte der Echte seine eigene Stimme. „Reicht das als Deomonstration meiner Fähigkeiten?“ Das Original lachte kurz auf, schaute seinen Doppelgänger an und nickte, ehe er beschloss, die Sache kurz, schmerzlos und genau auf den Punkt zu bringen.
„Und warum wollen Sie mich retten?“

„Sagen wir so… ich mag Wildcards. Ich mag unberechenbare Personen, ich finde es sehr gut, wenn sich jemand nicht so verhält, wie er sich verhalten sollte. Und ich finde es sehr gut, wenn jemand für seine Überzeugungen einsteht.“, erklärte der andere Ari und schaute das Original an. „Oder wie sehe ich das?“
Ein leichter Hauch von Spott tauchte in seiner Stimme und Ari lächelte.
„Und bevor ich mich – also Sie – rette, muss ich wissen, wer es für richtig hält, Raum und Zeit dadurch zu gefährden, dass er Sie auf dieses Team ansetzt und sie dafür aus Ihrer eigenen Zeit extrahiert.“
Der Israeli zuckte mit den Schultern.
„Ich habe sie nie gesehen. Man betäubte mich immer, bevor ich irgendwas Genaueres erkennen konnte. Ich weiß nur, dass mein Kontakt einen Anzug trug. Mehr weiß ich auch nicht.“

„Sie scheinen zu übersehen, was ich Ihnen anbiete. Sie können in dieser Zeit bleiben, oder mit mir in die Zukunft kommen. Ich setze sie auf Risa aus, einem der tollsten Planeten der Geschichte. Oder wir beide machen uns auf, das Universum ins Chaos zu stürzen. Auf jeden Fall sind Sie frei, zu tun und zu lassen, was sie wollen.“ „Ich verstehe Sie schon, Traceless, ich kann Ihnen nur nicht sagen, was ich nicht weiß.“, erklärte der Attentäter und sein Gegenüber lehnte sich im Stuhl zurück.„Hm.“, machte er, kaute nachdenklich auf der Unterlippe und nickte dann: „Ich glaube Ihnen. Aber – die müssen Sie doch irgendwie kontaktiert haben. Hat man Ihnen ein Handy gegeben?“ „Nein.“, log Ari und Traceless schaute ihn an: „Wirklich nicht?“
Der Attentäter wusste, dass er nun an einem kritischen Punkt angelangt war. Wenn er jetzt diese Trumpfkarte, das Handy, einfach so ausspielte, dann würde er ihn sicherlich genau so verraten, wie die, die jetzt nichts taten, um ihn zu befreien.

Sowas musste geplant sein.
„Wirklich nicht.“, erklärte er daher.
Traceless zuckte mit den Schultern.
„Und wie kontaktieren die Sie dann? Brieftaube? Würde ich zu gerne sehen.“, sagte er und lehnte sich zurück, den Anderen mit den Augen fixierend. „Wenn“, setzte Ari an und hob mahnend einen Zeigefinger, „ wenn ich Ihnen sage, wie die mich erreichen, lassen Sie sich an meiner Stelle von Ziva erschießen und versichern mir, dass ich meines Weges gehen kann?“

„Natürlich.“, sagte Traceless und schaute ihn mit ehrlicher Überraschung an: „Sagen Sie bloß, Sie zweifeln an meinem Wort. Das gilt in über 400 Sternensystemen.“ „Es gibt Millionen.“, erklärte Ari und lächelte: „Ich möchte, dass Sie mir Zeigen, was Sie können.“ Traceless deutete auf sein Gesicht: „Reicht das nicht?“
„Nein. Ich will Sehen, dass Sie mich genau so durch Raum und Zeit teleportieren können, wie die Anderen.“

Der Verbrecher lächelte: „Oh, aber natürlich, Mister Haswari. Ich meine, es gibt doch so was wie Ehre unter Dieben. Wo wollen Sie hin? Risa? Die Frauen dort sind sehr nett und sehr zuvorkommend. Man muss ihnen nur sagen, dass man Jamaharon will und man bekommt es.“ „Jamaharon?“, echote Ari und Traceless lächelte: „Sex. Wir sind in der Zukunft zwar soooo fortgeschritten, aber das umschreiben wir halt immer noch gerne. Und es klingt doch definitiv besser, als die Begriffe, die Ihr hier dafür habt.“

„Nein, ich weiß schon, wo ich hinmöchte. Wo, und wann.“, lächelte nun Ari und flüstere es Traceless ins Ohr. Dieser grinste: „Oh, das ist eine tolle Idee. Das lässt sich einrichten.“ Schnell metamorphierte er Aris Gesicht in das von Cal und klopfte auf seine Brosche. Dann hyperventilierte er ein paar Atemzüge und presste hervor: „Cat an Dragonfly. Notfalltransport. Zwei Personen zum Beamen.“
„Verstanden.“
Traceless Grinsen wurde breiter, er griff Aris Schulter und schaute ihn an: „Das wird lustig.“
Dann dematerialisierten sie.
 
Last edited:
Vor knapp fünf Jahren

Als Ari den Mann losließ, schaute er sich um und konnte nicht anders, als wenigstens ein wenig verblüfft zu sein. Tatsächlich. Nachdem der Mann, der sich Traceless nannte, mit ihm zu diesem anderen Ort teleportiert war, hatte er die Frau, die Traceless „Chief“ genannt hatte, mit einem Schuss aus seiner Waffe von den Beinen geholt, war dann um die Konsole getreten und hatte andere Koordinaten eingegeben. Dann waren sie hier gelandet. Hier – in einer Vorstadtsiedlung, die Ari nur allzu bekannt vorkam. Von hier hatten seine Auftraggeber ihn seinerzeit abgeholt und das erste Mal betäubt, hier hatte er ursprünglich die komplette Komödie um Leroy Jethro Gibbs beenden und ihn erledigen wollen. Er fragte sich zwar immer noch, woher die Anderen wussten, was er vorgehabt hatte, aber – sie hatten ihn von hier entführt und nun war er wieder dort, wo alles angefangen hatte. Aber – stimmte auch das Jahr?



Gerade, als er sich davon überzeugen wollte, packte Traceless ihn und warf sich mit ihm in ein Gebüsch. Den Grund dafür erfuhr er in dem Moment, als er selbst an sich vorbeiging, zweifellos mit der Intention, Gibbs zu ermorden. Verdammt, sie waren tatsächlich in einer Art Zeitmaschine unterwegs. Als die merkwürdig maskierten Figuren sein anderes Ich schnappten, spürte er die schwere Hand Traceless auf der Schulter. „Nicht eingreifen.“, erklärte er und deutete auf den anderen Ari, der gerade im Griff seiner Häscher zusammensank und in einen Lieferwagen verfrachtet wurde.
Der Israeli schüttelte in bloßer Verblüffung den Kopf: „Das überzeugt mich wirklich.“
Traceless grinste, als er sich aus dem Gebüsch schlug.



„Was machen wir hier?“, fragte er und schaute sich um. Ari zuckte mit den Schultern: „Da vorne wohnt der Mann, mit dem ich noch eine Rechnung offen habe.“
„Gibbs?“
„Woher wissen Sie das?“
Traceless verschränkte die Arme vor der Brust: „Das ist doch nun geschichtlich überliefert. Auch, wie es ausgehen wird. Sie werden in das Haus einbrechen und versuchen, Gibbs von der Kellertreppe aus umzubringen.“
Der Israeli schaute ihn an und nickte beeindruckt.
„Prinzipiell bin ich eher für die Idee, dass Sie sich durch den Keller schleichen und ihn versuchen, mit seiner eigenen Waffe zu erschießen.“
„Hm – das hat eine gewisse Ironie.“
„Stimmt.“, erklärte Traceless, „Und – wenn wir ehrlich sind: Wenn er sie sieht, wird er doch viel mehr Angst vor Ihnen haben, und das wollen sie doch.“

Ari lachte: „Angst? Ich bitte Sie. Ich weiß, dass ich ihm überlegen bin. Mit Angst machen hat es nichts zu tun. Er soll wissen, dass ich ihm überlegen bin. Darum geht es.“
„Überlegenheit, ja?“, fragte der andere Verbrecher, „Ich kann das nachvollziehen. Auch das Ding mit Ihrer Schwester. Sehen Sie, meine Schwester ist Bordärztin an Bord des Schiffes, das auch noch die Nulpe kommandiert, die ich…“
Ari schaute ihn an: „Ich habe mich nicht an Ihrer Lebensgeschichte interessiert gezeigt, Mister Traceless.“
Der Mann mit den tausend Gesichtern nickte. „Ich verstehe.“
„Und ich werde da jetzt reingehen.“, sagte der Israeli und machte sich auf den Weg.
Traceless sah ihm lächelnd hinterher: „Viel Glück, Mister Haswari.“
„Ich werde kein Glück brauchen.“, erklärte der Andere und verschwand aus dem Sichtfeld des Verbrechers.
Traceless blickte noch einmal kurz dem Israeli hinterher, betätigte dann seinen Kommunikator und sagte, mit der Stimme Cals: „Cat an Dragonfly? Holen Sie mich hoch.“



„Verdammt.“, murmelte Samantha Carter und der hübsche Rotschopf Agatha Silverbirds fuhr zu ihr herum, „Was gibt es?“
„Wer auch immer die Typen sind, die hier ihre Basis aufgebaut haben, die Passwörter sind auf eine Art und Weise verschlüsselt, die ich erst einmal verstehen muss.“
Agatha seufzte.
Es hätte eigentlich ganz einfach sein können. Sie wollte nur Cal von seiner 5-Jahres-Mission mit dem SGC abholen und just in diesem Moment hatte man dem SGC einen Tipp zukommen lassen, dass es in einem kleinen, schnuckligen Drei-Etagen-Haus offenbar eine Scheinfirma gab, die mit dem NID in Verbindung stand. Eigentlich wollte Agatha nicht mit, sie wollte auch Cal sofort mitnehmen – sollte das SG-1 doch die Aufgabe lösen. Wofür waren sie denn schließlich das Team?
Jack O’Neill blickte durch die heruntergelassenen, roten Jalousinen des Hauses nach draußen, schob sie kurz hoch, und sagte, in seiner typischen Art: „Carter, Sie sollten sich beeilen. Wir bekommen Besuch.“



Cal trat ebenfalls ans Fenster und spähte hindurch.
„Hm, gut bewaffneten Besuch. Sind das P90er?“
Der Colonel hob seinen Feldstecher an, blickte hindurch und nickte: „Japp. Das kann noch lustig werden.“
„Lustig nennt er das?“, fragte Agatha und Sam zuckte mit den Schultern, „Er ist immer so.“
„Er kann Sie hören , Carter.“, ließ sich Jack vernehmen und die hübsche Blonde rollte kurz mit den Augen, ehe sie lächelte: „Natürlich, Sir.“
Dann verrutschten ihre Gesichtzüge: „Verdammt! Die Blockade ist zu gut. Ich kann da nur ein paar Tricks versuchen.“
Sprachs und hackte auf die Tastatur ein.


Von Außen drangen erste Schüsse an das Ohr der Eindringlinge.
Cal und Jack schauten sich an: „Partytime.“
Der Colonel stürzte los, der Captain wollte ihm folgen, stoppte in der Tür und schaute zu Agatha: „Alles in Ordnung?“
Die Rothaarige rollte gespielt genervt mit den Augen: „Meine Güte, mach endlich, Du Held.“
Dann wandte sich die hübsche Frau an die Blonde, die am Computerterminal verschiedene Eingabemöglichkeiten ausprobierte.
„Carter?“, erklang die Stimme Jacks aus ihrem Funkgerät, „Ein paar gute Neuigkeiten wären nicht verkehrt.“
„Tut mir leid, Sir. Die Verschlüsselung ist zu abstrakt.“
Damit warf sie einen Blick zu Agatha, die mit den Schultern zuckte: „Mich darfst Du nicht fragen. Ich kenn mich nur mit unserem Betriebssystem aus, aber das da ist ja…“
„Finsteres Mittelalter?“, bot Sam lächelnd an und deutete auf die Tür: „Dein Freund hat so reagiert, als er das erste Mal mit einem Computer arbeiten musste, der nicht sprachgesteuert war. Ihm dabei zuzusehen, wie er tippt, ist immer wieder eine Freude.“
Agatha grinste.
„Japp, so ist er.“
Kaum, dass sie das gesagt hatte, kamen auch schon Daniel, Teal’c, Jack und Cal in den Raum gehetzt.
„Es wird ein wenig eng hier.“, stellte Jack kurz fest und schaute dann zum Captain herüber: „Wär nicht verkehrt, einen von deinen Starfleettricks auszuspielen, Cal.“
Der Angesprochene schaute zu Agatha herüber, seine Augen wurden größer und er blickte den Colonel verdattert an: „Was? Erwartest Du von mir, dass ich jetzt mal eben den Phaser raushole und einen auf Actionheld mache?“
„Naja, du hast oft genug gesagt, dass du, wenn du die Chance bekommen würdest, beweisen könntest, was in Dir steckt.“, grinste Sam vom Computer her und Jack nickte: „Bitte, hier ist deine Chance.“
Der Captain schluckte.
„Erm.. . naja, …“
Er schaute ein wenig hilflos zu Agatha, die mit den Augen rollte und ihm ein mitleidiges Lächeln schenkte. Dann griff sie in die Tasche ihrer Einsatzweste.
„Bitte, eigentlich wollte ich es Dir noch nicht geben, aber…“
Damit legte sie einen kreisrunden Gegenstand in die Hand des Captains.
„Was is n das?“, fragte er und schaute sie fragend an.
„Ein Schildemitter. Befestige ihn dort an der Tür und wir sind für ein paar Minuten sicher.“
„Das trifft sich.“, sagte Sam, „Ich hab nämlich inzwischen das System entschlüsseln können. In ein paar Minuten kann eure Dragonfly uns rausbeamen.“
Der Captain betrachtete das Ding in seiner Hand und grinste: „Na, dann kann ich uns ja n paar Minuten kaufen.“
In dem Moment knallte es laut und hässlich und die Tür, in der Cal stand, hatte plötzlich eine rote Färbung bekommen.
Der Captain schaute verblüfft auf das Loch in seiner Brust, taumelte und ließ den Generator fallen. Jack schnappte ihn sich, richtete sich auf, schoss auf denjenigen, der auf Cal geschossen hatte und aktivierte den Generator.
Agatha war aufgesprungen, hatte sich zu Cal begeben und fing ihn auf, als er fiel.
„Es tut… weh.“, stellte er fest und schaute in ihre Augen. Dann wich das Leben aus ihnen.



Agatha Silverbird fuhr hoch und sah ihren Freund vor sich hocken. Er griff nach hier, hielt sie fest und sagte: „Hey, ruhig, ganz ruhig, du hattest einen schlechten Traum.“ Sie nickte und schaute sich um. „Hast Du tatsächlich Tony k.o. geschlagen?“
„Schatz, ich… es tut mir leid.“, sagte ihr Freund und Agatha hatte das Gefühl, dass man ihr den Boden unter den Füßen weg zog. „Was tut dir leid?“, fragte sie und Cal machte eine allumfassende Geste, die der ganzen Situation galt, „Das hier.“ „Das hier?“, echote Agatha und merkte, wie in ihr leiser Inngrimm aufstieg, der sich, je mehr er sprach, nur noch verstärkte.


„Schatz, ich… es … wie kann ich es dir erklären? Schau mal, Ari gehört nicht in diese Zeit. Ich… ich musste ihn hier rausschaffen.“ Die hübsche Rothaarige legte den Kopf schief, stand auf und schaute nun auf ihn herunter, da er immer noch kniete: „Soll das heißen, dass Du das alles abgezogen hast, damit du das Vertrauen von Ari gewinnen und ihn in die Vergangenheit schicken konntest, damit er dort erschossen werden konnte?“ „Ja, so ungefähr.“, erklärte der Captain und Agatha seufzte: „Dann bin ich ja mal gespannt, was Gibbs dazu sagen wird. Und du wirst es ihm erklären.

Cal schluckte: „Könn… Können wir das nicht so deichseln, dass es für sie wirklich Traceless war? Ich meine, es macht doch keinen Unterschied.“ Die hübsche XO trat auf ihn zu, schaute ihm in die Augen und verpasste ihm dann eine schallende Ohrfeige: „Erstens sei ein Mann und steh zu deinen Taten, zweitens, es mag sein, dass es für die hier keinen Unterschied machen würde- für mich macht es jedoch einen. Himmelherrgott, ich habe schon Angst gehabt, dass Du verrückt geworden wärest.“

„Nicht mehr als sonst.“, sagte Cal und schaute sie ein wenig bedrückt an: „Ich meine nur… ich… können wir das nicht vergessen?“
„Nur, wenn Du mir ein Erdbeerparfait bringst.“
Cal blinzelte kurz und plötzlich schien es so, als sei alle Kraft aus ihm gewichen. Er sackte in sich zusammen und Agatha fing ihn auf, ehe er allzuhart aufschlug.
Dann überlegte sie kurz und ließ ihn doch hart aufschlagen.
Das Codewort, dass Gina ihm damals verpasst hatte, funktionierte also noch und das war gut so. Wenn der Captain tatsächlich die Sache so drehen wollte, dann… würde sie ihm dabei gerne zur Hand gehen.
Wenngleich sie die Erinnerung daran, wie Traceless den Captain ausgeschaltet hatte, ein wenig frisierte. Leise lächelte sie in sich hinein. „Strafe muss sein.“, murmelte sie, ehe sie sich vorbeugte, und dem Captain die Instruktionen ins Ohr flüsterte. Binnen Sekunden hatte er das, was tatsächlich passiert war, vergessen.



Vor fünf Jahren

Leise und vorsichtig schlich sich der Attentäter durch das Haus Gibbs. Wenn sich der Terminplan des grauhaarigen Special Agents nicht geändert hatte, war er just in diesem Moment immer noch im Hauptquartier und so würde er Zeit genug haben, seinen Plan auszuführen. Tatsächlich erschien ihm die Idee, sich Gibbs mit seinem eigenen Gewehr zu stellen, durchaus faszinierend. Warum nicht?

Er schenkte seiner Umgebung einen kurzen, analytischen Blick. Die Wohnung als solche war zwar gemütlich, aber er hatte das Gefühl, dass Gibbs eigentlich permanent auf gepackten Kisten saß. Natürlich fand er eine Couch und als er ins Schlafzimmer blickte, ein Bett, aber – die Atmosphäre wirkte doch ziemlich kalt.

Eigentlich nicht verwunderlich, wenn man beachtete, woher Gibbs kam. Schließlich war er ehemaliger Marine und von daher ständig im Einsatz. Jemand, der immer wieder von seinen Lieben geholt werden konnte, wurde in der Regel wenig sesshaft. Natürlich fand er ein Haus, eine schöne Gegend, aber – die Gemütlichkeit war doch ziemlich vernachlässigt worden. Das Haus erinnerte ihn an seine eigene Wohnung, in der er auch nie wirklich die Koffer ausgepackt hatte.


Immer auf dem Sprung, immer auf Reisen.
Gibbs war auch so ein Typ und so überraschte es ihn nicht, dass der einzige Ort, der Tatsächlich sowas wie eine gewisse Geborgenheit ausstrahlte, der Keller war.
Er musste grinsen. Da stand tatsächlich ein Boot im Keller. Wie wollte der Mann es aus dem Keller bekommen? Aber – Hobbys brauchte der Mensch.
So schaute er sich um.

Erneut legte sich ein Lächeln auf die Lippen des Israelis, als er die Gläser voller Schrauben sah. Einmachgläser, ohne jeden Zweifel, die – vermutlich, wenn ihn sein Blick auf die Burbonflasche nicht trog, binnen Sekunden in Trinkgläser umgewandelt werden konnten.
Es war einfach nur faszinierend. Gibbs war das berühmte Mysterium, umgeben von einem Rätsel, eingebettet in einen Widerspruch. Ari musste nicht einmal groß suchen – das war ein Minus für Gibbs. Das Gewehr – eine ‚Kate’, die Ironie war unverkennbar – so offen liegen zu lassen… da bettelte man doch darum, damit erledigt zu werden. Und wenn sich niemand anders anbot, dann musste er diesen Job tun.

Ziva David konnte gar nicht glauben, was sie da sah. Ihr eigener Halbbruder, der Mann, dessen Kontrolloffizier sie war, hatte sie und den Mossad verraten. Hass quoll in ihr empor und sie fragte sich, wen sie mehr hasste. Ihn, weil er ihren guten Glauben ausgenutzt hatte? Ihren Vater, weil er Ari ausgebildet hatte und dennoch bereit war, ihn für eine gute Zusammenarbeit mit dem NCIS zu opfern? Oder doch sich, weil sie keine andere Wahl hatte, als diese Befehle auszuführen, die ihr Vater ihr gegeben hatte? Sie musste es tun, denn in diesem Moment hob Ari die Kate Gibbs und wollte ihn erschießen.
„Vergib mir, Bruder.“, murmelte sie auf Hebräisch und feuerte.

Getroffen ging Ari zu Boden.
 
Last edited:
Kapitel 14



Cal riss seinen Phaser hoch, doch drei Treffer ließen ihn zu Boden gehen.


„I can’t resist“…
BOOM
Direkt neben Ihr ging diese Bombe hoch. In einem Anflug puren, lebensrettenden Aktionismusses riss sie die Arme hoch, schützte ihr Gesicht von den sengendheißen Schrapnellen und merkte, wie die Druckwelle sie – einer lebenden Puppe gleich – von der Bühne trug. Ihr Körper sah sich in diesem Moment einer ungeheuren Tortur gegenüber, als Trümmer von Tischen gegen sie krachten. Sie selbst merkte noch, wie sie auf den Boden knallte, ihr Kopf nach hinten sank und sich Stille um sie senkte.

Ziva David war sich nie im Leben so sicher gewesen, dass ihr Tod unmittelbar bevorstand. Eine Bombenexplosion aus nächster Nähe? Das konnte niemand überleben, die Chancen waren viel zu schlecht und ausserdem würde es sie nicht wundern, wenn sie sich alle zum Überleben notwendigen Knochen gebrochen hätte. Die Schmerzen waren der definitive Indikator dafür. Ein Teil von ihr merkte, wie sie immer losgelöster wurde und hieß es willkommen, ein anderer Teil verfluchte sich dafür. Sie war Mossad-Agentin, ihr Vater hatte sie trainiert, sie hatte sich gegen alle anderen Kameraden durchgesetzt und war eine gute Agentin geworden. Und gute Agenten gaben nicht einfach so auf.


„Komm nicht auf die Idee, zu sterben, Zivaaaa.“

Die Stille, die sich um sie senkte, wurde unterbrochen, ihre Gedanken wurden wieder aktiver und sie glaubte, eine vertraute Stimme zu hören.

Ziva, steh auf!

Die raue Stimme des Mannes, den sie in den letzten 3 Jahren als väterlichen Freund kennen gelernt hat, impfte ihr wieder etwas Kampfgeist ein.

Du bist eine David, wir geben nicht auf!

‚V… Vater?!’, schoss es ihr durch den Kopf und sie wollte die Augen öffnen, aber sie waren so schwer… so unendlich schwer.

Ich habe dich dafür trainiert, zu kämpfen, nicht, bei der erstbesten Explosion draufzugehen.

Die Stimme Elis war so …

Sie sah sich, im Büro des Mossad vor dem Schreibtisch ihres Vaters stehen, der sie anblickte und den Kopf schüttelte.
„Du hast mich enttäuscht, Ziva.“, sagte er und sie merkte, wie sie gegen ihren Willen hart schlucken musste, „Eine David gibt nicht auf. Du bist eine Kämpferin und du musst weiterkämpfen. Mach deinen Vater Stolz.“
„Oh“, hörte sie sich mit ihrer samtweichen Stimme sagen, „Ich wusste schon immer, dass Du mich liebst, Dad.“
Verwirrung erfasste ihren Geist – das war zwar ihre Stimme, die da gesprochen hatte, aber nicht ihr Gedankengang. Und dann merkte sie, dass sie sich offenbar verhört haben musste. Neben ihr stand nun, mit verschränkten Armen, Tony DiNozzo.

„Was denken Sie eigentlich, wer Sie sind?“, fragte der Chef des Mossad und der grünäugige Italiener bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick: „Ich bin der Mann, der Ihre Tochter liebt. Sie sind derjenige, der Ihre Tochter in diese Situation gebracht hat.“

Nun wandte er seinen Blick von ihrem Vater ab und konzentrierte sich ganz auf sie. Sie spürte den sengendheißen Blick dieser grünen Augen und schaute ihren ehemaligen Partner beim NCIS verwundert an.
„Sie“, setzte Tony an und an der Art, wie er sprach, merkte Ziva, dass er eigentlich immer noch mit ihrem Vater redete, „ist ein wunderschönes Geschöpf. Sie hätte so viel erreichen können – und Sie mussten aus ihr eine eiskalte Killerin machen.“

Nun blickte er sie direkt an: „Ich bin sicher, du hast noch nicht einmal mit Puppen gespielt, als Du klein warst. Und wenn, war es Ken in Uniform. Oder Major Matt Mason.“
Sie wollte gerade antworten, als sie merkte, wie sie angehoben wurde – als würde sie liegen und man würde sie auf eine Trage oder so verfrachten.


„Hören Sie mich?“, fragte eine Stimme plötzlich durch das Dunkel ihrer Gedanken, „Miss, können Sie mich hören?“ Dann hob jemand ihr linkes Augenlid an und leuchtete mit einer Stablampe in selbiges.
„Ahh“, machte sie schwach und versuchte, diese Stablampe zu erwischen um zu verhindern, dass man ihr weiter in die Augen leuchtete.
„Sie leben noch.“, stellte der Mann, dem die Stimme gehörte, erleichtert fest und schaute sie beruhigend an, „Keine Sorge, wir bringen Sie ins nächste Krankenhaus.“

„Ich habe mit Puppen gespielt.“, entgegnete Ziva, was

den Sanitäter verwundert die Augenbraue heben ließ. „Danach habe ich zwar gar nicht gefragt, aber okay.“, lächelte er, „Wie heißen Sie denn? Damit wir das in den Akten festhalten können.“

„Ziva, du bist gerettet.“, lächelte DiNozzo und sie merkte, wie ihr warm wurde. „Vergiss nicht dein oberstes Training.“, hörte sie die Stimme ihres Vaters, „lass deine Tarnung nicht auffliegen.“
Tony schaute Eli mit einem vernichtenden Blick an: „Sie soll selbst am Rande des Todes noch lügen?“
„Es geht nicht anders.“

„L… Lola.“, sagte sie, und lächelte Tony an, der den Blick verwirrt erwiderte. „L… Lola DiNozzo.“ „DiNozzo“, echote der Doktor und schrieb den Namen auf. Dann lächelte er ihr beruhigend zu: „Keine Sorge, wir bringen Sie jetzt hier raus. Sie sollten sich aber noch ein wenig ausruhen, Ihre Verletzungen sind nach der ersten Untersuchung nicht schwer aber – sie haben ne ziemlich unschöne Kopfwunde.“ „Danke“, murmelte die Frau und schloss die Augen erneut.


„Ziva, mach so was nie wieder.“
Sie sah sich vor dem Schreibtisch ihres Vaters stehen, dessen zigarrenrauchende Gestalt langsam, aber sicher verblasste. Neben ihr stand ein lächelnder Anthony DiNozzo: „Du hast meinen Namen gewählt? Warum?“
„Das… es war der erste Name, der mir eingefallen ist.“
Tonys Lächeln wuchs in die Breite. „Jetzt lügst Du mich schon in deiner Vision an!“, schimpfte er amüsiert, „Schäm dich.“
Sie schaute ihn an, merkte, wie auch ihre Wangen und Lippen sich zu einem Lächeln verzogen.
„Halt doch die Klappe, DiNozzo.“
Dann beugte sie sich vor und küsste ihn.

Die Szenerie kippte.

Statt in die leidenschaftlichen, grünen Augen des Halbitalieners zu sehen, sah sie nun in die wahnsinnig-glitzernden braunen Augen des Mannes, der sich selbst Cal nannte. Sie erinnerte sich, dass er zuerst Tony niedergeschlagen, dann auf Agatha geschossen hatte und nun auf sie zielte. Sie wusste, dass sie sich nicht aus der Bahn würde werfen können und gerade, als ihr dieser Gedanke klar war, spürte sie, wie sie getroffen wurde, wie ihr Körper sich verkrampfte, sich ihre Hände zu Fäusten ballten und ihr schwarz vor Augen wurde.




Ziva David schlug die Augen auf und schaute sich verblüfft um. Sie lag tatsächlich auf dem Boden des Beobachtungsraumes. Kurz verfluchte sie die Waffe, die sie da getroffen hatte, setzte sich auf und konnte nicht verhindern, dass ihr ein Stöhnen über die Lippen kam. Ihr Kopf drohte zu platzen. Doch würde sie sich von so etwas unterkriegen lassen? So weit kam das noch. Nicht mit ihr – nicht mit Ziva David.

Obwohl ihr Kopf immer noch dröhnte und obwohl sie mehr als nur einmal blinzeln musste, um ihren Blick zu fokussieren, würde sie sich von sowas nicht aufhalten lassen. Es hatte ihr schon gereicht, dass Cobb sie damals niedergeschlagen hatte. Das war so demütigend gewesen. Sie war tatsächlich in die Falle dieses Wahnsinnigen gegangen, weil sie dachte, dass sie dort Ray treffen würde. Wie glücklich sie sich gefühlt hatte, als sie an diese Hoteltür geklopft hatte. Und dann…

Es war von dortaus alles zum Teufel gegangen.
Warum sie nun seit knapp 4 Wochen immer wieder an Tony dachte, war ihr irgendwie selbst nicht ganz verständlich. Es kam ihr vor, als sei sie eine willenlose Figur, in einer großen, verrückten, unlogischen Geschichte, einer Person, die um 00:25 Uhr vor einem Computer saß und versuchte, einen Sinn in das Leben, dass sie führte, zu bringen.

„Cal?“, hörte sie die samtweiche Stimme Agatha Silverbirds, die sie aus ihren Gedanken riss. Erneut blinzelte sie und erkannte einen wie hingestreckt wirkenden Captain Cat und eine sich über ihn beugende Agatha Silverbird.

„Cal, Schatz, kannst Du mich hören?“, fragte sie und begann, ihn sanft zu schütteln.
Und dann stürzte alles wieder auf sie ein.
Ari.
Sie hatten Ari gefangen genommen, sie hatten…
Schnell richtete sich die hübsche Israelin auf und wandte sich um – nur um verblüfft aufzukeuchen. Ari war fort und Gibbs lag am Boden.
„Verdammt.“, murmelte sie, machte einen Satz durch die kaputte Trennscheibe und eilte zu ihrem Chef. Ihre Finger suchten und fanden seinen Puls und sie atmete erleichtert auf.
Dann schaute sie hoch und zu Agatha herüber.
„Wie geht es Ihnen, Commander?“

Die hübsche Grünäugige warf ihr einen Blick zu, zuckte mit den Schultern und sagte: „Kopfschmerzen, Herzrasen – normale Nebenwirkungen einer Phaserbetäubung.“
„Ah – und was ist mit ihm?“
Damit nickte Ziva in Richtung des gefallenen Captains, dem Agatha gerade sanft über die Frisur streichelte.
Lächelnd zuckte sie mit den Schultern: „Typisch Cal einfach – ich nehme an, er wurde schon vorher durch Traceless ausgetauscht und hat es dann geschafft, hier auf uns zu treffen. Dann wurde er von Tracy betäubt.“
Die beiden Frauen schauten sich an. Kurz schossen Zweifel durch die Synapsen der hübschen Israelin.
‚Wir waren ohnmächtig. Vielleicht ist sie ja auch nicht Agatha, sondern Traceless.’
Schließlich hatte sich diese Art von „Tausch“ schon einige Male als möglich erwiesen – letztlich durch den bewusstlosen Captain, im Beobachtungsraum in Agathas – Traceless’s? - Armen lag, anstatt im Verhörraum, wo sie – Ziva – ihn eigenhändig hinbefördert hatte. Agatha gestattete sich ein leichtes Seufzen, rollte kurz mit den Augen und schaute sie dann an. „Geben Sie mir das Messer, Agent David – ich bin sicher, Sie wollen wissen, ob ich Traceless bin und werden mir erst glauben, dass ich ich bin, wenn ich blute, richtig?“

Ihre Stimme war zwar höflich, aber die Spur Amüsement war nicht zu überhören.
Ziva ließ ihre Hand in den Schaft ihres Schuhs gleiten und zog das Messer hervor.
„Wenn Sie nichts dagegen haben, Commander, würde ich selbst gerne die Überprüfung durchführen.“
Zwar war auch hier der Grundton höflich, allerdings ließ Ziva eine gewisse Drohung in ihrer Frage mitschwingen. Kurz starrten intensiv-grüne Augen in Nussbraune und dann zuckte die hübsche Rothaarige mit den Schultern: „Bitte sehr, tun Sie, was Sie nicht lassen können.“

Damit schwang sich Ziva wieder durch den zerstörten Spiegel – „Das bedeutet sieben Jahre Pech“, schoss es ihr durch den Kopf – und sie ging auf die XO zu, um ihr in den Finger zu schneiden.
Die Frau verzog nicht einmal das Gesicht, drückte einen Blutstropfen heraus und ließ ihn auf den Boden fallen. Dann schaute sie zu Ziva: „Zufrieden?“
„Aber ja.“, nickte die Angesprochene und wischte das Messer an der Hose ab, ehe sie sich selbst in den Finger stach, „Sie sehen, ich bin ebenfalls ich.“

„Ja, das sehe ich.“, sagte die XO und streckte die Hand nach dem Messer aus. Die Israeli gab ihr den gewünschten Gegenstand, den die XO ebenfalls an ihrer Hose abwischte, ehe sie die Hand des Captains ergriff, sie drehte und ihm in die Fingerbeere stach.
„AU!“; machte der Gepiekste, fuhr auf und hielt sich die Hand: „Auauauauauau.“
Dann blickte er verblüfft zu Agatha.

„Hey, was soll das?“, murmelte er mißmutig, als sie seine Hand griff, sich die Wunde betrachtete und das Messer an Ziva zurückgab: „Er ist auch nicht Traceless.“
„Na, dat hätt ich Dir auch gleich sagen können.“, schimpfte der Captain und Ziva bemerkte, wie Belustigung von ihrem Körper Besitz ergriff. Sie fragte sich, ob der Mann, der offenbar ein Schiff kommandierte, diese Belustigung auch bei Mitgliedern seine Crew hervorrief? Vermutlich, denn ein Blick in die Augen Agathas zeigten, dass auch diese amüsiert glitzerten und dass sie ihre vollen Lippen aufeinanderpresste, um nicht lauthals loszulachen. Verwundert blickte der Kapitän in die Runde, blinzelte und schaute seine XO an: „Schatz, kannst Du mir mal helfen? Ich fürchte, ich hab sowas wie einen Blackout. Was genau ist passiert?“

Agatha seufzte, schaute ihn an und sagte: „Das kann ich so nicht zulassen.“
Sie beugte sich vor, küsste ihn und flüsterte ihm ein Wort ins Ohr. Die Reaktion des Captains war genau so verblüffend, wie dramatisch. Er seufzte, erschlaffte in Agathas Armen, blieb ein paar Minuten so liegen und fand dann scheinbar wieder in die Realität zurück. Ziva hatte solche Tricks schon einmal gesehen – in den diversen Varietés dieser Welt – aber sie hatte noch nie mitbekommen, wie jemand tatsächlich durch einen sogenannten Trigger in eine Trance versetzt wurde.
Cal schaute Agatha an und schnitt eine Grimasse: „Habe ich nicht…“
Die Angesprochene schnitt ihm das Wort ab: „Schatz, Du musst für deine Taten geradestehen. Es gibt keinen anderen Ausweg.“



Gibbs war wach und sauer. Das war nicht ganz richtig – er hatte darüber hinaus auch noch mörderische Kopfschmerzen, aber er würde den Teufel tun, sich deswegen aufzuregen. Er spürte nur, dass eine gewisse Grundwut in seinem Kopf steckte und sein Herz mit langen Messern piesackte. Er würde nicht nachgeben, nein, das würde er nicht tun. Und wenn dieser junge Mann, der sich als Captain vorgestellt hatte, zehn mal auf ihn geschossen hatte, er würde…

„Was haben Sie sich dabei gedacht?“, fragte der Chefermittler und warf einen Blick auf den sehr bedröppelt am Tisch sitzenden Cal, der gerade den Kopf einzog und sich versuchte, kleiner zu machen. Eine Unterwerfungsgeste? Vermutlich nicht, dieser Mann war Kommandant eines Raumschiffs. Da unterwarf man sich nicht gleich dem Erstbesten, der es schaffte, ihn einzuschüchtern. Ihm war es schon ein paar Mal passiert, dass man versucht hatte, ihn einzuschüchtern – und immer wieder war es misslungen. Und er trug die Verantwortung für Vier Leben. Dieser Mann hatte das Kommando über ein Raumschiff, auf dem – offenbar – mehrerere Hundert ihren Dienst taten. Da würde dieser Mann nicht einfach so…

Cal schaute ihn an.
„Okay, Special Agent Gibbs – lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen. Welche Schritte hätten Sie an meiner Stelle unternommen.“
Gibbs erwiderte seinen Blick, kurz blickte er nachdenklich in die Ferne, als alles aus den letzten Jahren, jede Entscheidung auf ihn zukam und er sie in dem Bruchteil einer Sekunde bewerten musste. Nein, seine Entscheidungen konnte er immer rechtfertigen. Aber traf das auch auf Cal zu?
Er fixierte den Offizier mit einem Blick und fragte: „Und Sie? Was haben Sie unternommen?“

„Das, was getan werden musste. Das…“
Er machte eine Pause, seufzte und schaute zu Gibbs herüber: „Das… wozu niemand hier in der Lage gewesen wäre. Es konnte nur ein Starfleet-Offizier diese Leistung erbringen, denn – bei allem Respekt, Agent Gibbs, Sie haben nicht die technischen Mittel dazu.“
Gibbs nickte.

Die Geschichte machte insofern zumindest Sinn, dass sie stimmte. Niemand von ihnen hätte Ari in seine eigene Zeitlinie zurückbringen und ihn so dem Ende zuführen können, das ihm geschichtlich gesehen zustand. Aber Gibbs hatte das Gefühl, als wäre dies nur die Halbe Wahrheit. Er betrachtete den Captain.

Es war ein Flop.
Ein absoluter Flop.
Tony warf einen Blick in den zerstörten Spiegel, schüttelte den Kopf, der ihm immer noch weh tat und schaute dann mit einem bösen Blick zu Cal herüber. Dieser Typ hatte ihn tatsächlich niedergeschlagen. IHN.
Und dann wollte er damit auch nur bewirken, dass dem Israeli nicht der Prozess gemacht werden konnte, sondern er sein Ende dort fand, wo es ihn eigentlich hätte finden sollen.
Damit standen sie ohne jegliche Hinweise da, wer den Attentäter auf sie angesetzt hatte, warum er dies getan hatte und was seine weiteren Ziele waren. Und das wurmte den NCIS-Agenten genauso.



Allerdings konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er sah, dass dieser Cal genauso unbefriedigt dreinblickte und – sogar noch besser – gerade von dem Meister in Verhörtaktiken in die Mangel genommen wurde. Wenn dieser Captain nur halb so stur und badass war, wie Gibbs, dann konnte man sich hier auf einen Zweikampf der Giganten freuen. Ladies and Gentlemen , hörte er sich selbst im Geiste ausrufen, Kaufen Sie jetzt ihre Tickets. Der Kampf wird gleich beginnen – mindbattle of the titans.

Es war eigentlich klar, wie die Sache laufen würde. Gibbs würde ein Foto von Stones Leichnam auf den Tisch legen und ihn wieder fragen, was er wüsste und diesesmal könnte keine noch so gute Immitation eines Prominenten, die der Captain so gerne von sich gab, verhindern, dass Gibbs die Wahrheit erfuhr. Oh, er würde es versuchen – das war klar. Cal würde sicherlich versuchen, sich herauszuwinden, Fragen mit Gegenfragen zu beantworten, er würde sich nicht so einfach biegen und brechen lassen und…



Dann ließ der Sternenflottenoffizier die Schultern sinken, warf einen beschämten Blick zu Boden und rechtfertigte sich. Nicht halbherzig, sondern ernsthaft und ehrlich. Er erklärte, dass er keine andere Wahl hatte und…


Das war doch langweilig. Das war doch kein Kampf der Giganten, das war…
„Typisch Cal.“, sagte Agatha neben ihm und schüttelte grinsend den Kopf, „So ist er. Ich frag mich manchmal, wie er es geschafft hat, das Schiff zu kommandieren.“
Der Halbitaliener schaute sie an und lächelte: „Das frage ich mich auch.“
Kurz schenkte ihm die hübsche Rothaarige einen Blick, zuckte dann mit den Schultern und lächelte ein stilles Lächeln. Natürlich wusste sie, wie der Captain es geschafft hatte, die Dragonfly zu kommandieren. Sie wusste sogar noch mehr – vermutlich sogar mehr, als Cal wissen konnte. Erneut wandte sie sich dem Halbitaliener zu. „Wissen Sie, Agent DiNozzo, er ist nicht wirklich schlecht. Er… geht zwischendurch gerne mal einige unkonventionelle Wege.“
„Oh, den unkonventionellen Weg habe ich kennengelernt. Ziemlich genau gegen das Kinn.“, erklärte Tony und Agatha konnte nicht anders, als zu grinsen.

„Ich weiß, das war nicht unbedingt das Netteste, was er getan hat. Er kann anders sein, glauben Sie mir.“
Kurz seufzte der Angesprochene, schaute seine Konversationspartnerin an und zuckte mit den Schultern: „Für mich sieht er wie jemand aus, der es bei jeder Gelegenheit, die sich bietet, schafft, betäubt zu werden.“
Die hübsche Rothaarige zuckte mit den Schultern und lächelte. Sie erinnerte sich an eine Unterhaltung, die sie mit Cal und Sam Carter vor etlichen Jahren geführt hatte.
 

Sam lag auf ihrem Bett und schlief. Sie sah nicht den Schatten, der in ihrem Zimmer herumwanderte. Es war der Schatten, einer Person, die etwas suchte. Sam, die einen leichten Schlaf hatte schreckte hoch und sah sich der vertrauten Gestalt Agatha Silverbirds gegenüber. Sie versuchte, zu improvisieren.
„Kree hel ma schol.“, sagte sie.
Agatha fuhr erschrocken herum und hatte den Phaser in Schussbereitschaft.

„Senken Sie die Waffe, Commander Silverbird..“, sagte Sam.
Agatha blickte sie mißtrauisch an.
„Ich bin keine Goa’Uld, das habe ich doch schon Ihrem Captain erklärt.“, flüsterte Agatha.
„Ja, aber er ist sich da nicht so ganz sicher. Und ich auch nicht.“, sagte sie halblaut und hielt den Phaser immer noch schussbereit. Dann nahm sie aus ihrer Brusttasche einen Tricorder und fuhr damit über Sam.
„Sie sind wirklich keine Goa’Uld.“, stieß Agatha hervor.

„Na, sag ich doch.“, sagte der Major in einer leicht genervten Stimmlage und die erste Offizierin des Sternenflottenschiffes hatte das Gefühl, dass sie, wenn sie Jack O`Neill gegenübergestanden hätte, es garantiert leicht zynische Bemerkungen gehagelt hätte.
Von draußen drangen Schritte an die Ohren beider Frauen, die sich verblüfft anblickten.

Agatha machte die bekannte Psst-Geste und fluchte halblaut. Anschließend rollte sie sich unter das Bett. Noch bevor sich die mächtigen Flügeltüren des Zimmers geöffnet hatten, hatte Sam das Licht gelöscht und sich wieder in das Bett zurücksinken lassen. Mit geschlossenen Augen atmete sie ruhig und gleichmäßig, das Ebenbild einer schlafenden Göttin. Als sich die Türen schlossen, wurde es noch Dunkler.



Sam hörte, wie Agatha unter dem Bett hervorkam, dann hörte sie einen Schlag und einen Fall. Sam knipste das Licht wieder an und sah, wen Agatha niedergeschlagen hatte. Dort lag, mit schmerzverzerrtem Gesicht, Calvin. Agatha tauschte mit Sam einen verwirrten Blick und ging dann neben Calvin in die Knie. Sie drehte sich wieder zu Carter und diagnostizierte: „Der ist nur ohnmächtig. Sowas nennen wir von der Dragonfly den Cat-Faktor. Der gute Captain hat das unfehlbare Talent mindestens einmal in jeder Mission das Bewußtsein oder den Willen zu verlieren. Aber er nimmt keine guten Ratschläge an.“

„Ich tu das nur für euch.“, murmelte Calvin benommen.
Er richtete sich auf. „Ihr seid der Grund. Vor allen Dingen Du, Agatha.“
Damit wandte sich der Captain der Dragonfly an Sam. „Sie hat nämlich das unfehlbare Talent, irgendwelche Sachen zu sagen, oder Dinge zu tun, weswegen sie eigentlich sofort betäubt oder hypnotisiert werden sollte. Aber ich renne da immer zwischen. Pech, das.“ Carter wollte aufstehen, doch sie ließ es bleiben. „Könntet Ihr beiden jetzt bitte mein Quartier verlassen? Weswegen seid ihr eigentlich hier?“, fragte sie.
„Ich wollte mich nur vergewissern, das sie tatsächlich auf unserer Seite sind.“, erläuterte Calvin.
„Sie ist es.“, merkte Agatha an.





Der Captain hatte damals recht gehabt. Sie war das gewesen, was Severus Snape als „insufferable little Miss Know-it-all“ genannt hätte. Wenn man bedachte, wie sie an das Wissen gelangt war, war es allerdings recht verständlich, warum sie dieses Wissen teilen wollte. Doch anfangs war sie die Hermine ihrer Klasse auf der Sternenflottenakademie, was sich änderte, als sie auf Cal traf. Er war schon immer ein Sturkopf gewesen - nicht zwangsläufig ein Bad Boy –Typ, der sich zu cool, um zur Schule zu gehen, vorkam, aber er hatte so seine Momente. In der Regel war er zwar recht freundlich und zurückhaltend, aber wenn ihn jemand reizte – Junge – da konnte es unangenehm werden. Zwar meistens für den Captain selbst, der sich mit schöner Regelmäßigkeit verprügeln ließ, aber manchmal durften auch andere Klassen“kameraden“ ihre Zeit in der Krankenstation verbringen.

Und es gab diese Momente, in denen sich Cal zum großen Helden aufspielen wollte. Manchmal tat er es, weil er wirklich eifersüchtig war, wenn jemand anderes mit Agatha sprach und diese sich die Schmeicheleien gefallen ließ. Dann stürmte er mit Flammen in den Augen auf diesen Nebenbuhler zu und machte mit klaren Worten deutlich, dass Agatha seine Freundin war. Sie erinnerte sich daran, dass er es sogar einmal tatsächlich geschafft hatte, diesem Nebenbuhler zu sagen „Finger weg von meiner Freundin.“ , ehe der Typ ihn zu Boden geschubst hatte.

Auf der Dragonfly war es auch nicht besser. Sie hatte ihre „Know-it-all“-Attitüde immer noch nicht wirklich abgelegt, was dazu führte, dass der ein oder andere Planetenherrscher ihr eine Lektion erteilen wollte. Meistens warf sich Cal dazwischen – das führte dazu, dass er erstens eine unglaubliche Resistenz gegen Schmerzen entwickelte (zu irgendwas muss das ja gut sein) und zum zweiten, dass er selbst die noch größere Klappe hatte, was dazu führte, dass man ihn in der Regel angriff.



Sie lächelte. Wie hatten die Beiden es eigentlich geschafft, die Dragonfly so lange kommandieren zu können, ohne das Schiff zu sprengen? Oder – zumindest nicht so häufig? Einmal war es gesprengt worden.



„Äh, Capitano? Was leuchtet da auf?“, fragte Jack in gewohnt lässiger Manier.
Cal starrte auf den Schriftzug.
„Shit. DAS SCHIFF GEHT GLEICH IN DIE LUFT!!!“, schrie er, während seine Stimme sich überschlug.
Er versuchte die Selbstzerstörung zu beenden, aber erntete nur „Schwere Ausnahmefehler“.
„Okay. Vielleicht kann ich uns noch von Bord beamen.“, mutmaßte Cal.
Er drückte den Knopf…………



Agatha spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte, als sie hörte, das sie alle eventuell auf dem Schiff sterben würden.
Sie schloss die Augen und zählte stumm einen Countdown.
„Zehn, neun, acht, sieben, sechs…“, hörte die XO die Computerzeitansage, und dann spürte sie, wie irgendetwas geschah.
Sie hörte die Explosion des Warpkerns und stellte sich vor, wie die Flammen sich durch das gesamte Schiff fraßen. Dann hörte Sie durch den Krach der gewaltigen Explosion ein Singen und alles wurde schwarz. Und sie war allein mit ihren Wünschen und Träumen und sie haßte das Alleinsein. Sie dachte an all das, was noch vor ihr gelegen hätte, was sie alles noch erleben wollte. Sie dachte an Cal, Gina, Ihre Eltern, ihren Job. Und dann kam die Realität. „Du bist tot, tot … TOT!“, schrie es in ihrem Kopf. Und alles wurde um ihren Verstand immer dunkler. Und sie verfluchte in ihren letzten Sekunden die Goa’Uld.




Natürlich war sie seinerzeit nicht gestorben, sondern war, zusammen mit Cal, Jack, Sam, Daniel und Teal’C auf einer kleinen Insel materialisiert. Ihr Kopf ruckte hoch, sie schaute zu Tony herüber und lächelte ihn an, mit einer Spur Melancholie im Blick.

„Wir alle waren damals… nennen Sie es ruhig ‚naiv’, Agent DiNozzo. Damals dachten wir, wir kämen mit allem durch. Das hatte sogar dazu geführt, dass Cal eine zeitlang, zu Forschungszwecken dem Team um Jack O’Neill zur Hand gehen durfte. Er artbeitete damals tatsächlich mit den Mitgliedern des Teams zusammen, wohnte zwischenzeitlich bei ihnen im Haus und trieb sie alle in den Wahnsinn.“
Erneut lächelte sie.
„Von daher – ich bin es gewöhnt, wie er ist. Ich glaube, wenn er anders wäre, ich würde ihn gar nicht erkennen. Oder ich würde vermuten, dass es Traceless wäre, wenn er sich allzu kompetent darstellte.“

„Das mag sein“, sagte der Halbitaliener und schenkte ihr ein freundliches Lächeln, „Aber… ich finde dennoch, dass er es ziemlich übertreibt.“
Sie lachte.
„Oh, da machen Sie sich keine Begriffe, Agent DiNozzo. Er ist… bescheuert. Rettungslos bekloppt. Aber – das macht ihn aus. Fragen Sie mich nicht – ich glaube, die Crew macht deshalb mit, weil es den großen Vorteil hat, dass wir das machen können, was wir wollen. Also wir brauchen keine Erlaubnis vom Captain einzuholen.“ Tony brauchte einen Moment, um das zu verdauen, blickte dann zu Agatha und sagte, mit einem Hauch Wehmut in der Stimme: „Also wirklich frei zu sein, das hätte etwas.“

„Ach kommen Sie“, lächelte die XO, „Sie brauchen doch diesen ganzen Action-Kladeradatsch. Ihnen würde doch die Jagd abgehen, Ihnen würde es doch fehlen, mit vorgehaltener Knarre ein ‚BUNDESAGENTEN’ zu brüllen.“ Schulternzuckend schaute der Halbitaliener sie an: „Ich weiß nicht. Die Zukunft, die in Star Trek beschrieben wird, klingt eigentlich ganz … nett.“

„Von ein paar Schönheitsfehlern wie ‚Dominion-Krieg’, ‚Borg-Invasionen’ und amoklaufenden Geheimdiensten mal abgesehen…“, sagte die XO und der Bundesagent nickte: „Zugegeben, da ist was dran.“ „Aber wenn Sie dies alles doch kennen, warum haben Sie mich damals nicht darauf angesprochen, als ich auf die Borg angespielt habe?“

Ihre grünen Augen funkelten fragend und quasi als Antwort zeigte sich ein amüsiertes Glitzern in den Augen DiNozzos. „Ich hab Sie damals für vollkommen verrückt gehalten. Und solche Leute bestärkt man lieber in ihren Fantasien, anstatt, dass man versucht, sie auf Gedeih und Verderb davon zu überzeugen, dass sie nicht die Wahrheit erzählen.“
Nun war es an ihr, schulterzuckend zu nicken: „Da ist was dran.“
„Und wenn ich so ganz ehrlich bin – wirklich überzeugt waren McStarfleet und ich erst, als wir auf dem Holodeck waren.“
„Ich verstehe.“, machte Agatha und lächelte ihn freundlich an: „Sie haben da wirklich gute Arbeit geleistet und… wenn Sie wollen, können Sie sich auch mal ein paar Stunden dort vergnügen. Da hat der Captain – glaub ich – nix dagegen.“
„Commander, wenn Sie mich nicht duzen, mach ich da gar nichts.“, sagte Tony und hielt ihr die Hand hin: „Ich bin der Tony.“
Die hübsche Rothaarige lachte und drückte seine Hand: „Ich bin Agatha.“



Ziva, die nun ebenfalls im Verhörraum stand, schaute zu dem NCIS-Agenten und der Sternenflottenoffizierin und ein Teil von ihr fragte sich, ob Tony da gerade ernsthaft flirtete. Wenn ja, würde er das büßen.
Sie wandte sich an Cal, beugte sich vor und schaute ihm in die Augen: „Sagen Sie, Captain, warum haben Sie uns alle angegriffen?“
Die Antwort war sehr überraschend.

Kurz blickte der Captain zu Boden, dann in ihre Augen und zuckte dann mit den Schultern: „Ich… ich musste es realistisch gestalten. Es tut mir leid, wenn ich Ihnen wehgetan habe, Agent David, aber… ich musste diesen verrückten Sternenflottencaptain spielen, damit man mir nachher den Traceless abnimmt. Deswegen bin ich ja auch gegen die Konsole getaumelt, um die Kameras abzuschalten. Ich hatte ja eigentlich gehofft, dass ich nicht hier sitzen müsste und das alles erzählen. Temporale erste Direktive und so. Aber… es ist halt anders gekommen.“ Die Israelin setzte sich, nahm erneut Blickkontakt auf und hielt ihn in ihrem Blick gefangen.

„Also, reden wir doch mal Klartext. Sie sind in einer Bundesbehörde Amok gelaufen und haben einige Mitglieder eines Teams verletzt. Darüber hinaus haben Sie auch noch mitgeholfen, dass ein Verbrecher entkommt. Das sieht nicht gut für sie aus.“

Cal nickte: „Und wenn ich Ihrer Jurisdiktion unterliegen würde, hätt ich auch jetzt Panik.“
Kurz schluckte er: „Gut, okay, ich hab Panik. Aber nicht, weil Sie mich einsperren könnten, sondern – ganz im Gegenteil – weil sie mich aussperren könnten. Und niemand kann besser Traceless jagen, als ich.“
„Ziemlich selbstsicher.“, stellte Ziva mit einem leichten Lächeln fest.
Cal zuckte mit den Schultern: „Naja, ich jage diesen Schweinehund ja auch nun inzwischen ein paar Jährchen. Spätestens, seit er mich auf dieser einen Mission ausgeknocked hat, will ich ihn hinter Kraftfeldern sehen. Und jetzt macht er hier Trouble – bitte, sie können… klar, sie können mich aussperren, sie können mich einsperren, aber… er ist so bekloppt, so unlogisch, dass sie einen genau so verrückten Menschen brauchen, der ihn fangen kann.“

„Was Sie seit Jahren versuchen, wie Sie gerade selbst zugegeben haben.“, sagte Ziva und ihr Lächeln wurde eine Spur breiter.
Der Captain schluckte unbehaglich, schaute sie an, dann runzelte er die Stirn und blickte an ihr vorbei.
„Hey, Agatha.“, rief er, „Was tust Du da eigentlich mit DiNozzo?“
„Wir unterhalten uns, Cal.“, rief sie zurück und klang eine Spur schnippisch, was Ziva durchaus verstehen konnte. Er hatte sie nicht in seinen Plan eingeweiht, er hatte von ihr verlangt, dass sie die Vorkehrungen traf, damit er nicht aussagen konnte und alles in allem schien sie die weitaus intelligentere der Beiden zu sein. Deswegen machte sie sich auch keine Sorgen, dass die hübsche Rothaarige etwas mit DiNozzo anfangen würde. Erstens gab es da so was wie die erste temporale Direktive, die die beiden Sternenflottenoffiziere immer gerne zitierten und zweitens war sie clever genug, um zu wissen, dass Tony ihr – Ziva – gehörte.



Ha , schoss es dem Halbitaliener durch den Kopf, als Cal zu Agatha herüberrief, der wird eifersüchtig. Na warte mal ab, Cal, warte mal ab. Wenn Du mit Ziva flirtest, flirte ich mit Agatha.“
Und er beugte sich vor, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Der Blick, den er daraufhin von Ziva erntete, würde ihn beinahe zu einer Eisskulptur erstarren lassen, so kalt war er. Und auch die hübsche Rothaarige warf ihm einen ähnlich eisigen Blick zu. Also flüsterte er ihr zu: „Ich wollte eigentlich nur Ziva eifersüchtig machen. Ich habe nämlich das Gefühl, dass sie mit Cal…“

Agatha kicherte mädchenhaft, ehe sie flüsterte: „Das war für die Show. Aber unter uns – nein. Ziva liebt Sie… Dich… viel zu sehr, als dass sie mit jemandem fremdgehen würde. Und wenn… da würde ich mir an deiner Stelle lieber Sorgen darum machen, ob sie nicht mit Tim durchbrennen könnte.“
„McInternet?“

Tony war überrascht und Agatha grinste: „Hast Du das noch nicht bemerkt, dass er ihr bester Freund ist? Ist dir noch nicht aufgefallen, dass sie ihn zwischendurch anschaut?“ „Das ist doch … das ist doch nur, wenn er wieder irgendwelche Computerfakten runterrattert.“, sagte Tony.

Agatha gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, zwinkerte ihm zu und lächelte: „Natürlich.“
Irgendwie war sich der Halbitaliener nach dem Kuss nicht mehr so sicher, ob sie ihn nur aufziehen wollte.


Cal schaute überrascht auf, als Agatha Tony einen kleinen Kuss auf die Wange gab und ihm zuzwinkerte. Was … was sollte das denn jetzt?
Am Liebsten hätte er sich lautstark geäußert, aber der Blick, den Agatha ihm zuwarf, war unmißverständlich. Also schluckte er die Wut herunter und widmete sich wieder seinem Verhör durch die hübsche ehemalige Mossad-Frau.



Ein paar Stunden vorher
McGee schaute seinen Boss entsetzt an, der gerade etwas gesagt hatte, was er am Liebsten nochmal zu hören einfordern wollen würde. Hinter ihm floss der breite Anacostia-River in einem ruhigen Tempo dahin – wenn auch nicht wirklich. Wenn man überlegte, dass sie in einem Holodeck waren… es machte einen die Realität anzweifeln. So wie jetzt, in diesem Moment.

„Bitte, könntest Du das nochmal wiederholen, Boss?“
Der Senioragent schaute seinen Computerexperten aus diesen eisblauen, weisen Augen an und nickte: „Ich möchte, dass Du jetzt nach Hause gehst.“
„Aber – Ihr könnt mich beim Verhör gebrauchen. Ich… ich kann das. Ich habe geübt, ich habe mit Abby und Ziva geübt, ich… ich kann das.“
Gibbs legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Ich bezweifele nicht, dass Du in der Lage wärest, ein Verhör durchzuführen, ich bezweifele, dass Du in der Lage wärest, dieses Verhör durchzuführen.“, erläuterte sein Chef und McGee hatte das Gefühl, zu fallen.

„Wenn es um Kate geht… ich bin darüber hinweg.“
Gibbs schüttelte den Kopf.
„Es geht nicht um Kate – das weißt du.“
„Und um wen dann?“
Es mochte sein, dass die Frage ein wenig trotzig geklungen hatte und die Ermittlerlegende Leroy Jethro Gibbs durchbohrte ihn beinahe mit seinen Blicken.
„McConnaugh hat Dir etwas bedeutet.“
Kurz holte der Computerexperte Luft, schaute Gibbs an und blickte kurz zu Boden. Er nickte.

„J… Ja. Aber – ich bin in der Lage, das auszublenden.“
Ein leichtes, fast mitleidiges Lächeln war in Gibbs Gesicht zu erkennen, als er seinen jüngsten Agenten anblickte.
„Ich weiß, das glaubst Du. Ich dachte auch, dass ich in der Lage wäre, den NIS seine Arbeit tun zu lassen, als…“
Er brach ab. Zwar sprach Gibbs in der Regel nie über Shannon und seine Tochter, aber es gab diese Momente und wem konnte man sich dann besser anvertrauen, als einer verwandten Seele? Tim ahnte, dass sein Chef genau wusste, dass Laura McConnaugh – obwohl es ihnen nur sehr kurz vergönnt war, sich zu kennen – für ihn, McGee, zumindest eine gute Kandidatin auf den Posten der ‚einen’, der besonderen Frau, gewesen war.

Der junge Agent holte tief Luft und schaute seinen Boss an.
„Wir wissen nicht, ob Ari für den Tod Lauras verantwortlich ist. Ich weiß das. Es könnte auch jemand Anderes sein und ich will verdammt sein, wenn ich mich …“
„Ich kenne das alles.“, sagte die Ermittlerlegende und schüttelte den Kopf: „Glaub mir… jetzt bist Du sicher, dass du nicht ausflippen wirst. Aber wenn du das Schwein siehst, wenn du siehst, wie er unbekümmert im Auto sitzt und… wie er sich im Verhörraum auf dem Stuhl aalt. Du wirst ihm das Gesicht einschlagen wollen. Glaub mir, ich habe es erlebt.“

McGees Blick traf den von Gibbs.
Und er sah, dass in den Augen seines Chefs kalte Wut funkelte. Es war nicht so, dass dort tatsächlich Zorn lodern würde, es war eher sowas wie extreme, glitzernde Kälte.
Da wusste er, dass er keine Chance hatte, sich gegen seinen Chef durchzusetzen. Nicht in dieser Angelegenheit und nicht hier. Aber einen kleinen Trost hatte er – Ari würde bezahlen. Da war er sich sicher. Gibbs würde ihn so hart durch die Mangel drehen und keiner würde hereinkommen, und ihn davon abhalten, es zu tun. Vermutlich würde man noch Eintrittskarten verkaufen müssen. Er sah es schon vor sich, wie Ari immer wieder in die Ecke gedrängt wurde – sowohl metaphorisch, als auch real, und er gönnte es dem Schweinehund. Vermutlich war es auch besser, dass er nicht anwesend sein würde.



Er wandte sich zu Ziva und Tony, nickte beiden freundlich zu und machte sich auf den Weg zum Transporterraum. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, denn es war ein Raumschiff der Intrepid-Klasse, auf dem er war. McGee kannte sich hier aus – er hatte nicht umsonst Voyager gesehen. „Lenk dich ab, Timmy.“, dachte er sich, „Lenk dich ab. Laura ist tot, aber ihren Mörder trifft die gerechte Strafe. Lenk dich ab.“

„Computer, Ausgang.“, hörte er die Stimme Cals und hob den Kopf.
Der Offizier nickte ihm zu: „Agent McGee.“
Dann wandte er sich zum Ausgang.
Der Agent folgte ihm, als Cal stoppte, den Kopf in den Nacken legte, als fiele ihm gerade ein, dass er was vergessen habe, und sich auf dem Absatz umdrehte. Er schaute nun ihn – Timothy McGee – an.
„McGee… Tim… Agent… ich… es tut mir leid. Ich hätte auf der Erde nicht so… es war nicht fair von mir.“
McGee schaute ihn an und zuckte mit den Schultern: „Hey, ich kanns verstehen. Vermutlich würde ich genau so reagieren, wenn ich erführe, dass ich ein ausgedachter Charakter bin und Leute über mich Fanfictions schreiben, in denen ich die Liebe meines Lebens finde und sie gleich wieder verliere. Oder in denen man mich mit meinen Mitarbeitern zusammen-pairt.“

Cal grinste: „Ich weiß nicht – eine Mc/Abby-Shipping-Story wär doch mal was. Oder wie wäre es mit einer Mc/Ziva?“
Der Agent schaute ihn, mit einer Mischung aus Verlegenheit und Amüsement an: „Solange es keine Mc/Tony ist.“
„Amen to that, brother.“, lachte der Captain und zwinkerte ihm gut gelaunt zu, ehe er über seine Schulter deutete: „Ich muss jetzt in die Krankenstation. Mein Typ wird verlangt.“
„Schon klar, Captain:“ „Cal. Nennen Sie mich Cal.“, sagte der Offizier und hielt ihm die Hand hin, die dieser ergriff und mit einem „Ich bin Tim“ antwortete.
„Okay, Tim.“, machte der Captain, ehe er nach links deutete und sagte: „Dort geht es zum Transporterraum. Ich bin sicher, Du sollst dich runterbeamen lassen, ja?“

„Woher weißt du das?“
Cal zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung – ich glaube, ich würde es an Gibbs Stelle auch so machen, wenn einer meiner Crewmitglieder gerade seine Schwierigkeiten hatte.“
„Und woher weißt du das?“
Tim verschränkte die Arme, schaute den Captain aufmerksam an, der den Kopf schieflegte und seine Arme ausbreitete: „Raumschiff aus der Zukunft? Ich weiß einiges. Zwar nicht alles, aber… den Großteil. Du hast heute eine Person verloren, mit der Du eine Beziehung hättest haben können.“

Nun verengten sich McGees Augen zu schlitzen: „Du wusstest das und hast nicht eingegriffen?“
„Erstens wusste ich es nicht, sondern hab vorhin Ziva und Tony darüber reden gehört – und zweitens, selbst wenn ich es gewusst hätte, hätte ich nicht eingreifen können. Du weißt doch… die verdammte erste temporale Direktive.“
„Zum Teufel damit. Die wurde oft genug gebrochen!“, sagte der Agent laut und Cal nickte: „Das ist schon richtig, aber nicht so oft an einem Ort. Das könnte das Universum ein wenig… also… erm…. Naja, es geht nicht.“
Wie konnte dieser Sternenflottenoffzier nur so… stur sein?! Er – McGee – hatte gerade jemanden verloren und der Captain hatte die Möglichkeit und …
McGee funkelte ihn an: „Du willst es nur nicht.“
„Hey, das ist unfair. Ich würde gerne, aber… ich kann nicht.“
Eine kultiviert-klingende Stimme mischte sich ein: „Er kann es wirklich nicht.“
Verblüfft drehte sich McGee um, und musste sich zusammenreißen, damit ihm nicht die Kinnlade herunterklappte. Angelina Jolie war Sternenflottenoffizier?

„Miss… Miss Jolie, ich…“, stammelte er, ehe er sie erneut anblickte.
Die vermeindliche Schauspielerin lächelte und ging auf ihn zu: „Ich bin nicht Angelina Jolie. Ich bin Angela Stone und – ja, ich bin eine der Nachfahrinnen der Schauspielerin.“
Erneut ein Lächeln, dann nickte sie Cal zu: „Der Captain kann wirklich nicht anders. Es gibt schließlich Regeln. Die erste temporale Direktive darf gebrochen werden, wenn etwas passiert, das so nicht hätte stattfinden sollen – beispielsweise das Auftauchen Aris in dieser Zeit. Allerdings ihn daran zu hindern, Laura zu töten ist – so traurig es ist – falsch.“

„Warum? Schließlich wäre sie, wenn Ari nicht in unsere Zeit gebracht worden wäre, nicht gestorben.“
Stone zuckte mit den Schultern.
„Temporale Logik ist nicht immer logisch, wissen Sie? Ich wünschte auch, ich könnte in die Vergangenheit reisen und den Tod meines Mannes verhindern, aber…“
McGee schaute sie an: „Ihr Mann?“
„Ja, mein Mann war Thaddeus Stone.“



Irgendwie war das der Auslöser. Er dachte darüber nach und – egal wie er es auch drehte und wendete, es machte Sinn und gleichzeitig nicht. McGee wünschte sich, dass es die Möglichkeit gäbe, Laura zu retten, aber irgendwie war ihm klar, dass es sie nicht gab.
Angela schaute ihn an, lächelte traurig und sagte: „Wir sind die Hinterbliebenen. Wir müssen das, was unsere Geliebten ausmachte, weiter in uns tragen, sonst sind sie umsonst gestorben.“
Der Captain der Dragonfly blickte sie an und blinzelte: „Wow, das war… gut.“



McGee lag in seinem Bett und die Ereignisse der letzten Stunden verfolgten ihn.
Er sah, wie er von Ari erschossen wurde – was ja nicht wirklich passiert war – er sah, wie Ari Kate erschoss und wie er Laura tötete… und dann schlief er ein.
 
Jetztzeit

Die Tür des Aufzugs öffnete sich und ein gut-erholter McGee verließ den Fahrstuhl. Er staunte nicht schlecht, als er Tony an seinem Schreibtisch sitzen sah. Hatte der Halbitaliener ein…
„Wenn Du mich auf mein blaues Auge ansprichst, verpass ich Dir eine Kopfnuss, Bambino.“, warnte der Mann und McGee hob abwehrend beide Hände, ehe er grinste: „Ich hatte nicht vor, nachzufragen.“
„So siehst Du schon aus.“, knurrte der Andere.

McGee ignorierte dies und ließ sich auf seinem Stuhl nieder, ehe er sich an Tony wandte: „Wo sind der Boss und Ziva?“
„Vermutlich beschweren Sie sich bei Vance über diesen Sternenflottenidioten.“, sagte der Angesprochene und warf einen missmutigen Blick auf seinen Computermonitor.
‚Sternenflottenidioten?’, fragte sich McGee und wollte gerade etwas sagen, als Agatha Silverbird den Bullpen betrat und zu Tony blickte: „Ihr könnt ihn doch nicht da unten eingesperrt lassen.“
„Warum nicht?“, fragte der Halbitaliener, „Nach dem, was er sich geleistet hat, kann er froh sein, dass wir ihn nicht vor die große Kanone am JAG-Hauptquartier stellen und sie abfeuern. Obwohl ich da nicht übel Lust zu hätte.“

McGee schluckte und blickte zu Agatha: „Was ist denn passiert?“
„Der ‚Captain’, setzte Tony an und schaute zu McGee herüber, „hielt es offenbar für angebracht, einen auf ‚Madman’ zu machen und dann Ari zu befreien.“
„Was?“, machte der Computerexperte und widmete seine Aufmerksamkeit der Rothaarigen, „Was hat er getan?“
Die XO zuckte mit den Schultern und man hatte den Eindruck, als würde sie jeden Moment die Beherrschung verlieren.

„Ich… es hat etwas mit der Richtigstellung der Zeitlinie zu tun.“, sagte sie und McGee richtete sich auf: „Richtigstellung der Zeitlinie? Darf ich Dich daran erinnern, dass man direkt hier“ – er deutete auf den Punkt, auf dem er stand – „eine mögliche Freundin von mir in den Kopf geschossen wurde? Der Mörder ist jetzt in der Vergangenheit und…“
„… wurde dort von mir erschossen.“, meldete sich die Stimme Zivas von der Treppe her. Sie kam langsam herunter und McGee sah, wie Tony sie ganz fasziniert anblickte. Ein leichtes, wehmütiges Lächeln umspielte die Lippen des Romanciers. So hätte es mit ihm und Laura auch laufen können.

„Ari ist in die Vergangenheit teleportiert worden und hat das Ende gefunden, das er sowieso gefunden hat. Das dürfte Strafe genug sein.“, pflichtete Agatha dem bei und Tony seufzte.
„Für den Tod von Kate auf jeden Fall.“, erklärte er.

Tony konnte sich nicht helfen – der Fakt, dass dieser Mistkerl quasi einfach so davonkam… gut, er wurde in der Vergangenheit getötet, aber, es wäre ihm viel lieber gewesen, wenn er ihn hier noch ein wenig durch die Mangel hätte drehen können. Der Tod von Kate hatte ihn damals schwer getroffen und wenn es sowas wie kosmische Gerechtigkeit gegeben hätte, wäre es ihm zugefallen, den Mann umzubringen. Aber nein. So wollte er nicht denken. Obwohl es wirklich einfacher gewesen wäre.Aber – als Bundesagent war man nicht auf Rache aus.

Kurz war er in seinen Gedanken versunken, als er den Blick Agatha Silverbirds bemerkte. Sein Kopf ruckte hoch und seine Augen fokussierten ihre. „Commander“, setzte er an und wollte etwas sagen, als sie seufzend auf ihn zukam und sich vor seinem Tisch aufbaute.
„Es tut mir leid.“, sagte sie dann. Tony merkte, dass sie es ernst meinte. In ihrer Stimme schwang aufrechtes bedauern mit und er konnte sich nicht helfen – in ihren Augen konnte er es auch sehen.
Er nickte nur.
„Es… es ist okay. Ich war nur ein wenig sauer. Wissen Sie, dieser Typ hat meine Partnerin getötet und…“

Agatha nickte nun ebenfalls: „Ich kenne die Akten und ich bin mir sicher, die Entscheidung ist dem Captain nicht leicht gefallen.“ Schulterzuckend betrachtete er sie und lächelte dann – obwohl es ein wenig gezwungen wirkte. „Dafür hat er aber nicht lange überlegt, um nach Alternativen zu suchen.“
„Keine Ahnung – ich weiß ja nicht, wann Cal runtergebeamt ist.“
„Vor Ihnen, Commander.“
Die XO wiegte abwägend mit dem Kopf: „Ja, schon, aber das hat ja nichts zu sagen. Ich habe mich ja noch ein wenig mit Captain Stone unterhalten und wenn der Captain von der Krankenstation aus in den Transporterraum gegangen ist… dann hatte er einige Minuten, um darüber nachzudenken, was genau zu tun wäre.“

„Ich verstehe.“
Diese Antwort geben und dann auf den Bildschirm blicken, das war für Tony eine Handlung.
Er seufzte. Diese Frau hatte nicht verstanden, worum es ihm gegangen war. Wie sollte sie auch? Und er würde den Teufel tun, ihr zu sagen, was los war.



Tim öffnete die Tür des Verhörraumes, in dem Cal saß. Man konnte den Ort nun wirklich nicht gerade als Luxus-Herberge bezeichnen, aber er erfüllte seinen Zweck.
„Nun, Captain.“, sagte er und fixierte den Starfleet-Offizier mit einem Blick, „Ich verstehe Sie ja in gewisser Weise.“
Er umrundete den Tisch, hinter dem Cal saß und nahm Platz. Dann schaute er ihm in die Augen und suchte nach Wahrheit.
„Ich verstehe Sie… wirklich. Ari war eine Gefährdung. Sie mussten ihn in diese Zeit zurückbringen, aber warum konnten sie es nicht machen, bevor er Laura erschoss?“
Sein Gegenüber holte tief Luft und nickte dann.
„Klar, hätte ich tun können. Das Problem daran ist Folgendes. Wenn ich zu häufig in aufeinander-folgende, sequentielle Handlungen eingreife… dann machts bumm.“
McGee schaute ihn verblüfft an, ehe er seine Sprache wiederfand: „Soll… soll das heißen, dass sie ihr nicht helfen konnten, sie sogar opfern mussten, damit das Raum-Zeit-Gefüge sich nicht auflöst?“

Der Kommandant der Dragonfly nickte.
„Ja – sehen Sie, der Tod Lauras war, so unschön er auch ist…“
Der Captain brach ab, schaute Tim an und räusperte sich: „Ich würde darüber gerne mit jemand anderem sprechen.“
„Tut mir leid, Sie reden mit mir.“
„Weiß Gibbs, dass Sie das Verhör durchführen? Oder weiß Vance es?“
In dem Moment, in dem der Captain dies fragte, merkte Tim, wie ihm immer heißer wurde. Heiß vor Zorn. Sein Blut kochte und er war kurz davor, diesem selbstgerechten Captain eine Abreibung zu verpassen, aber… er hielt sich zurück. Es würde nichts bringen.

„Es tut mir Leid, McGee.“, sagte Cal in diesem Moment und schaute ihm in die Augen, „Wissen Sie… Sie wissen es vielleicht noch nicht, aber… Sie werden große Dinge leisten. Ich, Agatha, Angela – auch Vance – wir alle haben Ihr Team als so eine Art Superheldenteam kennengelernt – so ähnlich wie die Justice League.“
„Entschuldigen Sie?“
„Naja – Abby beispielsweise kommt doch so gut wie fast wenig aus ihrem Labor raus. Da wäre sie doch eigentlich ein ideales Oracle, während Sie, Tim, ein guter Nightwing wären.“
„Nightwing?“, fragte Tim, „Sie sehen mich als … als was. Dick Grayson, der früher Robin war?“
„Ja, so in der Richtung. Tony wäre ein guter Superman und Ziva…“
Er stockte und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Stellen Sie sich Ziva doch mal als Wonder Woman vor.“, sagte er dann, „Und… Gibbs wäre einfach nur ein cooler Dark Knight – also Batman.“

„Und wer wären Sie?“, fragte der Special Agent und Cal legte überlegend den Kopf schief: „Nun, Agatha ist eine wunderschöne Rothaarige mit Modelmaßen… sie wäre eine gute Mary Jane. Das macht mich zu…“
„Spider-Man? Nun machen Sie aber mal einen Punkt.“, grinste McGee und plötzlich änderte sich die ganze Atmosphäre, „Spider-Man. Das würde bedeuten, dass Sie wesentlich cleverer sind, als Sie vorgeben zu sein.“ ‚Okay, das ist merkwürdig.’, dachte sich McGee, „klingt, als würden hier zwei Nerds quatschen.`

Der Captain zuckte mit den Schultern: „Gut, ich würde nicht sagen, dass ich cleverer bin, als ich aussehe, aber – wer sollte ich denn sein, ihrer Meinung nach?“ „Wie wärs mit dem Joker?“, schlug Gibbs vor und McGee zuckte zusammen. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sein Boss den Raum betreten hatte.

Cal, der kurz ebenfalls erschrocken wirkte, grinste zu McGee und deutete mit dem Kopf Richtung Gibbs: „Sag ich doch. Batman.“ Der Senior Special Agent warf einen finster-amüsierten Blick zu Cal und schaute dann McGee an: „Wenn Du hierbleiben willst, bleib hier, Elfenkönig. Aber Ziva oder ich stellen die Fragen.“
Der Romancier nickte, als Ziva ebenfalls den Raum betrat.



„Also, dann erzählen Sie mal, Captain.“, forderte Ziva ihn auf und fixierte ihn mit ihren nussbraunen Augen. Der Angesprochene schluckte und lächelte – ein wenig gezwungen wirkend – zu McGee, ehe er sich an Ziva wandte: „Nun, Agent David, wo soll ich anfangen?
„Da, wo wir vorhin abgebrochen hatten.“, schlug die hübsche ehemalige Mossad-Offizierin vor und der Captain nickte: „Natürlich, da.“
Er rollte kurz überlegend mit den Augen, ehe er Luft holte und zu sprechen begann.
„Ari ist wieder in der Vergangenheit. Damit ist die Zeitlinie beinahe korrigiert.“

„Beinahe?“, fragte Ziva, was ihr erneut ein Nicken des Captains eintrug: „Ja – beinahe. Sehen Sie – wenn die Zeitlinie komplett wiederhergestellt worden wäre, gäbe es diese nette, kleine Unterhaltung zwischen uns nicht, da wir uns nicht daran erinnern würden, dass Ari überhaupt hier war. Eventuell wären wir immer noch hier, weil ja Captain Stone ermordet wurde, aber – wenn…“
„Nein, auch dann nicht.“, sagte Gibbs und schaute ihn an, „Der Mord an Stone geht ebenfalls auf Aris Konto. Soviel konnten wir seinerzeit herausbekommen, bevor Sie den Tag zurückgespult und das alles noch schlimmer gemacht haben.“

„Hey“, machte Cal, „Da verwechselt man einmal eine Raum-Zeit-Kontinuum-Verändernde Granate und das wird einem immer vorgehalten.“
Gibbs funkelte ihn an: „Wenn Sie nicht wollen, dass ich Ziva sage, für wen Sie sie halten, dann reden sie besser schneller.“
„Wieso, für wen hält er mich?“, fragte die hübsche Agentin und schaute zuerst zu Gibbs und dann, mit zu Schlitzen verengenden Augen, zu Cal, dessen Lächeln gerade eine Spur gezwungener wirkte. Er fuhr sich am Kragen entlang, als sei er ihm gerade spontan ein paar Nummern zu Eng geworden und blickte dann, hilfesuchend, zu McGee, der jedoch nur grinste.



„Das ist doch nicht zu fassen.“, schimpfte Ziva ein paar Minuten später und kam auf Agatha und Tony zu. „Ich… ich fasse es echt nicht.“
Damit blieb sie vor beiden stehen und funkelte die XO an: „Dein Freund hat einen komischen Personengeschmack.“
„Wieso?“
„Er sagte, ich wäre… Wonder Woman.“
Agatha runzelte die Stirn, legte den Kopf schief und konnte hören, wie Tony hustete, um sich das Lachen zu verkneifen.
Die Israelin fuhr herum und funkelte den Halbitaliener an: „Das findest Du auch noch lustig, was? Er sieht mich in einem … was auch immer das sein soll.“
Ein kurzes Räuspern Agathas ließ sie sich wieder zu ihr herumdrehen: „Ja?“
„Und… nur so aus Neugierde, was hat er über mich gesagt?“
„Irgendwas von wegen Marihuana. Und… ach ja, Gibbs ist ein Fledermausmensch, während er McGee als … irgendwas mit Flügeln bezeichnete.“
Sie schaute zu Agatha und schüttelte den Kopf: „Dein Freund ist gaga.“
„Das ist nichts neues.“, erklärte die XO und runzelte die Stirn: „Was meinte er eigentlich mit Marihuana?“
„Keine Ahnung, ich hab nicht zugehört.“, sagte Ziva und wandte sich wieder an Tony, der sie gerade sehr lange ansah.
„Was ist?“
„Nichts, ich stelle mir dich nur gerade im Wonder Woman Kostüm vor.“, grinste der Halbitaliener und wollte sich gerade in Deckung begeben, weil er dachte, dass sie gleich etwas werfen würde. Aber nein, sie schüttelte nur den Kopf und zischte ein: „Männer.“



Agatha grinste zu Ziva herüber: „Ich weiß nicht, wo das Problem liegt, Wonder Woman. Schließlich ist dieser Comic-Charakter die Ikone der Selbstständigkeit der Frau. So war sie geplant und so wurde sie auch umgesetzt. Aber ich verstehe immer noch nicht, was Cal mit Marihuana meinte.“
„Mary Jane Watson.“, keuchte ein gerade den Bullpen betretender McGee und schaute zu Agatha: „Er hat uns alle mit Comic-Figuren vergleichen. Mich mit Nightwing.“
„Wie schön.“, meldete sich plötzlich vom Treppenabsatz Leon Vance und trat dann langsamen, gemessenen Schrittes die Treppe herunter und dann auf das Team zu, „Wenn das Verhör Captain Cats durch die Special Agents David, Gibbs und anscheinend auch McGee beendet ist, können Sie, Commander, und Ihr Captain, doch sicherlich in das 24. Jahrhundert zurückkehren.“
„Bei allem Respekt, Sir.“, meldete sich Agatha zu Wort, „Das glaube ich nicht ganz. Schließlich treibt noch Traceless sein Unwesen. Ich meine, der Mann, der Ari wieder in die Vergangenheit teleportiert hat, war Cal der sich Traceless Identität bediente, aber… er ist hier. Traceless ist in Washington. Wer sollte uns sonst den Tipp gegeben haben. Und ausserdem… irgendwas hat mich am Acrosstic gestört.“

„Und was?“
„Das werde ich Ihnen gleich zeigen, Captain Vance.“, sagte Agatha und griff nach ihrem Tricorder. Dann betätigte ihren Kommunikator: „Silverbird an Intrupper? Gina, könntest Du die Daten, die uns überhaupt erst darauf gebracht haben, uns hierher zu begeben, auf den Tricorder spielen?“
Die körperlose Stimme Ginas gab ein „Natürlich“ von sich und nach ein paar Sekunden sagte sie: „Download beendet.“
„Danke.“, sprach Agatha und deaktivierte die Verbindung. Dann wandte sie sich an McGee: „Kann man den Tricorder an euren großen Bildschirm anschließen?“
„Geben Sie her.“, sagte Vance, nahm das Gerät und betätigte einige Tasten, ehe auf dem großen Bildschirm, auf dem Gibbs und Konsorten auch sonst immer irgendwelche Daten abspielten, der Schnappschuss von Traceless Acrosstic auf dem Ewigkeitsplaneten erschien.



Tempus fugit.
Reflecting pool
Anacostia, Potomac,
Capitol.
Es ist wirklich schön hier.
Leider wird mir der Urlaub
Extrem vermiest.
Steine sterben, Fremde sind hier.
Scheidung MMXI



Ziva betrachtete die Worte auf dem Bildschirm und nickte: „Einer von Traceless Acrosstics.“
„Ja, soweit waren wir auch schon. Auch, die Sache mit „Scheidung MMXI“ haben wir herausbekommen. Damit ist nämlich der September und das Jahr 2011 gemeint. Und Reflecting Pool, Anacostia, Potomac und Capitol bezieht sich auf Washington D.C.“, sagte Agatha. Tim räusperte sich: „Steine Sterben – ganz klar eine Referenz zu Stone.“
„Ich weiß.“, nickte Agatha, „Aber was soll dieser Hinweis darauf, dass Fremde „hier“ sind? Washington D.C. ist die Hauptstadt der USA – sie wird immer von Fremden besucht.“
„Agatha?“, meldete sich McGee, „Ich rate hier nur mal ins Blaue, aber – was für andere Worte kennen wir für „Fremde“?“
„Fremde, etrangeres, strangers, …“, zählte Ziva auf, stockte, schluckte und schaute in die Runde: „Aliens.“
Agatha blickte zu Ziva und schüttelte den Kopf: „Das… das kann nicht sein. Nicht vor … naja, das dauert noch, bis die ersten Aliens hier landen.“
„First Contact, oder?“, fragte McGee und schaute die hübsche Rothaarige an, „Aber gab es nicht mal eine Folge der Serie „Star Trek: Enterprise“, in der Archer und T’Pol nach Detroit reisten – ins Jahr 2004? Vielleicht wissen die Menschen nichts davon, dass hier, 7 Jahre später, etwas Ähnliches stattfindet?“
„Das macht Sinn.“, meldete sich Tony, „Ich meine, wenn ich überlege, wie häufig ich beim Baltimore PD von Verrückten gehört habe, dass sie Aliens gesehen haben wollen.“

„Vielleicht stimmt das ja alles.“, ließ sich Ziva vernehmen und schaute zu Tony herüber: „Du hast nicht rein zufällig noch ein paar Kontakte zum Baltimore PD?“
„Klar“, sagte der Halbitaliener, „Meinst Du, ich lass meine Kumpels im Stich, nur weil ich jetzt beim NCIS bin? Die Poker-Runden sind der Renner.“
„Vielleicht sollten Sie dann mal nachfragen, ob sich in letzter Zeit wieder ein paar ‚Verrückte“’ gemeldet haben.“, schlug Vance vor und an seiner Stimme erkannte man, dass es keineswegs ein einfacher Vorschlag war.
„Ich kann einfach nicht glauben, dass ich nicht mitgenommen wurde.“
Die Stimme Abby Sciutos war laut und ein Zeugnis davon, dass sie extrem angenervt war. Sie ging in ihrem Labor auf und ab, schaute zu einer Puppe, deren „Gesicht“ ein Abbild von Tony war und deutete mit ihrem ausgestreckten Zeigefinger auf ihn.
„Tony, mach keine Witze, ich bin wütend!“

Damit wandte sie sich wieder in die andere Richtung und durchquerte das Labor, ehe sie stopte und wieder zurückkam.
Erneut stoppte sie und ließ einen Finger pfeilschnell und -gerade auf eine Puppe deuten, die mit einem Foto von Zivas Gesicht versehen war.
„Das hab ich gehört, Agent David. Werden Sie mir nicht komisch, junge Frau, oder ich gehe zum Director.“
Und kaum hatte sie dies ausgesprochen fuhr sie herum und deutete auf eine McGee-Puppe: „Fang Du nicht auch noch an. Ich bin genau so fähig wie Ihr auch.“
Damit wirbelte sie auf dem Absatz herum und ließ ihr Bein – logischerweise das, auf dem sie nicht stand – durch die Luft fegen, als würde sie jemanden mit einem Tritt zu Boden schicken.

„Danke.“, sagte sie und schaute zu den aufgestellten Pappkameraden, „Hat Ziva mir beigebracht. Also Ziva-Ziva, nicht… Ihr wisst schon.“
Das hatte sie tatsächlich. Sie erinnerte sich immer noch gerne daran, wie die hübsche Israelin sie mit in ihr liebstes Trainingszentrum in D.C. genommen und sie in die Grundzüge des Krav Maga eingewiesen hatte. Am Anfang hatte die niedliche Goth der Sache noch ein wenig skeptisch gegenübegestanden, weil sie befürchtete, nie so gelenkig und kräftig wie die Attentäterin sein zu können, aber nach einigen Übungen wurde sie eines Besseren belehrt.

Sie hatte die Wendig- und Gelenkigkeit um im Notfall ausweichen zu können – natürlich würde Abby nie zu derartigen Kunststückchen in der Lage sein, wie eine ausgebildete und trainierte Attentäterin, aber sie wäre in der Lage, sich ihrer Haut zu erwehren. Zumindest hatte Ziva ihr dies nach einem Training, als sie völlig verschwitzt und ausser Puste auf der blauen Matte gelegen hatten und versuchten, wieder ruhig zu atmen, gesagt und wer war sie, dass sie das Wort einer ihrer besten Freundinnen anzweifelte. Erneut wirbelte sie herum, mit wehendem Laborkittel, der quasi wie ein Cape rauschte. Dabei gab sie Kampfschreie von sich, Angriffslaute und warf sich dann gegen eine imaginären Gegner als die Tür aufging und Ziva hereinkam.

„Abby, was tust du da?“, fragte sie, amüsiert lächelnd, was Abby dazu veranlasste, ebenfalls zu lächeln und dann von der aggressiven Kampfkunst in die Kunst der Bewegung umzuschwenken. Ein Rad schlagend, kam sie neben Ziva auf die Beine. „Krav Maga. Hast Du mir beigebracht.“, erklärte sie und strahlte vor Kämpferstolz. Ziva blickte sie an, nickte und deutete dann hinter sich, auf den Fahrstuhl: „Meinst Du, du könntest deine Freunde ein paar Minuten alleine lassen? Wir haben da einige Fragen an dich.“
„Okayyyy.“, machte Abby und sie ging vor, wenngleich sie keine Ahnung hatte, was sie erwarten würde.



Als Abby den Bullpen betrat, schaute sie verblüfft auf den großen Bildschirm. Sie deutete auf den Actosstic und sagte „Das ist ein Acrosstic“, ehe sie sich weiter durchlas, was der anonyme Autor ihnen mitteilen wollte. „Ganz klar.“, meinte sie, nachdem sie kurz Luft geholt hatte, „Der Autor dieser Zeilen nennt sich Traceless, er weist darauf hin, wo er ist, und wann er dort ist, dass die Steine sterben werden – ich nehme mal an, es bezieht sich auf Captain Stone und seine Frau – und dass Aliens in Washington sind.“
„Wow.“, machte Agatha, schaute die hübsche Goth an und ließ sich von Zivas Tisch, auf dem sie gesessen hatte, gleiten, „Ich muss sagen, ich bin sprachlos.“

Abby lächelte ihr freundlich zu: „Danke, Commander – aber es ist eigentlich nur die reine Logik. Wenn etwas wie eine Ente quackt, wie eine Ente geht und wie eine Ente schwimmt, wird es wohl eine Ente sein. Aber deswegen bin ich nicht hier, oder?“ „Nein, eigentlich nicht.“ ,Gibbs Stimme hallte durch den Bullpen, als er, mit einem Calvin Nathan Cat, den man mit Handschellen gefesselt hatte, vor Abby stehen blieb. Dann schaute er sie mit eisblauen Augen an, in denen eine gewisse Wärme zu sehen war, „Du bist hier, weil ich mich bei Dir entschuldigen wollte.“

„Wofür, Gibbsman?“, fragte die Forensikerin und schaute ihr Gegenüber aus überrascht aufgerissenen Augen an, „Was hast Du dir zu Schulden kommen lassen?“
„Wir hätten auf Dich hören sollen.“, sagte der Chefermittler, „Ich hab dich Hängen lassen.“
Abbys Blick veränderte sich. Ein leicht verschmitztes Lächeln war zu sehen und sie sagte, in einer erstaunlich guten Immitation des Älteren: „Niemals entschuldigen. Das ist ein Zeichen von Schwäche.“
„Ich mache eine Ausnahme.“, erklärte Gibbs und verpasste damit dem gefesselten Sternenflottenoffizier einen Stoß, der ihn in die Mitte des Bullpens brachte. Er taumelte, stoplerte über seine Füße und landete auf dem Boden – zwischen den Schreibtischen von Ziva und Tony – sodass Agatha ihm hochhalf.

„Sehr elegant, Gibbs.“, kommentierte Vance von seiner Position her und schaute zum Captain herüber, der sich gerade aufrappelte.
„Abby, könntest Du uns das Ding beschreiben, das Du gesehen hast?“, fragte Gibbs, Vance komplett ignorierend. Die Angesprochene blinzelte verblüfft.
„Wann?“
„Vor ein paar Tagen.“, entgegnete Gibbs und schaute sie an – man konnte feststellen, dass er gerade ein wenig ungeduldig wurde.
Abby überlegte kurz, machte dann einen Laut des Verstehens und nickte heftig: „Ja – klar. Das eine mal war ich hier – ich hab gerade Major Massenspektrometer was zu Essen gegeben…“
„Wer ist das und was isst der so?“, schoss Cal dazwischen, bekam aber von Agatha einen unsanften Stoß in die Magengrube und ein „Halt die Klappe und hör zu“ zugezischt.

Die Forensikerin schaute den Captain kurz amüsiert an: „Capitano, der war gut. Den muss ich mir merken.“
„Schön wärs.“, murmelte Cal und zuckte zusammen, als Agatha ihn warnend anblickte.
Gibbs räusperte sich: „Fahr fort, Abbs.“
„Natürlich. Also – ich gebe also Major Massenspektrometer gerade was zu analysieren und… da hör ich dieses laute Rauschen. Ich schau aus dem Fenser und seh einen großen Feuerball auf den Anacostia River zufliegen. Dann hab ich mich natürlich umgehört – da wollen Leute gesehen haben wie zwei Menschen aus diesem Ding gestiegen sind. Stellt euch vor, die haben nicht einmal die Polizei verständigt.“

„Da bin ich sehr dankbar für.“, ließ sich Cal vernehmen und schaute Abby entschuldigend an: „Tut mir leid, wenn wir Ihnen da so Angst eingejagt haben. Das waren nämlich wir.“
„Soweit war ich inzwischen auch schon.“, erklärte sie, „ich habe mich mit Tim unterhalten und spätestens, als Ihr sagtet, dass Ihr Starfleet wäret… also… das Problem ist gelöst.“
„Und das andere Licht?“, fragte Gibbs und Abby nickte: „Ruhig, Gibbsman, ich komm gerade drauf zu sprechen.“
Sie räusperte sich und begann, zu erzählen.
 
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