• Welcome! The TrekBBS is the number one place to chat about Star Trek with like-minded fans.
    If you are not already a member then please register an account and join in the discussion!

Spiegelungen - a Star Trek / Battlestar Galactica Crossover

CaptainCalvinCat

Commander
Red Shirt
Title Spiegelungen
Genre Hurt/Comfort, Humour, Crossover
Author CaptainCalvinCat
What you should know Interested people should read this before reading this story.
Language German, I’m sorry.


Prolog Ein Glas Cola und eine angenehme Begleitung.

2379 – Ort: Utopia Planitia

Es war eigentlich ein sehr interessantes Gefühl, die DRAGONFLY von Aussen zu sehen, während man eine Cola trank. Die Aussichtsplattform der Utopia Planitia-Flottenwerft befähigte Captain Calvin Nathan Cat genau hierzu. Dem Glas Cola leistete dampfend eine Tasse Kaffee Gesellschaft, die zu der hübschen Rothaarigen gehörte, die neben ihm saß und die Reparaturen an der DRAGONFLY betrachtete.
„Das ist jetzt unser vierter Aufenthalt hier.“, grinste die XO wie eine Raubkatze, „Aber ich glaube nicht, dass wir schon mal soviel hatten reparieren müssen.“
Der Captain zuckte mit den Schultern: „Wir sind auch noch nie so häufig gegen die Goa’uld vorgegangen.“
„Wobei du das Schiff einmal gesprengt hast.“, schoss die XO zurück und Cal nickte: „Stimmt ja gar nicht. Das war Sachmet.“
Dann trank er einen Schluck und schaute nachdenklich auf das Schiff: „Meinst du – wir treffen sie wieder?“
„Sachmet?“, fragte die XO zurück und Cal schüttelte den Kopf: „Quatsch. SG-1 oder das NCIS-Team.“
Commander Agatha Silverbird zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Das Universum ist ja groß und unser Abenteuer hat doch gerade erst begonnen. Es würde mich nicht wundern, wenn wir eines Tages mal wieder mit ihnen zu tun bekommen würden.“
Damit beugte sie sich vor und küsste ihn: „Aber vorher sollten wir erstmal unsere neue Mission in Angriff nehmen. Du weißt doch – der Kontakt in den Jagdhunden.“
„Ich persönlich“, seufzte Cal, „wäre ja mal froh, wenn es eine ruhige, entspannende Mission wäre.“
Agatha grinste: „In welcher Welt lebst Du denn, Cal? Das wird sicherlich genau so eine haarsträubende Sache, wie die letzte.“
„Wir werden sehen“, zuckte der Captain mit den Schultern, „Wir werden sehen.“
Damit griff er zur Cola und trank erneut einen Schluck.
Was würde sie wohl da draußen erwarten? Wer wusste das schon?
Aber eines war klar – sie würden kühn dort hingehen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist.




Kapitel 1 Das Leben ist kein langer, ruhiger Fluss.

Zwei Monate später

Wieso hatte er sich darauf eingelassen? Die gesamte Situation war ein völliger Flop und er könnte sich in den Allerwertesten dafür beißen, das er sich überhaupt auf diese Mission eingelassen hatte. Es hatte dabei alles relativ simpel geklungen.
Man hatte ihn gebeten, eines der neuen Experimentalshuttles zu bergen – die Hornisse . Dieses war im Laufe eines Testfluges, den clevere Piloten besonders intelligenterweise über Remus hatten stattfinden lassen, von einigen, über dieses Eindringen in ihren Lauftraum nicht unbedingt erfreuten Romulanern und Remanern abgeschossen worden und hatte sich in die Kuppel das remanische Schwimmbad „Tertiär Park“ gebohrt. Zwar war der Captain verwundert gewesen, dass es auf Remus Schwimmbäder gab, aber wenn es Momente gab, in denen man besser den Sinn der Sache nicht allzu stark hinterfragte, waren es Momente wie diese.

Sie waren nach Remus geflogen, er hatte sein Team ausgewählt – zwei Sicherheitsoffiziere, ein Ingenieur und natürlich seine Bordärztin Gina Intrupper – und waren dann an die zuvor berechneten Koordinaten gebeamt. Soweit so gut.

Chefingenieur Sebastian ‚Scotty’ Middlegate, der knapp zwei Meter große, gutmütige Riese mit dem militärisch-kurzen Blondschopf hatte sich dem Wrack zugewandt und begonnen, die ersten Untersuchungen vorzunehmen, während Cal ihn kurz dabei beobachtete und sich grinsend an die Zeit auf der Academy erinnerte. Sie waren alle ein Jahrgang – das Sicherheitsteam mal ausgenommen – und waren logischerweise alle zeitgleich auf der Academy angekommen. Er und Sebastian hatten damals, in der Uniformausgabe, die Bud-Spencer-Terrence-Hill-Nummer durchgezogen. Als der Chef der Kleidungsausgabe Sebastian gefragt hatte, welche Kleidergröße er habe, hatte er kurz gebrummt und dann gesagt: „Die Elefantennummer. Groß, größer, am größten, man will es ja bequem haben.“. Und natürlich hatte Cal, einfach nur der Vollständigkeit halber, als der Kleidungsausgabenchef die Frage nach der Schuhgröße gestellt hatte, ein „Marke Plattfuß“ in den Raum geworfen. Die beiden Kadetten hatten sich einen Blick zugeworfen und waren in schallendes Gelächter ausgebrochen, das irgendwie von den anderen Kadetten, die sich gerade einkleiden wollten, nicht unbedingt erwidert wurde.

Das war jetzt knappe 18 Jahre her, damals waren sie noch Kadetten und nun – Cal wagte es nicht, diesen Gedanken wirklich laut zu fassen – hatten sie ihr eigenes Kommando. Also, Cal hatte seines und er hatte die Meisten seiner Freunde als Crewmitglieder an Bord. Dies war dem Projekt „Teen Squadron“ zu verdanken gewesen. Hierbei handelte es sich um folgende Überlegung.

Wenn es irgendwann einen großen und blutigen Konflikt geben würde, den die Föderation gewänne oder zumindest sonst für sich entscheiden konnte, müsste man die Flotte wieder aufbauen und man würde sicherlich dem Credo der Sternenflotte folgen und kühn dorthin gehen, wo nie ein Mensch zuvor gewesen war. Allein dazu wurden zwei Rohstoffe benötigt: Schiffe und Crew.
Die Schiffe nach dem Ende des Konflitkes zu restaurieren, oder komplett neu aufzubauen, würde sich vermutlich als herausfordernd, aber effektiv gesehen nicht allzu kompliziert herausstellen. Diese Schiffe mit Crews zu bemannen – das war etwas, das dem Chef des Departments of human resources der Sternenflotte, vermutlich noch ein paar graue Haare bescheren würde. Also würden vermutlich die nächsten 10 Jahre lang Schiffe mit verhältnismäßig jungem Personal besetzt werden, also mit Teenagern und Twens. Natürlich benötigte es dazu einen Testlauf. War diese Idee überhaupt möglich?

Dies war der Auftritt der Gebrüder Cat. Calvin Nathan, der das Schiff auch heute noch kommandierte, wurde von seinem erfolgreicheren Bruder darauf angesprochen, das man dringend eine solche Idee bei Starfleet Command anstoßen müsste. Dieser erfolgreichere Bruder hieß Richard Nathaniel Cat II, was nicht unbedingt kreativ war, wenn man bedachte dass der Bruder schon „Nathan“ als Zweitnamen führte und der Vater Cals und Ricks ebenfalls Richard Nathaniel Cat hieß. Die ganze Sache wurde komplett ad absurdum geführt, wenn man überlegte, dass Cals und Ricks Eltern keine Sternenflottenangehörigen waren.
Im Gegenteil. Die Mutter der Beiden arbeitete als Autorin, schrieb Comedy- und Kriminalromane, beide unter jeweiligen Pseudonymen und Richard Nathaniel Cat I hatte den „nome de plume“ Peter Andrew Cat, damit er seine Comedy- und Kabarettprogramme als „Der PAC-Man“ geben konnte.

Der ausformulierte Brief, den die Gebrüder Cat an die Sternenflotte schrieben, war ein Joint-Venture der Familie und deren Freunde. Ein paar Jahre später trat das ein, was Planer bei Starfleet, aber auch die Familie Cat gefürchtet hatten.
Nach dem Ende des Krieges stand die Föderation tatsächlich an genau der Stelle, die die Planer und einige andere kritische Stimmen seit knapp 4 Jahren vorgezeichnet hatten – und man holte die Pläne aus den Schubladen. So trat man an die Cat-Brüder heran und besetzte, nach der Erlaubnis der Sternenflotte, mit den Freunden des damaligen Lieutenants und nun Captains und seines Bruders - und die Ränge nach Fähigkeit und Sympathie.
So hatte Cal zwar die leicht-despotische Ader durchblitzen lassen, und sich selbst zum Captain ernannt, aber die qualifizierteste Person, die darüber hinaus auch seine Freundin war, wurde zum ersten Offizier ernannt, ein Posten, der eigentlich, Richard gehört hätte, wenn er diesen gewollt hätte.

Die ersten Einsätze der DRAGONFLY waren extrem fordernd, aber im Laufe der Zeit kam man mit der Situation klar und man arrangierte sich mit dem Leben als Teenager, bzw. Twen, und dem damit verbundenen Gefühlschaos, und den Pflichten als seriöser Sternenflottenoffizier. Im zweiten Jahr ihrer Mission waren zwei Dinge passiert, die unabhängig voneinander stattgefunden hatten, allerdings kombiniert eine Relevanz für die weitere Zukunft der DRAGONFLY -Crew beinhalten sollten. Einerseits kehrte die USS Voyager aus dem entlegenen Delta-Quadranten zurück und brachte, neben unzähligen Terraquad an Daten auch eine attraktive Ex-Borg namens Seven of Nine mit zurück, andererseits verirrte sich eine Funkbotschaft durch das neurale Relais der Borg in den Kopf eben jener Drohne. Entsetzt meldete sie dem Captain ihre Erkenntnis. Die Borg griffen an – und zwar taten sie es in der Vergangenheit, wobei sie sich mit einer antiken Rasse namens Goa’Uld verbündeten.
Auf Geheiß der Sternenflotte machten sowohl die Voyager , als auch die DRAGONFLY einen Sprung an die temporalen Koordinaten und boten der damals schutzlosen Erde ihre Hilfe an – genauer gesagt, dem sogenannten Stargate-Command. Zusammen mit dem Elite-Team SG-1 besiegte man die Drohnen und die Goa’uld – und Calvin Cat beschloss, in der Vergangenheit zu bleiben.
Nachdem er vier Jahre in der Vergangenheit verbrachte, kehrte er in seine Gegenwart zurück und nahm den Posten als Kommandant der DRAGONFLY wieder an. Nachdem er nun einige Jahre in seiner Gegenwart verbracht hatte und dabei seine Missionen so gut es ging erfüllte, wurde er im Jahr 2379, zusammen mit seiner Crew, in die Vergangenheit beordert.

Der Kontrollposten 2011 des „Wächter-der-Ewigkeit“-Projektes verstummte und Cal und seine Crew sollten ergründen, was damals passiert war. Der Captain hätte sich nie gedacht, in eine solch verfahrene Situation zu gelangen, in der ein Terrorist aus der Vergangenheit von insektenhaften Aliens aus der Zukunft angeheuert worden war, um den Kontrolloffizier des Postens 2011 – Thaddeus Alexander Stone – zu eliminieren, aber, genau so war es passiert.
Und so waren sie, zusammen mit dem ebenfalls ermittelnden „Naval criminal investigative service“, dem NCIS, mit der Auflösung des Falls beschäftigt gewesen, der sie nicht nur auf der Erde forderte, sondern auch in den unendlichen Weiten des Weltalls.

Cal konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, als er daran dachte, wie er mit Ziva, Tony und Agatha durch sein Schiff gekrochen war. Ziva – was wohl mit ihr passierte war? Eigentlich wollte er es wissen, aber, nachdem er schon den unausweichlichen Tod Sam Carters hatte verhindern wollen und von der Zeitlinie ein gigantischs „Fuck you“ gezeigt bekommen hatte, wollte er sich in die Belange der Vergangenheit nicht mehr einmischen.

„Captain?“, riss die Stimme Scottys ihn aus seinen Gedanken und er schüttelte den Kopf: „Sorry, was war?“
Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des riesigen Chefingenieurs. Kurz blickte er nach links, dann nach rechts, ehe er verschwörerisch flüsterte: „Hast Du Gina auf den Hintern geguckt?“
„Nein!“, entfuhr es dem Captain eine Spur lauter, als es eigentlich notwendig gewesen wäre, „Wie kommst Du darauf?“
„Ich kenn dich, mon capitan.“, zwinkerte sein alter Freund ihm zu, „Wenn Du so geistesabwesend bist, überlegst Du entweder, wie du mit Gina oder Agatha hier im Schwimmbad rumplantschen kannst und beide nur das Nötigste tragen, oder aber du erinnerst dich an deine bisherigen Abenteuer.“
„Letzteres.“, murmelte der Captain und seine Stimme nahm eine dunkle, melancholische Färbung an, „Ich… ich kann mir nicht helfen, ich bin immer noch nicht…“
Der Chefingenieur schaute ihn verständnisvoll an: „Sam?“
„Ja.“, nickte der Kommandant, „Ich bin immer noch der Meinung, ich hätte sie retten können.“
„Sie wollte nicht gerettet werden.“
Ein Seufzen entrann der Kehle Scottys und er klopfte dem Kommandanten auf die Schulter: „Kumpel – sprich mit Andrea Gaid über deine Sorgen. Du brütest schon zwei Monate über der Sache und solltest langsam, aber sicher zum Abschluss kommen.“
Der Captain lachte freundlos auf: „Ja, das is ja auch so einfach.“

Die Läufe ihrer Phasergewehre waren auf den Eingang des Schwimmbades gerichtet und zitterten nicht. Warum sollten sie auch? Schließlich gehörten die Hände, welche die Phasergewehre in der Hand hielten, einem trainierten Personal: Dem Hazard Team.
Sie waren nachdem die Voyager im Alpha-Quadranten angekommen war und den entsprechenden Feiern, auf die DRAGONFLY versetzt worden und hatten sich als sehr schlagkräftiges und sehr gutes Team erwiesen. Dies war dem leitenden Offizier des Hazard-Teams, Lieutenant Alexander Murphy, allerdings schon im Delta-Quadranten klar gewesen, als sie sich mit unzähligen Gefahren an Bord der Voyager hatten befassen müssen.
Und sie hatten sich vor ein paar Monaten auf der DRAGONFLY eingelebt, und sogar versucht, zusammen mit Captain Cat die Offiziere des legendären SG-1-Teams zu retten, eine Mission, bei der sie gescheitert waren.

Kurz ließ er seinen Blick schweifen – dieses Areal war definitiv ungewöhnlich. Wer konnte schon von sich behaupten, einen potentiellen Kampf auf Leben und Tod in einem sogenannten „Spaßbad“ austragen zu wollen? Einerseits konnte und wollte er sich nicht vorstellen, diesen Ort, der eigentlich der Entspannung dienen sollte, in eine grausame Kulisse des Todes zu verwandeln, andererseits war er sich sicher, dass die Romulaner nicht unbedingt wenig angesäuert darüber wären, dass man einen Testflug mit einem schwerbewaffneten Experimentalshuttle genau in ihrem Territorium ausgetragen hatte. Aber, während er sich so umblickte, konnte er sich nicht helfen, festzustellen, das die Umgebung eine gewisse, beruhigende Atmosphäre hatte.

In der Hauptsache war sie sehr grün. Farne, egal ob künstlich oder nicht, waren an augenfälligen Stellen platziert worden, hohe Bäume taten das Ihrige, um der Umgebung einen Dschungel-ähnlichen Anstrich zu verleihen, der sogar einen Flusslauf beinhaltete. Dieser war natürlich ebenfalls nicht echt, es war ein Kanal, der Badewasser transportierte und der sich in einem weitverzweigten Wasserfall in mehrere kleine Badeseen, also Schwimmbecken für Schwimmer und Nichtschwimmer, ergoss. Direkt neben ihnen rauschte der mächtige Strom hinunter ins Tal und Munroe konnte nicht umhin, festzustellen, dass der Landschaftsarchitekt, der dieses Schwimmbad konzpiert hatte, sehr gute Arbeit geleistet hatte. Beinahe wäre man gewillt, das eigentliche Aussehen Remus zu vergessen.

Eine sanfte Frauenstimme machte eine Ansage und riss Munroe aus seinen Gedanken:
„Hallo. Willkommen im Schwimmbad Tertiär Park. Hier wird ihnen die Welt unseres Heimatplaneten Remus so gezeigt, wie sie im Zeitalter des Tertiär ausgeprägt war, bevor ein Meteor von einem Kilometer Durchmesser aufschlug und alles verwüstete.“
Der Leiter des Hazard-Teams überlegte kurz. Das letzte Mal, als sie diese Ansage gehört hatten, waren sie es gewesen, die das Schwimmbad betreten hatten. Dies konnte für Munroe nur bedeuten, dass es gleich lustig werden konnte.
Schnell betätigte er seinen Kommunikator: „Munroe an Cat?“

Der Captain seufzte ein wenig gelangweilt, betrachtete das bruchgelandete Stück Technologie und kam nicht umher, dem Shuttle eine gewissen Schönheit und Eleganz zu attestieren.
„Und das von einem Hornissophobiker.“, schoss es dem Kommandanten der DRAGONFLY durch den Kopf, ehe er zu Sebastian blickte: „Und, was ist deine professionelle Meinung?“
Der Chefingenieur kroch weiter in die Innereien des Shuttles, ehe er antwortete: „Hm – wenn Du mich so fragst, ist das Ding ziemlich fritze.“
„Fritze?“, echote Cal und grinste dann: „Ist das ein Fachausdruck?“
Ja, das war definitiv ein genervtes Seufzen, das der Captain da hören konnte, was dazu führte, dass sich sein freches Grinsen noch verbreiterte. In diesem Moment jedoch blipste der Kommunikator und die Stimme Alexander Munroes erklang aus dem Gerät: „Munroe an Cat?“
Des Captains Gesichtszüge entgleisten und er tippte auf den broschenähnlichen Gegenstand, der am Brustteil seiner Uniform befestigt war. „Ja, Cat hier?“
„Wir haben anscheinend Eindringlinge.“, erscholl der geschäftsmäßige Duktus des Leiters des Hazard-Teams: „Bewegung hinter der eingänglichen Baumlinie.“
‚Soviel zur normalen Aufklärungsmission’
Cal konnte sich diesen Gedanken nicht verkneifen, obwohl er sich für ihn verwünschte. Er musste sich hier als wirklicher Captain erweisen, vollkonzentriert bei der Sache sein und versuchen, obwohl sie eindeutig in eine Situation geraten waren, aus der aus kaum ein Entkommen gab, dieses Entkommen zu sichern. Wobei er sich sicher war, dass er genau dieses Missionsziel nicht erreichen würde.
Erneut seufzend klopfte er gegen das Shuttle, beugte sich vor und lugte unter die Flugmöglichkeit, Sebastian zuzwinkernd: „Ich hab ne gute und ne schlechte Nachricht für dich. Welche möchtest Du zuerst hören?“
Irgendwelche technischen Sachen, die Cal nicht verstand, am Shuttle erledigend, schaute der Chefingenieur seinen Captain an, legte nachdenklich den Kopf schief und lächelte dann: „Die Gute?“
„Nun, die Gute“, sagte der Kommandant der DRAGONFLY und dehnte das Wort „Gute“ so stark, dass man das Gefühl verliehen bekommen konnte, dass der Captain noch über der Formulierung der guten Nachricht grübelte, „ist folgende: Du brauchst dich mit dem Shuttle nicht mehr zu befassen.“
Der Chefingenieur zog die Hände vom Shuttle so schnell zurück, als habe er sich verbrannt, klappte den Tricorder zu und schaute zum Kommandanten: „Und wieso nicht?“
„Nun, das hängt mit der schlechten Nachricht zusammen“, versuchte Cal den kommenden Worten eine gewisse Lockerheit zu verleihen, „Die Romulaner kommen. Jag das Ding in die Luft.“

to be continued
 
Kapitel 2 Tod auf Remus

Sie musste nur einen Blick hinter sich werfen, auf die Mitglieder, die sie begleiten sollten und schon war R’Peng McCulkin in keiner guten Stimmung. Sie war morgens aus dem Bett geklingelt worden und hatte dann ihren Auftrag erhalten. Und während sie ihr typisches Team zusammenstellte, mit dem sie immer versuchte, zusammenzuarbeiten wo es ging, fragte sie sich, wieso Föderationsoffiziere ein geheimes Testshuttle ausgerechnet über remanischem Raum austesten mussten? Nach der Sache mit Shinzon war eine beinahe schon schizoid-paranoid zu nennende Grundstimmung im romulanischen Imperium aufgetreten. Einige Romulaner erachteten die Geschehnisse der vergangenen Wochen als Zeichen, sich von alten Werten und Normen zu trennen und den Isolationismus, dem man seit Jahren nachhing, komplett über Bord zu werfen. Andere waren aus genau den selben Gründen dafür, die Grenzen noch mehr zu schließen und wieder andere waren moderat eingestellt. So fand sich für jede These die entsprechende Splittergruppe. Um einige dieser Splittergruppen zu beruhigen und hinsichtlich des vielzitierten „Großen Ganzen“ war die momentane Regierung streckenweise dazu geneigt, mit den Säbeln zu rasseln und hatte sich somit entschieden R’Peng damit zu beauftragen, das Shuttle zu sichern.
„Sichern Sie diesen Beweis, dass die Föderation uns auf der Nase herumtanzt.“, hatte ihr Chef gesagt. Nach dem Missionsbriefing hatte sie ihr Team zusammengestellt und sich auf den Weg nach Remus gemacht. Sie strich sich ihre dunkelbraunen Haare hinter ihr rechtes Ohr, warf einen Blick über ihre Schulter und nickte ihrem Stellvertreter zu.

Dann rannte sie los, entsicherte ihren Disruptor und ließ sich zu Boden fallen. Jede ihrer Bewegungen war präzise und wirkte nahezu choreographiert, ohne es tatsächlich zu seien. Allerdings hatte man ihr beim Militär die notwendigen Schritte, ein unbekanntes – oder in diesem Fall, mit feindlichen Truppen besetztes – Terrain zu betreten immer wieder eingebläut, bis sie diese Techniken im Schlaf beherrschte. Sich dicht an den Boden gepresst robbte sie vor, immer die Umgebung im Auge behaltend, weiter auf den Punkt zu, den sie sich ausgeguckt hatte. Sie wusste natürlich eine Sache: Wenn die Föderation tatsächlich schon anwesend war, würden sie einen entsprechenden Sicherheitsperimeter errichtet haben, den es zu knacken galt. Und sie hatte genau die richtigen Leute dabei, die ihr helfen konnten, diese Mission erfolgreich abzuschließen. Sie hatte sie handverlesen und wusste um die Stärken und Schwächen der jeweiligen Teammitglieder.

So hatte sie beispielsweise mit Julius Lepp einen Menschen im Team. Lepp war seinerzeit Lieutenant auf der U.S.S. Crazy-Horse gewesen und hatte nach einem Gefecht mit einem Jem’Hadar-Schiff seinen Posten aufgegeben und seinen eigenen Tod inszeniert. Aus den Akten wusste sie, dass er für irgendeinen Test im Hauptquartier von Starfleet Medical auserkoren war und diesen Test partout nicht ablegen wollte. Weswegen er eine solche Antipathie gegen diesen Test hatte, wusste R’Peng nicht, aber sie würde ihn auch nicht fragen. Um seine Vergangenheit hatte der Mann, der sich selbst „Lieutenant Nobody“ nannte, immer ein großes Geheimnis gemacht und auch ihr hatte er die Sache mit dem Test nur sehr widerwillig und erst nach 2 Flaschen romulanischen Ales erzählt. Nichtsdestotrotz hatte er sich bei den Einsätzen, die sie mit ihm durchgestanden hatte, als tapferer und sehr zuverlässiger Offizier erwiesen, der sogar nicht davor zurückschreckte, einige Menschen zu foltern, wenn es der Sache galt. Diese Einstellung und die Loyalität zum Imperium hatte ihn definitiv zu ihrer Nummer eins gemacht.

Sie hatte den Punkt erreicht, legte sich auf den Rücken und setzte sich kurz auf, damit sie ihren Teamkameraden signalisieren konnte, dass die Luft rein war. Anschließend ließ sie sich wieder sinken, hielt die Luft an und lauschte der Umgebung. Nach wenigen Minuten hatten Lepp, Kara Topp und Commander Talew ihre Position ebenfalls erreicht.
„Okay“, sagte R’peng, im Flüsterton, „Kara, du nimmst den Feind von Osten unter Beschuss. Julius, Du greifst die Föderalen von Westen an. Mister Talew, sie nehmen den nördlichen Weg, ich attackiere die Typen von Süden. Los.“

„Sag mal, Scotty, ich will ja nich hetzen, aber was meinst Du, mal so geschätzt, wie lange wird das wohl dauern, bis Du das Ding in die Luft gejagt hast?“, fragte in diesem Moment der Föderationscaptain und der Chefingenieur der DRAGONFLY zog sich unter dem bruchgelandeten Insektenshuttle heraus in die Freiheit. Er seufzte: „Auch wenn Du noch drei Mal fragst, Cal – ich tu mein Bestes. Und sowas dauert seine Zeit, du willst ja nicht einfach nur einen Knall und die Einzelteile der Hornisse über dieses Areal verteilen.“
„Nicht?“
Sebastian schloss die Augen, schüttelte den Kopf und schaute den Captain dann wieder an: „Nein, Cal – wir müssen die Hornisse so effektiv wie möglich zerstören – das heißt vor allem, dass die Trümmer, die übrigbleiben werden nicht wieder zu einem Shuttle zusammengesetzt werden können.“
„Hä?“
Der Chefingenieur seufzte, legte dem Captain beide Hände auf die Schulter und schaute ihn an: „Hast Du schon mal versucht, aus zwei halben Bierdeckeln wieder einen ganzen zu machen?“
„Klar, das is ja auch nich so schwer.“
„Richtig“, nickte Sebastian, „Und aus einem in vier Viertel aufgeteilten Apfel kann man auch noch einen ganzen Apfel zusammenschrauben, oder?“
Der Captain antwortete, ohne groß nachzudenken, mit einem enthusiastischen: „Klar, logisch.“
„Siehst Du“, schaute ihn der Chefingenieur an, deutete auf das Shuttle und fuhr fort: „aber schon mal versucht aus Parniermehl wieder ein Brötchen zusammen zu setzen?“
Mit dem Kopf zu schütteln und ein „Aber das geht doch gar nicht“ von sich gebend war für den Kommandanten der DRAGONFLY eines und ein erneutes „Siehst Du?“ die Reaktion seines besten Kumpels.
„Kapiert“, grinste Cal, warf einen Blick zum Shuttle, dann zu Sebastian, „Und – wie lange dauert es, das Shuttle zu Parniermehl zu verarbeiten?“
In diesem Moment erklangen einige Meter hinter ihnen Schüsse. Chefingenieur und Kommandant warfen sich einen besorgten Blick zu, dann griff sich der Captain seinen Phaser und rannte ins Unterholz, in Richtung der Kampfgeräusche.
Sebastian schaute dem Captain noch kurz hinterher, wollte ihn darauf aufmerksam machen, dass diese Handlungsweise ihm eventuell nicht gut bekommen würde, aber, er beschloss dies nicht zu tun. Schließlich musste der Kommandant selbst wissen, was er tun wollte und was nicht – und er konnte und wollte ihm da nicht reinreden.

So schnell die Beine ihn zu tragen in der Lage waren, eilte Captain Calvin Cat zum Ort der Geräusche und kam schliddernd zum stehen, als er sah, dass das Hazard-Team und eine Gruppe Romulaner in einen Kampf verwickelt war.
„Heilige…“, setzte er an und stockte, als eine der beiden Romulanerinnen ihn anblickte, auf ihn zielte und abdrückte. Mit einem Hechtsprung und einem gekeuchten „Ja is die denn bekloppt geworden?“ warf sich der Offizier aus der Schussbahn und zuckte zusammen als hinter ihm ein Baum anfing, getroffen Funken zu sprühen.
Der Gedanke, dass seine Angreifer nicht unbedingt unter die Kategorie „geistig gesund“ fielen, bestärkte sich, als er hörte, wie das Feuer der Disruptoren immer hektischer und durchgängiger wurde. Ja, gut, sie waren auf feindlichem Gebiet, aber erstens müssten die Romulaner der Föderation nicht ein wenig dankbar sein, nachdem sie ihnen Shinzon quasi gratis vom Leib gehalten hatten? Und zweitens – warum wollte man auf ihn schießen? Was konnte er dafür? Er machte doch nur seinen Job?
Seinen Job? Natürlich.
Der Captain hieb so heftig auf den Kommunikator, dass sich dort sicherlich ein blauer Fleck bilden würde und bellte hinein: „Cat an Middlegate? Es ist mir schietegal, ob aus dem Shuttle nun Parniermehl wird oder doch nur Appelmus, ich will das Ding gesprengt haben und dann nach Hause. Wir kriegen hier gerade richtig den Arsch versohlt!“
„Aye, Sir.“, erklang die Stimme des Chefingenieurs, „Ich brauch nur noch ein paar Sekunden, um mich in Sicherheit zu begeben.“
„Verstanden.“, sagte Cal und betätigte den Kommunikator erneut: „Cat an Silverbird?“
Stille und Statik.
Egal – vermutlich hatte die DRAGONFLY und ihre momentane Kommandantin, seine Freundin und genau so geniale wie schöne erste Offizierin Agatha Silverbird, komplett andere Sachen zu tun, als ihn mit Meldungen zu unterhalten. Er wäre sogar bereit, lächerlich exorbitante Summen darauf zu verwetten, dass die DRAGONFLY gerade in diesem Moment von einem romulanischen Schiff attackiert wurde. Und wenn sie Glück hatten, war es lediglich ein Aufklärer, aber wenn ihnen Fortuna heute nicht hold war, dann war es entweder eine Shrike-Klasse oder gar ein Warbird.
Keine der beiden Alternativen sagte dem Kommandanten sonderlich zu, da sie beträchtliche Schäden an der DRAGONFLY hinterlassen könnten. Wenn also Agatha gerade kampfesbedingt ausfiel, mussten andere die berühmten Kastanien aus dem Feuer holen. Erneut betätigte er seinen Kommunikator: „Cat an Munroe?“
Für den erschreckenden Bruchteil einer Sekunde geschah nichts, dann meldete sich eine weibliche Stimme aus seinem Kommunikator: „Hier Telsia, Sir. Alex ist … gefallen. Ich wiederhole, Alex ist gefallen.“
Der Kommandant der DRAGONFLY brauchte eine weitere, kostbare Milisekunde um diese Information zu verarbeiten. Es war nicht so, dass er nun besonders dick mit Alex Munroe befreundet gewesen wäre – andererseits hatten sie dem Captain geholfen, auf der Erde des 21. Jahrhunderts gegen die Xindi zu kämpfen. Vermutlich war dies der Grund, das Cal das Gefühl beschlich, dass die Zeit sich verlangsamt hätte.
Er brauchte eine weitere, kostbare Milisekunde, um sich zu fangen und verfluchte sich für seine Schwäche. Jede Milisekunde, die er mehr verstreichen ließ, war eine Milisekunde mehr, die die Romulaner hatten, um sich durch die Föderationsoffiziere zu mähen.
Die zwei Sätze, die er als nächstes sagte, hätte er nie für möglich gehalten, sie zu sagen.
Er holte tief Luft, streckte beide Hände empor und sagte erst ein leises „Verstanden“, nur um dann ein lautes „WIR ERGEBEN UNS!“ zu rufen.
Die Verblüffung seiner Teamkollegen sah er noch vor seinen Augen, als er aus seiner Deckung kam, seinen Phaser zog und ihn vor die Füße der Romulaner warf.
Schnell warf er Telsia einen Blick zu, die nickte und ihr Phasergewehr auf den Boden legte.

R’Peng war ein wenig überrascht, als der Captain der DRAGONFLY aus seiner Deckung trat.
Ein kleines Lächeln konnte sie sich daher nicht verkneifen, stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete ihren hochrangigen Gefangenen von oben bis unten.
„Captain Calvin Cat“, lächelte sie, „Kommandant des Föderationsraumschiffes U.S.S. DRAGONFLY. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie persönlich diesen Einsatz leiten würden.”
Der Kommandant legte den Kopf schief: „Warum nicht, Sub-Commander R’Peng vom Team Alpha?“
„Oh, Sie haben von uns gehört?“
Nun legte sich auf die Lippen des Captains ein kleines Lächeln: „Wer hat das nicht? Sie sind schließlich DAS Team. Sie werden immer gerufen, wenn es richtig ernst wird.“
Damit senkte er die Hände, die er bis gerade eben noch gehoben hatte, und schaute sie an: „Ehrlich gesagt – das schmeichelt mir. Die Romulaner halten uns also für so gefährlich, dass sie gleich das Alpha-Team rufen?“
„Fühlen Sie sich nur nicht allzu geschmeichelt, Captain. Wir wussten nicht, wer diesen Einsatz übernehmen würde. Dass Sie das sein würden, war ein reiner Glücksfall.“
Der Kommandant der DRAGONFLY trat auf die Frau zu, sie hob ihren Disruptor: „Ich denke, das ist nahe genug, Captain.“
„Nicht für das, was ich vorhabe.“, lächelte er, trat noch einen Schritt auf sie zu, nahm sie in den Arm und küsste sie.
Keine zwei Sekunden später wusste er auch, warum man vulkanoiden Spezies nachsagte, dass sie vier Mal so stark wie Menschen wären – sie waren es einfach. Mühelos gab sie ihm einen Schubs, der ihn zu Boden gehen ließ, zog ihren Disruptor und richtete ihn auf seinen Kopf.
„Irgendwelche letzten Wünsche?“, fragte sie und er zuckte mit den Schultern: „Zählt ‚Tun Sie es nicht?“
Sie schoss.

tbc
 
Kapitel 3 In kritischem Zustand


Weiß.
Um ihn herum hatte alles genau diese Farbe – naja, fast alles.
Seine Uniform war immer noch bunt, wobei man da nicht wirklich von „bunt“ sprechen konnte. Wer auch immer dieses Stück Stoff designet hatte, mochte von Sachen wie „Praktikabilität“ und „Logik“ sehr viel Ahnung haben, aber nicht einen Hauch von Gespür für Ästhetik. Die graue Schulterpartie der Uniformen, die seit knapp 7 Jahren in Gebrauch waren, war einfach nur grauenhaft. Er erinnerte sich an das Design und die damals wirklich noch – zumindest teilweise – vorhandene Ästhetik der Uniformen der Jahre in denen Captain Picard unterwegs gewesen war. Und auch, wenn man sich in eine dunkle Uniform gewandet besser an die Dunkelheit anpassen kann, so hatte ihm die sehr klassische Aufteilung der Uniform zur Sieben-Jahres-Mission der ENTERPRISE-D besser gefallen. Damals wiesen die Uniformen einen schwarzen Schulterteil auf, aber einen bunten Torso – je nach dem zu welcher Offizierskategorie man gehörte. Diese Aufteilung hatte es schon zur ersten Fünf-Jahres-Mission des großen James Tiberius Kirk gegeben, wobei man im Laufe der Jahre dazu übergegangen war, die Kommandooffiziere nicht mehr in Gelb, beziehungsweise Gold, sondern in rot zu kleiden. Dafür trugen die ausführenden Offiziere nun gelb. An diesem Farbcode hatte sich nichts geändert, allerdings nahmen die Farbanteile ab. Zur Sieben-Jahres-Mission von Picard war der Großteil des Uniformshirts farbig unterlegt, während lediglich die Schultern schwarz blieben. Nach dem Ende der Mission, kurz bevor die ENTERPRISE-D auf Veridian III notlandete und in einer parallelen Zeitlinie ihr Ende fand, hatte es sich eingebürgert, den Torso schwarz und die Schulterpartie farbig werden zu lassen. Damit die Ranginsignien – oder auch Rangpins genannt – einen Hintergrund hatten, von dem sie sich abheben konnten, trugen die Offiziere ein violettes Rollkragenunterhemd – und seit nunmehr 7 Jahren trug man eine schwarz-torso-iges, grau-schulteriges, einfach nur unansehnliches uniformähnliches Uniformoberteil, unter dem man nun ein dem Farbcode der Föderation folgendes Uniformunterhemd trug.

Sein Uniformunterhemd war rot, wies vier Ranginsignien auf und ihn somit als Captain aus. Als Captain, der seine Crew gerade entweder gerettet oder getötet hatte. Momentan war das Areal, in dem er sich befand, weiß, nahm dann, langsam aber sicher, andere Konturen an. Er blinzelte kurz und stellte sich dann auf das neue Layout der Umgebung ein – schwarze Fliesen, die von gelblinigen Fugen unterbrochen wurden. Ein Holodeck.

Captain Calvin Cat streckte sich, schaute zu seinen Offizieren herüber, die ihn immer noch ein wenig verdattert anblickten und richtete sich dann auf.
Er trat auf Alexander Munroe zu, klopfte ihm auf die Schulter und sagte: „Sie können aufhören, toter Mann zu spielen.“
Mit einem „Irgendwie schade, Sir.“ schlug der Lieutenant des Hazard-Teams die Augen auf und schaute zu Telsia Murphy: „Übrigens, kein schlechter Schuss, den Du da gemacht hast.“
Die hübsche Frau schaute ihn an, zuckte mit den Schultern, machte eine wegwerfende Handbewegung, als wäre das alles nichts, und sagte dann: „Gelernt ist gelernt.“
Dann schaute sie zu Cal herüber, legte den Kopf schief und schüttelte ihn anschließend: „Ich muss sagen, ich hab den Hornisse -Test schon mehrere Male begleitet, aber dass man die Kommandantin des angreifenden Trupps küsst, ist bisher noch nie vorgekommen.“
Ein Lächeln legte sich über die Gesichtszüge des Captains, besonders über seine Lippen: „Naja – erstens ist sie süß und zweitens…“
„Und zweitens solltest Du mit was Anderem denken, als mit deinem kleinen Kommandanten.“, grinste Gina und trat auf ihn zu. Der Kommandant schaute sie an, hob abwehrend beide Hände und wurde vielleicht eine Spur lauter, als es unbedingt nötig gewesen wäre: „Hey, hab ich die Romulaner aufgehalten, oder nicht?“
Die Ärztin schüttelte den Kopf: „Ja, aber um welchen Preis. Das Loch im Kopf war sicherlich von Dir nicht geplant, oder?“ Leicht geknickt ließ der Captain seinen Kopf sinken, schaute Gina dabei aus seinen Augenwinkeln an und schüttelte den Kopf: „Nein – so ganz war das nicht geplant. Aber was bin ich froh, dass dies nur eine Holodecksimulation war.“

Als er das Geräusch eines sich öffnenden Schottes hörte, fuhr er herum und blickte die hübsche Frau an, die ihm gerade entgegen trat. Dieses grazile Wesen mit den sinnlich geschwungenen Lippen, dem durchtrainierten, dennoch sehr weiblichen Körper und den spitzen Ohren, war ein Mitglied seiner Crew.
„Crewman R’Peng. Sie sind richtig gut geworden.“, lobte Cal.
R’Peng nickte: „Ich weiß, Danke Sir.“
Damit klopfte sie ihm kameradschaftlich auf die Schulter.
„Au!“, machte der Kommandant, schaute zu ihr und nickte in Richtung ihrer Haare: „Nimm diese Dinger ab. Ich find dich in Rot hübscher.“
Augenrollend zog sich die Frau, die mit den spitzen Ohren und den brünetten Haaren als „R’Peng McCulkin“ begannt war, die Perücke ab und von einem moment zum anderen hörte die Person auf zu existieren. Agatha Silverbird entfernte sich die Spitzen von den Ohren und grinste ihren kommandierenden Offizier an, wie die Katze die den Kanarienvogel gefressen hat. Dann trat sie auf ihn zu, lächelte und sagte: „Ich mochte deine Art, mich abzulenken.“

Cal schaute sie an, sah, wie sie die aufgeladene Atmosphäre abkühlte und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, ehe er sich erlaubte, in ihren grasgrünen Augen zu versinken.
„Du… bist…“, stammelte er und konnte sehen, wie sie noch schöner, noch wilder, noch breiter lächelte, als plötzlich eine männliche Stimme die aufkommende Unterhaltung zwischen Captain und XO unterbrach.
„Das war nicht schlecht, aber es ist verbesserungsfähig.“
Der Inhaber der Stimme hatte einen britischen Akzent und Cal blickte am kurvenreichen Körper seiner Freundin vorbei, um baff starr zu stehen.
Zwar war die Person, die da auf sie zu kam, mit einem Meter 78 knappe 3 Zentimeter weniger hoch als Cal, doch die Autorität, die von Captain Jean Luc Picard ausging machte diese 3 Zentimeter mehr als nur wett.
Schließlich war dies der Mann, der eigenhändig gegen eine Veränderung seiner Person durch die Borg angekämpft hatte, der ihnen mehr als nur einmal in den kybernetischen Hintern getreten hatte und der sich trotz französischer Herkunft einen britischen Akzent leistete. Und in Cals Augen war das schon mal eine Sache, an der er selbst sich auch das eine oder andere Beispiel genommen hatte.
Das war das Problem mit der Kommunikation mit Cal. Denn, obwohl er eigentlich aus Großbritannien kam, hatte er sich damals, zur Zeit der Teenagerrebellion, dazu entschlossen, sich akzenttechnisch im deutschen Sprachraum zu bedienen.
Und nicht nur Hochdeutsch, also so, wie man es aus schlechten amerikanischen Filmen des späten 20. Jahrhunderts kannte, in denen die „Deutschen“ entweder bayrisch sprachen oder zumindest so aussahen und deren einziger Hinweis darauf, das sie Deutsch waren, durch ein eingestreutes „Ja!“ oder „Jawoll!“ war – je nach dem, welche Filme man schaute. Nein, nein, Cal griff ganz tief in die Dialektkiste.
Er verwandte die Syntax des Ruhrdeutschen und trieb mit seinen entsprechenden Übungen seine Eltern in den Wahnsinn.
‚What is the matter with you, boy?’, hatte ihn eine seiner Lehrerinnen mal gefragt und Cal hatte grinsend geantwortet: “Ach weißte – wennze mich so fragst, is mich so schnarchich, dat kannste maa gar nich glauben, da besteht extremen Bekakelungsbedaaf.“
Natürlich hatte die Lehrerin kein Wort von dem verstanden, was der junge Cal ihr da sagen wollte, also übersetzte er es nochmal ins feinste Oxfordenglisch – was der Lehrerin natürlich auch nicht passte. Ebensowenig übrigens, wie es den Eltern genehm war.
Natürlich hatte man ihm den Dialekt wieder, so gut es ging, ausgetrieben, doch konnte es sein, das hier und da der Dialekt wieder hervorbrach. So auch jetzt.

„Hey, Captain, wat gibbet?!“, fragte Cal und brach damit in einen, sich mühsam antrainierten Dialekt aus, der seine Wiege in die Nähe der Gegend setzen sollte, in der man seinerzeit nicht arbeiten ging, sondern „auffe Maloche“, die seinerzeit ein Jahr lang Kulturhauptstadt gewesen war und die mit seiner wahren Herkunft, der Stadt London in England nichts gemein hatte. Aber Cal gab sich gerne als Ruhrpottkind, auch wenn er aus dieser Gegend nur vier Sachen kannte – die Kohle, Dortmund, Gelsenkirchen und Bochum.
Warum er die Kohle kannte, war klar – schließlich hatte sich die Region, aus der er so gerne vorgab zu kommen, mit dem Abbau dieses Materials seinerzeit einen Namen gemacht. Die Städte, die Cal kannte, kannte er deswegen, weil diese die seinerzeit bekanntesten Fußballvereine der sogenannten Bundesliga beinhalteten – und das ziemlich geballt.
Mit Fußball konnte man ihn zwar jagen, aber es war schon sehr praktisch, wenn man sich wenigstens ein wenig mit dem befasste, was man gerne sein würde, auch wenn ein echtes Ruhrpottkind vermutlich nicht wirklich diese Affinität zu Kohle zeigte – schließlich gab es schon in den 70er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, als die ganzen Zechen geschlossen wurden, das große Umdenken, den großen Strukturwandel. Abraumhalden wurden begrünt, Gegenden, die ein deutliches Zeichen dafür waren, dass der Strukturwandel auch Arbeitsplätze forderte (auch wenn dafür andere geschaffen wurden), wurden zur „Industriekultur“ aufgewertet und knappe 100 Jahre nachdem die letzte Zeche geschlossen war, erinnerten allerhöchstens noch ein paar mit Pflanzen überwucherte Abraumhalden daran, das hier mal Kohle gefördert wurde.

Der britischsprachige, französische Sternenflottenoffizier räusperte sich, schaute den Kommandanten der DRAGONFLY an und sagte: „Ich kann Ihnen sagen, ‚was es gibt’, Captain. Die Bewertung Ihrer Mission, die ‚gibt es’.“
Und plötzlich wurde es ganz still, so, als ob alle anderen Mitglieder der Mission wissen wollten, was da nun los wäre.
Picard warf einen Blick auf sein PADD: „Nun, wenn man die Missionsprotokolle in Betracht zieht, kann man feststellen, dass die Mission in höchstem Maße unorthodox Beendet wurde.“
„Aber sie wurde Beendet.“, sagte Cal und schluckte, als er diese braunen Augen sah, die sich genau in seine Seele brannten. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es nun weitaus besser wäre, die Klappe zu halten.
Picard holte erneut Luft, tippte auf sein PADD ein und ließ den folgenden Satz mehr oder weniger wie ein Todesurteil klingen.
„Es tut mir sehr leid, Captain.“, sprachs und warf einen Blick auf seine Unterlagen, „Ich hätte es Ihnen gerne erspart.“
Der Kommandant der DRAGONFLY war sich sicher, dass man ihn in diesem Moment erbleichen sehen würde, ehe er sich räusperte und den ihm vorgesetzten Captain der ENTERPRISE ansah.

Verdammt – wenn Captain Picard, Kommandant der ENTERPRISE, meinte, dass seine Leistungen nicht ausreichten, dann reichten sie nicht aus. Dies war so sicher, wie der Gebetsabschluss im Gotteshaus.

„Ich verstehe“, nickte der Mann, der sich bald vermutlich „Ex-Kommandant der DRAGONFLY “ nennen durfte, und beschloss, Agatha zu bitten, ihn wenigstens als Zivilist mitzunehmen. Gerade, als er sich an seine (vermutlich ebenfalls bald ehemalige) XO wenden wollte, räusperte sich Picard und schaute ihn an: „Es tut mir leid, Captain Cat, aber ich muss definitiv sagen, dass Sie trotz ihres sehr jungen Alters keine andere Wahl haben, als weiterhin diesen Posten auszuüben.“

Cal erstarrte.
Meinte Picard das ernst?
Natürlich – immerhin war er Jean Luc Picard, Kommandant der USS ENTERPRISE, und wenn der meinte, dass seine Leistungen ausreichten, würden sie ja wohl ausreichen. Er blinzelte den Captain an, merkte, wie sämtliche Anspannung von ihm wich und er konnte sich selbst nur fragen hören: „Und was meinten Sie gerade mit ‚Sie hätten es mir gerne erspart?’“
Der dienstältere Captain schaute seinen jüngeren Kollegen ernst an, legte ihm eine Hand auf die Schulter und holte tief Luft: „Sie sind jung, Cat. Ich hätte es beruhigender gefunden, wenn Sie ihre Jugend noch genießen könnten – rausgehen und Fehler machen. Das ist nur allzu menschlich. Ich bin sicher, irgendwann hätten sie einen guten Captain abgegeben, aber bevor Sie Captain werden, müssten Sie erst einmal Mensch werden.“
„Aber, Sir“, setzte Cal an und schaute dann zu seinen Freunden herüber: „Ich bin Mensch – ich habe Freunde, ich bin…“
„Mensch sein und Mensch bleiben, das sind zwei unterschiedliche Dinge, Cat. Merken Sie sich eines: Wenn Sie den Posten des Captains inne haben, wird jeder Fehler, den Sie machen, genau überprüft, wird jede Entscheidung, die Sie treffen, genau hinterfragt und wird – ich sage wird – es dazu kommen, dass Sie ihre Menschlichkeit mehr als nur einmal hinterfragen müssen. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede.“
Der Captain der DRAGONFLY holte Luft, schaute zu Picard und legte den Kopf schief: „Aber ich habe den Test bestanden, oder?“
„Ja – sie dürfen sich jetzt ganz offiziell „Captain“ nennen. Wie schon gesagt, die Lösung war sehr unorthodox, aber – interessant.“
Damit wandte sich Picard ab, verließ das Holodeck und wenige Stunden später, nach einem Festbankett, die DRAGONFLY .
Noch ahnte niemand, dass sich das Leben der DRAGONFLY -Crew in Bälde verändern würden.


„Computerlogbuch der USS DRAGONFLY , Sternzeit 56963.2.
Logbucheintrag erfolgt durch den amtierenden Kommandanten, Captain Calvin Nathan Cat.
Nachdem meine Crew und ich die Ränge, auf die wir vereidigt wurden, nicht mehr ehrenhalber, sondern ‚richtig’ bekleiden, wurde unsere Mission, eine merkwürdige Energiesignatur im Sternenbild der Jagdhunde zu lokalisieren, fortgesetzt. Die Mission hatten wir schon vor zwei Monaten angetreten, wurden dann aber zum Starfleet Headquarter zurückbeordert – anscheinend sollten wir unsere Prüfungen zum ‚richtigen’ Rang ablegen.
Wir befinden uns nun schon 5 Tage vor Ort, bisher hat sich nichts getan.“


Er öffnete die Augen.
„Wenn die, während ich k.o. war, nicht das Bad umdekoriert haben, glaube ich nicht, dass ich noch in Kansas bin.“, dachte er sich und schaute sich um.
Eine Höhle…
Er war in einer Höhle gelandet.
Einer Höhle mit sehr interessanten Zeichnungen.

Der Captain trat näher an die Höhlenwand heran, betrachtete eine Höhlenzeichnung, eines Mannes, der offenbar aus den Augen Laserstrahlen oder sowas abfeuerte – vollkommen absurd, aber – das Absurde gehörte ja zu seinem täglichen Brot.
„Nett hier – nur auf welchem Planeten ist das? Und warum bin ich hier?“
Er kam immer noch nicht über diese Höhlenmalereien hinweg.
„Na, da wird das archäologische Museum sich aber freuen. Daniel würde hier einen Freudenjauchzer ausstoßen und Jack das große Augenrollen anfangen.“, dachte sich Cal, als er sich umsah.

„Nem?“, rief er grinsend ins Dunkel der Höhle, „Nem, bist du hier?“
Der Ausserirdische hatte Daniel Jackson seinerzeit mal entführt und verlangt, das er das Schicksal der Liebsten des Alien enthüllte. Diese war bei einem Kampf gegen den babylonischen König Belus getötet worden.
„Nem, das ist nicht witzig.“, sagte Cal, „Bring mich wieder zurück. Ich kann dir nicht ‚enthüllen Schicksal Omorocca. Du weißt es schon.“

Und plötzlich stand SIE im Raum.
Cal merkte, wie sein Mund trocken wurde – er hatte ja mit allem Möglichen gerechnet, aber nicht mit dieser Frau.
Sie mochte so um die eins achtundsechzig groß sein – somit ein wenig kleiner als er – hatte lange, dunkle Haare und große, braune Augen. Die leichte Mandelförmigkeit selbiger verriet ihre asiatische Herkunft.
Die junge Frau war – schön. Eindeutig schön.

Der Captain hob seine linke Hand an, spreizte Mittel- und Ringfinger voneinander ab und rezitierte das Motto, das er bei Treffen mit Einheimischen immer von sich gab.
„Leben Sie lange und in Frieden.“

Gut – das mochte jetzt bei einem gewaltbereiten Wilden vom Typ Cromaggnon, der gerade mit dem Speer auf einen zielt, nicht gerade der Probateste aller Sätze sein und er hatte Cal des Öfteren schon in Schwierigkeiten gebracht, aber – der Mann ließ sich nicht ändern.

Die schöne Frau betrachtete ihn kurz, lächelte dann ein schönes und wildes Lächeln und antwortete, in dem sie ihre rechte Hand zur Faust ballte und nach vorne streckte.
Ein grelloranger Blitz schoss aus der Faust auf seinen Kopf zu – riss ihn nach hinten und schleuderte ihn gegen die Wand, die gerade so schöne, kostbare Höhlenverzierungen hatte.
„AU.“, schoss es ihm durch den Kopf, „Mein Rücken – das wird sicher schmerzhaft.“

Er rutschte an der Wand herunter, noch bei Bewusstsein und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
„Immer noch nicht genug?“, fragte sie ihn – die Schöne konnte sprechen und hatte eine sehr angenehme Stimme.
Cal lächelte ein wenig schmerzverzerrt: „Glaub mir, ich wäre lieber liegen geblieben. Aber irgendwas sagt mir, dass ich mich mit dir noch was länger beschäftigen werde.“
„Viel Spaß.“, meinte sie lakonisch, wirbelte um die eigene Achse und verpasste Cal einen Tritt gegen den Brustkorb.

Wieder taumelte der Captain zu Boden, keuchte und hielt sich den Oberkörper.
„Hat Dir deine Mama nicht beigebracht, dass man Fremde Leute nicht einfach so treten soll?“, fragte er und rappelte sich wieder hoch.
„Conard!“, antwortete sie und Cal legte den Kopf schief: „Ah, parlez-vous francais?“
Die Frau lächelte: „Ich BIN Französin!“
„Na dann – das erklärt natürlich alles.“, grinste Cal und schaute sie an, „Nämlich nix. Also, die Eine-Millionen-Euro-Quizfrage. Wo bin ich hier, wie bin ich hierhergekommen, und was mache ich hier? Und als Zusatzfrage: Warum werde ich das Gefühl nicht los, das Sie mir helfen können?“

So schnell, wie sie bei ihm war, hätte er nicht gedacht, das sie sein könnte.
Und das bereute er nun. Sie war flink, sie war wendig, sie war tödlich.
Ob sie ihre Tage hatte?

„Tu es bête, americain!“, sagte sie und schlug nach ihm, traf seinen Magen und verursachte so, ein Geräusch, das nach dem Namen „Ulf“ klang.
Er schaute sie an: „Je suis allemand!“
„C’est kif-kif.“, lächelte sie und trat nach seinem Kinn.
Der Kopf des Captains wurde nach hinten gerissen, er taumelte zu Boden, sah kurz sterne und schüttelte dann den Kopf:
„Mädel, ich schlag keine Frauen, aber Du wärest die Erste, bei der ich meine Vorsätze über den Haufen werfe.“
Erneut lächelte sie ein wildes Lächeln, ehe sie etwas rief – er vermutete, es war Latein – und die Hand nach ihm ausstreckte.
Er merkte, wie er in die Luft gehoben wurde und wie er gleichzeitig Probleme hatte, des Menschen liebster, wenn auch quasi unbesungenster Tätigkeit, dem Aeroben, dem Atmen, nachzukommen.
„Was... was tust du da?“, fragte er und sah, wie viele bunte Punkte sein Sichtfeld verpixelten.
„Dich töten.“, lächelte sie, „Mon amour, ich wünsche dir eine schöne Reise ins Jenseits.“
Damit fielen des Captains Augen zu und es wurde endgültig dunkel um ihn.


Das enervierend laute Klaxon ließ ihn erwachen.
Schnell blickte er sich um, versuchte, sich daran zu erinnern, wo und wann er war und fuhr sich dann über den Hals. Ja – er erinnerte sich an diese Situation und sie war ihm nicht unbedingt angenehm in Erinnerung. Damals war er noch mit dem SG-Team unterwegs gewesen und durch einen Zauber von drei Hexen in Smallville gelandet, wo er sein Gedächtnis verloren hatte. Kurz stockte er, dachte darüber noch einmal nach und stellte fest, dass dies, wenn man es komplett wertefrei und nüchtern rekapitulierte, nach einem sehr verrückten Fiebertraum klang.
Erneut atmete er durch, stand auf, zog sich an und eilte auf die Brücke.

„Bericht.“
„Ein unbekanntes Raumschiff ist soeben in den Normalraum übergegangen.“, berichtete sein erster Offizier, Commander Agatha Silverbird.
Cal sah sie an: „Wie, einfach so?“
„Japp, plötzlich war es da.“
Der Captain drehte sich zu seinem taktischen Offizier, Commander Jill Menacer um: „Und, was sagt unsere Freund-Feind-Kennung?“
„Sie sagt Unbekanntes Schiff.“
„Toll, Alarmstufe Gelb.“
„Sie rufen uns.“
„Bin gespannt“, sagte Cal, „Auf den Schirm.“

Jill tat wie ihr geheißen und auf dem Bildschirm erschien eine humanoid-wirkende Frau. Da diese Frau auch recht attraktiv war, verursachte sie zwei Reaktionen. Die Männer sahen sie kollektiv wie hypnotisiert an, die Frauen verfielen in ein synchrones Augenrollen.
„Ich bin Natasi Godefrey!“, erklang eine angenehm modulierte Frauenstimme aus dem Äther und Cal brauchte ein, bis zwei Sekunden, um sich richtig zu fangen.
„Captain Calvin Cat, Föderationsraumschiff DRAGONFLY .“, stellte er sich vor und schaute die Frau an, „Uns was möchten Sie in diesem Sektor, Miss Godefrey?“
„Es gab ein kleines Problem mit unserem Antrieb. Könnten Sie uns helfen?“, fragte Natasi und Cal zuckte mit den Schultern.
„Jeden Tag eine gute Tat.“, rezitierte er das Pfadfindermotto und schaute zu Scotty Middlegate, dem Chefingenieur, der nickte.
„Das müsste zu machen sein, Captain.“, evaluierte er die Situation noch und Cal nickte zustimmend: „Dann mach mal.“
 
Der Captain ging zum brückeneigenen Replikator und bestellte sich eine Cola, eiskalt, ehe er sich auf seinen Kommandosessel niedersinken ließ, die Cola trank und PADDs durchlas.
Er hatte die hübsche Frau auf dem Bildschirm beinahe vergessen - beinahe.
Irgendwann blickte er hinter dem PADD hervor und sah, dass sie genau ihn anstarrte.
„Miss Godefrey, habe ich etwas im Gesicht?“, fragte Cal unsicher und schaute zu Agatha, „Gathy, da ist doch nichts, oder?“
Agatha schüttelte den Kopf und neigte sich zu Cal.
„Ich glaube“, flüsterte sie, schelmisch grinsend, „dass Du eine Anziehungskraft auf diese etwas ältere Frau ausübst.“
Cal runzelte die Stirn und flüsterte zurück: „Mir würde es reichen, wenn ich auf Dich Anziehungskraft ausübte. Nichts gegen Natasi, ich meine, sie ist hübsch, attraktiv, man kann sogar sagen, verdammt sexy - aber, meine liebe Agatha, ich hab mich nunmal in dich verguckt.“

Die Liebelei zwischen dem Captain und dem ersten Offizier - oder besser gesagt, die immer wieder angestrebte Liebelei zwischen Captain und erstem Offizier - war schiffsweiter Klatsch, und obwohl Cal es in den ersten Wochen versucht hatte, zu unterbinden, hatte er in den folgenden Wochen die Segel gestrichen und für sich beschlossen, zu akzeptieren, dass sein Schiff mit Klatschonkeln und Klatschtanten besetzt war.
Wobei eine gewisse Portion Klatsch ja auch ihn interessierte - solange sie nicht ihn persönlich betraf.

„Captain, ich erbitte genaue Positionsangabe.“, riss ihn Natasis Stimme in die Gegenwart zurück und Cals Kopf ruckte hoch und sein Blick fokussierte sich auf das hübsche Gesicht der Blonden auf dem Bildschirm.
„Positionsangabe?“, fragte er etwas unintelligent wirkend zurück, und Agatha schüttelte nur den Kopf.
So war Cal einfach, da konnte man nichts dran tun.
Und wenn sie ehrlich war - wollte sie auch nichts dran ändern.
Natasi kicherte, ein Ton, der sich über die gesamte Brücke fortzupflanzen schien und von den Wänden widerzuhallen.

Wenn Cal nicht so in Gedanken versunken wäre, Scotty und Alexander nicht so sehr damit beschäftigt gewesen wären, mit den Augen der hübschen Blonden an den Lippen und anderen, noch gut sichtbaren, aber züchtig bedeckten Körperteilen zu kleben, und wenn die Frauen nicht zu sehr damit beschäftigt gewesen wären, den Männern des Stabes immer wieder in die Seite zu piksen, damit sie sich nicht komplett zum Vollprimaten machten, wäre ihnen die Konsole OPS aufgefallen.
Nicht, dass diese Konsole etwas Besonderes gewesen wäre, sie stand schon seit Bau des Brückenmodules genau an der Stelle, aber, es wäre ihnen aufgefallen, dass sie blinkte und flackerte.
Und plötzlich zuckte ein Blitz von der Konsole in die Deckenbeleuchtung.

Cal fuhr herum, war auf den Beinen und im Nu bei der Konsole, genauso wie Scotty, der sie mit gezogenem Tricorder fachmännisch untersuchte - also die Konsole.
„Und, Scotty? Bericht?“
„Naja, eine Spannungsspitze hat einen Lichtbogen erzeugt, der in die Lampe eingeschlagen ist.“, erklärte Scotty und Cal runzelte die Stirn: „Das passiert doch nicht einfach so. Hier ist doch irgendwas oberfaul!“
Er schnippte mit dem Finger, deutete auf Jill und nickte dann der Konsole der taktischen Offizierin zu.
Diese verstand den Befehl und begann, nachzuprüfen, ob vielleicht irgendwelche Viren durch die Kommunikation mit Natasi Godefrey auf die DRAGONFLY gespielt wurden.
Doch Jill sollte nicht dazu kommen, ihren Fund mitzuteilen.
Plötzlich zuckten Blitze aus der Konsole der jungen Frau in ihre Hände, wodurch die taktische Offizierin in ein konvulsives Zucken verfiel.
Scotty war schnell bei ihr und riss sie von der Konsole fort.
„JILL!“, schrie er, doch die Augen des Mädchens rollten nach oben und sie erschlaffte.
„JILL!“, schrie nun auch Cal, doch Scotty tastete schnell nach ihrem Puls und winkte beruhigend ab: „Sie lebt noch. Allerdings ist sie bewusstlos. Ich bringe sie auf die Krankenstation.“
Der Captain nickte den Vorschlag ab, Scotty hob die bewusstlose Frau auf seine Arme und verließ dann mit ihr die Brücke.

Cal ging zu seinem Platz und warf einen Blick zu Agatha, dann zu Alex.
„Lieutenant, einen Kurs, der uns von hier wegbringt.“, befahl er, doch Alex reagierte nicht.
Das heißt, Alex reagierte schon - das Steuer tat es jedoch nicht.
„Wir sitzen fest.“, stellte der Navigator fest und in seiner Stimme schwang Panik mit.
Cal wandte sich an Agatha: „Okay, was nun?“
„Nun, wir könnten…“, setzte Agatha an - doch weiter kam sie nicht.

In diesem Moment passierten drei dinge.
Erstens verschwand Natasi Godefrey vom Bildschirm, zweitens erschien sie auf der Brücke der DRAGONFLY und drittens registrierte Cal den Eindringling und zog seinen Phaser.
Dann löste sich ein Schuss.
Natasis Waffe, die sie in ihrer Hand hatte, spie einen grünen Lichtstrahl vom Emitter zu Cals Brust, wo er einschlug und sich dort wellenartig über den gesamten Körper des Captains ausbreitete.
Das ganze Schauspiel dauerte maximal 3 Sekunden, Zeit genug für Agatha ein entsetztes „Cal!“ zu schreien, Zeit genug für Cal einen überraschten Laut von sich zu geben, der zwischen Keuchen und Stöhnen anzusiedeln ist - und drei Sekunden waren ausreichend Zeit für Natasi Godefrey wieder von der Brücke zu verschwinden.

Die Beine des Captains knickten ein, der Phaser fiel zu Boden und Agatha fing ihren Freund auf, bevor er zu Boden stürzen, und sich noch mehr verletzen konnte.
„Cal!“, schrie Agatha noch mal und tastete nach seinem Puls.
Dieser war zwar noch da, aber er raste wie ein ICE, wenn gerade freie Strecke vor selbigem liegt, und die GDL nicht streikt.
Cals vor Schreck aufgerissene Augen schlossen sich langsam, während er versuchte, seinen Blick zu fokussieren.
Doch, er schloss die Augen und sein Puls wurde wieder normaler.
In diesem Moment piepste die taktische Konsole - was genau sie sagen wollte, erfuhr man erst eine Zeitlang später - und das fremde Schiff sandte einen grünen Strahl auf die DRAGONFLY der die Schilde durchbrach und das gesamte Schiff lahmlegte. Die Computer, die Lebenserhaltung - und die Besatzung.
Das Letzte, das Cal fühlte, war, wie Agatha - es musste einfach Agatha sein, dieses Apfelshampoo benutzte sonst niemand - neben ihm zu Boden sank und mit dem Kopf auf seinem Bauch landete.
Dann war da nur noch Dunkelheit.



Anmerkungen:
„Conard!“ is not a mis-spelled version of the name "Conrad", it just means "idiot" - although there might be some Conrads out there, who are real conards, think e.g. about Conrad Grayson from the TV-Series "Revenge".
„Ah, parlez-vous francais?“ means "Ah, do you speak French?"
„Tu es bête, americain!“, means: "You're stupid, American"
Je suis allemand!“ means "I'm German"
„C’est kif-kif.“ means "I don't care"
 
Kapitel 4 – Traumatische Erlebnisse

Wenn man träumt, dass man träumt, dann ist man kurz vorm Erwachen. Diesen Satz hatte er irgendwann einmal gelesen und er konnte sich nicht helfen – er musste ihm zustimmen. Gerade in diesem Moment war er sich auf rudimentäre Weise dem Fakt bewusst, dass er schlief und träumte - aber das Erwachen würde wohl noch etwas dauern. Er fiel – zumindest fühlte es sich so an – durch Myriaden von Erinnerungsfragmenten und erlebte sie alle nocheinmal.

Er erinnerte sich daran, wie er den Satz zuerst gehört hatte, und wie er sich dabei gefühlt hatte.
Oh, big, big mistake. Really huge. Didn't anyone ever tell you? There's one thing you never put in a trap. If you're smart, if you value your continued existence, if you have any plans about seeing tomorrow, there is one thing you never, ever put in a trap.
Für einen Sekundenbruchteil spürte er die Energie, die schiere Kraft, die diesen Worten innewohnte, wenngleich er sich auch ums Verrecken nicht erinnern konnte, wo er sie schon einmal gehört hatte. Aber so schnell, wie sie in seinem Geist aufgetaucht waren, waren sie auch schon wieder verschwunden. Er fiel weiter – hatte plötzlich einen Song in seinem inneren Ohr.
Darling I’m Killed, I’m in a puddle on the floor, waiting for you to return.
Und hierbei wusste er auch, woher er dieses Lied kannte – er hatte den Film seinerzeit gesehen und das Holoprogramm seinerzeit gespielt, wenngleich er zugeben musste, dass er damals ein schlechter britischer Geheimagent gewesen war. Aber der Morgen starb ja bekanntlich nie. Und so wie die nackte Springerin von einem Diamanten, der gerade eben noch als Kollier am Hals einer anderen nackten Frau gehangen hatte und sich keine Sekunde später zusammen mit anderen Diamanten in einen satellitengleichen Orbit um die Frau, die nun zur Erde transformierte, in einem perfekten Kopfsprung in die Tiefe hetzte, wobei sie auf eine Art Flachbildschirm zuhielt, fiel auch er. Vorbei an einem sogenannten „Freeze-Frame“ von Ziva David, die ihn gerade am Kragen gepackt hatte, vorbei an einem Freeze-Frame, wie er sich mit Leroy Jethro Gibbs – beziehungsweise Traceless – aus einem Fenster warf, vorbei an einem Bild von Agatha Silverird, seiner XO, die, einer rothaarigen Göttin gleich immer wieder in seinen Erinnerungen auftauchte – immer tiefer, immer schneller, bis seine Erinnerungen ihn schließlich dorthin führte, wohin er offenbar geführt werden sollte.



2375 – Utopia Planitia Flottenwerft – Mars

Seit knappen 7 Monaten arbeiteten sie schon an ihrem Projekt, hier in der Flottenwerft Utopia Planitia, im Orbit um den Mars. Man musste zugeben, dass die Verpflegung momentan ein wenig zu wünschen übrig ließ, allerdings musste man ebenfalls feststellen, dass die Situation das Ganze mehr als nur entschuldigte. Schließlich befanden sie sich im Krieg.
Lieutenant Calvin Nathan Cat war sowieso schon froh, dass er sein Projekt durchziehen konnte und man ihm die notwendigen Ressourcen überließ. Dies mochte damit zu tun haben, dass sein Vater der PAC-Man war und man sich in den letzten Monaten einfach keine negative Publicity leisten wollte, aber der Fakt war, dass man ihm mehr als nur freie Hand ließ. Eigentlich war es den Gebrüdern Cat egal, als sie sich gegenübersaßen und ihre Gabeln in den Kartoffelsalat senkten, aber als Cal den ersten Bissen probierte, verzog er angewiedert das Gesicht.

Richard Nathaniel ließ die Gabel sinken, schaute seinen jüngeren Bruder an und lächelte: „Ich hab das Gefühl, dass Dir der Kartoffelsalat nicht schmeckt.“
‚Nein, tut es nicht!’, schoss es Cal durch den Kopf, aber da die Frage in perfektem Oxford-Englisch gestellt war, verdiente sie es, in einem eben so klaren, wie verständlichen Duktus beantwortet zu werden. Der Mann, der später die Geschicke der DRAGONFLY lenken würde, bohrte seinen Blick in den seines Bruders und sagte: „No shit, Sherlock? Dat Zeuch schmeckt wie eingeschlafene Mauken.“
Und es erfreute den späteren Captain, zu sehen, wie sein Bruder die Augenbrauen verblüfft hob und ihn anblickte, als habe er ihn aufgefordert, mit dem Grabstein Kirks zu korpulieren.
„Mauken?“
„Füße.“, erklärte Cal und blickte seinen Bruder an, „Das Zeug schmeckt widerlich. Ich meine, man kann damit sicherlich die DRAGONFLY lackieren oder sie wasserfest machen, aber geschmacklich ist der Salat nun nicht unbedingt der Renner. Schmeckt wie etwas, das Du gekocht hast.“
Der Ältere der Cat-Gebrüder nahm eine weitere Gabelvoll Kartoffelsalates und aß sie demonstrativ.
„Mir schmeckts.“, stellte er fest.
‚Natürlich schmeckt es dir, dir schmeckt ja immer alles, du findest ja alles toll.’
Cal war eigentlich ganz froh, dass er genau diese Sätze nicht gesagt hatte, weil er ziemlich genau wusste, dass sein Bruder, der schon Lieutenant Commander war, sicherlich mit einem Fingerschnippen Marke Q diese ganze Sache Beenden könnte.
Also beschränkte er sich auf ein leicht-genervtes Augenrollen und blickte seinen Bruder an: „Na dann, hau rein.“
„Bitte?“
„Ich meine – guten Appetit.“, seufzte Cal, was Richard Nathaniel dazu brachte, ihn über den Rand einer imaginären Brille hinweg anzusehen: „Deine Sprache ist verbesserungswürdig.“
„Dat weiß ich auch.“, schoss der jüngere Bruder zurück und biss sich für diese Reaktion auf die Lippe, besonders, als er merkte, wie sein Bruder ihn anblickte.
„Rick“, setzte er an, doch er wurde unterbrochen: „Richard Nathaniel, bitteschön. Ich nenne dich ja auch nicht einfach Cal.“
Der spätere Captain seufzte erneut, klang dieses Mal ein wenig genervter und wollte gerade ansetzen, etwas zu sagen, als ein Alarm losging.
Kurz blickten sich die Gebrüder Cat an, als wollten sie überlegen, was zu tun wäre, als eine Stimme aus den Lautsprechern schallte.
„Richard Nathaniel Cat und Calvin Nathan Cat bitte sofort in die Kommandosektion!“
Cal schaute seinen Bruder an: „Ich glaube, das gilt uns.“
„No shit, Sherlock.“, grinste Richard Nathaniel und erhob sich.

Während sie rannten, beschlich den Kommandanten der DRAGONFLY das Gefühl, das alles schon einmal erlebt zu haben und er war sich sicher, weswegen sie gerufen worden waren.
Drei plattgetretene Käfer wirkten in der Regel wenig bedrohlich. Eklig – zugegeben – aber wenig bedrohlich. Es sei denn, sie würden auf dem Friedhof der Kuscheltiere vergraben werden, oder es wären Zombiekäfer. Aber eigentlich wirkten plattgetretene Käfer nicht bedrohlich. Diese jedoch schon.

Das lag daran, dass es keine eigentlichen Käfer waren, sondern Raumschiffe, die nicht nur die gefährlichsten, sondern auch rücksichtslosesten und kampferprobtesten Soldaten beförderten, die man sich vorstellen konnte. Jem’Hadar.Genetisch für den Kampf gezüchtet, mit bedingungslosem Gehorsam gegenüber ihren „Göttern“, den Gründern des Dominion, einer Art „Anti-Föderation“ aus dem fernen Gamma-Quadranten, der mit dem bajoranischen System durch ein sogenanntes Wurmloch verbunden war.

Seit 2 Jahren tobte ein Krieg zwischen im Alpha-Quadranten arrivierten Dominion-Streitkräften, die sich im Cardassianischen System breit gemacht hatten und dabei eben jene Ausserirdischen schützten, und den restlichen Großmächten dieser Region – der Föderation, den Klingonen und den Romulanern. Und nun waren Jem’Hadar-Schiffe in das Erdsystem eingedrungen.

Als sie die Kommandozentrale erreichten, kam Cal schlitternd zum stehen und warf einen Blick auf den Monitor.
„Bin ich bescheuert“, fragte er, „oder sind das tatsächlich Jem’Hadar-Angriffsraider, die da auf uns zukommen?“
Die Antwort ahnte er schon, bevor er sie hörte, ebenso die Innhaberin der Stimme.
Ein „Stimmt beides“ sagend, trat die kurvenreiche Gestalt seiner Freundin, Agatha Silverbird, aus dem Schatten und verschränkte die Arme vor der Brust. Irgendwie hatte Cal das Gefühl, das alles schon einmal erlebt zu haben, aber er konnte…
Er seufzte. Zwar liebte er die deutsche Sprache, aber es gab Momente, in denen die Englische doch praktischer war. So gab es im Englischen zum Beispiel die Phrase „I can’t put my finger on it“, eine Phrase die in dieser speziellen Situation hervorragend passte. Die deutsche Sprache kannte hier wohl den Ausdruck „Ich kann es nicht genau beschreiben“ oder „Ich weiß nicht so ganz genau“, aber „Ich kann nicht meinen Finger drauflegen“ war ihm zumindest nicht bekannt. Was schade war, schließlich war dies genau der Satz, den er für diese Situation gebrauchen konnte.
Er blickte seine Freundin an: „Haben die tatsächlich vor, Utopia Planitia platt zu machen?“
„Offenkundig, Cal.“, sagte die baldige XO ernst und deutete auf den Monitor: „Besonderes Interesse scheinen sie allerdings an unserer Werft gefunden zu haben, präziser gesagt, an deren Inhalt.“
Der Captain, der noch nicht wusste, dass er bald Captain werden würde, schaute seine Freundin an, erlaubte sich einen Bruchteil einer Milisekunde, um in ihren grünen Augen zu versinken, ehe er sich wieder der Situation widmete: „Verdammt.“


Kurz blinzelte er, merkte, wie sein Bewusstsein an die Oberfläche blubbern wollte, öffnete langsam die Augen und spürte, wie immer noch eine bleierne Müdigkeit auf ihm lag.
Was auch immer ihn sich so träge fühlen ließ, er war einfach nur gewillt, die ganze Sache ruhen zu lassen. Vor allem sich selbst. Sein Kopf sank träge nach vorne – vorne? Wieso vorne? Seine letzte Erinnerung hatte Agatha betroffen, wie ihr Kopf auf seinem Bauch gelandet war. Dann schoss ein gleißend-heller Lichtstrahl durch die Nebelbank seines Bewusstseins. Nur ein Wort – ein Gedanke.
Agatha.

Dieses Wort genügte, um die Benommenheit ein wenig zu vertreiben, er fand sich mehr ins Hier und Jetzt zurück. Verdammt, wo war er? Wo war Agatha?
Direkt neben sich nahm er eine Bewegung wahr – seine Augen registrierten wohl die Formen, aber sein Gehirn schien ausserstande, sich einen Reim auf diese Informationen zu machen. Vielleicht streikte es ja auch und wollte bessere Bezahlung?
Ein paar Mal blinzelte er, versuchte, sich nicht mit dämlichen Überlegungen abzulenken und versuchte, sich zu konzentrieren. Die Bewegungsquelle vor ihm wurde deutlicher. Es war auf jeden Fall ein humanoides Wesen, mit zwei Armen, zwei Beinen, einem Kopf.
„Wenn Du dich jetzt als Asgard herausstellst, schrei ich dich zusammen.“, murmelte Cal und blinzelte erneut. Dieses Mal schien sein Gehirn geneigt, sich genauere Konturen dieses Lebewesens vor ihm einzuprägen und so erkannte er schon einmal dass die Person, die ihm gegenüberstand, kein Asgard war. Dafür war sie viel zu groß, mochte so zwischen 1,78 und 1, 81 Metern Körpergröße rangieren und weiß neben einem unglaublich schönen Gesicht und einem sehr schönen, von einem Doktorkittel verdeckten Körper, flachsblonde, wellige Haare auf.
Er lächelte, als er sie erkannte.
„Miss Godefrey – dürfte ich fragen, was Sie mit uns vorhaben und warum wir gefangen genommen wurden?“
Sie lächelte und das machte sie noch schöner: „Warten Sie es ab, Captain Cat.“
Damit griff sie nach einer Gerätschaft, die er nicht großartig sehen musste, um sie genau zuordnen zu können. Es war ein Injektor.
„Träumen Sie schön, Captain.“, sprach sie, beugte sich vor und kurzer Schmerz eruptierte in seinem Hals. Cals Hände schossen vor, legten sich allerdings eher kraftlos auf ihre Schulter, als er sie anblickte: „Wo… woist … wo… ist…“
Das Lächeln, dass sich auf ihre engelhaften Züge legte, wurde so gütig, dass Cal sich am liebsten übergeben hätte, doch dann streckte sie ihre warme Hand nach ihm aus, setzte eine angemessene Menge an Kraft ein, um seinen Kopf nach links zu drehen und kurz bevor es dunkel um ihn wurde, sah er Agatha Silverbird die, wie vermutlich er ebenfalls, in einer Art Gestell eingeklemmt war und …


2375 – Utopia Planitia Flottenwerft – Mars

Die Explosionen rissen ihn ins Hier und Jetzt zurück, als die erste Angriffswelle der Jem’Hadar Angriffsjäger über sie hinwegraste. Er schüttelte zuerst seinen Kopf und danach – oder besser: währenddessen – eine nahezu unheimliche Benommenheit ab, die seinen Geist zu lähmen versuchte.
Er spürte die Wärme eines Körpers in seiner Nähe, schaute die Person vor sich an, die seine Hand gegriffen hatte und merkte, wie sich sein Mund zu einem Lächeln verzog, als er Agatha Silverbird wahrnahm. Schnell nahm er sie in den Arm, gab ihr einen Kuss, was sie zu einem verblüfften „EH?!“ hinriss.
„Einfach nur so“, lächelte er, wenngleich er tief in seinem Inneren spürte, dass mit der Antwort etwas nicht ganz stimmte. Sie schaute ihn verblüfft an, zuckte mit den Schultern und erwiderte den Kuss, als hinter ihnen eine Explosion das gesamte All grell zu erleuchten schien.
Cal und Agatha fuhren auseinander, als habe der Blitz zwischen ihnen eingeschlagen, dann eilten sie los, auf die Luftschleuse zu, hinter der sich der Eingang zur DRAGONFLY , der Experimental-Version, befand und versuchten, sie zu öffnen.
Wobei „Versuchen“ hier genau das richtige Wort der Wahl ist, denn ausser mehreren sehr schrägen, quietschigen Tönen, war aus der Luftschleusentür nicht viel Kooperation zu erwarten.
Agatha klappte ihren Tricorder auf und scannte das Schott.
„Hm“, machte sie und kratzte sich nachdenklich am Kopf, „Das Ding is komplett verzogen.“
Der Captain in spe konnte ihr ansehen, dass sie nicht wirklich begeistert war. Wunderte es ihn? Nicht wirklich, schließlich müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn die Jem’Hadar ausgerechnet ihr Experimental-Schiff in Ruhe ließen. Ob man ihnen nochmal die Möglichkeit bieten würde, den Vogel in die Luft steigen zu lassen, wagte er zu bezweifeln.
Tief seufzend schaute Cal seine XO an: „Ich nehme nicht an, dass wir die Tür mal eben mit einem Fingerschnippsen öffnen können?“
Und kaum, dass er die Frage zuende gestellt hatte, war ihm klar, dass die Antwort ein klares „Nein“ sein würde.
Verdammt.
Er merkte, wie er begann, sich hilfos und ohnmächtig zu fühlen und – wenn er ehrlich war – hasste er dieses Gefühl.
Und dann begann, die Sache noch unangenehmer zu werden. Er spürte, wie die Einschläge der Waffen immer näher kamen und war sich sicher, dass es das für sie sein würde. Gar nicht großartig darüber nachdenkend, was er tat, griff er seine XO, zog sie in seine Arme und drückte ihr erneut einen Kuss auf den Mund – und er fühlte, wie Energien seinen Körper zu durchpulsen begannen.
„HA!“, machte er und ließ sie los, „Das wäre doch gelacht, wenn wir die Tür nicht aufbekämen…“
Sprachs, und wollte gerade mit bloßen Händen die Tür aufschieben, als er einen lauten Krach hörte und er wusste, dass die DRAGONFLY unter dem Feuer der Jem’Hadar zerplatzt war.
Hier gab es keine Rettung und wenn er Pech hatte, würden die Jem’Hadar zurückkehren und sie ebenfalls aus dem Weltall pusten.
Er hörte neben sich ein Geräusch, sah, eine Materialisation und führte, ohne Nachzudenken seine Hand mit voller Wucht gegen den Angreifer. Schmerz durchpulste ihn, er taumelte zurück, und


Das Gesicht, dass er sah, wirkte sehr befremdlich. Nicht unheimlich, nicht gruselig, einfach nur – charakteristisch. Er wusste, in dem Moment, in dem sich dieser Jemand – wer auch immer er war – über ihn beugte, dass er aus seinem Traum gefahren sein musste.
„Wo…“, brachte er hervor und unterbrach sich, rappelte sich hoch und wurde im letzten Moment von diesem Mann mit diesem sehr charakteristischen Gesicht aufgehalten, dessen linke Wange eine deutliche Zeichnung trug. Irgendwie erinnerte es den Captain an Narbengewebe aber – er war sich nicht sicher.
Der Mann schaute ihn an und als er sprach, hörte er eine Stimme, die klang, als würde er mit Murmeln gurgeln – so wie Batman in Christopher Nolans „Batman begins“ oder „The dark Knight“ sprach, nur nicht gebrüllt, sondern sehr leise.
„Ruhig.“
Es war nur dieses eine Wort, aber es hatte eine ungeheure Macht. Cal hob den Blick, versuchte, sich zu konzentrieren. Dies war nicht die DRAGONFLY – das war ihm auf rudimentäre Weise klar und dennoch fühlte er sich - aus irgendeinem vermutlich sehr unterschwellig-präsenten Grund– sicher.
Der Mann mit der Narbe in der Wange wandte sich an eine Person ausserhalb seines Sichtfeldes und raunte: „Sagt Doc Cottle Bescheid, dass einer erwacht ist.“
Cal konnte nicht mehr, er sprang von seiner Liegestätte auf – einer Art Kapsel, wie er in diesem Moment merkte – taumelte, als seine Beine ihm den Dienst versagten und schaffte es, sich an einer weiteren Kapsel festzuhalten.
Was er dort sah, ließ sein Herz kurz aussetzen.
Er blickte in Commander Agatha Silverbirds attraktives, ebenmäßiges Gesicht, das momentan wirkte, als wäre es eine Totenmaske.
Narbengesicht meldete sich erneut, sprach in einer Art und Weise, die natürliche Authorität ausstrahlte.
„Bleiben Sie ruhig.“
Als der Captain ihn anblickte, stellte er fest, dass dieser Mann hier komplett fehl am Platze wirkte. Er war es zwar gewöhnt, Befehle zu geben, aber es würde Cal wundern, wenn er tatsächlich hier, in einem offensichtlichen Krankenrevier, Befehlsgeber wäre. Vermutlich wäre er hier, genauso wie alle anderen, eher Empfänger und das machte ihn zu…
Einem Captain.

Cals Augen beruhigten sich und er schaute sein Gegenüber genau an. Captain Narbengesicht trug eine Uniform, die ihm nicht bekannt vorkam, wirkte wie ein Mensch und schaute ihn an, als wäre er einerseits neugierig, wer er – Cal – wäre und andererseits besorgt, dass er wach sei.
„Captain…“, brachte Cal hervor, ehe er merkte, wie ein Hustenkrampf seinen Körper ergriff und schüttelte. Und sofort war eine hübsche Krankenschwester bei ihm, die ihn auffing, als sein Körper sank und ihn zu seiner Kapsel zurückgeleitete. Es war weder Gina, noch Natasi Godefrey. Erneut hob Cal seinen Blick, schaute zu Captain Narbengesicht und stellte seine erste Frage: „Wo ist Natasi Godefrey?“
Sein Ansprechpartner ließ sich eine etwaige Verblüffung nicht anmerken und Cal konnte nicht anders, als festzustellen, dass dieser Kerl vermutlich durch die „Leroy-Jethro-Gibbs-Schule für Knallharte Bastarde und eiskalte Hunde“ gegangen war und diese vermutlich sogar mit Auszeichnung und einem Diplom in „I don’t give a crap“ abgeschlossen hatte.
Aber er legte kurz den Kopf schief: „Ich kenne keine Natasi Godefrey.“
‚Merkwürdig’, schoss es Cal durch den Kopf, als er die nächste Frage stellte, die erfahrungsgemäß in dieser Situation immer passte: „Ich weiß, der Satz ist ein Klischee, aber – wer sind Sie und wo bin ich hier?“
„Dieser Satz ist wirklich ein Klischee.“, sagte sein Gegenüber und der Captain konnte sehen, wie ein gewisses amüsiertes Funkeln in Narbengesichts Augen zu bemerken war: „Sie sind auf dem Kampfstern GALACTICA . Mein Name ist Admiral William Adama.“

tbc
 
Kapitel 5 - Durch den Spiegel -

Man musste eigentlich kein großes Genie sein, um die Wahrscheinlichkeiten gegeneinander laufen zu lassen und zu vermuten, dass man hier vergackeiert wurde. Der Kommandant der DRAGONFLY starrte sein Gegenüber an, hob beide Augenbrauen und legte dann den Kopf schief.
„Kampfstern GALACTICA ?“, widerholte er die Worte, die Captain Narbengesicht – ‚Admiral William Adama’, korrigierte sich Cal im Kopf – gerade eben ausgesprochen hatte. Nun, zugegeben, es hatte schon merkwürdigere Situationen gegeben. Zwar fielen ihm ad hoc keine ein, aber, er war sich sicher dass es so war.
Sein Gegenüber schaute ihn kurz mit vollkommen regloser Mimik an, schien die Luft anzuhalten und sagte dann was, ohne großartig Luft holen zu müssen. Auch das erinnerte den Captain der DRAGONFLY wieder an den Gibbs’schen Weg der effizienten Atemtechnik, denn auch der leitende Chefermittler des NCIS-Teams benötigte offenbar wenig Luft.
„Allein die Höflichkeit gebietet, dass Sie sich vorstellen.“, murmel-gurgelte Adama und des Captains Kopf ruckte hoch: „Was? Oh – ja, klar, sorry.“
Damit nahm er Haltung an, wenngleich er sich ein wenig komisch dabei vorkam. Mit einem zackigen Salut stellte er sich vor - „Gestatten, mein Name ist Captain Calvin Nathan Cat.“ – und wandte sich dann um, die Kapsel betrachtend, in der Agatha zu schlafen schien. Er ging vor ihr in die Knie, kniff beide Augen zusammen und fuhr sanft, beinahe erführchtig über das Material, ehe er das charakteristische Geräusch von sich entsichernden Maschinengewehren hörte. Mit einem verblüfften „Hö?“ auf den Lippen wandte er sich in der Hocke um und sah sich zehn Maschinengewehrläufen gegenüber, hinter denen jeweils ein Soldat stand. Der Blick, den die Soldaten dem Captain zuwarfen machte es mehr als deutlich, dass sie ihn umbringen würden, sollte er sich bewegen, was jede Person, die mehr als zwei Hirnzellen ihr eigen nennen konnte, dazu brachte, perfekt still zu stehen. Dies war eine ungeschriebene Regel, die Cal aber anscheinend nicht kannte. Er blickte verblüfft zu Adama: „Darf ich Fragen, was das werden soll?“
Der Blick des Alten Mannes blieb auf ihn gerichtet und er erlaubte sich keine emotionale Reaktion, als er sagte: „Das würde ich auch gern wissen.“
Damit wandte er sich um, zu einer Person, die ausserhalb Cals Sichtweise war, sagte ein Wort – „ Author ?“ – und schenkte dann wieder dem Kommandanten der DRAGONFLY seine Aufmerksamkeit. Dieser hatte kurz überlegend die Stirn gerunzelt, fragte sich, was diese ganze Charade zu bedeuten hatte, als er Schritte hörte, die von schweren Armeestiefeln verursacht wurden.
‚Toll’, schoss es Cal durch den Kopf, ‚noch mehr Soldaten.’
Als er dann den Kopf hob und sich sein Blick auf die Bewegungen in der Entfernung einstellte, musste er schlucken.
„Das… das… kann nicht sein.“, schoss es ihm durch den Kopf, als er den Mann sah, der auf ihn zukam, vor ihm in die Hocke ging und ihn grinsend betrachtete.
„Bist Du endlich wach, ja?“, fragte er und Cal spürte, wie er sich verkrampfte.

Für Admiral William Husker Adama hatte der Tag sowieso schon etliche verwunderliche Wendungen genommen, sodass ihn die nächste Aktion des gerade Aufgetauten gar nicht überraschte. Wie von einer Sprungfeder abgeschossen, warf sich der kniende, junge Mann auf Author , sein Crewmitglied und ging mit ihm zu Boden. Und obwohl er innerlich daran dachte, zu agieren, sah er wie die Sicherheitsoffiziere ihm diese Handlung abnahmen – vielleicht ein bischen zu brutal, aber man war im Krieg.
Mit einem schnellen, effizienten Schlag hatte die blonde Starbuck , die ein Gewehr auf den Mann, der sich selbst Calvin Cat nannte, gerichtet hatte, selbiges genommen und es ihm auf den Kopf geschlagen. Der „Kommandant der DRAGONFLY “ sank neben Author auf den Boden und keuchte: „Traceless, ich erwische dich noch.“
„Wer ist Traceless?“, fragte Author , was den „Captain“ dazu nötigte, ihm ins Gesicht zu spucken: „Frag noch so doof. Ich kenn dich! Du bist Traceless!“
Der Mann hob verwundert die Augenbrauen: „Wer soll ich sein? Nein – ich bin Author . Meine Freunde nennen mich so. Allerdings heiße ich Calvin Nathan Cat.“

Ein paar Stunden zuvor
Kadett Calvin Nathan Cat, Callsign ‘ Author ’, jagte hinter einem Zylonenfighter her.
„Komm her, du Mistkerl, ich kriege dich doch!“, schrie er und lies seine Viper mehrere Salven spucken.
Der Fighter explodierte und Cal konnte sich nicht zurückhalten. Er schrie jubilierend auf, ließ die Viper eine Siegesrolle durchführen und hämmerte mit der Linken lachend gegen seinen Oberschenkel.
„Calvin! Benehmen Sie sich“, erklang Kara ‘ Starbuck ’ Thraces Stimme aus dem Interkom, „Werden Sie nicht übermütig!“
„Ma’am, Sie kennen mich doch. Ein gewisses Maß an Freude und Leidenschaft kommt auch bei mir unterkühltem Fisch manchmal durch!“, grinste er und steuerte seine Viper, zusammen mit den anderen, zurück in den Hangar.

„Was haben Sie sich dabei eigentlich gedacht?“, fragte Starbuck in einem nicht unbedingt angesäuerten, aber doch um Erklärung bittenden Tonfall.
„Naja, er war dabei zu entkommen - das wollte ich verhindern.“, sagte Cal und schaute die hübsche Frau an, „War das falsch?“
„Sie haben ihren Sektor verlassen - normalerweise wäre er in Kats Sektor gewesen!“, sagte Starbuck und lächelte, bevor sie flüsterte: „Wobei eine kalte Dusche diesem Stimjunkie auch nicht schadet.“
Cal grinste ebenfalls, bevor er zur auf ihn zustapfenden - ja, was war sie eigentlich? Das Wort Latina blitzte in seinem Kopf auf, aber vielleicht war sie gerade das nicht. Egal.
Er schaute also die auf ihn zustapfende Latina an, die vor ihm stehen blieb und die Hände in die Hüften stemmte: „Klasse gemacht, CalVIN . Das war mein Abschuss!“

Louanne " Kat " Katraine, eine ungefähr 26 Jahre alte Viperpilotin, war so ziemlich alles andere, sie war nur nicht nett.
Starbuck hatte selbst einige Probleme mit ihr.
Wenn Kat etwas nicht ausstehen konnte, war das, wenn man ihr vor der Nase rumflog und ihre Felle davonschwommen.
Über letzteres brauchte sie sich bei Cal keine großen Sorgen zu machen, aber ersteres hatte der Kadett schon des öfteren getan.
Calvin Nathan Author Cat war genau das - eigentlich ein Autor, der sich zum Viperdienst gemeldet hatte, nachdem er ursprünglich auf die Akademie gegangen war und dort bis zum dritten Lehrjahr kam.
Dann gab es einen Unfall, der nicht ihn, sondern seine damalige Freundin betraf - welche in ihrer Viper bei lebendigem Leibe verbrannte.
Verständlicherweise schob dies einige Jahre lang einen Riegel vor die Fortsetzung der Viperpilotenausbildung und so hatte er sich entschlossen, sein Glück als Journalist und Autor zu machen, womit er auch Erfolg hatte.
Nur, wie man so schön sagt, währt nichts ewig.

Nachdem die Zylonen die zwölf Kolonien angegriffen hatten, und Commander Adama den Kriegszustand erklärte, fiel Cal, der gerade eine Reportage über die Ausserdienststellung der GALACTICA machen sollte, schockbedingt in Ohnmacht, um genau zu sein, in ein mehrere Wochen anhaltendes Koma.
Aus selbigem erwacht und sich wieder in Form gebracht, erfuhr er, das Viperpiloten gesucht werden, und Cal entsann sich auf seine alten Fähigkeiten.
Er meldete sich, und wurde tatsächlich genommen.

Der inzwischen 43 Jahre alte Cal lächelte Kat nachsichtig zu, bevor er aufstand und ihr zunickte: „Stimmt, es war dein Abschuss, Kat. Tut mir leid.“
Bevor Kat auch noch irgendwas sagen konnte, sprang die GALACTICA auf Alarmstufe Rot.
 
„Was haben wir?“, fragte Commander William ‘Bill’ Adama, damaliges Callsign ‘ Husker ’, seinen ersten Offizier Colonel Saul Tigh, der über die interstellare Karte gebeugt stand, und versuchte, genaue Koordinaten auszumachen.
„Nicht-identifizierter Ruf, Bill. Er kommt vom dritten Planeten in diesem Sonnensystem.“, sagte Tigh und Bill griff nach dem Mikrophon: „An alle Viperpiloten! Wir empfangen ein nicht-identifiziertes Signal aus dem Gammasektor des Sonnensystems. Erhöhte Alarmbereitschaft, ich wiederhole, erhöhte Alarmbereitschaft. Eine Patrouille soll sich die Sache ansehen.“

„Okay, Ladies, los, los, los!“, trieb Kara Thrace ihre Leute an, schaute zu Cal und zu Sharon ‘ Athena ’ Agathon, und deutete an, das diese mit ihr diese Patrouille, beziehungsweise den Aufklärungsflug zum Gammasektor unternehmen würden.
Cal salutierte, setzte sich seinen Helm auf und schwang sich in die Viper, während Sharon ihre Raptor bestieg.
„Was meinst Du, was wir da finden werden, Sharon?“, fragte Cal und er konnte durch das Fenster der Raptor sehen, wie die hübsche Asiatin mit den Schultern zuckte.
Der Kadett besah sie sich für eine Millisekunde und stellte fest, dass die Zylonen bei dieser Frau gute Arbeit geleistet haben.

Sharon Valerie war eine Zylonin.
Um genau zu sein, war sie das Modell Nummer 8 von insgesamt 12. Insgesamt 12 Zylonen, die Menschlich wirkten, obwohl sie es eigentlich gar nicht waren. Sie waren eher sehr fortschrittliche Androiden.
Es hatte an Bord des Kampfsternes GALACTICA schon vorher eine Sharon Valerie gegeben, deren Rufname „ Boomer “ war und die ein Verhältnis mit Chief Galen Tyrol gehabt hatte. Diese „ Boomer “ war ein Schläfer gewesen und hatte in ihren unterschiedlichen Phasen, in denen ihr Zylonenprogramm aktiv war, einiges an Chaos an Bord der GALACTICA veranstaltet - vom Zerstören der Wassertanks bis zum Anschlag auf ‘den alten Mann’ William Adama.
Es war damals ganz schön knapp gewesen, beinahe hätte der Commander nicht überlebt.
Doch, nachdem er es geschafft hatte, allen Widrigkeiten zum Trotz, und nachdem man sie, Sharon, gefangen genommen hatte - wurde Boomer von einem Mitglied von Tyrols Deckgang erschossen.

Und so dachte man, dass man Sharon Valeri verloren habe - wie man sich irrte, sah man einige Wochen später, als Karl Helo Agathon eine weitere Sharon von Caprica mitbrachte.
Natürlich war man zuerst überrascht, dann verängstigt und sperrte Sharon in eine Zelle, wo sie erstmal die nächsten Wochen blieb, um strategische Informationen über die Zylonen zu geben.
Irgendwann hatte Sharon ihren „ Helo “ geheiratet, es hatte ja schon damals auf Caprica zwischen den beiden gefunkt, und die beiden hatten sogar ein Kind bekommen.
Nachdem man sie in die Gesellschaft reintegriert hatte, erlaubte man ihr sogar, Raptors zu fliegen und man gab ihr ein neues Rufzeichen: „ Athena .“

Cal lächelte der hübschen Zylonin zu, hob kurz die Faust, reckte den Daumen in die Höhe und wandte sich dann an Kara, die inzwischen ebenfalls in ihre Viper eingestiegen war: „Spielplan, Starbuck ?“
„Die übliche Methode. Die Viper flankieren den Raptor bei der Annäherung und dann schauen wir weiter.“
„Yesma’am.“

Man flog zum Gammasektor des Sonnensystems eine gute Viertel Stunde, währenddessen wurde das Signal, das man auffing, immer stärker.
„Ein ziemlich auffallendes Signal.“, lächelte Sharon in ihrem Raptor.
„Aber wir haben keine Ahnung, wo genau es herkommt.“, sagte Starbuck .
Dann hatte man auch schon den Planeten erreicht, und man konnte Cal unbehaglich schlucken hören.
„Ich glaube, die Quelle des Signals ist das da.“, sagte er und deutete vorraus.
„Also, was auch immer es ist - ein Basisstern ist es nicht.“, sagte Sharon, „und die Bauweise kommt mir auch nicht bekannt vor.“
Das Objekt, das im Orbit um den Planeten schwebte, war ungefähr so groß wie die GALACTICA , der Grauton der Hülle war heller, als der Grauton der GALACTICA - und die Form war mehr als ungewöhnlich.
„‘Schnittig’ wäre eine treffende Bezeichnung.“, schoss es Kara durch den Kopf, als sie sich das Schiff ansah, „Und dabei von anmutiger Schönheit. Wie eine... Libelle.“
Starbuck , hast Du eine Ahnung, was das sein könnte?“, erklang Sharons Stimme im Interkom.
Die Viperpilotin schüttelte den Kopf: „Nein, aber ich glaube, Du solltest mal schauen, ob jemand zu hause ist. Das Standardgrußprogramm, okay?“
„Okay.“

Sharon betätigte mit flinken Fingern die Tasten der dafür vorgesehenen Konsole und nickte, als sie die Reflexionen des Lichtimpulses, den ein großer Scheinwerfer in Richtung des anderen Schiffes sandte, wahrnahm.Was sie allerdings ein wenig störte, war der Fakt, dass keine Reaktion auf diese Sendung von Standardgrüßen erfolgte.
„Kommt schon, sagt einfach, dass es euch gut geht, und wir lassen euch in Ruhe.“

Wie häufig sie diesen Satz gesagt hatte, wusste sie nicht, sie wusste nur, dass sie nach mindestens 3 vollständigen Umrundungen des Schiffes mit ihrer Raptor, die Nase voll hatte und beschloss, etwas Anderes auszuprobieren. Sie ließ einen Signaldurchlauf starten und nach ein paar Minuten hatte sich das Radio der Raptor auf das Signal, das sie in erster Linie hergelotst hatte, eingependelt.
„Es kommt vom Planeten.“, erklärte sie und schaute auf ihre Instrumente: „Soweit ich das sehen kann, ist der Planet lebensfreundlich, aber er hat eine geringe Gravitation. Ich würde daher davon abraten, Flugübungen ohne Viper zu machen.“

Cal war der Erste, der aus seiner Viper hüpfte, und das Fliegen erlernte.
Einzig der herankommende Raptor, an dessen Scheibe er sich festhielt, bewahrte ihn vor einem Ausflug in die Unendlichkeit.
Nachdem Sharon gelandet war, stieg sie aus und schaute ihn amüsiert-mißbilligend an: „Was tust Du da?“
„Rumhängen?“, war die nicht sehr intelligente, nicht sehr schlagfertige, Gegenfrage des Kadetten.
Er ließ sich zu Boden gleiten und schaute sich um.
Sandstürme waren was Feines - die Sicht war auf Minimalkomfort zurückgewichen und einzig und allein der Scanner konnte die drei Abenteurer und Piloten zur Struktur führen.

Die Tür öffnete sich und Kara hatte ihre Waffe in der Hand.
Der Blick Cals glitt über die Waffe und er sah sie fragend an.
„Nehmen Sie ebenfalls ihre Waffe, Kadett.“, sagte Kara etwas schärfer, sodass Cal direkt gehorchte.
Mit schussbereit gemachten Pistolen drangen sie ins Innere vor.

Das Innere der Struktur war alles andere als heimelig.
Zunächst mal war es Dunkel, bis auf einige diffuse Lichter und Lampen, die auch nicht gerade wirklich wirksam, versuchten Licht ins Dunkel zu bringen. Aber auch hier war eher der Wunsch der Vater des Gedanken.
Darüber hinaus schien die Kulisse dazu geeignet, einen Horrorfilm zu drehen, soviel Sand und Staub hatte sich schon über das Interieur gelegt und Kara erkannte in den Schatten immer wieder zylonesque Formen. Sie war aber nicht die Einzige.
Auch Sharon und Cal sahen sich von diesen Hirngespinsten betroffen - insofern es Hirngespinste waren.
Man schritt in nahezu-absoluter Dunkelheit und absoluter Geräuschlosigkeit (bis auf die eigenen Schritte und das Hören des eigenen Atmens war wirklich absolut kein akustisches Ereignis wahrnehmbar) einen langen, dunklen Gang entlang.
„Somewheeeere over the rainbow…“, vergewaltigte Cal einen Klassiker von - wem auch immer - um die Stille zu brechen.
Dies tat er ohne Vorwarnung und absolut effektiv.
Zu effektiv.
Kara fuhr herum, packte ihn am Kragen und zog ihn zu sich, sodass sich die Helme berührten: „Wenn Sie das noch einmal machen, Author , nehme ich Ihnen den Helm ab!“
Cal schluckte, taumelte, nachdem sie ihn losgelassen hatte, ein paar Schritte nach hinten und stieß gegen eine Art Konsole.
Sofort sprangen, mit einem mörderischen Krach, die elektrischen Komponenten an - Licht flackerte auf und - ein Sharonhologramm erschien: „Willkommen in Forschungsstation Data Drei. Wie kann ich Ihnen helfen?“
Beende das Programm.“, sagte Sharon und ihre holografische Doppelgängerin verschwand im digitalen Datennirvana.

Kara deutete voraus.
Direkt voraus weitete sich der Korridor zu einem großen Raum, ungefähr 1500 Quadratmeter groß, der vollgepackt mit irgendwelchen Kapseln schien.
Die Viperpilotin trat an die erste heran, rieb die Raureifschicht von der Kapsel und spähte hinein.
Eine junge Frau, Anfang zwanzig, mit einem durchtrainierten Körper und kupferroten Haaren, lag in dieser Kapsel.
„Leute, ich hab was.“, sagte sie und ging zur nächsten Kapsel, in der wieder eine Frau, diesmal mit flachsblonden Haaren, lag, „Scheint mir eine Art Zylonenexperiment zu sein.“
Sharon trat an eine Kapsel heran und wischte den Rauhreif von dieser fort.
Ein junger Mann, ebenfalls Anfang Zwanzig, mindestens 2 Meter groß, muskulös, mit kurzen, blonden Haaren.
Sie schritt zur nächsten Kapsel, rieb den Rauhreif ab und keuchte entsetzt auf.
„Sharon!“, schrie Cal und rannte auf sie zu - doch im Nu hatte Sharon ihre Waffe entsichert und auf Cal angelegt, „Ich weiß nicht, wer oder was du bist - aber komm nicht näher!“
Kara trat auf Sharon zu und runzelte die Stirn: „Was ist denn?“
Sharon deutete auf die Kapsel: „Sag Du es mir.“
Nun griff auch Kara nach ihrer Waffe und legte auf Cal an, der immer noch da stand, die Arme erhoben und das Gesicht ein einziger Ausdruck des Unglaubens: „Was ist denn mit euch beiden? Raumkrank? Bekloppt? Besoffen?“
Sharon deutete auf die Kapsel: „Erkläre mir mal bitte, wie dieser Junge hierherkommt.“
Cal trat näher - und glaubte, dass ihm übel wurde.
In der Kapsel lag - er selbst, im Alter von zwanzig Jahren.

Cal kämpfte mit der Übelkeit, aber er überrumpelte seinen eigenen Körper, und rang das Gefühl, sich übergeben zu müssen, nieder.
Gut - in dieser Stasiskapsel lag eine Person, die genau wie er aussah, als er zwanzig Jahre alt gewesen war.
Sicher, es war mehr als unwahrscheinlich, dass dieser Junge in dieser Kapsel ihm einfach nur aus Zufall ähnelte.
Dennoch fühlte er sich von der durch die auf ihn gerichteten Waffen und die damit einhergehende, doch unausgesprochene Anschuldigung, ein Klon zu sein - oder, was noch schlimmer war, ein Zylonenschläfer zu sein, extrem ungerecht.
Athena , ruf mehrere Raptoren hierher - wer auch immer diese Personen sind, ich will sie von diesem Planeten entfernt wissen.“, befahl Starbuck und hatte die Waffe immer noch auf Cal gerichtet, während Sharon sich auf zur Raptor machte.

„Kara“, versuchte Cal die Sache ein wenig zu entschärfen und trat mit erhobenen Händen auf sie zu, „glaub mir, ich fühl mich wie ein Mensch!“
Die Entladung der Waffe war in ihrer Lautstärke kaum zu ertragen, das Projektil verfehlte den Kopf des Piloten nur um Milimeter und steckte nun ihm Beton des Gebäudes fest.
Cals Kinnlade klappte herunter.
„Bleib da stehen, verfrakkter Zylone.“, sagte Kara im besten Soldatenton, den sie zu stande brachte, „Wenn du dich rührst, knall ich dich ab!“
Damit bewegte sie sich auf ein Gerät zu, dass man durchaus als Steuerungseinheit identifizieren konnte - aber wer wusste bei einem Zylonengerät schon, wofür die unterschiedlichen Schalter da waren?
Die Pilotin behielt ihren Auszubildenden im Auge, während Sharon von der Raptor zurückkehrte.
„Ich habe die GALACTICA erreicht und mindestens ein Dutzend Raptoren angefordert.“, sagte sie und Kara schaute zu ihr: „Sag mal, kennst Du dich mit diesen Geräten aus?“
Sharon nickte: „Es ist eine Standardstasiskapsel vom Typ Mag 3.“
„Meinst Du, du kannst sie deaktivieren?“
„Natürlich kann ich das. Nur, wäre es nicht ratsam. Es ist nicht klar, ob dieser junge Mann in der Stasiskapsel nicht vielleicht auch ein Zylon ist.“, sagte Sharon und warf einen zweifelnden Blick zu Cal und dem Mann in der Kapsel, „Obwohl ich dieses Modell nicht kenne, muss es nicht heißen, dass es dieses nicht gibt.“
„Dann warten wir lieber auf kompetentes Entscheidungspersonal.“, gab Cal zu bedenken, was wieder dazu führte, dass Kara knapp an seinem Kopf vorbeischoss und Sharon ihn mißtrauisch anschaute.
„RUHE, verfrakkter Toaster, sagte ich!“, kam es von Starbuck .
„Danke, denkst du über jeden Zylonen so?“, fragte Sharon, worauf hin Starbuck nickte: „Jeden Zylonen, bis auf dich. Du hast deine Position uns gegenüber eindeutig bewiesen.“
Der Kadett seufzte und trat ein paar Schritte nach hinten, bis er an der Wand angelangt war.
„Darf ich mich setzen?“, fragte er und ließ sich nach einem Erlaubenden Nicken von Starbuck nieder.

Er konnte zwar fühlen, ein Mensch zu sein, aber so hatte auch Boomer empfunden - so hatte man ihm zumindest erzählt. Erst im Laufe der Zeit war sie hinter ihre eigene Doppelidentität gekommen und hatte versucht, sie zu bekämpfen, was nicht gerade von Erfolg gekrönt worden war.
Aber - er hatte noch keine Sabotageaktion versucht, noch nicht versucht irgendwen umzubringen... er fühlte sich einfach im Recht. Er war kein Zylone.
Was bedeutete, dass er das Original war.
Im Umkehrschluss hieß dies weiterhin, dass dieses Wesen in der Stasiskammer ein Zylone war.
Woher bezogen die Toaster eigentlich den genetischen Bauplan des Menschen? Sogar die leicht ergrauten Strähnen, die er mit Zwanzig schon hatte, und die Lachfalten hatten sie hinbekommen.
Ob Sharon mit ihnen unter einer Decke steckte? Ob sie in Wirklichkeit mit den Zylonen paktierte?

Vor seinem Inneren Auge sah er die Szenerie deutliche Horrorqualitäten annehmen.
Sharon hätte die GALACTICA nicht gerufen. Stattdessen hätte sie Kontakt zum nächsten Basisstern aufgenommen und während sie überlegt hätten, was zu tun wäre, wären draußen einige Raider, sowie eines der Schiffe, mit denen Starbuck und Athena auf Caprica geflogen waren, gelandet.
Und während sie ahnungslos gewesen wären, hätten die Zylonenzenturionen, begleitet von einer Sharoneinheit, einer Gina-Shelia-Godefrey-Einheit und einer Leobeneinheit, die Forschungseinrichtung beträten und dann zugegriffen.
Er hätte die Hitze gespürt, als der Blaster der Sharoneinheit sich in seine Beine entladen hätte, dann die Wärme als die Hände der Asiatin nach seinem Hals gegriffen und die Panik, als sie ihm effektiv die Luftzufuhr unterbrochen hätten. Dann wäre er in eine barmherzige Ohnmacht gefallen.
Doch während er darüber nachgrübelte, fiel ihm die Manöverkritik ein, die Starbuck geschrieben hatte, als es um ihren zweiten Kriegsaufenthalt auf Caprica ging.
Derartige Kontingentenstärken verwendeten Zylonen nicht für drei Viperpiloten.
Stattdessen würde sich ein betäubendes Gas im Komplex freisetzen, was sowohl Kara, als auch ihn, schnell zu Boden schicken würde. Und um Sharon würde sich das System, insofern Sharon nicht in den Plan involviert war, ebenfalls kümmern, und sie mit einem EMP lahmlegen.

‘Was tut dieser verfrakkte Toaster dort?’, dachte sich Starbuck , als sie zu Cal herüberblickte, der sich an die Wand lehnend hingesetzt hatte, und nachdenklich in die Luft zu starren schien.
Wenn er denn wirklich starrte und nicht interne Kalkulationen startete, Simulationen, in denen er sich eine Siegchance errechnete, die er in einem offenen Zweikampf gegen sie und Sharon haben würde. Vielleicht überlegte er auch, Sharon auf seine Seite zu ziehen?
Schließlich war sie eine Zylonin und vielleicht überlegte er, auf Mitleid zu spielen.
In wie weit konnte sie Sharon vertrauen?
Diese Frage stellte sich im Grunde nicht, schließlich hatte Sharon inzwischen oft genug bewiesen, auf welcher Seite sie stand.
Dennoch war Kara ein klein wenig mißtrauisch.
Nicht gerade ein guter Charakterzug, seinen Crewmitgliedern zu mißtrauen, aber, die aktuelle Situation machte es nunmal erforderlich. Sie wäre eine Närrin gewesen, würde sich ihr Mißtrauen nicht in Momenten wie diesen melden.
Kara schaute zu Sharon hinüber und bemerkte, wie sie angespannt die Konsole studierte.
Was überlegte sie da gerade?
Athena ?“, fragte sie, entsicherte ihre Waffe und legte auf Sharon an, „Was zum Frak tust Du da?“, fragte sie.
„Ich überlege, ob es vertretbar ist, diesen Jungen aus der Stasis zu wecken.“
„Du hast selbst gesagt, dass du es für keine gute Idee hältst.“, sagte Starbuck und Sharon nickte: „Du hast recht - aber falls Admiral Adama befielt, dass wir ihn wecken, möchte ich auch ungerne den falschen Knopf drücken.“

Sharon war gar nicht wohl bei der Situation.
Sie konnte sich beim besten Willen an kein Modell erinnern, dessen Spezifika auf Cal zutrafen - was nicht bedeutete, dass sie diesen Gedanken von vornherein abschreiben sollte.
Welche anderen Möglichkeiten ließen einen doppelten Cal zu?
Es könnte sein Zwilling sein, dann wäre der Cal in der Kapsel aber genau so alt, wie der Cal ausserhalb der Kapsel.
Und danach wurden die Theorien, die ihr elektronisches Gehirn binnen Nanosekunden aufstellte, immer unglaubwürdiger.
Die Chance, dass es per Zufall einen Menschen gab, der genau so aussah, wie Cal vor 20 Jahren ausgesehen hatte, war verschwindend gering, und auch ein prädestinationales Paradoxon, meinend, das Cal eigentlich vor zwanzig Jahren geboren wurde und dann wieder um dieselbe Zeit in die Vergangenheit versetzt worden war, nur um sich selbst hier zu finden, und sich selbst zurückzusenden, war zwar ein Stoff, den Cal als Autor gut verwenden konnte, der aber als Erklärung für die aktuelle Situation extrem weit hergeholt war.
Nein, es gab für die aktuelle Situation nur eine logische Erklärung - eine logische, und eine eher unwahrscheinliche.
Die logische Erklärung war, das Cal ein Zylon war und dieser Körper einer seiner Klone.
Die unwahrscheinliche Theorie stützte sich auf die These des Multiversums, also eines Parallelen Alls und auf die Idee von Zeitreisen und intermultiversalem Verkehr.
Und wenn sie so darüber nachdachte, würde sie Cal zwar die unwahrscheinlichere Theorie wünschen, aber es blieb bei der logischen Erklärung.
Cal war ein Zylone.
 
Auch Cal hatte sich seine Gedanken gemacht.
Der Komplex besaß eine holografische Sharon, warum sollte nicht auch ein holografischer Cal-als-Teenager existieren?
Was ihn wieder zu der Theorie führte, das Sharon sie alle hinters Licht führte und vorhatte, sie ihrem Volk zu überstellen um - weiß der Geier was mit ihnen zu tun.
Im für ihn Schmeichelhaftesten Fall würde man ihn als Kreuzungspartner einsetzen, im zweitschmeichelhaftesten Fall würde man ihn und Kara betäuben, in eine Art Matrix einklinken und von ihnen sowohl Geheimnisse über die Flotte, als auch Kampfkenntnisse aller Art extrahieren.
Der realistischere Fall sähe jedoch ganz nüchtern dergestalt aus, dass man sie, ihn und Kara, töten würde, wie auch immer.
Doch, ein Teil in ihm weigerte sich, Sharon, die liebe, nette Sharon, als Verräterin zu sehen und hoffte, dass es noch andere Erklärungen gäbe.
Die Logischste jagte ihm einen Schauer über den Rücken.
Er wäre ein Zylone, er würde, wie Boomer , irgendwann durchdrehen, auf jemanden schießen, und selbst erschossen werden. Und niemand würde ihm hinterhertrauern.
Die Leute, mit denen er sich umgab, seine Freunde - sie alle würden vorgeben, das er nie existiert habe - was er ja in gewisser Weise auch nie hatte.
Diesen Gedanken wollte er schnell aus seinem Kopf verbannen - er existierte, was bedeutete, dass dieser Cal in der Stasiskammer eine wie auch immer geartete Fälschung war.
Und als er mit diesen Gedanken abgeschlossen hatte, spürte er, wie Sharon eine Hand an seine Wange legte und ihm tief in die Augen schaute.

„Sharon, was hast du vor?“, fragten sowohl Cal, als auch Starbuck .
„Für Klarheit sorgen.“, antwortete die junge Asiatin und schaute noch angestrengter in die Augen des Mannes.
Nach ein paar Minuten wurde es ihm zu dumm: „Wenn Du vorhast, mich zu hypnotisieren, musst Du mindestens jetzt sowas sagen wie ‘Du wirst gaaanz müde.’“
„Halt die Klappe, Cat, ich versuche hier deine Unschuld zu beweisen!“, sagte Sharon.
In Cals Blick zeichnete sich Unverständnis ab.
„Okay.“, lächelte Sharon und ließ ihn wieder los.
Sie wandte sich an Starbuck : „Wenn Du die Meinung eines Zylonen hören willst - er ist keiner.“
„Wie mich das freut.“, sagte Cal leise.
Starbuck war nicht sonderlich überzeugt, was man ihr deutlich ansah: „Und wie hast Du das herausbekommen?“
„Seine Augen - sie sind lebhaft, im Gegenteil zu denen eines Zylonen. Unsere Augen neigen dazu, zwischenzeitlich ein wenig ausdruckslos zu werden.“, lächelte Sharon.
Cal stand auf und ging zu Sharon: „Stimmt das?“
Man konnte eindeutig hören, das Erleichterung in seiner Stimme mitschwang.
Sharon nickte ihm zu, doch sie schien alles andere als Aufrichtig bei der Aussage gewesen zu sein.
Für Starbuck reichte es jedoch.

„Gut, nachdem sie vorläufig rehabilitiert sind, Mister Cat, können Sie uns vielleicht wirklich sagen, wer dieser Junge ist.“, fragte Kara und deutete auf die Kapsel.
Cal trat näher und besah sich das Gesicht, das eigentlich ihm gehörte - er schüttelte den Kopf.
„Nun, als Sci-Fi-Autor gefragt, würde ich sagen, dass ich das bin. Die Idee dahinter wäre, dass ich, durch irgendeinen Zufall, in einer Stasiskapsel lande. Irgendein Faktor zwingt mich in dieses Kryohibernationsgerät und sendet mich um zwanzig Jahre zurück, wo ich meine…“
„Die Idee hatte ich auch schon.“, lächelte Sharon, „ich empfand sie aber als unhaltbar. Was mir sonst noch einfiele, wäre, dass es wirklich eine Art Klon deiner Person ist, Cal.“
„Was mich zur Frage bringt, wer sowas tun sollte? Ich meine, das Universum hält EINEN Calvin Cat schon kaum aus, was passiert dann erst, wenn Zwei von der Sorte auftauchen?“, grinste Cal, während Starbuck erschrocken die Luft einsog: „Das passt doch ins Bild!“
Cal und Sharon schauten die Kampfpilotin erschrocken an: „Was passt ins Bild?“
„Naja, erst der Untergang der Kolonien, dann diese Odyssee - und nun wird das große Geheimnis offenbart, der Grund für die Zerstörung des normalen Gefüges ist“, Starbuck machte eine dramatische Kunstpause, ehe sie grinsend weitersprach: „Die Reanimation eines zweiten Calvin Cat. Das verkraftet das Universum auch nicht.“
Cal und Sharon schauten überrascht zu Starbuck , ehe sie anfingen, lauthals loszuprusten.
Das Gelächter hallte eine Weile durch die leeren Räume.

Nachdem man sich beruhigt hatte, ging man dazu über, sich buchhalterisch zu betätigen, und eine Inventur vorzunehmen.
Mit Taschenlampe und Schreibblock, sowie Stift bewaffnet, ging man Reihe für Reihe durch und zählte die Eingefrohrenen. Des weiteren führte man Buch, wes Geschlechtes die Eingefrohrenen waren, sowie andere äußerliche Merkmale.
An der Kühleinheit, in der die junge, rothaarige Frau lag, verharrte Cal und konnte nicht umher, von der Schönheit der Frau wie hypnotisiert zu sein.
Dann riss er sich zusammen und wartete, zusammen mit Sharon und Kara auf Verstärkung.

Die raue Stimme Bill Adamas war deutlich zu hören.
Cal, Sharon und Starbuck saßen in Bill Adamas Büro, zusammen mit Laura Roslin und Präsident Doktor Gaius Baltar, und gaben einen Bericht ab.
„Und Sie sind sich sicher, dass diese Insassen der Kapseln absolut ungefährlich sind?“, fragte Adama erneut nach und Cal schaute zu Sharon.
Die Zylonin nickte: „Ich habe bei keinem der Personen eine Zylonenaura festgestellt.“
„Auch mein Zylonendetektor hat nichts gefunden.“, sagte Baltar.
Er spürte, wie sich sein Körper ein wenig versteifte, und seine Traumfrau, Natasi, die Frau, mit der alles angefangen hatte und die sich als Zylonin entpuppte, zärtlich seinen Nacken kraulte.
„Du glaubst ihr doch wohl nicht, oder, Liebster?“, hauchte sie ihm ins Ohr und er wusste, dass sie in zu manipulieren versuchte und die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge bei ihr zu verschwimmen neigten. Das war das erste Problem, am ‘Zusammenleben’ mit ihr. Das Zweite war, dass sie eigentlich sofort Antwort auf den von ihr gegebenen Input erwartete, und dies manchmal an ziemlich ungünstigen Stellen und einem grandiosen Fehltiming.
Das heißt, eigentlich war das Timing gar nicht schlecht - wenn man darauf aus wahr, ihn, Baltar, lächerlich zu machen.
“Und ich glaube Ihnen, Miss Agathon.“, sagte Baltar und beantwortete somit indirekt Natasis Frage. Die hübsche Blonde schüttelte den Kopf: „Du bist manchmal extrem leichtgläubig, Gaius.“

Man brachte die Kapseln und deren Innsassen auf die GALACTICA , wo Doktor Cottle sich um die Reanimation der Personen kümmerte.
Nach ein paar Stunden war Cal ebenfalls auf der Krankenstation, zusammen mit Starbuck und Sharon, und betrachtete die Rothaarige erneut.
Author , wo starren Sie da wieder hin?“, fragte Starbuck .
„Er schaut wieder zur Rothaarigen.“, grinste Sharon, „Sie gefällt ihm wohl.“
„Kann man nachvollziehen.“, raunte ein, in diesem Moment die Krankenstation betretender Admiral Adama und blickte den Piloten an, ehe er sich an die hübsche Zylonin wandte: „Und Sie halten es für sicher, diese Dinger an Bord zu bringen, Athena?“
Die Angesprochene nickte: „Ich bin mir hundertprozentig sicher, Sir..
„Darf ich mal darauf hinweisen, dass der Typ da aussieht, wie ich, nur vor knapp 20 Jahren?“, ließ Author seiner Neugierde freien Lauf und blickte die hübsche Asiatin an, „Erscheint das niemandem hier ein wenig verdächtig?“
„Vielleicht ist er ein Zylone, aber möchtest Du nicht wissen, wie die Toaster an deine DNS kommen?“
Die Frage, von einer samtweichen Stimme gestellt, ließ den Piloten herumfahren. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen sah er zu der Frau, die gerade die Krankenstation betreten hatte und die ihre Fliegeruniform wie ein Cocktailkleid trug.
Gerade in Momenten wie diesen war er froh, über einen umfangreichen Wortschatz zu verfügen und gerade in Momenten wie diesen verfluchte er sich dafür, diesen Wortschatz nicht anwenden zu können.
Mit hübschen Frauen zu sprechen war eben auf Papier einfacher, wenn die Antworten ebenfalls aus der Feder des Schriftstellers kamen.
„Ha… hallo Bu… Bullseye.“, stammelte er und schaute sie an, vollkommen im Moment gefangen und vollkommen unempfänglich zu dem, was ihm ihn herum geschah.

Erst, als Adama ihn aufforderte, sich den Zylonen anzusehen, erst, als die beiden Cats aufeinander trafen und erst, als Cal seinem jüngeren Ebenbild – Doppelgänger – Zylonenklon -was auch immer – erklärt hatte, wer er war und er ihn deutlich erkennen konnte, war die Situation deutlich. Cal und Cal – also Author und der Andere hatten nur zwei Worte zu sagen, die die Situation beschreiben sollten. Laut Cottle, Starbuck und Sharon taten sie es hervorragend. Die Worte lauteten: „Oh Scheiße.“

To be continued
 
Back
Top